Immer wieder diese Seltene Erden und China mit seinem Monopol – und jetzt Indien (als Hoffnungsträger)?

Ihnen ist sicherlich deutlich geworden, welche enorme grundsätzliche Bedeutung diese Seltene Erden in der modernen Wirtschaftswelt haben und wie hoch problematisch die monopolistische Stellung Chinas bei der Förderung und vor allem der Weiterverarbeitung ist (China fördert etwa 60 Prozent des globalen Vorrats an seltenen Erden, bei der Raffinierung besitzt China gar 90 Prozent der Kapazitäten). Regelrecht schmerzhaft wurde das deutlich in den zurückliegenden Wochen, als China massive Exportbeschränkungen gegen die USA und andere Länder verhängt hat, darunter auch Deutschland.

Man kann es nicht oft genug wiederholen – die Unverzichtbarkeit des EInsatzes von Seltenen Erden angesichts der Tatsache, wo die an sich sehr kleinen Mengen die Funktionsfähigkeit ganzer Industriezweige sicherstellen bzw. ihr Fehlen zu erheblichen Produktionseinbußen führen würde. Deshalb hier noch einmal zur Illustration einige Beispiel, wo Seltene Erden eine unverzichtbare Rolle spielen – in Bereichen, an die viele mit Sicherheit bei diesem Thema nicht denken würden und von denen viele für Ihr Leben ganz selbstverständlich sind:

PermanentmagneteNeodym-Eisen-Bor-Magnete (NdFeB) sind in Elektromotoren, Windkraftanlagen, Festplatten, Kopfhörern und vielen anderen Geräten zu finden. Neodym ist dabei ein wichtiger Bestandteil dieser Magnete. Neodym sorgt als Magnet beispielsweise für die richtige Leistung und den besseren Bass in Lautsprechern.
KatalysatorenSeltene Erden, wie Cer, werden in Katalysatoren für Verbrennungsmotoren eingesetzt, um die Emissionen zu reduzieren.
PoliturenSeltenerdoxide werden in Polituren für Glas, Spiegel und andere Oberflächen verwendet, um Kratzer zu entfernen und einen glänzenden Zustand zu erhalten.
Metalllegierungen
Seltene Erden können Metalllegierungen zugesetzt werden, um deren Eigenschaften zu verbessern. Beispielsweise werden sie in Nickel-Metallhydrid-Batterien (NiMH) eingesetzt. 
LeuchtmittelEuropium, Terbium und Yttrium werden in Leuchtstoffen für Energiesparlampen und Leuchtdioden (LEDs) verwendet, um verschiedene Farben zu erzeugen.
MedizintechnikGadolinium wird in der Magnetresonanztomographie (MRT) als Kontrastmittel eingesetzt.
Glas und KeramikSeltene Erden können als Zusatzstoffe in Glas und Keramik verwendet werden, um deren optische Eigenschaften zu verändern oder die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen.
BildschirmeSollen Flachbildschirme Farbfernsehen ermöglichen, brauchen sie jede Menge Leuchtstoffe. Eine ganze Reihe von Seltenen Erden stecken deswegen hinterm Bildschirm – so zum Beispiel Terbium für grün und Europium für rot. Wenn das fehlt, werden nur schwarz-weiße Bilder übermittelt.
BrillenDie Seltene Erde Lanthan kommt bei Brillen mit besonders dünnen Gläsern und bei Ferngläsern zum Einsatz.

Das ist wohlgemerkt nur ein Auszug aus den vielfältigen Anwendungsfeldern, die alle eine Relevanz für unser Alltagsleben haben. Damit wird nochmals unterstrichen, dass es wirklich wichtig ist, dass Sie die Entwicklungen bei der (Nicht-)Verfügbarkeit dieser Rohstoffe verfolgen.

Nun könnte der eine oder andere nach der Darstellung der gegenwärtigen chinesischen Monopolstellung bei der Förderung und vor allem auch Weiterverarbeitung der Seltenen Erden in eine depressive Phase fallen. Da könnte es hilfreich sein, wenn man auch „positive Botschaften“ im Sinne von „(Fast) kein Monopol ist von Dauer“, es gibt Konkurrenz und die wird dann auch die Abhängigkeit von China reduzieren, serviert bekommt.

Zugleich kann man an den folgenden Ausführungen auch lernen, dass ein Monopolist, der seine marktbeherrschende Stellung für kurzfristige Effekte missbraucht, sich mittel- und langfristig selbst in die Knie schießen kann, weil dann die anderen Marktteilnehmer gezwungen sind, sich Alternativen zu suchen oder eine eigene Förderung aufzubauen, auch wenn die viel teurer wäre als die des bisherigen Monopolisten.

Wie wäre es beispielsweise mit Indien als einem der neuen Hoffnungsträger?

Vor dem dargestellten Hintergrund der besonderen Rolle Chinas wird man bei solchen Aussagen hellhörig:

»Wenn alles nach Plan läuft, könnte Deutschland diese wichtigen Ressourcen künftig aus Indien beziehen.«

Das zumindest behauptet Lars-Eric Nievelstein in seinem Beitrag Indien-Plan könnte China schaden – Alternative bei seltenen Erden? Wie kommt man zu so einer Aussage? »Tatsächlich könnte sich Indien als Alternative zu China herausstellen, was die Lieferungen von seltenen Erden und anderen wichtigen Rohstoffen angeht. Genau wie andere Staaten hat Indien größere Probleme mit den chinesischen Exportbeschränkungen. Jetzt plant das Land, seine eigenen Vorräte anzuzapfen und die Produktion auszubauen. Experten zufolge könnte Indien hier China als Hauptversorger ablösen – allerdings brauche es dazu wesentlich mehr privates und öffentliches Investment.«

»Konkret untersuchen indische Offizielle bereits, wie der Staat die staatliche Firma Indian Rare Earths (IREL) dazu einsetzen könnte, die Produktion von Seltenerdelementen zu fördern.«

Hintergrund: Seltene Erden sind nicht wirklich selten in der Natur, allerdings sind sie vielfach an andere Mineralien gebunden, was eine meist chemische Bearbeitung erfordert, um sie davon zu trennen.

»Zwar verfügt Indien über kleinere Reservoirs als China, aber die US Geological Survey geht von 6,9 Millionen Tonnen aus. Global wären das die drittgrößten Reserven. Außerdem verfüge Indien über 35 Prozent der weltweiten Depositen an Strand- und Sandmineralien. Diese stellen … eine wichtige Quelle für seltene Erden dar. In einer Analyse legte EY offen, dass Indien über „signifikante“ Vorkommen an seltenen Erden verfüge, die in verschiedenen Sanden verborgen lägen. Diese Sandvorkommen beinhalten Monazit, das wiederum aus wichtigen Elementen wie Thorium oder verschiedenen seltenen Erden besteht. Darunter befinden sich auch Neodym und Terbium.«

Das sind doch aus unserer Sicht erfreuliche Nachrichten – oder?

»Mittels der sogenannten „National Critical Mineral Mission“ (NCMN) will Indien einen „effektiven Rahmen“ dafür schaffen, im Sektor kritische Rohstoffe unabhängig zu werden. Diese Strategie hat das Land allerdings erst 2025 gestartet – die Ergebnisse dürften daher noch eine Weile auf sich warten lassen.«