Studien

… und weitere Materialien zu Themen aus der Welt der Wirtschaft

Michael Hüther et al. (2023): Zukunft Erdgas. Wie viel brauchen wir noch und was kommt dann? IW-Policy Paper Nr. 5/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Mai 2023
»Erdgas ist für Deutschland in den letzten drei Dekaden immer wichtiger geworden, sei es für das Heizen von Gebäuden, die Bereitstellung von Prozesswärme in der Industrie oder die Stromerzeugung. Dabei ist die Importabhängigkeit bei Erdgas in den vergangenen Jahrzehnten auf fast 100 Prozent angestiegen, wobei der größte Teil der Importe aus Russland kam. Dementsprechend schwer wurde die deutsche Energieversorgung im vergangenen Jahr durch den Ausfall seines größten Gaslieferanten getroffen.  Ein Teil davon kann inzwischen durch den vermehrten Import von Flüssiggas kompensiert werden.«

Matthias Diermeier und Melinda Fremerey (2023): Solidarische Sanktionsmehrheit. IW-Kurzbericht, Nr. 37/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Mai 2023
»Noch immer stehen 71 Prozent der Deutschen hinter den Sanktionen gegen Russland – und das obwohl knapp zwei Drittel dieser Sanktionsbefürworter denken, die Sanktionen schadeten primär Deutschland.«

Markus Demary und Niklas Florian Taft (2023): Die Energieabhängigkeit der Bankkredite: Eine empirische Untersuchung. IW-Report, Nr. 31/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Mai 2023
»Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat die Vulnerabilität der Bundesrepublik Deutschland gegenüber russischen Energieimporten, insbesondere beim Erdgas, aufgezeigt. Durch eine drohende Gasmangellage ist der Gaspreis massiv gestiegen, was vor allem die energieintensiven Unternehmen, die Erdgas für die Stromerzeugung, aber auch für die Erzeugung von Prozesswärme nutzen, vor große Herausforderungen gestellt hat. Wenn Kreditnehmer von stark steigenden Energiekosten betroffen sind, so stellt sich die Frage, inwieweit Risiken für Banken aus der Energiekrise entstehen.

Gunter Rieck Moncayo (2023): De-Dollarisierung der Weltwirtschaft? Warum der Renminbi nicht als neue Leitwährung taugt, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, Mai 2023
»In jüngster Zeit tauchten vermehrt Meldungen über eine vermeintliche De-Dollarisierung der Weltwirtschaft auf. Die Dominanz des US-Dollars bei der Finanzierung des internationalen Handels sowie seine herausgehobene Rolle als Reservewährung würden demnach durch den Aufstieg des Renminbi und den Aufbau eines BRICS-eigenen Zahlungssystems bedroht.«

Agatha Kratz et al. (2023): EU Battery Investments Cushion Drop to Decade Low. Chinese FDI in Europe: 2022 Update. A report by Rhodium Group and the Mercator Institute for China Studies (MERICS), Berlin: Mercator Institute for China Studies (MERICS), May 2023
»Chinesische Investitionen in der EU und Großbritannien sind im vergangenen Jahr vor allem in den Batteriesektor geflossen. Das zeigt, wie wichtig Europa für die Expansion von Chinas Unternehmen im Bereich E-Mobilität ist.«

Coraline Goron and Junjie Zhang (2023): Pathways Towards a Just Transition to Carbon Neutrality in China, Shanghai: Friedrich-Ebert-Stiftung, May 2023
»Im September 2021 erklärte Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen, dass sein Land 2030 den Höhepunkt seiner Emissionen erreichen und 2060 klimaneutral sein werde. Die Erreichung dieses Ziels liegt jedoch nicht allein in den Händen der Planer in Peking, sondern der unzähligen Lokalregierungen im zweit-bevölkerungsreichstem Land der Erde. In Zusammenarbeit mit der FES Shanghai hat ein Forschungsteam der Duke Universität in Kunshan untersucht, wie unterschiedliche Strategien der chinesischen Lokalregierungen sozial wirken. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie eine sozial gerechte Klimawende gelingen kann.«

Ben Bernanke and Olivier Blanchard (2023): What Caused the U.S. Pandemic-Era Inflation?,  May 23, 2023
»We answer the question posed by the title by specifying and estimating a simple dynamic model of prices, wages, and short-run and long-run inflation expectations. The estimated model allows us to analyze the direct and indirect effects of product-market and labor-market shocks on prices and nominal wages and to quantify the sources of U.S. pandemic-era inflation and wage growth. We find that, contrary to early concerns that inflation would be spurred by overheated labor markets, most of the inflation surge that began in 2021 was the result of shocks to prices given wages, including sharp increases in commodity prices and sectoral shortages. However, although tight labor markets have thus far not been the primary driver of inflation, the effects of overheated labor markets on nominal wage growth and inflation are more persistent than the effects of product-market shocks. Controlling inflation will thus ultimately require achieving a better balance between labor demand and labor supply.«

Pinelopi K. Goldberg and Tristan Reed (2023): Is the Global Economy Deglobalizing? And if so, why? And what is next?, March 2023
»Data on global trade as well as capital and labor flows indicate a slowdown, but not reversal, of globalization post the 2008-09 financial crisis. Yet profound changes in the policy environment and public sentiment in the largest economies over the past five years suggest the beginning of a new era. Increasing anxiety about the labor market effects of import competition from low-wage countries, especially China, laid the groundwork, but was not the catalyst for the reversal in attitudes towards globalization. Similarly, the COVID pandemic provided novel arguments against free trade based on global supply chain resilience, but neither the pandemic nor short run policy response had enduring effects on trade flows. We demonstrate that global trade was remarkably resilient during the pandemic and that supply shortages would likely have been more severe in the absence of international trade. After a temporary decline in 2020, global trade in goods and services increased sharply in 2021. Russia’s invasion of Ukraine raised new concerns about national security and the exposure of supply chains to geopolitical risk. This was followed by demands to diversify away from “non-friendly” countries and to the employment of trade policy, export restrictions in particular, to halt China’s technological development. The future of globalization is highly uncertain at this point, but these new policies will likely slow global growth, innovation, and poverty reduction even if they benefit certain industries in certain countries. Regarding resilience, the main goal of recent trade policy changes, measures of trade volatility or concentration can be helpful, but resilience will be elusive as long as we lack benchmarks against which policy performance can be measured.«

Gustav A. Horn (2023): In einer Zeit des Umbruchs. Eine Analyse zentraler Befunde des Forschungsverbunds „Ökonomie der Zukunft“ zu Trends und Entwicklungen der globalen Arbeitsteilung. Forschungsförderung Working Paper Nr. 289, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, Mai 2023
»Die globalen Ökonomien befinden sich in einer Umbruchszeit. Digitalisierung, die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine und der Kampf gegen den Klimawandel verschieben die Parameter der globalen Arbeitsteilung. Während manche schon von De-Globalisierung sprechen, zeichnet das vorliegende Working Paper ein differenzierteres Bild des aktuellen Stadiums der Globalisierung. Aus den Befunden des Forschungsverbundes „Ökonomie der Zukunft“ der Hans-Böckler-Stiftung destilliert es Veränderungsmuster und Trends – und beschreibt auf dieser Basis wirtschaftspolitische Handlungsoptionen für Deutschland.«

Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) (2023): Politik in der Pflicht: Umweltfreundliches Verhalten erleichtern. Sondergutachten, Berlin, Mai 2023

Thomas Haipeter et al. (Hrsg.) (2023): Soziale Standards in globalen Lieferketten. Internationale Richtlinien, unternehmerische Verantwortung und die Stimme der Beschäftigten, Bielefeld 2023
»Die Verletzung internationaler Arbeits- und Sozialstandards entlang der Lieferkette ist bei global agierenden Unternehmen eher die Regel als die Ausnahme. Mittlerweile sind solche Firmen allerdings durch die Gesetzgebung gefordert, nach der Idee der Corporate Social Responsibility Verantwortung für die Beschäftigten ihrer Zulieferer zu übernehmen. Die Beiträger*innen zeigen Hintergründe dieser Verpflichtung auf und stellen Instrumente zur Durchsetzung sozialer Standards vor. Zu diesen Instrumenten zählen globale Rahmenabkommen und Lieferkettengesetze ebenso wie CSR-Richtlinien und digitale Tools. Es zeigt sich, dass bei der Durchsetzung sozialer Standards vor allem Workers‘ Voice und Mitbestimmung zählen: Abhilfe ist nur möglich, wenn Missstände auch benannt werden.«

Tomaso Duso und Alexander Schiersch (2023): Cloud-Lösungen können Produktivität steigern, in: DIW Wochenbericht Nr. 20/2023
»Cloud-Computing ist für Unternehmen eine kostengünstige und flexible Art der IT-Nutzung, ohne dass Investitionen in die eigene, teure und starre IT-Infrastruktur notwendig sind. Daher wird erwartet, dass die Nutzung von Cloud-Diensten sich in geringeren IT-Investitionen niederschlägt und zugleich die Produktivität erhöht. Ob dem tatsächlich so ist, wird mit Hilfe von aktuellen aggregierten Daten und speziellen Unternehmensdaten für die Jahre 2014 und 2016 nachgegangen. Es zeigt sich, dass die Verwendung von Cloud-Computing in keinem der untersuchten Wirtschaftszweige mit signifikant geringeren IT-Investitionen einhergeht. Allerdings findet sich für das Verarbeitende Gewerbe ein positiver Zusammenhang zwischen der Arbeitsproduktivität von Unternehmen und der Nutzung von Cloud-Computing. Um Chancen der Cloud-Technologie voll auszuschöpfen und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu erhalten oder gar zu steigern, sollte der Staat die Rahmenbedingungen verbessern, unter anderem indem er den Ausbau der Breitbandinfrastruktur – wo notwendig – unterstützt. Darüber hinaus ist eine aufgeschlossenere Haltung gegenüber innovativen Technologien in Unternehmen und Gesellschaft notwendig.«

Jürgen Matthes (2023): Deutsche Direktinvestitionen in China. Kaum Diversifizierung. IW-Kurzbericht, Nr. 35/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Mai 2023
»Die deutschen Direktinvestitionsbestände in China überstiegen im Jahr 2021 erstmals die Marke von 100 Milliarden Euro. 2022 kamen noch 11,5 Milliarden Euro hinzu. Der Anteil Chinas an den deutschen Direktinvestitionsbeständen im gesamten Ausland bleibt damit konstant. Auch gegenüber den übrigen Ländern der Region Ost- und Südasien zeigt sich keine nennenswerte Diversifizierung weg von China. Das Bild der Abhängigkeiten von China bleibt damit differenziert.«

Paula Risius et al. (2023): Ökologische Nachhaltigkeit: Mit welchen Kompetenzbedarfen rechnen die Unternehmen?. Studie im Rahmen des Projektes Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), Köln: Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA), Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Mai 2023
»In seiner aktuellen Studie hat das KOFA den Zusammenhang zwischen ökologischer Nachhaltigkeit und personalpolitischen Maßnahmen analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass viele Unternehmen ihre Produkte, Dienstleistungen und Arbeitsprozesse bereits an ökologischer Nachhaltigkeit ausrichten. Es steht allerdings zu befürchten, dass der Fachkräftemangel den ökologischen Wandel hemmt: Sechs von zehn Unternehmen sehen im allgemeinen Personalmangel, fehlenden Fachkräften und fehlendem Wissen eine Herausforderung für mehr ökologische Nachhaltigkeit.«

Christian Rusche (2023): Vereinbarkeit von Wettbewerbsrecht und Klimaschutz. Ein Überblick. IW-Report, Nr. 28/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Mai 2023
»Deutschland und die gesamte Europäische Union (EU) haben sich sehr ambitionierte Klimaschutzziele gesetzt, die nur mit verstärkten Anstrengungen erreichbar sind. Zur Erreichung dieser Klimaschutzziele müssen alle möglichen Mittel herangezogen werden. Dazu zählt auch das Wettbewerbsrecht mit seinen vier Schwerpunkten auf EU-Ebene: Kartellverbot, Verhinderung von Missbrauch von Marktmacht, Fusionskontrolle und die Beihilfekontrolle. Im Kern stellt sich der vorliegende Beitrag die Frage, ob es Konflikte zwischen dem Ziel des Schutzes von Wettbewerb und dem Ziel des Klimaschutzes gibt oder nicht. Sollte der Schutz des Wettbewerbs auch zum Klimaschutz beitragen, ist der hohe Schutz des Wettbewerbs in der EU gerechtfertigt. Würde der Schutz des Wettbewerbs jedoch Klimaschutzbemühungen behindern, wären entsprechende Anpassungen induziert.«

Jan Büchel und Armin Mertens (2023): Wofür Unternehmen ChatGPT einsetzen. IW-Kurzbericht, Nr. 32/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Mai 2023
»ChatGPT ist derzeit sehr populär. Die KI kann in Sekundenschnelle eingegebene Fragen beantworten, ganze Texte zusammenfassen oder Programmiercodes erstellen. Auf der einen Seite zeichnen sich viele Vorteile für Wirtschaft und Gesellschaft ab, auf der anderen Seite warnen Experten vor Gefahren und fordern Regulierung. Interessant ist deshalb, ob und wofür Unternehmen ChatGPT bereits einsetzen.«

Johannes Streeck (2023): Der Boom von Öl und Gas in den USA, Im Süden der USA boomt die Förderung von Öl und Gas wie lange nicht mehr – auch aufgrund der Nachfrage aus Europa, 18.05.2023
»Die Ölförderregionen im südlichen US-Bundesstaat Texas wurden immer wieder totgesagt, Wellen von steigenden und sinkenden Ölpreisen haben in der Region tiefe Spuren hinterlassen. Derzeit allerdings geht es dem Permbecken, der ertragreichsten Förderregion der USA, blendend. Neue Fracking-Technologien ermöglichen den Zugang zu immer neuen Ölreserven, und die Nachfrage nach Flüssigerdgas hat aus Gas, bisher nur Nebenprodukt der Ölförderung, ein lukratives Exportgut gemacht – für das jetzt, trotz des Widerstandes der Bevölkerung, am Golf von Mexiko gigantische neue Exportterminals gebaut werden.«

Johannes Ewald et al. (2023): Wohnen in Deutschland 2023. Studie für den Verband der Sparda-Banken e.V., Köln: Institut der deutschen Wirtschaft Consult, Mai 2023
»Für ein Eigenheim müssen durchschnittlich fast 3.250 € je m² investiert werden, zeigt die große Studie „Wohnen in Deutschland 2023“ des Verbands der Sparda-Banken, umgesetzt von der IW Consult GmbH, dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) und dem Institut für Demoskopie Allensbach (IfD). Vor zwei Jahren lag der Wert noch bei etwas unter 2.700 Euro.«

Michael Heine und Hansjörg Herr (2023): Energiepreise, Inflation und Stagflation – Lehren vom Ölpreisschock und der Inflationswelle der 1970er Jahre. IMK Study Nr. 86, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), März 2023
»Der Preisniveauschock ab 2021, der vor allem durch den Krieg in der Ukraine ausgelöst wurde, stellt die Lohnpolitik vor schwierige Herausforderungen. Theoretische und empirische Überlegungen zeigen, dass für alle Arbeitnehmer eine Überwälzung der Wohlfahrtsverluste, die durch die Energiepreiserhöhungen entstanden sind, auf die Kapitalseite nur begrenzt möglich ist. Die Erfahrungen der Inflationswelle und der Ölpreisschocks der 1970er Jahre zeigen, dass eine Lohnpolitik, welche einen vollständigen Ausgleich von Preisschocks durchsetzt, zu hoher Inflation und letztlich zu harter restriktiver Geldpolitik mit Arbeitslosigkeit führt. Aus makroökonomischer Perspektive zu empfehlen ist nach einem Preisniveauschock eine solidarische Lohnpolitik, welche die Nominallöhne moderat anhebt und stärkere Lohnerhöhungen für Arbeitnehmer mit niedrigen Löhnen anstrebt. Notwendig ist eine Unterstützung dieser Strategie durch die Fiskalpolitik, welche die negativen Verteilungseffekte eines Preisniveauschocks abmildert und die realen Nachfrageausfälle, die mit dem Schock verbunden sind, ausgleicht. Die Geldpolitik sollte in einer solchen Konstellation vorsichtig agieren und die Inflationswelle durch die Ökonomie durchlaufen lassen.«

Thieß Petersen et al. (2023): Sanktionen gegen Russland: Wurde ihre Wirkung überschätzt? Eine Zwischenbilanz, in: ifo Schnelldienst, Nr. 5/2023
»Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine verhängte der Westen umfangreiche Sanktionen, die von Ausfuhr- und Einfuhrverboten über Finanzsanktionen bis hin zu Sanktionen gegen Einzelpersonen, wie Reiseverbote und das Einfrieren von Vermögenswerten gegen Mitglieder der russischen Elite, reichen. Ihr Ziel, die russische Regierung über die damit verbundenen wirtschaftlichen Folgen dazu zu bewegen, den Krieg gegen die Ukraine zu beenden, wurde bisher nicht erreicht. Auch der vorhergesagte massive Einbruch der russischen Wirtschaft ist nicht eingetreten: Im Jahr 2022 schrumpfte die Wirtschaftsleistung Russlands nur um rund 2%
– und damit weit geringer als erwartet. Ist die Sanktionspolitik gescheitert?«

Hans-Wilhelm Schiffer und Stefan Ulreich (2023): Verbraucherpreise für Energie im internationalen Vergleich, in: ifo Schnelldienst, Nr. 5/2023
»Der massive Anstieg der Energiepreise im Jahr 2022 hat sowohl zu einer vergrößerten Belastung der Budgets der privaten Haushalte als auch zu starken Auswirkungen auf die Wirtschaft geführt. Die bestehenden Preisunterschiede für Strom und Erdgas, die zwischen den G-7-Staaten bestehen, haben sich in jüngster Zeit vergrößert. Mit ein Grund ist die unterschiedliche Betroffenheit der Weltregionen von den Folgen des Angriffskriegs Russlands in der Ukraine. Zudem ist der Bepreisung von CO2 vor allem in Europa eine wachsende Bedeutung beizumessen. Durch eine Ausweitung des Angebots und verbesserte Energieeffizienz kann eine Preisdämpfung in Deutschland und anderen Staaten der EU erreicht werden. Zudem ist eine international vergleichbare Bepreisung von CO2anzustreben.«

Michael Bernardi et al. (2023): Eine »Grüne Revolution« in Subsahara-Afrika? Herausforderungen und Chancen, in: ifo Schnelldienst, Nr. 5/2023
»Die landwirtschaftliche Produktivität in Subsahara-Afrika bleibt immer weiter hinter der Produktivität in anderen Weltregionen zurück. Dort hat keine „grüne Revolution“ stattgefunden, bei der durch verbessertes Saatgut und chemische Düngemittel die landwirtschaftlichen Erträge gesteigert wurden. Für viele der in Afrika genutzten Saaten wurde bislang wenig in Forschung und Entwicklung neuen Saatguts investiert, was an einem niedrigen Forschungsstand und der unzureichenden Finanzierung der Forschung liegt. Um das verbesserte Saatgut einzusetzen, benötigen die lokalen Landwirte Information über die neuen Saaten und Finanzierungsmöglichkeiten. Die Entwicklungshilfeinstitutionen können hier einen wesentlichen Beitrag leisten, indem sie die Finanzierung von Forschung und Entwicklung von verbessertem Saatgut unterstützen, Forschung über die Anreize zum Einsatz neuen Saatguts fördern und die Entwicklung der finanziellen Infrastruktur weiter unterstützen.«

Clemens Fuest (2023): Das Energieeffizienzgesetz – ein Wachstumskiller? ifo Standpunkt Nr. 248, München: ifo Institut, Mai 2023
»Die Energiepolitik in Deutschland ist derzeit dabei, das sogenannte Energieeffizienzgesetz zu verabschieden. Sie folgt damit Vorgaben einer EU-Richtlinie. Anders als der Name sagt, regelt dieses Gesetz nicht primär die Energieeffizienz. Es deckelt den gesamten Energieverbrauch des Landes. Der Endenergieverbrauch soll bis 2030 deutlich sinken: gegenüber dem Verbrauch des Jahres 2008 um 26,5 %, gegenüber heute sind das rund 22 %. Dabei kommt es nicht darauf an, ob es sich um Energie aus klimaneutralen Quellen wie Wind oder Sonne handelt oder aus fossilen Brennstoffen. «

Allianz Research (2023): The Chinese challenge to the European automotive industry, Munic/Paris, May 2023

Monica Hirst und Juan Gabriel Tokatlian (2023): Das Ende der Dollar-Vorherrschaft, in: IPG-Journal, 09.05.2023
»Die Dominanz der US-Währung im internationalen Finanz- und Handelssystem stand lange außer Frage. Doch Länder wie Brasilien versuchen sich zu lösen.«

Francisco Rodríguez (2023): The Human Consequences of Economic Sanctions, Washington, DC: Center for Economic and Policy Research (CEPR), May 2023
»This paper provides a comprehensive survey and assessment of the literature on the effects of economic sanctions on living standards in target countries. We identify 32 studies that apply quantitative econometric or calibration methods to cross-country and national data to assess the impact of economic sanctions on indicators of human and economic development. Of these, 30 studies find that sanctions have negative effects on outcomes ranging from per capita income to poverty, inequality, mortality, and human rights. We provide in-depth discussions of three sanctions episodes — Iran, Afghanistan, and Venezuela — that illustrate the channels through which sanctions affect living conditions in target countries. In the three cases, sanctions that restricted the access of governments to foreign exchange limited the ability of states to provide essential public goods and services and generated substantial negative spillovers on private sector and nongovernmental actors.«
➔  dazu: CEPR (2023): New Report Finds that Economic Sanctions Are Often Deadly and Harm People’s Living Standards in Target Countries, 02.05.2023

Uwe Neumann (2023): Regional Adaptability to Digital Change – May the Swabian Force Be with You. Ruhr Economic Papers #1004, Essen: RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, 2023
»The study explores to what extent adaptation to digital change has affected regional employment growth and regional disparities in Germany over the past decade. Using data from administrative sources the analysis finds no evidence for a net decline in employment in connection with technological progress during this period. On the contrary, labour market regions where many employees perform occupational tasks susceptible to automation have fared comparatively well so far. After all, these regions often comprise strong manufacturing clusters, e.g. in rural parts of Southern Germany. In regions dominated by less prosperous industries, however, implementation of job creation potentials may turn out to be a much greater challenge.«

International Labour Organization (ILO), Circle Economy, and the Solutions for Youth Employment (S4YE) Programme of the World Bank (2023): Decent Work in the Circular Economy: An Overview of the Existing Evidence Base, Geneva: ILO, May 2023

Roman Stöllinger et al. (2023): Functional Specialisation and Working Conditions in Europe.
Forschungsförderung Working Paper No. 284, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, Mai 2023
»Specialisation in value-chain functions is one of the new phenomena introduced by global value chains and holds great potential for productivity gains. The advantages of global value chain integration, however, could be potentially countered by unfavourable functional specialisation. This study shows that functional specialisation in production activities (`fabrication`) tends to hold back wages. For Central and East European EU member states, a specialisation as `factory economies` could thus become a development trap.«

Aleksandra Kordalska and Magdalena Olczyk (2023): Determinants of Functional Specialisation in EU Countries. Forschungsförderung Working Paper No. 287, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, May 2023
»Functional specialisation in global value chains is a complex phenomenon. This paper examines the determinants of functional specialisation patterns in EU countries, focusing on the business functions fabrication and research and development. The core result of the study is that lower wages favour functional specialisation in fabrication activities, while higher wages promote specialisation in research and development activities. The result is robust with respect to using different methodologies for measuring functional specialisation.«

Kathrin Ullrich (2023): Schocks, Abhängigkeiten und Trends – Überlegungen zu den internationalen Produktionsverflechtungen. Fokus Volkswirtschaft Nr. 428, Frankfurt am Main: KfW Research, April 2023
»Globale Wertschöpfungsketten stärken den Konjunktur­verbund zwischen Ländern. Die Corona-Krise hat zudem gezeigt, dass sie die wirtschaftlichen Schocks abmildern und die Erholungs­fähigkeit unterstützen können, jedoch zugleich die Störungen zwischen Ländern übertragen. In stärker in die internationale Arbeitsteilung eingebundene Länder fiel der Wirtschafts­einbruch nicht zwangsläufig stärker aus. Unternehmen sind jedoch gut beraten, potenziell adverse Wirtschafts­entwicklungen auf Auslands­märkten in ihre Kosten­überlegungen einzubeziehen. Sie könnten – auch vor dem Hintergrund zunehmender geostrategischer Spannungen seit Beginn des Ukraine-Kriegs – dazu angehalten werden, ihre internationalen Produktions­verflechtungen anzupassen, um aus gesellschaftlicher Sicht als zu hoch eingeschätzte Abhängigkeiten und Risiken zu reduzieren. Ein pauschaler Rückzug aus der internationalen Arbeits­teilung ist jedoch kein sinnvoller Ansatz, da er umfangreiche Wohlfahrts­verluste verursachen würde.«

Stephan Sommer et al. (2023): How Resilient is Public Support for Carbon Pricing? Longitudinal Evidence from Germany. Ruhr Economic Papers #1017, Essen: RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, 2023

André Wolf (2023): Ressourcenpartnerschaften für mehr Rohstoffsicherheit, in: Wirtschaftsdienst, Heft 4/2023
Die Umstellung der europäischen Industrie auf klimaneutrale Technologien schafft
eine Vielzahl neuer Ressourcenbedürfnisse. Die Versorgungswege sind störanfällig
und von zunehmender Verknappung bedroht. Mit dem Instrument der Strategischen Ressourcenpartnerschaft will die EU durch die Zusammenarbeit mit ausgewählten Drittländern alternative Lieferketten aufbauen, die dem europäischen Bedarf an größerer Versorgungssicherheit und höheren Umweltstandards entsprechen. Um dem Risiko einer langfristigen Instabilität der Partnerschaften entgegenzuwirken, muss die EU nachhaltige Wachstumsperspektiven bieten, insbesondere für Partnerländer mit niedrigem Einkommen. 

Wolfram F. Richter (2023): Solidarische Tilgung der Staatsschulden im Euroraum. Ein Vorschlag zur Reform des Stabilitäts- und Wachstumspakts, in: Wirtschaftsdienst, Heft 4/2023
An einer Reform des europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakts wird man nicht vorbeikommen. Bei keinem diskutierten Reformmodell ist aber zu erwarten, dass sich die Einhaltung der öffentlichen Haushaltsdisziplin besser als zuvor durchsetzen lässt. Vor diesem Hintergrund wird in diesem Beitrag dafür geworben, die Sanktionskompetenz bei regelwidrigem Verhalten von der Gemeinschaftsebene auf die zwischenstaatliche Ebene zu verlagern. Damit ließe sich die Glaubwürdigkeit der Sanktionsdrohung steigern. Die Verlagerung würde keinen Verzicht auf die eingeführten Fiskalregeln bedeuten. 

Michael Berlemann et al. (2023): Deutsche Exporte vor und in den Krisen, in: Wirtschaftsdienst, Heft 4/2023

Stiftung Arbeit und Umwelt der IGBCE (2023): Der gesellschaftliche Beitrag von Unternehmen und seine Bilanzierung. Potentiale von Impact Measurement and Valuation für eine nachhaltige Marktwirtschaft, Berlin, April 2023

Stiftung Arbeit und Umwelt der IGBCE (2023): Zukunftsperspektiven Transformation. Rohstofflage in den IGBCE-Branchen, Berlin, April 2023

Stiftung Arbeit und Umwelt der IGBCE (2023): Das Transformationsinstrument Berufliche Weiterbildung für Beschäftigte nutzen!, Berlin, April 2023

Jannik Jansen et al. (2023): For climate, profits, or resilience? Why, where and how the EU should respond to the Inflation Reduction Act, Berlin: Hertie School. Jacques Delors Centre, May 2023
»The US Inflation Reduction Act (IRA) has rekindled European fears of missing out in the global green technology race. However, EU member states still disagree on whether the greater risk lies in doing too much or too little. At heart, there remains significant confusion on which European sectors stand to lose competitiveness; how much the EU should fret about these losses; and whether there is a need for joint support from the EU level to avoid economic divergence. We take a first stab at the existing sectoral evidence. Our results suggest that the IRA will undercut European production costs in several sectors. This does not mean the EU must mimic the US program. However, it does mean that the EU needs to turn its piecemeal Green Deal Industrial Plan into a coherent strategy. This requires a greater focus on green industries in which Europe can develop a competitive edge and more joint financing at the EU level.«

Sebastian Mack (2023): Get your priorities right. Europe must not underestimate the role of banks for the green transition, Berlin: Hertie School. Jacques Delors Centre, April 2023
»EU policymakers and the financial sector have placed high hopes in forging a green capital markets union. However, the idea that capital markets could swiftly close the green investment gap ignores underlying financing structures. In Europe, the areas with the biggest funding needs rely on bank loans rather than financial markets and the recent banking turmoil is unlikely to change this. The reliance on banks will not abate any time soon as EU governments are dragging their heels on completing the capital markets union despite repeated promises. Since banks will largely finance the European green deal, the EU should step up its efforts to green the banking system and systematically make climate risks a core element of banking supervision, prudential regulation, and monetary policy.«

Ulrich Blum (2023): What Can Ukraine Learn from Aufbau Ost?, in: Intereconomics, No. 2/2023
»This article uses Aufbau Ost (or reconstruction of the East) of the new German states as a structural model to estimate the possible costs of an Aufbau Ost 2.0 of Ukraine while taking institutional differences into account. Based on three approaches, the model is validated for the new German states – namely capital coefficients, actual investment flows and actual public transfers – and applied to Ukraine. Key indicators for Germany from 2021 are used as a basis. The economic goal for Ukraine set in this article is to reach Poland’s present level of prosperity in 15 years, which implies a growth rate of 9% per year. This will require a total of US $8.5 trillion over 15 years, which can, however, be financed to a considerable extent by endogenous, investment-driven economic growth if the institutional framework conditions are designed in a market-economy way, especially the taxation system. Transfers and capital imports must close a current account deficit of about US $200 billion per year.«

Florian Bartholomae and Chang Woon Nam (2023): A Critical Discussion on the Reasons and Impacts of International Decoupling, in: Intereconomics, No. 2/2023
In the current economic policy debate, there are often calls to reverse advanced developments in globalisation and the international division of labour. Reasons such as greater business resilience, political independence and, from a climate perspective, less harmful production argue for not abolishing trade, but at least bundling a larger part of the value chain locally. However, such considerations are de facto made from the perspective of a highly developed and globally networked industrialised country. In contrast, this paper argues that trade activities can never  be considered from the perspective of only one partner, but must always take into account the needs of all stakeholders, which in turn depend on the respective level of development. 

Edoardo Righetti et al. (2023): Rethinking Resource Efficiency: Europe’s Transition to a Circular Economy, in: Intereconomics, No. 2/2023
The war in Ukraine has brought the challenges stemming from Europe’s dependency on natural gas and oil imports into sharp focus. This has also highlighted another dependency – that
on raw materials that are critical for the EU’s transition to a low-carbon economy. A strategic approach to raw material management can help negate the risks posed by a dependency on imports of critical raw materials. Improving resource efficiency is also necessary to achieve a low-carbon economy and sustain socio-economic progress in the face of finite natural resources. This Forum highlights the progress currently being made in geopolitical, economic and environmental areas and looks at the main constraints to the circular economy agenda where targeted solutions are needed. What is currently being done to decouple material consumption from welfare creation and use resources more efficiently? To what extent can recycling prolong the use of natural resources? Which measures can transform current business models into circular business models? How can technology and digitalisation be used to improve resource efficiency while minimising environmental burdens? Can knowledge transfer be used in addressing the complexity of the transition to a circular economy? 

Sebastian Campagna et al. (2023): Der Diversification Discount in Deutschland. Mitbestimmungsreport Nr. 76, Düsseldorf: Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung (I.M.U.), April 2023
»Die strategische Entscheidung für oder gegen eine Diversifikation ist aus Unternehmenssicht gegenwärtig mit großen Herausforderungen verbunden. Börsennotierte Mischkonzerne sehen sich einem zunehmenden Abspaltungsdruck ausgesetzt, der im Zusammenhang mit dem sogenannten „Konglomeratsabschlag“ steht und auf die Erwartungshaltung der Investoren zurückzuführen ist. Seitens diverser Kapitalmarktakteure herrscht eine kritische Grundhaltung mit Blick auf mögliche Vorteile einer diversifizierten Unternehmensstruktur. Die vorliegende empirische Studie untersucht vor diesem Hintergrund, ob für deutsche CDAX-Unternehmen ein Konglomeratsabschlag nachweisbar ist und unter welchen Rahmenbedingungen dieser gegebenenfalls eintritt. Zu den zentralen Ergebnissen gehört die Feststellung, dass deutlich mehr Konglomerate existieren, als zuvor erwartet und dass ein Konglomeratsabschlag für diversifizierte Unternehmen keinesfalls durchgängig existiert. Vielmehr existieren deutliche Branchenunterschiede hinsichtlich des Zustandekommens und der Höhe eines Abschlags oder einer Konglomeratsprämie.«

Martina Fuchs et al. (2023): Onlinehandel. Arbeitskontrolle und Mitbestimmung in Großstadtregionen. Working Paper Forschungsförderung Nr. 279, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, März 2023
»Im Onlinehandel wurden schnelle und große Investitionen getätigt, um rasch eine starke Marktposition zu erreichen. Dies ist mit einem hohen Zeit- und Kostendruck verbunden, der entlang der Wertschöpfungskette strukturierend wirkt und die Arbeitskontrolle verändert. Digitale Arbeitskontrolle breitet sich in unterschiedlicher Weise aus: In technisch-administrativen Bereichen und kleineren innerstädtischen Logistikzentren ist sie weniger ausgeprägt als in den großen Logistikzentren im Hinterland der Städte und in der Auslieferungslogistik. Insgesamt zeigen sich Spielräume in der Art und Weise, wie Betriebe digitale Kontrolle ausüben, und damit Ansatzpunkte für Mitwirkung und Mitbestimmung.«

Stefan Gärtner et al. (2023): Urbane Produktion in Deutschland ist rückläufig. Liegt dies an einer bodenmarktlichen Verdrängung?, Gelsenkirchen: Institut Arbeit und Technik (IAT), 2023
»Auf Grundlage einzelner Fallstudien wird die bodenmarktliche Verdrängung urbaner Produktion (also der Produktions-, Handwerks- und Landwirtschaftsbetriebe in Siedlungsnähe) immer wieder postuliert. In einer bisher einzigartigen bundesweiten Analyse haben wir festgestellt, dass es zwischen 2000 und 2017 in allen Stadttypen zu einer deutlichen relativen Abnahme von Betrieben und Beschäftigten der Urbanen Produktion gekommen ist. Der dahinter vermutete bodenmarktliche Verdrängungseffekt konnte durch einen Abgleich der Entwicklung der Raumtypen (demographische sowie ökonomische Entwicklung) allerdings (noch) nicht bewiesen werden. Wir könnten uns vorstellen, dass dies in wirtschaftlichen Struktureffekten begründet liegt, dergestalt, dass der ökonomische Strukturwandel in schrumpfenden Regionen vor allem zulasten der Industriebetriebe und -arbeitsplätze geht und diese traditional noch eher in Wohnortnähe liegen.«

Yasmin Fahimi und Susanne Wixforth (Hrsg.) (2023): Eine neue Industrie- und Wettbewerbspolitik für die Europäische Union. Die Rolle der Gewerkschaften, Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung, 2023

Sophie Martiné (2023): Kernkraft in Frankreich. Entwicklung und aktuelle Debatte, Paris: Friedrich-Ebert-Stiftung, April 2023

Rüdiger Bachmann, Christian Bayer and Martin Kornejew (2023): Pandemic Consumption, April 26, 2023
»This paper examines how households adjusted their consumption behavior in response to COVID- 19 infection risk during the early phase of the pandemic. We use a monthly consumption survey specifically designed by the German Statistical Office covering the second wave of COVID-19 in- fections from September to November 2020. Households reduced their consumption expenditures on durables and social activities by, respectively, 24 percent and 36 percent in response to one hun- dred extra infections per one hundred thousand inhabitants per week. The effect was concentrated among the elderly, whose mortality risk from COVID-19 infection was arguably the highest.«

Wolfgang Müller (2023): Europa muss in der Chipindustrie aufholen – aber wie? Die globale Halbleiterindustrie, der Chipkrieg der USA gegen China und eine abgehängte EU, Berlin: Rosa-Luxemburg-Stiftung, April 2023
»Halbleiter oder Chips sind aus unserem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Vom Handy über die Waschmaschine bis zum Akkuschrauber, von den Sensoren im Auto bis zur Fernsteuerung für den Fernseher, von der Überwachung und Steuerung von Maschinen und Anlagen in der Industrie bis zur militärischen Kontrolle des Luftraums: Sie sind so etwas wie die fundamentalen Bausteine einer modernen Volkswirtschaft. Während das Thema in der öffentlichen Debatte in Deutschland lange kaum eine Rolle spielte, hat sich dies zuletzt massiv geändert. Plötzlich gibt es Schlagzeilen über staatliche Milliardensubventionen für neue Chipfabriken. Die Ansiedlung einer Chipfabrik des kleineren Chipherstellers Wolfspeed aus den USA – früher eine Randnotiz – schaffte es unlängst in die Tagesschau. Zudem haben die USA einen Wirtschaftskrieg gegen China begonnen, bei dem es darum geht, ob die USA weiterhin die globale Vorherrschaft bei den zentralen Zukunftstechnologien und deren elementaren Grundlagen, Halbleiter und Chips, behalten werden.«

Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (2023): Just Transition. Aktionsplan Aus- und Weiterbildung, Wien 2023

Benjamin Hilgenstock et al. (2023): Russian Oil Exports under International Sanctions, Kyiv: Kyiv School of Economics (KSE), April 26, 2023

Cora Jungbluth et al. (2023): Gewinne deutscher Investoren in China – eine erste empirische Bestandsaufnahme, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung , April 2023
➔  Deutschland deutlich weniger von Unternehmensgewinnen aus China abhängig als angenommen (20.04.2023): »Deutschlands Abhängigkeit von russischem Gas hat gezeigt, wie kritisch wirtschaftliche Verflechtungen im Konfliktfall sein können. Auch die Milliardeninvestitionen deutscher Unternehmen in China lösen daher Besorgnis aus. Einer aktuellen Studie zufolge sind die Gewinne aus diesen Investitionen und damit verbundene Abhängigkeiten jedoch kleiner als angenommen. Die EU ist hier sehr viel wichtiger.«

Paul Linnarz (2023): Inflation Reduction Act: Nur einer von vielen Anreizen. Warum die eigentlichen Wettbewerbsvorteile der USA nicht im Subventionswettlauf liegen, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, April 2023
»Auf der politischen Ebene schrillten beim „Inflation Reduction Act“ (IRA) in Europa die Warnglocken. Für so manches ausländische Unternehmen in den USA überwiegen hingegen die Vorteile. Die milliardenschweren Subventionen sind aber keineswegs der einzige Investitionsanreiz. Bereits seit Jahren sind die Vereinigten Staaten auch aus anderen Gründen attraktiv.«

Matthias Kalkuhl et al. (2023): CO2-Bepreisung zur Erreichung der Klimaneutralität im Verkehrs- und Gebäudesektor: Investitionsanreize und Verteilungswirkungen, Berlin: Mercator Research Institute von Global Commons and Climate Change MCC), April 2023
»Durch das europäische Ziel der Klimaneutralität bis 2050 und die Einführung eines zweiten europäischen Emissionshandels für den Gebäude- und Verkehrsbereich muss ab 2027 mit
signifikant höheren CO2-Preisen gerechnet werden. Im Gegensatz zur Energiekrise 2022 können die Regierungen die nächsten Jahre nutzen, um Kompensationsprogramme zu entwerfen, die zielgenau Haushalte entlasten ohne die Anreizwirkung der CO2-Bepreisung zu schwächen. Das Klimageld – wie im Koalitionsvertrag geplant – kann ein Baustein einer umfassenden Entlastung sein. Es sollte aber stärker ausdifferenziert bzw. um Härtefall-Kompensationen ergänzt werden. So könnten Haushalte mit geringem Einkommen, fehlendem Zugang zum ÖPNV oder mit Öl-/Gasheizungen in schlecht gedämmten Gebäuden höhere Zahlungen oder gesonderte Förderungen erhalten. In dieser Kurzanalyse quantifizieren wir die mögliche Größenordnung der CO2-Bepreisung bis 2045, resultierende Preissteigerungen bei fossilen Kraft- und Heizstoffen sowie die Höhe des Klimagelds als Rückerstattung. Die hohen CO2-Preise stellen erhebliche finanzielle Anreize dar, in CO2-sparende Technologien zu investieren (E-Autos, Wärmepumpen, Isolierung). Die finanziellen Anreize durch die hohen aufsummierten CO2-Kosten wirken für Haushalte ähnlich wie Förderzuschüsse in vier- bis fünfstelliger Höhe je Haushalt. Im Gegensatz zu Förderprogrammen wirken die CO2-Preise technologieneutral und unbürokratisch. Es entfallen Antragstellung, Prüfung sowie Beachtung von Vorgaben und Auflagen zum Erhalt von Fördergeldern.«
➔  Ein kurze Zusammenfassung findet man in dieser Mitteilung des Instituts: CO2-Preis als Investitionsanreiz für Privathaushalte (18.04.2023)
➔  dazu dieser Artikel: Daniel Wetzel (2023): Erheblicher Preissprung bei Benzin, Öl und Gas in Sicht, in: Welt Online, 18.04.2023: »Ab 2027 wird der Verkehrs- und Gebäudebereich in den Emissionshandel der EU einbezogen. Dadurch werden die Preise für Sprit, Heizöl und Gas erheblich anziehen, wie Berechnungen zeigen. Eine gezielte Entlastung der Haushalte ist das große Problem.«

Matthias Kalkuhl et al. (2023): Optionen zur Verwendung der Einnahmen aus der CO2-Bepreisung. Steuer- und fiskalpolitische Aspekte der Energiewende, Potsdam: Kopernikus-Projekt Ariadne, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), März 2023
»Aktuelle Diskussionen über Klimaschutzmaßnahmen kreisen um Instrumente wie Tempolimit und eFuels. Dabei gerät der CO2-Preis mit seinen Potenzialen für hohe Einnahmen und Verteilungsgerechtigkeit aus dem Blickfeld. Für die Zeit von 2021 bis 2030 können die Einkünfte aus dem nationalen und europäischen Emissionshandel für Deutschland bis zu 227 Milliarden Euro betragen, zeigen Berechnungen des Kopernikus-Projekts Ariadne unter der Leitung von Forschenden des Mercator Research Institut on Global Commons and Climate Change (MCC Berlin). Mit diesen Mitteln könnte über ein Klimageld die gesellschaftliche Akzeptanz für den CO2-Preis gestärkt, Kosten für einkommensschwache Haushalte abgefedert, Klimaschutzinvestitionen erhöht oder Einkommenssteuern gesenkt werden.«

Tobias Hentze und Björn Kader (2023): Unternehmensbesteuerung im internationalen Vergleich. Eine Zusammenstellung im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), April 2023

Dennis Gaus et al. (2023): 9-Euro-Ticket: Niedrigere Preise allein stärken Alltagsmobilität mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht, DIW Wochenbericht, Nr. 14+15/2023
»Mit dem 9-Euro-Ticket wollte die Bundesregierung im Sommer 2022 die Menschen einerseits finanziell von den stark gestiegenen Energiepreisen entlasten und andererseits zum Umstieg auf den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) motivieren. Um die Auswirkungen des deutschlandweit gültigen Tickets auf Mobilität und Nutzung des ÖPNV zu analysieren, werden in diesem Wochenbericht erstmalig die Bewegungsdaten eines bundesweit repräsentativen Mobilitäts-Trackings-Panels mit Informationen aus Befragungen in den Gültigkeitsmonaten zusammengeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass das 9-Euro-Ticket nicht zu einem Umstieg hin zum ÖPNV in der Alltagsmobilität führte. Stattdessen entlastete das Ticket Personen finanziell, die den ÖPNV auch ohne das Angebot regelmäßig nutzen. Insbesondere profitierten Haushalte mit niedrigem Einkommen sowie junge Menschen unter 30 Jahren. Außerdem wurde das Ticket kurz nach seiner Einführung sowie kurz vor seinem Ende intensiv im Ausflugsverkehr genutzt. Um die Rolle des ÖPNV dauerhaft zu stärken, reichen günstige Ticketangebote nicht aus. Vielmehr muss das Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln ausgebaut und verbessert werden, um die Akzeptanz des ÖPNV in der Bevölkerung zu steigern.«

Robert Lehmann und Ida Wikman (2023): Eine Analyse der Konjunkturzyklen für die deutschen Bundesländer, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 2/2023
»Eine detaillierte Analyse bundeslandspezifischer Konjunkturzyklen war bislang aufgrund fehlender Daten nur eingeschränkt bzw. unzureichend möglich. In diesem Beitrag nutzen wir eine neue Datenbasis zum vierteljährlichen Wirtschaftswachstum der 16 Bundesländer und widmen uns der Datierung regionaler Konjunkturzyklen in Deutschland. Drei zentrale Erkenntnisse lassen sich formulieren. Erstens dauern Auf und Abschwünge in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich lang. Zweitens fällt die Höhe bzw. Tiefe der wirtschaftlichen Aktivität sehr heterogen aus. Drittens überlappen sich die bundeslandspezifischen Zyklen in unterschiedlicher Stärke mit der gesamtdeutschen Entwicklung. Die neuen Daten und Erkenntnisse könnten daher für eine detaillierte Untersuchung der Schuldenbremsen verwendet werden.«

Albert Landsberger (2023): Die aktuelle Energiekrise im Kontext der Ölpreiskrise der 1970er Jahre, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 2/2023
»Der Angriff Russlands auf die Ukraine hat für große politische und wirtschaftliche Unsicherheit in Deutschland gesorgt. Mit verantwortlich für die Unsicherheit waren die stark gestiegenen Energiepreise und die unklare Versorgungslage. Die aktuelle Krise ist jedoch nicht das erste Mal, dass sich Deutschland mit stark steigenden Energiepreisen konfrontiert sieht. Die zwei Ölpreiskrisen der 1970er Jahre weisen viele Ähnlichkeiten mit der aktuellen Situation auf. Ein Blick auf die damaligen Maßnahmen und Folgen kann dabei helfen, die aktuelle Situation einzuordnen. Dennoch gilt, wie bei jedem historischen Vergleich, ihn nicht zu überstrapazieren.«

Julia Freunding et al. (2023): Bildungsurlaub als Chancen für die Unternehmen beim Personalmanagement, in: ifo Schnelldienst, Nr. 4/2023
»Das ifo Institut befragt im Auftrag von Randstad Deutschland quartalsweise über 1 000 deutsche HR-Abteilungen. In jedem Quartal werden in wechselnden Sonderfragen aktuelle arbeitsmarktrelevante Fragestellungen untersucht. Das Schwerpunktthema in diesem Quartal befasste sich mit der Urlaubskultur in deutschen Unternehmen. Die Fragen drehten sich neben dem betrieblichen Erholungsurlaub um zusätzliche Angebote seitens der Arbeitgeber wie beispielsweise unbezahlten Urlaub, Bildungsurlaub oder Sabbatical. Es zeigt sich, dass in den Unternehmen diese Sonderurlaube noch wenig verbreitet sind.«

Wiederaufbauplan: Wie gelingt der Neuanfang in der Ukraine?, in: ifo Schnelldienst, Heft 3/2023
»Obwohl der Krieg in der Ukraine noch andauert und ein Ende nicht absehbar ist, gibt es bereits Pläne für den Wiederaufbau nach dem Krieg. Schätzungen gehen von einem Bedarf von Hunderten von Milliarden US-Dollar aus. Allein wird die Ukraine den Wiederaufbau nicht stemmen können. Deutschland, die EU und die USA haben anhaltende finanzielle Unterstützung zugesagt. Und verschiedene Expertenteams entwickeln Vorschläge zur wirtschaftlichen und politischen Zukunft des Landes. Welche Voraussetzungen hat ein Neuanfang in der Ukraine, und wie kann er gelingen?«

LBBW Research (2023): Turbulenzen um die Silicon Valley Bank, Stuttgart: Landesbank Baden-Württemberg, März 2023

Michael Schwartz (2023) Nachfolge-Monitoring Mittelstand 2022: Knappheit an Nachfolgekandidaten nimmt zu, Misserfolge dürften häufiger werden. Fokus Volkswirtschaft Nr. 424, Frankfurt am Main: KfW Research, März 2023
»Die Herausforderungen für viele mittelständische Unternehmen in Deutschland, eine Unternehmensnachfolge umzusetzen, haben nichts an Aktualität eingebüßt. Bis zum Ende des Jahres 2023 planen rund 190.000 Inhaberinnen und Inhaber, das Unternehmen in die Hände einer Nachfolgerin oder eines Nachfolgers zu legen. Rund 120.000 dieser kurzfristigen Nachfolgen sind bereits in trockenen Tüchern. Dennoch ist der Planungsstand in den Unternehmen weiter leicht abnehmend. Auf dem Weg zur erfolgreichen Nachfolge ist dabei der Mangel an geeigneten Nachfolgekandidaten nach wie vor die mit Abstand größte Hürde. Das Gründungsinteresse ist weiter zu gering. Auf der anderen Seite steigt der Bedarf: Gegenwärtig sind bereits ein Drittel der Unternehmerschaft 60 Jahre oder älter – das sind etwa 1,2 Mio. Streben Inhabende kurzfristig eine Nachfolge an, sind sie im Durchschnitt bereits 64 Jahre alt.«

Hannah Levinger und Milena Schwarz (2023): Globaler CO2-Preis: der schwierige Weg zu einer effektiven internationalen Antwort auf den Klimawandel. Fokus Volkswirtschaft Nr. 417, Frankfurt am Main: KfW Research, Februar 2023
»Die Bepreisung von Kohlenstoff ist das effizienteste politische Instrument, um private Investitionen von fossiler Energie auf klimafreundliche Alternativen zu lenken. Dennoch zögern viele Länder, CO2-Preissysteme als politischen Hebel einzusetzen. Ungünstige Verteilungswirkungen behindern die gesellschaftliche Akzeptanz des Instruments. Die derzeit hohen Energiepreise und Befürchtungen in Bezug auf die eigene internationale Wettbewerbsfähigkeit wirken zusätzlich hemmend. Besonders große Herausforderungen bestehen mit Blick auf die Einführung von CO2-Preisen in Entwicklungs- und Schwellenländern, die perspektivisch ebenfalls erheblich zu den globalen Emissionen beitragen werden. Auch hier können durch CO2-Preise effiziente Anreize zur Dekarbonisierung geschaffen werden. Der Klimawandel wird von allen Staaten weltweit gemeinsam beeinflusst und wird sich auf nationalstaatlicher Ebene nicht lösen lassen. Vielmehr stellt sich die Frage, wie auf der globalen Ebene eine effektive, gemeinsame Verpflichtung zur Reduktion von Treibhausgasen erreicht werden kann. Ein weltweit einheitlicher Mindestpreis für CO2 wäre das ideale Instrument, um eine weltweite Koordination klimapolitischer Anstrengungen wirksam zu erreichen. Allerdings machen aktuelle geopolitische Herausforderungen globale Lösungen zunehmend schwierig. Es müssen daher zusätzlich Ansätze der bi- und plurilateralen Kooperation stärker in den Blick genommen werden.Dabei kann die internationale Klimafinanzierung als Hebel verstanden werden, um die gemeinsame Anstrengung der Transition zur Klimaneutralität in Geber- und Empfängerländern zu gestalten. Die jüngste Einigung der G7-Staaten auf die Gründung eines Klimaclubs kann dazu beitragen, Fortschritte beim Klimaschutz zu realisieren und die internationale Koordination der Klimapolitik institutionell besser zu verankern.«

Allianz Research (2023): The “five Ds” of structurally higher inflation. Demographics, decarbonization, deglobalization, debt, digitalization, Munic: Allianz Research, February 2023

Fernando M. Martin et al. (2023): The Economic Impact of COVID-19 around the World, in: Federal Reserve Bank of St. Louis Review, No. 2/2023
»This article provides an account of the worldwide economic impact of the COVID-19 shock. In 2020, it severely impacted output growth and employment, particularly in middle-income countries. Governments responded primarily by increasing expenditure, supported by an expansion of the supply of money and debt. These policies did not put upward pressure on prices until 2021. International trade was severely disrupted across all regions in 2020 but subsequently recovered. For 2021, we find that the adverse effects of the COVID-19 shock on output and prices were significant and persistent, especially in emerging and developing countries.«

Wissenschaftsplattform Klimaschutz (2023): Lücken in der deutschen Klimapolitik. Herausforderungen für eine wirksame Langfriststrategie, Berlin: Wissenschaftsplattform Klimaschutz (WPKS), März 2023
»Heute müssen die notwendigen Schritte eingeleitet werden, damit Deutschland bis 2045 klimaneutral wird. Doch aktuell existiert keine langfristige Strategie, wie die gesetzlich festgelegten Klimaziele erreicht werden sollen – das ist eine Leerstelle in der deutschen Klimapolitik. Welche Schritte genau unternommen und welche Fragen schnell beantwortet werden müssen, erläutert die Wissenschaftsplattform Klimaschutz (WPKS) in ihrer Stellungnahme „Lücken in der deutschen Klimapolitik – Herausforderungen für eine wirksame Langfriststrategie“. In der Stellungnahme identifizieren die Lenkungskreismitglieder der WPKS sechs Themenfelder, die mit der mittel- und langfristigen Klimapolitik bearbeitet werden müssen*. Darüber hinaus unterbreiten sie Vorschläge für die wissenschaftliche Politikberatung.«
*) Sozial gerechter Klimaschutz und vorsorgende Sozialpolitik, Akzeptanzsicherung durch Kommunikation und Partizipation, Industriepolitik und internationale Kooperation, nachhaltige Finanzwirtschaft für die Transformation, zukunftsfähiges Klimarecht sowie CO2-Entnahme aus der Atmosphäre.

Oliver Stettes (2023): Solo-Selbstständige und Werkvertragsbeschäftigte als Katalysatoren des digitalen Wandels in deutschen Unternehmen, in: IW-Trends, Nr. 1/2023, S. 63-80
»In rund jedem vierten Unternehmen in Deutschland waren im Jahr 2021 Solo-Selbstständige oder Angehörige von Fremdfirmen im Rahmen von Dienst- oder Werkverträgen tätig. Dies ist das Ergebnis einer empirischen Analyse auf Basis der 29. und 30. Welle des IW-Personalpanels aus dem Frühjahr und Sommer 2022. Die Unternehmen setzen auf Solo-Selbstständige und Werkvertragsbeschäftigte aus Fremdfirmen, weil ihr zusätzlicher Personalbedarf zeitlich begrenzt ist, sie diesen mit Fremdpersonal schnell befriedigen können und zudem Zugang zu spezifischem Know-how erhalten, das ansonsten in der Belegschaft nicht vorhanden ist. Zudem übt ihr Einsatz eine Versicherungsfunktion aus. Der Einsatz von Fremdpersonal ist ein Katalysator für die digitale Transformation auf Unternehmensebene. Solo-Selbstständige spielen dabei eher eine wichtige Rolle bei der Einführung von digitalen Grenztechnologien, während Fremdfirmen mit ihren Werkvertragsbeschäftigten eher bei der Implementierung reiferer Technologiearten zum Einsatz kommen.«
➔  Die Langfassung der Studie:
Oliver Stettes (2023): Der Einsatz von Solo-Selbstständigen und Angehörigen von Fremdfirmen in deutschen Unternehmen. Eine Analyse auf Basis des IW-Personalpanels 2022, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), April 2023
Die Studie wurde gefördert von Bundesverband für selbständige Wissensarbeit e.V., Verband der Gründer und Selbstständigen in Deutschland e.V., Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V.

Berthold Busch (2023): Der Europäische Binnenmarkt. IW-Kurzbericht Nr. 27/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), April 2023
»Der Europäische Binnenmarkt ist zu Beginn dieses Jahres 30 Jahre alt geworden. Die wirtschaftliche Integration in der Europäischen Union (EU) hat in dieser Zeit zugenommen. Gleichwohl gibt es immer noch vielfältige Hemmnisse für die Realisierung der vier Grundfreiheiten, was sich auch an der Entwicklung von Preisunterschieden für Dienstleistungen zeigt.«

Deutsches Institut für Urbanistik (2023): Praxisleitfaden Klimaschutz in Kommunen, Berlin 2023
➔  dazu diese Website: Klimaschutz in Kommunen – gewusst wie!

Robert Scholz et al. (2023): Ungleich starke Fäden. Die Verflechtung der europäischen Großkonzerne, in: WZB-Mitteilungen, Heft 179, März 2023
»Handel, Austausch und Entscheidungsstrukturen verbinden wirtschaftliche Unternehmen miteinander – sowohl innerhalb einzelner Länder als auch grenzüberschreitend. Dieses Netzwerk hat starke und schwache Stellen, Schwerpunkte und Randbezirke. Der Beitrag zeichnet die Verflechtung europäischer Unternehmen nach und analysiert dafür Mehrfachmandate in Aufsichtsräten und Vorständen.«

Nathan Weis und Peter Schadt (2023): Konfliktträchtige Einheit. Das Projekt Europa in Zeiten des Ukrainekriegs, in: WZB-Mitteilungen, Heft 179, März 2023
»Der Plan der Europäischen Union, bis zur vollständigen Umstellung ihrer Ökonomie auf erneuerbare Energien billiges Gas aus Russland zu beziehen, wurde mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine hinfällig. Die Handelsbeziehungen, insbesondere die Liefermengen von Gas und Öl, wurden radikal heruntergefahren. Das gefährdete nicht nur die unmittelbare Energieversorgung in den EU-Staaten, sondern auch die Übergangsstrategie bis zum Erreichen der Klimaneutralität. Die Versuche der Länder, angesichts der Energiekrise Lösungen zum Schutz der jeweils eigenen Wirtschaft zu finden, gehen potenziell zulasten der anderen EU-Partner und erhöhen das Konfliktpotenzial innerhalb der Europäischen Union.«

Lutz Weischer et al. (2023): Realistische China-Klima-Politik. Empfehlungen für eine strategische Neuausrichtung in geopolitisch angespannten Zeiten, Bonn/Berlin: Germanwatch, Februar 2023
»Vor dem Hintergrund eines stetig angespannteren Verhältnisses mit China und tiefgreifenden geopolitischen Entwicklungen der letzten Jahre ist eine Neuausrichtung der deutschen Chinastrategie erforderlich, die in zweifacher Hinsicht realistisch sein sollte: Zum einen sollte anerkannt werden, dass China nicht denselben Werten folgt und das Land eine Dominanz in den wichtigen klimarelevanten Wirtschaftsbranchen anstrebt. Zum anderen bedeutet dies auch, klimawissenschaftliche Fakten nicht aus den Augen zu verlieren. Ohne den größten Emittenten China wird das Eindämmen der globalen Klimakrise nicht gelingen. Ein klimapolitischer Austausch und Formen der Zusammenarbeit, die potentiell eine bessere chinesische Klimapolitik befördern, sind daher erforderlich. Eine realistische Kooperation sollte somit das Leitbild einer künftigen deutschen China-Klima-Politik sein. Dieses Positionspapier schlägt konkrete Ansätze in Form eines vierstufigen Modells vor, wie ein erfolgreicher klimapolitischer Austausch und eine wirksame Zusammenarbeit mit China aussehen können.«

Fabian Lindner (2023): Die Asset Meltdown Hypothese – ein kritischer Literaturüberblick. IMK-Study Nr. 87, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), März 2023
»Laut der Asset Meltdown Hypothese (AMH) könnte ein Einstieg der Babyboomer-Generation in die Rente zu einem massiven Verkauf von Wertpapieren zur Rentenfinanzierung führen, was dann zu einem Fall der Wertpapierpreise und damit einer Verringerung der Renten führen würde. In diesem Papier werden die theoretischen und empirischen Grundlagen dieser These dargestellt und kritisch gewürdigt. Erstens ist es trotz der Vorhersagen in den 2000er Jahre und der steigenden Verrentung der Babyboomer-Generation zu keinem Einbruch der Aktienmärkte gekommen. Zweitens steht die AMH auf der Grundlage der neoklassischen Theorie, die von einer reinen Güterwirtschaft ausgeht, in der Geld keine Rolle spielt. Es wird im Papier argumentiert, dass die Asset Meltdown Hypothese theoretisch wie empirisch nicht haltbar ist es wird dem eine keynesianische Erklärung von Wertpapierpreisen entgegengestellt, die auch mit den gängigen Bewertungsmethoden von Wertpapierpreisen konsistent ist. Diese Theorie sieht Zinsen und Gewinne als Treiber von Aktienpreisen und kommt zu teilweise ganz anderen Schlussfolgen als die neoklassische Theorie und der auf ihr beruhenden AMH.«

Deutsche Bundesbank (2023): Ertragslage und Finanzierungsverhältnisse deutscher Unternehmen im Jahr 2021, in: Monatsbericht März 2023
»Die Ertragslage der nichtfinanziellen Unternehmen stand 2021 im Zeichen der Erholung von dem pandemiebedingten Einbruch der Geschäftstätigkeit im Vorjahr. Angeschoben durch Aufholeffekte expandierte der Umsatz überdurchschnittlich stark. Dabei spielten auch Preiserhöhungen eine sehr große Rolle. Die Vor-Steuer-Umsatzrendite der Unternehmen stieg auf den historisch hohen Wert von 5,1%. Die langfristige Verschuldung relativ zu den Eigenmitteln wurde wieder zurückgeführt. Die Liquiditätspräferenz der Unternehmen nahm hingegen nur leicht ab. Auf der Kostenseite stiegen die Ausgaben für Material erheblich, weil sich Vorleistungsgüter und Industrierohstoffe stark verteuerten. Während Kostensteigerungen größtenteils an die Verbraucher weitergegeben wurden, wurden Entlastungen an anderer Stelle praktisch kaum an die Verbraucher weitergereicht. Dies führte dazu, dass die Unternehmen während der wirtschaftlichen Erholung im Berichtsjahr ihre Margen beträchtlich ausweiteten. Unter dem Strich war die Gewinnsituation 2021 in praktisch allen Branchen äußerst günstig.«

Deutsche Bundesbank (2023): Zur Bedeutung der Digitalisierung für die Entwicklung der Arbeitsproduktivität, in: Monatsbericht März 2023
»Die Entwicklung der Arbeitsproduktivität ist bestimmend für Wirtschaftswachstum und Wohlstand. Seit Längerem fallen die Produktivitätszuwächse in vielen Industrieländern nur noch gering aus, trotz der raschen Verbreitung digitaler Technologien. Diesen wird gemeinhin das Potenzial bescheinigt, die Arbeitsproduktivität nachhaltig zu steigern. Es stellt sich daher die Frage, inwieweit die Digitalisierung tatsächlich zu Produktivitätsfortschritten führt. Der digitale Wandel kann über verschiedene Kanäle auf die Arbeitsproduktivität einwirken. Ein häufig untersuchter Wirkungskanal stellt die Investitionen in Digitalgüter in den Mittelpunkt. Ein anderer, weniger beachteter Übertragungsweg sind digitale Vorleistungen, die über Produktionsverflechtungen in zahlreiche Güter einfließen. Hier wird anhand eines Mehr-Sektoren-Modells gezeigt, dass dieser Kanal eine wichtige Rolle spielt und dass bei Vernachlässigung digitaler Vorleistungen der Beitrag der Digitalisierung zur Entwicklung der Arbeitsproduktivität erheblich unterschätzt wird. Zudem zeigt die Analyse, dass Effizienzfortschritte in den Digitalsektoren – gemessen an der Entwicklung der totalen Faktorproduktivität – von zentraler Bedeutung sind. Ohne diese wäre das Wachstum der Arbeitsproduktivität in einigen großen Ländern des Euroraums deutlich niedriger ausgefallen. Teilweise hätte die Produktivität sogar stagniert. Gleichwohl ist festzuhalten, dass die auf den digitalen Wandel zurückzuführenden Effizienzgewinne im Zeitverlauf tendenziell abgenommen haben. Ob es angesichts des deutlichen Anstiegs in der Anwendung und Verbreitung digitaler Technologien während der Coronavirus-Pandemie diesbezüglich zu einem Wendepunkt kommt, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen. Befragungen von Unternehmen kommen aber zu einer durchaus optimistischen Einschätzung.«

Deutsche Bundesbank (2023): Die deutsche Zahlungsbilanz für das Jahr 2022, in: Monatsbericht März 2023

Jürgen Matthes (2023): China-Abhängigkeit deutscher Firmen steigt. Rekordinvestitionen in 2021 und 2022. IW-Kurzbericht Nr. 24/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), März 2023
»Von Diversifizierung keine Spur: Nach neuesten Zahlen der Deutschen Bundesbank investierten deutsche Firmen mit 11,5 Milliarden Euro in 2022 so viel neu in China wie nie zuvor. Zudem wurden die Daten für die Vorjahre stark nach oben revidiert.«

Michael Hüther et al. (2023): Europa muss den nächsten Schritt wagen: Delors-Plan 2.0. Eine neue Version für Europa. IW-Policy Paper Nr. 4/2023, Köln, Berlin, Brüssel: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), März 2023
»In den kommenden Jahren wird die bislang vom Westen geprägte Weltordnung des möglichst ungehinderten Austausches und des Multilateralismus an Einfluss verlieren, globale Institutionen werden es noch schwerer haben, ihrem Auftrag des Interessensausgleichs und der Förderung der internationalen Kooperation und Entwicklung nachzukommen. Was bedeutet dies für die Zukunft der Europäischen Union? Sie tritt in eine neue Phase, in der die Regeln des Binnenmarktes angepasst werden müssen, um den neuen Notwendigkeiten der ökologischen Nachhaltigkeit und der offenen strategischen Autonomie gerecht zu werden. In einem geopolitisch aufgeladenen Umfeld inmitten eines Systemwettbewerbs mit den Vereinigten Staaten um ökonomische Ressourcen und Wettbewerbsfähigkeit einerseits sowie dem Systemkonflikt mit China um politischen Einfluss und Sicherheit andererseits muss die EU versuchen, ihre Souveränität durch eine aktivere Handels- und Wirtschaftspolitik zu stärken. Sie muss eine gemeinsame Antwort zur Erhaltung und Stärkung ihrer Wettbewerbsfähigkeit finden und diese in ihren Politiken sowie Instrumenten verankern. Dabei befindet sich die EU aktuell an einem Scheideweg, an dem diskutiert und geklärt werden muss, ob die EU in ihrem jetzigen Zustand institutionell verharrt oder aber ob es zu einer Vertiefung der Integration kommt, bei der in den grundlegenden Bereichen der Verteidigungs-, Finanzierungs- und Investitionsarchitektur neue Wege beschritten werden. Jeweils verbinden sich damit unterschiedliche Logiken und Themen der Integration.«

Sebastian Franke (2023): Der Corona-Cashless-Schub ist vorbei. Die Bargeldpräferenz deutscher Verbraucher bei alltäglichen Ausgaben nimmt nur noch langsam ab, Frankfurt am Main: ING Deutschland, Januar 2023

Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose (2023): Inflation im Kern hoch – Angebotskräfte jetzt stärken. Gemeinschaftsdiagnose #1-2023, Kiel, April 2023

Ursula von der Leyen (2023): Rede von Präsidentin von der Leyen zu den Beziehungen zwischen der EU und China vor dem Mercator Institute for China Studies und dem European Policy Centre, Brussels, 30. März 2023

Béla Galgóczi (ed.) (2023): On the way to electromobility – a green(er) but more unequal future?, Brussels: European Trade Union Institute (ETUI), 2023
»As it becomes clearer and clearer that none of the 14 million jobs in the broad automobile industry will remain unaffected by the transition to e-mobility, less attention has been paid to what would happen if Europe’s car industry failed to keep pace with the global competition in fast-evolving zero emission technologies. A new book from ETUI reveals that further employment risks and growing inequalities may appear if European manufacturers continue to abandon the lower market segments of electric vehicles and leave these to foreign competitors.«

Joseph Briggs and Devesh Kodnani (2023): The Potentially Large Effects of Artificial Intelligence on Economic Growth, Goldman Sachs Economics Research, 26 March 2023
»The recent emergence of generative artificial intelligence (AI) raises whether we are on the brink of a rapid acceleration in task automation that will drive labor cost savings and raise productivity. Despite significant uncertainty around the potential of generative AI, its ability to generate content that is indistinguishable from human-created output and to break down communication barriers between humans and machines reflects a major advancement with potentially large macroeconomic effects. If generative AI delivers on its promised capabilities, the labor market could face significant disruption. Using data on occupational tasks in both the US and Europe, we find that roughly two-thirds of current jobs are exposed to some degree of AI automation, and that generative AI could substitute up to one-fourth of current work. Extrapolating our estimates globally suggests that generative AI could expose the equivalent of 300mn full-time jobs to automation. The good news is that worker displacement from automation has historically been offset by creation of new jobs, and the emergence of new occupations following technological innovations accounts for the vast majority of long-run employment growth. The combination of significant labor cost savings, new job creation, and higher productivity for non-displaced workers raises the possibility of a productivity boom that raises economic growth substantially, although the timing of such a boom is hard to predict. We estimate that generative AI could raise annual US labor productivity growth by just under 11⁄2pp over a 10-year period following widespread adoption, although the boost to labor productivity growth could be much smaller or larger depending on the difficulty level of tasks AI will be able to perform and how many jobs are ultimately automated. The boost to global labor productivity could also be economically significant, and we estimate that AI could eventually increase annual global GDP by 7%. Although the impact of AI will ultimately depend on its capability and adoption timeline, this estimate highlights the enormous economic potential of generative AI if it delivers on its promise.«

Thomas Obst (2023): Stress im Finanzsystem – Wirtschaftliche Auswirkungen einer Bankenkrise. IW-Kurzbericht Nr. 25/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft, April 2023
»Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank hat zu einer drastischen Kurskorrektur an den Finanzmärkten geführt. Die Übernahme der angeschlagenen Credit Suisse durch UBS hat die Krise nach Europa gebracht. Welche konjunkturellen Folgen wären bei einer Bankenkrise in den USA und Deutschland zu erwarten?«

Jörn Boewe und Johannes Schulten (2023): Die Transformation der globalen Automobilindustrie. Trends, Deutungen, sozialökologische Handlungsstrategien. Ein Handbuch für die gewerkschaftliche und politische Praxis, Châtelaine (Schweiz): Rosa-Luxemburg-Stiftung, März 2023

Malte Küper et al. (2023): Transformationskompass. Herausforderungen und Chancen für Unternehmen in Deutschland. Gutachten im Auftrag von Grüner Wirtschaftsdialog Berlin, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), März 2023
»Die deutsche Wirtschaft steht vor einer umfangreichen Transformation, die sich in vier Dimensionen beschreiben lässt: Digitalisierung, Dekarbonisierung, Demografie und die Veränderung der internationalen Verflechtungen: Die Digitalisierung ist in einigen Unternehmen schon weit, in anderen noch kaum fortgeschritten. Die Alterung der Gesellschaft führt zu einer deutlichen Veränderung bei der Verfügbarkeit von Fachkräften und die geopolitischen Verwerfungen der letzten Jahre stören eingespielte internationale Austauschbeziehungen und Lieferketten. Der Klimawandel erfordert umfangreiche Maßnahmen zur Vermeidung von Treibhausgasemissionen, um die Erderwärmung zu bremsen. Damit die auf internationaler und nationaler Ebene vereinbarten Klimaziele erreicht werden können, müssen das Energiesystem, die Industrieproduktion, die Mobilität und die Gebäude grundlegend umgebaut werden. Die Gleichzeitigkeit dieser vier Disruptionen Dekarbonisierung, Digitalisierung, Demografie und Internationale Verflechtungen macht ein konsequentes Handeln von politischen, aber auch von privaten Akteuren notwendig, damit Wohlstand und Lebensqualität dauerhaft erhalten werden können.«

Sebastian Dullien et al. (2023): Schwache Dynamik nach Energiepreisschocks und Zinserhöhungen. Prognose der wirtschaftlichen Entwicklung 2023/2024. IMK Report Nr. 180, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), März 2023
»Die Weltwirtschaft wird sich 2023 und 2024 nur langsam erholen. Das Welt-BIP dürfte in diesem Jahr um durchschnittlich 2,5 % zunehmen und nächstes Jahr um 2,7 %. Die gesamtwirtschaftliche Produktion in den USA bleibt im Prognose­zeitraum verhalten und wird im Jahresdurchschnitt 2023 um 1,3 % und 2024 um 1,1 % zulegen. Im Euroraum wird die Konjunktur nach der Flaute im Winterhalbjahr im Verlauf des Jahres 2023 etwas an Fahrt gewinnen. Diese Tendenz setzt sich auch 2024 fort. Die Wirtschaftsleistung wird im Jahr 2023 um 0,8 % zunehmen (2024: 1,4 %). Die Arbeitslosenquote wird nur leicht steigen. Der Anstieg der Verbraucherpreise (HVPI) sinkt deutlich auf 5,2 % in diesem Jahr und auf 2,4 % in 2024. Für 2023 ist nach einer leichten Rezession im Winterhalbjahr mit einer zögerlichen Erholung der deutschen Konjunktur zu rechnen. Nach einem noch rückläufigen Wachstum zum Jahresauftakt wird im weiteren Jahresverlauf eine leichte Zunahme des BIP erfolgen. Die Jahresverlaufsrate beträgt im Jahr 2023 0,7 %. Im Jahresdurchschnitt dürfte das BIP – aufgrund der rückläufigen Raten im Winterhalbjahr -­ stagnieren. Maßgeblich hierfür wird insbesondere der rückläufige private Konsum sein, der durch den Kaufkraftverlust belastet wird. Mit nachlassender Inflation wird er wieder stärker expandieren. Das BIP wird im Jahr 2024 um 1,2 % wachsen. Die Verbraucherpreise in Deutschland werden 2023 im Jahresdurchschnitt um 5,3 % und 2024 um 2,4 % steigen. Die Arbeitslosenquote liegt in diesem Jahr bei 5,4 % (2024: 5,3 %).«

Gabriel Felbermayr (2023): Krieg mit anderen Mitteln, in: WIFO-Monatsberichte 2/2023
»Staaten haben schon immer wirtschaftspolitische Instrumente wie Importzölle, Steuern, Sanktionen oder ordnungspolitische Mittel eingesetzt, um geopolitische Ziele zu erreichen, aber diese Praxis hat mit dem Wiederaufleben internationaler Machtrivalitäten deutlich zugenommen. Länder wie Österreich und politische Allianzen wie die EU müssen sich dieser neuen Realität stellen und ihre eigenen geoökonomischen Instrumente schärfen. Dazu ist es wichtig, die wirtschaftlichen Mechanismen zu verstehen und über bestmögliche Informationen über binnen- und außenwirtschaftliche Abhängigkeiten und Verwundbarkeiten zu verfügen. Das wichtigste Instrument für die europäischen Länder ist der EU-Binnenmarkt, dessen Tiefe und Dynamik ein defensives und offensives Druckmittel im Umgang mit ausländischen Mächten darstellen. Dieser Beitrag fasst die wichtigsten Ergebnisse einer großen WIFO-Studie zusammen, die den politischen Entscheidungsträgern als Orientierungshilfe dienen soll.«

➔  Gabriel Felbermayr et al. (2022): Strategische Außenwirtschaftspolitik 2030 – Wie kann Österreich Geoökonomie Konzepte nützen?, Wien: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO), Oktober 2022
»Chinas wachsende politische und wirtschaftliche Bedeutung, das steigende Misstrauen und die Systemrivalität zwischen den USA und China, gepaart mit der abnehmenden Bedeutung globaler Institutionen wie der WTO erfordern ein stärker geostrategisches Handeln der EU. Die COVID-19-Pandemie sowie der Russland-Ukraine-Krieg haben die mögliche Verwundbarkeit internationaler Lieferketten durch zu starke Abhängigkeit von einzelnen Lieferländern vor Augen geführt und die Dringlichkeit für Anpassungen noch verstärkt. Die notwendige geoökonomische Neuausrichtung hat bereichsübergreifenden Charakter und verlinkt Außenwirtschaftspolitik mit außen- und sicherheitspolitischen Interessen, aber auch mit den Zielen der Industriepolitik, Klima- und Energiepolitik, Währungs- und Finanzmarktpolitik bis hin zur Entwicklungspolitik. Sie stellt große und neue Anforderungen an die Wirtschaftsdiplomatie, das Design wirtschaftspolitischer Instrumente, die Koordination zwischen nationalen und internationalen Akteuren und die Abwägung diverser Zielsetzungen aus den unterschiedlichen Politikbereichen. Die Studie beschreibt die wichtigsten geoökonomischen Trends sowie die damit zusammenhängenden Herausforderungen und leitet daraus wichtige strategische Leitlinien sowie wirtschaftspolitische Handlungsoptionen für die EU und Österreich ab.«

Peter Klimek et al. (2023): The anatomy of the current antibiotics shortage, Vienna: Supply Chain Intelligence Institute Austria (ASCII), March 2023
»Why does the world seem to suddenly be fighting over antibiotics? For one thing, production is increasingly concentrated in two countries – China and India. For another, an entire industry seems surprised by the rapid increase in demand for drugs after the decline during the Covid-19 pandemic. Our results suggest three broad policy recommendations. First, health policies should invest into improvements of the demand tracking, planning, and forecasting infrastructure. Health policies should focus on shortages of drugs for which substitutes are also unavailable. Second, the health system seeks to guarantee the sufficient provision of drugs at low prices. The international division of labour that has emerged seems to provide price efficiency, but supply security risks have become increasingly evident. This implies a refocusing of policies towards greater supply resilience. Third, the market structure should not only mitigate supply risks, but the market design should ideally internalise supply security risks, thereby rendering ad-hoc policy interventions obsolete.«
➔  dazu: Erste Studie des unter WIFO-Beteiligung gegründeten Supply Chain Intelligence Institute Austria (ASCII) (27.03.2023)

Hanns W. Maull et al. (2023): USA und China auf Kollisionskurs. Die Bedeutung der Innenpolitik für das bilaterale Verhältnis. SWP-Studie 2, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), März 2023

Inga Carry et al. (2023): Die Zukunft europäisch-chinesischer Rohstofflieferketten. Drei Szenarien für das Jahr 2030 – und was sich daraus ergibt. SWP-Aktuell Nr. 15, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), März 2023
»Die künftige Rohstoffversorgung Europas ist mit einer Reihe von Herausforderungen verbunden. Dazu gehören die Diversifizierung europäischer Lieferketten, die Umsetzung effektiver Nachhaltigkeitsstandards und nicht zuletzt der Abbau strategischer Abhängigkeiten von China. Wie werden im Jahr 2030 die europäisch-chinesischen Rohstofflieferketten aussehen? Dazu werden im Folgenden drei Szenarien durchgespielt. Sie können politischen Akteuren helfen, plausible Vorstellungen von der Zukunft zu gewinnen und mögliche Entwicklungen gedanklich voneinander abzugrenzen. Die Szenarien zeigen, welche Effekte politische wie sozio-ökonomische Faktoren auf die europäisch-chinesischen Lieferketten haben und wie sich europäische Akteure darauf einstellen können.«

Martin Chorzempa und Laura von Daniels (2023): Neue US-Exportkontrollen und die wichtigsten Fragen für die EU Empfehlungen für eine robuste europäische Ausfuhrkontrollpolitik. SWP-Aktuell Nr. 19, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), März 2023
»Wie EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen bei ihrem Besuch im Weißen Haus ankündigte, will die EU ihre Exportkontrollen für Dual-Use-Produkte und neue Technologien erneuern und enger mit US-Maßnahmen abstimmen. Da die EU-Staaten China zunehmend als sicherheitspolitische Bedrohung wahrnehmen, wäre die Anwendung von Exportkontrollen gegenüber Peking folgerichtig. Die von der Biden-Regierung im Oktober 2022 gegenüber China erlassenen Executive Orders für den Handel mit leistungsstarken Halbleiterchips, deren Produktionsmaschinen sowie mit hochleistungsfähigen Computern wirken sich bereits auf die EU aus. Um Rechtssicherheit für europäische Unternehmen zu schaffen, sollten die EU-Mitgliedstaaten schnell entscheiden, wie umfassend sie eigene Ausfuhrkontrollen modernisieren und ausweiten wollen.«

Maximilian Grimm et al. (2023): Loose monetary policy and financial instability. Working Paper 2023-06, San Francisco: Federal Reserve Bank of San Francisco, February 2023
Do periods of persistently loose monetary policy increase financial fragility and the likelihood of a financial crisis? This is a central question for policymakers, yet the literature does not provide systematic empirical evidence about this link at the aggregate level. In this paper we fill this gap by analyzing long-run historical data. We find that when the stance of monetary policy is accommodative over an extended period, the likelihood of financial turmoil down the road increases considerably. We investigate the causal pathways that lead to this result and argue that credit creation and asset price overheating are important intermediating channels.

Klaus-Heiner Röhl (2023): Verwaltungsdigitalisierung in Deutschland. Der Stand zum Zielzeitpunkt des Onlinezugangsgesetzes Anfang 2023. IW-Report Nr. 20/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW); März 2023
»Die Digitalisierung der Verwaltung kommt in Deutschland nicht voran; im europäischen Vergleich befindet sich das Land im E-Government weiter im unteren Mittelfeld. Im Umsetzungsstand für digitale öffentliche Dienste der EU kam Deutschland 2022 nur auf Rang 18 der 27 Mitgliedsländer.«

Maik Bohne et al. (2023): Innovation als Schlüssel zur gerechten Transformation. Acht Impulse für die Zukunftsfähigkeit des deutschen Innovationsmodells, Berlin: Das Progressive Zentrum, März 2023
»Wie kommt das Neue in die Welt? Die Suche nach Antworten auf diese Frage ist angesichts der Herausforderungen, vor denen Deutschland bei der Dekarbonisierung und Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft steht, keine philosophische Übung, sondern eine der dringlichsten Aufgaben unserer Zeit. Denn ob es der Bundesrepublik gelingt, Vorreiter einer digitalen Nachhaltigkeitsökonomie zu werden und wettbewerbsfähig zu bleiben, hängt in hohem Maße von der technologischen und gesellschaftlichen Innovationskraft des Landes ab. Eine repräsentative Civey-Umfrage im Auftrag des Progressiven Zentrums zeigt: Über drei Viertel der Befragten sind der Meinung, dass die deutsche Regierung nicht genug für die Innovationsfähigkeit der deutschen Wirtschaft tut (78 %). Mehr als 80 Prozent stimmen der Aussage zu, die Bundesregierung solle klare Ziele für die Förderung von technologischen Innovationen setzen. Den Befragten zufolge sollten technische Innovationen vor allem der Wettbewerbsfähigkeit dienen (44 %), gefolgt von der nationalen Sicherheit (30 %), sozialer Gerechtigkeit (29 %) und Klimaschutz (28 %). Im direkten Vergleich mit China und den USA sagten nur 13 Prozent der Befragten, die EU sei der innovativste Wirtschaftsstandort. Knapp 40 Prozent halten die chinesische Wirtschaft für die innovativste, etwa 30 Prozent finden die USA als Wirtschaftsstandort am innovativsten. Vor diesem Hintergrund untersucht die Studie die Zukunftsfähigkeit des deutschen Innovationsmodells und begibt sich auf die Suche nach konkreten Reformvorschlägen für dessen politische Steuerung.«

Lorenz Meister und Lukas Menkhoff (2023): Homeoffice erleichtert Einstieg in den Aktienmarkt, in: DIW Wochenbericht Nr. 13/2023
»Das Jahr 2020 war durch eine sprunghafte Zunahme der Teilnahme von Privatpersonen am Aktienmarkt gekennzeichnet. Parallel waren auch deutlich mehr Erwerbstätige im Homeoffice. Tatsächlich ist die Nutzung von Homeoffice eine robuste Bestimmungsgröße für Aktienbesitz und erklärt einen Teil des Anstiegs im Jahr 2020. Vom Homeoffice profitieren in dieser Hinsicht vor allem Personen ohne Kinder im Haushalt. Ferner kommt es gerade auch bei einkommensschwächeren Personen im Homeoffice zu einem höheren Anteil von Aktienbesitz. Das stärker genutzte Homeoffice hat damit auch komplexe verteilungspolitische Folgen. Tendenziell verbreitert es die Basis des Aktienbesitzes durch – im weiteren Sinn – sinkende Kosten der Teilnahme am Aktienmarkt. Natürlich sollte die Wirtschaftspolitik nicht Homeoffice verordnen, um den Aktienbesitz zu steigern, aber sie kann den Einstieg in den Aktienmarkt auf andere Weise erleichtern, insbesondere durch bessere finanzielle Bildung.«

Stefan Kruse et al. (2023): Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf den Einzelhandel in Städten und Zentren. Überblick zum Stand der Forschung, Bonn: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), Februar 2023
»Der Kurzbericht gibt einen ersten Überblick über bisherige Studien und Entwicklungen zu den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf den Einzelhandel in Städten und Zentren. Der Bericht bietet somit die Grundlage für empirische Arbeiten und Handlungsempfehlungen, die im Projektverlauf erarbeitet werden. Die ersten Zwischenergebnisse zeigen, dass Innenstädte und Stadt- und Ortsteilzentren sehr unterschiedlich strukturiert sind und unterschiedliche Voraussetzungen und Potenziale besitzen, um auf die Krise zu reagieren. Der Rückgang der stationären Einzelhandelsflächen in den Zentren hat sich durch die Pandemie noch einmal beschleunigt. Zurzeit deutet vieles darauf hin, dass der Rückgang vor allem schwächere innerstädtische Einzelhandelslagen, aber auch einzelne Shopping-Center betrifft. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Mieten wider. Gerade in größeren Städten mit hohen Mietniveaus sind diese (teilweise) gesunken. Stadtteil- und Fachmarktzentren zeigten sich während der Pandemie weitestgehend stabil. Entgegen der Befürchtungen kamen der stationäre Einzelhandel und andere gewerbliche Nutzungen in den Zentren insgesamt wesentlich besser durch die Pandemie als zunächst erwartet. Die Leerstände haben in den Innenstädten zwar zugenommen, sie beschränken sich häufig jedoch auf schwächere Lagen und bleiben insgesamt betrachtet auf einem relativ niedrigen Niveau.«

Sarah Proust (2023): Die Zukunft der Büroarbeit in Europa. Ergebnisse einer Umfrage zu den Folgen der Corona-Krise, Paris: Friedrich-Ebert-Stiftung Paris, März 2023

Sebastian Horn et al. (2023): China as an International Lender of Last Resort. Kiel Working Paper No. 2244, Kiel: Kiel Institute for the World Economy, March 2023
»This paper shows that China has launched a new global system for cross-border rescue lending to countries in debt distress. We build the first comprehensive dataset on China’s overseas bailouts between 2000 and 2021 and provide new insights into China’s growing role in the global financial system. A key finding is that the global swap line network put in place by the People’s Bank of China is increasingly used as a financial rescue mechanism, with more than USD 170 billion in liquidity support extended to crisis countries, including repeated rollovers of swaps coming due. The swaps bolster gross reserves and are mostly drawn by distressed countries with low liquidity ratios. In addition, we show that Chinese state-owned banks and enterprises have given out an additional USD 70 billion in rescue loans for balance of payments support. Taken together, China’s overseas bailouts correspond to more than 20 percent of total IMF lending over the past decade and bailout amounts are growing fast. However, China’s rescue loans differ from those of established international lenders of last resort in that they (i) are opaque, (ii) carry relatively high interest rates, and (iii) are almost exclusively targeted to debtors of China’s Belt and Road Initiative. These findings have implications for the international financial and monetary architecture, which is becoming more multipolar, less institutionalized, and less transparent.«
➔ dazu: Neue Seidenstraße: China muss immer häufiger seine Schuldner retten (28.03.2023)

Thorsten Ludwig et al. (2023): Branchenanalyse Windindustrie. Perspektiven vor dem Hintergrund von Globalisierung, Energiewende und Digitalisierung. Working Paper Forschungsförderung Nr. 273, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, März 2023
»Eine starke Windindustrie in Deutschland ist Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Energiewende und die Erreichung der Klimaziele. Die Branche hat in den letzten Jahren viele Beschäftigte und damit Know-how verloren und befindet sich in einer Umbruchphase. Die Studie fasst die wesentlichen Entwicklungen seit 2017 zusammen. Schwerpunkte der Analyse sind Beschäftigungssituation und -perspektiven, die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten sowie die Herausforderungen, die sich Betrieben und Beschäftigten im Kontext von Digitalisierung, Energiewende und sozial-ökologischer Transformation der Wirtschaft stellen.«

Michael Hüther (2023): This time is different but still risky. Bankenkrise statt Finanzkrise. IW-Policy Paper Nr. 3/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), März 2023
»Die aktuelle Krise einiger amerikanischer und europäischer Banken löst zwangsläufig Befürchtungen aus, dass eine internationale Bankenkrise zu einer neuen Finanzkrise führen könnte. Doch sind die Vorzeichen im Jahre 2023 ganz andere als im Jahre 2007/2008.«

Michael Peters (2023): Nichts gelernt, in: IPG-Journal, 17.03.2023
»Insolvenz der Silicon Valley Bank, Chaos bei Credit Suisse: Das internationale Finanzsystem bleibt instabil. Mal wieder muss der Staat eingreifen.«

Alexander Burstedde und Dirk Werner (2023): Fachkräftemangel – keine einfache Lösung durch höhere Löhne. IW-Kurzbericht Nr. 23/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), März 2023
»Im Jahr 2022 gab es mehr offene Stellen für qualifizierte Arbeitskräfte als qualifizierte Arbeitslose. Es sind also schon rein rechnerisch nicht genügend Köpfe da. Daran würden auch höhere Löhne wenig ändern. Es gibt keine einfache Lösung für den Fachkräftemangel. Vieles muss getan werden – und zwar schnell.«

Jan Büchel, Jan Engler and Armin Mertens (2023): The Demand for Data Skills in German Companies: Evidence from Online Job Advertisements, in: EconPol Forum No. 2/2023
»Data skills are required in every fifth online job advertisement in Germany. Demand for data skills is increasing over time and heterogenous between sectors. Companies from the ICT sector demand more advanced data skills in every second job advertisement. Sectors that are advanced in digitalization have a higher demand for jobs with data skills. Policymakers should intensify the recruitment of foreign professionals and align curricula with growing business demand for data skills.«

Christian Rusche (2023): Der Umweltschutz im Spiegel staatlicher Beihilfen. IW-Kurzbericht Nr. 20/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), März 2023
»Die Herausforderungen durch die Dekarbonisierung erfordern umfangreiche Investitionen. Daten der Europäischen Union (EU) zeigen, dass Deutschland bereits mit Abstand die höchsten Beihilfen für Umweltschutz vergibt. Diese spiegeln noch nicht die aktualisierten Klimaziele oder die Diskussion über Wettbewerbsverzerrungen wieder. Mehr Effizienz und eine internationale Koordination sind dringend geboten.«

Marian Wendt und Eleftherios Petropoulos (2023): Energieregion östliches Mittelmeer: Eine Region wird zum Versorger Europas!, Athen: Konrad-Adenauer-Stiftung, März 2023
»Krieg in der Ukraine, Verringerung der CO2-Emissionen, Ausstieg aus der Braunkohle; das alles sind Stichworte an die wir aktuell bei der Energieversorgung in Europa denken. In den letzten zwei Jahren wurde die Art und Weise, wie bisher Energie für Strom, Wärme und Fortbewegung genutzt wurde, grundsätzlich auf den Kopf gestellt. Es gilt künftig, neue Wege der Energiegewinnung und -erzeugung zu erschließen und uns auf ein neues Zeitalter einzustellen. Griechenland und das östliche Mittelmeer können dabei eine neue wichtige Rolle spielen; zum Vorteil für ganz Europa.«

Gustav Horn (2023): Innovation policy in times of change. The new relationship between state and market, Budapest: Friedrich-Ebert-Stiftung Budapest, February 2023
»The way of doing business is currently changing on a global scale and at a rapid pace. It is necessary to meet the challenges posed by digitalisation, climate change and globalisation. This can only be achieved by producing new public goods through massive state intervention. This requires a new innovation policy based on cooperation between the state and the market. To be successful, the state must be willing to take higher risks.«

Ilya Matveev (2023): The crisis at the door: Social decline in Russia after 24 February 2022, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, February 2023
»Living standars and social protection in Russia have been negatively and profoundly affected by economic sanctions, the army draft and the war itself. While the economic collapse has been avoided, the stage is set for a renewed social crisis. The report identifies several areas in which the negative impact has been particularly significant: poverty and living standards, the situation in industrial areas, healthcare, the non-profit organisations and demography. The current crisis leaves little opportunity to decrease poverty and increase real incomes in the medium and long term. The emigration of skilled professionals in healthcare and social work will be felt acutely by vulnerable groups.«

Tom Krebs (2023): Industriepolitische Zeitenwende. Ein europäischer Inflation Reduction Act, Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung, März 2023
»Die USA haben sich mit dem Inflation Reduction Act (IRA) im Kampf gegen den Klimawandel zurückgemeldet. Die europäische Reaktion auf diese Neujustierung der US-amerikanischen Klima- und Wirtschaftspolitik war gemischt. Die vorliegende Studie von Tom Krebs untersucht den IRA aus klima- und wirtschaftspolitischer Sicht und zieht ein positives Resümee. Darüber hinaus leitet die Studie Empfehlungen ab, wie die Politik in Deutschland und Europa auf den IRA antworten könnte und dabei mit dem marktliberalen Ansatz der aktuell praktizierten Wirtschaftspolitik in der EU bricht.«

Michael Hüther et al. (2023): Eine neue China-Strategie?, in: Wirtschaftsdienst, Nr. 3/2023
Seit einigen Jahren ist China in Kaufkraftparitäten gemessen die bedeutendste Volkswirtschaft der Welt. Die Dominanz der chinesischen Volkswirtschaft scheint dabei die Industrie-
und Handelspolitik der klassischen Industrieländer vor Herausforderungen zu stellen. Spätestens seit der Amtszeit von US-Präsident Donald Trump wird China in den USA und Europa kritischer gesehen. Dabei sind sowohl das chinesische Gesellschafts- als auch das Wirtschaftsmodell Gegenstand kontroverser Debatten. Zudem gewinnt China in Bezug auf  die aktuellen geostrategischen Herausforderungen an Gewicht, wie etwa die Spannungen zwischen den USA und China im Lichte der Diskussion um die sogenannte Thukydides-Falle zeigen. Insofern ist es verständlich, dass über eine neue China-Strategie debattiert wird. 

Veronika Grimm (2023): Wasserstoff – Handlungsbedarf und Chancen im Zuge der Energiekrise, in: Wirtschaftsdienst, Nr. 3/2023
»Klimaneutralität in Europa gegen Mitte des Jahrhunderts erfordert die Ablösung fossiler Energieträger durch die direkte oder indirekte Nutzung regenerativ erzeugten Stroms in den Sektoren Wärme und Mobilität sowie der Industrie. Die direkte Elektrifizierung und der indirekte Weg über Wasserstoff sind dabei komplementär. Die Elektrifizierung muss in allen Sektoren ambitioniert vorangetrieben werden. In einem integrierten Energiesystem wird die indirekte Sektorenkopplung über Wasserstoff und wasserstoffbasierte Energieträger die Elektrifizierung optimal ergänzen.«

Markus Reisinger und Stefan Wagner (2023): Produktverknüpfung bei Softwareangeboten – ökonomische Einordnung am Beispiel Microsoft, in: Wirtschaftsdienst, Nr. 3/2023
»Microsoft hat eine marktbeherrschende Stellung im Software-Markt, konkurriert aber mit einer Vielzahl von Wettbewerbern im benachbarten Markt für Cloud-Computing. Inwiefern führt die von Microsoft praktizierte Verknüpfung von Software-Produkten mit Cloud- Computing-Dienstleistungen zu Wettbewerbsvorteilen für Microsoft und zu Nachteilen für die Konsumenten? Die Produktverknüpfung von Microsoft diskriminiert bestimmte Cloud- Computing-Anbieter. Dabei nutzt Microsoft seine marktbeherrschende Stellung auf dem Software-Markt, um sich Wettbewerbsvorteile beim Cloud-Computing zu verschaffen. Dieses Verhalten führt zu höheren Preisen und geringer Wahlfreiheit für die Kunden. Zudem sinken Innovationsanreize für konkurrierende Cloudanbieter.«

Christian Rusche und Samina Sultan (2023): Beihilfen im Lichte der Coronapandemie, in: Wirtschaftsdienst, Heft 3/2023 
»Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronapandemie haben die Volkswirtschaften der EU schwer getroffen. Zur Unterstützung haben die Mitgliedstaaten erhebliche Finanzmittel in die Wirtschaft gelenkt und die EU hat die entsprechenden Beihilferegeln, die den Wettbewerb im Binnenmarkt schützen sollen, gelockert. Als Folge sind die Beihilfeausgaben der Mitgliedstaaten teilweise stark angestiegen. Die unterschiedliche Betroffenheit von der Pandemie innerhalb der EU und die teils erheblichen Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten bei den Beihilfen im Jahr 2020 führten zu Befürchtungen, dass der Wettbewerb insbesondere zugunsten Deutschlands verzerrt wird. Die offiziellen Daten und Aussagen der EU können dies zumindest für 2020 nicht bestätigen.«

Michael Hüther et al. (2023): Deindustrialisierung: Schreckgespenst oder notwendiger Schritt im Strukturwandel der deutschen Wirtschaft?, in: ifo Schnelldienst Nr. 3/2023
»Die Ereignisse der letzten Jahre haben die Debatte über eine Deindustrialisierung Deutschlands auf die Tagesordnung gesetzt. Die Corona-Pandemie, Unsicherheiten im Umgang mit China und der Krieg in der Ukraine belasten die deutsche Wirtschaft stark. Unterbrochene Lieferketten, fehlende Rohstoffe und vor allem die in ungeahnte Höhen gestiegenen Energiepreise verunsichern die Unternehmen. Aufgrund deutlich günstigerer Energiekosten und der Subventionspolitik in den USA gibt es Befürchtungen, dass insbesondere energieintensive Unternehmen abwandern und der Industriestandort Deutschland an Wettbewerbsfähigkeit verliert. Ist diese Sorge berechtigt, und wie kann die Politik gegensteuern?«

Immo Frieden et al. (2023): Regionale Einkommensungleichheit in Deutschland, in: ifo Schnelldienst Nr. 3/2023
»Anhand von administrativen Steuerdaten betrachten wir für die Jahre 1998–2016 regionale Einkommensungleichheit auf Ebene der Bundesländer, Kreise und Gemeinden. Städtische Gemeinden und Gemeinden in Westdeutschland haben zwar durchschnittlich hohe Einkommen, weisen aber auch die stärkste Ungleichverteilung der Bruttoeinkommen auf. Betrachtet man den Anstieg der Ungleichheit in den letzten zwei Jahrzehnten, so zeigt sich, dass dieser Anstieg ausschließlich auf die wachsende Ungleichheit innerhalb der Gemeinden zurückzuführen ist. Insgesamt sind Einkommensunterschiede zwischen verschiedenen Regionen Deutschlands gering im Vergleich zu den Einkommensunterschieden innerhalb dieser Regionen.«

Stefan Sauer und Timo Wollmershäuser (2023): Angebotsseitige Produktionsbehinderungen und überausgelastete Produktionskapazitäten. Eine aktuelle Einordnung für die deutsche Wirtschaft, in: ifo Schnelldienst Nr. 3/2023
»Die deutsche Wirtschaft leidet unter gewaltigen Angebotsschocks. Engpässe bei der Lieferung von Rohstoffen, Vorprodukten und Handelswaren sowie ein ausgeprägter Arbeitskräftemangel belasten die Herstellung von Waren und Dienstleistungen in nahezu allen Wirtschaftsbereichen. Durch die weiterhin kräftige Nachfrage nach Waren und Dienstleitungen sind gleichzeitig die Kapazitäten überausgelastet. Dieser Artikel stellt ein neues ifo Maß für angebots- und nachfrageseitige Produktionsbehinderungen vor und beschreibt die Konstruktion der gesamtwirtschaftlichen ifo Kapazitätsauslastung. Es wird gezeigt, dass das umfragebasierte Auslastungsmaß bei angebotsseitigen Produktionsbehinderungen in Echtzeit eine treffsicherere Einschätzung der Lage der deutschen Wirtschaft im Konjunkturzyklus gibt als die herkömmlich verwendeten Produktionslückenschätzungen.« 

Melanie Arntz et al. (2023): Digitalisierung in der Covid-19-Pandemie: Corona hat den digitalen Graben zwischen den Betrieben vertieft. IAB-Kurzbericht Nr. 4/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), März 2023
»Um in der Covid-19-Pandemie bestehen zu können, mussten Betriebe in digitale Technologien investieren. Offen ist bislang, ob der „digitale Graben” zwischen den Betrieben dadurch tiefer geworden ist – ob also digitalisierungserfahrene Betriebe stärker in eine weitere Digitalisierung investiert haben als Betriebe, die vor der Pandemie noch keine Erfahrung mit dem Einsatz solcher Technologien gemacht hatten. Diese Frage kann erstmals mit Daten der neuen IAB-IZA-ZEW-Betriebsbefragung „Arbeitswelt 4.0“ untersucht werden. Dabei zeigt sich, dass es während der Covid-19-Pandemie nur in wenigen Betrieben zu einem Digitalisierungsschub kam. Tatsächlich haben vor allem Betriebe, die vor der Pandemie schon Erfahrung mit sogenannten 4.0-Technologien gesammelt hatten, coronabedingte Investitionen getätigt, sodass sich der digitale Graben zwischen den Betrieben während der Pandemie vertieft hat.«
➔  dazu: „Der digitale Graben zwischen den Betrieben ist in der Pandemie tiefer geworden“ (16.03.2023): »Die Corona-Krise hat in manchen Betrieben einen Digitaisierungsschub ausgelöst, in anderen aber nicht. IAB-Forscher Dr. Florian Lehmer skizziert im Videostatement die Probleme, die sich aus dieser wachsenden digitalen Kluft ergeben können und zeigt auf, wie die Politik entgegensteuern sollte.«

Dominik Groll (2023): Zu den gesamtwirtschaftlichen Folgen des hohen Krankenstands. Kiel Insight 2023.01, Kiel: Institut für Weltwirtschaft (IfW), März 2023
»Der ungewöhnlich hohe Krankenstand 2022 dürfte die deutsche Volkswirtschaft 0,7 bis 1,1 Prozent an Wertschöpfung gekostet haben, umgerechnet rund 27 bis 42 Milliarden Euro. Bezogen auf die Zuwachsrate hätte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) damit 2022 statt um 1,8 Prozent um 2,5 bis 2,9 Prozent zugelegt. Demnach stieg der Krankenstand von gut 68 Stunden je Arbeitnehmer im Jahr 2021 sprunghaft auf gut 91 Stunden 2022 an. Ursache waren in erster Linie Atemwegsinfekte und Erkältungskrankheiten. Seit der Wiedervereinigung ist dies der mit Abstand stärkste Anstieg des Krankenstands binnen eines Jahres und auch das höchste Krankheitsniveau.«

Isabella M. Weber and Evan Wasner (2023): Sellers’ Inflation, Profits and Conflict: Why can Large Firms Hike Prices in an Emergency? Economics Department Working Paper Series 2023-02, University of Massachusetts Amherst, 2023
»The dominant view of inflation holds that it is macroeconomic in origin and must always be tackled with macroeconomic tightening. In contrast, we argue that the US COVID-19 inflation is predominantly a sellers’ inflation that derives from microeconomic origins, namely the ability of firms with market power to hike prices. Such firms are price makers, but they only engage in price hikes if they expect their competitors to do the same. This requires an implicit agreement which can be coordinated by sector-wide cost shocks and supply bottlenecks. We review the long-standing literature on price-setting in concentrated markets and survey earnings calls and compile firm-level data to derive a three-stage heuristic of the inflationary process: (1) Rising prices in systemically significant upstream sectors due to commodity market dynamics or bottlenecks create windfall profits and provide an impulse for further price hikes. (2) To protect profit margins from rising costs, downstream sectors propagate, or in cases of temporary monopolies due to bottlenecks, amplify price pressures. (3) Labor responds by trying to fend off real wage declines in the conflict stage. We argue that such sellers’ inflation generates a general price rise which may be transitory, but can also lead to self-sustaining inflationary spirals under certain conditions. Policy should aim to contain price hikes at the impulse stage to prevent inflation from the onset.«

Tim Peter, Moritz Fink und Norbert Arnold (2023): Pharmastandort Europa – Stärkung der Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, 2023
»Europas Pharmaindustrie ist sowohl eine wirtschaftlich bedeutende Branche als auch wesentlicher Teil der Daseinsvorsorge in geoökonomisch angespannten Zeiten. Insbesondere bei bestimmten Generika und Wirkstoffen, vor allem aus China, Indien und verschiedenen südostasiatischen Staaten, bestehen kritische Abhängigkeiten. Zur Stärkung der Resilienz sollten unter anderem Lieferketten diversifiziert werden, während zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der ordnungspolitische Rahmen, unter anderem durch innovationsfördernde Forschungsbedingungen, verbessert werden muss.«

Christian Seidl (2023): Inflation: Thruway of ECB’s Monetary Policy. Economics Working Paper No. 2023-01, Kiel: Department of Economics, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, February 2023
»Part of the present inflation is caused by the breakdown of globalization, in particular supply chains, part is caused by the Corona Pandemic, in particular lockdowns, part is caused by the Ukrainian War, part is caused by European sanctions, and part – and not the smallest one – is caused by the European Central Bank’s printing money by hook or by crook in the past and in the presence. This paper attributes inflation decisively to the overwhelming money creation by the European Central Bank.«

Alexander Wimmers et al. (2023): Ausbau von Kernkraftwerken entbehrt technischer und ökonomischer Grundlagen, in: DIW Wochenbericht Nr. 10/2023
»In Deutschland gehen die letzten drei Kernkraftwerke Mitte April endgültig vom Netz. Die Energiekrise infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine hat allerdings auch hierzulande Forderungen nach dem Bau neuer Kernreaktoren angeheizt. Eine ähnliche Debatte wird im Kontext der Klima­krise auch international geführt. Atomenergie war aber schon seit den 1950er Jahren eine der teuersten Energiequellen und ist dies bis heute. Zudem ist sie keine zeitnahe Lösung, da der Bau der Reaktoren Jahrzehnte dauert. Auch tech­nisch ist kein signifikanter Durchbruch zu wettbewerblichen Reaktoren absehbar. Dies gilt sowohl für SMR (Small Modular Reactor)­Konzepte mit geringer Leistung als auch für andere, wie zum Beispiel schnelle Brutreaktoren. Diese Erkenntnis setzt sich inzwischen auch in Fachkreisen der Energiesystemmodellierung durch, in denen bisher aufgrund überoptimisti­scher Annahmen stets ein wesentlicher Anteil an Atomenergie vorhergesagt und erneuerbare Energien vernachlässigt wurden.«

David Löw Beer und Konrad Gürtler (2023): Nachhaltigkeit im Brandenburger Strukturwandel. Wie die Lausitz zu einer Modellregion für die Transformation werden könnte. RIFS Policy Brief 3/2023, Potsdam: Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit (RIFS), März 2023

Ottmar Edenhofer et al. (2023): Den kritischen Zeitpunkt nicht verpassen. Leitideen für die Transformation des Energiesystems, Halle (Saale): Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, März 2023
»Um in Deutschland und Europa die Pariser Klimaziele zu erreichen, muss das Energiesystem transformiert werden. Wichtig ist zudem die Bereitstellung von Technologien, die dies auch weltweit ermöglichen. Der Handlungsbedarf ist groß, weil vielfältige internationale Krisen wie der russische Angriffskrieg auf die Ukraine Zielkonflikte verschärfen und die globale Kooperation erschweren, die notwendig ist, um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Das Leopoldina-Diskussionspapier „Leitideen für die Transformation des Energiesystems“ erörtert hierzu Ansätze für eine effektive und tragfähige Energiewende.«

Markus Flaute, Saskia Reuschel und Britta Stöver (2022): Volkswirtschaftliche Folgekosten durch Klimawandel: Szenarioanalyse bis 2050. Studie im Rahmen des Projektes Kosten durch Klimawandelfolgen in Deutschland, Osnabrück: Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS), Dezember 2022
➔  BMWK (2023): Kosten durch Klimawandelfolgen in Deutschland. Zusammenfassung, Berlin: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), Februar 2023

Larissa Doré et al. (2023): Treibhausgasneutralität in Deutschland bis 2045. Ein Szenario aus dem Projekt SCI4climate.NRW, Wuppertal/Köln: Wuppertal Institut/Institut der deutschen Wirtschaft (IW), März 2023
»Die klimapolitischen Ziele Deutschlands und der EU machen eine sehr schnelle und tiefgreifende Transformation sowohl der Energieversorgung als auch der energieverbrauchenden Sektoren notwendig. Diese Transformationsherausforderung betrifft nicht zuletzt die energieintensive Industrie in Deutschland, die vor grundlegenden technologischen Veränderungen wichtiger Produktionsprozesse steht. Die Herausforderungen für die Industrie werden durch die aktuelle Energiekrise weiter verschärft. Vor diesem Hintergrund stellt das hier vorgestellte Klimaschutzszenario „SCI4climate.NRW-Klimaneutralität“ (S4C-KN), das im Rahmen des vom Land NRW finanzierten Forschungsprojekts „SCI4climate.NRW“ entwickelt wurde, die möglichen künftigen Entwicklungen in der energieintensiven Industrie in den Mittelpunkt der Analyse. Das Szenario analysiert diese Entwicklungen im Kontext eines gesamtwirtschaftlichen Transformationspfads hin zu einem klimaneutralen Deutschland im Jahr 2045.«

Sabine Köhne-Finster (2023): Fachkräftemangel in Berufen der Halbleiterindustrie. Die aktuelle Fachkräftesituation und zukünftige Ersatzbedarfe in den wichtigsten Berufen der Chip-Produktion, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), März 2023

Simon Gerards Iglesias und Jürgen Matthes (2023): Chinas Abhängigkeit vom Westen bei Importen und Technologien. IW-Report Nr. 15/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), März 2023
»Zwischen China und dem Westen bestehen gegenseitige Abhängigkeiten, die für beide Seiten das Potenzial haben, bei einem geopolitischen Konflikt hohe wirtschaftliche Kosten entstehen zu lassen. Sollte China tatsächlich eine Invasion Taiwans planen, wäre der Westen bei dann wahrscheinlichen gegenseitigen Sanktionen zwar erheblich betroffen, aber aufgrund seiner bedeutenden Stellung als Lieferant wichtiger Waren für China seinerseits auch keinesfalls handlungsunfähig. Der Anteil des Westens an chinesischen Warenimporten lag im Jahre 2021 bei 53 Prozent und einem Wert von 1,25 Billionen Euro. Der westliche Anteil ist bei vielen wichtigen Schlüsselprodukten wie Maschinen, hochspezialisierten Instrumenten und Halbleitern auf hohem oder sehr hohem Niveau. Das wichtigste chinesische Importprodukt – Halbleiter – wird zu 68 Prozent aus dem Westen und Taiwan eingeführt. Aber auch bei anderen bedeutenden Einfuhrwaren entfällt ein hoher Anteil von bis über 90 Prozent an den chinesischen Einfuhren auf den Westen, so bei einigen Lebensmitteln wie Fleisch und Getreide, bestimmten Rohstoffe wie Eisenerz und Gold sowie auch bei einigen Luxusprodukten wie Parfum. Bei Rohstoffen und Lebensmitteln bestehen für China die höchsten Import/Export-Verhältnisse, das heißt es importiert bei einigen Gütern ein Vielfaches dessen, was es exportiert. Das Import/Export-Verhältnis liegt bei Erzen bei 60 zu 1, bei Fleisch bei 36 zu 1 und bei Getreide bei 18 zu 1.«

Gökhan Ider et al. (2023): Und sie bewegen sich doch: Energiepreise sinken, wenn Leitzins steigt – trotz gegenläufiger Effekte, in: DIW Wochenbericht Nr. 8/2023
»Durch die Corona-Pandemie und insbesondere den russischen Angriffskrieg in der Ukraine sind die Energiepreise stark gestiegen. Die damit einhergehende hohe Verbraucherpreisinflation zwingt die Europäische Zentralbank (EZB) ihrem Mandat entsprechend zum Handeln. Jedoch äußerte die EZB zunächst selbst Zweifel, etwas gegen die Energiepreissteigerungen ausrichten zu können. Wie dieser Wochenbericht auf Basis einer Analyse struktureller Zusammenhänge im Euroraum unterstreicht, ist die EZB mit Blick auf die Energiepreisentwicklung jedoch alles andere als machtlos: Nachdem bereits im vergangenen Jahr in einem Wochenbericht gezeigt wurde, dass Kraftstoff- und Heizkosten im Zuge einer Zinserhöhung grundsätzlich sinken, identifiziert der vorliegende Bericht drei geldpolitische Wirkungskanäle. Dabei kommt es zu teils gegenläufigen Effekten. Es zeigt sich aber, dass die EZB mit Leitzinserhöhungen die Energiepreise unter dem Strich tatsächlich dämpfen kann.«

Jörg Ankel-Peters, Nathan Fiala and Florian Neubauer (2023): Is Economics Self-Correcting? Replications in the American Economic Review. Ruhr Economic Papers #1005, Essen: RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, February 2023
»Replication and constructive controversy are essential for scientific progress. This paper reviews the impact of all replications published as comments in the American Economic Review between 2010 and 2020. We investigate the citation rates of comments and whether a comment affects its original paper’s citation rates. We find that most comments are barely cited, and they have no impact on the original papers’ subsequent citations. This finding holds for original papers for which the comment diagnoses a substantive problem. We conclude from these citation patterns that replications do not update the economics literature. In an online opinion survey, we elicited viewpoints of both comment authors and original authors and find that in most cases, there is no consensus regarding the replication’s success and to what extent the original paper’s contribution sustains. This resonates with the conventional wisdom that robustness and replicability are hard to define in economics.«

Márton Czirfusz (2023): The battery boom in Hungary: Companies of the value chain, outlook for workers and trade unions, Budapest: Friedrich-Ebert-Stiftung, February 2023
»Hungary has become a global centre of battery manu­ facturing for electric cars. The value chain, employing around 30,000 people in the mid­2020s, is dominated by East Asian companies. This study analyses the Hun­garian battery value chain companies, working conditions, the policy context and chal­lenges faced by trade unions.«

Ruth Maria Schüler und Matthias Diermeier (2023): Aufstieg und Fall von Industriestädten dies- und jenseits des Atlantiks. IW-Kurzbericht, Nr. 16/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), 2023
»Buffalo (New York State) und Dortmund sowie Akron (Ohio) und Chemnitz sind Partnerstädte, die die Geschichte der Deindustrialisierung teilen. Zeitgleich erlebten sie einen rasanten Bevölkerungszuwachs und Mitte und Ende (Ostdeutschland) des 20. Jahrhunderts einen Globalisierungsschock. Der unbegleitete Strukturwandel im „Rust-Belt“ ging mit wirtschaftlichen Verwerfungen einher, die sich bis heute in einer verfestigten Apathie der Wählerschaft spiegeln. Auch diesbezüglich zeigen soziale Sicherung und Regionalpolitik in Deutschland eine stabilisierende Wirkung.«

Melinda Fremerey und Simon Gerards Iglesias (2023): Nach einem Jahr Krieg. Der Schein einer stabilen russischen Wirtschaft trügt. IW-Kurzbericht Nr. 13/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), 2023

Michael Grömling (2023): Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die Weltwirtschaft – IW-Schätzung der Größenordnungen. IW-Kurzbericht Nr. 12/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Februar 2023

Allianz Research (2023): The “five Ds” of structurally higher inflation. Demographics, decarbonization, deglobalization, debt, digitalization, Munic/Paris: Allianz Group Economic Research and Allianz Trade Economic Research, February 2023

Wouter Zwysen and Agnieszka Piasna (2023): Juggling online gigs with offline jobs. How local labour markets are driving the growth in internet and platform work, Brussels: European Trade Union Institute (ETUI), 2023

Mariagrazia Lamannis (2023): Collective bargaining in the platform economy: a mapping exercise of existing initiatives, Brussels: European Trade Union Institute (ETUI), 2023

Holger Bär et al. (2023): Klima- und Finanzpolitik zusammendenken: Wechselwirkungen und Zielkonflikte, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, Februar 2023
»Öffentliche Finanzen sind ein wichtiger Hebel für den Wandel hin zu einer klimaneutralen Gesellschaft und Wirtschaft. Damit der Strukturwandel beschleunigt, sozialer Ausgleich ermöglicht und klimafreundliche Investitionen in der Privatwirtschaft stimuliert werden, gilt es, öffentliche Finanzströme in Einklang mit den gesellschaftlichen Zielen einer Nachhaltigen Sozialen Marktwirtschaft zu bringen … In Deutschland ist Konsistenz zwischen Finanz- und Klimapolitik bisher noch nicht hinreichend gelungen. Die Handlungs- und Investitionsbedarfe sind groß, doch zeitgleich belasten schon heute Klimawandelfolgen und Klimaanpassung die öffentlichen Haushalte.«

Jan Greitens et al. (2023): Die Hyperinflation in Deutschland 1923, in: Wirtschaftsdienst, Nr. 2/2023
»Vor 100 Jahren mündete die Große Inflation, die bereits 1914 mit dem Ersten Weltkrieg
ihren Anfang nahm, in der Hyperinflation von 1923. Bis heute herrscht in der deutschen Bevölkerung und Politik eine Inflationsaversion. Anlässlich dieses Jubiläums und der zuletzt stark gestiegenen Inflation in Deutschland werden die möglichen Ursachen und die damit verbundenen unterschiedlichen theoretischen Erklärungsansätze zur Großen Inflation diskutiert. Zudem waren die Auswirkungen auf die jeweiligen Bevölkerungsgruppen und den Staat ganz unterschiedlich. Schließlich stellt sich die Frage, wie die Hyperinflation überwunden werden konnte und ob auch heute noch ein ähnliches Szenario in Deutschland denkbar ist.«

Michael Hüther (2023): Einspruch gegen Übertreibungen, in: Wirtschaftsdienst, Heft 2/2023
»In der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank scheinen die Tauben durch Falken abgelöst worden zu sein. Dabei ist eine zu restriktive Geldpolitik eine Gefahr für die europäische Realwirtschaft und eine durch zu hohe Leitzinsen begünstigte Rezession möglichst zu vermeiden. Eine stark restriktiv ausgerichtete Geldpolitik wirkt zum jetzigen Zeitpunkt übertrieben und kann eine Geldpolitik, die zuvor bisweilen zu expansiv gewesen sein mag, ex post nicht ausgleichen.«

Wilfried Stadler (2023): Europas Finanzarchitektur im Umbruch, in: Wirtschaftsdienst, Heft 2/2023
»Seit der Finanzkrise 2008 unterliegen die Europäischen Volkswirtschaften einer nahezu permanenten, im übertragenen Sinn „intensivmedizinischen“ Behandlung mit unkonventionellen geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen. Die von der EZB praktizierten, aus der Not dicht aufeinanderfolgender Krisen geborenen Therapien erwiesen sich dabei – gemessen am Hauptziel, die Eurostaaten vor den ärgsten Folgeschäden unerwarteter systemischer Schocks zu bewahren – als durchaus erfolgreich. Auch die zu deutlich erhöhten Staatsschuldenquoten führenden fiskalischen Sonderprogramme erfüllten ihren stabilisierenden Zweck. Dennoch stoßen sowohl die geldpolitischen als auch die fiskalpolitischen Medikationen an systemische Grenzen.«

Janina Scheelhaase et al. (2023): Neue Klimaschutzregeln für den europäischen Luftverkehr – Chancen und Risiken, in: Wirtschaftsdienst, Heft 2/2023
»Die EU-Kommission, das EU-Parlament und der EU-Rat haben sich auf neue Klimaschutzregeln für den europäischen Luftverkehr geeinigt. Ausgehend vom Fit-for-55-Vorschlag der EU-Kommission wird der europäische Luftverkehr in Zukunft stärker zum Klimaschutz beitragen, da die Regelungen des EU-Emissionshandels verschärft und gleichzeitig Anreize zur zunehmenden Nutzung von nachhaltigen Kraftstoffen (Sustainable Aviation Fuels) gesetzt werden. Es wird gezeigt, welche neuen Klimaschutzregeln auf den europäischen Luftverkehr zukommen und welche Chancen und Risiken sich aus ökologischer und ökonomischer Sicht hierdurch ergeben.«

Knut Bergmann et al. (2023): Mitte ohne Maß? Widersprüchliche Entlastungsforderungen, in: Wirtschaftsdienst, Heft 2/2023
»Die Ampelkoalition steht nach einem Regierungsjahr vor großen Herausforderungen. Der Krieg in der Ukraine und die steigenden Preise insbesondere im Bereich der Energie machen den Deutschen Sorgen und sie erwarten unterstützende Maßnahmen des Staates. Eine empirische Analyse der Forderungen der Wähler:innen nach Umverteilungsmaßnahmen während der Energiekrise in Deutschland zeigt allerdings Merkmale inkonsistenter Präferenzen. «

Emmanuel Saez (2023): Striking it Richer: The Evolution of Top Incomes in the United States (Updated with 2019-2021 estimates), Berkeley, CA: University of California, Department of Economics, February 2023

Giancarlo Corsetti, Galina Hale and Beatrice Weder Di Mauro (eds.) (2023): The Making of the European Monetary Union. 30 Years Since the ERM Crisis, London: Centre for Economic Policy Research (CEPR), 2023

Gabriel Felbermayr, Jasmin Gröschl, and Inga Heiland (2023): Complex Europe: Quantifying the Cost of Disintegration. EconPol Policy Brief 48, Munic: CESifo, February 2023
»On 1 January 2023, Croatia became the newest member of the Schengen Agreement of the European Union (EU) and also joined the Eurozone. This will not only mean a new currency and the elimination of border controls – allowing thus free movement within the Schengen area. It will also mean reductions in barriers to trade between Croatia and other EU member states. The Schengen Agreement and the Eurozone are part of the engine of European integration, namely the reduction of trading costs between the member countries in various dimensions as well as in trade with third countries. This includes the European Customs Union, the European Single Market, the Eurozone, the removal of customs barriers in the Schengen area and the EU’s free trade agreements with third countries – all of which are milestones that have created the world’s largest free-trade area in terms of value added. This article aims to highlight the importance of reducing trade costs and show what far-reaching effects a reversal of the European integration process through a gradual dismantling of these milestones would have on trade, production, and income across the EU member states and their trading partners.«

Dominik Hirndorf (2023): Radikal fürs Klima? Repräsentative Umfrage zur Verbreitung von radikalen Einstellungen zum Thema Klimaschutz in der deutschen Bevölkerung, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, Februar 2023
»Die Studie geht der Frage nach, wie hoch die Akzeptanz nicht-friedlicher Mittel im Kampf für den Klimaschutz in der Bevölkerung ist. Wie weit sind radikale Einstellungen bei diesem Thema, beispielsweise auch die Gewaltakzeptanz, in der Gesellschaft verbreitet? Die Analyse repräsentativer Umfragedaten und qualitativer Tiefeninterviews gibt Aufschluss über diese Fragen.«

Rainer Quitzow et al. (2023): Partnerschaften für eine internationale Wasserstoffwirtschaft. Ansatzpunkte für die europäische Politik, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, Februar 2023
»Diese Veröffentlichung diskutiert Schlüsselfragen und Herausforderungen für die Ausgestaltung internationaler Partnerschaften der EU mit potenziellen Partnerländern zum Hochlauf der internationalen Wasserstoffwirtschaft. Im Zentrum stehen sechs politische Zieldimensionen, die europäische Entscheidungsträger bei deren Aufbau besonders beachten sollten: Klimaschutz, die Entwicklung grüner Industrien in Europa, gerechte Übergänge in Partnerländern, Geopolitik, Versorgungssicherheit und wirtschaftliche Machbarkeit. Darauf aufbauend formulieren die Autoren neun Botschaften, wie sich eine internationale Wasserstoffwirtschaft als Bestandteil umfassenderer EU-Bemühungen zur Dekarbonisierung entwickeln lässt.«

Joachim Ragnitz (2023): Modernisierungsschub durch Fachkräftemangel, in: ifo Dresden berichtet, Heft 1/2023
»Der zunehmende Arbeitskräftemangel wird gemeinhin als Gefahr für den Wohlstand in Deutschland angesehen. Dementsprechend richten sich politische Gegenmaßnahmen auch eher darauf, zusätzliche Arbeitskräfte zu attrahieren als darauf, den Bedarf an Arbeitskräften zu verringern. Der vorliegende Kommentar plädiert deswegen für einen Perspektivenwechsel: Nämlich den Mangel an Arbeitskräften als eine Chance für die Modernisierung der deutschen Wirtschaft zu sehen.«

Benjamin Held et al. (2023): NWI 2022 – Corona-Pandemie und Flutkatastrophe führen zu sinkender Wohlfahrt. IMK Study Nr. 85, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Februar 2023
»Der Nationale Wohlfahrtsindex (NWI) möchte Einblicke bezüglich der Fragen bieten, wie sich die Wohlfahrt in den letzten Jahrzehnten in Deutschland entwickelt hat und wie nachhaltige Wege zu deren Steigerung aussehen könnten. Der NWI zielt dabei auf einen Perspektivwechsel gegenüber dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) ab, indem er den Blick um wohlfahrtsrelevante ökonomische, ökologische und soziale Aspekte erweitert. Der vorliegende Bericht geht dabei zunächst auf die Wohlfahrtsentwicklung im Jahr 2021 ein. Die Wohlfahrt ging, maßgeblich verursacht durch die Flutkatastrophe an Ahr und Erft und gegensätzlich zum BIP, zurück. Der Bericht zeigt weiter auf, dass sich die Entwicklungen von NWI und BIP in den letzten 30 Jahren deutlich unterscheiden: Während das BIP um über 40% angewachsen ist, hat sich die Wohlfahrt gemäß NWI kaum erhöht und liegt 2021 niedriger als zur Jahrtausendwende Der konsumgetriebene Anstieg im Zeitraum 2013 bis 2019 wurde dabei im Jahr 2020 jäh durch die Corona-Pandemie – deren Effekte der NWI nur teilweise abzubilden vermag – unterbrochen. Hingewiesen wird zudem darauf, dass die Aussagekraft des NWI eingeschränkt ist, solange planetare Belastungsgrenzen überschritten sind. Nachhaltig gesteigert werden könnte die Wohlfahrt – wie durch Szenariorechnungen veranschaulicht wird – durch eine Reduktion der Umweltkosten und der Einkommensungleichheit.«

Laurie Laybourn, Henry Throp and Suzannah Sherman (2023): 1.5°C – dead or alive? The risks to transformational change from reaching and breaching the Paris Agreement goal, London: Institute for Public Policy Research (IPPR), February 2023

»The historical failure to sufficiently tackle the climate and ecological crisis could create consequences that challenge the ability of societies to tackle the root causes of this crisis. This is a doom loop: the consequences of the crisis and the failure to address it draw focus and resources from tackling its causes. We describe this as a ‘strategic risk’ to our collective ability to realise a transformation of societies that ultimately avoids catastrophic climate and ecological change. This dangerous dynamic extends to how prospects for tackling the climate and ecological crisis are framed. We explore a key example: the growing debate over whether it is now inevitable that global heating will breach the internationally agreed goal of 1.5°C. A systematic effort is needed to tackle threats and grasp opportunities for rapid environmental action thrown up by the deepening consequences of the crisis: to make the green transition itself more resilient. Otherwise, the world could head further into a spiral of accelerating environmental shocks and counterproductive, defensive reactions.«

Maximilian Blöder et al. (2023): Abbau der kalten Progression: Mehr Gerechtigkeit zum Preis geringerer Steuereinnahmen?, in: ifo Schnelldienst, Heft 2/2023
»Durch die derzeit hohen Inflationsraten hat die öffentliche Debatte um die kalte Progression wieder Fahrt aufgenommen: Steigen die Verbraucherpreise stärker als das nominale Bruttoeinkommen, unterliegen Steuerzahler über den progressiven Einkommensteuertarif höheren marginalen und durchschnittlichen Steuerbelastungen. Um ungewollte steuerliche Mehrbelastungen abzufedern, hat der Bundestag im November 2022 das Inflationsausgleichsgesetz, das ab Januar 2023 die Eckwerte des Einkommensteuertarifs anhebt, verabschiedet. Welche Aufkommens- und Verteilungswirkungen haben die steuerpolitischen Tarifanpassungen? Führen sie zu einer gerechteren Besteuerung?«

Wolfgang Nierhaus (2023): Realwert des Bruttoinlandsprodukts und Terms of Trade: Ergebnisse für das Jahr 2022, in: ifo Schnelldienst, Heft 2/2023
»Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt als zentrales Maß für die im Inland erwirtschafte Leistung hat im Jahr 2022 die heimische Wohlfahrtsentwicklung überschätzt. Denn im Gefolge der Verschlechterung der Terms of Trade ist ein Teil des in Deutschland erwirtschafteten Realeinkommens ins Ausland abgeflossen. Einen trennschärferen Blick auf das Wirtschaftsgeschehen ermöglicht der Realwert des Bruttoinlandsprodukts. Dieser Indikator ergänzt die herkömmliche Volumenrechnung um Realeinkommenseffekte, die auf Veränderungen der Preisrelationen im Außenhandel zurückgehen. Der Beitrag präsentiert die Methodik und diskutiert die Ergebnisse für das Jahr 2022.«

Sarah Necker und Lilith Burgstaller (2023): Wie kann Steuerehrlichkeit verbessert werden, wenn Haushalte Dienstleistungen nachfragen?, in: ifo Schnelldienst, Heft 2/2023
»Damit Haushalte bei der Inanspruchnahme von haushaltsnahen Dienstleistungen einen Anreiz haben, die Leistungserbringung den Finanzämtern zu melden, gibt es in vielen Ländern Steuervergünstigungen. Die Studie auf Basis einer experimentellen Umfrage zeigt, dass Steuervergünstigungen die Bereitschaft von Haushalten, sich eine Rechnung ausstellen zu lassen, generell erhöht. Wie wirksam die Steuervergünstigungen sind, hängt jedoch von der konkreten Ausgestaltung ab. Die Bereitschaft steigt, wenn ein größerer Teil der Rechnung durch die Steuervergünstigung erstattet wird und wenn die Handwerker – anstelle der Haushalte selbst – die Abrechnung mit dem Finanzamt übernehmen. Die Steuervergünstigungen sind aber auch mit hohen Mitnahmeeffekten verbunden: Etwa zwei Drittel der Befragten, die die Steuervergünstigung nutzen würden, hätten auch ohne Steuervergünstigung eine Rechnung verlangt.«

András Rácz et al. (2023): Russia’s War Economy. How Sanctions Reduce Military Capacity. DGAP Policy Brief No. 3, Berlin: Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), February 2023
»Sanctions are a strong signal of Western resolve to oppose Russia’s war against Ukraine and have significantly weakened its ability to wage war. But Russia is adapting, turning its economy into a war economy, ramping up military production, and adjusting to sanctions. This Policy Brief looks at Russia’s economic adjustment with a focus on the shifting of resources to war purposes and the effect of sanctions on military production.«

Kerstin Bernoth und Josefin Meyer (2023): US-Investitionspaket Inflation Reduction Act erfordert schnelles strategisches Handeln der EU, in: DIW Wochenbericht Nr. 6/2023
»Im August 2022 hat der US-Kongress ein umfangreiches Bundesgesetz, den Inflation Reduction Act (IRA), verabschiedet, das der US-Wirtschaft zu mehr Wachstum und Resilienz verhelfen soll. Es ist ein massives staatliches Investitions- und Ausgabenprogramm in den Sozialstaat, in die bundesweite Infrastruktur und in den Klima- und Umweltschutz in Höhe von geschätzt rund 430 Milliarden Dollar. Gleichzeitig soll es die Vormachtstellung der USA als größten Energieproduzenten langfristig sichern, die Reindustrialisierung der US-Wirtschaft unterstützen sowie eine starke Antwort auf Chinas wirtschaftliche und technologische Hegemonialbestrebungen geben. Die Ausgestaltung des Programms setzt enorme Anreize und gibt teils Verpflichtungen vor, Produktion in die USA zu verlagern. Diese Local-Content-Klauseln können sich stark auf die europäische Wirtschaft auswirken, wenn Produktion aus der EU in die USA verlagert wird. Dies verlangt strategische wirtschaftspolitische Antworten, die die EU teilweise schon angekündigt hat, zum Beispiel bei der Lockerung ihrer Subventionsregelungen. Aber auch an anderen Stellen müsste sie noch dringend nachjustieren, vor allem bei der sicheren Versorgung mit kritischen Rohstoffen.«

Felix Klein and Nadim Baker (2023): China and it’s central bank digital currency. Is the E-Yuan a role model for Europe and the Euro system?, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, February 2023
»Central digital bank currencies are on the rise and are shaping a new financial order. The Chinese government is pulling ahead with the development of the E-Yuan and is setting standards. With the development of the E-Yuan, government opportunities come with risks as well as the potential for the comprehensive monitoring of payment activities. A European answer is crucial. This analysis of the Chinese approach and a review of the development of decentralised finance leads to recommendations for the governance of European monetary policy.«

Mario Ragwitz et al. (2023): Szenarien für ein klimaneutrales Deutschland. Technologie­umbau, Verbrauchsreduktion­ und ­Kohlenstoffmanagement, München 2023

acatech/Leopoldina/Akademienunion (Hrsg.) (2023): Wie wird Deutschland klimaneutral Handlungsoptionen für Technologieumbau, Verbrauchsreduktion und Kohlenstoffmanagement, München, Halle (Saale) und Mainz, 2023

Anita Engels et al. (eds.) (2023): Hamburg Climate Futures Outlook 2023. The plausibility of a 1.5°C limit to global warming—Social drivers and physical processes, Hamburg: Cluster of Excellence Climate, Climatic Change, and Society (CLICCS)

Marian Feist und Oliver Geden  (2023): Klimaverhandlungen im Zeichen multipler Krisen. Nach der COP 27: Vertrauen und Glaubwürdigkeit in der internationalen Klimapolitik. SWP-Aktuell Nr. 8/2023, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Januar 2023
»Die 27. Vertragsstaatenkonferenz (COP 27) der UN-Klimarahmenkonvention im ägyptischen Scharm El-Scheich stand im Zeichen multipler Krisen und angeschlagenen Vertrauens der Entwicklungsländer in den multilateralen Prozess. Trotz allem ist es aber gelungen, beim kritischen Thema Schäden und Verluste (Loss and Damage) eine Einigung zu erzielen, auch wenn viele zentrale Aspekte noch zu klären sind. Bei der Emissionsreduzierung droht sich die aktuelle Glaubwürdigkeitskrise noch zu verschärfen, nicht nur weil sich nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine politische Prioritäten offenkundig verschoben haben. Für die internationale Klimakooperation der nächsten Jahre wird es entscheidend sein, vereinbarte Zusagen und Prozesse einzuhalten und diplomatisches Fingerspitzengefühl im Umgang mit Partnerländern zu zeigen.«

Heiner von Lüpke et al. (2023): Internationale Partnerschaften für eine gerechte Energiewende: Erkenntnisse aus der Zusammenarbeit mit Südafrika, in: DIW Wochenbericht, Nr. 5/2023
»Partnerschaften für gerechte Energiewenden sind ein neuer Ansatz für eine globale Klimawende. Um die Länder des globalen Südens ins Boot zu holen und um die Kosten sozial gerecht zu verteilen, sollte auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit im Dialogformat gesetzt werden, anstatt nur auf einseitigen Transfer von Hilfeleistungen.«

Tobias Hentze und Samina Sultan (2023): Neuer Anlauf zur Harmonisierung der Unternehmensbesteuerung in der EU. Öffentliche Konsultation der Europäischen Kommission zu „Unternehmen in Europa: ein Rahmen für die Unternehmensbesteuerung (BEFIT)“. IW-Report Nr. 7/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Januar 2023
»Im Laufe des Jahres 2023 plant die Europäische Kommission, einen Vorschlag für ein neues Körperschaftsteuersystem unter dem Titel „Business in Europe: Framework for Income Taxation (BEFIT)“ vorzustellen.«

Berthold Busch et al. (2023): Zur Abhängigkeit einzelner Industriezweige von China. Eine empirische Bestandsaufnahme. IW-Report Nr. 5/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Januar 2023
»Die import- und exportseitige Abhängigkeit deutscher Industriebranchen von China auf der Vorleistungsebene wird hier mit einer Auswertung der internationalen Input-Output-Tabellen von FIGARO (Full International and Global Accounts for Research in Input-Output Analysis) ermittelt, die von Eurostat mit Datenstand 2020 zur Verfügung gestellt werden.«

Tim Rühlig (ed.) (2023): Europe’s Strategic Technology Autonomy From China. Assessing Foundational and Emerging Technologies. Digital Power China (DPC) research consortium, January 2023
»Open Strategic Autonomy in emerging and foundational technologies has rightly been identified as a crucial policy goal in order to preserve the European Union’s capability to act. China is at the centre of this discussion, not least because of increasing geopolitical tensions and China’s growing footprint in digital technologies. What sounds good in abstract terms, however, can be difficult to operationalize. We identify four dimensions of Open Strategic Autonomy: supply chain resilience, national security, values and sustainability, and technological competitiveness. All four dimensions are equally legitimate policy goals but require different policy tools that can at times be conflicting.«

Rouven Reinke and Laura Porak (2023): The charm of emission trading: Ideas of German public economists on economic policy in times of crises. ICAE Working Paper Series – No. 145, Linz: Institute for Comprehensive Analysis of the Economy (ICAE), January 2023
»Economists have become very influential intellectuals in our contemporary society. The scientific knowledge produced by the discipline and the academic status of economists can be considered as a decisive power resource in media debates and politics. The current state of economics has been criticized in the past one and a half decades regarding the ontological and epistemic foundations of the discipline and its policy implications. However, especially since the Covid-19 pandemic, it seems as if publicly presented positions have drastically changed. Instead of advocating pure market liberalism, the state is attributed an important position and market failures are discussed intensively. Given these shifts, this paper analyzes the positions that important German economists present after the unfolding of the Covid-19 pandemic about ‘the economy’ and economic policy.«

Deutsche Bundesbank (2023): Die Nutzung von Mobile Payments in Deutschland, in: Monatsbericht Januar 2023
»Mobile Bezahlverfahren (Mobile Payments) konnten sich in den letzten Jahren in Deutschland etablieren. Dass dies sowohl auf das Bezahlen mit dem Smartphone im stationären Handel (Point of Sale, POS) wie auch auf mobile Zahlungen zwischen Privatpersonen (Person-to-Person, P2P) zutrifft, zeigen die regelmäßigen repräsentativen Erhebungen der Bundesbank zum Zahlungs- verhalten in Deutschland. Für die jüngste Studie wurden 5 870 Personen telefonisch dazu befragt, wie sie Zahlungsmittel verwenden und welche Einstellungen sie zu diesen haben. Im Anschluss füllten 4 197 der Befragten ein dreitägiges Zahlungstagebuch aus.«

Deutsche Bundesbank (2023): Von der monetären Säule zur monetären und finanziellen Analyse, in: Monatsbericht Januar 2023
»Im Rahmen der jüngsten Überprüfung seiner geldpolitischen Strategie stellte der EZB-Rat im Sommer 2021 klar, dass sich die Inhalte der bisherigen „monetären Analyse“ seit der vorhergehenden Überprüfung im Jahr 2003 zunehmend verbreitert haben. Vor diesem Hintergrund beschreibt dieser Aufsatz die Entwicklung der monetären Analyse vom Beginn der Währungsunion bis zum aktuellen Rand.«

Cevat Giray Aksoy et al. (2023): Time Savings When Working from Home. Working Paper No. 275, London: European Bank for Reconstruction and Development (EBRD), January 2023
»We quantify the commute time savings associated with work from home, drawing on data for 27 countries. The average daily time savings when working from home is 72 minutes in our sample. We estimate that work from home saved about two hours per week per worker in 2021 and 2022, and that it will save about one hour per week per worker after the pandemic ends. Workers allocate 40 percent of their time savings to their jobs and about 11 percent to caregiving activities. People living with children allocate more of their time savings to caregiving.«
➞  dazu auch: Cevat Giray Aksoy et al. (2022): Working from Home Around the World, September 2022

Mariana Mazzucato (2023): Zum Wohle aller. Die Exzesse unseres Wirtschaftssystems zerstören die Lebensbedingungen auf unserer Erde. Zur Bewältigung der Krisen muss Gemeinwohl das Ziel sein, in: IPG-Journal, 31.03.2023

Christian Schneemann et al. (2023): Deutschland muss bei der Energiewende erheblich nachlegen, in: IAB-Forum, 26.03.2023
»Die notwendige ökologische Transformation stellt die deutsche Wirtschaft vor enorme Herausforderungen. Berechnungen des IAB und seiner Kooperationspartner zeigen, dass die bislang beschlossenen Maßnahmen nicht ausreichen werden, um die für das Jahr 2045 angestrebte CO2-Neutralität zu erreichen.«

Ernst Hillebrand (2023): Der Übergang zur E-Mobilität in MOE. Auswirkungen auf den Automobilsektor Mittelosteuropas, Budapest: Friedrich-Ebert-Stiftung Budapest, Januar 2023

Martin Müller (2023): Zeitenwende durch Fachkräftemangel: Die Ära gesicherten Wachstums ist vorbei. Fokus Volkswirtschaft Nr. 414, Frankfurt am Main: KfW Research, Januar 2023
»Über 70 Jahre lang konnte wirtschaftliches Wachstum in Deutschland als sicher gelten. Diese Zeiten sind vorbei. Das liegt maßgeblich auch am schwachen Produktivitäts­wachstum. Wollte Deutschland allein durch steigende Erwerbs­beteiligung oder Zuwanderung das BIP je Einwohner bis zum Jahr 2035 konstant halten, müsste dafür entweder die Erwerbs­beteiligung weit stärker als bisher steigen oder die Netto-Zuwanderung auf weit mehr als 1,3 Mio. Menschen im Erwerbs­alter zunehmen. Wohlstands­sicherung und weiteres Wohlstands­wachstum bedürfen deshalb eines umfassenden Mix an Maßnahmen, die auch eine stärkere Erhöhung der Arbeits­produktivität bewirken. Dieser Beitrag zeigt anhand von Szenarien die Notwen­digkeiten auf und beleuchtet mögliche Gegen­maßnahmen.«

Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) (2023): Jahreswirtschaftsbericht 2023. Wohlstand erneuern, Berlin, Januar 2023

Matthias Neuenkirch et al. (2023): Hawks and Doves: Financial Market Perception of Western Support for Ukraine. IAB-Discussion Paper 1/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), January 2023

Laura-Marie Edinger Schons et al. (2023): Sustainability Transformation Monitor 2023, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, Januar 2023
»Der Umbau der Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit kommt deutlich voran. 84 Prozent der Verantwortlichen für Nachhaltigkeit in Unternehmen der Realwirtschaft sagen, das Thema sei wichtiger geworden. In der Finanzwirtschaft liegt der Wert mit 73 Prozent nicht viel niedriger. Das sind Ergebnisse des Sustainability Transformation Monitors 2023, einer breit angelegten Befragung von Unternehmen in Deutschland.«

Dorothea Baltruks, Maren Sowab und Maike Voss (2023): Nachhaltigkeit im Arzneimittelwesen stärken. Policy Brief 01-2023, Berlin: Centre for Planetary Health Policy, Januar 2023
»Die Auswirkungen der Klimakrise auf unser Wohlergehen und unsere Gesundheit werden mit jeder Hitzewelle, jedem Extremwetterereignis und jeder Dürreperiode deutlicher. Doch auch andere durch menschliche Aktivitäten verursachte Umweltschäden haben direkte und indirekte Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Vor allem der dramatische Biodiversitätsverlust sowie die Verschmutzung von Gewässern, Luft und Böden haben längst ein gefährliches Maß erreicht.1 Gesundheitsschutz ist also nicht nur in der Gesundheitspolitik anzusiedeln, ebenso wie Umweltschutz weit über die Umweltpolitik hinaus verbessert werden muss. Das Arzneimittelwesen nimmt auf der einen Seite mit seinen wichtigen gesundheitsschützenden und -fördernden Produkten eine essenzielle Rolle in der gesundheitlichen Versorgung ein. Auf der anderen Seite trägt es durch seine chemikalienintensive Produktion erheblich zu Umwelt- und Klimabelastungen bei, die wiederum unserer Gesundheit und unseren Lebensgrundlagen schaden. In diesem Policy Brief stellen wir diese Problematik dar und zeigen auf, mit welchen rechtlichen Hebeln die Umwelt- und Klimabilanz des Sektors verbessert werden kann. Als besonders wirkungsvolle Hebel gilt eine zulassungsrelevante Umweltrisikoprüfung für Humanarzneimittel; die verpflichtende Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien in der Ausschreibung für Arzneimittel; die Einbeziehung von sowohl Treibhausgasemissionen als auch Auswirkungen auf die Biodiversität in das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz; transparente, zugängliche Daten zu den Klima- und Umweltauswirkungen von Neu- und Altarzneimitteln; die Reduktion von Verschwendung und unsachgemäßer Entsorgung; die Förderung von Generikaproduktion in Europa; sowie Aus- und Weiterbildungen für Pharmazeut:innen im Hinblick auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit.«

Enzo Weber (2023): Grüne Energie ist die Zukunft der deutschen Industrie, in: IAB-Forum, 19.01.2023
»Der Druck auf die Industrie in Deutschland ist gewaltig: Knappheit und Verteuerung von Energie, gerissene Lieferketten, ein drohendes Auseinanderdriften der großen Wirtschaftsblöcke. All dies wirft die Frage auf, welche Entwicklung die deutsche Industrie grundsätzlich einschlagen kann und soll. Ist ein klassischer industrieller Kern unter diesen Bedingungen überhaupt noch zukunftsfähig? Steht Deutschland vor einer Deindustrialisierung?«

Pekka Sagner und Michael Voigtländer (2023): Neue Herausforderungen für die Wohneigentumsbildung. Auswirkungen der neuen Rahmenbedingungen auf Nachfrage und Erschwinglichkeit. Studie im Auftrag der Deutsche Reihenhaus AG, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Januar 2023

Michael Hüther und Jürgen Matthes (2023): Schadet der US Inflation Reduction Act der deutschen Wirtschaft? Ein Einspruch gegen Übertreibungen, in: Atlantik-Brücke Online, Januar 2023

Nicolas Bunde (2023): Wege zu mehr Resilienz in globalen Lieferketten, in: ifo Schnelldienst, Heft 1/2023
»Pandemie, Lieferengpässe und der Krieg in der Ukraine haben die globalen Lieferketten ins Wanken gebracht und etablierte Prinzipien wie das Just-in-time-Prinzip infrage gestellt. Wie hat die Industrie auf die Schocks reagiert? Diversifizierung der Zuliefererbeziehungen und Digitalisierung der Lieferketten sind Maßnahmen, die die Reduzierung von Abhängigkeiten und eine bessere Überwachung der Wertschöpfungskette erlauben. Eine Rückverlagerung der Produktion nach Deutschland ist dagegen nicht zielführend. Auch eine Abkehr der Industrie von China ist nicht realistisch, stattdessen dürfte eine „China + 1“-Strategie an Bedeutung gewinnen.«

Janas Heller et al. (2023): Zur aktuellen und zukünftigen wirtschaftlichen Lage von Selbständigen, in: ifo Schnelldienst, Heft 1/2023
»Einzelunternehmen und Kleinstunternehmen stellen mit rund 83% den größten Teil der Unternehmen in Deutschland dar. Auf Basis der ifo Konjunkturumfragen berechnet das ifo Institut seit August 2021 auch Konjunkturindikatoren für diese wichtige Gruppe. Unter anderem wird monatlich der »Jimdo-ifo Geschäftsklimaindex für Selbständige« als Hauptindikator veröffentlicht. Dieser liegt derzeit merklich im negativen Bereich, auch wenn er sich zum Jahresende 2022 etwas erholte. Während sich bei der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage die positiven und negativen Einschätzungen die Waage halten, überwiegen bei den Erwartungen für die kommenden Monate die skeptischen Stimmen klar. Bezüglich des zukünftigen Geschäftsverlaufs herrscht eine überaus große Unsicherheit vor. Dies führt dazu, dass sich im Vergleich zur Gesamtwirtschaft ein deutlich höherer Anteil der Selbständigen in ihrer Existenz bedroht sehen.«

Klaus Gründer et al. (2023): Divided Government in den Vereinigten Staaten von Amerika: Was bedeutet das für die Wirtschaft?, in: ifo Schnelldienst, Heft 1/2023
»Die Zwischenwahlen des US-Kongresses im November 2022 haben die Mehrheitsverhältnisse in den Vereinigten Staaten verändert. Zwar konnten die Demokraten ihre Mehrheit im Senat verteidigen. Doch haben seit Januar 2023 nun die Republikaner eine Mehrheit im Repräsentantenhaus. Der demokratische Präsident Joe Biden kann nicht mehr »durchregieren«, wie es ihm noch in den ersten beiden Jahren seiner Präsidentschaft möglich war. Entstanden ist ein sogenanntes divided government. Fraglich ist, was dies für die wirtschaftliche Entwicklung der Vereinigten Staaten bedeutet. Ein solches divided government ist in den Vereinigten Staaten historisch nicht unüblich. Die vorliegende Studie bereitet wirtschaftliche Kennzahlen wie das Wirtschaftswachstum unter divided governments und unified governments (Präsident und die Mehrheit der Abgeordneten in beiden Kongress-Kammern gehören der gleichen Partei an) seit dem Jahr 1861 auf. Die Ergebnisse zeigen, dass es bei wesentlichen wirtschaftlichen Kennzahlen Unterschiede zwischen divided governments und unified governments gab.«

Christian Schmidt et al. (2023): Bauwirtschaft: Droht ein Absturz in der Baubranche?, in: ifo Schnelldienst, Heft 1/2023
»Die Baubranche steht unter Druck. Vom Wohnungs- über den Wirtschaftsbau bis hin zum öffentlichen Bau ist für die Jahre 2022 und 2023 mit einem realen Minus zu rechnen. Zinssteigerung, Baukostenexplosion und Förderkürzung dürften vor allem im Wohnungsbau zu einem Abwärtstrend führen. Die Nachfrage nach bezahlbaren Wohnungen, der Bedarf an einer verlässlichen Verkehrsinfrastruktur und die Aufgaben bei der Umsetzung der Energie- und Klimawende bleiben aber mittel- und langfristig hoch. Ist die Stimmung schlechter als die wirtschaftliche Lage tatsächlich ist?«

Milena Schwarz (2023): Green Finance: der Finanzmarkt als Hebel für die Klimatransformation? Fokus Volkswirtschaft Nr. 413, Frankfurt am Main: KfW Research, Januar 2023
»Die Finanzwirtschaft stellt die Finanzierung für einen großen Teil der notwendigen Investitionen für die Klimatrans­formation bereit und bepreist die dabei möglichen Risiken. Green Finance-Maßnahmen können originäre Klimapolitik unterstützen. Dafür braucht es einen Rahmen, der dazu beiträgt Nachhaltigkeit in der Breite des Markts zu verankern und strukturelle Hemmnisse bei der Verfügbarkeit besonders relevanter Kapital­quellen sowie beim Zusammen­spiel zwischen verfügbarem Kapital und notwendigen Investitionen abzubauen. Eine Lenkung von Finanz­strömen in nachhaltige Investitionen in der Breite wird aber nur dann gelingen, wenn sich die relativen Preise in der Real­wirtschaft durch einen ambitionierten CO2-Preis belastbar verändern.«

World Economic Forum (2023): Circular Transformation of Industries: Unlocking New Value in a Resource-Constrained World, Cologny/Geneva, January 2023

World Economic Forum (2023): The Global Risks Report 2023. 18th Edition, Cologny/Geneva, January 2023

Christina Anger (2023): IT-Hochburgen in Deutschland. IW-Kurzbericht, Nr. 3/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Januar 2023
»Insbesondere die Digitalisierung und die Dekarbonisierung führen zu einer steigenden Nachfrage nach IT-Kräften. Schon in den letzten Jahren hat die Beschäftigung in diesem Segment deutlich zugenommen. Der Anteil der IT-Beschäftigten an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist gegenwärtig mit 12,3 Prozent im Rhein-Neckar-Kreis am höchsten. Um auch zukünftig genügend Fachkräfte in diesem Bereich zu gewinnen, ist vor allem die digitale Ausbildung der Schülerinnen und Schüler zu verbessern.«

Steven Rolf (2023): Chinas Algorithmen-Regulierung. Kontext, Auswirkungen und Vergleich mit der EU, Brüssel: Friedrich-Ebert-Stiftung, Competence Centre on the Future of Work, Januar 2023

Beata S. Javorcik et al. (2022): Economic Costs of Friend-Shoring.  Working Paper No. 274, London: European Bank for Reconstruction and Development (EBRD), December 2022
»Geo-political tensions and disruptions to global value chains have led policy makers to re-evaluate their approach to globalisation. Many countries are considering regionalisation and friend-shoring – trading primarily with countries sharing similar values – as a way of minimising exposure to weaponisation of trade and securing access to critical inputs. If followed through, this process has the potential to reverse the global economic integration of recent decades. This paper estimates the economic costs of friend-shoring using a quantitative model that incorporates inter-country inter-industry linkages. The results suggest that friend-shoring may lead to real GDP losses of up to 4.6% of global GDP. Thus, although friend-shoring may provide insurance against extreme disruptions and increase the security of the supply of vital inputs, it would come at a significant cost.«

Julia Jirmann et al. (2022): Jahrbuch Steuergerechtigkeit 2023. Schwerpunkt: Steuergerechtigkeit in Zeiten von Kriegsgewinnen und Inflation. Eine Bewertungs-Matrix für die Ampelkoalition, Berlin: Netzwerk Steuergerechtigkeit, Dezember 2022

Hielke Van Doorslaer and Mattias Vermeiren (2022): Beyond normal central banking? Monetary policy after the pandemic. Working Paper 2022-19, Brussels: European Trade Union Institute (ETUI), December 2022
»In recent years the world’s two largest inflation-targeting central banks – the US Federal Reserve (the Fed) and the European Central Bank (ECB) – have revised their monetary policy frameworks in a more progressive direction. Whereas the Fed decided to abandon its strategy of pre-emptive tightening whenever unemployment ran too low (implicitly acknowledging the potential benefits of ‘tight labour markets’ and a ‘hot pressure economy’ for low-income workers), the ECB became committed to better integrating climate change considerations into its monetary policy operations. In an ironic twist of fate, however, both revisions quickly became antiquated when inflation started to rise again in the wake of the pandemic. The change in macroeconomic context (from stubbornly low inflation to persistent higher inflation) led both central banks to advocate ‘policy normalisation‘ by raising the short-term interest rates and reducing the size of the central banks’ balance sheet. In this working paper we discuss the revisions of the Fed’s and ECB’s monetary policy frameworks and explain why a return to a pre-2008 normal central banking in response to the current inflationary crisis should not be the preferred way forward.«

Prognos (2023): Effekte der chinesischen Subventionspolitik auf Deutschland, München: Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), Januar 2023
»Die chinesische Subventionspraxis orientiert sich an langfristigen Strategien wie der Made in China 2025. Diese Strategie definiert Wirtschaftsbereiche, insbesondere aus dem Hochtechnologiebereich, welche aus chinesischer Sicht besonders stark gefördert werden sollen. In vielen dieser subventionierten Bereiche besitzen Deutschland und Bayern eine hohe internationale Wettbewerbsfähigkeit. Die mit den Subventionen einhergehenden Wettbewerbsverzerrungen zugunsten chinesischer Unternehmen betreffen daher auch zahlreiche deutsche und bayerische Unternehmen.«

World Economic Forum (2023): The Global Risks Report 2023, Cologny/Geneva, January 2023

Martin Beznoska und TobiasHentze (2023): Bundeshaushalt: Große Diskrepanz zwischen Schuldenbremse und Maastricht-Kriterium. IW-Kurzbericht, Nr. 4/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Januar 2023
»Die Bundesregierung hält sich zugute, die strikte Regelgrenze der Schuldenbremse im Jahr 2023 wieder einzuhalten. Formal trifft das zu, allerdings übersieht sie dabei, dass Deutschland die deutlich großzügigere Maastricht-Grenze reißen wird. Grund dafür sind technische Kniffe, die die tatsächliche Haushaltslage verschleiern.«

Severein Klein und Roschan Pourkhataei Monsef (2023): Höhere Löhne durch die ökologische Transformation?. IW-Kurzbericht, Nr. 2/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Januar 2023
»Der ökologische Wandel rückt bestimmte Branchen in den Fokus, deren Beschäftigte bei der Transformation der Wirtschaft hin zur Klimaneutralität eine wichtige Rolle einnehmen. Ein Vergleich der Löhne von Vollzeitbeschäftigten zeigt: Beschäftigte in EU-Taxonomie-relevanten Branchen verdienen monatlich etwa 500 Euro mehr als Arbeitnehmer in anderen Wirtschaftszweigen.«

Sebastian Dullien et al. (2023): Zeitenwende erfordert aktive Wirtschaftspolitik mit Augenmaß. Wirtschaftspolitische Herausforderungen 2023. IMK Report Nr. 179, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Januar 2023
»Die Energie- und Nahrungsmittelpreisschübe stellen einen massiven Schock für die Wirtschaft dar. Er zeigte sich am deutlichsten im rapiden Anstieg der Inflation auf das 70-Jahres-Hoch von 10,4 % im Verlauf von 2022. Bei einem Terms-of-Trade-Schock ist eine etwas expansivere Wirtschaftspolitik sinnvoll, da die gedämpfte gesamtwirtschaftliche Nachfrage eine Unterauslastung der Kapazitäten bewirkt. Die Energiepreisbremsen stabilisieren die Nachfrage, erhalten den erforderlichen Sparanreiz und wirken zugleich als automatische Stabilisatoren. Die Zinserhöhungen der EZB an der Schwelle zur Rezession waren angesichts bisher moderater Lohnsteigerungen überzogen. Sie erhöhen das Risiko einer tiefen Rezession und von Marktturbulenzen. Die Maßnahmen der Bundesregierung wirken insgesamt zwar stabilisierend, sollten aber verteilungspolitisch nachgebessert werden. Der Energieverbrauch dürfte auch im Winter reduziert bleiben. Mittelfristig muss der Weg für eine klimaneutrale Produktion geebnet werden, insbesondere mit erneuerbaren Energien. Die EU sollte zügig den CO2-Grenzausgleichsmechanismus umsetzen, um zu verhindern, dass Unternehmen ihre energieintensive Produktion ins Ausland verlagern. Die Verlängerung des erleichterten Zugangs zu Kurzarbeit und grundsätzlich auch das Bürgergeld sind zu begrüßen. Eine gesetzliche Erleichterung der Allgemeinverbindlicherklärung von Tarifverträgen wäre in der aktuellen Krise ein wichtiges Signal.«

Agora Energiewende (2023): Die Energiewende in Deutschland: Stand der Dinge 2022. Rückblick auf die wesentlichen Entwicklungen sowie Ausblick auf 2023, Berlin, Januar 2023
»Die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine haben das Energiejahr 2022 dominiert: Die Energiepreise erreichten Rekordhöhen mit teils dramatischen Folgen, eine Gasmangellage wurde durch Energieeinsparungen sowie mehr Kohle und Öl abgewendet. Unsere riskante Abhängigkeit von fossilen Energie­importen ist in den Fokus der politischen Aufmerksamkeit gerückt. Kurzfristig hält das Jahr 2022 schlechte Nachrichten bereit: Die Emissionen stagnieren auf viel zu hohem Niveau, der Ausbau der Erneuerbaren Energien stockt noch immer. Das kurzfristige Krisenmanagement bestimmte die politische Agenda, teils auf Kosten wichtiger klimapolitischer Weichenstellungen. Gleichzeitig hat das Jahr 2022 eine neue Ära für die Transformation zur Klimaneutralität eingeläutet: In der Bevölkerung und bei Unternehmen ist die Nachfrage nach Erneuerbaren Energien, Effizienz und Elektrifizierungstechnologien stark angestiegen. Das gilt auch international, wie zum Beispiel der Inflation Reduction Act in den USA zeigt.«

Finanzwende (2023): Mächtig. Mächtiger. Finanzlobby. Bilanz zur Finanzlobby nach einem Jahr Lobbyregister. Januar 2023

Reingard Zimmer (2023): Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. Handlungsoptionen für Mitbestimmungsakteure und Gewerkschaften. HSI-Schriftenreihe Bd. 48, Frankfurt am Main: Hugo Sinzheimer Institut für Arbeits- und Sozialrecht (HSI), 2023
»Reingard Zimmer gibt mit dem vorliegenden Gutachten einen profunden Überblick über die für die betriebliche Praxis besonders relevanten Vorschriften des Gesetzes. Sie arbeitet heraus, welche rechtlichen Instrumente Arbeitnehmervertretungen und Gewerkschaften in Deutschland und im Ausland mit dem LkSG an die Hand gegeben werden, um die unternehmerische Sorgfalt für die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltschutz in den Lieferketten zu erhöhen. Untersucht wird insbesondere die Verzahnung mit dem Betriebsverfassungsgesetz.«

Melanie Müller et al. (2022): Von der Rohstoffkonkurrenz zur nachhaltigen Rohstoffaußenpolitik. Politikansätze für deutsche Akteure. SWP-Studie 13, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Dezember 2022
Die Abhängigkeit deutscher und europäischer Unternehmen von metal­lischen Rohstoffen ist hoch. Perspektivisch wird der Bedarf an diesen Roh­stoffen noch steigen, da sie für die Energie- und die Mobilitäts­wende, die Digitalisierung und andere Zukunftstechnologien gebraucht werden. Die Versorgungssicherheit wird zudem von geopolitischen Entwicklungen beeinflusst. Hierbei ist Chinas zentrale Rolle in Rohstofflieferketten ein Unsicherheitsfaktor. Die Bundesregierung hat sich ambitionierte Nachhaltigkeitsziele gesetzt. Diese in komplexen mehrstufigen Lieferketten metallischer Rohstoffe umzusetzen ist schwierig, weil die Umwelt- und Menschenrechtsrisiken in diesen Lieferketten erheblich sind. Die Um- und Durchsetzung von Nachhaltigkeit sollte dennoch nicht dem Ziel Versorgungssicherheit untergeordnet werden. Vielmehr sollte die Bundesregierung eine strategische Rohstoffpolitik verfolgen, die Ansprüche an Nachhaltigkeit und Versorgungssicherheit miteinander verbindet. Dabei muss sie die beiden großen Herausforderungen in der Nachhaltigkeitsgovernance angehen: zum einen die Vielfalt an unterschiedlichen Standards und deren unvollständige Um- und Durchsetzung, zum anderen die fehlende Transparenz sowie vorhandene Machtasymmetrien entlang metallischer Lieferketten. Eine nachhaltige Rohstoffaußenpolitik sollte strategische Diversifizierung anvisieren und dabei internationale Partnerschaften mit Wertepartnern festigen, um so einseitige Abhängigkeiten zu reduzieren. Entscheidende Elemente dieser Politik sind Maßnahmen zur Steigerung von Transparenz und ein regulativer »Smart Mix«.

Andreas Burger et al. (2022): CO2-Bepreisung im Verkehrs- und Gebäudebereich sozialverträglich gestalten. Herausforderungen, Strategien, Instrumente, Dessau-Roßlau: Umweltbundesamt, Dezember 2022
➔  Kurzfassung der Studie
»Eine ambitionierte CO₂-Bepreisung über den Emissionshandel ist ein maßgeblicher Hebel zum Erreichen der gesetzlichen Klimaziele im Gebäude- und Verkehrsbereich. Dies macht Klimaschutzmaßnahmen wirtschaftlich, sichert durch eine verbindliche Emissionsobergrenze die Zielerreichung ab und hilft, die volkswirtschaftlichen Kosten des Klimaschutzes niedrig zu halten. Allerdings muss sichergestellt werden, dass dabei keine sozialen Härten entstehen. Wie dies möglich ist, zeigt die vorliegende Studie des Umweltbundesamts (UBA). Im Kern schlägt das UBA die Rückverteilung der Einnahmen aus dem nationalen Emissionshandel an die Bürgerinnen und Bürger über eine Klimaprämie und ergänzende Förderprogramme für vulnerabel Haushalte vor.«

Berthold Busch und Samina Sultan (2022): Die EU vor neuen Erweiterungen? Alternativen zur Vollmitgliedschaft. IW-Analyse, Nr. 152/2022, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), 2022
»Die Diskussion um die Erweiterung der Europäischen Union (EU) hat neuen Schub bekommen. Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat der Europäische Rat im Juni 2022 der Ukraine und der Republik Moldau jeweils den Status eines Beitrittskandidaten sowie Georgien den Status eines potenziellen Beitrittskandidaten zuerkannt. Die Beziehungen zwischen diesen Staaten und der EU sind in Assoziierungsabkommen geregelt. Auch das Verhältnis zu den Staaten des westlichen Balkans, denen bereits die grundsätzliche Beitrittsmöglichkeit eröffnet wurde, hat an Dynamik gewonnen. Diese Länder sind über Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen mit der EU verbunden. Die Abkommen haben dazu beigetragen, dass sich die wirtschaftlichen Gegebenheiten in der Region verbessert haben. Dennoch gibt es nach wie vor ökonomische Differenzen zum EU-Niveau. Auch bei der Bekämpfung der Korruption und bei der Rechtsstaatlichkeit müssen diese Länder noch nachbessern. Jegliche künftige Erweiterung der EU steht vor dem Dilemma, dass sie im Konflikt mit deren Vertiefung steht. Schon die letzten Erweiterungen der EU um die mittel- und osteuropäischen Länder verliefen nicht reibungslos. Eine Erweiterung um acht bis neun Länder würde die Anzahl der Vetospieler deutlich erhöhen und so die Handlungsfähigkeit der EU gefährden. Daher sollten auch Alternativen zu einer Vollmitgliedschaft erwogen werden. Idealerweise sollte eine solche neue Architektur die enge politische und wirtschaftliche Kooperation in Europa fördern.«

Aus Politik und Zeitgeschichte; Heft 1-3/2023: Inflation
»Die Inflationsraten in Deutschland und der Eurozone sind nach wie vor immens. In der Hoffnung, die Preissteigerungen einzudämmen, erhöhte die Europäische Zentralbank zum Jahresende 2022 den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf nunmehr 2,5 Prozent. Für 2023 kündigte sie weitere Zinsanhebungen an. Wie kann die Bundesregierung auf die steigenden Preise reagieren? Die Inflation ist eine komplexe politische und soziale Herausforderung, einfache Antworten nach Lehrbuch gibt es nicht. Hinter den unterschiedlichen ökonomischen Instrumenten im Kampf gegen die Preissteigerungen stecken normative Konzepte und Vorstellungen von der Rolle des Staates.«

Bernd Raffelhüschen et al. (2022): Ehrbarer Staat? Politik versus Statistik. Narrative im Spiegel ökonomischer Fakten. Argumente zu Marktwirtschaft und Politik, Nr. 166, Berlin: Stiftung Marktwirtschaft, Dezember 2022
»Angesichts der enormen wirtschaftlichen Herausforderungen, vor denen Deutschland steht, ist es wichtiger denn je, politische Entscheidungen nicht nach demoskopischer oder ideologischer Gefühlslage zu treffen, sondern faktenbasiert abzuwägen und auch unbequeme Tatsachen zu berücksichtigen. Häufig ist dies allerdings nicht in ausreichendem Maße der Fall, wie die Stiftung Marktwirtschaft anhand mehrerer Beispiele zeigt. Dazu stellte sie – in Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum Generationenverträge der Universität Freiburg – gängige politische Narrative zur langfristigen Entwicklung der Staatsfinanzen, Inflation, Zinsentwicklung sowie Wohnkostenbelastung auf den ökonomischen Prüfstand. Dabei zeigt sich, dass die ökonomischen Realitäten häufig gänzlich anders aussehen, als die politischen Narrative vermuten lassen. Für die öffentliche, aber auch die politische Meinungsbildung lässt das wenig Gutes erwarten.«

Jan Büchel und Klaus-Heiner Röhl (2022): Sind anhaltende Produktivitätsunterschiede zwischen West- und Ostdeutschland auch durch Unterschiede in der Datenbewirtschaftung zu erklären?, in: IW-Trends, Nr. 4/2022, S. 23-43
»Der wirtschaftliche Konvergenzprozess zwischen Ost- und Westdeutschland verläuft seit Mitte der 1990er Jahre langsam, stoppte aber nicht. Der IW-Einheitsindex als zusammengesetzter Indikator aus sieben ökonomischen Kennzahlen erreichte im Jahr 2021 bereits 78 Prozent des westdeutschen Durchschnitts. Als problematisch erweist sich der Stillstand in der Annäherung der Kapitalausstattung und beim wirtschaftlichen FuE-Personal. In dem folgenden Beitrag wird der Frage nachgegangen, inwieweit die fortbestehenden Produktivitätsunterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland auch durch Unterschiede in der Nutzung und Bewirtschaftung von Daten zwischen den Unternehmen in beiden Landesteilen mit verursacht sein können. Besonders in den ostdeutschen Flächenländern sind die Voraussetzungen zur Teilnahme an der Datenwirtschaft (Data Economy Readiness) bislang nur schwach entwickelt. Auch die Breitbandverfügbarkeit als Voraussetzung für digitale Anwendungen ist in den ostdeutschen Flächenländern unterdurchschnittlich ausgeprägt. Angesichts schwächerer Investitionen, einer ungünstigen Demografie mit einer im Durchschnitt älteren Belegschaft und einer kleinbetrieblich-mittelständischen Größenstruktur der Unternehmen erscheinen besondere Anstrengungen notwendig, um die Wirtschaft in den östlichen Bundesländern bei der Digitalisierung zu unterstützen. Positiv auf den künftigen Konvergenzprozess können die aktuellen Ansiedlungsentscheidungen von Unternehmen wirken, die in der Datenökonomie führend sind.«

Martin Kittel et al. (2022): Strommarkt erklärt: Preisbildung, Preiskrise und die „Strompreisbremse“. Ein Beitrag zur aktuellen Debatte über Eingriffe in den Strommarkt. Politikberatung kompakt 184, Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), November 2022

Sebastian Dullien et al. (2022): Wirtschaftspolitik verhindert tiefe Rezession. Prognose-Update: Die konjunkturelle Lage in Deutschland zur Jahreswende 2022/2023. IMK Report Nr. 178, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Dezember 2022
»Das Bruttoinlandsprodukts dürfte im Jahresdurchschnitt 2022 um 1,8 % zunehmen, im Jahr 2023 um 0,3 % sinken. Die Arbeitslosenquote steigt von 5,3 % in diesem Jahr auf 5,7 % im Jahr 2023.«

Hubertus Bardt et al. (2022): Konjunktur in der Grauzone. IW-Konjunkturprognose Winter 2022. IW-Report Nr. 67/2022, Berlin, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Dezember 2022
»Die deutsche Wirtschaft rutscht in eine Rezession. Nachdem das reale BIP im Jahr 2022 um mehr als 1 ½ Prozent gewachsen ist, wird die Wirtschaftsleistung im Jahr 2023 um ¾ Prozent sinken, zeigt die neue Konjunkturprognose des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).«

Lukas Menkhoff und Marius Zeevaert (2022): Deutschland kann seine Versorgungssicherheit bei mineralischen Rohstoffimporten erhöhen, in: DIW Wochenbericht Nr. 50/2022
»Bei der Versorgung mit Rohstoffen hängt die deutsche Volkswirtschaft zu über 90 Prozent von Importen ab. Viele dieser Rohstoffimporte stammen aus nur wenigen Förderlän­dern. Häufig sind diese Länder wenig demokratisch verfasst. Insofern sind die Lieferrisiken teilweise extrem hoch, auch bei mineralischen Rohstoffen, darunter Seltene Erden, Lithium und Magnesium. Um die Sicherheit von Rohstoffimporten zu erhöhen, kann die Wirtschaftspolitik verschiedene Maß­ nahmen ergreifen. So könnten europäische Abnehmer ihre Beschaffung kritischer Rohstoffe bündeln, um der Marktmacht der wenigen Anbieter etwas entgegen zu setzen. Ferner könnten noch weitere Diversifizierungspotenziale beim Import genutzt werden. Auch die Lagerhaltung sollte überdacht und um eine verpflichtende Mindestreserve ergänzt werden. Län­gerfristig könnten Rohstoffimporte reduziert werden, indem Möglichkeiten zum Recycling stärker genutzt werden und die Förderung von mineralischen Rohstoffen im Inland ausgebaut wird. Schließlich sollten technische Innovationen angestoßen werden, um Einfuhren von Rohstoffen zu ersetzen. Die Maß­ nahmen sollten – soweit möglich – auf europäischer Ebene koordiniert werden.«

Jan Büchel und Armin Mertens (2022): Die großen Nachfrager nach KI-Experten in Deutschland. IW-Kurzbericht Nr. 101/2022, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Dezember 2022
»In Deutschland ist die Nachfrage der Unternehmen nach Experten mit KI-Kompetenzen groß. Bei genauer Betrachtung zeigt sich, dass der Großteil der KI-Stellenanzeigen jedoch lediglich von einigen wenigen Nachfragern ausgeschrieben wird.«

Jurek Tiedemann und Lydia Malin (2022): Die Fachkräftesituation in Berufen des Einzelhandels. KOFA Kompakt Nr. 8/2022, Köln: Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) im Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Dezember 2022
»Der aktuelle KOFA Kompakt zur Fachkräftesituation in Berufen des Einzelhandels zeigt auf, dass in vielen der für den Einzelhandel relevanten Berufen ein Fachkräftemangel vorherrscht. Bundesweit fehlten zwischen Juli 2021 und Juni 2022 durchschnittlich knapp 37.000 passend qualifizierte Fachkräfte, was ein Allzeithoch der Fachkräftelücke in Berufen des Einzelhandels darstellt.«

Christian Rusche (2022): Die Bedeutung des E-Commerce für Einzelhandel und Weihnachtsgeschäft. IW-Kurzbericht Nr. 100/2022, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Dezember 2022
»Der Onlinehandel hat in den vergangenen Jahren jeweils von den Einschränkungen im gesamten stationären Einzelhandel im Weihnachtsgeschäft profitiert. Im vorliegenden Kurzbericht wird untersucht, ob durch die Lockerungen der Corona-Beschränkungen nun auch die Bedeutung des E-Commerce für den Einzelhandel zurückgegangen ist. Zudem wird gezeigt, welche Rolle er bei den Weihnachtseinkäufen spielt.«

Sarah Fluchs et al. (2022): Ökonomische Betrachtung des Waldes. Die Bedeutung deutscher Wälder für den Klimawandel. Gutachten im Gutachten im Auftrag der AGDW – Die Waldeigentümer / Familienbetriebe Land und Forst, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Dezember 2022

Simon Gerards Iglesias (2022): Abschottung ist keine Option. Autokratien gewinnen an politischer und wirtschaftlicher Bedeutung. IW-Kurzbericht Nr. 99/2022, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Dezember 2022
»Der Vormarsch der Autokratien weltweit nimmt zu. Ob Bevölkerungsentwicklung, Wirtschaftsleistung oder CO2-Emissionen: die Anteile von autokratisch regierten Ländern stiegen in den vergangenen zwanzig Jahren kontinuierlich an. Heute entfällt mehr als ein Viertel der weltweiten Wirtschaftsleistung auf harte Autokratien, deutlich mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung lebt in autokratisch regierten Ländern und für fast die Hälfte aller CO2-Emissionen sind allein Autokratien verantwortlich. Eine wertegeleitete europäische Außenpolitik stellt Kooperationen mit Autokratien zunehmend in Frage, was aber nicht dazu führen darf, dass es keine Zusammenarbeit mehr gibt.«

Bundesbank (2022): Perspektiven der deutschen Wirtschaft für die Jahre 2023 bis 2025, in: Deutsche Bundesbank Monatsbericht Dezember 2022
➔  dazu: Bundesbank-Projektionen: Trotz Energiekrise kein schwerer Wirtschaftseinbruch (16.12.2022)

Marian Burk et al. (2022): Die nachhaltige Hochschule. Hochschulen als Schlüsselakteure für eine zukunftsfähige Gesellschaft, Essen: Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Dezember 2022

Sara Holzmann (2022): Zwischen Klimaschutz und Industrieerhalt – Was kann der CBAM leisten?, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, 2022
»Steigende Energie- und CO2-Preise, anhaltende Lieferkettenstörungen und der hohe Zeitdruck bei der Dekarbonisierung stellen die Industrie in Europa vor große Herausforderungen. Der politische Handlungsbedarf zur Unterstützung und zum Erhalt der industriellen Produktion ist hoch. Vor dem Hintergrund ambitionierterer Klimaschutzziele plant die EU mit der Reform ihres Emissionshandelssystems (EU-ETS) das Ende des Systems der kostenfreien Zuteilung von Emissionszertifikaten und die Einführung eines CO2-Grenzausgleichsmechanismus (Carbon Border Adjustment Mechanism, kurz CBAM) zum Schutz vor emissionsintensiver ausländischer Konkurrenz. Doch der CBAM ist politisch und handelsrechtlich problematisch und keinesfalls als Allheilmittel für die anstehenden Herausforderungen zu verstehen. Um die Industrietransformation zu unterstützen und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, braucht es zusätzlich industriepolitische Maßnahmen und internationale Kooperation.«

Susanne Langsdorf, Ken Morotomi und Aissa Rechlin (2022): Europäische Ressourcensouveränität. Seltene Erden und das Potenzial der Kreislaufwirtschaft: Eine Fallstudie, Potsdam: Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, November 2022
»Die europäische Industrie ist stark abhängig von Rohstoffimporten. Dies ist besonders bedenklich, da die internationalen Ressourcenmärkte teilweise durch einzelne Anbieter dominiert werden. Besonders China hat sich auf einigen Märkten als De-facto-Monopolist etablieren können. Angesichts steigender Spannungen könnte diese Abhängigkeit fatale Folgen haben. Ein neues Gutachten beschäftigt sich mit der Frage, wie die Bezugsquellen für besonders bedeutende Rohstoffe wie beispielsweise Seltene Erden diversifiziert werden könnten.«

BUND et al. (2022): Transformation by design, not by disaster! Zivilgesellschaftlicher Appell zur Senkung des primären Ressourcenverbrauchs, Berlin 2022
»Vier beispielhaft ausgewählte Anwendungsgebiete zeigen: Unser aktueller Rohstoffverbrauch ist global und sozial ungerecht und ökologisch unverträglich. Wir brauchen eine Rohstoffwende hin zu einer ressourcenschonenden Produktions- und Lebensweise.«

Knut Unger und Daniel Zimmermann (2022): Vonovia & Co.: Die Party ist vorbei. Zur aktuellen Krise der finanzialisierten Wohnungswirtschaft, Berlin: Rosa-Luxemburg-Stiftung, Dezember 2022
»Nach einem Jahrzehnt starken Wachstums der Immobilienfinanzanlagen zeichnet sich spätestens seit Frühjahr 2022 eine Krise der bisherigen Geschäftsmodelle ab. In diesem Standpunkt von Knut Unger und Daniel Zimmermann werden einige Elemente der aktuellen Krisenentwicklung sowie die Reaktionen des größten börsennotierten Wohnungsunternehmens – der Vonovia SE – dargestellt.«

Clara Dassonville and Thies Siemen (2022): Nuclear Energy: The Arguments for the Debate, Brussels: Friedrich-Ebert-Stiftung, 2022
»In the struggle for a coherent energy transition in Europe and with the ongoing Russian war on Ukraine, nuclear en- ergy seem to experience a comeback. In this analysis, we aim to shine a light on the most impor- tant points in the evaluation of nuclear energy. We provide an overview of the main arguments in favor and against nu- clear energy intended to fuel the debate.«

Roland Berger et al. (2022): Zwischen Notfallmaßnahmen und Strukturreformen: Wie den Energiemarkt zukunftsfähig gestalten?, in: ifo Schnelldienst, Nr.12/2022
»Deutschland und Europa befinden sich derzeit in einer Energiekrise, in der steigende Preise vor allem für Gas und Strom private Haushalte und Unternehmen erheblich belasten. Kurzfristig zielen die politischen Maßnahmen darauf ab, eine Gasmangellage zu vermeiden und die Verbraucher zu entlasten. Dazu gehören unter anderem die Gas- und Strompreisbremsen. Mittel- und langfristig geht es darum, ein nachhaltiges europäisches Energiesystem zu etablieren. Wie können Versorgungssicherheit, Preisstabilität und Energiewende gewährleiste werden?«

Astrid Cullmann et al. (2022): Wertvolle Ressource Wasser auch in Deutschland zunehmend belastet und regional übermäßig genutzt, in: DIW Wochenbericht Nr. 49/2022
»Die Effekte der Klimakrise verschärfen die Wasserknappheit nicht nur im globalen Süden, sondern auch in unseren Breitengraden, beispielsweise in der Region Berlin-Brandenburg. Wegen unzureichender Bepreisung der Entnahme von Oberflächen- und Grundwasser beziehungsweise mangelnden ordnungsrechtlichen Instrumenten kommt es in einigen Regionen Deutschlands zu einem Überverbrauch. Dies ist insbesondere in der Industrie der Fall, die sich hohe Wasserentnahmemengen zu sehr geringen Kosten vertraglich gesichert hat. Dazu kommt eine umfangreiche Gewässerverschmutzung durch Schadstoffeinträge aus Haushalten, Industrie, Kläranlagen und Landwirtschaft, die das Angebot an sauberem Wasser weiter verknappen. Insbesondere die Nitratverschmutzung aufgrund intensiver Düngung in der Landwirtschaft stellt ein zunehmendes Problem dar. In der Folge entstehen zusätzliche Kosten für Unternehmen und Haushalte zum Beispiel durch aufwendigere Trinkwasseraufbereitung. Ökolandbau kann hier die Gewässerqualität verbessern; auch sanitäre Innovationen (wie Trockentrenntoiletten) können einen Beitrag leisten.«

Isabel Gödl-Hanisch und Manuel Menkhoff (2022): Inwieweit geben Unternehmen die gestiegenen Einkaufspreise an ihre Kunden weiter?, in: ifo Schnelldienst, Nr. 12/2022
»Die Unternehmen in Deutschland sind seit 2021 mit starken Kostenanstiegen konfrontiert. Inwieweit geben die Unternehmen die Preiserhöhungen an ihre Kunden weiter? Basierend auf der Konjunkturumfrage des ifo Instituts zeigt sich eine unvollständige Preisweitergabe. Im Durchschnitt haben die Unternehmen die gestiegenen Einkaufspreise bisher zu 34% weitergereicht. Bis April 2023 planen sie, die Preisweitergabe auf 50% zu erhöhen. Dies führt voraussichtlich zu weiterem Inflationsdruck bei den Verbraucherpreisen in den nächsten Monaten.«

Barbara Engels (2022): Creator Economy – bis an die Grenzen der Aufmerksamkeit. IW-Kurzbericht Nr. 95, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Dezember 2022
»Die Creator Economy boomt: Die Möglichkeiten, mit digitalem Content wie Podcasts, Blogs, Videos, Fotos und Webinaren Geld zu verdienen, nehmen zu. Immer mehr sogenannte Creator und Influencer versuchen mit dem im Internet verdienten Einkommen ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Doch es gibt eine Grenze für das Wachstum: Die Aufmerksamkeit der Menschen ist limitiert. Berechnungen zeigen, dass der Markt bereits gesättigt ist.«

Henning Wilts and Andre Bröcker (2022): Implementation of the circular economy in Europe. Status Quo and starting points, Brussels: Friedrich-Ebert-Stiftung, 2022

Maximilian Luz Reinhardt (2022): Klimaschutzinnovation, Potsdam: Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, November 2022
»Um langfristig ein nachhaltiges und klimaverträgliches Wirtschaftsgefüge zu erreichen, bedarf es neuer Technologien und innovativer Lösungen. Deren Relevanz wird im Zusammenhang mit den aktuellen Versorgungsengpässen auf den Gas- und Energiemärkten umso deutlicher. Denn Russlands völkerrechtswidriger Angriffskrieg auf die Ukraine sowie die erpresserische Instrumentalisierung der deutschen und europäischen Energieknappheit seitens des Kremls verdeutlichen, dass eine grundlegende Umgestaltung stattfinden muss. Vor diesem Hintergrund bieten sich mehrere Lösungen an.«

Julia Jirmann (2022): Steuerprivilegien bei Erbschaften und Schenkungen. Auswirkungen auf die Verteilungsgerechtigkeit in Deutschland, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, November 2022

Philipp Sandner, Eduard Grigorjan und Benjamin Schaub (2022): Krypto Regeln. Welche Regulierung brauchen digitale Währungen? Ein Rahmenwerk zur Bewertung, Potsdam: Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, Oktober 2022
»Der aktuelle Markt rund um Kryptowerte ist gekennzeichnet von einem weiterhin starken Wachstum verschiedenster Anwendungsfälle. Getrieben durch das Interesse von Privatpersonen, Investoren und Unternehmen aus vielen Industrien zieht die Branche trotz extremer Preisschwankungen ungebrochen eine hohe Nachfrage an. Die internationale Regulierungslandschaft ist dabei fragmentiert: So reichen nationale Gesetzgebungen von keiner Regulation, über explizite Verbote bis hin zu umfassender Integration in die Finanzwirtschaft. Diese Studie schafft ein systematisches Rahmenwerk, um eine sachliche und standardisierte Bewertung unterschiedlicher Jurisdiktionen zu ermöglichen. Dafür wird auf Basis der Definition von Kryptowerten des deutschen Kreditwesengesetzes der Anwendungsbereich von Kryptowerten konkretisiert und eine Unterteilung in verschiedene Anwendungsfälle und Anwendergruppen für eine adressatengerechte Behandlung getroffen. Auf dieser Basis wird ein gesamtheitliches Rahmenwerk entwickelt, das aus zwei Kategorien und zwölf zu bewertenden Faktoren besteht. Die Bewertung der Faktoren erfolgt gemäß einer Skala, die den jeweiligen Erfüllungsgrad in einer Jurisdiktion darstellt.«

Johannes Rieckmann und Tim Stuchtey (2022): Dark Krypto. Nutzung von Kryptowährungen für illegale Zwecke, Potsdam: Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, Oktober 2022
»Die Blockchain-Technologie und die auf ihr basierenden Kryptowährungen bieten ein erhebliches Innovationspotenzial für Wirtschaft und Gesellschaft. Kryptowährungen sind aber zugleich das Zahlungsmittel der Wahl für bestimmte kriminelle Aktivitäten geworden. In der vorliegenden Studie geben die Ökonomen Johannes Rieckmann und Tim Stuchtey vom BIGS (Brandenburgisches Institut für Gesellschaft und Sicherheit) einen Überblick zur illegalen Nutzung von Kryptowährungen. Sie erklären die Verschleierungs- und Anonymisierungsmethoden mit Hilfe von Mixern sowie die Unterschiede klassischer Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether einerseits und anonymisierten Kryptowährungen andererseits, bei denen eine Nachverfolgung von Transaktionen nahezu unmöglich ist. Sie zeigen auf, für welche Straftaten Kryptowährungen innerhalb der blockchain, sowie an den Schnittstellen mit der analogen und sonstigen digitalen Welt, missbraucht werden. Auf der Grundlage dieser Analyse sowie von Experteninterviews werden Handlungsempfehlungen abgeleitet, wie der Missbrauch von Kryptowährungen für illegale Zwecke unterbunden und gleichzeitig eine unverhältnismäßige Einschränkung des Innovationspotenzials der Technologie vermieden werden kann.«

Tim Rühlig (2022): Chinas unsichtbare Macht technischer Standards. Eine Herausforderung für Deutschland und Europa, Potsdam: Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, September 2022
»Technische Standards sind zu einem zentralen Gegenstand des machtpolitischen Wettbewerbs um Technologie geworden. Chinas wachsender Einfluss auf internationale technische Standards trifft auf zunehmende Sorge im Westen. Der Einfluss, vor allem in strategischen, neuen Technologien, nimmt erheblich zu. Hinzu tritt, dass Chinas Standardisierungswesen, im Gegensatz zu den privat-getriebenen Ansätzen in den USA und Europa, staatszentriert ist. Dies ermöglicht es China, politstrategische Ziele eng mit Standardisierung zu verknüpfen.«

Tim Peter (2022): Wettbewerbsfähigkeit trotz oder durch Klimaschutz? Eine Analyse des Konzepts Klimaclub, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, Dezember 2022
„Wenn wir das nicht produzieren, wird es woanders produziert.“ Dieser Satz fällt häufig, wenn es um strengere Klimaschutzauflagen geht – und er ist nicht einfach von der Hand zu weisen. Wenn ein Unternehmen in der Europäischen Union etwa durch Klimaauflagen und Emissionshandel stärker belastet wird als die Konkurrenz in einem Drittstaat, verliert es an Wettbewerbsfähigkeit. Deshalb werden in der EU unter anderem der CO2-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) und international das Konzept des Klimaclubs diskutiert, das auf den Wirtschaftsnobelpreisträger William D. Nordhaus zurückgeht. Dabei sollen sich Länder mit ähnlich hohen Klimaschutzvorgaben zusammenschließen und ihre Wirtschaft vor Wettbewerb aus Ländern mit niedrigeren Klimaauflagen schützen. Sichert ein solcher Klimaclub nur die eigene Wettbewerbsfähigkeit trotz Klimaschutz oder kann er auch Wettbewerbsfähigkeit durch Klimaschutz bewirken?

Intereconomics, No. 6/2022: De-Globalisation – A New World Order?
»After decades of increasing globalisation in trade, capital and information flows, we are currently experiencing a shift due to the COVID-19 pandemic, Russia’s war in Ukraine and divisions
over the conflict. Disrupted supply chains, US-China trade tensions and the gradual demise
of the World Trade Organization appear to be serious threats to globalisation and have altered the geopolitical landscape. Where is globalisation heading? Are we in a temporary phase of slowbalisation or is it the beginning of something different? Is a more multipolar world order developing or one divided between US and Chinese influence? And where does the EU fit  in this new scheme? This Forum, featuring contributions by the speakers at the 2022 joint Intereconomics/CEPS conference, examines geopolitics and geoeconomics in a changing global order.«

Paolo Pasimeni (2022): Supply or Demand, that is the Question: Decomposing Euro Area Inflation, in: Intereconomics, No. 6/2022
»This paper studies the recent trends in inflation in the euro area and estimates to what
extent the current inflationary pressures are driven by demand expansion and by supply
side disruptions. First of all, consumer price inflation is particularly pronounced in goods
and less so in the case of services. Energy and food are the most relevant components of rising consumer prices, accounting for almost three-quarters of total headline inflation.«

Sonia Chikh M ́hamed (2022): The European Green Deal – Perspectives for the EU-Asia Relationship, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, 2022
»Der EU Green Deal ist ein Meilenstein auf dem Weg, die Pariser Klima- und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent zu werden. Dazu braucht die EU Partner auf der ganzen Welt. Als größte Wachstumsregion spielt der asiatisch-pazifische Raum eine zentrale Rolle bei den Bemühungen, den Übergang zu ressourceneffizienten und umweltfreundlichen Wirtschafts- und Wachstumsmodellen zu beschleunigen. Die Studie untersucht Nachhaltigkeitsansätze und -initiativen dieser Region, die Wahrnehmung des EU Green Deal und potenzielle Bereiche für eine EU-Zusammenarbeit.«

Jürgen Matthes (2022): China-Abhängigkeiten der deutschen Wirtschaft: Mit Volldampf in die falsche Richtung. IW-Kurzbericht Nr. 68, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), August 2022
»Die große wirtschaftliche Abhängigkeit von China ist spätestens nach den militärischen Drohgebärden Pekings gegenüber Taiwan als gravierendes Problem erkannt und soll möglichst bald reduziert werden. Das Gegenteil fand jedoch im ersten Halbjahr 2022 statt. Die deutschen Direktinvestitionsflüsse nach China waren noch nie so hoch. Auch die Importe aus China und das deutsche Defizit im Handel mit China erreichten ein Allzeithoch. Dagegen schwächte sich das deutsche Ausfuhrwachstum nach China stark ab und Chinas Exportanteil sank erneut. Der chinesische Markt soll offenbar immer mehr durch Produktion vor Ort statt durch Exporte bedient werden.«

Filiz Koneberg et al. (2022): Energie aus Wind und Sonne. Welche Fachkräfte brauchen wir? KOFA-Studie Nr. 3/2022, Köln: Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA), November 2022
Die Studie »untersucht, welche Berufe für den Ausbau der Solar- und Windenergie notwendig sind und wie die Fachkräftesituation aktuell in diesen Berufen aussieht. Die Studie identifiziert 190 Berufe, die für den Ausbau der Solar- und Windenergie benötigt werden. Mehr als die Hälfte der Berufe, die für den Ausbau benötigt werden, sind bereits jetzt eng auf dem Arbeitsmarkt und werden auch in anderen Branchen dringend gesucht. Insgesamt fehlen in den relevanten Berufen 216.000 Fachkräfte. Ganz besonders relevant sind Fachkräfte in der Bauelektrik … Aktuell fehlen in den auch für den Ausbau der Solar- und Windenergie relevanten Berufen rund 216.000 Fachkräfte. Die größten Fachkräftelücken bestehen in der Bauelektrik, der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik sowie der Informatik.

Thomas Theobald und Peter Hohlfeld (2022): Materialengpässe setzen deutscher Automobilproduktion massiv zu. Fehlende Vorprodukte kosteten allein 2021 rund ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts. IMK Policy Brief Nr. 141, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), November 2022
»Massive Materialengpässe belasten die deutsche Industrie seit der Corona-Krise. War der Mangel an Vorprodukten zunächst darauf zurückzuführen, dass das Angebot an Vorleistungen nicht Schritt halten konnte mit der dynamischen Nachfrageerholung, so traten durch den Ukraine-Krieg neue Lieferengpässe auf. Der Mangel an Vorleistungen hat dazu geführt, dass sich zwar der Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe auf Rekordhöhe befindet, die Industrieproduktion hat sich nach der Corona-Krise jedoch nur verhalten entwickelt. Besonders betroffen war dabei die Automobilindustrie. Mit Hilfe einfacher ökonometrischer Modelle lässt sich die entgangene Bruttowertschöpfung sowohl für das gesamte Verarbeitende Gewerbe als auch für die Automobilindustrie abschätzen. Der reale kumulierte Wertschöpfungsverlust im Verarbeitenden Gewerbe beträgt für das Jahr 2021 39,2 Mrd. Euro, bis zur Jahresmitte 2022 sogar 63,9 Mrd. Euro. Allein bei der Automobilindustrie ist es zu Wertschöpfungsverlusten von 19,9 Mrd. Euro 2021 und 30,7 Mrd. Euro bis Mitte 2022 gekommen. In der Automobilindustrie dürfte der Wertschöpfungsverlust den Wert der fehlenden Komponenten um mindestens das Zehnfache übersteigen. Diese Zahlen untermauern den Bedarf, der Resilienz der Lieferketten zukünftig zulasten der Kosteneffizienz ein höheres Gewicht beizumessen.«

Bernd Waas (2022): Künstliche Intelligenz und Arbeitsrecht. HSI-Schriftenreihe Bd. 46, Frankfurt am Main: Hugo Sinzheimer Institut (HSI), November 2022
»Künstliche Intelligenz ist ein schillernder Begriff. Dies darf nicht darüber hinweg täuschen, dass die Digitalisierung, die wir erleben, eine neue Stufe erreicht. In Unternehmen werden Entscheidungen zunehmend mit Hilfe von Big Data und anderen algorithmischen Systemen vorbereitet. Die exponentiell steigenden Kapazitäten der Datenverarbeitung und die potentiell stets und ständig mögliche Erhebung von Daten, auch von Beschäftigten, werfen Fragen nach neuen Schutzbedürfnissen für Menschen in abhängigen Beschäftigungsverhältnissen auf … widmet: Wollen wir in einer Arbeitswelt leben, in der Beschäftigte algorithmischen Entscheidungen unterworfen werden? Führt dies zu neuen Formen von Diskriminierung oder kann im Gegenteil der Einfluss menschlicher Vorurteile im Arbeitsleben durch eine faktenbasierte Entscheidung reduziert werden? Können Systeme Künstlicher Intelligenz selbst Träger von Rechten und Pflichten sein? Welche Anforderungen stellt der Beschäftigtendatenschutz, wie gewährleisten wir den Gesundheitsschutz im Umgang mit KI-Systemen? Sämtliche dieser Fragen verweisen im Kern auf zwei extreme Szenarien: KI als Weg in eine dystopische Arbeitswelt, in der Beschäftigung dequalifiziert und Menschen zum Anhängsel von algorithmischen Maschinen degradiert werden und Überwachung allgegenwärtig ist oder KI-Systeme als Werkzeug zur Entlastung und Arbeitszeitreduktion. Bisherige Erfahrungen sprechen dafür, dass Mitbestimmung von Arbeitnehmer*innen ein zentraler Faktor für eine humane Arbeitswelt der Zukunft ist. Es ist erfreulich, dass sich das vorliegende Gutachten daher auch wichtigen Fragen der Beteiligung im Betrieb widmet.«

Olivier Blanchard, Christian Gollier, and Jean Tirole (2022): The Portfolio of Economic Policies Needed to Fight Climate Change. Working Paper 2022-18, Washington: Peterson Institute for International Economics (PIIE), November 2022
»Climate change poses an existential threat. The authors argue that carbon pricing and green research and development (R&D) support are good economics, but their implementation can be improved. Even if carbon prices are generalized and given more substance, green R&D is still likely to be smaller than needed. Much more money must be spent on it than is now the case, and this money must be properly allocated in order to have an impact. Moreover, done well, other policies, such as standards, bans, and targeted subsidies, can be good economics. But they have often been incoherent and their implementation is delicate. The authors also argue that domestic and international compensation is key to the acceptability of efficient policies. Finally, although a country’s emissions will not materially alter the course of climate change, individual countries can still show the way ahead: They can develop technologies that can be used by other, poorer, countries. They can provide leadership/momentum on global agreements and on the need to fund climate change policies in developing economies.«

Gary Clyde Hufbauer et al. (2022): EU carbon border adjustment mechanism faces many challenges. Policy Briefs 22-14, Washington: Peterson Institute for International Economics (PIIE), October 2022
»This Policy Brief assesses the evolving EU Emissions Trading System and EU carbon border adjustment mechanism (CBAM) and explains objections within Europe and from major trading countries likely to be affected by the proposed CBAM import levies. While EU officials have sought to ensure that the CBAM is consistent with obligations under the World Trade Organization (WTO), key aspects of the CBAM could violate WTO rules and are likely to be contested, taking years to play out. Meanwhile, several other countries will adopt new carbon-inspired border restrictions, adding to global trade frictions. Major carbon-emitting countries, therefore, need to act cooperatively instead of unilaterally to both advance the fight against climate change and update the rules-based global trading system. Two-thirds of greenhouse gas emissions result from nontraded activities, such as road transport, electricity generation, and home and office heating. Countries can curb emissions in these activities, while developing guidelines for carbon abatement in traded sectors.«

Dawud Ansari et al. (2022): Zwischen historischer Verantwortung und Ambitionen zur Klimaneutralität: eine Länderklassifizierung, in: DIW Wochenbericht Nr. 47/2022
»Die Klimakonferenz COP27 im November 2022 hat erneut die sehr unterschiedlichen Positionen der verschiedenen Länder verdeutlicht. In diesem Bericht werden die Länder der Erde in typische Profile nach ihrer aktuellen und geplanten Klimafreundlichkeit sowie ihrem vergangenen Beitrag zum Klimaproblem eingeteilt. Zwischen den Profilen besteht eine hohe Diversität, die nicht durch geographische Nähe definiert ist, sondern vielmehr durch Wirtschaftsstrukturen und Politikentscheidungen. Die Mehrheit der Länder hat in der Vergangenheit nicht zum Klimaproblem beigetragen, hat aber bislang auch keine Pläne, klimaneutral zu werden. Die Länder der Europäischen Union sind ebenfalls divers: mit unterschiedlich hohen Beiträgen zu bisherigen Treibhausgasemissionen und einigen Ländern ohne eigene ambitionierte Klimaneutralitätsziele.«

Martin Höpner und Lucio Baccaro (2022): Das deutsche Wachstumsmodell, 1991–2019. MPIfG Discussion Paper 22/9, Köln: Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung (MPlfG), November 2022
»Dieser Beitrag analysiert Deutschlands exportorientiertes Wachstumsmodell in den Jahren 1991 bis 2019. Er richtet sich speziell an Leserinnen und Leser mit Interesse an politökonomischen Problemstellungen, aber ohne spezielle Vorkenntnisse über Forschungsansätze der Vergleichenden Politischen Ökonomie. Wirtschaftspolitik bewegt sich in einem Zielkonflikt zwischen Binnenstabilisierung und Exportförderung. Das deutsche Wirtschaftswachstum wurde im untersuchten Zeitraum vor allem von der Auslandsnachfrage getragen, was auf eine ungewöhnliche Kalibrierung der wirtschaftspolitischen Parameter hindeutet. Diese Ausrichtung wird in drei Sphären analysiert: in der Fiskal- und Geldpolitik, der Lohnpolitik und im Finanz-Wohnbau-Komplex. Das Wachstumsmodell hatte zwei formative Phasen, eine nach dem Ende des Wiedervereinigungsbooms und eine während der ersten ungefähr sechs bis acht Jahre nach der Eurogründung. Eine zurückhaltende Fiskalpolitik, ein gedämpftes Lohnwachstum und eine konservative Kredit- und Wohnungsbaupolitik hemmten das Binnenwachstum und die Preisauftriebe, verschafften dem Exportsektor vor dem Hintergrund einer preiselastischen Nachfrage nach deutschen Exportgütern aber Wettbewerbsvorteile. Zum Ende des Analysezeitraums wich die extreme Exportorientierung einem stärker ausbalancierten Wachstumsmodell. Der Beitrag schließt mit einem Ausblick auf mögliche zukünftige Entwicklungspfade.«

Yago Álvarez (2022): Deckel drauf auf Preise und Profite. Spaniens schnelle Reaktion auf die Krise, Berlin: Rosa-Luxemburg-Stiftung, November 2022

Matthias Mertens und Steffen Müller (2022): Wirtschaftliche Folgen des Gaspreisanstiegs für die deutsche Industrie. IWH Policy Notes Nr. 2/2022, Halle (Saale): Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Oktober 2022
»Eine kleine Minderheit von Produkten verursacht bei ihrer Herstellung einen Großteil des Gasverbrauchs der Industrie. Viele könnten relativ leicht durch Importe ersetzt werden, zeigt eine Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) für das Jahresgutachten der Wirtschaftsweisen. Ein Industriezweig ist besonders betroffen.«

Wirtschaftsforum der SPD (2022): 10 Punkte zum Fachkräftemangel. Positionspapier, Berlin, November 2022
➔ dazu diese Pressemitteilung: Fachkräftemangel: Positionspapier zeigt kurz- und mittelfrsitige Lösungen auf – „Längerarbeit“ eine Option, 21.11.2022

Aus Politik und Zeitgeschichte, Nr. 46-47/2022: Energiepolitik
»Bereits vor 50 Jahren erkannte der Club of Rome „Grenzen des Wachstums“, die bestimmt sind durch die Endlichkeit der natürlichen, fossilen Rohstoffvorräte. Dennoch wird erst seit wenigen Jahren – vor dem Hintergrund der fortschreitenden Erderhitzung – an einem grundlegenden Umbau der Energieversorgung gearbeitet, der sich als äußert schwierig erweist. Während in der Politik weitgehender Konsens besteht, dass die Energiewende notwendig und zügig voranzutreiben ist, gibt es ebenso Warnungen vor neuen Abhängigkeiten, etwa von seltenen Erden, um die dafür notwendige Technologie herzustellen. Mit Augenmaß gleichermaßen für Energiesicherheit und für Klimaneutralität zu sorgen, ist unter den Vorzeichen des Krieges in der Ukraine nicht einfacher geworden.«

Gunther Schnabl (2022): Die EZB steckt in der Zwickmühle und der Euro in der Sackgasse. Austrian Institute Paper Nr. 43/2022, Wien: Austrian Institute of Economics and Social Philosophy, 2022

Wissenschaftliche Dienste Deutscher Bundestag (2022): Energiekosten – Preisdeckel und Preisbremsen, Berlin: November 2022

➔ Wissenschaftliche Dienste Deutscher Bundestag (2022): Energiepreisdeckel und die Koppelung von Strom- und Gaspreisen, Berlin, 30.09.2022

Tom Bauermann et al. (2022): Obergrenzen für Haushalte bei der Gaspreisbremse: Verteilungs- und fiskalische Wirkungen. Eine Analyse auf Basis von EVS-Daten. IMK Policy Brief Nr. 139, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), November 2022
»Nach den Vorschlägen der ExpertInnen-Kommission Gas und Wärme soll im Frühjahr 2023 eine Gaspreisbremse eingeführt werden, unter der jeder Privathaushalt mit Gasheizung eine Unterstützung erhält, die de facto 80 Prozent des geschätzten Gasverbrauchs auf 12 Cent heruntersubventioniert. Weil unter einer solchen Förderung Haushalte mit hohen Einkommen deutlich stärker profitieren als ärmere Haushalte, hat die Kommission auch einen Prüfauftrag an die Bundesregierung formuliert, wie eine Obergrenze auf das staatlich geförderte Verbrauchskontingent von Haushalten geschaffen werden kann. Dieser Policy Brief untersucht, welche Haushalte von Obergrenzen von 15.000, 20.000 und 25.000 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr besonders betroffen wären und wie stark insgesamt die subventionierten Mengen durch solche Obergrenzen gesenkt werden könnten. Es wird gezeigt, dass eine Obergrenze die fiskalischen Kosten des Instruments senkt, indem die geförderten Kilowattstunden des Gasverbrauchs reduziert werden. Eine Obergrenze erhöht gleichzeitig die Zielgenauigkeit der Gaspreisbremse hinsichtlich verteilungspolitischer Aspekte, da die staatlichen Ausgaben für den Gasverbrauch der obersten Einkommen deutlich gesenkt werden.«

François Geerolf (2022): The “Baqaee-Farhi approach” and a Russian gas embargo – some remarks on Bachmann et al. Sciences Po OFCE Working Paper No. 14/2022, Paris: Observatoire français des conjonctures économiques (OFCE), November 2022

Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (2022): Energiekrise solidarisch bewältigen, neue Realität gestalten. Jahresgutachten 2022/2023, Wiesbaden, November 2022

Max Lay et al. (2022): Entlastungspakete, Tankrabatt, Übergewinnabschöpfung: Wie weit kann der Staat uns in Krisen schützen?, in: ifo Schnelldienst, Heft 11/2022
»Der Inflationsdruck und besonders die explodierenden Energiekosten bringen viele Haushalte an ihre finanziellen Grenzen. Mit drei Entlastungspaketen, die im Lauf des Jahres auf den Weg gebracht wurden, versucht die Bundesregierung, Bürger und Unternehmen zu entlasten. Sind Strompreisbremse, Einmalzahlungen, Heizkostenzuschuss und 9-Euro-Ticket die richtigen Instrumente, oder setzen sie falsche Anreize, da sie nicht zum Energiesparen anregen? Profitieren am Ende weitgehend die Falschen, da die Hilfen eher nach dem »Gießkannenprinzip« verteilt werden und nicht zielgenau jenen zugutekommen, die am dringendsten Unterstützung benötigen?«

Oliver Falck et al. (2022): Wie könnte das Potenzial solo-selbständiger Wissensarbeit besser genutzt werden?, in: ifo Schnelldienst Nr. 11/2022
» (Solo-)selbständige Wissensarbeiter leisten einen wichtigen Beitrag für gesamtwirtschaftliches Wachstum. Allerdings zählt Deutschland bezüglich des Anteils selbständiger Wissensarbeiter nicht zur internationalen Spitze und kann so das Potenzial, das von der (solo-)selbständigen Wissensarbeit ausgeht, nicht vollständig ausschöpfen. Das liegt vor allem daran, dass in Deutschland der Wert von solo-selbständiger Wissensarbeit, bzw. von Selbständigkeit im Allgemeinen, in Politik und Gesellschaft nur vergleichsweise gering eingeschätzt wird. Selbständigen werden in Deutschland im internationalen Vergleich eine Reihe von Hürden in den Weg gelegt. Dazu zählen Barrieren bei der Unternehmensgründung genauso wie eine überbordende Bürokratie, ein schwieriger Zugang zu externer Finanzierung sowie Rechtsunsicherheit hinsichtlich des Erwerbsstatus Selbständigkeit an sich.«

Sascha Möhrle et al. (2022): Ein nachrichtenbasierter Sentiment-Indikator für die deutsche Konjunkturanalyse, in: ifo Schnelldienst, Nr. 11/2022
»In einer aktuellen Forschungskooperation zwischen der KfW und dem ifo Institut wird das Potenzial von Unternehmensnachrichten aus Zeitungen für die Konjunkturanalyse untersucht. Mit Hilfe einer KI-basierten Anwendung zur Nachrichtenaufbereitung wurde ein neuer Stimmungsindikator (Sentiment-Index) für die deutsche Konjunktur konstruiert. Dieser neue Indikator hat einen hohen Gleichlauf mit traditionellen Stimmungsindikatoren aus Unternehmensbefragungen und weist eine positive Korrelation mit volkswirtschaftlichen Zielgrößen wie dem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts auf.«

Roschan Pourkhataei Monsef und Finn Arnd Wendland (2022) Beschäftigte im Bereich erneuerbare Energien. Renaissance der beruflichen Ausbildung? Produktions- und Fertigungsberufe im Fokus der Energiewende. IW-Report Nr. 57/2022, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), November 2022

Wolfgang Nierhaus und Timo Wollmershäuser (2022): Zur Bestimmung der Realeinkommensverluste in der gegenwärtigen Energiekrise, in: ifo Schnelldienst, Nr. 11/2022
»Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer Energiekrise. In diesem Beitrag wird gezeigt, dass das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt die damit verbundenen gesamtwirtschaftlichen Kosten derzeit deutlich unterschätzt. Ursächlich hierfür ist, dass ein spürbarer Anteil der mit dem Bruttoinlandsprodukt gemessenen Realeinkommen zur Begleichung der stark gestiegenen Rechnung für importiertes Erdgas und Erdöl an das Ausland abfließt. Nach unseren Schätzungen, die auf den aktuellen Projektionen der Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose (2022) beruhen, dürfte sich der Realeinkommensverlust in den Jahren 2021 bis 2023 auf zusammengenommen etwa 3% der in Deutschland erbrachten Wirtschaftsleistung belaufen. Nur im Zusammenhang mit der zweiten Ölpreiskrise in den Jahren von 1979 bis 1981 fielen diese Verluste noch höher aus.«

Expertenrat für Klimafragen (2022): Zweijahresgutachten 2022. Gutachten zur Entwicklung der Treibhausgasemissionen, Trends der Jahresemissionsmengen und zur Wirksamkeit von Maßnahmen (gemäß § 12 Abs. 4 Bundes-Klimaschutzgesetz), Berlin, November 2022

Institut der deutschen Wirtschaft (2022): Verteilungswirkungen klimapolitischer Maßnahmen. Studie im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, München, November 2022

Alexander S. Kritikos et al. (2022): Corona-Soforthilfe wirksamer bei Selbstständigen mit hohem Digitalisierungsgrad, in: DIW Wochenbericht Nr. 44/2022
»Selbstständige haben während der Covid-19-Pandemie im Vergleich zu abhängig Beschäftigten besonders starke Einkommensverluste erlitten. Zu ihrer Unterstützung hat die Bundesregierung daher verschiedene Programme mit Liquiditätshilfen aufgelegt. Im Frühjahr 2020 startete der Bund die Soforthilfe, die für von Umsatzrückgängen betroffene Selbstständige Einmalzahlungen von bis zu 15 000 Euro vorsah. Für die Hilfen gab es rund 2,2 Millionen Anträge – rund die Hälfte aller Selbstständigen wollte diese somit in Anspruch nehmen. Analysen zur Wirkung des Programms auf Grundlage von Online-Umfragedaten mit 27 000 Selbstständigen zeigen: Unter den Selbstständigen, die die Soforthilfe bezogen haben, hat sich die Einschätzung, dass ihre Unternehmung die Krise überstehen würde, im Durchschnitt nur moderat erhöht. Allerdings wirken die staatlichen Hilfen bei Selbstständigen mit stark digitalisierten Unternehmungen deutlich stärker als bei Selbstständigen mit weniger digitalisierten Unternehmungen. Dies gilt allerdings nur dann, wenn die Selbstständigen bereits vor der Krise mit den Digitalisierungsprozessen begonnen haben. Die Ergebnisse machen damit wichtige Zusammenhänge zwischen staatlichen Förderprogrammen und dem Digitalisierungsgrad von Unternehmungen deutlich. Die Studie hilft somit der Politik, die Wirkung krisenbezogener Politikinstrumente zu verbessern. Dazu gehören nicht nur kurzfristige Politikinstrumente wie die Soforthilfe, sondern auch Instrumente, die die Digitalisierung unternehmerischer Tätigkeit langfristig erleichtern.«

Melinda Fremerey und Simon Gerards Iglesias (2022): Abhängigkeit – Was bedeutet sie und wo besteht sie? Ein Überblick über wirtschaftliche und politische Abhängigkeiten. IW-Report Nr. 56, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), November 2022
»Der Begriff der Abhängigkeit findet in jüngerer Zeit immer mehr Eingang in politische Debatten. Sei es die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von Exporten, die militärische Abhängigkeit Europas von den USA und nicht zuletzt die Abhängigkeit der Deutschen vom russischen Gas – Abhängigkeiten scheinen politisch allgegenwärtig und gleichzeitig kaum lösbar. Dabei werden Abhängigkeiten immer erst dann zu einem Problem, wenn sich Beziehungen zwischen Staaten neu konfigurieren oder scheinbar unvorhergesehene Ereignisse die Handelsströme plötzlich stören. Wie aber genau lassen sich Abhängigkeiten definieren, wann bestehen sie und wann werden sie zu einem Problem? In dieser Studie werden wir uns dem Begriff der Abhängigkeit nähern, in dem wir eine breite Definition vorschlagen, die neben geoökonomischen Abhängigkeiten auch politische Abhängigkeiten umfasst. Die Ergebnisse zeigen, dass die deutschen wirtschaftlichen Abhängigkeiten im internationalen Vergleich zwar gering ausfallen können, im Bereich der Abhängigkeit von mineralischen Brennstoffen und Rohstoffen aber hingegen große Abhängigkeiten bestehen. Zudem können Abhängigkeiten von bestimmten Ländern problematischer sein als andere, sodass es auch qualitative Unterschiede gibt. Darüber hinaus gibt es Phasen, in denen gewisse Abhängigkeiten problematisch werden, weil Konflikte zwischen den Ländern entstehen und wirtschaftliche Abhängigkeiten als politische Druckmittel verwendet werden. Politisch hat sich Deutschland in eine intendierte Abhängigkeit zu den anderen EU-Mitgliedstaaten sowie der USA begeben und steht beim Klimaschutz aufgrund der international gegenseitigen Abhängigkeiten vor großen Herausforderungen.«

Christian Rusche (2022): Chinesische Beteiligungen und Übernahmen 2021 in Deutschland. IW-Kurzbericht Nr. 92, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), November 2022
»Die geplante Beteiligung am neuen Terminal des Hamburger Hafens sowie Übernahme eines Halbleiterwerks in Dortmund durch chinesische Investoren hat das Thema des chinesischen Einflusses auf deutsche Unternehmen erneut auf die Agenda der Politik gesetzt. Eine Analyse der Trends des vergangenen Jahres zeigt jedoch keine dynamische Entwicklung. In absehbarer Zeit kann sich dies jedoch ändern.«

Berthold Busch et al. (2022): Wer finanziert die EU? Nettozahler und Nettoempfänger in der EU. IW-Report, Nr. 55/2022, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), November 2022

Michael Grömling (2022): Ökonomische Verluste in Deutschland durch Pandemie und Krieg. IW-Kurzbericht, Nr. 91/2022, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), November 2022
»Die Pandemie und der Krieg in der Ukraine gehen mit hohen wirtschaftlichen Einbußen einher. Würden diese beiden unheilvollen Ereignisse das Wirtschaftsleben nicht beeinträchtigen, dann wäre die Wertschöpfung in Deutschland in den Jahren 2020 bis 2022 um insgesamt 420 Milliarden Euro höher ausgefallen.«

Carl Mühlbach (2022): Finanzpolitik für die nächste Generation. Keine Angst vor Staatsverschuldung, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, Oktober 2022
»Deutschland hat einen großen Bedarf an Investitionen, besonders für Klimaschutz und Digitalisierung. Ein Abwarten würde die Investitionskosten um ein Vielfaches erhöhen. Staatsverschuldung hingegen stellt eine deutlich weniger bedrohliche Belastung künftiger Generationen dar, ihre ökonomischen Kosten werden stark überschätzt. Eine Finanzpolitik im Interesse künftiger Generationen sollte daher zusätzliche Schulden aufnehmen, um Investitionen zu ermöglichen.«

Björn Weber, Jürgen Gies, Martina Hertel und Paul Ratz (2022): Klimagerechte Stadt- und Mobilitätsentwicklung: von europäischen Städten lernen, Berlin: Deutsches Institut für Urbanistik (Difu), 2022
»Neben Energiewirtschaft und Industrie ist der Verkehr ein Hauptverursacher von Treibhausgasemissionen. Der CO2-Ausstoß des Verkehrssektors ist seit Jahrzehnten unvermindert hoch. Zudem führt die Flächeninanspruchnahme für den Verkehr bei steigender Flächenknappheit im urbanen Raum zu komplexen Nutzungskonkurrenzen. Aus diesem Grund stehen der Mobilitätssektor und die Umsetzung der Verkehrswende im Fokus einer nachhaltigen, klimagerechten Stadtentwicklung. Diese Herausforderung müssen auch andere Länder bewältigen. Interessant ist daher ein Blick darauf, wie Kommunen in anderen Ländern mit dieser Aufgabe umgehen. Die Studie widmet sich dieser Problematik mit einem Blick auf Städte in europäischen Nachbarländern. Ziel ist es, in zehn Fallstudien Ansätze zur Umsetzung der klimagerechten Verkehrswende zu analysieren und Möglichkeiten, aber auch Grenzen der Übertragbarkeit auf deutsche Kommunen aufzuzeigen.«

Felix Schmidt (2022): Derzeit kaum Alternativen zur Dollar-Dominanz in Sicht. KfW-Research Nr. 406, Frankfurt am Main: KfW Bankengruppe, 01.11.2022
»Die Größe der US-amerikanischen Wirtschaft, die Tiefe des Kapitalmarktes, die freie Konvertierbarkeit der Währung und das Vertrauen in die US-Institutionen haben dazu beigetragen, dass der US-Dollar seine Stellung als globale Leitwährung auch nach dem Ende von Bretton Woods verteidigen konnte. Zwar ist der Anteil der in US-Dollar allokierten Währungsreserven in den vergangenen Jahrzehnten gesunken, mit derzeit etwa 60 % behauptet der Greenback aber weiterhin deutlich seine dominante Stellung. Als Antwort auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine wurde die Dollar-Dominanz zum ersten Mal in der Geschichte als „Sanktionswaffe“ genutzt, eine Entwicklung, die dem Gebrauch lokaler Währungen und alternativer Zahlungssysteme in Asien Rückenwind verleihen wird. Die Alternativen zum Dollar als globale Leitwährung sind aber insgesamt begrenzt. Weder der Renminbi oder der Euro, noch Kryptowährungen werden dem Greenback auf absehbare Zeit zur Konkurrenz werden.«

Markus Demary und Jonas Zdrzalek (2022): Nur begrenzten Einfluss auf die Inflation. IW-Kurzbericht, Nr. 89/2022, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Oktober 2022
»Die aktuellen Inflationsraten fordern die Europäische Zentralbank (EZB) nicht nur aufgrund ihrer Höhe, sondern auch wegen ihrer Zusammensetzung. Eine Analyse der unterschiedlichen Preissegmente des Verbraucherpreisindex zeigt, dass die Inflationsrate hauptsächlich durch Faktoren getrieben ist, auf welche die Geldpolitik nur begrenzten Einfluss hat.«

Jens G. Herold und Felix Schmidt (2022): Zwei Notenbanken – ein Problem: nach Inflation droht Rezession. KfW-Research Nr. 405, Frankfurt am Main: KfW Bankengruppe, 25.10.2022
»Die Rekordinflationszahlen der vergangenen Monate haben die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Notenbank Fed unter Zugzwang gebracht, den hohen Preissteigerungen mit einer restriktiveren Geldpolitik entgegenzuwirken. Während die Fed bereits im März mit der geldpolitischen Wende begonnen hat, vollzog die EZB ihren Kursschwenk erst mit der Ratssitzung im Juli 2022. Der vorliegende Fokus begründet dieses unterschiedliche Tempo der bisher erfolgten geldpolitischen Maßnahmen der beiden Notenbanken mit den unterschiedlichen Entwicklungen der Konjunktur und des Arbeitsmarktes nach der Pandemie. Da die EZB ihre Kehrtwende erst später eingeleitet hat, scheint das Zeitfenster für deutliche Zinsschritte zur Inflationsbekämpfung aufgrund der sich abzeichnenden konjunkturellen Abkühlung in der Eurozone deutlich kleiner. Die EZB befindet sich in einer schwierigen Lage und ob sie ihren weiteren Kurs konsequent durchziehen kann, erscheint weniger eindeutig.«

Andreas Peichl et al. (2022): Fachkräftemangel in Deutschland und Europa – Historie, Status quo und was getan werden muss, in: ifo Schnelldienst, Nr. 10/2022
»Der Fachkräftemangel in Deutschland ist immer mehr zum flächendeckenden Problem gewachsen, das nahezu alle Wirtschaftsbereiche und Regionen betrifft. Knapp die Hälfte aller Unternehmen melden derzeit eine Beeinträchtigung ihrer Geschäfte aufgrund fehlenden Fachpersonals. Der Fachkräftemangel hat in nahezu allen Ländern deutlich angezogen. Dies gilt insbesondere für die letzten beiden Jahre. Dabei zeigt sich, dass Deutschland im europäischen Vergleich besonders stark vom Fachkräftemangel betroffen ist.«

Mathias Dolls et al. (2022): Wohlstand für Alle? Gemeinsame Betrachtung von Wachstum und Ungleichheit in Deutschland und Europa, in: ifo Schnelldienst, Nr. 10/2022
»Dieser Beitrag untersucht, inwiefern das von Ludwig Erhard proklamierte Ziel „Wohlstand für Alle“ in der Bundesrepublik Deutschland im Zeitraum 1962–2019 erreicht wurde. Die Analyse basiert auf einem Indikator, der das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt pro Kopf um die Ungleichheit in den verfügbaren Einkommen und um die Armutsrisikoquote korrigiert. Die Ergebnisse zeigen, dass die Bundesrepublik Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten trotz einiger Rezessionsjahre eine stabile wirtschaftliche Entwicklung verzeichnen konnte. Das um Ungleichheit und Armutsrisiko korrigierte BIP ist seit der Wiedervereinigung etwas schwächer gewachsen als das nicht-korrigierte Pro-Kopf-Einkommen. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland im oberen Mittelfeld.«

Jean-Victor Alipour et al. (2022): Die Innenstadt als Konsumzentrum: Ein Opfer von Corona und Homeoffice?, in: ifo Schnelldienst, Nr. 10/2022
»Die Corona-Pandemie hat die Arbeitswelt transformiert und vielen Arbeitnehmer*innen die Arbeit aus dem Homeoffice ermöglicht. Infolgedessen hat sich der Konsum aus den Stadtzentren in Wohngebiete und Vororte verlagert. Der Umsatz in den Innenstädten lag Ende Mai 2022 10% unter dem Vorkrisenniveau. Wohngebiete, in denen traditionell wenig im Homeoffice gearbeitet wurde, die aber seit der Pandemie einen hohen Zuwachs an Homeoffice-Beschäftigten aufwiesen, verzeichneten hingegen einen bis zu 20% höheren Konsum als vor der Pandemie. Die Zunahme von Homeoffice, regionale Konsumverschiebungen und Online-Shopping haben damit das Potenzial, das Erscheinungsbild der Städte zu verändern.«

Dieter Klein (2022): Regulation in einer solidarischen Gesellschaft. Wie eine sozial-ökologische Transformation funktionieren könnte, Hamburg: VSA: Verlag, 2022

Sonali Chowdhry, Julian Hinz, Katrin Kamin and Joschka Wanner (2022): Brothers in Arms: The Value of Coalitions in Sanctions Regimes, Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), September 2022
»This paper examines the impact of coalitions on the economic costs of the 2012 Iran and 2014 Russia sanctions. By estimating and simulating a quantitative general equilibrium trade model under different coalition set-ups, we (i) dissect welfare losses for sanction-senders and target; (ii) compare prospective coalition partners and; (iii) provide bounds for the sanctions potential — the maximum welfare change attainable — when sanctions are scaled vertically, i.e. across sectors up to an embargo, or horizontally, i.e. across countries up to a global regime. To gauge the significance of simulation outcomes, we implement a Bayesian bootstrap procedure that generates confidence bands. We find that the implemented measures against Iran and Russia inflicted considerable economic harm, yielding 32 – 37% of the vertical sanctions potential. Our key finding is that coalitions lower the average welfare loss incurred from sanctions relative to unilateral implementation. They also increase the welfare loss imposed on Iran and Russia. Adding China to the coalition further amplifies the welfare loss by 79% for Iran and 22% for Russia. Finally, we quantify transfers that would equalize losses across coalition members. These hypothetical transfers can be seen as a sanctions-equivalent of NATO spending goals and provide a measure of the relative burden borne by coalition countries.«

Philipp Breidenbach, Philipp Jäger, and Lisa Taruttis (2022): Aging and Real Estate Prices in Germany. Ruhr Economic Papers #953, Essen: RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, October 2022
»Exploiting regional heterogeneity in population dynamics across more than 10,000 municipalities in Germany, we provide robust empirical evidence that population aging depresses real estate prices and rents. Using millions of individual real estate offers and detailed demographic data on the municipality level, we estimate that average sales prices in 2020 would have been up to 12% higher, if the population age distribution had been the same as in 2008. We show that population aging does not only reduce prices but also increases the availability of real estate. Moreover, we document substantial heterogeneity in price responses by dwelling type, real estate characteristics and urban-rural status which suggest that a lower demand for living space and live-cycle dissaving are driving our results. We predict that population aging will continue to put downward pressure on real estate prices and exacerbate regional disparities in Germany.«

Aus Politik und Zeitgeschichte, Nr. 43-45/2022: Chinas neue Seidenstraßen 
»Im September 2013 kündigte Chinas Staatspräsident Xi Jinping eine „neue Seidenstraße“ an, die auf den Ausbau von Infrastruktur und die Stärkung wirtschaftlicher Beziehungen in Eurasien zielte. Einen Monat später folgte die Vorstellung einer „maritimen Seidenstraße des 21. Jahrhunderts“; 2017 kam eine weitere Seeroute, diesmal in der Arktis, hinzu. Geografisch geht die BRI heute weit über Asien und Europa hinaus. Auch inhaltlich hat sich das Feld erweitert: Ging es anfangs um den Bau und die Finanzierung von Infrastrukturprojekten, sind mittlerweile digitale, „grüne“ und auf das Gesundheitswesen bezogene Maßnahmen hinzugekommen. Strittig ist, wie erfolgreich die Initiative jenseits der chinesischen Propaganda tatsächlich ist und welche Bedeutung sie geopolitisch (noch) hat.«

Judith Niehues et al. (2022): Energiekrise: Sinkende Sparmöglichkeiten bis in die Mittelschicht. IW-Kurzbericht Nr. 87/2022, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Oktober 2022
»Während im Jahr 2020 noch 70 Prozent der Deutschen regelmäßig etwas (an)sparen konnten, liegt dieser Anteil aktuell nur mehr bei 50 Prozent. Zudem legen Sparende heute mehrheitlich deutlich weniger Geld zur Seite als im Vorjahr. Doch nicht nur die Sparmöglichkeiten gehen zurück: Bereits jetzt haben 61 Prozent ebenso ihre Ausgaben aufgrund der gestiegenen Energiepreise stark oder sehr stark reduziert. Auch die Mitte der Gesellschaft gerät zunehmend unter Druck.«

Christoph Schröder (2022): Lohnstückkosten im internationalen Vergleich: Kostenwettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie in Zeiten multipler Krisen, in: IW-Trends, Nr. 3/2022
»Im Durchschnitt waren die deutschen Lohnstückkosten 2021 um 13 Prozent höher als in den 27 Ländern des IW-Vergleichs und um 8 Prozent höher als im Euro-Ausland. Die hierzulande überdurchschnittlich hohe Produktivität der Industrie reichte nicht aus, um den Nachteil der hohen Arbeitskosten zu kompensieren.«

Joachim Ragnitz (2022): Gewinninflation und Inflationsgewinner, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 5/2022
»Die hohe Inflation in Deutschland ist nicht nur Folge gestiegener Bezugspreise für Vorleistungsgüter oder Energie. Vielmehr scheinen in einigen Wirtschaftsbereichen die Unternehmen die allgemeinen Preissteigerungstendenzen auch dazu genutzt zu haben, ihre Gewinne deutlich auszuweiten. Neben der Landwirtschaft und dem Bau ist hier auch der Einzelhandel zu nennen.«

Dimitria Freitas und Simon Syga (2022): 35 Cent weniger für Benzin und 17 Cent weniger für Diesel – Der Tankrabatt ist angekommen, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 5/2022
»Deutsche Verbraucher haben zwischen Juni und August durchschnittlich 35 Cent weniger pro Liter Benzin und 17 Cent weniger pro Liter Diesel als ohne Tankrabatt bezahlt. Allerdings kam die Steuersenkung nicht immer vollständig bei den Endverbrauchern an. In den Wochen unmittelbar nach seiner Einführung im Juni und vor Abschaffung im August wurde der Steuernachlass nur teilweise weitergegeben. Dafür war die Entlastung im Juli sogar höher als 35 Cent bzw. 17 Cent pro Liter. Dies zeigt unsere Auswertung des gesamten Zeitraums des Tankrabatts, in der die Preise an den Zapfsäulen in Deutschland mit denen in europäischen Nachbarländern verglichen werden.«

Rüdiger Bachmann et al. (2022): Monopsone machen Unternehmen nicht nur klein, sondern auch unproduktiv: Warum die Wirtschaft Ostdeutschlands nicht konvergiert ist, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 5/2022
»Wir dokumentieren, basierend auf administrativen Daten, dass in ostdeutschen Betrieben – im Vergleich zu westdeutschen – die Löhne mit der Größe der Betriebe stärker steigen, dass ostdeutsche Betriebe weniger in Marketing investieren, kleiner bleiben und im Durchschnitt niedrigere Löhne zahlen. Ein Modell mit Arbeitsmarktmacht, Gütermarktmacht und Kundenakquise sagt eine um 10% niedrigere aggregierte Arbeitsproduktivität in Ostdeutschland voraus und erklärt damit einen substanziellen Teil des anhaltenden Produktivitätsgefälles zwischen West- und Ostdeutschland.«

Joachim Ragnitz (2022): Lieferengpässe in der deutschen Industrie – Eine Einordnung, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 5/2022
»Seit ungefähr einem Jahr leidet die deutsche Industrie unter massiven Behinderungen auf der Beschaffungsseite, was nicht nur den Preisauftrieb in Deutschland befeuert, sondern auch die gesamtwirtschaftliche Entwicklung beeinträchtigt. Wesentliche Ursachen für diese Lieferkettenprobleme sind die Folgen der Corona-Pandemie sowie aktuell der Krieg in der Ukraine. Zum Teil spiegeln sich hierin aber auch strukturelle Veränderungen der globalen Nachfrage, die sich auch als dauerhaft entpuppen könnten. Hieraus folgt, dass es keineswegs selbstverständlich ist, dass die Beschaffungsprobleme sich in absehbarer Zeit auflösen werden. Wichtig ist es deshalb, nicht nur die Lieferantenstruktur stärker zu diversifizieren, sondern auch Substitutionsmöglichkeiten insbesondere bei Rohstoffen zu nutzen. Die aktuell stark gestiegenen Preise für Vorleistungsgüter liefern den Anreiz hierfür.«

Markus Demary, Michael Hüther und Armin Mertens (2022): Geldpolitik im Kreuzfeuer der Kritiker. IW-Kurzbericht Nr. 84, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Oktober 2022
»Kritik an der Geldpolitik ist nichts Neues. Auch die Geldpolitik der Bundesbank stand wegen ihrer Verteilungswirkungen in der Vergangenheit immer wieder im Kreuzfeuer der Kritiker, wie eine Big-Data-Auswertung des Spiegel-Archivs zeigt.«

Jan Cernicky (2022): Energiewende und Protektionismus – Wie gehen wir pragmatisch mit China um? Analysen & Argumente Nr. 491, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, Oktober 2022
»Neben der Abhängigkeit von russischem Öl und Gas besteht auch eine Abhängigkeit von chinesischen Industriemetallen. Diese sind notwendig, um den Zubau erneuerbarer Energien zu erreichen, der vom Import russischen Öls und Gas unabhängig machen soll. Die vorliegende Analyse zeigt, welchen Rohstoffbedarf dieser Ausbau nach den im April 2022 im „Osterpaket“ definierten Zielen bis 2030 nach sich zieht, welche Abhängigkeiten von China daraus entstehen und welche Lösungsmöglichkeiten es gibt.«

Heinrich Böll Foundation, ZOE – Institute for Future-Fit Economies, and Finanzwende Recherche (eds.) (2022): Making the Great Turnaround work – Economic policy for a green and just transition. Publication Series Economic & Social Issues Vol. 27, Berlin: Heinrich-Böll-Stiftung, Juni 2022
»Die Herausforderungen wie Klimawandel, Artensterben, Zunahme der Ungleichheit oder demografischer Wandel haben nichts von ihrer Dringlichkeit verloren. Im Gegenteil: Sie bergen ein enormes Krisenpotenzial in sich. Die Autorinnen und Autoren dieser Publikation wollen Denkanstöße geben, wie eine langfristige und bessere Wirtschaftspolitik aussehen könnte.«

Kerstin Bernoth et al. (2022): Einsatz des neuen EZB-Notfallprogramms TPI bisher nicht erforderlich, in: DIW Wochenbericht Nr. 40/2022
»Seit Anfang 2022 normalisiert sich die Geldpolitik im Euroraum schrittweise. Infolgedessen steigen die Anleiherenditen hoch verschuldeter Länder wie Italien und Griechenland stärker als die von Ländern mit niedrigerer Verschuldung, wie beispielsweise Deutschland – eine Entwicklung, die als Fragmentierung des Anleihemarktes bezeichnet wird. Um eine einheitliche Wirksamkeit der Geldpolitik auf die wirtschaftliche Entwicklung und letztendlich die Preisentwicklung in allen Euro-Mitgliedstaaten sicherzustellen, hat der Rat der Europäischen Zentralbank im Juli dieses Jahres das Transmissionsschutzinstrument TPI angekündigt. Es soll ermöglichen, selektiv Staatsanleihen von Ländern zu kaufen, deren Zinsanstieg als nicht durch makroökonomische Fundamentaldaten gerechtfertigt angesehen wird, um so ein ungeordnetes Auseinanderdriften der Zinsniveaus zwischen den Ländern zu verhindern. Der vorliegende Bericht untersucht dieses neue geldpolitische Instrument unter wirtschaftlichen und rechtlichen Aspekten. Modellschätzungen zeigen, dass die Renditespannen zwischen Anleihen der Euro-Länder bisher nicht als ungeordnet oder ungerechtfertigt bezeichnet werden können; die Zinsanstiege sind durch makroökonomische Fundamentaldaten und strengere allgemeine Risikobewertungen zu erklären. Daher sind die TPI-Anforderungen bisher nicht erfüllt. Aus rechtlicher Sicht gibt TPI Anlass zu Bedenken.«

Wido Geis-Thöne (2022): Die Bedeutung der Zuwanderung für den wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands. Aktueller Stand und politische Gestaltungsmöglichkeiten. IW-Analyse Nr. 151/2022, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Oktober 2022
»Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels ist Deutschland in den nächsten Jahren immer stärker auf Zuwanderung angewiesen, um die Fachkräftebasis zu stabilisieren und die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft zu sichern. Dabei erbringen Einwanderer bereits heute einen wichtigen Beitrag. So war nahezu jeder sechste Erwerbstätige, der im Jahr 2019 eine qualifizierte Tätigkeit ausgeübt hat, nicht auf dem Gebiet der Bundesrepublik geboren worden, und jeder zwanzigste ist erst seit dem Jahr 2007 zugewandert. Betrachtet man die akademisch qualifizierte Bevölkerung im Alter zwischen 25 und 34 Jahren, lag der Anteil der Zuwanderer insgesamt sogar bei rund einem Viertel und jener der seit dem Jahr 2007 Zugewanderten bei rund einem Fünftel. Menschen mit ausländischer Herkunft leisten hierzulande auch einen immer größeren Beitrag zu Innovationen und Unternehmertum. Dennoch ist die eingewanderte Bevölkerung noch immer überproportional häufig niedrigqualifiziert und nicht am Arbeitsmarkt aktiv oder nur in einfachen Helfertätigkeiten beschäftigt. Daher muss die Migrationspolitik weiterhin selektiv agieren und die Erwerbs- und Bildungszuwanderung von Menschen aus Drittstaaten, die über in Deutschland gesuchte Fachqualifikationen verfügen oder diese zeitnah erwerben können, gezielt fördern.«

Simon Gerards Iglesias und Michael Hüther (2022): Wirtschaftliche Entwicklung durch Rückschritt – zu den Perspektiven der russischen Volkswirtschaft. IW-Report Nr. 51/2022, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Oktober 2022
»Der Krieg in der Ukraine wird für Russland tiefgehende geopolitische und ökonomische Konsequenzen haben. In einem beispiellosen Ausmaß hat der Westen Sanktionen gegen Russland verhängt, die die jahrzehntelangen ökonomischen Verflechtungen weitestgehend auflösen. Zugleich erlebt Russland als Folge der zunehmenden Repression gegenüber seiner Zivilgesellschaft einen massiven Braindrain, insbesondere junger, gut ausgebildeter Personen sowie zahlreicher Wissenschaftler. Welche mittel- bis langfristige wirtschaftliche Perspektive hat Russland vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen? Die historische Struktur der russischen Ökonomie zeigt, dass eine diversifizierte endogene Entwicklung aufgrund institutioneller Barrieren, die bis heute nachwirken, nicht möglich erscheinen. Zudem könnte die ‚holländische Krankheit‘ – Deindustrialisierung in Folge massiver Handelsbilanzüberschüsse, hervorgerufen durch den Rohstoffexportboom – gemeinsam mit dem exogenen Importschock, den Russland wegen der Sanktionen erleidet, den Wohlstandsverlust weiter verstärken. Zudem wird Russland aufgrund des Bruchs mit dem Westen eine Entwicklungsstrategie ohne den Zugang zu einem Markt für moderne Technologien, Importgüter und Kapitalinvestitionen entwickeln müssen und eine stärkere Bindung zu anderen Märkten wie China und Indien anstreben.«

ExpertInnen-Kommission Gas und Wärme (2022): Sicher durch den Winter. Zwischenbericht, Berlin, 10.10.2022

Deutsches Klima-Konsortium et al. (Hrsg.) (2022): Was wir heute übers Klima wissen. Basisfakten zum Klimawandel, die in der Wissenschaft unumstritten sind. Stand: September 2022
»Der Sommer 2022 hat uns erneut vor Augen geführt, wie drastisch sich Dürre, Hitze und Starkregen auswirken. Mit der fortschreitenden globalen Erwärmung werden sich solche Ereignisse künftig häufen. Gemeinsam mit fünf weiteren namhaften Organisationen gibt die Helmholtz-Klima-Initiative jetzt in einer aktualisierten Faktensammlung einen Überblick über Erkenntnisse zum Klimawandel, die in der Wissenschaft unumstritten sind.«

Clemens Fuest et al. (2022): Die Zukunft des Geschäftsmodells Deutschland: Funktioniert das Modell noch, und was kommt auf Deutschland zu?, ifo Schnelldienst, Heft 9/2022
»Deutsche Unternehmen haben in den vergangenen Jahren gut am Export verdient und konnten auf günstige Energierohstoffe aus Russland zurückgreifen. Die Sicherheitspolitik hatte man in die USA ausgelagert. Der russische Überfall auf die Ukraine und die wachsenden Spannungen zwischen China und dem Westen stellen diese Konstellation grundlegend in Frage. Hinzu kommen der demografische Wandel und der ökologische Umbau der Wirtschaft sowie die erforderliche Integration der Geflüchteten. Muss sich die deutsche Volkswirtschaft grundlegend neu orientieren, um diesen Herausforderungen gewachsen zu sein?«

Volker Zimmermann (2022): Die Entwicklung der FuE-Ausgaben in Deutschland im internationalen Vergleich. Fokus Volkswirtschaft Nr. 404, Frankfurt am Main: KfW Research, Oktober 2022
»Eine aktuelle Studie im Auftrag von KfW Research untersucht die Entwicklung der Forschungs- und Entwicklungsausgaben in Deutschland im internationalen Vergleich. Die zentralen Ergebnisse sind: Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) in Deutschland sind seit 2005 deutlich gestiegen. Die FuE-Ausgaben bezogen auf das BIP liegen vor Ausbruch der Corona-Pandemie mit 3,17 % deutlich höher als in ähnlich großen europäischen Ländern sowie China. Der Anteil des Staats an FuE-Ausgaben sinkt, der Anteil der Wirtschaft steigt auf 64 %. Die FuE-Ausgaben konzentrieren sich auf wenige Wirtschaftszweige des Verarbeitenden Gewerbes und auf Großunternehmen.«

WIFO (2022): Stagflation in Österreich. Prognose für 2022 und 2023. WIFO-Konjunkturprognose 3/2022, Wien: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO), Oktober 2022
»Nach der kräftigen Expansion im 1. Halbjahr 2022 befindet sich die österreichische Volkswirtschaft mittlerweile in einer Abschwungphase. Die Konjunkturabschwächung betrifft sämtliche Wertschöpfungsbereiche; das verarbeitende Gewerbe dürfte sogar in eine Rezession schlittern. Das reale BIP wird 2022 um voraussichtlich 4,8% wachsen und im Folgejahr in etwa stagnieren (2023 +0,2%). Da die Inflation auch 2023 hoch bleibt, steuert Österreichs Wirtschaft erstmals seit den 1970er-Jahren auf eine Stagflation zu.«

Jürgen Matthes (2022): Handelsbeziehungen zu den USA. Das Glas ist mehr als halb voll. IW-Kurzbericht Nr. 78/2022, September 2022
»Die transatlantischen Handelsbeziehungen haben sich unter der Biden-Administration – trotz verbleibender Konflikte – sehr deutlich verbessert. In der Folge sind die USA als Exportpartner mit einem Ausfuhranteil von fast 10 Prozent im ersten Halbjahr 2022 für Deutschland noch wichtiger geworden, während Chinas Bedeutung zuletzt abnahm.«

Frank Bickenbach and Wan-Hsin Liu (2022): Goodbye China: What Do Fewer Foreigners Mean for Multinationals and the Chinese Economy?, in: Intereconomics, No. 5/2022, pp. 306–312
»The number of foreigners living in China is very low in international comparison and has further declined recently. While the strict COVID-19-related travel restrictions played a major role in this decline, there are indications that the decline started in part before the pandemic and may well continue once the pandemic-related restrictions are lifted. Against this background, this article discusses the economic challenges that the reduction in the number of foreigners is causing for Western multinationals operating in China and to the Chinese economy more generally. The consequences could spill over to the world economy and reinforce economic and technological decoupling tendencies between China and the West.«

Klaas Lenaerts, Simone Tagliapietra and Guntram B. Wolff (2022): How Can the European Union Adapt to Climate Change?, in: Intereconomics, No. 5/2022, pp. 314-321

Tom Bauermann et al. (2022): Fiskalische Kosten und Finanzierungsoptionen für Varianten des Gaspreisdeckels. IMK Policy Brief Nr. 134, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), September 2022
»Die Kosten eines Gaspreisdeckels für den Grundverbrauch der Privathaushalte für das Jahr 2023 variieren je nach Ausgestaltung zwischen 15 Mrd. Euro und 40 Mrd. Euro. Am günstigsten wäre dabei ein Gaspreisdeckel, bei dem der Grundverbrauch an die Zahl der Personen im Haushalt gekoppelt ist. Ein Gaspreisdeckel, der als Referenz den Vorjahresverbrauch (etwa 80 Prozent davon) benutzt, wäre knapp doppelt so teuer. Ökonomisch wäre dabei eine Finanzierung über Kredit am sinnvollsten. Dies muss nicht unbedingt über ein Aussetzen der Schuldenbremse passieren, sondern könnte auch über den Klima- und Transformationsfonds oder über ein spezielles Konto bei den Gasversorgern und Netzbetreibern organisiert werden.«

Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose (2022): Herbst 2022. Energiekrise: Inflation, Rezession, Wohlstandsverlust. Gemeinschaftsdiagnose #2-2022, Essen, September 2022

IW (2022): Konjunktureinbruch in Deutschland. IW-Konjunkturprognose Herbst 2022. IW-Report Nr. 49/2022, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), 27.09.2022
»Die deutsche Wirtschaft befindet sich infolge von Angebots- und Nachfrageschocks in einer breit angelegten Rezession. Vorerst wird kein Ende der russischen Invasion in der Ukraine erwartet. Daraus ergeben sich hohe Risiken hinsichtlich einer umfassenden Energieversorgung in Deutschland und hohe Energiekosten für die gesamte Volkswirtschaft. Zudem leiden die globalen Liefernetzwerke unter den pandemiebedingten Verspannungen. Hinzu kommt die Gefahr, dass steigende Arbeitskosten die Wettbewerbsfähigkeit der Firmen und deren Absatzchancen zusätzlich verschlechtern. Die hohen Inflationsraten zehren an der Kaufkraft der privaten Haushalte. Angesichts der unsicheren Wirtschaftsperspektiven halten sich die Unternehmen mit ihren Investitionen zurück. Die Weltwirtschaft verliert an Schwung und dies setzt dem deutschen Exportgeschäft zu. All dies belastet die gesamtwirtschaftliche Nachfrage in ihrer vollen Breite. Vor diesem Hintergrund wird das reale Bruttoinlandsprodukt in Deutschland im Jahresdurchschnitt 2022 nur noch um knapp 1 ¼ Prozent über dem Vorjahresniveau liegen. Beginnend mit dem dritten Quartal 2022 wird die Wirtschaftsleistung rückläufig sein und erst im dritten Quartal 2023 ist wieder mit einem Anstieg zu rechnen. Diese Erholung wird sich im Jahresverlauf 2023 verstärken, falls sich die vielfältigen Versorgungsprobleme allmählich zurückbilden und die damit einhergehenden negativen Preiseffekte nachlassen. Die Inflationsrate wird im Jahr 2022 bei rund 8 Prozent und auch im kommenden Jahr voraussichtlich über 5 Prozent liegen. Für den Jahresdurchschnitt 2023 wird ein Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts um 1 ¾ Prozent erwartet. Dabei werden die realen privaten Konsumausgaben ihr Vorjahresniveau um 2 ¼ Prozent unterschreiten. Bei den Bauinvestitionen ist für 2022 und 2023 ein Minus zu erwarten. Die Ausrüstungsinvestitionen kommen nur wenig von der Stelle. Damit wird die infolge der Pandemie entstandene Investitionslücke bis zum Jahresende 2023 nicht geschlossen werden. Der Außenhandel bleibt im Umfeld der schwachen Weltwirtschaft ebenfalls ausgebremst. Dieses schlechte makroökonomische Umfeld wird vorerst den Arbeitsmarkt nur moderat belasten. Die Arbeitslosenquote steigt im Jahresdurchschnitt 2023 auf gut 5 ¾ Prozent. Mit andauernden Belastungen auf dem gegenwärtigen Niveau sind langfristige Folgewirkungen für die Wirtschaftsstruktur, den Arbeitsmarkt und den damit verbundenen Lebensstandard zu befürchten.«

Tobias Hentze und Michael Hüther (2022): Wirksame Hilfsprogramme in der Energiepreiskrise. Vorschläge für mehr Liquidität in Privathaushalten und Unternehmen. IW-Policy Paper Nr. 5/2022, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), September 2022
»Die Wirtschaftspolitik steht angesichts der Schwere der Energiepreiskrise vor großen Herausforderungen. Mit den drei Entlastungspaketen hat die Regierung zwar einige wichtige Impulse gesetzt, eine stringente Linie lässt die Wirtschaftspolitik jedoch vermissen. Sämtliche Maßnahmen sollten kurzfristig zur obersten Prämisse haben, die Liquidität bei Privathaushalten und Unternehmen über den Winter zu sichern. Zu diesem Zweck sind einfache und effektive Instrumente geboten. Das Eingreifen in Preismechanismen oder das Verändern des Marktdesigns können dabei zu ungeahnten Verzerrungen führen und sind daher gut abzuwägen. Von daher ist der Ansatz richtig, möglichst zielgenaue Direktzahlungen an Privathaushalte und Unternehmen zu leisten. Bei einkommensschwachen Privathausalten muss dies über nicht rückzahlbare Zuschüsse passieren. Bei Unternehmen dagegen sind Liquiditätshilfen erste Wahl. Neben Krediten bietet dabei das Steuerreicht bisher ungenutzte Potenziale, die betriebliche Liquidität zu erhöhen, ohne eine Überförderung zu riskieren oder hohe Mitnahmeeffekte zu kreieren. Die Politik sollte analog zur Corona-Pandemie den Unternehmen großzügige Stundungsmöglichkeiten bei Ertrag- und Umsatzsteuern einräumen und zu diesem Zweck bereits geleistete Vorauszahlungen in Teilen erstatten. Gleichzeitig sollten die Möglichkeiten der steuerlichen Verlustverrechnung ausgeweitet werden. Konsequent und eine Chance auf eine strukturelle Verbesserung mit Blick auf künftige Krisen wäre die Einführung einer Negativsteuer als ein einfaches Verfahren zur Unterstützung der Zahlungsfähigkeit von Unternehmen. Eine vorausschauende Steuerpolitik kann dazu beitragen, dass eine Insolvenzwelle in den kommenden Monaten verhindert oder zumindest eingedämmt werden kann.«

Bundesbank (2022): Produktivitätswirkungen der Reallokation im Unternehmenssektor während der Coronavirus-Krise, in: Deutsche Bundesbank Monatsbericht, September 2022

Martin Wrobel und Jörg Althoff (2022): Klimawandel und Digitalisierung: Potenzielle Chancen und Risiken für die niedersächsische Wirtschaft. IAB-Regional. Berichte und Analysen aus dem Regionalen Forschungsnetz. IAB Niedersachsen-Bremen Nr. 1/2022, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), 2022
»Um die Auswirkungen der beiden Megatrends Digitalisierung und Klimawandel auf den Arbeitsmarkt in Niedersachsen zu analysieren, wird in der vorliegenden Studie zum einen auf das Konzept der Substituierbarkeitspotenziale zurückgegriffen. Diese berechneten Potenziale bilden den Anteil an Tätigkeiten innerhalb eines jeweiligen Berufs ab, der durch den Einsatz von Computern und computergesteuerten Maschinen zu einem bestimmten Zeitpunkt bereits automatisiert werden könnte. Zum anderen wird ein Klimaindex berechnet, der anzeigt, für welche Branchen der Klimawandel und die daraus resultierende Klimapolitik überwiegend Chancen bereithält oder aber in erster Linie Risiken birgt. Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass beide Megatrends für die untersuchten Teile der Wirtschaft Herausforderungen bergen.«

Jan Schnellenbach (2022): Inflation: Ein ordnungspolitischer Zwischenruf. Analysen & Argumente Nr. 487, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, September 2022
»Das Thema Inflation ist überall präsent: in den Nachrichten, in Talk-Shows, aber vor allem beim Einkaufen. Aktuell werden verschiedenste Maßnahmen diskutiert, um die Inflation einzudämmen oder zumindest ihre Auswirkungen abzufedern. Wie sind diese Maßnahmen aus ordnungspolitischer Sicht zu bewerten? Dämmen sie wirklich die Inflation ein oder befeuern sie diese sogar? Handelt die Europäische Zentralbank bei der Inflationsbekämpfung konsequent genug? Wenn nicht, was sind die Gründe?«

Klaus Friesenbichler Agnes Kügler Julia Schieber-Knöbl (2022): Unternehmensproduktivität über Sektoren in Österreich. Erste Evidenz von Mikrodaten. WIFO Research Briefs 22/2022, Wien: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO), September 2022

Luis Garicano, Dominic Rohner and Beatrice Weder di Mauro (eds.) 2022: Global Economic Consequences of the War in Ukraine. Sanctions, Supply Chains and Sustainability, London, Paris: Centre for Economic Policy Research (CEPR), September 2022

Timo Wollmershäuser et al. (2022): ifo Konjunkturprognose Herbst 2022: Inflation würgt privaten Konsum ab – deutsche Konjunktur vor hartem Winter. Abgeschlossen am Donnerstag, 8. September 2022. ifo Schnelldienst digital, Nr. 5/2022
»Die deutsche Konjunktur kühlt kräftig ab. Die hohen Inflationsraten lassen die realen Einkommen der privaten Haushalte sowie deren Ersparnisse dahinschmelzen und reduzieren ihre Kaufkraft. Das Bruttoinlandsprodukt wird in diesem Jahr noch um 1,6% zulegen und dann im kommenden Jahr um 0,3% schrumpfen. Die Inflationsrate wird in diesem Jahr bei durchschnittlich 8,1% liegen und im kommenden Jahr auf 9,3% steigen. Ihren Höhepunkt wird sie voraussichtlich im ersten Quartal 2023 mit etwa 11% erreichen. Im Jahr 2024 wird sich die Konjunktur allmählich wieder normalisieren. Die Wirtschaftsleistung dürfte mit 1,8% zulegen und die Inflationsrate auf 2,4% sinken.«

Clemens Fuest (2022): Die Zukunft des Geschäftsmodells Deutschland, in: ifo Schnelldienst, Heft 9/2022
»Die aktuellen Krisen und geopolitischen Veränderungen haben zu einer Debatte darüber geführt, ob sich die deutsche Volkswirtschaft einschließlich der Wirtschaftspolitik grundlegend neu ausrichten muss, ob das „Geschäftsmodell Deutschland“ also zukunftsfähig ist. Veränderungsbedarf gibt es vor allem in der Energiepolitik, bei der Handhabung von Risiken durch außenwirtschaftliche Abhängigkeiten und bei den Verteidigungsausgaben. Deutschland braucht künftig eine diversifiziertere Energieversorgung und ein gezielteres Management von außenwirtschaftlichen Risiken. Höhere Ausgaben für Rüstung und andere Transformationen werden die öffentlichen Finanzen stark beanspruchen und erfordern Reformen des öffentlichen Sektors. Um all diese Herausforderungen zu bewältigen, ist eine stärkere Zusammenarbeit auf europäischer Ebene erforderlich.«

Thieß Petersen und Marcus Wortmann (2022): Autarkie und Offenheit – Überlegungen zur optimalen Balance einer offenen Volkswirtschaft, in: Wirtschaftsdienst, Heft 9/2022
»Nach einem Globalisierungsschub im Zuge des Falls des Eisernen Vorhangs und von Chinas Beitritt zur WTO wurde die internationale Arbeitsteilung in den vergangenen Jahren stärker von protektionistischen Tendenzen geprägt. Die Unterbrechungen der grenzüberschreitenden Lieferkettenbeziehungen während der Coronapandemie und des Ukrainekriegs stärken zudem den Wunsch nach einer Reduzierung der Export- und insbesondere der Importabhängigkeit. Es ist zu diskutieren, wie man theoretisch zum optimalen Offenheitsgrad einer Volkswirtschaft gelangt und damit auch ein ideales Ausmaß der ökonomischen Autarkie bestimmt.«

Norbert Hiller und Oliver Lerbs (2022): Wie stark reagiert der deutsche Wohnungsbau auf steigende Kapitalmarktzinsen?, in: Wirtschaftsdienst, Heft 9/2022
»Seit Jahresbeginn gerät der deutsche Wohnungsbau neben steigenden Kosten für Baustoffe, Personal und Energie durch stark anziehende Finanzierungskosten unter Druck. In Verbindung mit hohen Inflationsraten im Euroraum sind die Kapitalmarktzinsen und damit auch die Zinsen für Baukredite erheblich gestiegen. Schon 2021 ging die Zahl der fertiggestellten Wohnungen gegenüber dem Vorjahr um gut 4 % zurück. Der Beitrag untersucht, ob und wie stark der deutsche Wohnungsbau historisch auf Veränderungen der Kapitalmarktzinsen reagiert hat. Er zeigt auf, dass ohne wirtschaftspolitische Gegenmaßnahmen ein erheblicher Rückgang der Bauaktivität droht. Eines der zentralen Ziele der Ampelkoalition würde damit in weite Ferne rücken.«

André Wolf (2022): Auswirkungen eines CO2-Grenzausgleichs auf nachgelagerte Industrien, in: Wirtschaftsdienst, Heft 9/2022

Arbeitsgruppe „Energiesysteme der Zukunft“ (2022): Erneuerbare Energien effizient und wirksam fördern, in: Wirtschaftsdienst, Heft 9/2022
»Das Jahr 2021 hat in Deutschland neuen Schwung in die Bemühungen zum Klimaschutz gebracht. Die Novelle des Klimaschutzgesetzes schreibt eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um 65 % bis zum Jahr 2030 gegenüber 1990 fest. Maßgeblich dazu beitragen soll ein massiver Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Nach Verschärfung der Klimaschutzmaßnahmen stellt sich die Frage, ob das bisherige Strommarktdesign und die damit einhergehenden Vergütungsregeln für die Stromerzeugung auch bei einem von erneuerbaren Energien dominierten Strommarkt weiterhin geeignet sind, um die im Energiewirtschaftsgesetz festgeschriebenen Ziele der Versorgungssicherheit und Preisgünstigkeit bestmöglich zu erreichen.«

Stefan Bulowski, Jürgen Kühling und Oliver Zierke (2022): Die Ausschreibung als ungeeignetes Verfahren zur Vergabe von Mobilfunkfrequenzen, in: Wirtschaftsdienst, Heft 9/2022
»Mit der zum 1. Dezember 2021 in Kraft getretenen Novelle des Telekommunikationsgesetzes (TKG) ist der Vorrang der Versteigerung als Regelvergabeverfahren für Frequenzen bei Knappheit aufgehoben worden. Das TKG sieht zwei mögliche Vergabeverfahren für Frequenzen bei Knappheit vor: die Versteigerung und die Ausschreibung. Im Gesetzestext des neuen TKG heißt es, dass dasjenige Vergabeverfahren durchzuführen ist, das die Erreichung der Regulierungsziele des Gesetzes am besten gewährleistet. Im Fall der Vergabe von knappen Mobilfunkfrequenzen ist das Ausschreibungsverfahren für die Erreichung von Regulierungszielen wie Effizienz und Transparenz jedoch generell ungeeignet.«

Thilo N. H. Albers, Charlotte Bartels, and Moritz Schularick (2022): Wealth and its Distribution in Germany, 1895-2018. SOEP Papers 1173/2022, Berlin 2022

Davide Panzeri, Pia Saraceno und Mario Noera (2022): Die Finanzierung des ökologischen Wandels, Rom: Friedrich-Ebert-Stiftung, August 2022
»German history over the past 125 years has been turbulent. Marked by two world wars, revolutions and major regime changes, as well as a hyperinflation and three currency reforms, expropriations and territorial divisions, it provides unique insights into the role of country-specific shocks in shaping long-run wealth dynamics. This paper presents the first comprehensive study of wealth and its distribution in Germany since the 19th century. We combine tax and archival data, household surveys, historical national accounts, and rich lists to analyze the evolution of the German wealth distribution over the long run. We show that the top 1% wealth share has fallen by half, from close to 50% in 1895 to 27% today. Nearly all of this decline was the result of changes that occurred between 1914 and 1952. The interwar period and the wealth taxation in the aftermath of World War II stand out as the great equalizers in 20th century German history. After unification in 1990, two trends have left their mark on the German wealth distribution. Households at the top made substantial capital gains from rising business wealth while the middle-class had large capital gains in the housing market. The wealth share of the bottom 50% halved since 1990. Our findings speak to the importance of historical shocks to the distribution and valuations of existing wealth in explaining the evolution of the wealth distribution over the long run.«

Timo Wollmershäuser (2022): Inflation frisst Überschussersparnis. ifo Schnelldienst digital, Nr. 4/2022
»Die privaten Haushalte greifen seit Ende vergangenen Jahres verstärkt auf die hohen Einlagen zurück, die sie während der Coronakrise auf ihren Bankkonten angehäuft haben. Somit konnte trotz Rekordinflation der Konsum in der ersten Jahreshälfte 2022 ausgeweitet werden. Da die Sparpolster mittlerweile aufgebraucht sind und die Verbraucherpreise weiter kräftig steigen dürften, wird der private Konsum wohl im weiteren Verlauf des Jahres als Konjunkturmotor in Deutschland ausfallen.«

Nicolas Bunde et al. (2022): What works? Regionale Auswirkungen von Hochschulgründungen und der Fall der neuen TU Oberösterreich. ifo Forschungsberichte Nr. 134, München: ifo Zentrum für Industrieökonomik und neue Technologien, 2022
»Die volkswirtschaftlichen Effekte von Hochschulgründungen sind nicht einfach nachzuweisen, weil die Richtung der Kausalität zunächst nicht klar ist. Die vorliegende Studie konzentriert sich auf Ergebnisse von wissenschaftlichen Arbeiten, welche dieses Problem lösen und tatsächlich die kausalen Auswirkungen von Hochschulen nachweisen können. In Summe gibt es wenig Zweifel, dass neue Hochschulen und höhere Ausgaben für Hochschulen zu höherer regionaler Wertschöpfung führen. Auf Basis internationaler und österreichischer Evidenz ergibt sich folgendes Bild: Nimmt man an, dass die neue TU 300 Vollzeitbeschäftigte hat und so auf regionale Arbeitsproduktivität wirkt, wie die bestehenden Hochschulen das tun, dann würde ihre Gründung in der langen Frist einen Zuwachs der Bruttowertschöpfung von 249 bis 500 Euro pro Beschäftigten im Zentralraum Oberösterreich Jahr bedeuten. Für ganz Oberösterreich bedeutet das einen Gewinn im Bruttoregionalprodukt von zwischen 99 und 200 Millionen Euro pro Jahr.«

Timo Walter (2022): Die ökonomischen Auswirkungen des Russlandembargos der EU, in: ifo Schnelldienst, Heft 8/2022
»Anfang Juni 2022 einigten sich die EU-Mitgliedstaaten auf ein russisches Ölembargo über den Seeweg. Dies soll zu einem Rückgang der russischen Öllieferungen in die EU um zwei Drittel führen. Anhand eines quantitativen Handelsmodells untersucht Timo Walter, Universität Hohenheim, die wirtschaftlichen Folgen der Sanktionen. Dabei simuliert er drei Szenarien möglicher Sanktionsmaßnahmen. Die Resultate zeigen, dass das Ölembargo einer Erhöhung der Handelsschranken um 40% entspricht, was zu einem Rückgang des russischen BIP um 0,48% führen würde. Auch die EU wäre beeinträchtigt. Vor allem die osteuropäischen Länder würden aufgrund ihrer engen wirtschaftlichen Verflechtungen zu Russland am stärksten betroffen sein.«

Reimund Schwarze et al. (2022): Anpassung an den Klimawandel – Lasten verteilen und Ernährungssicherheit schaffen, in: ifo Schnelldienst, Heft 8/2022
»Im Jahr 2021 waren nach Angaben der Food and Agriculture Organization der Vereinten Nationen (FAO) knapp 10% der Weltbevölkerung von Hunger bedroht. Hauptursache der zunehmenden Ernährungsunsicherheit ist der fortschreitende Klimawandel, der Extremwetterereignisse wie Dürren, Hitzewellen oder Überflutungen verursacht. Zudem haben die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie und der Krieg in der Ukraine die Lebensmittelpreise und die Anzahl der vom Hunger Betroffenen deutlich erhöht. Welche Anpassungsmaßnahmen sind in der Landwirtschaft erforderlich, um weltweit Ernährungssicherheit herzustellen und gleichzeitig das Klima zu schützen?«

Deutsche Bundesbank (2022): Staatsschulden im Euroraum: zur Entwicklung der Gläubigerstruktur, in: Deutsche Bundesbank Monatsbericht, Juli 2022
»Die Staatsschulden im Euroraum beliefen sich zuletzt auf 96% des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Dieser Aufsatz beschreibt, wie sich die Gläubigerstruktur in den vergangenen Jahren entwickelte. Im Fokus stehen dabei der Euroraum insgesamt und die vier größten Mitgliedstaaten Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien. Die Gläubigerstruktur veränderte sich seit dem Jahr 2015 durch die Anleihenkäufe des Eurosystems deutlich. Die Europäische Zentralbank (EZB) und die nationalen Zentralbanken kauften bis Ende 2021 Staatsschulden in einer Größenordnung von 30% des Euroraum-BIP. Die von anderen Gläubigern gehaltene Verschuldung sank dagegen. In Relation zum BIP lag sie damit auch niedriger als vor der Finanz- und Wirtschaftskrise. Insbesondere die Verschuldung gegenüber Banken im Euroraum und Gläubigern außerhalb des Euroraums war seither rückläufig. In den großen Mitgliedstaaten erwarben vor allem die jeweiligen nationalen Zentralbanken Staatsanleihen. Wie im Euroraum insgesamt verringerte sich auch hier gleichzeitig das Gewicht der inländischen Banken und ausländischen Gläubiger. Insgesamt gehen die staatlichen Zinszahlungen (einschl. etwaiger Risikoaufschläge) überwiegend ins Inland und ein guter Teil an die nationalen Zentralbanken. Über deren Gewinnausschüttungen fließen die Zinszahlungen letztlich wieder an den Staat zurück. Faktisch wird der Staat somit für diese Anleihen nicht mehr mit dem Anleihezins belastet, sondern mit dem kurzfristigen, risikofreien Einlagenzins. Über diesen Kanal werden die Staatsfinanzen sensitiver gegenüber Änderungen der Zentralbankzinsen. Dagegen steht eine geringere Zinssensitivität der restlichen Anleihen, weil sich die Restlaufzeiten der Staatsanleihen in den letzten Jahren verlängerten.«

Deutsche Bundesbank (2022): Eine verteilungsbasierte Vermögensbilanz der privaten Haushalte in Deutschland – Ergebnisse und Anwendungen, in: Deutsche Bundesbank Monatsbericht, Juli 2022

Melanie Arntz et al. (2022): Computers as Stepping Stones? Technological Change and Equality of Labor Market Opportunities, ZEW Discussion Paper No. 22-014, Mannheim: ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, 2022
»This paper analyzes whether technological change improves equality of labor market opportunities by decreasing returns to parental background. We find that in Germany during the 1990s, computerization improved the access to technology- adopting occupations for workers with low-educated parents, and reduced their wage penalty within these occupations. We also show that this significantly con- tributed to a decline in the overall wage penalty experienced by workers from dis- advantaged parental backgrounds over this time period. Competing mechanisms, such as skill-specific labor supply shocks and skill-upgrading, do not explain these findings.«

Johannes Glückler et al. (2022): Die regionalökonomische Bedeutung der Universitäten in Nordrhein-Westfalen. Im Auftrag der Landesrektorenkonferenz der Universitäten in Nordrhein-Westfalen, Heidelberg, Juni 2022

Christian Böttger (2022): Umbruch bei der Eisenbahn in Deutschland?, in: Wirtschaftsdienst, Heft 8/2022
»Die Politik hat der Eisenbahn eine wichtige Rolle bei der Senkung der Emissionen zugedacht. Aktuell zeigt sich allerdings, dass die DB AG als wichtigstes Unternehmen der Branche in Schwierigkeiten steckt. Die Zuverlässigkeit des Netzes sinkt dramatisch, sichtbar an abnehmender Pünktlichkeit und rückgestauten Güterzügen. Zugleich ist die wirtschaftliche Lage kritisch. Verkehrsminister V. Wissing hat Ende Juni 2022 angekündigt, die DB AG künftig stärker zu beaufsichtigen. Daraufhin trat der Aufsichtsratsvorsitzende, M. Odenwald, zurück. Die Probleme des Sektors und Lösungsansätze werden diskutiert.«

Fritz Söllner (2022): EU-Pläne für einen CO2-Grenzausgleich, in: Wirtschaftsdienst, Heft 8/2022
»Das CO2-Grenzausgleichssystem der EU kann die Verlagerung der Produktion bzw. von Emissionen in Drittländer nur zum Teil verhindern. Es wird sehr hohe Kosten verursachen, nicht zu einer kosteneffizienten Emissionsreduktion beitragen und kaum Anreize für Drittländer schaffen, ihre Emissionen zu reduzieren. Das System ist nicht WTO-konform und wird deshalb Anlass zu handelspolitischen Streitigkeiten und Konflikten geben, unter denen vor allem Deutschland mit seinen hohen Exportüberschüssen zu leiden haben wird. Es spricht vieles dafür, das vorgeschlagene System nicht zu realisieren und die Wettbewerbsnachteile europäischer Unternehmen weiter durch die teilweise kostenlose Zuteilung von ETS-Zertifikaten auszugleichen.«

Jens Boysen-Hogrefe et al. (2022): Folgen der Inflation abfedern, aber wie?, in: Wirtschaftsdienst, Heft 8/2022
»Seit einigen Monaten ist die Inflation auf einem hohen Niveau. Um 7,5 % erhöhten sich die Verbraucherpreise in Deutschland im Juli 2022 gegenüber dem Vorjahr. Der damit verbundene Kaufkraftverlust sorgt bei den Bürger:innen für Probleme und Unsicherheit. Dabei ist zu beobachten, dass insbesondere armutsgefährdete Personen darunter leiden, die von Transfers abhängig sind. Zudem leiden vor allem niedrige Einkommensgruppen unter der Inflation, da sie einen hohen Anteil ihres Einkommens für Nahrungsmittel und Energie ausgeben. Die Politik hat in einem ersten Schritt ein Entlastungspaket auf den Weg gebracht, das unter anderem den Tankrabatt und das 9-Euro-Ticket enthält. Insbesondere am unteren Ende der Einkommensverteilung sorgt die Inflation dennoch für Verwerfungen, die die Frage rechtfertigen, ob weitere Maßnahmen nötig sind.«

Rüdiger Bachmann et al. (2022): Wie es zu schaffen ist. Policy Brief No. 034, Köln/Bonn: ECONtribute, August 2022
»Ein Ende der Gaslieferungen aus Russland ist in letzter Zeit deutlich wahrscheinlicher geworden. Die russischen Liefermengen wurden bereits substantiell reduziert, und die Unsicherheit über künftige Lieferungen und die Versorgungslage im Winter ist groß. In dieser Studie fragen wir, was die ökonomischen Folgen eines kompletten Stopps russischer Gasimporte zum jetzigen Zeitpunkt (August 2022) wären. Seit unserer ersten Studie “Was wäre wenn” (Bachmann et al., 2022) zu den ökonomischen Effekten eines Importstopps für russische Energieträger aus dem März 2022 sind fast fünf Monate vergangen. Die durch die Studie ausgelöste Debatte hat den Blick für die Fragen und Annahmen geschärft, die für eine Einschätzung der wirtschaftlichen Kosten eines Importstopps russischer Energie entscheidend sind. In dieser Studie aktualisieren wir die Ergebnisse auf der Grundlage der Situation im August 2022.«

Wissenschaftlicher Beirat beim Bundesministerium der Finanzen (2022): Übergewinnsteuer. Stellungnahme 03/2022, Berlin, 25.07.2022
»Der Wissenschaftliche Beirat beim BMF hat seine Stellungnahme „Übergewinnsteuer“ vorgelegt. Darin rät der Beirat auf Grundlage einer volkswirtschaftlichen, rechtlichen und polit-ökonomischen Analyse dringend davon ab, eine Übergewinnsteuer einzuführen.«

Michelle Koenen, Gero Kunath und Thomas Obst (2022): Europa an der Schwelle zur Rezession? Wirtschaftliche Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs. IW-Report 40/2022, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), August 2022

Gerd Zika et al. (2022): Die Folgen des Kriegs in der Ukraine und der Energiekrise für Wirtschaft und Arbeitsmarkt in Deutschland. IAB-Forschungsbericht, Nr. 11/2022, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), 2022
»Der Forschungsbericht behandelt die Folgen des Krieges in der Ukraine und der Energiekrise für den Arbeitsmarkt und die ökonomische Entwicklung in Deutschland. Dazu werden Szenariorechnungen durchgeführt. Die Folgen des Kriegs zeigen sich in der verminderten Wachstumsdynamik der deutschen Wirtschaft aufgrund der Sanktionen und der höheren Preise für Energie und Rohstoffe (+80%). Bis 2030 verliert die deutsche Wirtschaft auch ohne einen kompletten Gas-Lieferstopp über 260 Milliarden Euro an Wertschöpfung, die durch den Krieg in der Ukraine und die Energiekrise nicht realisiert werden kann. Auf Basis der getroffenen Annahmen kommt es zunächst zu überwiegend negativen Effekten auf den Arbeitsmarkt, die sich mit der Zeit abschwächen. Im Durchschnitt werden zwischen 2022 und 2028 150 000 Personen weniger beschäftigt sein als im Alternativszenario. Durch den Zuzug von Geflüchteten nimmt die Erwerbsbevölkerung in Deutschland zwar zu. Die schlechteren Wirtschafts- und Verdienstaussichten führen in den ersten Jahren jedoch zu einem nahezu unveränderten Arbeitskräfteangebot. Erst ab 2025 schlägt sich der Zuzug in einem höheren Arbeitskräfteangebot nieder. Mittel- und langfristig kommt es durch die schlechtere Wirtschaftslage vor allem zu einer niedrigeren Erwerbstätigkeit in der arbeitsintensiven Gastronomie. Hingegen steigt der Arbeitskräftebedarf an Lehrkräften und Erziehungspersonal. Auch wenn sich die Wirkungen langfristig abschwächen, bleiben strukturelle Veränderungen bestehen. In den energieintensiven Wirtschaftsbereichen wie der Baustoffherstellung, der Chemieindustrie oder der Metallerzeugung liegt durch den Krieg in der Ukraine und die Energiekrise die Wirtschaftsleistung deutlich niedriger als im Alternativszenario. Sollte es in den kommenden Monaten jedoch zu einer doppelt so hohen Energiepreissteigerung kommen wie bislang beobachtet (+160%), wäre im kommenden Jahr das BIP um fast vier Prozent niedriger als im Alternativszenario. 2030 würde das BIP noch um ein halbes Prozent niedriger ausfallen. Auf dem Arbeitsmarkt würden unter diesen Annahmen nach drei Jahren 660 000 Personen (1,5%) weniger beschäftigt sein als im Alternativ-Szenario „Frieden in Europa“. 2030 wären noch 60 000 Personen (0,2%) Arbeitsplätze vom Abbau betroffen.«

Simon Gerards Iglesias et al. (2022): Staatlich administrierte Preise dämpfen Inflation in Deutschland. IW-Kurzbericht Nr. 64/2022, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), August 2022
»Kultur, Verkehr oder öffentliche Daseinsvorsorge: Der Staat nimmt bei einer ganzen Reihe von Produkt- und Dienstleistungsgruppen eine aktive Rolle in der Preisbildung ein. Ohne diese staatliche Einflussnahme auf die Preise wäre der harmonisierte Verbraucherpreisindex am aktuellen Rand ganze zwei Prozentpunkte höher. Der aktuell dämpfende Effekt von staatlich administrierten Preisen auf die Inflation dürfte mit der Einführung des 9-Euro-Tickets zusammenhängen.«

Clemens Fuest et al. (2022): Geopolitische Herausforderungen und ihre Folgen für das deutsche Wirtschaftsmodell, München: Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), August 2022
»Eine Abkopplung der EU und Deutschland von China, die Vergeltungsmaßnahmen von der chinesischen Seite nach sich zöge, käme Deutschland knapp sechsmal so teuer wie der Brexit. Das ist das Ergebnis einer Szenarioanalyse des ifo Instituts im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw). „De-Globalisierung macht uns ärmer. Unternehmen sollten sich nicht ohne Not von wichtigen Handelspartnern abwenden, sondern parallel auf Vorleistungen aus anderen Ländern setzen, um einseitige und kritische Abhängigkeiten von bestimmten Märkten und autoritären Regimes zu verringern“, sagt Lisandra Flach, Mitautorin der Studie. Die größten Verlierer eines Handelskrieges mit China wären die Automobilindustrie (-8,47 Prozent Wertschöpfungsverlust; -8.306 Mio. USD), Unternehmen, die Transportausrüstung herstellen (-5,14 Prozent; -1.529 Mio. USD) und der Maschinenbau (-4,34 Prozent; -5.201 Mio. USD). Mit Hilfe des ifo Handelsmodells wurden fünf Szenarien simuliert, unter anderem auch Entkopplung der westlichen Länder von China, kombiniert mit einem Handelsabkommen zwischen der EU und den USA. Das Handelsabkommen zwischen der EU und den USA könnte die negativen Auswirkungen der Entkopplung des Westens von China auf die deutsche und US-Wirtschaft abfedern, sie aber nicht vollständig ausgleichen. Durch die erwarteten Gewinne in der Handelsbeziehung mit den USA würden die Kosten netto auf einem ähnlichen Niveau liegen wie die erwarteten Kosten des Brexit.«

Michael Berlemann et al. (2022): 20 Jahre nach dem großen Hochwasser – Gefährdete Gemeinden für Einwohner attraktiver, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 4/2022
»Die Hochwasserkatastrophe vor 20 Jahren hat massive Schäden in zahlreichen Gemeinden Sachsens verursacht. Eine der Lehren aus dem damaligen Schock war, dass mehr Resilienz nötig ist. Unsere Untersuchung der Bevölkerungsdaten zeigt jedoch, dass gerade diejenigen Gemeinden, die von der Flut betroffen waren, jährlich eine um etwa einen viertel Prozentpunkt bessere Bevölkerungsentwicklung hatten als nichtbetroffene Gemeinden. Verbesserter Hochwasserschutz, aber möglicherweise auch die Fluthilfen lassen besonders gefährdete Regionen als Wohnorte immer noch attraktiv erscheinen.«

Joachim Ragnitz (2022): Stärken und Schwächen der strukturschwachen Regionen in Deutschland, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 4/2022
»Rund die Hälfte der Landkreise in Deutschland gilt als strukturschwach. Tatsächlich gibt es aber auch unter den schwächeren Regionen viele, die Standortvorteile für potenzielle Investoren aufweisen. Vorgeschlagen wird ein neuartiger „Gesamtindikator“, der eine zusammenfassende Beurteilung der Standortqualität einzelner Landkreise erlaubt und deswegen für die Investorenwerbung wie für die Standortsuche seitens der Unternehmen herangezogen werden kann. Es zeigt sich, dass insbesondere dicht besiedelte Regionen in Ost­ und Westdeutschland eine vergleichsweise hohe Standortqualität aufweisen. Ansiedlungswillige Unternehmen sollten insoweit häufig auch in strukturschwächeren Regionen einen Standort finden können, der ihren individuellen Standortanforderungen entspricht.«

Anastas Vangeli (ed.) (2022): The role of China in Southeast Europe, Athens: Friedrich-Ebert-Stiftung Athens Office, June 2022
»The report looks at eight national cases and provides a regional analysis of China’s presence in SEE. China has shifted the discourse on SEE towards geoeconomic competition, thereby also contributing to a change in thinking among stakeholders in the region. SEE countries’ engagement with China will remain shaped by their imperative of not hurting the region’s links to the EU, and the US.«

Berthold Busch (2022): Nach dem Brexit. Eine erste Einschätzung ökonomischer und politischer Folgen. IW-Analyse Nr. 150, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Juli 2022
»Britische Hoffnungen auf eine hohe Brexit-Dividende durch den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union haben sich nicht erfüllt: Weder hat das Land große finanzielle Spielräume gewonnen, noch ist es ihm gelungen, die Nachteile in der Handelspolitik infolge des Brexits durch neue Handelsabkommen mit Drittstaaten auch nur annähernd wettzumachen. Im Jahr 2021 – dem ersten, in dem die Binnenmarktregeln durch die Vereinbarungen des Handels- und Kooperationsabkommens ersetzt wurden – wurden die nachteiligen Effekte auf den Warenaustausch zwischen beiden Wirtschaftsräumen deutlich. Vor allem die britischen Importe aus der EU-27 haben gelitten. Ein „Singapur an der Themse“ ist nicht entstanden, auch wenn es Anzeichen dafür gibt, dass die beiden Wirtschaftsräume beginnen, sich hinsichtlich der rechtlichen Vorgaben für Unternehmen auseinanderzuentwickeln. Eine weitgehende Deregulierung wäre auch weniger einfach als vielfach behauptet. Hier zeigen sich die Grenzen von „Take back control“. Das Nordirland-Protokoll hat die Hoffnungen, die in es gesetzt wurden, nur teilweise erfüllt. Die Grenzkontrollen in der Irischen See haben zu politischen Spannungen geführt. Außerdem sind handelsumlenkende Effekte zwischen Großbritannien und Nordirland feststellbar. Während der Warenaustausch zwischen Nordirland und Irland stark zugenommen hat, ist er zwischen Großbritannien und Nordirland zurückgegangen.«

Lennart Bolwin et al. (2022): Arbeitskräftebewegungen im digitalen und ökologischen Wandel, in: IW-Trends, Nr. 3/2022
»Jedes Jahr findet hierzulande rechnerisch ungefähr auf jedem dritten Arbeitsplatz ein Personalwechsel statt. Der Fluktuationskoeffizient, der die Fluktuation auf dem Arbeitsmarkt beschreibt, ist im Zuge der Covid-19-Krise von 33,1 Prozent im Jahr 2019 auf 29,8 Prozent im Jahr 2020 merklich gesunken.«

Paul Berbée et al. (2022): Reversing Fortunes of German Regions, 1926–2019: Boon and Bane of Early Industrialization? ZEW Discussion Paper No. 22-025, Mannheim: Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), July 2022
»Die wirtschaftlichen Gewichte auf dem Gebiet der ehemaligen Bundesrepublik Deutschland haben sich in den vergangenen 100 Jahren grundlegend verschoben: Die Regionen in der nördlichen Landeshälfte mit ehemals hoher Wirtschaftskraft, hohen Löhnen und traditionellen Industrien haben eine starke Deindustrialisierung durchgemacht und sind im regionalen Ranking des Bruttoinlandsprodukts massiv zurückgefallen. Beispiele hierfür sind das Ruhrgebiet, aber auch Bremen und andere Küstenregionen. Viele süddeutsche Regionen hingegen, insbesondere in Bayern, haben den Aufstieg von einer rückständigen, landwirtschaftlich geprägten Wirtschaft zu neuen, innovativen Industriezentren geschafft. Eine aktuelle Studie des ZEW Mannheim gemeinsam mit der Universität Bayreuth führt diesen Umschwung auf regionale Unterschiede in der Frühindustrialisierung im 19. Jahrhundert zurück. Diese Unterschiede erklären beinahe die Hälfte des derzeitigen Nord-Süd-Gefälles beim Pro-Kopf-Einkommen deutscher Regionen.«

Jan Büchel und Christian Rusche (2022): Wo Tankstellen-Oligopole in Deutschland zu finden sind. IW-Kurzbericht Nr. 62, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Juli 2022
»Die Diskussion darüber, wie viel vom sogenannten Tankrabatt an die Verbraucher weitergegeben wurde, hat die Situation auf dem Tankstellenmarkt in den Fokus gerückt. Eine Analyse offenbart nun, wo in Deutschland tatsächlich Marktbeherrschung vorliegt.«

Hannes Ullrich et al. (2022): Plattformen wie Facebook können mehr als die Hälfte der Internetaktivität beobachten, in: DIW Wochenbericht Nr. 29/30
»Große digitale Plattformen wie Amazon, Apple, Facebook, Google und Microsoft haben die technischen Möglichkeiten, umfangreiche Daten ihrer NutzerInnen zu sammeln. Beim Surfen im Internet kann dies durch das Laden kleinerer Programme und Identifikatoren wie Cookies geschehen, die das Beobachten von Besuchen auf Webseiten ermöglichen. Gemäß vorliegender Schätzung könnte Facebook im Durchschnitt 40 Prozent der im Internet verbrachten Zeit beobachten – weitestgehend unabhängig von den demografischen Eigenschaften der NutzerInnen und den Arten besuchter Webseiten. BesucherInnen von Webseiten teils sensibler Kategorien wie Wettspielseiten, Seiten mit Gesundheits- und Ernährungsinformationen oder Immobiliengeschäften sind mit 60 bis 80 Prozent möglicher beobachteter Zeit besonders betroffen, während Email- oder Messenger-Dienste mit unter 20 Prozent weniger betroffen sind. Da Facebook-NutzerInnen auch persönliche Eigenschaften mit Facebook teilen, die mit dem Surfverhalten außerhalb von Facebook korrelieren – beispielsweise Alter und Geschlecht –, kann Facebook die persönlichen Eigenschaften selbst von NutzerInnen, die sich nie bei Facebook angemeldet haben, zum Erstellen von Schattenprofilen herleiten. In der Studie können so persönliche Eigenschaften von Facebook-NutzerInnen zu 60 bis 80 Prozent korrekt geschätzt werden. Für Nicht-NutzerInnen von Facebook gelingt dies zwar nur zu rund 60 Prozent korrekt, dennoch zeigt dies, dass das Surfverhalten Informationen auch über diese Personengruppe enthält. So könnte Facebook Schattenprofile nutzen, um auch außerhalb der eigenen Plattform zielgerichtete Werbung zu vermarkten.«

Gabriel Felbermayr, Hendrik Mahlkow und Alexander Sandkamp (2022): Die langfristigen Auswirkungen einer wirtschaftlichen Entkopplung von Ost und West, in: Ökonomenstimme, 21. Juli 2022
»Angesichts der zunehmenden politischen Spannungen zwischen China und Russland auf der einen und der EU und den USA auf der anderen Seite scheint es nur eine Frage der Zeit, bis protektionistische Maßnahmen eine Entkopplung der globalen Wertschöpfungsketten bewirken. Dies würde den Handel zwischen den beiden Blöcken fast vollständig zum Erliegen und erhebliche Wohlstandsverluste mit sich bringen. In Bezug auf China und andere Schwellenländer sollten die Beteiligten daher grundsätzlich auf Zusammenarbeit setzen, anstatt sich voneinander abzuwenden.«

Ian Parry, Simon Black, and Karlygash Zhunussova (2022): Carbon Taxes or Emissions Trading Systems? Instrument Choice and Design. IMF Staff Climate Note 2022/006, Washington, DC: International Monetary Fund (IMF), 2022
»Carbon pricing should be a central element of climate mitigation strategies, helping countries transition to ‘net zero’ greenhouse gas emissions over the next three decades. Policymakers considering introducing or scaling up carbon pricing face technical choices between carbon taxes and emissions trading systems (ETSs) and in their design. This includes administration, price levels, relation to other mitigation instruments, use of revenues to address efficiency and distributional objectives, supporting measures to address competitiveness concerns, extension to broader emissions sources, and coordination at the global level. Political economy considerations also affect the choice and design of instruments. This paper discusses such issues in the choice between and design of carbon taxes and ETSs, providing guidance, broader considerations, and quantitative analyses. Overall, carbon taxes have significant practical advantages over ETSs (especially for developing countries) due to ease of administration, price certainty to promote investment, the potential to raise significant revenues, and coverage of broader emissions sources—but ETSs can have significant political economy advantages.«

Sebastian Borchmeyer et al. (2022): Agenda 2040? Die Nachhaltigkeitsziele im Krisenmodus, New York: Konrad-Adenauer-Stiftung, Auslandsbüro bei den Vereinten Nationen, Juli 2022
»In New York hat das alljährige High Level Political Forum (HLPF) begonnen, die zentrale Plattform der Vereinten Nationen (UN) zur Überprüfung der Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Bis zum 15. Juli werden 44 Ländern in sogenannten Voluntary National Reviews (VNRs) eine Bestandsaufname ihrer individuellen Anstrengungen zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele unternehmen. Das Jahr 2022 hat stürmisch für die Weltorganisation begonnen: Das geballte Aufeinandertreffen der wirtschaftlichen Spätfolgen der COVID-19-Pandemie, der globalen Schuldenkrise, des Klimawandels und der Auswirkungen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine auf die globalen Ernährung- und Energiemärkte hat einen „perfekten Sturm,“ wie die stellvertretende UN-Generalsekretärin Amina Mohammed es beschrieb, zusammengebraut. Dies hat teils dramatische Konsequenzen insbesondere für die ärmsten Länder der Welt. Nach den Einschätzungen der UN steuere die Welt dabei auf eine „große Finanzkluft“ zu; hierbei würden reiche Länder ihre fiskalischen Spielräume nutzen, um ihre Bürger vor den gröbsten Auswirkungen globaler Krisen zu schützen, während ärmere Länder in einer Spirale zwischen Sparzwang und Schuldenlast gerieten. Falls nicht korrigierend eingegriffen werde, steht zu befürchten, daß sich das Erreichen der Agenda für Nachhaltiger Entwicklung um zehn Jahre auf das Jahr 2040 verschiebt.«

André Algermißen und Kevin Oswald (2022): Der Klimaclub: Mehr Schein als Sein?, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, Juli 2022
»Die Staats- und Regierungschefs der sieben größten Industriestaaten einigten sich beim G7-Gipfel auf Schloss Elmau (Juni 2022) auf die Gründung eines Klimaclubs bis Ende des Jahres. Vor dem Hintergrund des Pariser Klimaabkommens sollen damit Maßnahmen gegen den Klimawandel beschleunigt werden. Dabei gilt es zu vermeiden, dass handlungsunwillige Staaten von den Dekarbonisierungsanstrengungen klimaschutzpolitisch ambitionierter Staaten profitieren.«

Henning Wilts et al. (2022): NRW 2030: Von der fossilen Vergangenheit zur zirkulären Zukunft. Impuls für eine wirtschaftspolitische Agenda, Wuppertal: Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, 2022

Gustav Horn (2022): Innovationspolitik in Zeiten des Wandels. Das neue Verhältnis von Staat und Markt, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, 2022
»Die Art des Wirtschaftens ändert sich derzeit im globalen Maßstab und in einem rasanten Tempo. Es gilt, den Herausforderungen durch Digitalisierung, Klimawandel und Globalisierung gerecht zu werden. Das gelingt nur, indem durch massive Interventionen des Staates neue öffentliche Güter produziert werden. Hierzu ist eine neue Innovationspolitik erforderlich, die auf der Kooperation von Staat und Markt beruht. Um dabei erfolgreich zu sein, muss der Staat die Bereitschaft mitbringen, höhere Risiken einzugehen.«

Anita Wölfl et al. (2022): Russlands Krieg gegen die Ukraine – Auswirkungen und Betroffenheit aus Branchensicht. ifo Schnelldienst digital, Nr. 3/2022
»Der russische Angriff auf die Ukraine ist eine politische und wirtschaftliche Zäsur. Als Reaktion auf den russischen Überfall verhängte die EU mit ihren Partnern die weitreichendsten Sanktionen, die die Staatengemeinschaft jemals erlassen hat. Die gesamtwirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Krieges wurden vielfach diskutiert, wie sehen jedoch die Auswirkungen des Konflikts auf die einzelnen Branchen im Detail aus? Welche Verbindungen pflegen wichtige Branchen in Deutschland zu Russland und der Ukraine? Welche Bedeutung haben beide Länder als Exportmärkte, aber auch als Lieferanten von Rohstoffen und Vorleistungen? Und wie gehen die Branchen nun mit den stark eingeschränkten Handelsbeziehungen um?«

Aymo Brunetti et al. (2022): Inflation auf Rekordniveau– wie kann die Politik die Folgen abfedern?, in: ifo Schnelldienst, Nr. 7/2022
»Die Inflation ist zurück: Nicht nur in Deutschland und der Eurozone insgesamt, auch in den USA sind die Preise dramatisch in die Höhe geschossen. Der Anstieg war so stark wie seit 40 Jahren nicht mehr. Die hohen Inflationsraten setzen die US-Notenbank und die Europäische Zentralbank unter Druck, und die Fed erhöhte im Juni die Leitzinsen. Die EZB plant, die Leitzinsen im Sommer zu erhöhen. Reichen diese Maßnahmen aus, um die Inflation zu senken? Führen steigende Inflationserwartungen zu einer Lohn-Preis-Spirale? Wie kann die Politik die Inflationsentwicklung bremsen und die Folgen für die Bevölkerung abmildern?«

Magdolna Hiersemenzel, Stefan Sauer, Klaus Wohlrabe (2022): Zur Repräsentativität der ifo Konjunkturumfragen, in: ifo Schnelldienst, Nr. 7/2022
»Die ifo Konjunkturumfragen bilden die Grundlage für die Berechnung zahlreicher Konjunkturindikatoren. Zudem werden die Daten für verschiedenste Forschungsprojekte verwendet. Für möglichst aussagekräftige und robuste Ergebnisse muss das Panel der Umfrageteilnehmer zum einen groß genug sein und zum anderen die Gesamtheit der deutschen Unternehmen möglichst repräsentativ abbilden. Untersucht man die Zusammensetzung des Teilnehmerpanels anhand verschiedener Kriterien, wie Repräsentativität auf Sektor- und Wirtschaftszweigebene, regionaler Verteilung sowie Verteilung nach Größenklassen, dann zeigt sich, dass die befragten Unternehmen die deutsche Wirtschaft sehr gut abbilden.«

Andreas Baur et al. (2022): Ökonominnen und Ökonomen für Einschränkung des Handels mit Autokratien, in: ifo Schnelldienst, Nr. 7/2022
»Das 39. Ökonomenpanel von ifo und FAZ widmet sich den globalen Lieferketten und dem Handel mit Autokratien. Eine Mehrheit der teilnehmenden Ökonominnen und Ökonomen ist der Meinung, dass die deutsche Außenwirtschaftspolitik die Handelsbeziehungen mit Autokratien einschränken sollte. Ein Drittel sieht Deutschland als zu abhängig von der Weltwirtschaft. Um die Resilienz der deutschen Lieferketten zu stärken, befürworten 88% eine stärkere internationale Diversifizierung der Beschaffung. Auch Nearshoring wird mehrheitlich befürwortet. Staatliche Eingriffe in Bezug auf Lieferketten werden hingegen eher skeptisch gesehen: Es sei Aufgabe der Unternehmen, über ihre Bezugsquellen und Abnehmer zu entscheiden.«

ESI (2022): The Balkan Turtle Race – A warning for Ukraine, Berlin/Brussels/Istanbul: European Stability Initiative (ESI), July 2022

Resolution Foundation/Centre for Economic Performance (2022): Stagnation nation: Navigating a route to a fairer and more prosperous Britain, London: Resolution Foundation, July 2022
»The UK has great strengths, but is over a decade into a period of stagnation. The toxic combination of slow growth and high inequality was posing challenges for low-to-middle income Britain’s living standards even before the post-pandemic cost of living crisis struck. The task of the 2020s is to overcome this stagnation while wrestling with a decade of significant economic change, as Britain recovers from the pandemic, adjusts to exiting the EU, and transitions towards a net zero future.«

Michael Moritz et al. (2022): Lieferengpässe in Deutschland im Jahr 2021: Betriebe reagieren mit Anpassungen bei Produktion, Preis und Personal. IAB-Kurzbericht Nr. 13/2022, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Juli 2022
»Seit dem Beginn der Covid-19-Pandemie verzeichnen Betriebe vermehrt Schwierigkeiten beim Bezug von Vorleistungen oder Zwischenprodukten. Dabei ist in einigen Branchen ein anhaltender Mangel an wichtigen Vorprodukten zu beobachten. Zwar traten Lieferengpässe nicht erst mit der Pandemie auf, wurden aber durch sie verstärkt. Dieser Bericht bietet empirische Evidenz zum Ausmaß der Lieferengpässe im Jahr 2021 in Deutschland und dazu, wie Betriebe darauf reagiert haben. Nach eigenen Angaben haben Betriebe infolge von Lieferengpässen beispielsweise die Produktion eingeschränkt, ihr Zulieferernetzwerk erweitert, weniger Neueinstellungen vorgenommen und mitunter Kurzarbeit angemeldet. Bis Ende 2021 war der Anteil der Betriebe, die aufgrund der Lieferengpässe von Entlassungen Gebrauch gemacht haben, relativ niedrig.«

Bertelsmann Stiftung et al. (Hrsg.) (2022): SDG-Indikatoren für Kommunen. Indikatoren zur Abbildung der Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen in deutschen Kommunen. 3., teilweise überarbeitete Auflage, Gütersloh 2022
»Die Arbeitsgruppe „SDG-Indikatoren für Kommunen“ hat sich der Aufgabe angenommen, einen Indikatorenkatalog für Kommunen zu entwickeln, der es ermöglicht, den Stand aller 17 Nachhaltigkeitsziele regelmäßig vor Ort zu untersuchen. Damit kann ein wesentlicher Beitrag zum Aufbau eines an Nachhaltigkeitsfragen ausgerichteten Vorgehens in den Kommunen geleistet werden. Der mit dieser Broschüre vorgelegte, zum zweiten Mal überarbeitete Katalog enthält eine handhabbare Zahl an Indikatoren, die gemeinsam mit kommunalen Praktikern entwickelt und erprobt wurden. Dieser Indikatorenkatalog stellt dabei einen Baukasten dar. Jede Kommune entscheidet für sich, welche und wie viele Indikatoren sie ihrer Arbeit mit den Nachhaltigkeitszielen zugrunde legt. Die „Steuerungsrelevanz“ wird damit jeweils vor Ort entschieden.«

Hanlin Li et al. (2022): Measuring the Monetary Value of Online Volunteer Work, 2022
»Online volunteers are a crucial labor force that keeps many for-profit systems afloat (e.g. social media platforms and online review sites). Despite their substantial role in upholding highly valuable technological systems, online volunteers have no way of knowing the value of their work. This paper uses content moderation as a case study and measures its monetary value to make apparent volunteer labor’s value. Using a novel dataset of private logs generated by moderators, we use linear mixed-effect regression and estimate that Reddit moderators worked a minimum of 466 hours per day in 2020. These hours amount to 3.4 million USD a year based on the median hourly wage for comparable content moderation services in the U.S. We discuss how this information may inform pathways to alleviate the one-sided relationship between technology companies and online volunteers.«

Nataliia Slaviuk and Tetiana Bui (2022): The Impact of the War on the Economic Development of Ukraine, Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), 2022

Ralph Henger und Maximilian Stockhausen (2022): Gefahr der Energiearmut wächst. IW-Kurzbericht Nr. 55/2022, Köln/Berlin: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Juli 2022
»Galoppierende Energiepreise setzen private Haushalte zunehmend unter finanziellen Druck. Hierdurch steigt die Gefahr von Energiearmut, die insbesondere Haushalte betrifft, die mehr als 10 % ihres Haushaltsnettoeinkommens für Heizen, Warmwasser und Strom ausgeben. Neue Berechnungen zeigen, dass der Anteil der energiearmutsgefährdeten Haushalte, ohne Berücksichtigung staatlicher Hilfspakete, von 14,5 % im Jahr 2021 auf 25,2 % im Mai 2022 gestiegen ist. Aus diesem Grund sind die Maßnahmen der Bundesregierung in Form der Abschaffung der EEG-Umlage, der Energiepreispauschale und des Heizkostenzuschusses für Haushalte mit geringen Einkommen besonders wichtig.«

Michael Hüther und Thomas Obst (2022): Phillipskurve und fiskalische Dominanz der Geldpolitik – Was treibt die Inflation? IW-Kurzbericht Nr. 57/2022, Köln/Berlin: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Juli 2022
»Die Phillipskurve zeigt in den letzten beiden Jahren wieder einen negativen Zusammenhang, was die Frage nach den Inflationstreibern und der Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale stellt. Doch wie effektiv können Zentralbanken die hohen Inflationsraten bekämpfen und warum sinkt die Inflation nicht in den USA, wo die FED bereits mehrere Zinsschritte vollzogen hat?«

Stefan Pantekoek et al. (Hrsg.) (2022): Chinas Rolle im multilateralen Handelssystem. Tendenzen, Impulse und Folgen für Deutschland und die Europäische Union, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, Mai 2022

Jan Cernicky (2022): Das Ende der Naivität – Deutschland und die EU im globalen Wettbewerb zwischen den USA und China, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, 2022

Julian Paul Leon Knappe (2022): Indien 4.0. Der Aufstieg der digitalen Rupie und die Gefahren eines unregulierten Kryptomarktes, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, Juni 2022
»Die globalen Bankensysteme stehen im Zuge der Digitalisierung vor bahnbrechenden Veränderungen. Der „Kryptohype“ – als zunehmender Konkurrent des etablierten Finanz- und Geldmarktes – sorgt bei Politikern und Ökonomen allerdings für Skepsis und Sorge. In Indien verfestigt sich in der Regierung schon seit längerem eine deutliche Abneigung gegen jegliche Kryptowährungen, die seit April 2022 mit der eingeführten Besteuerung des Kryptomarktes einen neuen Impuls bekommen hat. Um eine staatlich abgesicherte Alternative zu Kryptowährungen anzubieten, plant Indien die Einführungen einer eigenen digitalen Zentralbankwährung bereits für 2023; die Länder der Eurozone haben dieses Ziel erst für 2026 ins Auge gefasst. Der ambitionierte Zeitrahmen hat wirtschaftliche, aber auch geopolitische Hintergründe und stellt die Regierung vor eine enorme Herausforderung.«

Stephanie Ettmeier und Alexander Kriwoluzky (2022): Austeritätspolitik der Ära Brüning hat den Wirtschaftseinbruch verstärkt und die Arbeitslosigkeit erhöht, in: DIW Wochenbericht Nr. 24/2022
»Im Mai 2022 hat sich das Ende von Reichskanzler Heinrich Brünings Amtszeit zum 90. Mal gejährt. Bis heute sind die ökonomischen Auswirkungen von Brünings extremer Austeritätspolitik noch immer ungeklärt. Neue Daten und Berechnungen erlauben erstmals die Quantifizierung der ökonomischen Folgen der von Brüning erlassenen Spardekrete. Eine Analyse auf Basis eines Zeitreihenmodells veranschaulicht, wie sich die Wirtschaft der Weimarer Republik ohne Brünings Sparmaßnahmen hätte entwickeln können. Die reale Wirtschaftsleistung sank demzufolge durch die Notverordnungen im Referenzjahr 1932 insgesamt um rund 4,5 Prozent und die Arbeitslosigkeit stieg stark. Vor diesem Hintergrund sollten Forderungen nach einer Schuldenreduzierung durch Austeritätspolitik heute hinterfragt werden.«

Alexander Burstedde und Filiz Koneberg (2022): Fachkräftemangel im Flugverkehr. IW-Kurzbericht Nr. 52/2022, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), 2022
»Die Corona-Pandemie hat Luftfahrt und Flughäfen hart getroffen. Bei Luft- und Bodenpersonal ging die Beschäftigung um ca. 7.200 Fachkräfte zurück. Einige dieser Fachkräfte dürften sich Jobs in anderen Branchen gesucht haben. Nun fehlen sie, um den wiedererstarkenden Bedarf zu decken und viele Flüge fallen aus.«

Simon Gerards Iglesias (2022): „Ungerechtfertigte Preise und Gewinne?“. Historische und gegenwärtige Debatten über Spritpreise in Deutschland. IW-Kurzbericht Nr. 54/2022, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), 2022
»In der politischen Debatte um womöglich zu hohe Brennstoffpreise und „ungerechtfertigte“ Gewinne der Mineralkonzerne infolge des Ukraine-Krieges gibt es auffallende Parallelen zu den Ölpreiskrisen der 1970er und frühen 1980er Jahre. Auch die Ideen politischer Entscheidungsträger ähneln sich frappierend und setzten damals wie heute marktwirtschaftliche Prinzipien auf den Prüfstand.«

Michael Voigtländer (2022): Die Resilienz des deutschen Wohnungsmarktes. IW-Kurzbericht Nr. 53/2022, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), 2022
»Der deutsche Wohnungsmarkt hat in den 2010er Jahren einen langen und starken Boom erlebt, doch mit den veränderten makroökonomischen Rahmenbedingungen im Zuge der Pandemie und des Kriegs gegen die Ukraine, insbesondere den steigenden Zinsen und der großen Unsicherheit, dürfte die Zeit starker Preissteigerungen vorbei sein. Ein Blick zurück bis in die 1970er Jahre legt nahe, dass sich Anleger in den nächsten Jahren zwar auf niedrigere, aber stabile Renditen einstellen können.«

Prognos (2022): Folgen einer Lieferunterbrechung von russischem Gas für die deutsche Industrie, München: Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), Juni 2022

Matthias Mertens (2022): Fallende Lohnquoten: Die Rolle von Technologie und Marktmacht, in: Wirtschaft im Wandel, Heft 2/2022
»Die Lohnquote, definiert als die Summe der Arbeitnehmerentgelte geteilt durch die Gesamtproduktion einer Volkswirtschaft, ist in den letzten 40 Jahren in vielen Ländern gefallen. Das Fallen der Lohnquote besitzt potenziell weitreichende Implikationen für das Ausmaß an Ungleichheit und für den Wohlstand von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Daneben kann eine fallende Lohnquote auch ein Anzeichen für einen Anstieg der Firmenmarktmacht sein. Anhand von Mikrodaten zum deutschen Verarbeitenden Gewerbe untersucht dieser Artikel, welche Rolle technologischer Wandel und steigende Firmenmarktmacht als Ursachen für das Fallen der Lohnquote spielen. Es zeigt sich, dass technologischer Wandel und ein Anstieg der Firmenmarktmacht, insbesondere auf Arbeitsmärkten, jeweils die Hälfte der fallenden Lohnquote im deutschen Verarbeitenden Gewerbe erklären. Daher können politische Maßnahmen, die Firmenmarktmacht reduzieren, nicht nur eine effizienzsteigernde Wirkung entfalten, sondern, als ein Nebeneffekt, auch den Anteil der Löhne an der Gesamtproduktion erhöhen.«

Bioethikkommission (2022): Die Klimakrise als ethische Herausforderung. Stellungnahme der Bioethikkommission, Wien 2022
»In ihrer Stellungnahme vom 23. Mai 2022 behandelt die (österreichische) Bioethikkommission die ethischen Herausforderungen der Klimakrise und wie sich diese auf die Gesundheit der Menschen auswirkt. Konkret werden 5 ethische Herausforderungen (Grundrechtseingriffe, Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen, globale Dimension, Glaubwürdigkeitskrise und unterentwickelte theoretische Basiskonzepte) näher ausgeführt und abschließend Handlungsempfehlungen für die Politikgestaltung formuliert.«

Clemens Fuest et al. (2022): Geld- und Fiskalpolitik in der EU unter veränderten geopolitischen Bedingungen: Was wird aus der Europäischen Währungsunion?, in: ifo Schnelldienst, Nr. 6/2022
»Während der Finanzkrise und der Coronakrise haben viele Länder in der Europäischen Union hohe Schulden angehäuft. Und der nächste Schock hat die Gemeinschaft bereits ereilt: Der Krieg in der Ukraine schwächt die Wirtschaftsentwicklung und erfordert neue Rüstungsausgaben, Hilfen für Flüchtlinge sowie hohe Investitionen in eine neue Infrastruktur für die Energieversorgung. Schon in weniger turbulenten Zeiten hatten die EU-Mitgliedstaaten die Regeln des Stabilitätspaktes gebrochen. Eine Rückkehr zu den alten Kriterien erscheint jetzt umso mehr illusorisch. Was bedeutet das für die wirtschaftliche Entwicklung der EU? Wie geht es weiter mit der Eurozone?«

Jasmina Kirchhoff et al. (2022): Pharmaindustrie im Wandel. Fachkräftebedarfe in Zeiten transformatorischer Herausforderungen, in: IW-Trends, Nr. 2/2022, S. 97-116
»Der Fachkräftemangel stellt die Unternehmen in Deutschland zunehmend vor große Herausforderungen. Angesichts der demografischen und transformatorischen Aufgaben steht zu befürchten, dass sich die Situation am Standort weiter verschärft. Auch die Unternehmen der pharmazeutischen Industrie sind von Stellenbesetzungsschwierigkeiten betroffen. Dies kann mit Blick auf die Positionierung Deutschlands im internationalen Standortwettbewerb innovativer Pharmaindustrien zu einem Hemmnis werden. Zum einen zeigen sich deutschlandweit Probleme in der Besetzung offener Stellen in pharmarelevanten IT-Berufen. Vor allem die Arbeitsmarktsituation unter den nicht nur von pharmazeutischen Unternehmen zunehmend gesuchten Experten der Informatik, Wirtschaftsinformatik und Softwareentwicklung stellt sich flächendeckend als besonders schwierig dar. In der Pharmaindustrie, die in Deutschland auf die Erforschung, Entwicklung und Produktion hochkomplexer Arzneimittel spezialisiert ist und deren Erfolge ohne Digitalisierungsfortschritte kaum möglich sind, können langfristige Engpässe in diesem Bereich zu einem Hemmschuh für die zukünftige Ausrichtung des Standorts werden. Zum anderen verdeutlicht die Engpassanalyse im biotechnologisch geprägten Cluster Oberbayern die Auswirkungen möglicher Engpässe, wenn die Position Deutschlands als hochinnovativer und biotechnologischer Pharmastandort gestärkt werden soll. Die schwierige Besetzung im Bereich der pharmarelevanten Kernberufe, und hier vor allem mit Blick auf Ausbildungsberufe, stellt gerade pharmazeutische und biotechnologische Unternehmen vor besondere Herausforderungen.«

BBSR (2022): Wie grün sind deutsche Städte? Ergebnisse einer bundesweiten Erfassung, Bonn: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), 2022

Bundesbank (2022): Zur kalten Progression im Einkommensteuertarif, in: Deutsche Bundesbank Monatsbericht, Juni 2022

Annette Dietz, Andrea Hammermann und Oliver Stettes (2022): Hinter den Kulissen des Auf- und Umbruchs: Betriebe im Transformationsprozess. Einblicke in die Transformationserfahrungen von Beschäftigten und Führungskräften und kulturelle Erfolgsfaktoren gelingender Transformationen. IW-Report Nr. 34/2022, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW)), Juni 2022

Jürgen Matthes (2022): Gegenseitige Abhängigkeit im Handel zwischen China, der EU und Deutschland. IW-Report Nr. 35/2022, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), 2022
»Eine Bestandsaufnahme der gegenseitigen Abhängigkeiten im Außenhandel zwischen der EU und Deutschland auf der einen Seite und China und Russland auf der anderen ist nötig, um in der Zeitenwende politische Ableitungen auf gesicherter empirischer Grundlage vornehmen zu können.«

Inga Sabanova, and Delia Badoi (2022): Online platforms and platform work. The complex European landscape, Brussels: Friedrich-Ebert-Stiftung, 2022

Lisa Schmiedel et al. (2022): Energieintensive Industrien in Mitteldeutschland. IAB-Regional. Berichte und Analysen aus dem Regionalen Forschungsnetz. IAB Sachsen-Anhalt-Thüringen, Nr. 01/2022, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), 2022

Anke Mönnig et al. (2022): Wasserstoffbasierte Transformation und die Auswirkungen auf den Importbedarf Deutschlands, Bonn: Bundesinstitut für Berufsbildung, Mai 2022
»Der Energiesektor in Deutschland basiert aktuell zu einem erheblichen Anteil auf fossilen Energieträgern. Um das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens von 2015 zu erreichen, stehen erhebliche Umstrukturierungen an, wozu insbesondere der Ausbau erneuerbarer Energien gehört. Die konkrete Ausgestaltung der grünen Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch unklar. Sicher ist allerdings, dass der zukünftige Energiemix – gemäß Stand heute – in Deutschland strombasiert sein wird und, dass das Ende des fossilen Energiezeitalters näher rückt. Strom aus erneuerbaren Energien, grüner Wasserstoff und grüne Power-to-X-Technologien werden fossile Energierohstoffe ersetzen. Das vorliegende Diskussionspapier greift diese Entwicklungen auf und betrachtet explizit die zukünftigen Importbedarfe, die sich für Deutschland aus dem Hochlauf grünen Wasserstoffs im Inland ergeben. Dazu werden insgesamt zehn Studien ausgewertet, die anhand verschiedener Szenarien die künftigen Energiebedarfe Deutschlands aufzeigen. Im Ergebnis zeigt sich, dass das neu definierte Ziel der Nationalen Wasserstoffstrategie in Höhe von zehn Gigawatt Elektrolysekapazität in 2030, den zukünftigen Bedarf an grünem Wasserstoff nicht wird decken können. Die starke Importabhängigkeit Deutschlands bei Energieträgern wird damit ebenso in einem dekarbonisierten Energiesystem bestehen bleiben – auch wenn die Importquote deutlich kleiner ist als bei fossilen Energieträgern.«

Stefanie Steeg et al. (2022): Die Wasserstoffwirtschaft in Deutschland: Folgen für Arbeitsmarkt und Bildungssystem. Eine erste Bestandsaufnahme, Bonn: Bundesinstitut für Berufsbildung, Januar 2022
»Wasserstoff hat das Potenzial als Energieträger der Zukunft das Energie-, Wärme-, Wirtschafts- und Verkehrssystem in Deutschland zu dekarbonisieren und damit die Klimaziele zu erreichen. Wird dieser anhand von erneuerbaren Energien gewonnen (sog. grüner Wasserstoff) ermöglicht er eine Speicherung und damit flexible Nutzung Erneuerbarer Energien. Eine Ausschöpfung dieser Nutzungsmöglichkeiten ist mit umfangreichen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten sowie dem Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur und Umstrukturierungen von industriellen Prozessen verbunden. Diesen Prozess ebnet die Nationale Wasserstoffstrategie der Bundesregierung, mit der sich in Deutschland eine Wasserstoffwirtschaft etablieren soll. Der vorliegende Beitrag stellt den aktuellen Forschungsstand hinsichtlich der Arbeitsmarktwirkungen durch eine Umsetzung der Nationalen Wasserstoffstrategie in Deutschland dar. Im Ergebnis zeigt sich, dass es zunächst voraussichtlich zu einem Beschäftigungsaufbau in der Technischen Forschung, dem Maschinenbau, der Chemie sowie der Elektro- und Energietechnik kommen wird. Außerdem werden im Zuge des Infrastrukturaufbaus das Bauwesen und ihm vorgelagerte Branchen gefragt sein. Die energieintensiven Branchen Chemie, Stahl und Zement werden überdurchschnittlich stark von Veränderungen der Produktions- und Arbeitsweise betroffen sein. Die Erschließung neuer Märkte – insbesondere mit Blick auf die Elektrolyse- und Brennstoffzellfertigungsindustrie – wird für den ökonomischen Erfolg einer Wasserstoffwirtschaft in Deutschland von entscheidender Bedeutung sein. Es wird darüber hinaus deutlich, dass noch erheblicher Forschungsbedarf bezüglich der Vorleistungsnachfrage, Personalbedarfe und Arbeitsproduktivität in einer zukünftigen Wasserstoffwirtschaft besteht.«

Sarah Fluchs et al. (2022): Klimaschutzinvestitionen. IW-Trends Nr. 2/2022, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Mai 2022
»Der Pfad zur Klimaneutralität erfordert klimaschutzwirksame Investitionen und einen Transformationsprozess in allen Bereichen der Wirtschaft. Eine Vielzahl von Studien und Statistiken befasst sich national und international mit Ansätzen zur Definition und Quantifizierung von Klimaschutzinvestitionen.«

Judith Vorrath und Laura Marcela Zuñiga (2022): Illegale Ökonomien in afrikanischen Konfliktgebieten. Erkenntnisse aus Berichten von UN-Expertengruppen. SWP-Aktuell Nr. 38, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Juni 2022

Bettina Rudloff (2022): Wirtschaftliche Resilienz: Kompass oder Catchword? Welche Fallstricke und Folgeeffekte die EU im Krisenmanagement beachten muss. SWP-Studie 1, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Februar 2022
»Durch das gesteigerte gesellschaftliche Schutzbedürfnis infolge der Corona-Pandemie ist »Resilienz« auch zum wirtschaftspolitisch strategischen Leitgedanken der EU avanciert. Allerdings fehlt eine klare Idee, wie sie sich in der Praxis operationalisieren lässt. Der wissenschaftliche Resilienzbegriff betont die Fähigkeit von Systemen, auf ganz unterschiedliche und vor allem unerwartete Krisen flexibel zu reagieren, sie abzufedern, sich davon zu erholen und daraus zu lernen. Bisherige Krisenmechanismen in wirtschaftlich relevanten Feldern wie der Rohstoff-, Arzneimittel-, Handels- oder Investitionsschutzpolitik zielen hauptsächlich auf die eigene Versorgungssicherheit ab. Ein verengter Fokus auf Versorgungsaspekte im heimischen Markt birgt beträchtliche ökonomische Risiken, wie das Beispiel der EU-Ernäh­rungs­sicherung belegt. Lange genutzte Maßnahmen wie die Reservehaltung, subventionsgesteuerte Produktionsanreize oder eine Marktabschottung durch Zölle vermindern die Flexibilität des Systems. Zudem gehen sie mit Spill-over-Effekten auf andere Länder einher, die kontraproduktiv für die internationale, aber auch die eigene Versorgungssicherung sein können. Wirtschaftspolitische Akteure benötigen ein moderneres Verständnis von Resilienz, das die Interdependenz von Krisen und Märkten mit in den Blick nimmt. Für künftige Resilienzstrategien lässt sich an Ansätze anknüpfen, die im Ernährungssektor gerade angesichts negativer Erfahrungen im Laufe der Zeit entwickelt wurden. Hierzu zählen das internationale Agricultural Market Information System ebenso wie Instrumente der Subventions­evaluierung von OECD und WTO.«

Alexander Roth et al. (2022): Wärmepumpen statt Erdgasheizungen: Umstieg durch Ausbau der Solarenergie unterstützen, in: DIW Wochenbericht Nr. 22/2022
»Die verstärkte Nutzung von Wärmepumpen ist eine wichtige Maßnahme zur Senkung der CO2-Emissionen im Wärmesektor. Zudem können Wärmepumpen dazu beitragen, die Importe von Erdgas zu reduzieren. Mit Hilfe eines Stromsektormodells werden die Auswirkungen eines beschleunigten Ausbaus von Wärmepumpen auf den deutschen Stromsektor untersucht. Knapp sechs Millionen zusätzliche Wärmepumpen würden den Strombedarf im Jahr 2030 um neun Prozent erhöhen. Um diesen mit Solarenergie zu decken, wäre eine Erweiterung der Photovoltaik-Kapazitäten um 23 Prozent notwendig. Die Erdgasimporte könnten dadurch um 15 Prozent gesenkt werden. Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht wird eine deutlich stärkere Nutzung von Wärmepumpen immer vorteilhafter, je höher der Erdgaspreis ist. Ein schneller Umstieg auf Wärmepumpen erfordert allerdings die Unterstützung durch ein ambitioniertes und koordiniertes Programm der Politik, das auch den Ausbau von Produktionskapazitäten für Wärmepumpen und die Qualifizierung von Fachkräften im Blick hat – eine Art „Apollo-Programm“ für Wärmepumpen.«

Eurofound (2022): Ethics in the digital workplace, Luxembourg: Publications Office of the European Union, 2022
»Digitisation and automation technologies, including artificial intelligence (AI), can affect working conditions in a variety of ways and their use in the workplace raises a host of new ethical concerns. Recently, the policy debate surrounding these concerns has become more prominent and has increasingly focused on AI. This report maps relevant European and national policy and regulatory initiatives. It explores the positions and views of social partners in the policy debate on the implications of technological change for work and employment. It also reviews a growing body of research on the topic showing that ethical implications go well beyond legal and compliance questions, extending to issues relating to quality of work. The report aims to provide a good understanding of the ethical implications of digitisation and automation, which is grounded in evidence-based research.«

Cornelius Bähr et al. (2022): Rohstoffabhängigkeiten der deutschen Industrie von Russland. IW-Kurzbericht Nr. 31/2022, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), 2022
»Russland ist nicht nur ein wesentlicher Gas-Exporteur für Deutschland, sondern liefert auch wichtige Rohstoffe für die deutsche Industrie. Deutschland und der Weltmarkt sind vor allem bei Nickel, Palladium und Chrom abhängig von russischen Exporten. Dies sind Rohstoffe, die zum Teil schwierig zu substituieren sind. Daher sind neue Handelsbeziehungen zu alternativen Exportnationen für diese Rohstoffe essenziell.«

Falk Bräuning, José L. Fillat, and Gustavo Joaquim (2022): Cost-Price Relationships in a Concentrated Economy, Boston: Federal Reserve Bank of Boston, May 23, 2002
»The US economy is at least 50 percent more concentrated today than it was in 2005. In this paper, the authors estimate the effect of this increase on the pass-through of cost shocks into prices. Their estimates imply that the pass-through becomes about 25 percentage points greater when there is an increase in concentration similar to the one observed since the beginning of this century. The resulting above-trend price growth lasts for about four quarters. The authors’ findings suggest that the increase in industry concentration over the past two decades could be amplifying the inflationary pressure from current supply-chain disruptions and a tight labor market.«
➔ dazu: Blame monopolies for today’s sky-high inflation, Boston Fed researchers say (26.05.2022)

Melinda Fremerey und Thomas Obst (2022): Globalisierungskrise: Welche Abhängigkeiten bestehen bei kritischen Gütern und Rohstoffen aus China?. IW-Kurzbericht, Nr. 48/2022, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Juni 2022
»Die aktuellen geopolitischen Spannungen geben Anlass, die wirtschaftliche Abhängigkeit Deutschlands von China zu analysieren. Es wird deutlich, dass eine wechselseitige Abhängigkeit besteht: China ist als Zulieferer und Absatzmarkt einer der wichtigsten Handelspartner Deutschlands, die EU ist für China wichtigster Zulieferer und zweitwichtigster Absatzmarkt. Eine starke Abhängigkeit von China ergibt sich bei für die Energiewende kritischen Rohstoffen.«

Jan Büchel et al. (2022): Branchenportrait der Chemischen Industrie in Deutschland. IW-Report, Nr. 31/2022, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Juni 2022
»Die chemische Industrie ist eine der wichtigsten Branchen der deutschen Volkswirtschaft. Sie zeichnet sich durch eine hohe Kapitalintensität aus und steht als Grundstoffproduzent für viele andere Branchen am Anfang der Wertschöpfungskette.«

Katja Rietzler (2022): Vorübergehende Energiesteuersenkung klima- und verteilungspolitisch fragwürdig. Stellungnahme für die Anhörung des Finanzausschusses des Bundestages. IMK Policy Brief Nr. 122, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Mai 2022
»Angesichts massiver Energiepreissteigerungen hat die Bundesregierung zwei umfassende Entlastungspakete mit einem Gesamtvolumen von rund 30 Mrd. Euro beschlossen. Dabei ist auch eine vorübergehende Senkung der Energiesteuer auf Diesel und Benzin für die Dauer von drei Monaten im Sommer 2022 vorgesehen. Während die in den Paketen enthaltenen pauschalen Transfers Haushalten mit niedrigen Einkommen besonders stark entlasten und im Hinblick auf klimapolitische Lenkungswirkungen neutral sind, ist die vorübergehende Energiepreissenkung nicht unproblematisch. Zum einen wirkt sie der Lenkungswirkung der CO2-Bepreisung entgegen, zum anderen profitieren auch Besserverdienende, die keiner Entlastung bedürfen. Viele Haushalte am unteren Ende der Einkommensverteilung haben ohnehin kein Kraftfahrzeug. Wenn die Bundesregierung an der Maßnahme festhalten will, dann sollte spiegelbildlich zur Begrenzung des Preisanstiegs auch ein möglicher Preisrückgang begrenzt werden. Eine Ausweitung pauschaler Zahlungen oder eine gedeckelte Entlastung beim Gaspreis wären aus verteilungs- wie klimapolitischer Perspektive der temporären Senkung der Energiesteuer auf Kraftstoffe überlegen. Der Gaspreisdeckel hätte gegenüber einer Ausweitung pauschaler Zahlungen den Vorzug, dass er inflationsdämpfend wirkt.«

Werner Raza et al. (2022): Analyse und Beurteilung des Vorschlags der Europäischen Kommission für einen CO2-Grenzausgleichsmechanismus der EU. IMK Study Nr. 80, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Mai 2022
»Im Rahmen dieser Studie wird der Vorschlag der EU-Kommission für ein CO2-Grenzausgleichssystem (CBAM) einer ökonomischen sowie rechtlichen Analyse unterzogen. Die Analyse des CBAM-Vorschlags zeigt, dass sowohl hinsichtlich der Frage der Effektivität als auch im Hinblick auf die WTO-Kompatibilität des CBAM gewisse Problembereiche bestehen. Wenngleich eine Ergänzung des Emissionshandelssystems der EU grundsätzlich notwendig ist, ergeben sich aus dem CBAM-Vorschlag der Europäischen Kommission Risiken; vor allem aus dem beschränkten Anwendungsbereich des CBAM auf Grundstoffe und Grunderzeugnisse sowie im Hinblick auf seine Vereinbarkeit mit zentralen WTO-Prinzipien (Meistbegünstigungsgrundsatz, Inländerbehandlung). Anstelle einer technisch komplexen und WTO-rechtlich problematischen Ausweitung des Anwendungsbereichs des CBAM empfiehlt die Studie, die Effektivität des Mechanismus auf indirektem Wege zu steigern und ihn um nicht-preisbasierte Instrumente mit Schwerpunkt auf transformativer Forschungs- und Innovationsförderung zu ergänzen. Die Zweckwidmung der CBAM-Erlöse für eine große EU-Mission zur Förderung neuer und energiesparender Produktionstechnologien sowie die Förderung des Technologietransfers in Länder des Globalen Südens könnten dabei einen wichtigen Beitrag leisten.«

Oliver Emons, Hendrik Steinhaus und Stefan Kraft (2022): Volkswirtschaftliche Bedeutung des industriellen Sektors in Deutschland. Eine vergleichende Analyse auf nationaler und internationaler Ebene. Mitbestimmungsreport Nr. 73, Düsseldorf: Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung (I.M.U.), April 2022
»Die Analyse der deutschen Wirtschaftsstruktur anhand von volkswirtschaftlich relevanten Merkmalen bestätigt, dass sich die deutsche Volkswirtschaft, bestehend aus dem primären, sekundären und tertiären Wirtschaftssektor, in Übereinstimmung mit der Drei-Sektoren Hypothese der Volkswirtschaftslehre im strukturellen Umbruch befindet. In hoch entwickelten Volkswirtschaften wie der deutschen Volkswirtschaft zeigt sich dies darin, dass der Dienstleistungssektor im Vergleich zum Industriesektor und dem Land- und Forstwirtschafts- sowie Fischereisektor überproportionales Wachstum aufweist und folglich an Gewicht gewinnt.
Diese Sichtweise ignoriert jedoch absolute Wachstumseffekte des Industriesektors und vernachlässigt den Beitrag des Industriesektors zum volkswirtschaftlichen Wohlstand. Ein aussagekräftigeres Bild von der Bedeutung des Industriesektors bietet die Analyse der relativen und absoluten Produktionseffekte, Vorleistungsverflechtungen und Wertschöpfungsbeiträge, Beschäftigungs-, Entlohnungs- und Produktivitätseffekte, Abgaben- und Subventionseffekte, Konsum- und Investitionseffekte sowie Export- und Importeffekte.«

Thomas Döring and Birgit Aigner-Walder (2022): The Limits to Growth – 50 Years Ago and Today, in: Intereconomics, No. 3/2022
»The Limits to Growth was published 50 years ago. Ordered by the Club of Rome, the study was a milestone in the analysis of the economic, demographic, technical and ecological effects of the existing economic system. In industrialised Western countries in particular, the critical examination of the development model of continuous economic growth led to a broad discussion about the far-reaching implications of a global economy focusing on growth, on a planet with finite natural resources.«

Joachim Ragnitz (2022): Hohe Benzin- und Dieselpreise in Deutschland: Eine Einordnung, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 2/2022
»Durch die in den vergangenen Monaten stark gestiegenen Kraftstoffpreise sind die Konsument*innen direkt belastet. So haben sich die Kosten für einen Liter Diesel im März 2022 gegenüber den Tiefständen des Jahres 2020 in etwa verdoppelt und auch Ottokraftstoffe haben sich kräftig verteuert. Allerdings entfällt ein eher kleiner Anteil des privaten Konsums auf Kraftstoffkäufe. Auch wenn die öffentliche Aufregung um die hohen Preise verständlich ist: Das Problem liegt wohl eher darin, dass sich die Bevölkerung an die niedrigen Kraftstoffpreise der letzten fünf Jahre gewöhnt hat, ohne die dadurch realisierten Kaufkraftgewinne als Ausnahme anzusehen. Insoweit wäre es verfehlt, jetzt mit aller Macht die Kraftstoffpreise künstlich zu verbilligen. Eine dauerhafte Lösung besteht nur darin, den Benzinverbrauch insgesamt zu senken, ohne dabei die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen einzuschränken.«

BMF (2022): Finanzpolitik in der Zeitenwende – Wachstum stärken und inflationäre Impulse vermeiden, Berlin: Bundesministerium für Finanzen (BMF), Mai 2022

EIOPA (2022): European insurers’ exposure to physical climate change risk. Potential implications for non-life business, Frankfurt: European Insurance and Occupational Pensions Authority (EIOPA), May 2022
»The report presents the first results based on a large data collection exercise from the industry. It focuses on property, content and business interruption insurance against windstorm, wildfire, river flood and coastal flood risks. These risks have been identified as the most relevant and potentially most disruptive for the European property insurance business under a current and forward-looking perspective.«

Christian Hutter and Enzo Weber (2022): Russia-Ukraine War: Short-run Production and Labour Market Effects of the Energy Crisis. IAB-Discussion Paper Nr. 10/2022, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Mai 2022
»Mit dem russischen Krieg gegen die Ukraine änderten sich schlagartig die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Wir liefern erste kausale Evidenz für Effekte der Energiekrise in Deutschland als wichtigster Volkswirtschaft Europas. Durch die Kombination von Kostenstrukturdaten, Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen und administrativen Arbeitsmarktdaten identifizieren wir Effekte in einem Branchen-Panel. Die Ergebnisse zeigen, dass über den Kanal der Energieintensität die Produktion mit Kriegsbeginn um rund 1 Prozent zurückging, der Umsatz jedoch stieg, was Lagerabbau widerspiegelt. Unternehmen sichern Beschäftigung durch Kurzarbeit mit 10 Prozent zusätzlichen Anzeigen. Die Schaffung neuer Stellen wurde bereits im Vorfeld des Krieges um 8 Prozent reduziert.«

David Francas, Manuel Fritsch und Jasmina Kirchhoff (2022): Resilienz pharmazeutischer Lieferketten. Studie für den Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa), Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Mai 2022
»Eine sichere Arzneimittelversorgung beruht auf stabilen pharmazeutischen Lieferketten. Um diese zu stärken, braucht es ein Maßnahmenpaket, das nicht die Schaffung einer nationalen Autarkie, sondern vielmehr die globale Verteilung der für die Arzneimittel benötigten Produktionen zum Ziel hat.«

Sarah Fluchs, Adriana Neligan, Carmen Schleicher und Edgar Schmitz (2022): Zirkuläre Geschäftsmodelle. Wie zirkulär sind Unternehmen? IW-Report Nr. 27/2022, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Mai 2022
»Auf dem Weg zur Klimaneutralität spielt der Übergang von einer linearen Wirtschaft zu einer Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) eine wichtige Rolle. Kreisläufe von Ressourcen lassen sich in Unternehmen unterschiedlich umsetzen.«

Michael Grömling (2022): Produktivitätseffekte der Kapitalbildung in Deutschland, in: IW-Trends, Nr. 2/2022
»Trotz der breit angelegten Digitalisierung sind die Produktivitätsfortschritte in Deutschland in den letzten Jahren erheblich niedriger als in den vorhergehenden Dekaden. Eine Wachstumszerlegung weist auf stark nachlassende Impulse des Technischen Fortschritts und vor allem der Kapitalbildung hin.«

Michael Grömling und Thomas Niebel (2022): Konzeptionelle Ansätze zur Messung der Produktivitätseffekte von Digitalisierungskapital. Ergebnispapier im Projekt „Entwicklung und Messung der Digitalisierung der Wirtschaft am Standort Deutschland“ im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. IW-Report Nr. 20, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Mai 2022
»Eine Analyse für Deutschland weist zunächst auf deutlich nachlassende Produktivitätsimpulse des technischen Fortschritts und vor allem der Kapitalbildung hin. Um die schwächeren Kapitalstock-effekte in Deutschland zu verstehen, wird das Bruttoanlagevermögen nach unterschiedlichen Abgrenzungen betrachtet. Ausgehend von den etablierten Investitions- und Kapitalarten wird diskutiert, wie die empirische Erfassung des Produktionsfaktors Kapital weiterentwickelt werden kann. Der Blick richtet sich dabei auf Intangibles und auf ein breiter definiertes Digitalisierungskapital. Umfassende Indikatoren, um Ausmaß und Entwicklung der generellen Digitalisierung zu beschreiben, bieten zugleich konzeptionelle Ansatzpunkte für eine Definition und Messung von Digitalisierungskapital. Damit kann perspektivisch erfasst werden, welches Digitalisierungskapital für die Inlandsproduktion überhaupt zur Verfügung steht, wie es sich im Zeitablauf entwickelt und welche Wachstums- und Produktivitätsbeiträge aus ihm hervorgehen. Für die Kapitalstockdynamik kommt es darauf an, ob und in welchem Ausmaß die laufenden Investitionen die Abgänge beim Anlagevermögen übertreffen. Jedenfalls lassen ansteigende Investitionen je Arbeitseinheit nicht unbedingt auf eine Zunahme der Kapitalintensität schließen. Besonders moderne Investitionsgüter sind von einem hohen Neuerungstempo und entsprechend hohen Abgängen gekennzeichnet. Dies lässt erwarten, dass selbst vergleichsweise hohe Investitionen auf Basis eines hinsichtlich der Digitalisierung umfassend erweiterten Konzepts nicht unbedingt entsprechend hohe Kapitalstock- und Produktivitätsimpulse auslösen.«

Deloitte (2022): Perspektiven 2030. Wachstumschancen für Deutschland, München, Mai 2022
➔ English version: Deloitte (2022): Catalyst 2030: Growth opportunities in Germany, Munic, May 2022

Regina T. Riphan et al. (2022): Nachhaltigkeitsziele in der Wirtschaftspolitik, in: Wirtschaftsdienst, Heft 5/2022
»Der Wissenschaftliche Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hat in seiner 500. Sitzung im April 2022 ein internes Symposium zu Nachhaltigkeitszielen in der Wirtschaftspolitik durchgeführt, um verschiedene Aspekte dieser Thematik zu vertiefen. Gerade im Zusammenhang mit der Bekämpfung des Klimawandels ist die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen von höchster politischer Priorität. Diese gehen über die Klimaziele hinaus – verwiesen wird in dem Zusammenhang häufig auf die Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen. Die Autor:innen diskutieren aus unterschiedlichen Perspektiven, wie sich der Auftrag zur Nachhaltigkeit auf Gesetzgebung, Regulierung und das Verhalten der Unternehmen auswirkt.«

Johannes Paha (2022): CO2-Bepreisung beeinflusst den Wettbewerb – und profitiert von ihm, in: Wirtschaftsdienst, Heft 5/2022
»Maßnahmen zur Begrenzung des Klimawandels haben Auswirkungen auf den Wettbewerb. Am Beispiel des Brennstoffemissionshandelsgesetzes lässt sich zeigen, warum die umweltpolitisch intendierte Lenkungswirkung der CO2-Bepreisung in von Marktmacht betroffenen Märkten reduziert ist und wie eine konsequente Umsetzung des Kartellrechts diese Situation verbessert. Da der Emissionshandel zudem die internationale Wettbewerbsfähigkeit deutscher und europäischer Unternehmen gefährden kann, gab es bereits Forderungen nach dessen Modifikation. Es drohen Subventionswettläufe und Steuerwettbewerb, denen die Kontrolle staatlicher Beihilfen als Element der europäischen Wettbewerbspolitik, das Welthandelsrecht und Maßnahmen der Klimadiplomatie entgegenwirken.«

Thieß Petersen und Thomas Schwab (2022): Handelssanktionen – Wirkungen und Nebenwirkungen, in: Wirtschaftsdienst, Heft 5/2022
»Länder setzen immer wieder Wirtschaftssanktionen gegen andere Nationen ein, um diese zu einem bestimmten Handeln zu bewegen. Ein verändertes Verhalten soll dadurch erwirkt werden, dass dem von der Sanktion betroffenen Land ein wirtschaftlicher Schaden zugefügt wird. Er erhöht den Preis für Handlungen, die als unerwünscht angesehen werden. Dieser Beitrag untersucht die ökonomischen Auswirkungen von Handelssanktionen auf die beteiligten Volkswirtschaften und diskutiert diese in der aktuellen Situation mit Russland.«

Alexander Herborn und Gunther Schnabl (2022): Wohnimmobilienpreise, Inflationsmessung und Geldpolitik im Euroraum, in: Wirtschaftsdienst, Heft 5/2022
»Die Niedrigzinspolitik der EZB hat in vielen Ländern des Euroraums zu einem starken Anstieg der Wohnimmobilienpreise beigetragen. In einigen Mitgliedstaaten mündeten diese Übertreibungen am Wohnimmobilienmarkt bereits in Finanz- und Schuldenkrisen. Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) von Eurostat, auf den die EZB ihre Geldpolitik ausrichtet, berücksichtigt die Wohnimmobilienpreise nicht. In der jüngsten Strategieüberprüfung der EZB wurde die Integration von selbstgenutztem Wohneigentum in den HVPI auf der Grundlage eines neuen Index von Eurostat in Aussicht gestellt. Der Beitrag untersucht mit Fokus auf Deutschland den Einfluss von selbstgenutztem Wohneigentum auf die offiziell gemessenen Inflationsraten und zeigt die Schwächen des geplanten Ansatzes auf.«

Aus Politik und Zeitgeschichte, Heft 18-19/2022: Geldpolitik
Beiträge: Carolin Müller: Politische Theorie des Geldes; Ulrike Neyer: Die neue geldpolitische Strategie der Europäischen Zentralbank. Grundlagen und Herausforderungen; Joscha Wullweber: Zentralbankkapitalismus. Das (Schatten-)Bankensystem in der Krise; Mechthild Schrooten: Inflation und Inflationsangst; Stefan Schäfer: Eine kurze Geschichte der Europäischen Währungsunion; Aaron Sahr: Monetäre Kriegsführung; Michael Paetz: Modern Monetary Theory. Rückkehr des gesamtwirtschaftlichen Denkens; Moritz Hütten: Kryptowährungen und ihre Bedeutung im Finanzsystem; Fanny Pigeaud und Ndongo Samba Sylla: Der CFA-Franc. Afrikas letzte Kolonialwährung

Steffen Bukold (2022): Analyse und Bewertung eines Strafzolls auf russische Öl- und Gasimporte, Berlin: Heinrich-Böll-Stiftung, April 2022

Steffen Lehndorff (2022): Auf dem Weg zur klimaneutralen Industrie. Was läuft, wo es hakt, worauf es jetzt ankommt. Ein Überblick über die Studien des Projekts „Sozial-ökologische Transformation der deutschen Industrie“, Berlin: Rosa-Luxemburg-Stiftung, Mai 2022

Uwe Witt (2022): Klimapolitischer Rahmen für den Industrieumbau, Berlin: Rosa-Luxemburg-Stiftung, Mai 2022

Thomas Fritz (2022): Wettbewerb im Treibhaus: EU-Emissionshandel und CO2-Grenzausgleich. Eine Analyse der Diskussion um den CO2-Grenzausgleich, Berlin: Rosa-Luxemburg-Stiftung, April 2022

Alexander Bendel und Thomas Haipeter (2022): Die chemische Industrie zwischen Globalisierung und Industriepolitik. Der gegenwärtige Forschungsstand zur Transformation der deutschen Chemieindustrie, Berlin: Rosa-Luxemburg-Stiftung, April 2022

Gerhard Bosch (2022): Arbeitspolitik in der Transformation: Soziale Härten vermeiden. Über arbeitspolitische Leitplanken für eine sozialverträgliche Gestaltung der Transformation, Berlin: Rosa-Luxemburg-Stiftung, April 2022

Veronika Ertl und Jan Cernicky (2022): Unternehmerische Sorgfaltspflichten in globalen Lieferketten. Unternehmensperspektiven aus Asien zum deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. Analysen & Argumente Nr. 481, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, Mai 2022
»Ab 1. Januar 2023 tritt das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) in Kraft, das Unternehmen zur aktiven Überwachung der Einhaltung von Menschenrechten in ihren Lieferketten verpflichtet. Eine von der Konrad-Adenauer-Stiftung in Auftrag gegebene Studie beschäftigt sich damit, was sich mit dem Gesetz für deutsche Unternehmen verändert, die in Asien tätig sind. Welche Herausforderungen sehen sie, wie wurden menschenrechtliche Sorgfaltspflichten von Unternehmen bisher umgesetzt?«

Tom Krebs (2022): Auswirkungen eines Erdgasembargos auf die gesamtwirtschaftliche Produktion in Deutschland. IMK Study Nr. 79, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Mai 2022
»Die vorliegende Studie untersucht die Auswirkungen eines sofortigen Lieferstopps russischen Erdgases auf die gesamtwirtschaftliche Produktion in Deutschland. Dieser Lieferstopp kann entweder die Folge eines Importembargos der Europäischen Union oder einer Entscheidung Russlands (Exportembargo) sein. Der Fokus der Analyse liegt auf den angebotsseitigen Effekten, die aufgrund einer Verknappung des Erdgasangebots im industriellen Sektor entstehen und entlang der Wertschöpfungsketten auf die Gesamtwirtschaft ausstrahlen. In einem Basisszenario führt ein sofortiges Gasembargo zu einem kurzfristigen Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Produktion um 3,2 Prozent bis 8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Sollte sich die Erdgasverfügbarkeit nach dem Embargo sehr günstig entwickeln (alternatives Szenario), dann wäre mit einem kurzfristigen Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Produktion zwischen 1,2 Prozent und 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu rechnen. Neben den angebotsseitigen Effekten sind die nachfrageseitigen Effekte eines Embargos zu berücksichtigen; gemäß aktueller Studien verringern die nachfrageseitigen Effekte eines Energieembargos (Kohle, Erdöl, Erdgas) das Bruttoinlandsprodukt kurzfristig zwischen 2 Prozent und 4 Prozent. Schließlich würde ein sofortiges Erdgasembargo auch dauerhafte wirtschaftliche Schäden verursachen, weil es Produktionspotenziale reduziert und Wachstumskräfte schwächt. Die Berechnungen der wirtschaftlichen Folgen eines Erdgasembargos sind mit großer Unsicherheit verbunden, die über das normale Maß an Unsicherheit ökonomischer Studien hinausgeht.«

Jan Priewe (2022): Die europäischen Fiskalregeln und die deutsche Schuldenbremse. Reformoptionen, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, Mai 2022
»Für 2023 ist die Reaktivierung der Fiskalregeln des europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakts sowie in Deutschland der Schuldenbremse des Grundgesetzes geplant. In der EU und insbesondere in der Eurozone würde dies zu massiver fiskalischer Austerität führen, nach sehr lockerer Haushaltspolitik während der Coronapandemie. Das geltende fiskalpolitische Regelwerk wird von vielen Seiten seit Jahren heftig kritisiert. Es ist viel zu komplex, in vielerlei Hinsicht auf willkürlichen Annahmen beruhend, prozyklisch und ein Hemmschuh für öffentliche Investitionen. Die Studie untersucht zehn Vorschläge für Reformen des Stabilitäts- und Wachstumspakts, darunter sechs, die wesentliche Verbesserungen herbeiführen könnten. Parallel werden Vorschläge zur Reform der deutschen Schuldenbremse untersucht. Deutschland spielt bei der Reform der europäischen Fiskalregeln eine Schlüsselrolle. Jedoch hat sich die Bundesregierung noch nicht positioniert. Für die Zukunft der EU und der Eurozone spielt die Fiskalpolitik eine zentrale Rolle, insbesondere angesichts der multiplen Herausforderungen durch die klimapolitische Transformation, die Digitalisierung und die Neuorientierung im Bereich der Verteidigungspolitik.«

Clemens Fuest und Volker Meier (2022): Green Finance, die EU-Taxonomie für nachhaltige Aktivitäten und der Klimaschutz: Eine wohlfahrtsökonomische Analyse, in: ifo Schnelldienst, Nr. 5/2022
»Clemens Fuest und Volker Meier zeigen, dass Emissionshandelsrechte, bei einer sachgerechten Gestaltung, das weitaus bessere Instrument zur Senkung von Treibhausgasemissionen sind als staatliche Kapitallenkungsinstrumente, wie die EU-Taxonomie. Unter bestimmten Bedingungen könne es sogar in dem Land, das die Taxonomie einführt, zu höheren Emissionen kommen.«

Joachim Ragnitz (2022): Energiewende und Kohleausstieg, in: ifo Schnelldienst, Nr. 5/2022
»Nach Ansicht von Joachim Ragnitz ist die vom Gesetzgeber beschlossene diskretionäre Festlegung von Abschaltterminen für Kohlekraftwerke nicht das allerbeste Mittel, die Treibhausgasemissionen Deutschlands bis 2045 auf null zu bringen. Sie können sogar die Sicherheit der Elektrizitätsversorgung gefährden. Sinnvoller wäre es, auf marktliche Anreize im Rahmen des europaweiten Handelssystems für CO2-Zertifikate zu setzen.«

Francesco D’Acunto et al. (2022): Wie soll der Staat Klimaschutzmaßnahmen finanzieren? Eine repräsentative Befragung deutscher Haushalte, in: ifo Schnelldienst, Nr. 5/2022
Die Autoren »präsentieren die Ergebnisse einer Umfrage bei deutschen Haushalten nach deren Präferenzen und Einstellungen zu verschiedenen Finanzierungsinstrumenten von Klimaschutzmaßnahmen. Danach präferiert die deutsche Bevölkerung steuerfinanzierte Lösungen, wie etwa eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes oder eine CO2-Umsatzsteuer. Höhere Staatsschulden und private Versicherungen sind dagegen wenig beliebt.«

Waldemar Marz (2022): Reduziert mehr Homeoffice die Emissionen im Verkehr?, in: ifo Schnelldienst, Nr. 5/2022
»Nach den Ergebnissen einer Studie von Waldemar Marz senkt ein größerer Anteil von Homeoffice-Tagen zwar kurzfristig die Anzahl der Fahrten zur Arbeit und die entsprechenden CO2-Emissionen. Langfristig ziehen die Menschen jedoch im Schnitt von den Innenstädten weiter weg, um von billigerem Wohnraum auf dem Land zu profitieren. Zudem sinkt mit mehr Homeoffice auch der Anreiz für die Haushalte, sich sparsamere Fahrzeuge anzuschaffen. Beide Anpassungsreaktionen gleichen die anfängliche Absenkung der Emissionen fast vollständig aus.«

Carolin Formella und Yvonne Giesing (2022): Klimawandel und Migration aus Entwicklungsländern, in: ifo Schnelldienst, Nr. 5/2022
»Carolin Formella  und Yvonne Giesing zeigen, dass für die Auswirkungen des Klimawandels auf Migration die Abhängigkeit von landwirtschaftlichem Einkommen oder Konflikte über Ressourcen eine wichtige Rolle spielen. Während viele Barrieren internationale Migration erschweren oder verhindern, sei landesinterne Migration ein wichtiger Anpassungsmechanismus an Klimawandel in Entwicklungsländern. Die Politik in Entwicklungsländern sollte präventive Maßnahmen ergreifen. Dazu gehöre landwirtschaftliche Arbeitskräfte bei der Diversifizierung ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten und Einkommen zu unterstützen und Arbeitsangebote abseits der Landwirtschaft zu fördern.«

Niklas Potrafke und Kaspar Wüthrich (2022): Grüne Regierungen: Liefern sie das, was sie versprechen? Kausale Evidenz aus Baden-Württemberg, in: ifo Schnelldienst, Nr. 5/2022
»Niklas Potrafke  und Kaspar Wüthrich untersuchen anhand der ersten grün-geführten Landesregierung in Baden-Württemberg, wie eine grün-geführte Regierung Umweltziele und andere Zielgrößen beeinflusst. Ihre Ergebnisse zeigen nicht, dass die grün-geführte Landesregierung CO2-Emissionen reduziert oder insgesamt den Verbrauch erneuerbarer Energien erhöht hat. Vielmehr hat sie die Windenergie in Baden-Württemberg weniger stark ausgebaut als Landesregierungen anderer politischer Zusammensetzungen.«

Alkis Blanz, Ulrich Eydam, Maik Heinemann und Matthias Kalkuhl (2022): Energiepreiskrise und Klimapolitik: Sind antizyklische CO2-Preise sinnvoll?, in: ifo Schnelldienst, Nr. 5/2022
»Sollte Klimapolitik auf Energiepreisanstiege reagieren und kurzfristig CO2-Preise anpassen, um Haushalte zu entlasten? Alkis Blanz et al. zeigen, dass die Verwendung der Einnahmen aus der CO2-Bepreisung von entscheidender Bedeutung ist. Werden diese weitestgehend durch Steuersenkungen oder Transfers an Haushalte rückverteilt, sollten CO2-Preise nicht an kurzfristige Energiepreisschwankungen angepasst werden. Haushalte profitieren stärker von einer direkten Stabilisierung ihres Einkommens als von der Stabilisierung der Energiepreise. Werden Einnahmen aus der CO2-Bepreisung nicht rückerstattet, sind dagegen antizyklische CO2-Preise wohlfahrtserhöhend.«

Maria Waldinger und Franziska Wintersteller (2022): Wirtschaftliche Effekte langfristigen Klimawandels: Lehren aus der Kleinen Eiszeit, in: ifo Schnelldienst, Nr. 5/2022
»Historische Daten über die Bevölkerungszahlen und Durchschnittstemperaturen von 2 120 europäischen Städten in den Jahren 1600 bis 1850 zeigen, dass während der Kleinen Eiszeit (1400–1900) die Temperaturen in weiten Teilen Europas sanken. Es kam vielerorts zu Ernteausfällen. Die Temperaturveränderung beeinflusste die wirtschaftliche Entwicklung durch ihre Wirkung auf landwirtschaftliche Produktivität und Sterblichkeit. Die Städte hatten aber die Möglichkeit, sich an die Veränderungen anzupassen und so negative Folgen abzuschwächen. Städte, die Teil von großen Handelsnetzwerken waren, waren kaum von den negativen Effekten der Temperaturveränderungen betroffen.«

Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik (2022): Memorandum 2022. Raus aus dem Klimanotstand – Ideen für den Umbruch. Kurzfassung, Bremen, März 2022

Markus Demary / Anna-Lena Herforth / Jonas Zdrzalek (2022): How persistent are the current inflationary dynamics and how is monetary policy expected to respond? IW-Report Nr. 16/2022, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), April 2022
» We argue that the period of low inflation has come to an end based on six structural factors, which define the new inflationary environment.«

Simon Schumacher (2022): Ökonomische Entwicklung der pharmazeutischen Industrie 2021. IW-Kurzbericht, Nr. 36/2022, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), April 2022
»Immer neue Infektionswellen in der Corona-Pandemie, gestörte Transport- und Lieferketten, steigende Energiekosten: Während die konjunkturelle Erholung der deutschen Wirtschaft im Jahr 2021 vielfach gebremst wurde, verzeichnete die Pharmaindustrie am Standort einen deutlichen Wachstumsschub im Jahresverlauf.«

Bundesbank (2022): Zu den möglichen gesamtwirtschaftlichen Folgen des Ukrainekriegs: Simulationsrechnungen zu einem verschärften Risikoszenario, in: Deutsche Bundesbank Monatsbericht, April 2022, S. 15-31 

Bundesbank (2022): Die Schuldenbremse des Bundes: Möglichkeiten einer stabilitätsorientierten Weiterentwicklung, in: Deutsche Bundesbank Monatsbericht, April 2022, S. 53-70

Aus Politik und Zeitgeschichte, Heft 15-17/2022: Landwirtschaft
»Der Agrarsektor hat in den zurückliegenden Jahrzehnten einen tiefgreifenden Strukturwandel durchlebt: Gab es 1950 in der Bundesrepublik noch 1,6 Millionen landwirtschaftliche Betriebe, sind es heute nicht einmal mehr 300 000. Im selben Zeitraum ist die durchschnittliche Betriebsgröße stark gewachsen, und der technologische Fortschritt hat enorme Produktivitätssteigerungen ermöglicht. Was der Gesellschaft Ernährungssicherheit und Prosperität brachte, schlug sich im ländlichen Raum als „Höfesterben“ und im Verlust gewachsener dörflicher Lebensweisen nieder. Auch zeigen sich die negativen ökologischen Auswirkungen der intensiven Landnutzung immer deutlicher. So sehen sich Landwirte heute nicht nur mit einem Verlust an Einfluss und Wertschätzung konfrontiert, sondern zugleich mit gewachsenen Ansprüchen.«

Bundesbank (2022): Die deutsche Zahlungsbilanz für das Jahr 2021, in: Deutsche Bundesbank Monatsbericht, März 2022, S. 39-60

Andreas Baur und Lisandra Flach (2022): Deutsch-chinesische Handelsbeziehungen: Wie abhängig ist Deutschland vom Reich der Mitte?, in: ifo Schnelldienst, Nr. 4/2022
»Die Volksrepublik China ist in den letzten Jahren zu Deutschlands wichtigstem Handelspartner im internationalen Güterhandel aufgestiegen. Doch welche Abhängigkeiten ergeben sich daraus für die deutsche Wirtschaft? Im Rahmen einer Umfrage des ifo Instituts geben 46% aller Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes in Deutschland an, derzeit auf wichtige Vorleistungen aus China angewiesen zu sein. Von diesen Unternehmen plant allerdings auch fast jedes zweite, die Importe aus China in Zukunft zu reduzieren. Als wichtigste Gründe für diese Reduktion geben die Unternehmen den Wunsch nach einer stärkeren Diversifizierung, den störungsanfälligen und kostspieliger gewordenen Transport sowie politische Unsicherheit an. Auf gesamtwirtschaftlicher Ebene zeigt sich unter Berücksichtigung direkter und indirekter Wertschöpfungsverflechtungen, dass China als Zulieferer und Absatzmarkt eine wichtige, aber keinesfalls dominante Rolle für Deutschland einnimmt. Allerdings lassen sich mehrere kritische Industriegüter und Rohstoffe identifizieren, die Deutschland aus China bezieht und derzeit nur sehr schwer substituieren könnte.«

Julia Freuding und Johanna Garnitz (2022): Klassisches Recruiting vs. Active Sourcing: Externe Stellenausschreibung weiterhin dominierend, in: ifo Schnelldienst, Nr. 4/2022
»Das ifo Institut befragt im Auftrag von Randstad Deutschland quartalsweise über 1 000 deutsche Personalleiter*innen. Im ersten Quartal 2022 wurde unter anderem gefragt, inwieweit der Recruiting-Prozess der Unternehmen durch die Corona-Pandemie und die damit einhergehende Digitalisierung beeinflusst wurde. Grundsätzlich zeigt sich, dass klassisches Recruiting auch weiterhin dominiert. Die aktive Suche von potenziellen neuen Mitarbeiter*innen durch das Unternehmen selbst wird hingegen noch zögerlich betrieben, in einem Drittel der befragten Personalabteilungen findet sie überhaupt keine Anwendung. Die Daten zeigen jedoch auch, dass aktives Recruting abhängig von der Zielgruppe ist: Instrumente wie Social-Media-Kanäle beispielweise werden häufig bei der Suche nach neuen Auszubildenden, aber kaum bei der Suche nach Personal im Allgemeinen genutzt. Zudem wendet nur eines von vier Unternehmen eine Diversity-Strategie bei der Neubesetzung von Stellen an.«

Peter Haan et al. (2022): Kaufprämien für Elektro-Pkw verändern Zusammensetzung des deutschen Automarkts, in: DIW Wochenbericht Nr. 15+16/2022
»Die Elektromobilität wird in Deutschland in erster Linie durch eine Kaufprämie gefördert. Diese hat ein Volumen von etwa fünf Milliarden Euro bis zum Jahr 2025. Wie dieser Wochenbericht zeigt, kommt es auf dem deutschen Automobilmarkt seit der Einführung hoher Kaufprämien für Elektroautos zu erheblichen Verschiebungen: So nimmt die Zahl batterie-elektrischer Pkw deutlich zu, während die Zahl von Autos mit Verbrennungsmotor zurückgeht. Empirische Analysen bestätigen, dass die Erhöhung der Kaufprämie ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklungen ist. Der Wachstumspfad der Elektromobilität bleibt jedoch trotz der erhöhten Kaufprämie weit hinter dem Tempo zurück, das zur Erreichung der für das Jahr 2030 gesetzten Ziele erforderlich ist. Dafür ist es nötig, das klimapolitische Paket im Verkehrsbereich und die Verkehrswende insgesamt zu stärken. So ist neben dem deutlich schnelleren Ausbau der Ladeinfrastruktur vor allem der Abbau umweltschädlicher Subventionen im Verkehrssektor sehr wichtig. Längerfristig würde eine effektive CO2-Bepreisung von Kraftstoffen für verlässliche Anreize zum Kauf von Elektroautos sorgen. Dabei ist es jedoch wichtig, dass flankierende Maßnahmen, beispielsweise ein Mobilitätsgeld mit Entlastungen vor allem für Haushalte mit geringen und mittleren Einkommen, die zusätzlichen Belastungen und negative Verteilungswirkungen ausgleichen. Darüber hinaus sollten das Steuer- und Abgabensystem im Verkehrsbereich insgesamt stärker auf Umwelt- und Klimaschutz ausgerichtet sein und ambitioniertere CO2-Flottengrenzwerte verfolgt werden.«

Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose (2022): Von der Pandemie zur Energiekrise – Wirtschaft und Politik im Dauerstress. Gemeinschaftsdiagnose #1-2022, Halle (Saale), April 2022

Felix Chr. Matthes et al. (2022): Klimaschutz 2030: Ziele, Instrumente, Emissionsminderungslücken sowie die Verbesserung der Überprüfungs- und Nachsteuerungsregularien. Eine Untersuchung des Öko-Instituts für die Stiftung Klimaneutralität, Berlin: Stiftung Denkfabrik Klimaneutralität, April 2022
»Nur mit zusätzlichen Instrumenten bleiben die deutschen und europäischen Klimaziele erreichbar – so das Fazit eines Gutachtens, das das Öko-Institut im Auftrag der Stiftung Klimaneutralität erstellt hat. Mit dem Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG) hat Deutschland ein übergeordnetes Emissionsminderungsziel für Treibhausgase sowie ein System der Klimaschutzplanung rechtsverbindlich eingeführt. Demnach müssen die deutschen Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 65 Prozent gegenüber 1990 reduziert werden. Doch das Gutachten formuliert erhebliche Zweifel, ob die dazu im Koalitionsvertrag und in den letzten Tagen und Wochen von der Bundesregierung niedergelegten Maßnahmen ausreichen.«

Thomas Puls (2022): Am Ende der „Freundschaft”. Warum die bestehende Infrastruktur den Ersatz russischen Öls erschwert. IW-Kurzbericht Nr. 35, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), April 2022
»Russland ist Deutschlands wichtigster Rohöllieferant. Zwei Drittel der Ölimporte aus Russland werden über die „Družba-Pipeline“ abgewickelt. Die Versorgung der beiden ostdeutschen Raffinerien basiert auf dieser Pipeline. Mögliche Versorgungsalternativen werden kaum ausreichen, um einen Volllastbetrieb aufrecht zu erhalten, was insbesondere in Ostdeutschland zu spüren wäre. Dennoch zeichnet sich ab, dass die Abkehr der westlichen Firmen vom russischen Öl bald auch die Lieferungen durch die „Družba“ betreffen wird.«

Roschan Monsef und Finn Arnd Wendland (2022): Alle(s) im grünen Bereich? Erwerbstätige in der Zukunftsbranche erneuerbarer Energien. IW-Kurzbericht Nr. 34, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), April 2022
»Obwohl der Ausbaufortschritt zuletzt stagnierte: Die Bundesregierung möchte das Tempo der energetischen Umstellung auf erneuerbare Energien künftig beschleunigen. Der Handlungsdruck zur Umsetzung zeitnaher Fortschritte wächst. Gleichzeitig berichtet mehr als jeder zehnte Erwerbstätige von Berührungspunkten der eigenen Tätigkeit zur Querschnittsbranche der erneuerbaren Energien.«

Ronald Bachmann et al. (2022): The Impact of Robots on Labour Market Transitions in Europe. Ruhr Economic Papers No. 933, Essen: RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, 2022
»We study the effects of robot exposure on worker flows in 16 European countries. Overall, we find small negative effects on job separations and small positive effects on job findings. Labour costs are shown to be a major driver of cross-country differences: in countries with lower labour costs, robot exposure had more positive effects on hirings and more negative effects on separations. These effects were particularly pronounced for workers in occupations intensive in routine manual or routine cognitive tasks, but were insignificant in occupations intensive in non-routine cognitive tasks. For young and old workers in countries with lower labour costs, robot exposure had a beneficial effect on transitions. Our results imply that robot adoption increased employment and reduced unemployment in most European countries, mainly through lower job separation rates.«

Franziska Holz, Robin Sogalla, Christian von Hirschhausen und Claudia Kemfert (2022): Energieversorgung in Deutschland auch ohne Erdgas aus Russland gesichert. DIW aktuell Nr. 83, Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), April 2022
»Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die Abhängigkeit Deutschlands von Energielieferungen aus Russland erfordern ein Umdenken: Während die Debatte über ein sofortiges Energie-Embargo hochkocht, könnte auch Russland jederzeit seine Lieferungen einstellen. Deutschland bezog bisher rund 55 Prozent seines Erdgases aus Russland. Das DIW Berlin hat Szenarien entwickelt, wie das deutsche Energiesystem im europäischen Kontext schnellstmöglich von diesen Importen unabhängig werden könnte: Auf der Angebotsseite können Lieferungen anderer Erdgasexportländer einen Teil der russischen Exporte kompensieren. Die Versorgungssicherheit würde es erheblich stärken, wenn die Pipeline- und Speicherinfrastruktur effizienter genutzt wird. Auf der Nachfrageseite gibt es ein kurzfristiges Einsparpotenzial von 19 bis 26 Prozent der bisherigen Erdgasnachfrage. Mittelfristig ist insbesondere ein Schub in Richtung erneuerbarer Wärmeversorgung und höherer Energieeffizienz notwendig. Wenn Einsparpotenziale maximal genutzt und gleichzeitig die Lieferungen aus anderen Erdgaslieferländern so weit wie technisch möglich ausgeweitet werden, ist die deutsche Versorgung mit Erdgas auch ohne russische Importe im laufenden Jahr und im kommenden Winter 2022/23 gesichert.«

Lukas Menkhoff und Malte Rieth (2022): Kriegsbedingter Ölpreisanstieg erhöht Verbraucherpreise in Deutschland merklich und anhaltend. DIW aktuell Nr. 82, Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), April 2022
»Der Krieg in der Ukraine hat den seit Mitte des vergangenen Jahres zu beobachtenden Anstieg der Ölpreise verstärkt und schlägt sich für die VerbraucherInnen in Deutschland merklich in zahlreichen Preissteigerungen, wie bei den Kraftstoffpreisen und Heizkosten, nieder. Auch wenn der russische Angriff auf die Ukraine eine ganz neue Erfahrung im Nachkriegseuropa darstellt, sind solche Schocks auf den Ölmärkten vielfach beobachtet worden. Deshalb kann man recht verlässlich auf ein etabliertes Modell zurückgreifen, das die Wirkungen eines Ölpreisschocks auf die Wirtschaftsaktivität und die Verbraucherpreise über einen Zeitraum von gut zwei Jahren quantifiziert. Demnach erhöht der aktuelle Ölpreisschock die Verbraucherpreise in Deutschland um bis zu 1,5 Prozent und über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren – selbst wenn der Ölpreis schon wieder auf sein Vorkriegsniveau gefallen ist. Der Verbraucherpreisanstieg wird auch im gesamten Euroraum anhaltend sein.«

Clemens Fuest et al. (2022): Der Krieg in der Ukraine und seine Folgen. ifo Schnelldienst, Sonderausgabe, April 2022
»Der Angriff Russlands auf die Ukraine ist eine humanitäre Katastrophe und eine geopolitische Zeitenwende. Die ökonomische Lage verändert sich grundlegend. Deshalb veröffentlicht das ifo Institut eine Sonderausgabe des ifo Schnelldienstes.«

Franziska Holz, Claudia Kemfert, Hella Engerer und Robin Sogalla (2022): Europa kann die Abhängigkeit von Russlands Gaslieferungen durch Diversifikation und Energiesparen senken. DIW aktuell Nr. 81, Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), März 2022
»Die Erdgasversorgung der Europäischen Union stützte sich bisher zu einem großen Teil auf Lieferungen aus Russland. In Deutschland, Italien, Österreich und den meisten Ländern Ost- und Mitteleuropas war diese Abhängigkeit besonders hoch. Allerdings spielt Erdgas nicht in allen diesen Volkswirtschaften eine gleich große Rolle. Mit dem völkerrechtswidrigen Krieg Russlands in der Ukraine stellen sich die dringlichen Fragen, wie diese Abhängigkeit reduziert werden kann und was im Fall einer Lieferunterbrechung von russischen Erdgasexporten passieren würde. Dieser Bericht skizziert die Ausgangslage und diskutiert kurzfristige Anpassungsreaktionen. Modellrechnungen zeigen, dass die Europäische Union bei einem Komplettausfall russischer Erdgaslieferungen einen Großteil kompensieren kann. Kurzfristig stehen die effiziente Bewirtschaftung bestehender Infrastruktur, die Diversifizierung der Bezugsverträge sowie Maßnahmen zur Nachfrageanpassung im Mittelpunkt. Mittelfristig sollte der Ausbau erneuerbarer Energien im Kontext des EU Green Deal beschleunigt werden, inklusive eines zeitnahen Ausstiegs aus der Nutzung fossilen Erdgases, der die europäische Energiesicherheit weiter stärken würde.«

Christian Bayer, Alexander Kriwoluzky und Fabian Seyrich (2022): Stopp russischer Energieeinfuhren würde deutsche Wirtschaft spürbar treffen, Fiskalpolitik wäre in der Verantwortung. DIW aktuell Nr. 80, Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), März 2022
»Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine haben viele westliche Länder Sanktionen gegen Russland verhängt, insbesondere gegen die Finanzwirtschaft. Doch zu einer Sanktion konnten sich die EU und auch Deutschland bisher nicht durchringen: ein Embargo auf den Import russischer Energieträger. Dieses vielfach kritisierte Zögern begründet die Bundesregierung mit den wirtschaftlichen Auswirkungen, die ein Importstopp für die deutsche Wirtschaft haben könnte. Denkbar ist aber auch, dass Russland seine Lieferungen aussetzt. Die vorliegende Modellrechnung zeigt, durch welche Wirkungskanäle – mit einem Fokus auf der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage und vor allem dem privaten Konsum – ein Embargo oder Lieferstopp Deutschland treffen könnte. In dem Basisszenario erstrecken sich die BIP-Verluste über rund zehn Jahre und erreichen ihren Höhepunkt nach 18 Monaten mit einem Minus von drei Prozent. Gleichzeitig würde ein Importstopp zu einem Anstieg der Inflation um bis zu 2,3 Prozentpunkte führen. Das hier verwendete Modell wird dabei so aufgesetzt, dass es die Schwachpunkte einer kürzlich erschienenen Studie adressiert, indem es sowohl den privaten Konsum als auch die Wechselwirkungen im Euroraum miteinbezieht. Beide Studien zusammen ergeben ein immer besseres Bild der Wirkungsmechanismen eines Energieembargos auf die deutsche Wirtschaft. Das Modell macht eine Reihe von Annahmen, die in den meisten Fällen realistisch und angemessen sind. Jedoch muss betont werden, dass es noch nie ein solches Embargo in einer solchen Situation gegeben hat, so dass jegliche Annahmen mit Unsicherheit verbunden sind. Die Resultate auf Basis des Modells deuten die Größenordnung der Effekte eines Embargos an und sollen dazu dienen, der Politik eine Orientierung bei einem möglichen Lieferstopp zu geben.«

Eva Kleifgen, Duncan Roth, and Ignat Stepanok (2022): The Covid-19 pandemic and international supply chains. IAB-Discussion Paper 05/2022, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), März 2022
»Die Covid-19 Pandemie hatte einen beträchtlichen Einbruch des internationalen Handels zur Folge, wodurch auch Fragen zur Zukunft internationaler Handelsketten aufgeworfen wurden. Anhand eines Betriebs-Surveys, welches mit administrativen Daten verbunden werden konnte, untersuchen wir, wie Betriebe in Deutschland ihre Lieferketten aufgrund von pandemiebedingten Störungen angepasst haben. Unseren Ergebnissen zu folge weisen Betriebe, bei denen es aufgrund der Pandemie zu Einschränkungen im Bezug von Vorleistungen oder Zwischenprodukten gekommen ist, im Vergleich zu Betrieben ohne solche Beeinträchtigungen eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit auf, einen oder mehrere Lieferanten ausgetauscht zu haben. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn es zu Problemen beim Bezug aus dem Ausland gekommen ist. Betriebe, die von solchen Einschränkungen betroffen sind, haben darüber hinaus eine höhere Wahrscheinlichkeit, weiter entfernte Lieferanten mit näher gelegenen ersetzt zu haben. Den Ergebnissen zufolge handelt es sich dabei jedoch um temporäre Anpassungen.«

Johann Fuhrmann (2022): New Kids on the Block: AIIB und NDB. Neue multilaterale Entwicklungsbanken als Eckpfeiler chinesischer Großmachtpolitik?, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, März 2022
»Fast gleichzeitig sind zwei neue Institutionen auf dem Weltmarkt angetreten, um Einfluss auf die Entwicklungsfinanzierung zu nehmen: Unter massiver Mitwirkung Chinas wurden Mitte der 2010er Jahre die Neue Entwicklungsbank (NDB) der BRICS-Staaten, mit Hauptsitz in Shanghai, sowie die Asiatische Infrastrukturinvestmentbank (AIIB), mit Sitz in Peking, aus der Taufe gehoben. Durch die Gründung dieser neuen multilateralen Entwicklungsbanken (MEB) mit weltweiter Unterstützung drängt China auf eine Rolle, die spätestens seit dem Ende des Kalten Krieges den USA vorbehalten schien und untermauert seine globalen Führungsansprüche.«

Martin Krzywdzinski, Sabine Pfeiffer, Maren Evers, and Christine Gerber (2022): Measuring work and workers. Wearables and digital assistance systems in manufacturing and logistics. Discussion Paper SP III 2022–301, Berlin: WZB Berlin Social Science Center, March 2022
»The smart glove or smart data glasses: Digitalization of work means that technology is moving closer to the bodies of employees. It can make movements, vital signs and even emotions visible. Technologies which many people use privately to monitor their sporting activities or health opens up a new dimension of control in the workplace, but also the possibility of supporting employees in complex work processes. Based on case studies of companies in manufacturing and logistics as well as a survey of employees, this study provides insights into operational use cases of wearables and the assessments of employees. It reveals contradictory experiences and a high importance of co-determination and co-design of new technologies by employees and works councils as a condition for using new technologies for improving work quality.«

Guntram B. Wolff (2022): The EU Without Russian Oil and Gas, in: Intereconomics, No. 2/2022
»Following the Russian invasion and brutal attack on Ukraine, the West and in particular the United States, the United Kingdom, Canada and the EU have agreed on a number of major and far-reaching sanctions. And while these sanctions had strong effects on the Russian economy, they are falling short of their goal of ending Russia’s attack and bringing its economic capacity for war to an end. Further sanctions on Russian oil and gas need to be discussed.«

Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (2022): Aktualisierte Konjunkturprognose 2022 und 2023, Wiesbaden, 30.03.2022

Jan Behringer et al. (2022): Ukraine-Krieg erschwert Erholung nach Pandemie. Prognose der wirtschaftlichen Entwicklung 2022/2023. IMK Report Nr. 174, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), März 2022
»Der Ukraine-Krieg belastet durch das Emporschnellen der Energiepreise und den Produktionsstopp in wichtigen ukrainischen Zulieferbetrieben unmittelbar die wirtschaftliche Aktivität in Deutschland. Daher werden zwei Szenarien prognostiziert, die die kriegs- und sanktionsbedingten Unsicherheiten durch unterschiedliche Verläufe der Rohöl- und Gaspreise sowie der Risikoprämien von Investitionen abbilden. Im Basisszenario beträgt der Anstieg des BIP 2022 im Jahresdurchschnitt 2,1 % und im Risikoszenario sinkt es in diesem Jahr um durchschnittlich 0,3 %. Im Risikoszenario ist die Erholung mit 4,3 % im Jahresverlauf 2023 kräftig, kommt aber in der Jahresdurchschnittsrate von 1,4 % infolge eines hohen statistischen Unterhangs aus 2022 kaum zum Ausdruck. Im Basisszenario beträgt der Zuwachs durchschnittlich 3,2 %. Die Arbeitslosenquote steigt im Risikoszenario im Jahresverlauf 2022 aufgrund der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung an und geht dann 2023 im Verlauf wieder deutlich zurück. Im Jahresdurchschnitt 2022 beträgt die Arbeitslosenquote im Basisszenario 4,9 % und 5,3 % im Risikoszenario. 2023 ist die Arbeitslosenquote im Risikoszenario (5,3 %) um 0,7 Prozentpunkte höher als im Basisszenario (4,6 %). In beiden Szenarien steigt die Inflation 2022 stark an: im Basisszenario um 6,2% und im Risikoszenario 8,2 %. Im nächsten Jahr flacht sie dann auf 2,2 % bzw. 2,4 % ab.«

Jan Behringer und Sebastian Dullien (2022): Corona-Ersparnisse deutscher Haushalte stützen Konsum im Energiepreisschock. IMK Policy Brief Nr. 119, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), März 2022
»Die privaten Haushalte in Deutschland haben während der Pandemiejahre 2020 und 2021 aufgrund von eingeschränkten Konsummöglichkeiten in der Abgrenzung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung rund 194 Mrd. Euro an zusätzlichen Ersparnissen gebildet, wobei davon etwas mehr als die Hälfte bei der breiten Masse der Haushalte angefallen ist. Basierend auf Umfragen und Daten aus den Laufenden Wirtschaftsrechnungen ist damit zu rechnen, dass von dieser Ersparnis in den kommenden zwölf Monaten etwa 40 Mrd. Euro in den Konsum fließt und damit die Konjunktur in den Zeiten des Energiepreisschocks stützt. Allerdings hat die Mehrheit der privaten Haushalte keine Zusatzersparnisse gebildet, sodass diese keinen zusätzlichen Puffer zur Abfederung des Energiepreisschocks haben.«

Umweltbundesamt (Hrsg.) (2022): Die Risiken des Klimawandels für Deutschland. Ergebnisse der Klimawirkungs- und Risikoanalyse 2021 sowie Schlussfolgerungen der Interministeriellen Arbeitsgruppe „Anpassung an den Klimawandel“, Dessau-Roßlau: Umweltbundesamt, Februar 2022

Bettina Rudloff (2022): Wirtschaftliche Resilienz: Kompass oder Catchword? Welche Fallstricke und Folgeeffekte die EU im Krisenmanagement beachten muss, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik. Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit, Februar 2022

Michael Reckordt (2022): Heißes Eisen für kaltes Klima? Wie der Metallverbrauch zur Klimakrise beiträgt und warum wir eine klimagerechte Rohstoffwende brauchen, Berlin: Rosa-Luxemburg-Stiftung, Januar 2022
»Um der Klimakrise Einhalt zu gebieten, werden bislang vor allem technologische Lösungen herangezogen. Vielen geht es darum, das bisherige Wirtschaften und Leben mit möglichst wenigen Veränderungen fortzuführen. Dieses «Weiter so» blendet Gerechtigkeitsfragen aus. Die Folgen der Klimakrise und des Rohstoffabbaus sind aber global ungleich verteilt. Ebenso ist weder die Rohstoff- noch die Energienutzung global gerecht. In dieser Publikation beschäftigen wir uns mit den Klima-, Umwelt- und sozialen Folgen des Bergbaus und der Rohstoffproduktion von Metallen. Metalle sind die Basis unseres Zusammenlebens und für die sogenannten grünen Technologien. Ohne sie keine Windkraft- oder Solaranlagen, keine Elektroautos, keine Digitalisierung. Nahezu alle Studien der Internationalen Energieagentur, der Weltbank, der EU-Kommission, der Bundesregierung oder der GIZ prognostizieren stark wachsende Metallbedarfe. Doch sind diese Bedarfe überhaupt mit den Klimaschutzzielen und mit Klimagerechtigkeit zu vereinbaren? Und wenn nein, wie kann eine Rohstoffwende gelingen, die den absoluten Verbrauch von metallischen Rohstoffen reduziert und dennoch den Übergang ins post-fossile Zeitalter ermöglicht.«

Bundesrechnungshof (2022): Bericht nach § 99 BHO zur Steuerung des Klimaschutzes in Deutschland, Bonn, 23.03.2022
„Deutschlands Klimaschutzziele sind in Gefahr. Bislang steuert die Bundesregierung ihre Klimaschutzpolitik nicht ausreichend“, sagt der Präsident Kay Scheller zu einem aktuellen Sonderbericht des Bundesrechnungshofes. „Fast allen Klimaschutzmaßnahmen fehlen Vorgaben, wie viel Treibhausgasemissionen damit eingespart werden sollen. Die Koordinierung zwischen den Ressorts läuft noch nicht rund. Zudem fehlt ein Überblick über die Klimawirkung der Ausgaben und Einnahmen im Bundeshaushalt“, so Scheller weiter.

Stefan Bach, Peter Haan und Katharina Wrohlich (2022): Abschaffung der Lohnsteuerklasse V sinnvoll, ersetzt aber keine Reform des Ehegattensplittings, in: DIW Wochenbericht Nr. 10/2022

Galina Kolev (2022): Russlands Relevanz für die Lieferketten der deutschen Wirtschaft. IW-Kurzbericht Nr. 23/2022, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), März 2022
»Deutschland ist stark von Energieimporten aus Russland abhängig. Zwar kommen nur 2,7 Prozent der gesamten deutschen Warenimporte aus Russland. Doch die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von Lieferungen aus Russland ist wesentlich stärker als die reinen Zahlen suggerieren, da Deutschland von dort vornehmlich Rohstoffe importiert, die am Anfang der Wertschöpfungskette stehen.«

Henning Wilts (2022): The circular economy. Kick-starting the transformation, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, 2022

Michael Grömling, Tobias Hentze und Holger Schäfer (2022): Wirtschaftliche Auswirkungen der Corona-Pandemie in Deutschland, in: IW-Trends, Heft 1/2022
»Die Corona-Pandemie bestimmt zwei Jahre nach ihrem erstmaligen Auftreten in Deutschland nach wie vor das gesellschaftliche und ökonomische Leben. Selbst wenn im Jahresverlauf 2022 die gesamtwirtschaftliche Leistung wieder das Vorkrisenniveau erreicht, entstehen weiterhin Einbußen im Vergleich zu einem Zustand ohne die Pandemie. Eine erste ökonomische Bilanz der Corona-Pandemie verbucht eine robuste Arbeitsmarktentwicklung. Über das Jahr 2021 war größtenteils ein Aufbau an Beschäftigung und ein Abbau an Arbeitslosigkeit zu beobachten und die aktuellen Niveaus liegen nahe am Vorkrisenstand. Einzig der Blick auf die Langzeitarbeitslosen trübt die Arbeitsmarktbilanz. Aufgrund der Arbeitsmarkterholung gab es zuletzt bei den Arbeitsentgelten sowie bei den Unternehmens- und Vermögenseinkommen keine Defizite gegenüber dem Vorkrisenniveau, allerdings gegenüber einer kontrafaktischen Entwicklung ohne die Pandemie. In den vergangenen beiden Jahren können die realen Wertschöpfungsausfälle in Deutschland auf knapp 340 Milliarden Euro veranschlagt werden. Dabei kam es zu Konsumeinbußen von rund 300 Milliarden Euro. Hätte es die Pandemie nicht gegeben, dann wären die Investitionen um gut 60 Milliarden Euro höher ausgefallen. Pandemiebedingte Staatsausgaben und der Außenhandel dämpften im zweiten Corona-Jahr die Nachfrageausfälle merklich ab. Die Pandemie hat die Konsolidierung des deutschen Staatshaushalts abrupt unterbrochen. Das Haushaltsdefizit stieg infolge einbrechender Steuereinnahmen und gleichzeitig ansteigender Staatsausgaben stark an. Im Vergleich zur globalen Finanzmarktkrise mit einer Schuldenstandsquote von 82 Prozent fällt die aktuelle Staatsverschuldung mit knapp 70 Prozent des nominalen Bruttoinlandsprodukts deutlich geringer aus.«

Berend Diekmann und Michael Kilpper (2022): Zollkrieg und Handelsabkommen zwischen den USA und China, in Wirtschaftsdienst, Heft 3/2022
»Vier Jahre nach Beginn des chinesisch-amerikanischen Zollkriegs und zwei Jahre nach der Unterzeichnung des Phase-One-Abkommens ist ein guter Zeitpunkt gekommen, um die Auswirkungen der Außenhandelspolitik auf die US-Wirtschaft zu untersuchen. Auch wenn die Entwicklungen seit 2019 von anderen Faktoren überlagert und sogar dominiert wurden, fällt dieses Fazit aber eindeutig negativ aus, wie der vorliegende Beitrag zeigt.«

Philipp Steinberg, Holger Lüthen, Lukas Gehring und Daniel Schulz-Bianco (2022): Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds – eine (Zwischen-)Bilanz, in: Wirtschaftsdienst, Heft 3/2022
»Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) ist eines von mehreren staatlichen Unterstützungsinstrumenten, die zur Bekämpfung der Folgen der Coronakrise aufgelegt wurden. Der WSF wurde für Unternehmen mit besonderer (volks-)wirtschaftlicher Bedeutung konzipiert. Dabei verfügt der Fonds über ein breites Spektrum an eigenkapitalähnlichen Hybridinstrumenten, wie stillen Beteiligungen und Nachrangdarlehen, wobei im Ausnahmefall auch offene Beteiligungen eingesetzt werden. Trotz der geringen Zahl stabilisierter Unternehmen zeigt sich, dass der WSF ein wichtiger Baustein der Krisenarchitektur ist – dank passgenauer Stabilisierungslösungen konnten wichtige Unternehmen erfolgreich stabilisiert werden.«

Jan Greitens (2022): Georg Friedrich Knapp und die Modern Monetary Theory, in: Wirtschaftsdienst, Heft 3/2022
»Aus Anlass der Wiederveröffentlichung des Sonderhefts „Georg Friedrich Knapp – ein literarisches Bildnis“ im Wirtschaftsdienst zum 80. Geburtstag von Knapp vor genau 100 Jahren wird der Versuch unternommen, Person und Werk des Wissenschaftlers aus heutiger Sicht zu würdigen und die aktuelle Kontroverse um ihn zu beleuchten, denn die Modern Monetary Theory sieht in Knapp ihren Ursprung.«

Pauline Mattsson, Simon Beesch und Christopher Roitzsch (2022): Reorganisation von Forschung und Entwicklung in Medizintechnik-Unternehmen am Standort Deutschland. Auswirkungen von Entwicklungen in Boston und Shanghai. Working Paper Forschungsförderung Nr. 240, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, März 2022
»In diesem Working Paper werden räumliche Reorganisationstrends von Forschung und Entwicklung in der Medizintechnik betrachtet. In Deutschland ansässige medizintechnische Großunternehmen sehen sich einem wachsenden Druck ausgesetzt, internationale Wissensressourcen und Marktsegmente zu erschließen. Beispielhaft wird anhand der Technologiestandorte Boston und Shanghai diskutiert, welche Auswirkungen diese Entwicklung hierzulande auf Wertschöpfungsketten, Aspekte der Mitbestimmung und Arbeitsbedingungen von Beschäftigten hat.«

Moritz Schasching und Klaus Wohlrabe (2022): Branchen im Fokus: Gastronomie, in: ifo Schnelldienst, Nr. 3/2022
»Die Gastronomie gehört mit zu den Branchen, die am schwersten von der Corona-Pandemie getroffen worden ist. In dem Artikel wird die Entwicklung der Branche anhand offizieller Statistiken und ifo-Umfragedaten über die letzten Jahre nachgezeichnet. Nach zwei schweren Jahren keimte im Februar wieder etwas Hoffnung auf bessere Geschäfte auf.«

International Energy Agency (2022): A 10-Point Plan to Reduce the European Union’s Reliance on Russian Natural Gas, Paris, March 2022

European Commission (2022): REPowerEU: Joint European action for more affordable, secure and sustainable energy, Strasbourg, 8.3.2022

Leopoldina. Nationale Akademie der Wissenschaften (Hrsg.) (2022): Wie sich russisches Erdgas in der deutschen und europäischen Energieversorgung ersetzen lässt. Ad-hoc-Stellungnahme,  8. März 2022, Halle, 2022
»Der Krieg gegen die Ukraine hat zu einer intensiven Debatte über angemessene Wirtschaftssanktionen der Europäischen Union (EU) gegenüber Russland geführt. Dabei steht auch die Maßnahme zur Diskussion, keine russischen Erdgaslieferungen in die EU mehr zuzulassen. Zugleich könnte Russland jederzeit selbst die Entscheidung treffen, seine Erdgaslieferungen in die EU einzustellen – etwa bei einer Ausweitung der SWIFT-Sanktionen. In beiden Fällen wäre Deutschland stark betroffen. Diese Ad-hoc-Stellungnahme der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina diskutiert, auf welche Weise und wie schnell russisches Erdgas in der EU und speziell in Deutschland kurz- sowie mittelfristig durch den Einsatz anderer, insbesondere erneuerbarer Energieträger ersetzt werden könnte. Dabei erweist es sich als sinnvoll, die kurz-, mittel- und langfristigen Aspekte der Substitution des russischen Erdgases getrennt zu diskutieren, immer vor dem Hintergrund geostrategischer Überlegungen zur mittelfristigen Transformation der Energieversorgung und mit dem langfristigen Ziel eines resilienten und klimaneutralen europäischen Energiesystems. Die Stellungnahme kommt zu dem Schluss, dass auch ein kurzfristiger Lieferstopp von russischem Gas für die deutsche Volkswirtschaft handhabbar wäre. Engpässe könnten sich im kommenden Winter ergeben, es bestünde jedoch die Möglichkeit, durch die unmittelbare Umsetzung eines Maßnahmenpakets die negativen Auswirkungen zu begrenzen und soziale Auswirkungen abzufedern.«

Rüdiger Bachmann (2022): What if? The economic effects for Germany of a stop of energy imports from Russia. ECONtribute Policy Brief No. 028, Bonn/Cologne, March 2022
»The researchers analyzed the potential economic impact of a cut-off from Russian energy imports. The result: The consequences would be substantial, but manageable. Germany would not run out of energy. However, oil, hard coal and gas would have to be imported from other countries and industry would have to be restructured in the long term. According to the study, gross domestic product (GDP) would decline by something between 0.5 and 3 percent in the short term, which is equivalent to costs between 100 and 1,000 euros per year and inhabitant. For comparison: GDP fell by 4.5 percent in 2020 due to the Corona pandemic.«
➔ Moderate GDP Decline Expected if Russian Energy Imports Stopped (08.03.2022)

Wolfgang Bessler und Marc Steffen Rapp (2022):  Die Hauptversammlung im Zeitalter institutioneller Investoren. Mitbestimmungsreport Nr. 72, Düsseldorf: Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung (I.M.U.), Februar 2022
»Die Hauptversammlung stellt neben dem Aufsichtsrat und dem Vorstand die dritte zentrale Institution in der Führungsstruktur deutscher Aktiengesellschaften dar. Gerade in börsennotierten Gesellschaften nehmen zunehmend institutionelle Investoren und von ihnen beauftragte Stimmrechtsberater maßgeblichen Einfluss auf die Abstimmungsergebnisse auf der Hauptversammlung. Dieser Report würdigt kritisch die daraus resultierenden Folgen für das Deutsche Corporate Governance System und die Mitbestimmung.«

Wolfgang Bessler und Marc Steffen Rapp (2022): Die Rolle institutioneller Investoren als Eigentümer börsenorientierter Gesellschaften in Deutschland. Mitbestimmungsreport Nr. 71, Düsseldorf: Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung (I.M.U.), Februar 2022
»Die Anteilseigner-Strukturen börsennotierter Gesellschaften haben sich in den Jahren seit der Finanzkrise 2007/08 fortlaufend verändert und die Verhältnisse der alten Deutschland AG weiter hinter sich gelassen. Die vorliegende Studie zeigt insbesondere die Veränderungsprozesse mit Blick auf die so genannten „Institutionellen Investoren“ und die Gewichtsverteilung zwischen verschiedenen Untertypen dieser Investoren.«

Christian Pfaffl et al. (2022): Digitale Transformation – wie kann Deutschland zu den führenden Nationen aufschließen?, in: ifo Schnelldienst, Nr. 2/2022
»Deutschland liegt im internationalen Vergleich bei der Digitalisierung nur im Mittelfeld. Großer Nachholbedarf besteht vor allem bei digitalen Dienstleistungen der öffentlichen Verwaltung sowie bei der digitalen Innovationsfähigkeit der Unternehmen. Behindern ein zu enger Regulierungsrahmen sowie fehlende digitale Kompetenzen und Datenschutzbedenken den digitalen Aufbruch? Welche Rahmenbedingungen kann die Politik für eine erfolgreiche Transformation in den kommenden Jahren setzen?«

Jasmina Kirchhoff (2022): Vorleistungsverflechtungen der deutschen Pharmaindustrie im internationalen Vergleich, in: IW-Trends, Heft 1/2022
»Infolge der Corona-Pandemie verstärkten sich auch in Deutschland die Forderungen nach einer Rückverlagerung pharmazeutischer Produktionen. Als Argument wird eine strategische Abhängigkeit von nicht europäischen Wirkstoff- und Arzneimittelherstellern angeführt. Doch die deutsche Pharmaindustrie bezieht ihre pharmazeutischen und chemischen Vorleistungen überwiegend aus dem Inland und aus dem europäischen Ausland. Diese regionale Struktur zeigt sich ebenfalls in den pharmazeutischen und chemischen Industrien der wichtigsten Zulieferländer von Vorleistungen der deutschen Pharmaindustrie. Vorleistungsbezüge aus China und Indien spielen in den betrachteten Branchen wichtiger Kooperationsländer der deutschen Pharmaindustrie eine untergeordnete Rolle. Somit kann keine dominierende Abhängigkeit der deutschen Pharmaproduktion von diesen beiden asiatischen Ländern attestiert werden. Da aber Preise für generische Wirkstoffe und Arzneimittel im Vergleich zu innovativen Produkten sehr niedrig sind und Vorleistungen wertmäßig erfasst werden, kann trotz des geringen Anteils Chinas an den Vorleistungsbezügen eine Abhängigkeit bei einzelnen generischen Produkten vorliegen. Eine strategische Stärkung des deutschen Pharmastandorts kann kaum über eine generische Produktionsausweitung gelingen. Vielmehr braucht es ein gut abgestimmtes standortpolitisches Maßnahmenpaket, um ansässige Firmen dauerhaft vor Ort zu halten und den Aufbau neuer innovativer Produktionen zu befördern. Dies zahlt auch auf die Versorgungssicherheit ein, denn die patentgeschützten innovativen Arzneimittel von heute sind die Generika von morgen.«

Tim Zahn et al. (2022): Grenzenlose Ausbeutung. Arbeitsmigrant*innen in den Lieferketten deutscher Supermärkte, Berlin: Oxfam Deutschland, Februar 2022
»Hungerlöhne, Pestizide, Diskriminierung: Arbeiter*innen auf Bananen- und Ananasplantagen in Costa Rica sowie auf Wein- und Tafeltraubenfeldern Südafrikas arbeiten unter katastrophalen Bedingungen. Besonders betroffen sind Arbeitsmigrant*innen. Oxfam hat mit Hilfe seiner Partnerorganisationen vor Ort und seinen Unterstützer*innen in Deutschland Lieferverbindungen von den Plantagen und Anbaugebieten zu deutschen Supermärkten recherchiert. Das Ergebnis: Wir fanden Verstöße gegen Arbeits- oder Menschenrechte bei Zulieferern aller großen deutschen Supermarktketten. Die Supermärkte sind in der Pflicht: Sie müssen Menschenrechte in ihren Lieferketten achten und gerechte Preise an Zulieferer zu zahlen, um damit Löhne für die Arbeiter*innen zu ermöglichen, von denen diese sich und ihre Familien ernähren können. Aber auch die Bundesregierung und die Europäische Union müssen tätig werden und die nötigen rechtlichen Voraussetzungen schaffen, damit unser Essen nicht mehr auf Ausbeutung beruht.«

Christian Groß, Gert G. Wagner und Barbara Leier (2022): Versicherungspflicht gegen Naturgefahren: Neue Entwicklungen, Verfassungskonformität und Akzeptanz in der Bevölkerung, Berlin: Sachverständigenrat für Verbraucherfragen, Februar 2022

Thomas Kingreen (2022): Vereinbarkeit einer Versicherungspflicht gegen Elementarschäden an Wohngebäuden mit europäischem Unionsrecht und deutschem Verfassungsrecht, Berlin: Sachverständigenrat für Verbraucherfragen, Februar 2022

Johannes Becker (2022): Ehegattenbesteuerung in Deutschland, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, Januar 2022

Sebastian Horn, Carmen M. Reinhart, Christoph Trebesch (2022): Hidden Defaults. Kiel Working Paper No. 2208, Kiel: Kiel Institute for the World Economy (IfW), January 2022
»China’s lending boom to developing countries is morphing into defaults and debt distress. Given the secrecy surrounding China’s loans, also the associated defaults remain “hidden”, as missed payments and restructuring details are not disclosed. We construct an encompassing dataset of sovereign debt restructurings with Chinese lenders and find that these credit events are surprisingly frequent, exceeding the number of sovereign bond or Paris Club restructurings. Chinese lenders follow a resolution approach reminiscent of 1980s Western lenders; they seldom provide deep debt relief with face value reduction. If history is any guide, multi-year debt workouts with serial restructurings lie in store.«

Wissenschaftsplattform Klimaschutz (2022): Auf dem Weg zur Klimaneutralität: Umsetzung des European Green Deal und Reform der Klimapolitik in Deutschland. Jahresgutachten 2021, Berlin: Wissenschaftsplattform Klimaschutz (WPKS), Februar 2022

Fritz Reusswig und Christoph Schleer (2021): Auswirkungen von Klimaschutzmaßnahmen auf Akteursgruppen im Hinblick auf Veto- und Aneignungspositionen. Literaturstudie zur gesellschaftlichen Resonanzfähigkeit von Klimapolitik im Auftrag der Wissenschaftsplattform Klimaschutz, Berlin, Potsdam, Oktober 2021

Markus Brunnermeier und Jean-Pierre Landau (2022): The digital euro: policy implications and perspectives, Luxembourg: European Parliament, January 2022
»The study identifies the fundamental rationale for a possible issuance of a digital euro: to preserve the role of public money in a digital economy. It outlines the policy options, trade-offs as well as design issues that its creation would raise.«

Felix Schmidt (2022): Taper Tantrum 2.0 erscheint unwahrscheinlich, Frankfurt am Main: KfW Research, Februar 2022
»Die geldpolitische Wende in den USA wird Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte haben. Für die Schwellenländer besteht die Gefahr, dass es ähnlich wie 2013 zu Kapitalabflüssen kommen könnte, Turbulenzen in den Anleihe- und Währungsmärkten wären eine mögliche Folge. Im Vergleich zu 2013 haben sich die makroökonomischen Voraussetzungen vieler Schwellenländer aber deutlich verbessert. Beispielsweise wurden Leistungsbilanzdefizite verringert und Devisenreserven aufgebaut. Die Studie untersucht sechs Schwellenländer anhand von makroökonomischen Indikatoren und zeigt, dass sich diese in fünf der untersuchten Volkswirtschaften überwiegend positiv entwickelt haben. Die einzige Ausnahme stellt die Türkei dar, die heute deutlich verwundbarer als im Jahre 2013 erscheint.«

Oya Celasun et al. (2022): Supply Bottlenecks: Where, Why, How Much, and What Next? Working Paper No. 2022/031, Washington: International Monetary Fund (IMF), February 2022
»Supply constraints hurt the economic recovery and boosted inflation in 2021. We find that in the euro area, manufacturing output and GDP would have been about 6 and 2 percent higher, respectively, and half of the rise in manufacturing producer price inflation would not have occurred in the absence of supply bottlenecks. Globally, shutdowns can explain up to 40 percent of the supply shocks. Sectors that are more reliant on differentiated inputs—such as autos—are harder hit. Late last year industry experts expected supply shortages for autos to largely dissipate by mid-2022 and broader bottlenecks by end-2022, but given the Omicron wave, disruptions will last for longer, possibly into 2023. With supply constraints adding to price pressures, the challenge for policymakers is to support recovery without allowing high inflation to become entrenched.«

Wolfgang Nierhaus (2022): Realwert des Bruttoinlandsprodukts und Terms of Trade: Ergebnisse für das Jahr 2021, in: ifo Schnelldienst, Heft 2/2022
»Das Statistische Bundesamt veröffentlicht neben dem preisbereinigten Bruttoinlandsprodukt auch den Realwert des Bruttoinlandsprodukts. Die beiden Indikatoren unterscheiden sich um den Terms-of-Trade-Effekt. Im Jahr 2021 musste die deutsche Wirtschaft aufgrund der verschlechterten Terms of Trade im Warenhandel kräftige Realeinkommensverluste hinnehmen. Dem standen überraschend hohe Handelsgewinne aus Terms-of-Trade-Verbesserungen im Dienstleistungsverkehr gegenüber, die die Einbußen im Warenverkehr allerdings nicht kompensieren konnten.«

Gisela Färber und Joachim Wieland (2022): Rechtliche und verwaltungsorganisatorische Möglichkeiten einer Klimaprämie, Februar 2022

Franziska Holz et al. (2022): Zukunft des europäischen Energiesystems: Die Zeichen stehen auf Strom, in: DIW Wochenbericht Nr. 6/2022
»Die Umstellung des europäischen Energiesystems auf einen geringeren Ausstoß von Treibhausgasen wird einen grundsätzlichen Wandel der Art und Weise erfordern, wie Energie bereitgestellt, transportiert und genutzt wird. Als hauptsächliche Energieträger kommen Strom, Wasserstoff und synthetisches Gas in Frage. Die kostengünstigste Option ist die weitgehende Elektrifizierung aller Wirtschaftssektoren. Unabhängig von der genauen Ausgestaltung des zukünftigen europäischen Energiesystems gibt es einige Politikmaßnahmen, die notwendig sind, um das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen: Ein umfangreicher Ausbau der Erzeugungskapazitäten erneuerbarer Energien, das möglichst schnelle Ende der Nutzung der fossilen Energieträger Kohle und Erdgas, sowie eine stärkere Nutzung von Elektrizität als Energieträger. Die zukünftige Rolle von neuen Energieträgern wie Wasserstoff und synthetischem Gas ist jedoch noch unklar.«

Karsten Neuhoff, Maximilian Longmuir, Mats Kröger und Franziska Schütze (2022): Gaspreisschock macht kurzfristige Unterstützung und langfristige Effizienzverbesserung erforderlich. DIW aktuell Nr. 78, Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), 03.02.2022

Jürgen Matthes (2022): Italiens Bankensystem und die Coronakrise. Risiken durch die enge Verflechtung zwischen Staaten und Banken, in: Wirtschaftsdienst, Heft 2/2022
»Das italienische Bankensystem ist bislang recht gut durch die Coronakrise gekommen. Dazu haben umfangreiche staatliche Hilfsmaßnahmen ebenso beigetragen wie Vorkrisenreformen mit Blick auf Altlasten aus der Euro-Schuldenkrise. Dazu zählen der Abbau notleidender Kredite und der Aufbau von Kapitalpuffern. Doch 2022 könnten Firmeninsolvenzen zur erneuten Belastungsprobe werden, wenn staatliche Kreditgarantien und -moratorien allmählich auslaufen. Risiken liegen für das italienische Bankensystem mittelfristig vor allem in der engen Verflechtung zwischen Staat und Banken. Eine Staatsschuldenkrise droht damit rasch zu einer umfassenden Wirtschaftskrise zu werden.«

Norbert J. Michel (2022): Systemic Risk Regulation and the Myths of the 2008 Financial Crisis. Cato Briefing Paper No. 132, Washington, DC: Cato Institute, February 2022
»The conventional story about the 2008 financial crisis is that, after the so‐​called “shadow banks” made too many risky bets, trouble at one large money market mutual fund (MMF) ignited a contagious run on other MMFs and it quickly spread throughout short‐​term credit markets. This contagion was only arrested, the story goes, after the federal government provided widespread financial guarantees.«

Bundesbank (2022): Klimawandel und Klimapolitik: Analysebedarf und -optionen aus Notenbanksicht, in: Deutsche Bundesbank Monatsbericht, Januar 2022
»Neben den gesamtwirtschaftlichen Folgen von Extremwetterereignissen und des allmählichen Temperaturanstiegs dürften in näherer Zukunft insbesondere die Auswirkungen der Klimapolitik in den Fokus rücken. Maßnahmen wie die erhebliche Verteuerung des Ausstoßes von Treibhausgasen sollen weitgehende wirtschaftliche Anpassungsprozesse in Gang bringen. Deshalb wird nicht nur der Klimawandel selbst, sondern auch die Klimapolitik verschiedene Branchen unterschiedlich stark treffen. Auch werden bestimmte Regionen vermutlich stärker erfasst werden als andere. Diese Divergenzen können die gesamtwirtschaftliche Dynamik und die geldpolitische Transmission beeinflussen. Klimawandel und Klimapolitik können zudem zu Risikokonzentrationen führen, die zum Aufbau systemischer Risiken im Finanzsystem beitragen und so möglicherweise die Finanzstabilität gefährden. Eine erste Analyse klimapolitischer Risiken für das deutsche Finanzsystem hat die Bundesbank im Rahmen des Finanzstabilitätsberichts 2021 vorgestellt. Zudem haben Klimawandel und Klimapolitik eine wichtige internationale Dimension. Es bedarf der Anstrengungen aller Länder, um den Klimawandel einzudämmen. International nicht hinreichend abgestimmte Maßnahmen können zu Verwerfungen führen. All dies stellt die gesamtwirtschaftliche Analyse, die für die geldpolitische und makroprudenzielle Entscheidungsfindung von zentraler Bedeutung ist, vor zusätzliche Herausforderungen. Die Bundesbank passt deshalb ihr analytisches Instrumentarium mit dem Ziel an, klimabedingte und klimapolitische Anpassungsprozesse mit ihren sektoralen und regionalen Dimensionen im internationalen Zusammenhang angemessen untersuchen zu können.«

Bodo Ellmers et al. (2022): Schuldenreport 2022, Düsseldorf und Aachen: erlassjahr.de – Entwicklung braucht Entschuldung und Bischöfliches Hilfswerk MISEREOR, Januar 2022
»Im Kontext der Corona-Pandemie hat sich die weltweite Verschuldungssituation weiter verschärft. Länder in allen Weltregionen werden mit einer untragbaren Verschuldung aus der Pandemie gehen. Flächendeckende Zahlungseinstellungen konnten 2021 zwar vermieden werden. Doch dies gelang in vielen Fällen nur durch rigorose Sparmaßnahmen und Neuverschuldung. 135 von 148 untersuchten Staaten im Globalen Süden sind kritisch verschuldet. Im Vergleich zur Prognose im Schuldenreport 2021 sind damit drei Länder hinzugekommen. Besonders kritisch verschuldet sind 39 Länder, mehr als dreimal so viele wie noch vor der Pandemie. Darunter sind Länder aller Einkommenskategorien und Weltregionen. Mehr als die Hälfte der besonders kritisch verschuldeten Länder sind von bisherigen Entschuldungsmaßnahmen der G20 ausgeschlossen.«

Lucas Chancel, Thomas Piketty, Emmanuel Saez, and Gabriel Zucman (2021): World Inequality Report 2022, World Inequality Lab.
➔ Dazu gibt es eine eigene Website unter https://wir2022.wid.world

DGB/Brot für die Welt (2022): Statt WTO-E-Commerce-Abkommen digitale Souveränität stärken, Berlin: Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) und Brot für die Welt. Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung, Januar 2022

Lucia Granelli and Matteo Brunelli (2022): Comparing the Macroeconomic Policy Measures across the G20. The Crisis Response is a Long-Term Marathon. European Economy Discussion Paper 158, Luxembourg: Publications Office of the European Union, January 2022

BMWK (2002): Jahreswirtschaftsbericht 2022. Für eine Sozial-ökologische Marktwirtschaft – Transformation innovativ gestalten, Berlin: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), Januar 2022

Benjamin Held, Dorothee Rodenhäuser und Hans Diefenbacher (2022): NWI 2020 – Rückgang der Wohlfahrt in der Pandemie. IMK Policy Brief Nr. 115, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Januar 2022

Lena Hipp, Armin Sauermann und Stefan Stuth (2022): Führung in Teilzeit? Eine empirische Analyse zur Verbreitung von Teilzeitarbeit unter Führungskräften in Deutschland und Europa. Discussion Paper SP I 2022-501, Berlin: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), Januar 2022
»Teilzeitarbeit in Führungsetagen ist eine Ausnahme, obwohl das Thema Arbeitszeitreduzierung durch veränderte Familienarrangements und zunehmende berufliche Belastung wichtiger geworden ist. Daran hat weder der seit mehr als 20 Jahren bestehende Rechtsanspruch auf einen Teilzeitarbeitsplatz noch das im Jahr 2019 eingeführte Rückkehrrecht auf einen Vollzeitarbeitsplatz nach zeitlich begrenzten Arbeitszeitreduktionen etwas geändert. Dieser Beitrag nutzt Daten der Europäischen Arbeitskräfteerhebung, um Teilzeitarbeit von Führungskräften in Deutschland sowohl im zeitlichen als auch im internationalen Vergleich einzuordnen und damit ein empirisches Fundament für die gesellschaftliche Diskussion um Teilzeitführungskräfte zu legen. Die Auswertungen zeigen: In Deutschland arbeiteten im Jahr 2019 laut eigener Aussage rund 14 Prozent der Führungskräfte in Teilzeit. Im europäischen Vergleich gehört Deutschland damit zu den Ländern mit dem höchsten Anteil an teilzeitarbeitenden Führungskräften. Die Auswertungen zeigen auch, dass in Deutschland der Anteil der weiblichen Führungskräfte in Teilzeit mit rund 32 Prozent deutlich über dem der männlichen Führungskräfte liegt (rund 3 Prozent) und es große Unterschiede nach Altersgruppen gibt. Als Motiv für eine Arbeitszeitreduktion geben Führungskräfte, insbesondere Frauen, zumeist Pflege- und Betreuungsverpflichtungen.«

Aus Platzgründen wird die Liste hier regelmäßig gekürzt. Sie können sich alle Hinweise auf Studien und andere Materialien, die hier seit dem Januar 2021 eingestellt wurden, als PDF-Datei (derzeit 130 Seiten) herunterladen:

➔ Stefan Sell (2023): Studien und weitere Materialien aus der Welt der Wirtschaft (Stand: Januar 2021 – April 2023), Remagen, April 2023