Von der Verlagerung der Produktion in Billiglohnländer zur Rückverlagerung in die Nähe der Absatzmärkte. Und China? Die haben ihre Arbeiter einfach nach Europa geschickt

Sie haben in der Vorlesung schon einiges gelernt über die Globalisierung, die seit Jahren in aller Munde ist. Nach den Ihnen vorliegenden Materialien wissen Sie, dass es auch schon früher, viel früher eine große Globalisierungswelle gegeben hat, in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg.

Aber die Hyperglobalisierung der letzten Jahre (die für uns heute vor allem mit China verbunden wird) ist auch nicht plötzlich vom Himmel gefallen, sondern hat eine längere Entwicklungsgeschichte. Und am Anfang stand die Textilindustrie. Die steht zum einen paradigmatisch für die Verlagerung eines ganzen Wirtschaftszweigs in Billiglohnländer und für zahlreiche negative Folgen der Globalisierung, auf der anderen Seite erkennt man seit einigen Jahren eine gewisse Rückverlagerung der Produktion aus den asiatischen Ländern wieder in die Nähe der europäischen Absatzmärkte.

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Der Big-Mac-Index: Was ein (angeblich) homogener Fleischklumpen mit der Kaufkraft und den Wechselkursen von Währungen zu tun haben soll

Sie erinnern sich (hoffentlich): Bei der Behandlung des so bedeutsamen Themas Bruttoinlandsprodukt (BIP) wurde hinsichtlich der in der VWL überaus wichtigen internationalen Vergleiche darauf hingewiesen, dass man aufpassen muss, wenn die BIP-Werte unterschiedlicher Werte in einer Währung ausgewiesen werden, üblicherweise ist das der US-Dollar. Auf der einen Seite ist das notwendig, um die in ganz unterschiedlichen Währungen ausgewiesenen BIP-Werte vergleichen zu können, auf der anderen Seite muss man berücksichtigen, dass dabei normalerweise die jeweiligen Währungen zum aktuellen oder in dem betrachteten Jahr durchschnittlich gegebenen Wechselkurs zum US-Dollar umgerechnet werden. Das aber kann problematische Folgen haben.

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Die deutsche Zahlungsbilanz 2022

Die Bundesbank hat in ihrem Monatsbericht März 2023 einen Beitrag veröffentlicht zum Thema: Die deutsche Zahlungsbilanz für das Jahr 2022. Schauen wir uns zuerst einmal die Zusammenfassung an:

»Der Leistungsbilanzüberschuss der deutschen Volkswirtschaft ging 2022 im Verhältnis zum nominalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 3 1⁄2 Prozentpunkte auf 4 1⁄4% zurück. Dies ist der größte Rückgang seit der deutschen Wiedervereinigung und der niedrigste Wert des Saldos seit 2003. Ausschlaggebend war der deutlich gesunkene Überschuss im Warenhandel. Dahinter stand die massive Verschlechterung des außenwirtschaftlichen Tauschverhältnisses (Terms of Trade). Verursacht wurde sie von den stark gestiegenen Preisen für Energie und andere importierte Rohstoffe. Die deutsche Dienstleistungsbilanz verschlechterte sich ebenfalls. Hierzu trugen die grenzüberschreitenden Reiseausgaben bei, die sich auf das Niveau vor der Coronavirus-Pandemie ausweiteten. Der Saldo der Primär- und Sekundäreinkommen blieb mehr oder weniger unverändert. Der gesamtwirtschaftliche Finanzierungssaldo sank relativ zum BIP, da sich die gesamtwirtschaftliche Ersparnis stark verminderte. Ursächlich war der Rückgang der in der Pandemie gestiegenen Sparquoten der Haushalte und nichtfinanziellen Unternehmen. Das Defizit im Staatshaushalt ging etwas zurück. Viele fiskalische Maßnahmen im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie liefen zwar aus. Dafür kamen aber umfangreiche neue Unterstützungsmaßnahmen als Reaktion auf die Energiekrise und die hohe Inflation hinzu.«

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Was haben die Bibel und auch der Koran mit der Volkswirtschaftslehre zu tun?

Ich hatte in der Vorlesung kurz darauf hingewiesen, dass man die Bibel bzw. Teile davon durchaus als ein volkswirtschaftliches Lehrbuch lesen und interpretieren kann. Natürlich in der diesem Sammelband entsprechenden ganz eigenen Sprache, aber es kommt ja auf die Inhalte an.

Beispielsweise findet man im Alten Testament durchaus eine Vorstellung von dem, was wir als Konjunkturzyklus besprochen haben, also vereinfacht gesagt das Auf und Ab der wirtschaftlichen Entwicklung. In der Bibel wird von den „sieben fetten und den sieben mageren Jahren“ gesprochen. Das müssen wir uns einmal genauer anschauen. Zugleich ist das wirklich ein ökonomisches Lehrstück, was ich Ihnen hier berichten kann.

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Wohlstands-Indikatoren: Alternativen zum Bruttoinlandsprodukt

Sie erinnern sich – wir haben in der Vorlesung bereits über die Kritik an der zentralen Kennzahl der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR), dem Bruttoinlandsprodukt (BIP), gesprochen. Seit Jahrzehnten wird von vielen versucht, Alternativen der Wohlstandsmessung zu konzipieren. In der Vorlesung habe ich Ihnen als ein für Deutschland relevantes Beispiel den Nationalen Wohlfahrtsindex (NWI) vorgestellt und erläutert. Aber es gibt da noch eine Menge mehr.

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Nicht nur gepulte Nordsee-Krabben, auch die bei vielen beliebten Cashew-Kerne machen eine ziemlich lange Reise

Erinnern Sie sich, als ich Ihnen in einer der vergangenen Vorlesungen davon berichtet habe, dass die bei manchen beliebten, bei anderen eher mit großer Distanz betrachteten Nordsee-Krabben, die dann als „frische Krabben“ an der Küste unter die Leute gebracht und in Brötchen oder auf einem dieser Fisch-Teller verspeist werden, schon eine echt lange Zeit nach dem Fang auf Weiterreise verbracht haben, bevor sie auf einem Krabbenbrötchen & Co. landen. Der eine oder andere wird es sicher im ersten Moment für einen schlechten Witz gehalten haben, als Ihr Dozent ausgeführt hat, dass die in der Nordsee gefangenen Krabben zum Pulen nach Marokko transportiert und dann von dort aus wieder zurück. Dem war und ist tatsächlich so seit vielen Jahren.

Um nur ein Beispiel aus der langjährigen Berichterstattung zu nennen, kann man in diesem im Oktober 2015 veröffentlichten Artikel schauen: Die lange Reise der Krabben nach Marokko und zurück, so ist der überschrieben. Dort kann man lesen: »Gerade mal knapp fünf Prozent des Garnelenfangs wird nach Angaben der Erzeugergemeinschaft der Krabbenfischer direkt in Deutschland geschält. Die Hauptfangmenge gelangt auf 6000 Kilometer weiten Transportwegen nach Marokko und wieder zurück. In der nordafrikanischen Stadt Tétouan werden die Tierchen aus dem hohen Norden von Frauenhand gepult – viel schneller, als Maschinen es könnten, und preiswerter noch dazu … In der marokkanischen Stadt sind mehr als 1000 Frauen im Einsatz, die Nordseekrabben per Hand zu schälen. Sie erhalten dafür einen Monatslohn, der umgerechnet bei unter 200 Euro liegt.«

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Die eine große Zahl – das Bruttoinlandsprodukt (BIP)

Die VGR mit der zentralen Kennzahl Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist von fundamentaler Bedeutung für das Wirtschaftsleben – an der Veränderung des BIP wird nicht nur allgemein
das Wirtschaftswachstum festgemacht, sondern auch die konjunkturelle Entwicklung. Und gerade in der Politik ist die Fokussierung auf das BIP und seine Veränderung von großer Bedeutung.

Zu der besonderen Bedeutung des BIP in Politik und Wirtschaft vgl. auch diesen Artikel: Regieren nach Zahlen. Dort wird über die Arbeit des Politikwissenschaftlers Philipp Lepenies berichtet, der die Rolle, die statistische Indikatoren in der modernen Politik spielen, untersucht hat. „Indikatoren wird heutzutage eine einmalige und wichtige instrumentelle Rolle zugeschrieben“, so Lepenies, der das Forschungszentrum für Umweltpolitik der Freien Universität Berlin leitet. „Der renommierte amerikanische Ökonom Joseph Stiglitz hat das folgendermaßen ausgedrückt: Was wir messen, bestimmt unser Verhalten. Und wenn wir falsch messen, handeln wir falsch.“ Seit einigen Jahren schon gibt es in mehreren OECD-Staaten Bemühungen, Regierungen durch die Etablierung sogenannter alternativer Wohlfahrtsindikatoren dazu zu bewegen, sich weniger um Wirtschaftswachstum und stärker um die Erhöhung der Lebensqualität und der Zufriedenheit der Bürger zu kümmern.

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Neben der Nachfrage- gibt es auch die Angebotsseite der Volkswirtschaft. Und die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik. Die schaut gerade auf den Mittelstand

In der Ihnen vorliegenden Foliensammlung zur Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) mit dem BIP im Zentrum habe ich Ihnen auch diese Übersichtsdarstellung zur gesamtwirtschaftlichen Angebots- und Nachfrageseite eingebaut:

Schon in der bisherigen Vorlesung und zuletzt im letzten Blog-Beitrag sind Sie konfrontiert worden mit John Maynard Keynes und der mit ihm verbundenen „nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik“, die – wie der Name schon sagt – das Augenmerk schwerpunktmäßig auf die Komponenten richtet, die in der Abbildung oben als Bestimmungsfaktoren der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage skizziert sind. Besonders bei einer rezessiven, krisenhaften Entwicklung der Wirtschaft sollen dann – Stichwort „deficit spending“ – Maßnahmen ergriffen werden, die über die Nachfrageseite einen entsprechenden Stimulus in die Wirtschaft geben, um dort die Wachstumskräfte der Wirtschaft zu befördern.

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Von (aus dem Ruder laufenden?) Staatsschulden, dem BIP als hilfreiche Basis für die Interpretation von Milliarden-Beträgen sowie die Frage: Was ist das mit dieser „Schuldenbremse“? Und am Ende erneut Keynes

Diejenigen Studierenden, die sich an der Übungsveranstaltung beteiligen, werden sich an die Aufgabe mit dieser Abbildung erinnern:

Auf den ersten Blick ist die Botschaft eindeutig: Die Staatsverschuldung – mit kleinen Unterbrechungen – wächst und wächst. Im vergangenen Jahr hat sie die für die allermeisten Menschen sicher unvorstellbare Größenordnung von 2,37 Billionen Euro erreicht. Wo soll das nur enden? Wer soll das jemals zurückzahlen (können)? Das sind Fragen, die vielen durch den Kopf gehen.

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Von wegen nur Klingelbeutel: Die beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland, die Kirchensteuer und andere Steuermittel

Ich hatte Ihnen am Anfang der letzten Vorlesung zwei aktuelle Presseartikel zu zwei scheinbar überhaupt nicht zusammenhängenden Themen zur Verfügung gestellt. Zum einen der Beitrag Was mit der Sparkassen-Filiale alles wegfällt, in dem Filialschließungen und der Abbau von Bankautomaten am Beispiel von Brandenburg beschrieben wurden, zum anderen den Artikel Kirchen müssen viele Gebäude aufgeben, dem Sie entnehmen können, dass die beiden großen christlichen Kirchen, also die evangelische und die katholische Kirche, in den kommenden Jahren zahlreiche Immobilien werden abstoßen müssen. Wir haben dann über Gemeinsamkeiten der beiden scheinbar unverbunden nebeneinander stehenden Beispiele gesprochen und das mit der Begrifflichkeit von Angebot und Nachfrage einzuordnen versucht.

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