»Deutschland war viermal Weltmeister im Fußball, dreimal im Handball und ist jetzt sogar Weltmeister im Basketball. Aber am allerliebsten ist Deutschland Exportweltmeister. Das sind wir sechsmal hintereinander gewesen, von 2003 bis 2008.«
(Quelle: Exportweltmeister wird Deutschland wohl nie wieder)
Wie hat es Deutschland schaffen können, in den Jahren 2003 bis 2008 ganz oben auf dem Export-Treppchen zu landen? Dazu Moritz Kraemer, der Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) mit einem Rückblick: »Rund um das Jahr 2000 gab es zwei wichtige Entwicklungen: Die Eurozone wurde geschaffen und China öffnete sich den Märkten. Der Euro erlaubte es – weil er für unsere Unternehmen unterbewertet war – der deutschen Wirtschaft, kompetitiv in neue Märkte vorzudringen. Das hätte mit der D-Mark nie geklappt. Da sich gleichzeitig China öffnete, entstand dort eine riesige Nachfrage. Von dieser Nachfrage haben deutsche Unternehmen besonders stark profitiert, denn sie konnten die Güter liefern, die besonders gefordert waren: Maschinen und Autos.«
Die Exportquote deutscher Unternehmen »lag noch in den 1990er-Jahren etwa bei 20 Prozent, heute liegt sie bei 45 Prozent. Kein Land hat so von der Globalisierung profitiert wie Deutschland. Doch die Effekte dieser Sonderkonjunktur haben sich erschöpft. Was die Chinesen früher aus Deutschland importierten, stellen sie mittlerweile selbst her. Mehr noch: Sie konkurrieren mit deutschen Unternehmen in Drittmärkten. Dabei sind die Güter aus China meist billiger und manchmal sogar besser.«
Die deutsche Wirtschaft ist in hohem Maße exportorientiert und damit auch exportabhängig. Annähernd jeder vierte Arbeitsplatz hängt vom Export ab. Gleichzeitig ist Deutschland als rohstoffarmes Land ebenso auf Importe angewiesen, insbesondere im Energiebereich.
Wer sind die wichtigsten Handelspartner Deutschlands? Und bei welchen Gütergruppen sind wir (aus deutscher Sicht) besonders gut, bei welchen hingegen sind wir von Importen aus anderen Ländern abhängig? Da hilft ein Blick in die Außenhandelsstatistik des Statistischen Bundesamtes.
Schaut man sich die 20 wichtigsten Handelspartner Deutschlands an (gemessen am Außenhandelsumsatz, also Exporte + Importe), dann zeigt sich für das Jahr 2023 die folgende Rangfolge:
Über den deutschen Außenhandel im Jahr 2023 berichtet das Statistische Bundesamt im Februar 2024:
»Mit einem Außenhandelsvolumen von 253,1 Milliarden Euro war die Volksrepublik China im Jahr 2023 im achten Jahr in Folge Deutschlands wichtigster Handelspartner. Allerdings war das Handelsvolumen mit China nur 0,7 Milliarden Euro höher als das Handelsvolumen mit den USA (252,3 Milliarden Euro), nachdem die Differenz im Jahr 2022 noch bei 50,1 Milliarden Euro gelegen hatte. Im Jahr 2023 ging der deutsche Warenverkehr mit China jedoch deutlich um 15,5 % gegenüber 2022 zurück, während der Handel mit den Vereinigten Staaten leicht um 1,1 % zulegte.« Mit China gab es im Jahr 2023 »ein Handelsdefizit von 58,4 Milliarden Euro. Das war nach dem Rekord-Defizit von 86,1 Milliarden Euro im Jahr 2022 das zweitgrößte Handelsdefizit mit China seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1950.«
»Die meisten deutschen Exporte gingen im Jahr 2023 wie bereits seit 2015 in die Vereinigten Staaten. Dorthin wurden Waren im Wert von 157,9 Milliarden Euro exportiert … Demgegenüber standen Importe aus den USA im Wert von 94,4 Milliarden Euro … Damit erzielte der deutsche Außenhandel mit den USA einen Exportüberschuss von 63,5 Milliarden Euro (2022: 62,9 Milliarden Euro).«
Bei den Exportüberschüssen knüpft Deutschland wieder an die Jahre vor der Corona-Pandemie und den Verwerfungen durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine an, wie man der folgenden Abbildung entnehmen kann:
Bei welchen Ländern sind wir gut und bei welchen schlecht aufgestellt? Die komparativen Vor- und Nachteile im Jahr 2023
Mit Blick auf diese 20 wichtigsten Handelspartner ergibt sich hinsichtlich der komparativen Vor- und Nachteile (bei der die Differenz von Exporten und Importen in Relation gesetzt wird zum jeweiligen Außenhandelsumsatz mit dem Land) für das Jahr 2023 das folgende Bild:
Und was wurde besonders intensiv exportiert und importiert? Dazu das Statistische Bundesamt:
2023 wurden Kraftwagen und Kraftwagenteile im Wert von 268,2 Milliarden Euro aus Deutschland exportiert. »Kraftwagen und Kraftwagenteile waren damit weiterhin Deutschlands wichtigste Exportgüter. Auf den Rängen 2 und 3 der wichtigsten deutschen Exportgüter folgten wie in den Vorjahren Maschinen mit einem Wert von 223,1 Milliarden Euro (+5,5 %) und Chemische Erzeugnisse im Wert von 140,7 Milliarden Euro (-14,5 %).«
Diese Struktur bildet sich auch bei den Exportüberschüssen der deutschen Volkswirtschaft ab:
»Nach Handelsgütern betrachtet erzielte Deutschland im Warenverkehr mit Kraftwagen und Kraftwagenteilen den höchsten Exportüberschuss: Der Warenwert der im Jahr 2023 aus Deutschland exportierten Kraftwagen und Kraftwagenteilen überstieg den Importwert um 119,6 Milliarden Euro … Auf Rang 2 lagen Maschinen mit einem Exportüberschuss von 118,4 Milliarden Euro … und auf Rang 3 Pharmazeutische Erzeugnisse mit einem Überschuss von 38,8 Milliarden Euro.«
Bei welchen Gütern sind wir gut und bei welchen schlecht aufgestellt? Die komparativen Vor- und Nachteile im Jahr 2023
Die Datengrundlage sind die Export- und Import-Zahlen für 98 Warengruppen nach dem Warenverzeichnis der Außenhandelsstatistik. Die 20 wichtigsten Warengruppen bestimmt man – wie auch bei den Handelspartnerländern – durch die Berechnung des Außenhandelsumsatzes (Exporte + Importe) und dann die Berechnung der komparativen Vor- bzw. Nachteile in Prozent. Das Ergebnis sehen Sie hier in der Abbildung.
Es gibt noch eine andere, etwas größere Zusammenfassung der Warengruppen zu Gütergruppen vom Statistischen Bundesamt und wenn man mit der die komparativen Vor- und Nachteile berechnet, dann wird ganz besonders gut erkennbar, wie die deutsche Volkswirtschaft von Seiten des Außenhandels strukturiert ist: