Studien

…. und weitere Materialien aus der Welt der Wirtschaft

Klaus-Heiner Röhl und Hubertus Bardt (2025): Mehr Verteidigung mit weniger USA? Geld-, Personal- und Zeitprobleme als sicherheitspolitische Herausforderungen für die deutsche Verteidigungsindustrie. IW-Policy Paper, Nr. 7/2025, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), April 2025

Markus Demary et al. (2025): Investitionsstarre gefährdet Transformation und Wettbewerbsfähigkeit. Finanzierungslösungen für die klimaneutrale Transformation von Unternehmen. Gutachten im Auftrag von EPICO KlimaInnovation und Bellona Deutschland, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), April 2025

Jens Boysen-Hogrefe (2025): Welcher Länderschlüssel passt? Zur Aufteilung des Fiskalpakets auf die Länder. Kiel Policy Brief, Nr. 188, Kiel: Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW), April 2025

Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose (2025): Geopolitischer Umbruch verschärft Krise – Struktur­reformen noch dringlicher. Gemeinschaftsdiagnose #1/2025, Essen, April 2025

Timothé Beaufils et al. (2025): Die sicherheitspolitische Dividende von Klimapolitik. Kiel Policy Brief, Nr. 187, Kiel: Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW), April 2025
»Durch die Verringerung der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern kann die EU-Klimapolitik die Finanzkraft Russlands deutlich verringern und damit dessen militärische Fähigkeiten zur Fortführung der Aggression gegen die Ukraine und darüber hinaus einschränken. Wir liefern Schätzungen für die Sicherheitsdividende der EU-Klimapolitik. Eine Reduzierung des Ölverbrauchs in der EU um einen Euro führt zu einer sicherheitspolitischen Dividende von 37 Cent (zentrale Schätzung). Allein auf der Grundlage der Sicherheitsdividende ist ein signifikanter CO2-Preis (zentrale Schätzung von 60 Euro pro Tonne CO2) auf den Ölverbrauch gerechtfertigt – zusätzlich zu den Vorteilen für Klima, Terms of Trade und lokale Gesundheit. Eine ehrgeizige EU-Klimapolitik, die die Nachfrage nach Erdöl und Erdgas reduziert, sollte als wichtiger Pfeiler der europäischen Sicherheitsarchitektur gesehen werden, der Militärausgaben, diplomatische Bemühungen und die weitere Unterstützung der Ukraine ergänzt.«

Makram Khalil et al. (2025): Trade dynamics under geopolitical risk. Deutsche Bundesbank Discussion Papers No. 3/2025, Frankfurt: Deutsche Bundebank, April 2025
»In recent years, major exporting economies experienced rising geopolitical risk. From the perspective of the US and the euro area, we employ detailed product data panels to study the consequences of trading-partner geopolitical risk shocks on bilateral imports. We find that these shocks lower import volumes and raise import prices. The decline in imports is stronger when the shocks hit countries that exhibit greater geopolitical distance to the US and the euro area, or when geopolitical risk shocks hit countries that are under US sanctions. Thus, increasing geopolitical risk triggers dynamics that are conducive to a fragmentation of global trade. A case in point are large effects for geopolitical risk shocks originating in China. We find that US and euro area imports from non-Chinese trading partners are also affected by such shocks, which also owes to US dollar and global oil price movements as well as trading-partner value chain linkages with China.«

Johannes Marzian und Christoph Trebesch (2025): Europas Verteidigung finanzieren: Was lehrt uns die Geschichte? Kiel Policy Brief, Nr. 184, Kiel: Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW), Februar 2025
»Europa muss seine Militärausgaben deutlich erhöhen, aber wie? Diese Frage beantworten wir mit einem Blick in die Geschichte. Wie haben Regierungen in der Vergangenheit in ähnlichen Situationen reagiert? Wie wurden Aufrüstung und Kriege typischerweise finanziert – durch Schulden, Steuern oder Haushaltskürzungen? Hierzu sammeln und analysieren wir neue detaillierte Daten zu Staatsausgaben in 22 Ländern über einen Zeitraum von 150 Jahren. Unsere wichtigste Erkenntnis ist, dass Haushaltskürzungen, z.B. in Auswärtigen Angelegenheiten oder im sozialen Bereich, keine große Rolle spielten. Fast alle Aufrüstungen wurden kurzfristig über Defizite und höhere Steuereinnahmen finanziert. Je größer die Aufrüstung, desto stärker die Schuldenfinanzierung. Im Einklang mit ökonomischer Theorie sollten Deutschland und Europa die erhöhten Verteidigungsausgaben kurzfristig über Schulden finanzieren.«

Lolita Čigāne et al. (2025): Shaping Europe – Scenarios for the European Union in 2030, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, März 2025
»Die Europäische Union steht an einem Scheideweg, konfrontiert mit geopolitischer Unsicherheit, wirtschaftlichen Veränderungen und der Herausforderung einer strategischen Erweiterung. Diese Studie untersucht sechs Zukunftsszenarien für die EU im Jahr 2030 und beleuchtet dabei die politischen Schlüsselbereiche Sicherheit, ökonomische Wettbewerbsfähigkeit und Erweiterung. Auf der Grundlage eines strukturierten Szenarioansatzes werden mögliche Entwicklungen analysiert und strategische Empfehlungen zur Stärkung der Resilienz, zur Innovationsförderung und zur Sicherung des politischen Zusammenhalts gegeben.«

Maurice Obstfeld (2025): The U.S. Trade Deficit: Myths and Realities, March 2025

Hardy Ostry und Jan Bösche (2025): Zölle als Befreiungsschlag. Präsident Trump verabschiedet die USA aus dem freien Welthandel, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, April 2025

Lisa Pfann und Lukas Vorwerk (2025): Die Bahn aufs richtige Gleis setzen. Das Schweizer Organisations- und Finanzierungsmodell als Vorbild für Reformen des deutschen Bahnsystems im Allgemeinen und bei der Deutschen Bahn im Speziellen, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, März 2025
»m deutschen Bahnsystem und bei der Deutschen Bahn AG besteht Reformbedarf sowohl im Bereich der Schieneninfrastruktur wie auch des Transports. Insbesondere im Infrastrukturbereich können die bestehenden Defizite unkompliziert durch zielgerichtete Reformen beseitigt werden. Zum einen können durch einfachgesetzliche Reformen direkte Steuerungsmöglichkeiten des Bundes hinsichtlich der DB InfraGO effektiv und unkompliziert etabliert werden. Zum anderen könnte die fehlende Finanzierungsstabilität bei der Schieneninfrastruktur, etwa mit der Etablierung eines öffentlichen Finanzierungsfonds in Anlehnung an das Schweizer Vorbild gelöst werden. Nur mit einer verlässlichen Finanzierung können die Instandhaltung des Bestandsnetzes gesichert wie auch Investitionen, die für Kapazitätserweiterungen notwendig sind, getätigt werden. Die vielfach geforderte Zerschlagung des integrierten DB-Konzerns hingegen würde mit vielen Defiziten einhergehen und große zusätzliche Probleme verursachen. Vielmehr sollten das Schweizer Organisations- und Finanzierungsmodell für die Eisenbahn und die SBB AG als integrierter Konzern Vorbild für Reformen sein.«

Steffen Müller und Verena Plümpe (2025): Wie Roboter die betriebliche Beschäftigungsstruktur verändern, in: Wirtschaft und Wandel, Nr. 1/2025

Sabrina Jeworrek et al. (2025): Inflation und Nachhaltigkeit: Wie sich Inflationssorgen auf den Kauf von Bio-Produkten auswirken, in: Wirtschaft und Wandel, Nr. 1/2025

Jacopo Maria Pepe (2025): Energie zwischen Markt und Geopolitik: Der Fall LNG. Herausforderungen für die EU und Deutschland seit Russlands Krieg in der Ukraine, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), März 2025

Laura von Daniels und Stefan Mair (Hrsg.) (2025): Trumps Rückkehr und Europas außenpolitische Herausforderungen, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Februar 2025

Rat für technologische Souveränität (2025): Technologische Souveränität im Fokus. Schlüsseltechnologien im Zentrum der Geopolitik, Berlin: Rat für technologische Souveränität, beauftragt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), März 2025

Adriana Neligan und Matthias Diermeier (2025): Einpreisen ökologischer Effekte: Akzeptanz je nach Betroffenheit. IW-Kurzbericht, Nr. 31/2025, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), März 2025
»Die Internalisierung ökologischer Kosten ist notwendig, um diese den Verursachern zuzuweisen. In Form von Preisen können sie dann bei Konsumentscheidungen berücksichtigt werden, ohne dass Produkte verboten werden müssen. Obwohl eine große Mehrheit der Bevölkerung eine strengere Klimapolitik befürwortet, unterstützt lediglich eine Minderheit die Einpreisung ökologischer Kosten, insbesondere in den Bereichen Mobilität oder Heizen. Um die Akzeptanz zu erhöhen, wäre eine Rückverteilung der Einnahmen erforderlich.«

Sebastian Dullien et al. (2025): Mit staatlichen Investitionen aus der Stagnation. Prognose der wirtschaftlichen Entwicklung 2025/2026. IMK Report Nr. 195, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), März 2025

Christian Hübner (2025): KI-Robotik als Wettbewerbsvorteil. Mit intelligenten Maschinen an die Spitze, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, März 2025
»KI-gesteuerte Roboter sind ein zentraler Wettbewerbsfaktor in der globalen Wirtschaft. Deutschland ist in diesem Bereich gut aufgestellt, muss aber seine Kompetenzen deutlich ausbauen, um im geoökonomischen Wettlauf vorne mitwirken zu können. Dies erfordert eine vereinfachte Regulierung, Standards, erweiterte Reallabore, einen starken EU-Binnenmarkt, Datenzugang, Energiesicherheit, mehr Wissenstransfer von der Forschung in den Markt und Investitionen auslösende Anreize und öffentliche Akzeptanz.«

Philipp Köncke (2025): Chinas «grünes» Energiewunder. (Geo)Politische Ökonomie des chinesischen Partei-Staatskapitalismus, Berlin: Rosa-Luxemburg-Stiftung, März 2025

Stefan Bach (2025): Solidaritätszuschlag in Wehrbeitrag umwandeln, um Verteidigungsausgaben zu finanzieren. DIW aktuell Nr. 116, Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), März 2025
»Der Solidaritätszuschlag ist dreieinhalb Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung nicht mehr mit den Kosten der deutschen Einheit zu rechtfertigen. Soweit er Unternehmensgewinne belastet, sollte er ersatzlos abgeschafft werden. Bei der persönlichen Einkommensteuer und den Kapitalertragsteuern sollten dagegen Entlastungen für Besser- und Hochverdienende vermieden werden. Der Solidaritätszuschlag könnte als „Wehrbeitrag“ zur Finanzierung der hohen Verteidigungsausgaben umgestaltet werden. Die Freigrenze könnte in einen echten Freibetrag umgewandelt und der Zuschlagssatz auf zum Beispiel acht Prozent erhöht werden. Dies würde Steuerpflichtige bis zu einem zu versteuernden Einkommen von 178 000 Euro entlasten, Spitzenverdienende aber stärker belasten. Mit diesem erneuerten Solidaritätszuschlag ließe sich ein Aufkommen von knapp zehn Milliarden Euro im Jahr erzielen. Befristet auf zehn Jahre könnten damit knapp 100 Milliarden Euro Rüstungskosten finanziert werden.«

Christian Rusche (2024): Direktinvestitionsströme deuten die Deindustrialisierung Deutschlands an, in: Wirtschaftsdienst, Heft 3/2025

Reinhard Cuny (2025): Vorschlag zur Ergänzung der Schuldenbremse um eine kaufmännische Sichtweise, in: Wirtschaftsdienst, Heft 3/2025
»Die aktuelle Schuldenbremse verhindert notwendige Zukunftsinvestitionen. Dieser Beitrag enthält einen pragmatischen Änderungsvorschlag des Artikel 109 Abs. 3 GG, der im Kern für einen Übergang von der kameralen Betrachtung der Einnahmen und Ausgaben zur kaufmännischen Betrachtung als Erträge und Aufwendungen plädiert. Staatliche Nettoinvestitionen durch zusätzliche Kreditaufnahmen können erfolgen, sofern die Einnahmen aus Krediten nicht höher sind als die Investitionsausgaben, die über den Durchschnitt der Investitionsausgaben der vergangenen zehn Jahre hinausgehen. Bei genügend hohem Wirtschaftswachstum kann eine höhere Neuverschuldung mit der Einhaltung der Maastricht-Kriterien einhergehen. Dadurch wird dem Investitionsstau begegnet und der Weg frei für zukunftsorientierte Ausgaben für Infrastruktur, Bildung und Forschung.«

Tobias Hentze et al. (2025): Ökonomische Restriktionen für die Umsetzung des Finanzpakets. IW-Policy Paper, Nr. 6/2025, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), März 2025

Manuel Reppmann et al. (2025): Sustainability Transformation Monitor 2025, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, März 2025
»Ziel des Sustainability Transformation Monitor (STM) ist es, die Nachhaltigkeitstransformation der Wirtschaft evidenzbasiert abzubilden und den Status-Quo und die Treiber und Hemmnisse zu erheben. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem effektiven Zusammenwirken von Real- und Finanzwirtschaft in der Transformation hin zu nachhaltigeren und damit widerstandsfähigeren Wirtschaftsstrukturen. Nachhaltigkeit ist in vielen Unternehmen fest verankert – doch die Dynamik stockt, weil die Politik nicht für stabile Rahmenbedingungen sorgt. Das ist das Ergebnis des Sustainability Transformation Monitors 2025, einer Befragung von knapp 600 Nachhaltigkeitsverantwortlichen der deutschen Wirtschaft.«

Hermann Gartner et al. (2025): IAB-Prognose 2025: Zwischen Schwächephase und Investitionsimpulsen. IAB-Kurzbericht, Nr. 3/2025, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), 2025
»Die deutsche Wirtschaft und der Arbeitsmarkt stecken seit drei Jahren in einer Schwächephase fest. Mit Fiskalpaketen in erheblichem Umfang wird es aber eine konjunkturelle Belebung geben. Der Kurzbericht gibt einen Ausblick auf die Entwicklung im Jahr 2025: Das Bruttoinlandsprodukt wird um 0,2 Prozent steigen, der Arbeitsmarkt wird durch die schwache Konjunktur und die Transformationskrise beeinträchtigt. Im Jahresdurchschnitt sinkt die Zahl der Erwerbstätigen 2025 leicht um 40.000 Personen, die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung steigt jedoch um 60.000 Personen. Die Zahl der Arbeitslosen nimmt um 140.000 zu.«

Oliver Koppel (2025): Deutsche Rolle in globalen Wertschöpfungsketten. Technologische Stärken Deutschlands im globalen Patentwettbewerb. IW-Report, Nr. 13/2025, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), März 2025
»Die Stärke Deutschlands im globalen Patentwettbewerb bemisst sich nicht an jenen Patentanmeldungen, die hierzulande hervorgebracht werden, sondern vielmehr an jenen, die von Deutschland aus kontrolliert werden. Die industriepolitisch relevante Frage lautet folglich, wer als Global Ultimate Owner (finaler Eigentümer) eines Patents fungiert und in welcher Region der Welt demnach die zugehörigen Kontrollrechte liegen. In der Entstehungsperspektive vereint Deutschland aktuell zwar 16,5 Prozent aller transnationalen Patentanmeldungen der Jahre 2017-2021 auf sich, in der Kontrollperspektive dagegen lediglich 14,7 Prozent. Per Saldo verliert Deutschland folglich in einem relevanten Ausmaß hierzulande hervorgebrachte intellektuelle Eigentumsrechte an das Ausland.

Marcel Fratzscher (2025): Wir brauchen eine generationengerechte Schuldenbremse, in: DIW Wochenbericht, Nr. 11/2025

Geraldine Dany-Knedlik et al. (2025): DIW-Konjunkturprognose: Politische Richtungswechsel werden Spuren hinterlassen, in: DIW Wochenbericht, Nr. 11/2025

Hubertus Bardt et al. (2025): Wirtschaftspolitik nach der Wahl. IW-Kurzbericht, Nr. 28/2025, Köln: Intsitut der deutschen Wirtschaft (IW), März 2025
»Die deutsche Wirtschaft stagniert seit Jahren. Schlechte Rahmenbedingungen und die Frustration über die Ampel-Regierung haben zu der geringen Investitionsbereitschaft der Unternehmen beigetragen. Die neue Koalition hat jetzt die Chance und die Aufgabe, das Investitionsklima spürbar zu verbessern. Dazu gehört, dass die konkreten Rahmenbedingungen für wirtschaftliche Aktivität zügig und deutlich verbessert werden.«

Tillman Hönig und Benita Zink (2025): Die Stahlindustrie in Duisburg: Bedeutung und Perspektiven. Studie für die Stadt Duisburg, Köln: IW Consult, 2025

Astrid Schaffert et al. (2025): Die Transformation der Stromnetze klimaneutral und sozial gerecht gestalten. Herausforderungen und Lösungsansätze, Berlin: Zukunft KlimaSozial. Institut für Klimasozialpolitik, 2025
»Die Transformation des Stromsystems in Deutschland ist in vollem Gange. Die erneuerbaren Energien werden deutlich ausgebaut. Damit einher geht die Notwendigkeit, die Stromnetze auszubauen und den Strommarkt in Teilen neu zu regeln. Mit Blick auf den hohen Investitionsbedarf in relativ kurzer Zeit gilt es aus klimasozialer Sicht, Alternativen zur Umlagefinanzierung zu entwickeln und die Bedarfe der Haushalte im unteren Einkommensbereich frühzeitig systematisch mitzudenken, zu evaluieren und Unterstützungsstrategien umzusetzen.«

Vera Demary et al. (2025): Wie wird KI die Produktivität in Deutschland verändern?. Gutachten im Auftrag des Gemeinschaftsausschusses der Deutschen Gewerblichen Wirtschaft, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), März 2025

Thomas Obst und Klaus-Heiner Röhl (2025): Unternehmensinsolvenzen steigen kräftig. Grund zur Sorge oder Normalisierung nach Pandemiejahren?. IW-Report, Nr. 12/2025, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), März 2025
»Die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland steigt kräftig, und ein Ende des Anstiegs ist noch nicht absehbar. Der fast zwei Jahrzehnte währende Abwärtstrend, der in einem Einbruch der gemeldeten Insolvenzen in der Covid19-Pandemie kulminierte, ist damit gebrochen worden.«

Deutsche Bundesbank (2025): Die deutsche Zahlungsbilanz für das Jahr 2024, in: Monatsbericht, März 2025

Deutsche Bundesbank (2025): Solide Staatsfinanzen, gestärkte Investitionen: ein Vorschlag zur Reform der Schuldenbremse, in: Monatsbericht, März 2025

Wido Geis-Thöne et al. (2025): Volkswirtschaftliche Effekte der Zuwanderung über die Hochschulen. Auswirkungen auf öffentliche Haushalte und Wertschöpfung in Deutschland. Gutachten im Auftrag des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), März 2025
»Internationale Studierende leisten einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands. Sie stärken langfristig die öffentlichen Haushalte in Deutschland, da sie mehr Steuern und Abgaben zahlen, als sie staatliche Leistungen beziehen.«
➔ Wido Geis-Thöne und Axel Plünnecke (2025): Internationale Studierende stärken öffentliche Finanzen und Wachstum. IW-Kurzbericht, Nr. 27/2025, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), März 2025
»Internationale Studierende leisten einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands. Die Effekte sind umso größer, je mehr von ihnen nach Abschluss in Deutschland bleiben. Unter plausiblen Annahmen bewirkt allein der Anfängerjahrgang aus 2022 von rund 79.000 internationalen Studierenden mit Abschlussabsicht langfristig einen Überschuss für die öffentliche Hand von rund 15,5 Milliarden Euro an Steuern und Abgaben.«

Samina Sultan und Jürgen Matthes (2025): Exportdominanz Deutschlands im Außenhandel. Wo ist Deutschland noch Exportweltmeister. Studie gefördert durch das Auswärtige Amt. IW-Report, Nr. 11/2025, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), März 2025

Jurek Tiedemann und Philip Herzer (2025): Die Fachkräftesituation im ländlichen Raum, Köln: Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA), März 2025
»Bundesweit stehen viele Unternehmen vor großen Herausforderungen bei der passenden Besetzung offener Stellen. In der regionalen Betrachtung zeigt sich, dass die Fachkräftesituation in ländlichen Regionen angespannter ist als in städtischen Regionen. Zuletzt konnten in dünn besiedelten ländlichen Regionen mehr als sechs von zehn offenen Stellen rechnerisch nicht passend besetzt werden. In städtischen Regionen ist die Situation etwas weniger angespannt. Hier können durchschnittlich vier von zehn offenen Stellen nicht passend besetzt werden.«

Jasmina Kirchhoff und Oliver Koppel (2025): Pharmastandort Deutschland im  Innovationswettbewerb – Patentaktivitäten im internationalen Vergleich, in: IW-Trends, Nr. 1/2025, S. 63-83
»Eine Auswertung der IW-Patentdatenbank zeigt, dass es dem Pharmastandort Deutschland zunehmend schwerer fällt, sich im internationalen Innovationswettbewerb zu behaupten. Hatten im Jahr 2000 noch über 1.400 oder 17 Prozent der Patentanmeldungen der globalen Pharmabranche ihren Ursprung in Deutschland, waren es im Jahr 2021 noch 849 und damit nur 9 Prozent.«

Luisa Denter (2025): Global Circular Economy. Reflections for a Just Transition, Berlin: Heinrich Böll Foundation, 2025
»A circular economy can help prevent the severe impacts of our resource consumption and can be a solution to the massive dependence on raw materials from other countries. The EU has proposed several circular economy measures since the launch of its Circular Economy Action Plan in 2015, including a Sustainable Products Initiative, addressing the product design, and a «Right to Repair». With this study, we would like to take a closer look at the various facets of a circular economy and to raise awareness of potential pitfalls in terms of equity and increasing inequalities, identify different solutions and initiate a debate on how we can collectively create a fair and effective global circular economy.«

Andreas Peichl et al. (2025): Arbeits- und Fachkräftemangel – aktuelle Lage und Projektionen im europäischen Vergleich, in: ifo Schnelldienst, Nr. 3/2025
»Der Fachkräftemangel in Deutschland hat sich aufgrund der bereits seit einiger Zeit schwachen Konjunktur deutlich abgeschwächt. Im Januar 2025 gaben 28,3% der an den ifo Konjunkturumfragen teilnehmenden Unternehmen an, von einem Mangel an qualifizierten Fachkräften behindert zu werden. Der Höchstwert aus dem Jahr 2022 lag bei 49,7%. Im Verarbeitenden Gewerbe klagen momentan weniger als halb so viele Firmen über Beeinträchtigungen als noch im Jahr 2022. Auch im europäischen Vergleich sind die Engpässe der deutschen Industrieunternehmen derzeit nicht so groß wie in einigen Ländern Osteuropas und des Balkans. Im Dienstleistungssektor ist Deutschland aber weiterhin unter den am stärksten betroffenen Ländern. Projektionen auf Basis von EU-Daten zeigen, dass auch langfristig die demografische Entwicklung zu einem Rückgang der erwerbsfähigen Bevölkerung führen wird, der durch eine steigende Partizipationsrate nicht vollständig ausgeglichen werden kann.«

Veronika Grimm et al. (2025): Strommarkt – Balance zwischen Wettbewerbsfähigkeit, Nachhaltigkeit und Bezahlbarkeit, in: ifo Schnelldienst, Nr. 3/2025
»Getrieben von Klimaschutz und technologischem Fortschritt befinden sich die Strommärkte in Deutschland und Europa in einer Phase umfassender Transformation. Auch das heutige Strommarktdesign wird angesichts der geänderten Bedingungen kritisch hinterfragt. Die Beiträge in dieser Ausgabe greifen die aktuelle Diskussion um Strommarktdesign, neue Technologien sowie den zukünftigen Strommix auf. Wie kann die Integration volatiler erneuerbarer Energien gelingen? Welche Marktmechanismen können Versorgungssicherheit bei steigenden Anteilen erneuerbarer Energien garantieren? Wie Netzengpässen und regionalen Ungleichgewichten begegnen? Wie lassen sich private Investitionen in erneuerbare Energien verstärken?«

Florian Dorn et al. (2025): Lokale Konsumeffekte der Fußball-EM 2024, in: ifo Schnelldienst, Nr. 3/2025
»Vom 14. Juni bis 14. Juli 2024 fand in zehn deutschen Städten die Fußballeuropameisterschaft 2024 statt. Das sportliche Großereignis führte zu einem Anstieg der lokalen Konsumausgaben, der in diesem Artikel anhand von kleinräumigen und tagesgenauen anonymisierten Kartenzahlungsdaten untersucht wird. Die Analyse zeigt einen inflationsbereinigten Anstieg der Konsumausgaben in den Austragungsorten um 4,4% während des Turniers, mit einer stärkeren Zunahme von 6,7% in der Gruppenphase. Dieser Zuwachs wird überwiegend durch ausländische Besucher getrieben, deren Konsum insgesamt um 6,7% und in der Gruppenphase um 14,0% zunahm. Der Effekt der EM auf inländische Ausgaben blieb hingegen moderat. Besonders an den Spieltagen und den Tagen davor und danach zeigten sich signifikante Effekte: Bars, Restaurants und Schmuck- und Geschenkeläden profitierten um die Spieltage herum von Ausgaben internationaler Besucher. Bei anderen Branchen wie Hotels ging ein Anstieg der internationalen Zahlungen mit einem Rückgang inländischer Ausgaben einher.«

Carsten Breuer et al. (2025): Geopolitische Risiken für Deutschland und Europa – was bedeuten sie für die Wirtschaft?, in: ifo Schnelldienst, Nr. 2/2025
»Seit dem Ende des Kalten Kriegs müssen sich Deutschland und Europa erstmals wieder intensiv mit geopolitischen Risiken und mit möglichen Kriegsgefahren auseinandersetzen. Dafür braucht es wirksame Abschreckung und die Fähigkeit, sich gegen Angriffe zu wehren. Außerdem gilt es zu verhindern, dass Deutschland und Europa bei Rohstoffen oder kritischen Gütern wie etwa Medikamenten abhängig und damit erpressbar werden. In Zeiten knapper Ressourcen bedeutet dieses Primat der Verteidigung und der wirtschaftlichen Resilienz, dass andere Ziele wie Wohlfahrtsstaat, Umverteilung oder Umweltschutz nicht mehr so intensiv verfolgt werden können. Wie gehen wir mit diesem Trade-off um? Was brauchen wir für wirkungsvolle Abschreckung? Wie kann eine Steigerung der Rüstungsausgaben kurz- aber auch langfristig finanziert werden? Ist die Einführung der Wehrpflicht nötig? Wie sollte vorgesorgt werden, wenn mit einer Unterbrechung des Handels durch Konflikte gerechnet werden muss?«

Wolfgang Nierhaus (2025): Realwert des Bruttoinlandsprodukts und Terms of Trade: Ergebnisse für das Jahr 2024, in: ifo Schnelldienst, Nr. 2/2025
»Im Jahr 2024 hat die deutsche Wirtschaft gegenüber 2023 merkliche Realeinkommensgewinne aus dem Außenhandel eingefahren. Vom preisbereinigten Bruttoinlandsprodukt wird dieses Plus nicht angezeigt. Einen vollständigeren Blick auf das Wirtschaftsgeschehen ermöglicht der Realwert des Bruttoinlandsprodukts, der Realeinkommenseffekte durch Verschiebungen der Preisrelationen im Außenhandel (Terms of Trade) abzubilden vermag. Der vorliegende Beitrag präsentiert Methodik und diskutiert die Ergebnisse für das Jahr 2024.«

Hans-Wilhelm Schiffer (2025): Energiepolitik im Spiegel der letzten Jahrzehnte – Notwendigkeit zur Neuausrichtung der Energie- und Klimapolitik, in: ifo Schnelldienst, Nr. 2/2025
»In den vergangenen fünf Jahrzehnten haben sich alle Regierungskoalitionen, die auf Bundesebene bestanden, in der Energiepolitik zu den Zielen Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Bezahlbarkeit sowie Umwelt- und Klimaschutz bekannt – verknüpft mit der Aussage, dass diese Ziele gleichrangig zu verfolgen seien. Tatsächlich hat es diesen »Gleichklang« der Ziele nie gegeben. Konkrete Ereignisse oder politische Strömungen haben vielmehr zu einer wechselnden Priorisierung jeweils eines einzigen Ziels geführt. Parallel dazu hat sich die Eingriffsintensität des Staates in die Steuerung von Angebot und Nachfrage verändert. Die Ende der 1990er-Jahre erfolgte Liberalisierung der Energiemärkte ist inzwischen durch eine überbordende Regulierungsdichte abgelöst worden, die sich auf alle Sektoren der Energiewirtschaft erstreckt. Die neu formierte Bundesregierung sollte eine Neuausrichtung vornehmen und bei der Umsetzung der Ziele wieder vermehrt auf Marktkräfte setzen.«

KfW Research (2025): Transformation bewältigen, Wachstum stärken. Positionspapier, Frankfurt am Main, März 2025
»Das lange Zeit erfolgreiche Wachstumsmodell Deutschlands, das sich auf den Export hochwertiger Investitionsgüter in einem multilateralen Handels­system stützt, gerät zunehmend unter Druck. Im Standort­wettbewerb bietet Deutschland ein gemischtes Bild mit Stärken und Schwächen. Die seit inzwischen fünf Jahren andauernde Stagnation lässt strukturelle Probleme immer deutlicher werden. Mit den globalen Veränderungen in der Geopolitik steigt die Notwendigkeit, dass Deutschland und Europa Sicherheit und Verteidigung stärker in die eigene Hand nehmen. Dies darf aber nicht den Blick darauf verstellen, dass es gleichzeitig gilt, bei den großen gesellschafts- und wirtschafts­politischen Heraus­forderungen voranzukommen – und insbesondere die Transformation zur Klimaneutralität zu meistern, Digitalisierung und Innovationskraft voranzutreiben, den demografischen Wandel zu bewältigen, eine nachhaltige Energie- und Rohstoffversorgung zu sichern und die internationale Wettbewerbs­fähigkeit zu stärken.«

Elisabeth Grewenig und Juliane Gerstenberger (2025): Mittelstand stellt sich auf Herausforderungen durch demografischen Wandel ein. Fokus Volkswirtschaft Nr. 489, Frankfurt am Main: KfW Research, März 2025
»Die demografische Entwicklung in Deutschland stellt mittelständische Unternehmen vor große Herausforderungen: 58 % aller KMU rechnen damit, in den kommenden fünf Jahren Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen zu haben. 33 % sehen wegen des Arbeitskräfte­mangels mittel- bis langfristig sogar ihre Existenz in Gefahr.«

Anders Hove (2025): Chinas Elektroauto- Erfolg verstehen: Lehren für Europa, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, März 2025
»Anders Hove gibt in diesem Beitrag einen Überblick über die Zukunft der E-Mobilität im Kontext der Handelsbeziehungen zwischen der EU und China. Dabei werden aktuelle Trends im Bereich Elektrofahrzeuge auf dem europäischen und chinesischen Markt, die Auswirkungen auf den europäisch-chinesischen Handel und Investitionen sowie Szenarien vorgestellt, wie die Automobilindustrie und die Politik in Deutschland und Europa auf die Herausforderungen der zunehmenden Dominanz Chinas in den EV-Lieferketten reagieren können.«

Alexander Kriwoluzky und Christoph Schneider (2025): Bitcoin ist nicht das neue Gold, in: DIW Wochenbericht, Nr. 9/2025
»Der Kurs der Kryptowährung Bitcoin ist in den vergangenen zehn Jahren enorm gestiegen. Viele Anleger haben inzwischen Bitcoin in ihr Portfolio aufgenommen, um von dem Kursanstieg zu profitieren und ihre Anlagen zu diversifizieren. Doch eignet sich die Kryptowährung dazu? Dieser Wochen­bericht untersucht, inwiefern Bitcoin ähnlich wie Gold zur Diversifikation und Absicherung eines Anlageportfolios beitra­gen kann. Dazu wird die Korrelation der monatlichen Renditen in den letzten zehn Jahren zwischen US-­amerikanischen und deutschen Aktien, Anleihen sowie Gold und Bitcoin berech­net. Die Berechnungen zeigen, dass die Rendite von Bitcoin im Zeitverlauf, im Gegensatz zu der von Gold, hoch mit den Renditen des Aktienmarktes korreliert ist. Deswegen kann ein Anlageportfolio, das Aktien stark gewichtet, Bitcoin nicht im gleichen Maße wie Gold zur Diversifikation nutzen.«

Jan Büchel et al. (2025): Die Energiewende als Jobmotor. Nachgefragte Arbeitskräfte für die erneuerbaren Energien und die Energieinfrastruktur, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, März 2025
»Die Energiewende bleibt in der Rezession der Jobmotor. Seit 2019 hat sich die Zahl der Jobangebote in diesem Bereich mehr als verdoppelt. Der Anteil der Branche am gesamten Stellenmarkt ist in dieser Zeit von anderthalb Prozent auf fast vier Prozent gewachsen, jeder 26. Job ist ein Job der Energiewende. Der Fachkräftemangel ist so groß, dass immer mehr Arbeitgeber für Quereinsteiger offen sind. Das zeigt die Analyse von 60 Millionen Online-Stellenanzeigen für den Jobmonitor der Bertelsmann Stiftung.«

Karsten Neuhoff et al. (2025): Grundstoffindustrie braucht wirksamen Ausgleich von international unterschiedlichen CO2-Kosten. DIW aktuell, Nr. 114, Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), März 2025

Pia Hüttl und Frederik Kurcz (2025): Vollständige europäische Bankenunion würde Finanzierungskosten senken und Investitionen ankurbeln. DIW aktuell, Nr. 113,  Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), März 2025
»Die Finalisierung der Banken- und Kapitalmarktunion steht schon lange auf der Agenda diverser Bundesregierungen. Sie wurde aber immer wieder verzögert. Der überraschende Vorstoß der italienischen Bank Unicredit, die deutsche Commerzbank zu übernehmen, machte Ende letzten Jahres deutlich, wie wichtig es ist, die Bankenunion voranzutreiben. Eine solche Bankenunion würde nicht nur dazu beitragen, ein widerstandsfähigeres Finanzsystem zu schaffen, um für die nächste Krise gewappnet zu sein. Durch mehr Wettbewerb der europäischen Banken würde sie auch die Finanzierungskosten für Unternehmen reduzieren. Berechnungen zeigen, dass jede Zinssenkung um zehn Basispunkte die Investitionen in Deutschland um fünf Prozent steigern würde. Die neue Bundesregierung könnte also mit einem Ende ihrer Blockadehaltung zur Bankenunion auch die heimische Wirtschaft ankurbeln.«

Anna Bindler et al. (2025): Sondervermögen allein reichen nicht – Fünf dringende Maßnahmen für den Standort Deutschland. DIW aktuell, Nr. 111/2025, Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), März 2025

Michael Hüther und Thomas Obst, (2025): Makroökonomische Auswirkungen der Zeitenwende 2.0. IW-Kurzbericht, Nr. 23/2025, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), März 2025
»Im Lichte der internationalen Herausforderungen werden die budgetpolitischen Perspektiven neu diskutiert: Die teilweise Ausnahme der Verteidigungsausgaben aus der Schuldenbremse und die Einrichtung eines neuen föderalen Infrastruktur-Sondervermögens sind geplant (CDU/CSU/SPD, 2025). Welche gesamtwirtschaftlichen Effekte dies hat, haben wir mit dem Oxford-Modell analysiert.«

Michael Grömling (2025): Wie hoch sind die Verluste durch Pandemie und Krieg?. IW-Report, Nr. 9/2025, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), März 2025
»Nach der Erholung vom Pandemie-Schock, der das Wirtschaftsleben in den Jahren 2020 und 2021 stark beeinträchtigte, kommen die wirtschaftlichen Aktivitäten in Deutschland nunmehr seit drei Jahren nicht mehr über das Niveau des Jahres 2019 hinaus. In dem vorliegenden Beitrag wird eine Aktualisierung einer Schätzung zu den gesamtwirtschaftlichen Produktionsausfällen im Gefolge der Pandemie und der geopolitischen Verwerfungen vorgenommen. Eine Trennung und Zurechnung der Belastungen auf diese beiden Ereignisse kann nicht vorgenommen werden, da sich seit 2022 die Belastungen überlagern. Bei dieser Schätzung der Wertschöpfungsverluste wird der tatsächlichen Wirtschaftsentwicklung ein kontrafaktischer Konjunkturverlauf gegenübergestellt. In dieser hypothetischen Realität wird unterstellt, dass es die Pandemie und den Krieg in der Ukraine mit seinen vielfältigen geoökonomischen Anpassungslasten nicht gibt. Aufsummiert über diesen mittlerweile fünfjährigen Zeitraum ergibt sich für Deutschland ein Ausfall an preisbereinigtem Bruttoinlandsprodukt von 735 Milliarden Euro. Auf die beiden direkten Pandemiejahre 2020 und 2021 entfallen 290 Milliarden Euro.«

Tomaso Duso et al. (2025): Wettbewerbsorientierte strategische Industriepolitik als Antwort auf den Investitionsstau in Deutschland, DIW aktuell, Nr. 109/2025, Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Februar 2025

Steven A. Altman und Caroline R. Bastian (2025): DHL Trade Atlas 2025. Trends im globalen Warenhandel. Kernpunkte, Bonn: DHL Group, Februar 2025

Jonathan D. Ostry (2025): Gender diversity and economic growth. Working Paper 02/2025, Brussels: Bruegel, February 2025
»Most macroeconomic and growth accounting models assume that male and female workers are perfectly substitutable in the aggregate production function. Whether this assumption is valid is an empirical question that this paper aims to answer by estimating the elasticity of substitution between female and male labour. We apply linear and non-linear techniques to firm-level data, cross-country sectoral data and cross-country aggregate data. We find that women and men are far from being perfect substitutes in production, a result that is consistent with much microeconomic evidence, but has not permeated to macroeconomics. The failure to account for imperfect gender substitutability has far-reaching implications. In particular, standard growth accounting exercises are likely to attribute to technological progress gains that are more properly attributable to the impact of greater gender inclusiveness in the labour force over time. Put differently, the gains from gender inclusiveness are likely to be much larger than standard economic models estimate.«

Peter McAdam et al. (2025): Skalenerträge von Unternehmen: Neue Evidenz basierend auf europäischen Unternehmensdaten, Frankfurt am Main: Deutsche Bundesbank, Februar 2025
»Die Größenvor- oder -nachteile von Unternehmen, ökonomisch als Skalenerträge bezeichnet, sind in vielen ökonomischen Modellen zentral. Steigende Skalenerträge, bei denen Stückkosten mit der Produktionsmenge sinken, könnten Produktivitätsunterschiede zwischen Europa und den USA erklären. Wir präsentieren neue Ergebnisse zu den Skaleneigenschaften europäischer Unternehmen: Die meisten weisen konstante Skalenerträge auf, nicht wenige verfügen jedoch auch über steigende Skalenerträge.«

Tom Krebs (2025): Eine Investitionsregel zur Reform der Schuldenbremse. Forschungsförderung Working Paper Nr. 363, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, Februar 2025
»Das Working Papier untersucht einen Reformvorschlag für die deutsche Schuldenbremse: die Ergänzung um eine Investitionsregel („Goldene Regel“). Die vorgeschlagene Regel ermöglicht die Kreditfinanzierung öffentlicher Investitionen, indem sie die Investitionsausgaben des Bundes gemäß Finanzstatistik (haushälterische Abgrenzung) bei der Berechnung der möglichen Nettokreditaufnahme ausklammert. Dieser Reformvorschlag kann mit einer minimalen Anpassung der aktuellen Schuldenregel umgesetzt werden. Die vorgeschlagene Investitionsregel hätte im Jahr 2023 eine strukturelle Nettokreditaufnahme von 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zugelassen, ohne die EU-Fiskalregeln zu verletzen – und gleichzeitig einen Anreiz für investive Ausgaben gesetzt.«

Samina Sultan (2025): Indien: Hoffnungsschimmer für den deutschen Export?. IW-Kurzbericht, Nr. 21/2025, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Februar 2025
»Das deutsche Exportmodell ist in den letzten Jahren zunehmend unter Druck geraten. Ein Lichtblick ist da die Entwicklung in Indien. So konnten die deutschen Ausfuhren nach Indien in den letzten fünf Jahren um 5 Milliarden Euro zulegen, während die nach China um 6 Milliarden Euro gesunken sind.«

Jürgen Matthes (2025): Außenhandel 2024 mit China. Problematische Befunde im Detail. IW-Kurzbericht, Nr. 20/2025, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Februar 2025

Marc Scheufen und Armin Mertens (2025): Die jecke Zick als Wirtschaftsfaktor. Bes der Nubbel brennt. IW-Kurzbericht, Nr. 19/2025, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Februar 2025
»Vom 11. November 2024 bis zur Nubbelverbrennung am 5. März 2025 dauert die Karnevalssession 2024/25. Mit 115 Tagen zählt sie zu einer der längsten Sessionen aller Zeiten. Die längere Zeit zum Feiern schlägt sich auch in den Umsatzzahlen nieder. Mit mindestens 2,1 Milliarden Euro erreicht der Gesamtumsatz ein neues Rekordhoch – und wer in Köln feiern will, muss für die Hotelübernachtung besonders tief in die Tasche greifen.«

Carolin Letz et al. (20255): Die Wärmepumpe etabliert sich in Europa – der Strompreis als Faktor. Fokus Volkswirtschaft Nr. 487, Frankfurt am Main: KfW Research, Februar 2025
»Die Wärmepumpe ist für die Dekarbonisierung des Gebäudesektors eine Schlüsseltechnologie. Sie kommt ohne fossile Energieträger aus und ermöglicht im Neubau und oft auch im Bestand eine effiziente Wärmeerzeugung. Seit Jahren wächst der Absatz von Wärmepumpen in Europa – mit deutlichen regionalen Unterschieden. In den skandinavischen Ländern lag der Marktanteil von Wärmepumpen im Jahr 2023 bereits bei über 90 %. In Deutschland waren es im gleichen Zeitraum 27 % der verkauften Wärmeerzeuger. Im Jahr 2024 ging die Zahl der abgesetzten Wärmepumpen zwar zurück, ihr Marktanteil blieb aber konstant.«

Gero Kunath (2025): 5-Prozent-Ziel gerade noch erreicht. Chinas Wachstum geht die Puste aus.  IW-Kurzbericht, Nr. 17/2025, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Februar 2025

Jürgen Matthes und Samina Sultan (2025): Deutsches Exportmodell unter Druck – eine Analyse der Exportentwicklung nach 2015, in: Wirtschaftsdienst, Heft 2/2025
»Der Export als traditionell starker Wachstumsmotor der deutschen Wirtschaft ist ins Stottern geraten. Dabei kam es schon nach 2015 zu anhaltenden Einbußen bei der Exportperformance auf den deutschen Absatzmärkten. In diesem Beitrag wird analysiert, in welchen Zielländern und Warengruppen besondere Exportschwächen zu erkennen sind und welche Ursachen dies haben könnte. Insgesamt wird deutlich: Die Einbußen finden sich oft gerade da, wo vormalige Stärken lagen. Es zeigen sich zwar auch Auswirkungen von Protektionismus und geopolitischen Konflikten. Aber vor allem scheint eine Erosion der deutschen Wettbewerbsfähigkeit eine Rolle zu spielen, was die Dringlichkeit wirtschaftspolitischer Reformen unterstreicht.«

Dirk Sauerland (2025): Institutions Matter – Nobelpreis 2024 an Daron Acemoğlu, Simon Johnson, James Robinson, in: Wirtschaftsdienst, Heft 2/2025

»D. Acemoğlu, S. Johnson und J. Robinson erhielten 2024 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften für ihre Forschung zu den Auswirkungen von Institutionen auf den Wohlstand von Nationen. Sie erweiterten die klassische Wirtschaftstheorie um die institutionelle und politökonomische Dimension. Durch die Identifikation natürlicher Experimente zeigen sie, wie inklusive Institutionen langfristigen Wohlstand fördern, während extraktive Institutionen zu Instabilität führen. Die Wahl von Institutionen erklärt den wirtschaftlichen Erfolg – mehr noch als die Geografie. Die Arbeiten der Preisträger blieben nicht ohne wissenschaftliche Kritik. Dies zeigt nicht zuletzt, dass sie eine breite wissenschaftliche Debatte vorangetrieben haben, die noch nicht abgeschlossen ist.«

Martin Beznoska und Tobias Hentze (2025): Erbschaft- und  Vermögensteuer in den Wahlprogrammen. IW-Policy Paper, Nr. 5/2025, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Februar 2025

Martin Beznoska und Tobias Hentze (2025): Steuerpolitik. Was die Wahlprogramme für die Steuerzahler bedeuten. IW-Policy Paper, Nr. 4/2025, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Februar 2025

Matthias Diermeier et al. (2025): Rechtsaußen-Erstarken in Deutschland: Implikationen für den Wirtschaftsstandort. Gutachten im Auftrag von Vielfalt ist Zukunft, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Februar 2025

Christian Schneemann et al. (2025): Auswirkungen des Strukturwandels auf die Arbeitsmarktregionen und Bundesländer in der langen Frist – Qualifikations- und Berufsprojektion bis 2040. IAB-Forschungsbericht Nr. 5/2025, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Februar 2025
»Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) haben in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) regionalspezifische Arbeitsmarktprojektionen für die Bundesländer und für 34 Arbeitsmarktregionen bis zum Jahr 2040 erstellt. Arbeitsmarktregionen sind Cluster aus Kreisen mit hohen Pendelverflechtungen – auch über Bundeslandgrenzen hinweg. Wesentlich für die Entwicklung der regionalen Arbeitsmärkte ist die Demografie, der Strukturwandel, aber auch die Konjunktur. Hier zeigen die aktuellen Daten zum Außenhandel (Unsicherheit aufgrund von Kriegen, schwache wirtschaftliche Lage in China, Unsicherheiten mit der US-Administration), dass sich die wirtschaftliche Lage in Deutschland nicht wie in der Vergangenheit durch das Exportgeschäft erholen wird.«
➔ dazu: Langfristprojektion bis 2040: „Fachkräfteengpässe trotz schlechterer konjunktureller Entwicklung“ (19.02.2025)

Robert Lehmann und Marcel Thum (2025): Regionale Konjunkturindikatoren auf Basis des Zahlungsverhaltens von Unternehmen, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 1/2025
»Im vorliegenden Aufsatz werden Angaben zum Zahlungsverhalten von Unternehmen aus dem Debitorenregister Deutschland (DRD) von Creditreform auf deren Eignung als vorlaufende Indikatoren für die Konjunktur auf Ebene der Bundesländer getestet. Ein aus dem Debitorenregister gewonnener Überfälligkeitsindikator weist gute Vorlaufeigenschaften für die Veränderung gesamtwirtschaftlicher Umsätze in Sachsen, Bayern und Nordrhein­-Westfalen auf. Damit erscheint das Debitorenregister Deutschland als eine nützliche neue Datenquelle, welche in Zukunft als ergänzender Frühindikator genutzt werden könnte.«

Joachim Ragnitz (2025): Klimaschutz und Energiewende: Risiken für die industrielle Entwicklung in Deutschland, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 1/2025
»Deutschland hat sich ehrgeizige Ziele für Energieverbrauch und CO2­-Ausstoß gegeben, die bereits bis 2030 zu einem erheblichen Teil umgesetzt werden müssen. Es besteht das Risiko, dass eine Erreichung dieser Ziele nur durch Einschränkung der Produktion möglich sein wird. Insbesondere CO2­ und energieintensive Industriebranchen könnten betroffen sein. Die künftige Bundesregierung sollte deshalb zur Vermeidung von gesamtwirtschaftlich unerwünschten Folgen die gesetzlich festgeschriebenen Ziele neu formulieren und gegebenenfalls modifizieren.«

Dennis A. Ostwald et al. (2025): Mit Gesundheit aus der Wachstumskrise. Ein Handlungsaufruf, Februar 2025
»Die deutsche Wirtschaft steht unter Druck: Stagnation, Fachkräftemangel und steigende Kosten belasten Unternehmen und öffentliche Haushalte. Gleichzeitig bleibt das Potenzial eines entscheidenden Wirtschaftsfaktors ungenutzt: Gesundheit. Denn ein leistungsfähiges Gesundheitswesen hilft, die Herausforderungen des demografischen Wandels zu meistern und stärkt die gesamtwirtschaftliche Entwicklung.«

Adriana Neligan und Matthias Diermeier (2025): Klimaschutz: Zwischen Zeigefingermentalität und Zumutungsaversion. IW-Kurzbericht, Nr. 15/2025, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Februar 2025
»Nach der „Klimawahl“ 2021 spielt das Thema Klimaschutz im aktuellen Wahlkampf höchstens mit Blick auf die Transformationsbelastungen eine Rolle. Viele Menschen sehen vor allem andere Akteure und nicht so sehr sich selbst in der Verantwortung, aber der moralische Zeigefinger ist weniger erhoben als 2021. Hinsichtlich der als notwendig erachteten Maßnahmen für den Klimaschutz strukturieren sich die Einschätzungen entlang der Parteipräferenzen zwischen den ideologischen Gegenspielern Grüne und AfD.«

Galina Kolev-Schaefer et al. (2025): Trumps reziproke Zölle. EU nur punktuell betroffen. IW-Kurzbericht, Nr. 14/2025, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Februar 2025
»Eine Angleichung der US-Zölle an das Niveau der US-Handelspartner wäre ein Schock für viele Entwicklungs- und Schwellenländer. Für die EU würde sie insgesamt nur einem Anstieg des durchschnittlichen Zollsatzes zwischen etwa 0,5 und 1,7 Prozentpunkte entsprechen. Doch die europäische Autoindustrie würde den Schritt deutlich zu spüren bekommen. Eine Absenkung des eigenen Zolls könnte hier Abhilfe verschaffen, muss jedoch im Vorfeld genau geprüft werden.«

Matthias Diermeier und Judith Niehues (2025): ​​(Überschätzte) Inflation: Potenziale für die politischen Ränder​. IW-Kurzbericht, Nr. 13/2025, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Februar 2025
»Obwohl die Verbraucherpreise im vergangenen Jahr lediglich um 2,2 Prozent gestiegen sind, nimmt jeder zweite Befragte eine „starke“ Preissteigerung wahr. Im Durchschnitt wird die Inflationsrate 2024 auf 15,3 Prozent geschätzt (Median: 10 Prozent). Noch negativer blicken Unterstützer der politischen Ränder auf die Inflation. Eine breite Mehrheit unter ihnen hat das Gefühl, Preise zu zahlen, die über der amtlichen Inflationsrate liegen.«

Geraldine Dany-Knedlik et al. (2025): Öffentliche Investitionen sind notwendig, selbsttragend und kurbeln die Wirtschaft an, DIW aktuell, Nr. 107, Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Februar 2005
»Deutschland hat in den vergangenen Jahrzehnten von seiner Substanz gelebt und notwendige Investitionen wie in die Verkehrsinfrastruktur oder die Digitalisierung verschleppt. Dies ist einer der Gründe für die aktuellen Schwierigkeiten der deutschen Wirtschaft, die nicht nur konjunktureller, sondern auch struktureller Natur sind. Investitionen würden nicht nur Defizite bei der Infrastruktur ausgleichen und damit die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands erhöhen, sondern auch die Wirtschaft wieder in Schwung bringen. Dies belegen aktuelle Berechnungen des DIW Berlin auf Basis eines empirischen Modells. Öffentliche Investitionen über 100 Milliarden Euro in den kommenden vier Jahren würden das Bruttoinlandsprodukt um 1,5 Prozent höher heben als ohne dieses Investitionspaket. Zugleich würden mit einer stärkeren Wirtschaft auch die Steuereinnahmen so stark steigen, dass sich die Ausgaben recht schnell nahezu ausgleichen dürften.«

Maximilian Blömer et al. (2025): Reformvorschläge oder Steuergeschenke? Die Wahlprogramme 2025 auf dem Prüfstand. ifo Schnelldienst digital, Nr. 2/2025, München: ifo Institut, Februar 2025
»Im Rahmen des vorliegenden Beitrags analysieren wir zentrale Elemente der Wahlprogramme der Parteien im Vorfeld der vorgezogenen Bundestagswahl 2025. Dabei konzentrieren wir uns auf Reformen des Steuer-, Abgaben- und Transfersystems. Die Parteien überbieten sich teilweise mit Vorschlägen zu Steuersenkungen und Transfererhöhungen. Viele der Reformvorschläge sind daher nicht fiskalisch neutral. Wir zeigen zunächst, wie sich die verfügbaren Einkommen der Haushalte direkt verändern, wenn keine Verhaltensanpassungen berücksichtigt würden. Anschließend quantifizieren wir die Arbeitsangebotseffekte und die daraus resultierenden Gegenfinanzierungseffekte. Die Eigenfinanzierungsquote liegt in der Regel unter 10%. Wir zeigen auch, welche weiteren Gegenfinanzierungsmaßnahmen möglich sind und wie diese die Bewertung der Reformvorschläge verändern.«

Stefan Bach (2025): Steuerreformvorschläge der Parteien: Ambitionierte Entlastungen für arbeitende Mitte und Unternehmen treiben Defizite. DIW aktuell, Nr. 106, Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Februar 2025
»Union, FDP und AfD versprechen umfangreiche Steuerentlastungen, die das Staatsdefizit um bis zu vier Prozentpunkte des Bruttoinlandsprodukts (BIP) hochtreiben und vor allem Besser- und Hochverdienende entlasten. SPD und Grüne wollen Steuerentlastungen auf die unteren und mittleren Einkommen konzentrieren und die Steuern bei Hochverdienenden und Vermögenden erhöhen. Wachstumseffekte reduzieren die Mindereinnahmen nur zum geringeren Teil. Daher sollten Steuerentlastungen vor allem auf Erwerbseinkommen und Unternehmen konzentriert werden. Steuererhöhungen für hohe Einkommen und Vermögen sollten nicht tabu sein, aber nicht übertrieben werden. Der steuerpolitische Elefant im Raum ist die Mehrwertsteuer.«

Wolf-Peter Schill et al. (2025): Bilanz des Ampel-Monitors: Mehr Tempo für die Energiewende, in: DIW Wochenbericht, Nr. 7/2025
»Die Ampel-Koalition hatte sich vorgenommen, die Energiewende deutlich zu beschleunigen. Auf Basis der Daten des Ampel-Monitors Energiewende des DIW Berlin werden in diesem Bericht die Entwicklungen wichtiger Schlüsseltechnologien analysiert und eine Bilanz der Energiewendepolitik gezogen. Die Ziele der Ampel waren nicht nur sehr viel ambitionierter als die der Vorgängerregierung; die seither geltenden Vorgaben stehen auch weitgehend im Einklang mit wissenschaftlichen Szenarien zur Klimaneutralität. Dies gilt sowohl für den Ausbau der erneuerbaren Energien als auch für die Elektrifizierung der Sektoren Wärme, Verkehr und Industrie. In den meisten Bereichen kam der Ausbau in den drei Jahren Ampel-Koalition deutlich schneller voran als in den vorangegangenen vier Jahren der Großen Koalition, insbesondere bei der Solarenergie. Dennoch ist bei allen Schlüsseltechnologien eine weitere Beschleunigung notwendig, um die Ziele für 2030 zu erreichen.«

Dorothee Hillrichs and Anita Wölfl (2025): Complexities and Dependencies in the Global Semiconductor Value Chain. EconPol Policy Report 54, Munic: CESifo, February 2025

Eric Heymann (2025): Industrie: Talsohle noch nicht erreicht, Frankfurt am Main: Deutsche Bank Research, Februar 2025
»Die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe in Deutschland sank im Jahr 2024 um 4,9%. Dies war der fünfte Rückgang in den letzten sechs Jahren. Die Industrieproduktion liegt nun 13% unter dem Höchststand von 2018. Das Jahr 2024 endete mit einem unerwartet starken Rückgang der Industrieproduktion um 3,3% gg. Vormonat im Dezember, dem niedrigsten Wert seit Mai 2020.«

Christoph Paetz und Sebastian Watzka (2025): Wachstumseffekte eines kreditfinanzierten Investitionsprogramms – Simulationsergebnisse für Deutschland mit dem makroökonomischen NiGEM-Modell – ein Update. IMK Policy Brief, Nr. 185, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Februar 2025
»Es wird ein kreditfinanziertes öffentliches Investitionsprogramm für die deutsche Wirtschaft von 600 Milliarden Euro in den nächsten 10 Jahren mit dem NiGEM-Modell simuliert. Die Ergebnisse zeigen erhebliche Wachstumseffekte, besonders längerfristig aufgrund der positiven Auswirkungen des höheren öffentlichen Kapitalstocks auf private Investitionsentscheidungen. Das BIP könnte längerfristig zeitweise um rund 6 % über seinem Niveau ohne Investitionsoffensive liegen. Außerdem regt das Programm die private Investitionstätigkeit deutlich an, sodass die Unternehmensinvestitionen bis zu 10 % über ihr Niveau ohne Programm steigen. Konkret bedeutet das, dass die aufsummierte Wirtschaftsleistung Deutschlands von 2025 bis 2050 um bis zu 4800 Mrd. Euro höher ausfallen würde. 2045 läge das jährliche Pro-Kopf-BIP um 3600 Euro höher, als es ohne das Programm der Fall wäre. Zwar erhöht sich das staatliche Budgetdefizit während der zehnjährigen Laufzeit des Programms um etwa 1 % des BIP. Allerdings fällt auch in den Szenarien mit dem kreditfinanzierten Investitionsprogramm die Schuldenquote kontinuierlich. Aufgrund der positiven Wachstumseffekte des Programms könnte zur Mitte des Jahrhunderts die Schuldenquote sogar niedriger liegen als ohne das Programm. Ein solches kreditfinanziertes Investitionsprogramm birgt daher keine Gefahr für die deutsche Schuldentragfähigkeit, sondern könnte diese langfristig sogar verbessern.«

Stefanie Brilon et al. (2025): Kommunale Sportstätten: große Bedeutung und hoher Investitionsbedarf. Fokus Volkswirtschaft, Nr. 482, Frankfurt am Main: KfW Research, Januar 2025

Christian Rusche (2025): Auswirkungen der Regulierung digitaler Märkte, in: IW-Trends, Nr. 1/2025, S. 25-38

Jürgen Matthes und Samina Sultan (2025): Alarmsignale vom deutschen Export. Eine empirische Bestandsaufnahme der deutschen Exportentwicklung. IW-Report, Nr. 5/2025, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Februar 2025
»Der deutsche Export sendet deutliche Warnsignale. Die Wachstumsraten des Exports haben sich im Zeitraum 2015 bis 2023 im Vergleich zu 2000 bis 2015 um rund zwei Drittel reduziert. In der Folge sind die Wachstumsbeiträge des Exports von 1,8 Prozentpunkten zwischen 2000 und 2015 auf 0,8 Prozentpunkte ab 2015 und auf lediglich noch 0,3 Prozentpunkte nach 2019 deutlich zurückgegangen. Er ist somit kaum noch Wachstumsmotor für die deutsche Wirtschaft.«

Marcel Fratzscher und Sabine Zinn (2025): Deutschland braucht eine nachhaltige und effektive Migrations- und Integrationspolitik. DWI aktuell, Nr. 105, Februar 2025
»Migration ist eines der zentralen Themen im Bundestagswahlkampf und wird für die nächste Bundesregierung hohe Priorität haben. Dabei geht es nicht nur grundsätzlich darum, eine offene Gesellschaft zu sein und zu bewahren, sondern auch um die Integration von ausländischen Mitmenschen und Fachkräften. Ohne deutlich mehr Arbeitskräfte wird die wirtschaftliche Transformation scheitern und viele Unternehmen werden insolvent gehen. Die neue Bundesregierung sollte sich deshalb das Ziel setzen, in den nächsten vier Jahren mindestens 1,6 Millionen ausländische Menschen in gute Arbeit zu bringen. Nur so kann die wirtschaftliche und gesellschaftliche Stabilität in Deutschland gesichert werden. Damit dies gelingt, muss Deutschland für ausländische Fachkräfte attraktiver werden, die Integration bereits hier lebender Schutzsuchender in den deutschen Arbeitsmarkt besser gelingen und ein Narrativ geschaffen werden, das Migration nicht als Bedrohung darstellt, sondern als Chance – auch im ökonomischen Sinne.«

Sandra Bohmann et al. (2025): Mehr Klarheit schaffen: Klimageld als sozialer Ausgleich bei höheren CO2-Preisen, in: DIW Wochenbericht, Nr. 6/2025
»Aktuelle Befragungsergebnisse zeigen, dass nur rund die Hälfte aller Erwachsenen in Deutschland einer pauschalen Rücker­stattung von 80 Prozent der Einnahmen aus der CO2-­Beprei­sung in Form eines Klimageldes zustimmen würde. Sie belegen aber auch, dass ein angemessen hohes Klimageld selbst bei deutlich höheren CO2-­Preisen zu einer höheren Akzeptanz führt. Derzeit vertritt noch knapp die Hälfte der Befragten eine eher ambivalente, also leicht zustimmende oder leicht ablehnende Meinung zum Klimageld. Diejenigen, die eine Rückerstattung von 80 Prozent der Einnahmen aus der zum Befragungszeitpunkt geltenden CO2­Bepreisung ablehnen, bekunden vor allem ihre generelle Ablehnung der CO2­-Bepreisung. Als weiterer Grund wird die Skepsis hin­ sichtlich der klimapolitischen Wirksamkeit des betrachteten Klimagelds genannt. Der Grad der Zustimmung variiert zudem hinsichtlich einiger soziodemographischer Merkmale. In Anbe­tracht der absehbar steigenden CO2-­Preise wird ein sozialer Ausgleich beispielsweise in Form eines Klimageldes notwen­ dig sein. Die Studienergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, die vorhandenen Bedenken zur klimapolitischen Wirksamkeit und der gerechten Verteilung der Kosten zu adressieren. Hierzu müssen die Ausgestaltung und Wirksamkeit des Klimageldes besser erläutert werden.«

Lars P. Feld et al. (2025): Mehr Wettbewerb in der Verwaltungsdigitalisierung, Berlin: Stiftung Marktwirtschaft, 2025
»Deutschland hat bei der Digitalisierung öffentlicher Verwaltungsprozesse große Defizite. Die föderale Struktur Deutschlands sowie stark regelgebundene Verwaltungsprozesse können das Digitalisierungsdefizit in der öffentlichen Verwaltung nur ansatzweise erklären. Der Kronberger Kreis untersucht die Ursachen dieses digitalen Rückstandes und zeigt Reformmöglichkeiten auf, um die Dynamik der Verwaltungs­digitalisierung in Deutschland steigern zu können. Wesentliche Hemmnisse sind die Dominanz öffentlicher IT-­Dienstleister und die mangelnde Einbindung privater IT-Dienstleister. Eine stärkere Öffnung des Marktes öffentlicher digitaler Dienstleistungen für private Anbieter könnte den Digitalisierungsprozess in der deutschen Verwaltung erheblich verbessern.«

Expertenrat für Klimafragen (2025): Zweijahresgutachten 2024. Gutachten zu bisherigen Entwicklungen der Treibhausgasemissionen, Trends der Jahresemissionsgesamtmengen und Jahresemissionsmengen sowie Wirksamkeit von Maßnahmen (gemäß § 12 Abs. 4 Bundes-Klimaschutzgesetz), Berlin: Geschäftsstelle Expertenrat für Klimafragen (ERK), Februar 2025

Nils Jannsen und Stefan Kooths (2025): Sinkende Produktionskapazitäten in der Industrie?, in: Wirtschaftsdienst, Heft 1/2025
»Die deutsche Industrie befindet sich in der Krise. In den vergangenen Jahren ist die Industrieproduktion massiv zurückgegangen. Mittlerweile liegt sie auf einem Niveau, das – abgesehen vom Einbruch zu Beginn der Pandemie – zuletzt vor rund 15 Jahren registriert wurde. Im Vergleich zu 2019 hat sie um rund 10 % nachgegeben. Gleichzeitig ist die Kapazitäts­auslastung in der Industrie deutlich zurückgegangen.«

Thomas Wein (2025): Zertifikatehandel ist das am besten geeignete Instrument der Klimapolitik, in: Wirtschaftsdienst, Heft 1/2025
»CO2-Emissionen aus Gebäudebrand und dem Verkehr stehen im Mittelpunkt der umweltpolitischen Debatte: Keine neuen Verbrennerfahrzeuge ab 2035, Heizen zumindest zu 65 % aus regenerativen Energiequellen, Zertifikatehandel auf Gebäudebrand und Verkehr ausdehnen, Tempolimit auf Autobahnen, Kfz-Steuer stärker an CO2-Emissionen ausrichten und Wegfall des Dienstwagenprivilegs. Wie geeignet sind diese Instrumente? Wird das wichtigste Beurteilungskriterium dieser Maßnahmen – die statische Effizienz – herangezogen, ergibt sich die Forderung nach einem umfassenden Zertifikatehandel, der sich in seiner Mengenbeschränkung strikt an den klimapolitischen Zielen des Pariser Klimaabkommens orientiert. Die EU und Deutschland sind hier auf dem richtigen Weg. Die ordnungsrechtlichen und übrigen preislichen Maßnahmen wären dann obsolet.«

Katrin Kamin und Rolf J. Langhammer (2025): Die geoökonomischen Herausforderungen der deutschen Wirtschaft meistern, in: Wirtschaftsdienst, Heft 1/2025
»Als Bestandteil der Weltwirtschaft sieht sich die deutsche Industrie drei Herausforderungen gegenüber. Erstens, der unilateralen Handelspolitik von „Trump 2.0“ und ihre negativen Auswirkungen auf die globale Handelsordnung. Zweitens, der sinkenden globalen Nachfrage nach deutschen Exportgütern im Vergleich zu aufstrebenden Wettbewerbern aus dem Ausland. Drittens, dem gefährdeten Zugang zu wichtigen Ressourcen in der Lieferkette. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, sollte die deutsche Politik den EU-Binnenmarkt vertiefen und strategische Partnerschaften anstreben, um gleiche Wettbewerbsbedingungen gegenüber aggressivem Unilateralismus zu schaffen. Deutsche Unternehmen sollten nach Investitionsmöglichkeiten im Ausland suchen und ausländische Unternehmen zu Joint Ventures einladen, um die Lieferketten zu stabilisieren und technologische Lücken zu schließen.«

Claus Michelsen und Simon Junker (2025): Handelsverflechtungen: Welche Industrien US-Zölle besonders hart treffen, Berlin: Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa), Januar 2025
»Die US-Handelspolitik droht mit der zweiten Amtszeit Donald Trumps erneut zu erheblichen internationalen Konflikten zu führen. Im Wahlkampf kündigte er Zölle und weitere Handelshemmnisse an, mit besonderem Augenmerk auf sicherheitsrelevante Sektoren. Hierzu zählen nach seiner Lesart auch Medikamente. Für die deutsche Wirtschaft wäre ein Handelskonflikt mit den USA ein weiterer Rückschlag in einer ohnehin angespannten Lage. Für heimische Schlüsselindustrien sind die USA meist der wichtigste Absatzmarkt. So geht dorthin knapp ein Viertel aller Pharmaexporte. Im Gegenzug kauft Deutschland Arzneimittel im Wert von 13 Milliarden Euro aus den USA. Nicht zu vergessen: Ein Großteil der Vorleistungen bezieht die Branche ebenfalls aus Amerika.«

Marcel Fratzscher (2025): Generationengerechte Schuldenregel: Reform der Schuldenbremse mit Pflicht der Daseinsvorsorge für künftige Generationen. DIW aktuell, Nr. 103, Januar 2025
»Die aktuelle Schuldenbremse muss reformiert werden. Dies darf nicht symbolisch und kosmetisch erfolgen, wie es sich in der Debatte bisher andeutet, sondern muss eine signifikante Verbesserung bringen. Die Reform muss insbesondere den blinden Fleck der Generationengerechtigkeit berücksichtigen. Eine generationengerechte Schuldenregel erfordert vier konkrete Änderungen: (1) Eine nominale Ausgabenregel muss eingeführt werden: Staatsschulden dürfen jedes Jahr so stark steigen, wie das nominale Potenzialwachstum ausfällt. Dadurch würde sich die Staatsschuldenquote bei etwa 60 Prozent stabilisieren – und nicht bei 20 Prozent wie die aktuelle Regel implizit fordert. Zudem ermöglicht es dem Staat in wirtschaftlichen Schwächephasen stärker kontrazyklisch zu agieren. (2) Eine Goldenen Regel, die öffentliche Investitionen von Schuldenbegrenzungen ausnimmt, sollte wiedereingeführt werden. Nettoinvestitionen müssen dauerhaft positiv bleiben. Zudem müssen die öffentlichen Konsumausgaben proportional zur Demographie schrumpfen. (3) Implizite Staatsschulden, wie die zukünftigen Kosten für die Sozialsysteme und die Klimakrise, dürfen nicht weiter steigen, sondern müssen proportional mit dem Rückgang des Erwerbstätigenpotenzials abnehmen. (4) Die Verteilungswirkungen staatlicher Ausgaben und Investitionen müssen bei den Staatsausgaben berücksichtigt werden. Der Staat muss Daseinsfürsorge und Chancengleichheit für alle gewährleisten.«

Berthold Busch (2025): Der Europäische Binnenmarkt, ein neuer Anlauf. IW-Kurzbericht, Nr. 10/2025, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Januar 2025
»Der Europäische Binnenmarkt ist inzwischen schon mehr als 30 Jahre alt. Er hat den freien Verkehr von Personen, Waren, Dienstleistungen und Kapital innerhalb der Europäischen Union (EU) zum Ziel. Es gibt jedoch immer noch Hindernisse für diese vier Freiheiten. Die Europäische Kommission will mit einer neuen Strategie dagegen vorgehen.«

BMWK (2025): Jahreswirtschaftsbericht 2025. Für eine neue wirtschaftliche Dynamik, Berlin: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), Januar 2025

Hardy Ostry und Jan Bösche (2025): Trumps Handelskrieger. Handelsexperten stehen für gleiche Ziele, aber unterschiedliche Wege, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, Januar 2025
»Neue und höhere Zölle waren ein zentrales Wahlkampfversprechen von Donald Trump. Der Präsident will damit vermeintliche Ungerechtigkeiten und Handelsdefizite beseitigen und die Staatseinnahmen erhöhen. Allerdings: Die Einführung hat er erstmal verzögert. Wir analysieren, welche Berater Trumps Handelspolitik wie beeinflussen.«

Michael Hüther et al. (2025): Steigende Sozialversicherungsbeiträge belasten die Wettbewerbsfähigkeit. Investitionen und Wirtschaftswachstum mobilisieren statt belasten. IW-Policy Paper, Nr. 3/2025, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Januar 2025
»Mit dem Verlust an preislicher Wettbewerbsfähigkeit ist das Geschäftsmodell der deutschen Volkswirtschaft ins Wanken geraten. In einer zunehmend de-globalisierten Ökonomie gelingt es der industriebasierten und exportorientierten Wirtschaft immer weniger, an dem Wachstum seiner Hauptzielländer teilzuhaben.«

Wolf-Peter Schill et al. (2025): An Ampel-Fortschritte anknüpfen: Künftige Regierung muss Energiewende konsequent weiterverfolgen. DIW aktuell, Nr. 102, Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Januar 2025
»Die Ampel-Regierung hat die Energiewende deutlich beschleunigt. Insbesondere der Ausbau der Solarenergie kam gut voran. Die Windenergie liegt derzeit zwar hinter dem Plan, aber die Rahmenbedingungen für einen künftig rascheren Zubau von Windkraftanlagen haben sich stark verbessert. Zudem wurden Fortschritte bei weiteren wichtigen Energiewende-Infrastrukturen wie etwa Strom- und Wasserstoffnetzen erreicht. Einige Bereiche hinken hingegen noch hinterher, insbesondere der Ausbau der Wärmepumpen und der Elektromobilität. Die nächste Bundesregierung muss die Energiewende entschlossen vorantreiben, um das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 nicht zu gefährden. Neben einem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien sollte sie mehr Tempo machen bei der Sektorenkopplung, also der verstärkten Nutzung erneuerbaren Stroms für Wärme, Verkehr und Wasserstoff. Zunehmend wichtig wird darüber hinaus die effiziente Systemintegration aller Technologien, also die stärkere Ausrichtung von Stromangebot und -nachfrage an Marktpreissignalen.«

Franziska Holz et al. (2025): Neuer Dämpfer für US-Energie- und Klimapolitik unter Trump: EU muss mit ambitionierten Schritten vorangehen, in: DIW Wochenbericht, Nr. 4/2025
»Mit der Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten steht die amerikanische Energie- und Klimapolitik erneut vor einem fundamentalen Einschnitt. Während Trumps Vorgänger Joe Biden mit Investitionsprogrammen wie dem Inflation Reduction Act den klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft unterstützte, ist Trump ein ausgesprochener Klimaskeptiker und Freund der fossilen Energien sowie der Atomkraft. Er dürfte erneut Initiativen für Umwelt- und Klimaschutz zurück- und die Förderung fossiler Energien hochfahren, dieses Mal vermutlich deutlich zielgerichteter und planvoller als während seiner ersten Amtszeit. Jedoch sind die von ihm angekündigten Maßnahmen widersprüchlich: Eine Ausweitung der Energieexporte könnte zu einer Anpassung der US-Energiepreise ans höhere Weltmarktniveau führen, obwohl es Trumps erklärtes Ziel ist, die Lebenshaltungskosten zu senken. Gleichzeitig werden wohl in einzelnen Bundesstaaten klimapolitische Maßnahmen wie CO2-Preise aufrechterhalten. Deutschland und die EU dürfen sich nicht auf einen klimapolitischen Unterbietungswettbewerb einlassen, sondern müssen den Green Deal der Europäischen Union und den Ausstieg aus fossilen Energien konsequent vorantreiben.«

Matthias Diermeier et al. (2025): Weniger Gegenwind vor Ort:  Akzeptanz des Windausbaus. IW-Kurzbericht, Nr. 8/2025, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Januar 2025
»Sogar bei Anhängern windkraft-kritischer Parteien fällt die Akzeptanz von Windrädern bei tatsächlicher Betroffenheit deutlich höher aus als in einem Wohnumfeld ohne Windkraftanlagen. Ein wichtiger Hebel zur Stärkung der Akzeptanz des Windkraft-Ausbaus – auch dort wo derzeit keine Anlagen stehen – ist zudem die finanzielle Beteiligung vor Ort.«

Markus Demary et al. (2025): Eine Agenda für mehr private Investitionen. IW-Policy Paper, Nr. 2/2025, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Januar 2025
»Deutschland hat eine massive Investitionsschwäche, welche die Produktivität dämpft, damit das Wirtschaftswachstum verringert und zunehmend den Wohlstand gefährdet. Doch nicht nur der Staat hat in der Vergangenheit zu wenig investiert. Ebenso investierten Unternehmen deutlich weniger als in früheren Jahrzehnten.«

Sander Tordoir and Brad Setser (2025): How German industry can survive the second can survive the second China shock, London/Brussels/Berlin: Centre for European Reform (CER), January 2025
»China’s industrial subsidies and aggressive export-led growth are undercutting German manufacturing. To defend its automotive and engineering sectors, Germany must finally get tough on China with trade and industrial policies.«

Alexandra Sitenko (2025): Die BRICS vor und nach dem Gipfel in Russland. Ziele, Interessen und Perspektiven, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, Januar 2025

Lisandra Flach (2025): Handelspolitik im Umbruch: Für resiliente Außenwirtschaftsbeziehungen und gegen Abschottung, in: ifo Schnelldienst, Nr. 1/2025
»Die politische Debatte dreht sich derzeit verstärkt um die Forderung, die deutsche Wirtschaft solle ein neues Geschäftsmodell entwickeln. Mit einer stagnierenden Globalisierung, zunehmendem Protektionismus und geoökonomischen Spannungen sei besonders der bisherige starke Fokus auf die Außenwirtschaft nicht länger aufrechtzuerhalten. Doch dieser Ansatz greift zu kurz. Nachhaltiges Wachstum kann Deutschland nur mit einem Modell der offenen Wirtschaft und durch die Einbindung in globale Lieferketten erreichen. Selbstverständlich muss die deutsche Wirtschaft dabei aber auch auf die veränderten globalen Rahmenbedingungen reagieren, was von der Politik bereits erkannt wurde: Eine Entkopplung von den Weltmärkten wäre mit massiven Kosten verbunden. Der Ansatz des De-Risking (Risikominderung), der das Ziel verfolgt, die Risiken von außenwirtschaftlichen Abhängigkeiten zu minimieren und die sicherheitspolitische Bedeutung wirtschaftlicher Verflechtungen stärker zu berücksichtigen, gewinnt dagegen an Bedeutung. Es handelt sich dabei um einen Balanceakt, Sicherheit und Souveränität zu stärken, ohne dabei aber protektionistische Einzelinteressen zu verfolgen und den eigenen Wohlstand zu opfern. Resiliente Außenwirtschaftsbeziehungen erfordern nicht weniger, sondern mehr Handelspartner in verschiedenen Weltregionen, stärkere Handelsbeziehungen zu bereits nahestehenden Ländern und einen vertieften EU-Binnenmarkt. Das ist in der aktuellen geopolitischen Lage zwar herausfordernd, aber möglich.«

Maximilian Blömer et al. (2025): Reform des Steuer- und Transfersystems, in: ifo Schnelldienst, Nr. 1/2025
»Die Überwindung der aktuellen Stagnation und die Rückkehr zu einem nachhaltigen Wirtschaftswachstum wird die zentrale wirtschafts- und finanzpolitische Herausforderung der nächsten Bundesregierung sein. Die deutsche Volkswirtschaft steht vor großen strukturellen Herausforderungen, wie dem demografisch bedingten Rückgang der Zahl der Erwerbstätigen, dem Übergang zur Elektromobilität, der Dekarbonisierung und Anpassung an den Klimawandel, der Digitalisierung und nicht zuletzt der Notwendigkeit, angesichts wachsender geopolitischer Risiken deutlich mehr Mittel für Sicherheit und Verteidigung aufzuwenden. Bei der Bewältigung dieser Herausforderungen werden Reformen des Steuer- und Transfersystems eine zentrale Rolle spielen. Wenn die Politik das Steuer- und Transfersystem stärker auf die Förderung von Beschäftigung, Investitionen und Innovationen ausrichten will, wird dies Entlastungen erfordern und vor allem kurzfristig zu Steuermindereinnahmen führen. Dies steht in einem Spannungsverhältnis zu steigenden Finanzierungsbedarfen insbesondere in den Bereichen Verteidigung, Digitalisierung oder Infrastruktur.«

Johannes Pfeiffer und Karen Pittel (2025): Klima- und Energiepolitik unverändert Kernherausforderungen der nächsten Legislaturperiode, in: ifo Schnelldienst, Nr. 1/2025
»Die Bundesregierung steht auch in der kommenden Legislaturperiode vor vielfältigen und komplexen Herausforderungen in der Klima- und Energiepolitik. Bei CO2-Bepreisung, Infrastrukturausbau, Kohlenstoffmanagement, Anpassung an den Klimawandel und Verteilungsfragen sind langfristige Weichenstellungen notwendig, um die massiven Investitionen anzureizen, ohne die der Standort Deutschland und die gesellschaftliche Unterstützung für den Klimaschutz gefährdet sind. Ohne teils schmerzhafte Veränderungen wird dies nicht möglich sein. Finanzierungsfragen werden dabei auch in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle spielen. Eine effiziente und verlässliche Klima- und Energiepolitik ist aus diesen Gründen wichtiger denn je.«

Nina Czernich und Oliver Falck (2025): Industriepolitik: Auf dem Vormarsch, aber Motivation und Wirkung meist nicht überzeugend, in: ifo Schnelldienst, Nr. 1/2025
»Industriepolitik, also staatliche Interventionen zugunsten einzelner Branchen, Technologien oder Unternehmen, hat weltweit zugenommen. In Fällen von Marktunvollkommenheiten kann Industriepolitik ökonomisch gerechtfertigt sein. Sie kann diese Defizite ausgleichen oder verringern, wenn sie marktkonform und wettbewerbsfördernd ausgestaltet ist. Es besteht aber die Gefahr, dass sie zu weiteren Marktverzerrungen führt. Je spezifischer Industriepolitik gestaltet wird, umso mehr Informationen über Markt, Branche, Technologie, Unternehmen, Kostenstrukturen etc. benötigt der Staat, umso höher ist der Bürokratieaufwand und umso wahrscheinlicher werden unbeabsichtigte Nebenwirkungen von Industriepolitik. Um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen zu stärken, sollte der Staat besser auf eine breite Angebotspolitik sowie investitions- und wachstumsfreundliche Rahmenbedingungen setzen. Darüber hinaus sollte Deutschland den Fokus auf seine komparativen Vorteile richten und in Bildung, Forschung und Innovationen investieren.«

Sarah Necker (2025): Abkehr von Überregulierung und Bürokratie dringend geboten, in: ifo Schnelldienst, Nr. 1/2025
»In Deutschland besteht Einigkeit, dass die stetig zunehmende Überregulierung und Bürokratie zu den zentralen Herausforderungen des Landes zählen. Obgleich diese Erkenntnis seit Jahrzehnten besteht, hat es bisher keine Regierung geschafft, den Trend von zunehmender Regulierung umzudrehen. Auch wenn alle Parteien in ihren Programmen für die Bundestagswahl 2025 planen, Bürokratie abzubauen, ist unklar, was man sich von diesen Versprechen erhoffen kann. Es ist notwendig, das Problem an der Wurzel anzupacken. Ohne ein Umdenken dahin, dass der Staat nicht alle Probleme lösen kann und sollte, wird Bürokratieabbau nicht funktionieren. Auch ein größeres Vertrauen in marktwirtschaftliche Instrumente wäre notwendig, da diese in der Regel mit weniger Bürokratie verbunden sind. Vollständigere und transparentere Informationen über Nutzen und Kosten von Regulierung und bessere (ökonomische) Bildung könnten helfen, dieses Umdenken zu begünstigen.«

Aaron Günther et al. (2025): Kanzlerpartei und Wirtschaftswachstum in Deutschland – Eine Analyse seit 1951, in: ifo Schnelldienst, Nr. 1/2025
»Wirtschaftliche Kennzahlen wie das Wirtschaftswachstum sind wichtige Indikatoren zur Bewertung politischer Entscheidungsträger. In den USA hatten Präsidenten der demokratischen Partei höhere Wachstumsraten als die der republikanischen Partei. Dieser Artikel untersucht den Zusammenhang zwischen der Kanzlerpartei und dem Wirtschaftswachstum in Deutschland seit 1951 und zeigt, dass das Wachstum unter CDU-Kanzlern höher als unter SPD-Kanzlern ausfiel, was jedoch stark von den Nachkriegsjahren unter Konrad Adenauer (CDU) getrieben ist. Zudem war das Wachstum unter CDU-Kanzlern etwas positiver im Vergleich mit den übrigen G-7-Ländern und der deutsche Aktienleitindex entwickelte sich in den Jahren der CDU-Kanzler tendenziell besser. Ein Zusammenhang zwischen der parteipolitischen Zusammensetzung der Länderregierungen und dem Wirtschaftswachstum in Gesamtdeutschland zeigt sich hingegen nicht. Die Ergebnisse lassen offen, ob die Unterschiede im Wirtschaftswachstum unter CDU- und SPD-Kanzlern auf politische Maßnahmen oder äußere Faktoren zurückzuführen sind.«

Cathrin Mohr and Christoph Trebesch (2025): Geoeconomics. Kiel Working Paper, No. 2279, Kiel: Kiel Institute for the World Economy, January 2025

»We review the literature on geoeconomics, defined as the field of study that links economics and geopolitics (power rivalry). We describe what geoeconomics is and which questions it addresses, focusing on five main subfields. First, the use of geoeconomic policy tools such as sanctions and embargoes. Second, the geopolitics of international trade, especially work on coercion and fragmentation. Third, research on the geopolitics of international finance, which focuses on currency dominance and state-directed capital flows. Fourth, the literature on geopolitical risk and its spillovers to the domestic economy, e.g. on investments, credit, and inflation. Fifth, the economics of war, in particular research on trade and war and on military production. As geopolitical tensions grow, we expect the field to grow substantially in the coming years.«

Markus Demary und Niklas Florian Taft (2025): Geldpolitik in unterschiedlichen konjunkturellen Umfeldern. IW-Kurzbericht, Nr. 4/2025, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Januar 2025
»Nach den starken Anstiegen in den Jahren 2022 und 2023 haben sich die Teuerungsraten im Euroraum und den USA wieder ihren geldpolitischen Inflationszielen von zwei Prozent angenähert. In Folge dessen setzen die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Notenbank (Fed) ihren Kurs kontinuierlicher Zinssenkungen fort. Im Vergleich zu den USA leidet die Eurozone allerdings weiterhin unter einer schwachen Konjunktur. Weitere Zinssenkungen im Euroraum scheinen deshalb möglich.«

Hubertus Bardt (2025): Verteidigung reißt Finanzierungslücken. IW-Kurzbericht, Nr. 3/2025, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Januar 2025
»Zur Sicherstellung der finanziellen NATO-Verpflichtungen müssen entsprechende Ressourcen im Bundeshaushalt bereitgestellt werden. Für das aktuelle Ziel von zwei Prozent fehlen mit dem Ende des Sondervermögens im Jahr 2028 gut 21 Milliarden Euro.«

Robert Lehmann und Christoph Schult (2024): Auswirkung eines potenziellen Gasdefizits auf die industrielle Wertschöpfung der Bundesländer, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 6/2024
»Der vorliegende Artikel präsentiert industrielle Wertschöpfungsverluste der Bundesländer, welche aus einer potenziellen Gasmangellage resultieren würden. Die größten Verluste würden sich für Rheinland­ Pfalz (­2,2%) ergeben. Hamburg müsste mit den geringsten Verlusten (­0,7%) rechnen. Maßgeblich für die regionalen Verlustunterschiede sind wirtschaftsstrukturelle Besonderheiten, allen voran der Anteil gasintensiver Produktionsbereiche.«

Jan Büchel et al. (2024): Die Suche nach KI-Fachkräften in Deutschland. Rekrutierungsstrategien in Stellenanzeigen. Gutachten im Projekt „Entwicklung und Messung der Digitalisierung der Wirtschaft am Standort Deutschland“, Berlin: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), Dezember 2024

Andrea Hammermann et al. (2024): Produktiver mit KI?. Wie Unternehmen und Beschäftigte die Produktivitätseffekte einschätzen, in: IW-Trends, Nr. 4/2024, S. 75-94
»Bei nahezu einem Drittel aller Beschäftigten in Deutschland wurde seit 2022 mindestens eine KI-Anwendung am Arbeitsplatz neu eingeführt. Am häufigsten wird KI zur automatischen Datenverarbeitung und Texterkennung genutzt. Knapp vier von zehn der Unternehmen, die KI-Anwendungen schon zumindest in einzelnen Unternehmensbereichen etabliert haben, sind der Auffassung, dass durch den Einsatz von KI die Arbeitsproduktivität gestiegen ist. 45 Prozent der Beschäftigten, die schon länger mit KI-Anwendungen arbeiten, nehmen im Zeitraum zwischen 2022 und 2024 eine Zunahme ihrer Arbeitsleistung wahr. Dieser Anteil ist signifikant höher als unter den Beschäftigten, die keine KI nutzen (32 Prozent).«

Christian Danne et al. (2025): Trendwende in der Bauwirtschaft in Sicht – politischer Handlungsdruck nimmt dennoch zu, in: DIW Wochenbericht, Nr. 1+2/2025
»Das reale Bauvolumen wird 2025 das fünfte Jahr in Folge schrumpfen: Es dürfte um knapp ein Prozent sinken. Im vergangenen Jahr lag das Minus wohl bei fast vier Prozent. Allerdings dürfte die Bauwirtschaft im kommenden Jahr die Trendwende schaffen. Das reale Bauvolumen wird 2026 voraussichtlich um zwei Prozent wachsen. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Rückgänge der letzten Jahre eine noch größere Lücke zwischen Baubedarf und Bauleistung gerissen haben. Die Infrastruktur ist vielerorts marode, die Dämmung älterer Gebäude oft unzureichend und Wohnraum in den Städten so knapp wie lange nicht. Der politische Druck, insbesondere den Wohnungsmangel zu lindern, steigt. Erhöhte degressive Abschreibung von Investitionen in den Wohnungsneubau oder Maßnahmen zur Begrenzung der Baukostensteigerungen und zur Beschleuni­gung der Verfahren sind wichtig, um die strukturellen Inves­titionsbedingungen im Wohnungsbau zu verbessern. Sie helfen aber wenig, in absehbarer Zeit den Wohnungsmangel in den Städten zu beheben. Notwendig ist hier ein Sofortpro­gramm zum Wiederhochfahren des sozialen Wohnungsbaus.«

Konstantin A. Kholodilin und Malte Rieth (2024): Preise am Wohnungsmarkt stabilisieren sich – Nachfrage hoch, Angebot weiter zu knapp, in: DIW Wochenbericht, Nr. 51+52/2024
»Der Immobilienmarkt in Deutschland hat sich wieder stabilisiert. Es entweicht noch Luft aus der nun seit einem Jahrzehnt währenden spekulativen Preisblase. Die Immobilienpreise sind im Laufe des Jahres 2024 in allen Segmenten und den meisten Regionen weiter gefallen: In über 150 Städten waren Baugrundstücke, Eigenheime und Eigentumswohnungen im laufenden Jahr im Durchschnitt um nominal fünf Prozent günstiger als vor einem Jahr. Besonders waren dies Baugrundstücke und Eigenheime in großen Städten, wo die Preise um bis zu sieben Prozent zurückgegangen sind. Die Mieten stiegen hingegen weiter, um nominal vier Prozent. Eine zögerliche Wende am Wohnungsmarkt deutet sich aber bereits an. Die durch Bevölkerungswachstum und die sich wieder verbessernden Finanzierungsbedingungen getriebene Nachfrage steht einer nach wie vor geringen Bautätigkeit gegenüber. Die Kaufpreise beginnen zu steigen. Die Politik ist daher dringend gefordert, mit öffentlicher Bautätigkeit und einer Vereinfachung der Verfahren und Vorschriften dem entgegenzusteuern.«

Michael Hüther (2025): Eine Agenda für die neue Legislaturperiode. Wettbewerbsfähigkeit und Transformation. IW-Policy Paper, Nr. 1/2025, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Januar 2025
»Die deutsche Volkswirtschaft hat seit längerem mit strukturellen Veränderungen und Anpassungen zu kämpfen. Zusätzlich kann die deutsche Wirtschaft nicht mehr in dem Maße wie früher von der Weltkonjunktur profitieren. Dies ist auf einen Verlust an preislicher Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft sowie auf zunehmende geopolitische Risiken zurückzuführen. Die wirtschaftlich angespannte Lage wird durch unzureichende private und öffentliche Investitionen weiter verschärft. Insbesondere die staatlichen Investitionen bleiben deutlich hinter internationalen Vergleichswerten zurück, was dazu führt, dass die Infrastruktur veraltet und notwendige Modernisierungseffekte ausbleiben. Dies gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft und führt zu stagnierender Produktivität sowie äußerst schwachen Wachstumsprognosen. Die klimapolitischen Verpflichtungen, den umfassenden Strukturwandel bis 2045 umzusetzen, definieren neue Anforderungen an die Wirtschaftspolitik.
Die wirtschaftspolitische Antwort auf diese Herausforderungen muss eine konsequente Angebotspolitik sein, die Investitionen und Innovationen in den Mittelpunkt stellt. Neben gezielten Investitionsförderungen sind eine umfassende Deregulierung sowie die Senkung steuerlicher Belastungen für Unternehmen unerlässlich. Auch eine Reform der Strompreise und Sozialbeiträge ist unabdingbar. Dabei müssen die wirtschaftspolitischen Maßnahmen die Rahmenbedingungen berücksichtigen, darunter die demografische Alterung, die Transformation zur Klimaneutralität und die geopolitischen Unsicherheiten verbunden mit einer neudefinierten Verteidigungspolitik. Eine kooperative und kohärente Strategie zwischen Lohn-, Finanz- und Geldpolitik ist entscheidend, um stabile Erwartungen zu schaffen und nachhaltiges Wachstum zu sichern. Bisher fehlt es an einer überzeugenden, gesamtwirtschaftlichen Erzählung für eine gelingende Transformation. Die neue Bundesregierung muss dies ernst nehmen und die Handlungsräume durch nachhaltige Finanzierung und Marktöffnung erweitern.«

Sebastian Dullien et al. (2025): Modell Deutschland neu justieren – Nachfrage und Innovationen stärken – Wirtschaftspolitische Herausforderungen 2025. IMK Report Nr. 194, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Januar 2025
»Deutschlands Wirtschaft stagniert seit zwei Jahren und das Bruttoinlandsprodukt ist kaum höher als vor fünf Jahren. Die Rahmenbedingungen für Deutschlands exportorientiertes Wirtschaftsmodell haben sich drastisch geändert. Ohne zügige wirtschaftspolitische Maßnahmen droht der industrielle Kern der deutschen Wirtschaft wegzubrechen. Die aktuelle Diskussion erinnert an die Reformdebatte der frühen 2000er Jahre. Damals wie heute waren die Unternehmen deutlich besser aufgestellt als vielfach wahrgenommen. Allerdings muss das Modell Deutschland an die neuen Gegebenheiten, insbesondere infolge der geostrategischen Ausrichtung von China und den USA, angepasst werden. Dabei ist eine hinreichende Binnennachfrage erforderlich, damit Exportorientiertheit mit steigenden Einkommen und einer tendenziell ausgeglichenen Leistungsbilanz vereinbar ist. Am dringlichsten ist die Überwindung der aktuellen Nachfrageschwäche durch eine Fiskalpolitik, die notwendige Infrastrukturinvestitionen auf den Weg bringt und ein günstiges Umfeld für private Investitionen und Innovationen schafft, sowie eine Beendigung der geldpolitischen Restriktion. Eine gezielte und auf EU-Ebene abgestimmte Industriepolitik sowie Maßnahmen zur Verringerung des Strompreises sind ebenso erforderlich wie eine neue Balance zwischen Regulierung und Innovationsfähigkeit.«

Lukas Bertram et al. (2024): Industriepolitik neu denken. Warum gute Arbeitsplätze im Zentrum stehen sollten, Berlin: Heinrich-Böll-Stiftung, Dezember 2024

Dawud Ansari et al. (2024): Die Geopolitik der Energiewende im Großraum Asien. Grundlagen, interne Dynamiken und Trendkartierung aus Sicht der Region. SWP-Aktuell, Nr. 70, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Dezember 2024
»Der Großraum Asien entwickelt sich zu einem Zentrum der globalen Energiewende. Kennzeichnend ist dabei eine wachsende Unabhängigkeit von externen Akteuren wie der EU und den USA, während Dynamiken und Vernetzung zunehmend innerhalb der Region stattfinden. Was sich hier abzeichnet, sind beispielsweise Tendenzen zur Monopolisierung kritischer Rohstoffe, neue Allianzen auf Basis wachsender Interdependenzen entlang Wertschöpfungsketten sowie ein Trend zu innovativen Technologien wie kleinen modularen Atomreaktoren. Gleichzeitig könnte die Energiewende in der Region durch geopolitische Spannungen und potentielle Krisen erheblich beeinflusst werden. Um in Asien relevant und handlungsfähig zu bleiben, sollten Deutschland und die EU ihr dortiges Engagement konstruktiver ausrichten.«

Philip Schnaps et al. (2024): Geoeconomics of Green Hydrogen. Assessing the EU‘s current position in resilience and export potential, Köln: Energiewirtschaftliches Institut an der Universität zu Köln (EWI), Dezember 2024

Martin T. Bram et al. (2024): Welthandel unter Druck: Was tun gegen Protektionismus und Handelskriege?, in: Wirtschaftsdienst, Heft 12/2024
»Die Ära des Freihandels scheint zu Ende zu gehen. Spätestes mit der erneuten Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten sind zunehmender Protektionismus und neue bzw. verschärfte Handelskonflikte zu erwarten. Drohungen über drastisch steigende Zölle und geopolitische Konflikte rücken auch die Frage der (Versorgungs-) Sicherheit in den Fokus. Es werden deshalb politische Anstrengungen unternommen, damit Unternehmen Lieferketten diversifizieren und die Produktion kritischer Güter ins Inland verlagern. Die Vision eines wohlstandssteigernden Freihandels und demokratiefördernden „Wandels durch Handel“ wird stellenweise durch ein falsches Paradigma des Freihandels als Nullsummenspiel überlagert. Die Beiträge diskutieren, welche Auswirkungen von diesen Entwicklungen für die exportorientierte deutsche Wirtschaft zu erwarten sind und welche Maßnahmen Deutschland und die EU ergreifen sollten.«

Tobias Wolbring und Matthias Wrede (2024): Wohnungsgenossenschaften: bezahlbare Mieten in angespannten Märkten, in: Wirtschaftsdienst, Heft 12/2024
»Was ist zu tun, um dem starken Anstieg der Mieten auf den angespannten Wohnungsmärkten in Deutschland entgegenzuwirken? Ein Weg ist, Wohnungsgenossenschaften besser zu fördern. Denn die Analyse von Umfragen unter Wohnungsgenossenschaften und den Zensus 2011 und 2022 zeigen: Zwar sind auch Wohnungsgenossenschaften von allgemeinen Markttrends wie steigenden Kosten deutlich betroffen, aber sie nutzen ihre Macht in angespannten Märkten nicht in gleicher Weise aus wie andere Wohnungsanbieter.«

Susanne Erbe (2024): Inflation in Deutschland – eine empirische Bilanz, in: Wirtschaftsdienst, Heft 12/2024

André Wolf (2024): Resilienzauktionen für Nullemissionstechnologien, in: Wirtschaftsdienst, Heft 12/2024
»Der rasche Übergang Europas zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft hat eine begrenzte Anzahl von Technologien für erneuerbare Energien, wie Wärmepumpen und Solarzellen, in den Mittelpunkt der industriellen Strategie der EU gestellt. Bei einigen dieser Netto-Null-Technologiegüter ist die EU in erheblichem Maße von Einfuhren aus einigen wenigen Drittländern abhängig, insbesondere China. Dadurch sind die europäischen Lieferketten Risiken ausgesetzt, die nur schwer zu beherrschen sind. Als Reaktion darauf hat die EU die Weichen für ein neues marktbasiertes Instrument gestellt: die Einführung von Resilienzkriterien im öffentlichen Beschaffungswesen und bei Auktionen zur Förderung erneuerbarer Energien. In diesem Artikel werden die Gründe für solche Kriterien erörtert und die Stärken und Schwächen verschiedener Gestaltungsoptionen untersucht. Am Beispiel der Förderauktionen für Freiflächen-PV in Deutschland werden die Auswirkungen eines Resilienzbonus auf die Förderkosten und die Nachfrage nach heimischen PV-Modulen simuliert.«

Florian Blank und Wolfram Brehmer (2024): Das Lieferkettengesetz in der Praxis: Einschätzungen durch Betriebsräte, in: Wirtschaftsdienst, Heft 12/2024
»Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) verpflichtet große Unternehmen, menschenrechtliche Risiken in ihren Lieferketten zu analysieren und präventive Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen. Der Beitrag zeigt anhand einer 2023 durchgeführten Befragung von Betriebsräten, welche Unternehmen durch das Gesetz betroffen sind und welche Maßnahmen sie umgesetzt haben. Als Vergleichsgruppe dienen Unternehmen, die nicht unter das Gesetz fallen, um zu zeigen, wie sehr das Gesetz Änderungen in den Lieferketten bewirkte. Zudem wird beleuchtet, wie intensiv sich Management, Betriebsrat und Beschäftigte mit dem Thema befassten und welchen Kenntnisstand Betriebsräte haben.«

Jurek Tiedemann (2024): Fahrer:innen gesucht – Die Fachkräftesituation in Verkehrs- und Logistikberufen, Köln: Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA), Dezember 2024
»Der Fachkräftemangel in Verkehrs- und Logistikberufen hat weitreichende Auswirkungen auf Lieferketten und die wirtschaftliche Stabilität in Deutschland. Verzögerungen bei Lieferketten führen zu Produktionsausfällen in der Industrie, während der Personalmangel im öffentlichen Verkehr die Mobilitätswende erschwert. Perspektivisch wird sich der Mangel durch den demografischen Wandel verschärfen: Rund 29 Prozent der Beschäftigten in den relevanten Berufen sind 55 Jahre oder älter und werden den Arbeitsmarkt in den nächsten zehn Jahren verlassen. Um die Fachkräftelücke zu schließen, müssen Politik und Unternehmen gemeinsam handeln. Eine attraktivere Darstellung der Berufe, die Förderung von Quereinstiegen und Weiterbildungen sowie die Rekrutierung internationaler Fachkräfte sind essenziell.«

Paula Risius et al. (2024): Fachkräftesituation bei kommunalen Arbeitgebern. Gutachten im Auftrag der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Dezember 2024

Holger Bär und Luisa Steinmeyer (2024): Gerechte Preise für eine nachhaltige Zukunft. Vier Thesen zur Reform der Mehrwertsteuer, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, Dezember 2024

Jens Boysen-Hogrefe et al. (2024): Deutsche Wirtschaft im Winter 2024. Kieler Konjunkturberichte Nr. 120, Kiel: Institut für Weltwirtschaft (IfW), Dezember 2024
»Die deutsche Wirtschaft kann sich nicht aus der Stagnation lösen. Signale für eine spürbare wirtschaftliche Belebung sind kaum auszumachen. Vielmehr mehren sich die Zeichen, dass die wirtschaftliche Schwäche vor allem struktureller Natur und weniger konjunkturell bedingt ist.«

Sebastian Dullien et al. (2024): Stark belastete deutsche Wirtschaft verharrt in Stagnation. Die konjunkturelle Lage in Deutschland zur Jahreswende 2024/2025. IMK Report, Nr. 193, Düsseldorf: Institut für Makroöonomie und Konjunkturforschung (IMK), Dezember 2024

Michael Laha (2024): Forschungsnation China. Partner, Wettbewerber und systemischer Rivale, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, Dezember 2024
»Die Volksrepublik China hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten zu einer führenden Technologienation entwickelt und ist auf dem Weg zu einer globalen „Wissenschafts-Supermacht“. Obwohl die systemische Rivalität mit der Volksrepublik China immer stärker in den Mittelpunkt der öffentlichen Debatte rückt, wie etwa das dual-use Potenzial von Forschungskooperationen, darf auch die Rolle Chinas als wichtiger Partner, insbesondere im Hinblick auf die Vielzahl an Talenten und modernen Forschungseinrichtungen nicht verkannt werden.«

Lukas Bertram et al. (2024): Industriepolitik neu denken. Warum gute Arbeitsplätze im Zentrum stehen sollten, Berlin: Heinrich-Böll-Stiftung, Dezember 2024

Rebecca Freeman et al. (2024): Deep integration and trade: UK firms in the wake of Brexit. CEP Discussion Paper No. 2066, London: Centre for Economic Performance (CEP), London School of Economic and Political Science, December 2024
»How does dismantling deep integration affect international trade? This paper provides new evidence on the consequences of disintegration by estimating the impact of Brexit on goods trade by UK firms. The UK’s exit from the EU’s single market and customs union in January 2021 led to an immediate, sharp drop in both exports and imports with the EU for the average firm. In addition, many exporters and importers stopped trading with the EU entirely. However, heterogeneous firm-level responses to the implementation of trade barriers mitigated Brexit’s impact on aggregate trade. The decline in exports was concentrated among smaller firms, but insignificant for the largest firms. Our estimates imply that, in the short run, leaving the EU reduced worldwide UK exports by 6.4% and worldwide imports by 3.1%. The fall in imports was driven by lower imports from the EU, which importers offset by sourcing more from the rest of the world.«

Kristina Rehbein (2024): Umgang mit Ghanas Schuldenkrise. Funktioniert der neue „Schuldenmanagementkonsens“ tatsächlich?, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, Dezember 2024

Geraldine Dany-Knedlik et al. (2024): DIW-Konjunkturprognose: Deutsche Wirtschaft dümpelt vor sich hin – Handelskonflikte bedrohen Weltwirtschaft, in: DIW Wochenbericht, Nr. 50/2024

Nils Goldschmidt et al. (2024): Wirtschaft – plural. Perspektiven Pluraler Ökonomik in der politischen Bildung. 10 Module für die schulische und außerschulische politische Bildung, Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung, 2024
»Die zehn Module des Bandes eröffnen die Möglichkeit, sich mit grundlegenden Begriffen und Konzepten des Wirtschaftslebens sowie Problemfeldern in der Wirtschaftspolitik auseinanderzusetzen. Dabei wird besonderer Wert auf die Vielfalt der Denkweisen und Perspektiven innerhalb der Wirtschaftswissenschaften gelegt. Im Vordergrund steht die exemplarische Auseinandersetzung mit der oft unterschätzten innerdisziplinären Pluralität.«
➔ ergänzend:  Arbeitsmaterialien

Lucas Guttenberg und Nils Redeker (2024): Luft nach oben: Wieso die EU-Fiskalregeln Spielraum für eine Reform der Schuldenbremse lassen, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, Dezember 2024
»Die gerade reformierten europäischen Schuldenregeln enthalten an vielen Stellen mehr Spielraum als die deutsche Schuldenbremse. Damit stehen sie einer Reform der Schuldenbremse nicht im Weg. Das gilt insbesondere, wenn eine Schuldenbremsenreform durch wachstums- und potenzialsteigernde Reformen und Investitionen flankiert wird.«

Tom Bauermann et al. (2024): Ausbau der Stromnetze: Investitionsbedarfe. IMK Study Nr. 97, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Dezember 2024
»Die Dekarbonisierung der deutschen Wirtschaft erfordert bis 2045 einen massiven Aus- und Umbau der Stromnetzinfrastruktur, um unter anderem die Elektrifizierung von Verkehr, Industrie und Gebäuden zu bewältigen. Dies betrifft sowohl die überregionalen Übertragungs-, als auch die regionalen Verteilnetze. In der vorliegenden Study werden die Investitionsbedarfe für den notwendigen Netzausbau aufgezeigt. Dabei gehen wir sekundäranalytisch vor, indem wir die Bedarfe für den Ausbau und das Upgrade der Übertragungs- und Verteilnetze aus bereits existierenden Schätzungen übernehmen und synthetisieren. Die Quellen sind insbesondere der aktuelle Netzentwicklungsplan sowie die Angaben der Übertragungsnetzbetreiber und der Verteilnetzbetreiber. Unsere Schätzungen ergeben bis 2045 einen Bedarf von 328 Milliarden Euro für die Übertragungsnetze und 323 Milliarden Euro auf der Verteilnetzebene, sodass sich ein Gesamtbedarf von 651 Milliarden Euro bis 2045 ergibt. Die Bedarfsschätzungen bedeuten, dass in den kommenden Jahren das jährliche Investitionsvolumen im Bereich der Übertragungs- und Verteilnetze von rund 15 Milliarden Euro im Jahr 2023 auf jährlich rund 34 Milliarden Euro anwachsen muss – ein Zuwachs um 127 Prozent. Dies ist ein erheblicher Anstieg der Investitionstätigkeit im Stromnetzbereich, der jedoch notwendig ist, wenn die Energiewende erfolgreich umgesetzt werden soll. Diese Schätzungen unterliegen gewissen Unsicherheiten, wie zum Beispiel mögliche Veränderungen der Rohstoffpreise oder anderer Faktoren, die den Ausbau hemmen können. Auf Seite der Verteilnetzbetreiber sind die Unsicherheiten bezüglich der Schätzungen etwas höher.«

Sebastian Grundberger et al. (2024): Politischer Durchbruch beim EU-Mercosur – Handelsabkommen, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, Dezember 2024
»Nach einem Vierteljahrhundert Verhandlungen gelang es auf dem Mercosur-Gipfel in Montevideo am 6. Dezember überraschend, eine politische Einigung über das EU-Mercosur-Abkommen zu erzielen. In einer Zeit wachsender Abschottungspolitik und steigender Multipolarität ist dieser Durchbruch von zentraler Bedeutung. Durch die Gründung einer der größten Handelsblöcke der Welt schafft die EU, nach 25-Jahren Verhandlungen, Tatsachen und beweist ihre Handlungsfähigkeit. Angesichts der chinesischen Investitionsoffensive in der Region ist dies ein wichtiges geopolitisches Signal. Die EU-Staaten sind jetzt gefordert, das Abkommen schnell zu ratifizieren und mit Leben zu füllen.«

Marian Jacobs und Magdalena Polloczek (2024): Wege zur Transformation. Zukunftskompetenzen für die Mobilitäts-, Bau- und Wohnungswirtschaft, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, Dezember 2024

Nils Hesse (2024): Vorschläge für eine neue bürgerliche Klimaerzählung. Bürgerliche Gruppen für eine technologieoffene, marktwirtschaftliche und international ausgerichtete Klimapolitik gewinnen, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, Dezember 2024
»Die deutsche Klimadebatte ist stark polarisiert und überzeugt die bürgerliche Mitte kaum. Zu offensichtlich klaffen Anspruch und Wirklichkeit auseinander. Diese bürgerliche Mitte nimmt einerseits das Klimaproblem ernst und fühlt sich andererseits durch staatliche Eingriffe bevormundet. Es braucht eine neue Erzählung, die die Mitte erreicht und für eine wirksame und effiziente Klimapolitik gewinnt. Diese bürgerliche Klimaerzählung fußt auf marktwirtschaftlichen, technologieoffenen und international ausgerichteten Ansätzen und setzt auf den Emissionshandels als Leitinstrument der Klimapolitik.«

Ignacio García Bercero et al. (2024): How the European Union should respond to Trump’s tariffs. Policy Brief No. 33/2024, Brussels: Bruegel, December 2024
»President-elect Trump has threatened to increase United States tariffs to 60 percent on imports from China and 10 percent to 20 percent on imports from other trading partners, including the European Union. In doing so the US would be ignoring its World Trade Organisation commitments and would also rollback the substantial liberalisation that has taken place during the past 80 years, with a potentially major negative impact on the world economy. In response to this threat, the EU should pursue a three-pronged strategy.«

Sarah Gust (2024): Klimakrise im Klassenzimmer: Naturkatastrophen und ihre Folgen für die Bildung, in: ifo Schnelldienst, Nr. 12/2024
»Extremwetterlagen und Naturkatastrophen verursachen immense Kosten. Ein oft übersehener Aspekt sind die Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche. Naturkatastrophen können die schulischen Leistungen für mehrere Jahre verschlechtern. Diese Entwicklungen haben nicht nur individuelle Folgen, sondern auch volkswirtschaftliche Konsequenzen, da schlechtere Lernergebnisse zu einem Verlust an Humankapital und somit zu geringerem wirtschaftlichem Wachstumspotenzial führen.«

Mahdi Ghodsi et al. (2024): The impact of migration to the EU on labour shortages in the Western Balkans: Policy implications, Vienna: The Vienna Institute for International Economic Studies, December 2024

Hubertus Bardt et al. (2024): Es wird nicht besser. IW-Konjunkturprognose Winter 2024. IW-Report, Nr. 45/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Dezember 2024
»Hohe Kosten, politische Unordnung und viele Unsicherheiten: Die deutsche Wirtschaft kommt 2025 nicht aus der Krise, zeigt die neue Konjunkturprognose des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Auch die Arbeitslosigkeit dürfte weiter steigen.«

Benjamin Held und Dorothee Rodenhäuser (2024): NWI 2024 – Anstieg bei unterschiedlicher Entwicklung von Umweltschäden, Konsum und Ungleichheit. IMK Study Nr. 96, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Dezember 2024
»Der Nationale Wohlfahrtsindex (NWI) bietet Einblicke dazu, wie sich die Wohlfahrt in den letzten Jahrzehnten in Deutschland entwickelt hat und wie nachhaltige Wege zu deren Steigerung aussehen könnten. Der NWI zielt dabei auf einen Perspektivwechsel gegenüber dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) ab, indem er den Blick um wohlfahrtsrelevante ökonomische, ökologische und soziale Aspekte erweitert. Der vorliegende Bericht zeigt für das Jahr 2023 eine Steigerung des NWI um 3,1 Punkte. Zentraler Grund für diese Erhöhung sind rückläufige Umweltkosten (K12-21), die wiederum in der Hauptsache auf zurückgehende Energieverbräuche zurückzuführen sind. Inwieweit diese Wohlfahrtssteigerungen als nachhaltig eingestuft werden können, wird im Bericht diskutiert. Leichte Zugewinne gab es beim privaten Konsum, während die Abzüge durch Ungleichheit auf hohem Niveau verharren. Der Bericht zeigt weiter auf, dass sich die Entwicklungen von NWI und BIP in den letzten 30 Jahren deutlich unterscheiden: Während das BIP um etwa 50% relativ kontinuierlich angewachsen ist, hat sich die Wohlfahrt gemäß NWI deutlich weniger erhöht und war größeren Schwankungen unterworfen. Nachhaltig gesteigert werden könnte die Wohlfahrt – wie durch Szenariorechnungen veranschaulicht wird – zukünftig durch eine Reduktion der Umweltkosten und der Einkommensungleichheit.«
➔ dazu: Nationaler Wohlfahrtsindex für 2023 im Plus – allerdings auch wegen sinkenden Energieverbrauchs infolge wirtschaftlicher Schwäche (04.12.2024)

Karsten Neuhoff et al. (2024): Versorgungssicherheitsreserve kann Strommarkt absichern und Flexibilität erschließen, in: DIW Wochenbericht, Nr. 49/2024
»Mit dem steigenden Anteil der Stromerzeugung aus Wind- und Solarenergie wächst die Bedeutung von Flexibilität auf der Nachfrageseite. Speichertechnologien für Wärme und Zwischenprodukte erlauben es, verstärkt Strom aus Stunden hoher Wind- und Solarproduktion zu nutzen. Zusätzlich dürften auch weiterhin steuerbare Kraftwerkskapazitäten notwendig sein, um sich gegen extreme Wetterlagen, Risiken in globalen Energiemärkten und Unsicherheiten im Transformationsprozess abzusichern. In diesem Kontext sollen Kapazitätsmechanismen die Versorgungssicherheit im Stromsystem gewährleisten. Im Bericht werden verschiedene Typen von Kapazitätsmechanismen vorgestellt. Für zwei dieser Mechanismen, ein zentraler Kapazitätsmarkt und eine Versorgungssicherheitsreserve, werden die Stromsektoreffekte in einer Modellierung untersucht. Die Analyse zeigt: Ein zentraler Kapazitätsmarkt deckelt die Strompreise stark, wodurch Anreize für Investitionen in nachfrageseitige Flexibilitätstechnologien deutlich einschränkt werden. Bei vergleichbaren Gesamtkosten für Stromkunden kann eine Versorgungssicherheitsreserve deutlich größere Flexibilitätspotenziale erschließen, was mit wachsenden Anteilen von Wind- und Solarenergie immer wichtiger wird.«

Jonathan Federle et al. (2024): Inflation Surprises and Election Outcomes. Kiel Working Paper No. 2278, Kiel: Kiel Institute for the World Economy, December 2024
»We study the political consequences of inflation surprises, focusing on votes for extremist and populist parties in 365 elections in 18 advanced economies since 1948. Inflation surprises are regularly followed by a substantial increase in vote shares of extremist, anti-system, and populist parties. An inflation surprise of 10 percentage points leads to a 15% increase in their vote share, comparable to the increase typically seen after financial crises. We show that the change in voting behavior is particularly pronounced when real wages decline, and less evident when real wages are not affected. Our paper points to considerable political after-effects of unexpected inflation.«

Jasmina Kirchhoff (2024): Die pharmazeutische Industrie in Deutschland. Gutachten im Auftrag des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa), Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Dezember 2024
»Die pharmazeutischen Unternehmen sind am Standort Deutschland auf jeder Stufe der Wertschöpfungskette tätig – sie forschen, entwickeln und produzieren hierzulande und vertreiben von hier aus ihre Produkte im Inland und Ausland. Dabei gehört die Pharmaindustrie nicht nur zu den forschungsintensivsten, sondern auch zu den wertschöpfungsstärksten Branchen Deutschlands. Über 210.000 Euro Bruttowertschöpfung erzeugte jeder Beschäftigte der Pharmaindustrie im Jahr 2022, nur in der Mineralölverarbeitung lag dieser Wert höher. Pharmaunternehmen weiten ihre Investitionen am Standort seit Jahren sukzessive aus –2023 investierte die Branche mit über 3,3 Milliarden Euro fast ein Drittel mehr in Sachanlagen als im Vorjahr. Um all dies leisten zu können, sind pharmazeutische Unternehmen auf Beschäftigte mit einer überdurchschnittlich hohen Qualifikation angewiesen. Dies liegt zum einen an der Spezialisierung der Branche auf hochinnovative, technologisch komplexe Produkte. Zum anderen haben die Unternehmen hohe regulatorische Anforderungen zu erfüllen – etwa bei der Durchführung klinischer Studien oder bei der Qualitätssicherung im Produktionsprozess. Die regulatorischen Vorgaben erfordern ein branchenspezifisches Know-how der Beschäftigten entlang der gesamten Wertschöpfungskette.«

Klaus-Heiner Röhl (2024): Bürokratieentlastungsgesetze: Warum wirken sie nicht wie gewünscht?. IW-Kurzbericht, Nr. 88/2024, Berlin: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Dezember 2024
»Bürokratie wird von den Unternehmen als wachsende Belastung wahrgenommen, während die staatliche Bürokratiemessung diesen Aufwärtstrend nicht zeigt. Die Konstruktion der vier Bürokratieentlastungsgesetze der zurückliegenden 10 Jahre gibt, neben dem Aufwuchs nicht gemessener Bürokratiebestandteile, Hinweise zur Aufklärung dieses Widerspruchs.«

Chiara Nußbaum und Jennifer Potthoff (2024): Influencer – Macht, Marketing und Manipulation. Eine verhaltensethische Analyse der Akteure im Social Media. IW-Report, Nr. 43/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), November 2024
»Die Creator Economy ist eine rasant wachsende Branche, die laut Prognosen in den nächsten Jahren weiter an Einfluss gewinnen und Umsatzsteigerungen erzielen wird. Mit Werbedeals und Kooperationen generieren vor allem Influencer nicht nur hohe Umsätze, sondern haben Macht über Meinungen und Einfluss auf das Konsumverhalten ihrer Follower.«

Lia Musitz (2024): China – ein schwieriger Partner für die deutsche Wirtschaft. Chancen und Herausforderungen der Restrukturierung globaler Wertschöpfungsketten. Working Paper Forschungsförderung Nr. 357, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, November 2024
»De-Risking oder Decoupling? Oder weder noch? Der Umgang mit der Abhängigkeit der deutschen Industrie von China ist Gegenstand vieler Debatten und Strategiepapiere. Die Literaturstudie trägt zentrale Erkenntnisse über den Aufstieg des Landes zur geopolitischen Wirtschaftsmacht, seine Industrie- und Wirtschaftsstrategie und über die wechselseitigen Abhängigkeiten und Verflechtungen der deutschen und der chinesischen Volkswirtschaft zusammen. Eine überraschende Erkenntnis: In zentralen Bereichen ist China abhängiger von Deutschland als umgekehrt. Gleichzeitig stellt das Spannungsfeld zwischen einem autoritären, undemokratischen politischen System und sozio-ökonomischen Zielen, die denen im Westen vergleichbar sind, die internationale Gewerkschaftsbewegung im Umgang mit China vor eine Herausforderung.«

Martin Krzywdzinski (2024): Zwischen Transformation und Krise. Automobilzulieferindustrie in Deutschland im Umbruch. Discussion Paper SP III 2024–301, Berlin: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, November 2024

Gero Kunath et al. (2024): Die Fachkräftesituation in energieintensiven Branchen. IW-Kurzbericht, Nr. 85/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), November 2024
»Deutschlands energieintensive Industrien leiden zunehmend unter Produktionsrückgängen. Ursachen sind gestiegene Energiepreise, internationaler Konkurrenzdruck und Fachkräftemangel. Bisher blieb die Beschäftigung recht stabil, aber es stellt sich die Frage, wie lange ein Personalabbau noch zu verhindern ist.«

Teilgabe-Team (2024): Kooperatives Wirtschaften in der Zivilgesellschaft. Gemeinwohlorientiert, tragfähig und transformativ, Frankfurt/New York: Campus Verlag, 2024
»Sozialunternehmen, Genossenschaften, Bürgergesellschaften und Vereine leisten einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung einer gemeinwohlorientierten Versorgung in allen Lebensbereichen. Der Band untersucht anhand von Fallstudien zu Bürgerenergiegenossenschaften, solidarischer Landwirtschaft, Seniorengenossenschaften sowie Plattform-Kooperativismus, wie derartige Organisationen wirtschaften. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der vergleichenden empirischen Analyse der Verbundstrukturen in den unterschiedlichen Versorgungsbereichen. Im Zuge dessen wird deutlich, wie kooperatives Wirtschaften in der Zivilgesellschaft funktioniert und inwiefern hierdurch Gemeinwohl gefördert wird.«
➔ vgl. dazu auch die Webseite www.teilgabe.net 

Veronika Grimm et al. (2024): Wachstum und Klimaschutz vereinen, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, November 2024
»Der Verzicht auf Wirtschaftswachstum führt nicht zu mehr Klimaschutz – ganz im Gegenteil: Eine Deindustrialisierung Deutschlands bzw. der Europäischen Union (EU) würde die Möglichkeiten, zum Klimaschutz beizutragen, erheblich beeinträchtigen. Klimaschutz und Wirtschaftswachstum sollten für den Erfolg der Transformation Hand in Hand gehen. Eine wirksame Klimapolitik gelingt mithilfe geeigneter Rahmenbedingungen, insbesondere einer konsequenten CO₂-Bepreisung, unterstützenden staatlichen Maßnahmen und vor allem durch internationale Zusammenarbeit.«

Janis Kluge (2024): Russlands Wirtschaft am Wendepunkt. Mit dem Ende des russischen Kriegsbooms steigen die wirtschaftlichen Risiken für den Kreml. SWP-Aktuell, Nr. 59. Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), November 2024
»Die Militärausgaben Russlands werden 2025 erneut beträchtlich wachsen. Sowohl die Rüstungsproduktion als auch die Rekrutierung neuer Soldaten erfordern immer größere Anstrengungen. In Teilen der russischen Wirtschaft hat die hohe staatliche Nachfrage in den vergangenen zwei Jahren einen Kriegsboom ausgelöst. Die Einkommen sind stark gestiegen, und es herrscht Aufbruchstimmung. Aufgrund des Arbeitskräftemangels und der westlichen Sanktionen ist das Wirtschaftswachstum im Laufe dieses Jahres jedoch zum Erliegen gekommen, während sich eine hartnäckige Inflation eingestellt hat. Die Zentralbank kämpft mit hohen Zinsen gegen die Preisspirale an, was die Wirtschaft bremst, die Inflation aber noch nicht dämpfen konnte. Mit Blick auf das Jahr 2025 trüben sich die Konjunkturaussichten weiter ein, wodurch Russland krisenanfälliger wird. Neue Sanktionen oder auch ein niedrigerer Ölpreis könnten eine Rezession in Gang setzen.«

Gabriel Felbermayr et al. (2024): US Trade Policy After 2024: What Is at Stake for Europe? Kiel Policy Brief No. 178, Kiel: Kiel Institute for the World Economy, October 2024

Wolf-Peter Schill et al. (2024): Klimaschutz im Straßengüterverkehr: Die Zukunft ist batterieelektrisch, in: DIW Wochenbericht, Nr, 47/2024
»Für den Klimaschutz im Straßengüterverkehr ist eine Antriebswende erforderlich. Hierfür werden neben batterieelektrischen Fahrzeugen auch wasserstoffbasierte Antriebe diskutiert. Zwischenergebnisse eines laufenden Forschungsprojekts zeigen, dass sowohl der Bestand batterieelektrischer Lkw als auch die Zahl verfügbarer Fahrzeugmodelle in Deutschland zuletzt deutlich gewachsen sind, wenn auch von einem sehr niedrigen Niveau aus. Dies ist bei Wasserstoff-Lkws nicht der Fall. Bei der Ladeinfrastruktur sind derzeit zudem erhebliche privatwirtschaftliche Investitionen im Gange. Batterieelektrische Fahrzeuge haben gegenüber Wasserstoff-Lkw weiterhin große Vorteile bei der Energieeffizienz, den absehbaren Energiekosten sowie dem realistisch erwartbaren Beitrag zum Klimaschutz. Der politische Fokus sollte daher klar auf dem Hochlauf batterieelektrischer Lkw in Kombination mit dem Ausbau der Ladeinfrastruktur liegen. Insbesondere sollte die Erweiterung des Schnellladenetzes energisch vorangebracht werden. Um möglichen Herausforderungen insbesondere bei den Netzanschlüssen zu begegnen, könnten ergänzend auch Batteriewechsel- oder Oberleitungssysteme weiter erprobt werden, die technologisch große Schnittmengen mit Batterie-Lkw haben. Darüber hinaus sollten die Energieeffizienz-Vorteile batterieelektrischer Lkw in der Systematik der Treibhausgasminderungsquote berücksichtigt werden.«

American Immigration Council (2024): Mass Deportation: Devastating Costs to America, Its Budget and Economy, Washington, DC, October 2024

Stefan Sauer und Klaus Wohlrabe (2024): Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie im freien Fall? Einschätzungen der Unternehmen im europäischen Vergleich. ifo Schnelldienst digital, Nr. 9/2024
»Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer anhaltenden Schwächephase – verursacht durch kurzfristige konjunkturelle Schwankungen und längerfristige strukturelle Faktoren. Im Verarbeitenden Gewerbe beeinträchtigen hohe Energie- und Produktionskosten die Wettbewerbsfähigkeit. Die Mehrzahl der Industrieunternehmen berichtet in den ifo Konjunkturumfragen von einer verschlechterten Wettbewerbsposition in Deutschland, der Europäischen Union (EU) und weltweit. Dabei fallen in allen Industriebranchen die Bewertungen vor allem für die Auslandsmärkte sehr negativ aus. Ein Vergleich zu den Umfrageergebnissen in anderen europäischen Ländern verdeutlicht das Ausmaß der deutschen Misere. Deutschland bildet zusammen mit Finnland, Belgien und Österreich das Schlusslicht bei der Entwicklung in der jüngsten Vergangenheit. «

Gunther Tichy (2024): Eine saldenmechanische Perspektive auf die Schuldenbremse, in: Wirtschaftsdienst, Heft 11/2024
»Die Schuldenbremse wurde eingeführt um wahltaktische Ausgabenexzesse zu begrenzen und die (Schulden-)Trag­fähigkeit zu sichern. Zwar konnte die Schuldenquote gesenkt werden, doch um den Preis eines Investitionsstaus und anhaltender Leistungsbilanz­überschüsse. Ursache sind die im Inland nicht verwertbaren Sparüberschüsse der Haushalte. Übersteigen diese den Kapitalbedarf der Unternehmen, muss zwangsläufig entweder die Verschuldung des Staates oder die des Auslands ansteigen. Folglich führte die Senkung der Schuldenquote in den letzten Jahren zu einer höheren Verschuldung des Auslands. Angesichts der niedrigen Verzinsung dienen höhere Investitionen künftigen Generationen mehr als der niedrigere Schuldenstand.«

Christian Raffer und Maike Rackwitz (2024): Langzeit-Trends bei kommunalen Unternehmen: mehr und komplexere Auslagerungen, in: Wirtschaftsdienst, Heft 11/2024
»Es gibt einen Trend zur Schaffung zusätzlicher öffentlicher Unternehmen auf kommunaler Ebene. Eine Analyse von 34 Städten in Nordrhein-Westfalen geht der Frage nach, was diese Entwicklung erklärt. Welchen Einfluss hat die unterschiedliche Transparenz von Kommunen? Wie wirken sich Charaktereigenschaften von Oberbürgermeister:innen aus? Und welchen Einfluss haben Entschuldungsprogramme?«

Thieß Petersen (2024): Wirtschaftliche Konsequenzen der US-Wahl für Deutschland und Europa, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, 14.11.2024
»Die Wahl des 47. US-Präsidenten im November 2024 wird die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen spätestens ab dem nächsten Jahr spürbar verändern. Die angekündigte Wirtschaftspolitik im Rahmen seiner „America first“-Strategie stellt gerade für exportorientierte Volkswirtschaften wie Deutschland eine erhebliche Herausforderung dar. Zwei Maßnahmen sind dabei besonders relevant: höhere Zölle auf ausländische Produkte und Steuersenkungen für Unternehmen. Beides dürfte das Wirtschaftswachstum der USA zunächst stärken, mittel- und langfristig können jedoch wachstumsdämpfende Effekte überwiegen. Für Deutschland und Europa ist bereits kurzfristig mit negativen wirtschaftlichen Konsequenzen zu rechnen.«

Sara Holzmann et al. (2024): Megatrend-Report #06: Staatsfinanzen im Fokus. Wie Megatrends, Kriege und Krisen den Fiskus herausfordern, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, November 2024
»Das jüngste Scheitern der Ampelkoalition an einer Einigung zu finanzpolitischen Fragen verdeutlicht, dass Deutschland vor einer großen Herausforderung steht: Wie lassen sich dringende Investitionen in die Dekarbonisierung der Volkswirtschaft, die Modernisierung des Standorts und die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands realisieren, ohne die Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen zu gefährden? Diese Frage dürfte die politische Debatte und die Öffentlichkeit auch in der nächsten Legislaturperiode beschäftigen. Um fundierte finanzpolitische Entscheidungen treffen zu können, sind ein umfassendes Lagebild der fiskalischen Entwicklungen und Herausforderungen, eine Analyse der Rolle des Staates bei der Bewältigung der Zukunftsaufgaben, die Abschätzung öffentlicher Ausgabenbedarfe sowie ein Überblick über bestehende Finanzierungsoptionen notwendig.«

Philip Herzer und Gero Kunath (2024): Fachkräftelücken belasten wichtige Wirtschaftszweige, Köln: Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA), November 2024
»Der deutschen Wirtschaft fehlten trotz schwacher Wirtschaftslage im Jahresdurchschnitt 2023/2024 insgesamt mehr als 530.000 qualifizierte Arbeitskräfte. Erstmals werden Fachkräftelücken nicht nur für Berufe, sondern auch für Wirtschaftszweige berechnet. Besonders von Engpässen betroffen sind Unternehmen und Betriebe im Sozial- und Gesundheitswesen, in der Bauwirtschaft, in der öffentlichen Verwaltung sowie im Einzelhandel. Engpässe im Sozial- und Gesundheitswesen können dabei indirekte Rückwirkungen auf den Fachkräftemangel in anderen Berufen haben. Ein knappes Angebot an Dienstleistungen der Daseinsfürsorge muss oft privat aufgefangen werden und zwingt beispielsweise Eltern und Pflegende, ihre Wochenarbeitszeiten zu reduzieren. Auch die Metallindustrie ist von Engpässen betroffen. Trotz Produktionsrückgängen und Beschäftigungsabbau – auch in Folge gestiegener Energiepreise – werden weiterhin dringend Fachkräfte gesucht. Der Fachkräftemangel im Verarbeitenden Gewerbe trägt wiederum dazu bei, dass Schlüsselindustrien der deutschen Wirtschaft nicht ihr volles Produktionspotenzial ausschöpfen können, was die schwache Konjunktur verstärkt.«

Oliver Falck et al. (2024): Kosten der Bürokratie – Reformen dringend geboten, in: ifo Schnelldienst, Nr. 11/2024
»Die bürokratische Last der Unternehmen in Deutschland ist erdrückend. Die Innovation von Geschäftsmodellen, Ideen für besseren Kundenservice, das Erobern neuer Märkte – all diese genuin unternehmerischen Tätigkeiten werden zunehmend verdrängt durch Berichtspflichten und Regulierung. Bürokratie verursacht für Firmen immense Kosten, blockiert Ressourcen und lähmt die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Das im September 2024 vom Bundestag verabschiedete Bürokratieentlastungsgesetz IV trägt den Forderungen der Wirtschaft nach einem Abbau bürokratischer Hürden Rechnung, kann aber nur ein erster Schritt sein. Warum ufert Bürokratie aus? Welche Kosten sind mit überbordender Bürokratie verbunden? Wie kann eine schlanke und ergebnisorientierte Bürokratie geschaffen werden?«

Oliver Falck et al. (2024): Entgangene Wirtschaftsleistung durch hohen Bürokratieaufwand. ifo-Studie im Auftrag der IHK für München und Oberbayern, München, Oktober 2024
»Gesetze und Regelungen gewährleisten in einem Rechtsstaat einen einheitlichen und transparenten Rechtsrahmen. Doch ein Übermaß an Einzelverordnungen wird häufig als Bürokratie und damit als Belastung wahrgenommen. Insbesondere in den letzten Jahren wuchs bei Vertretern der Wirtschaft die Sorge um den Wirtschaftsstandort Deutschland, da der steigende bürokratische Aufwand mit erheblichen zusätzlichen Kosten für Unternehmen einhergeht. Die vorliegende Studie untersucht die gesamtwirtschaftlichen Kosten, die durch hohen Bürokratieaufwand entstehen. Zudem wird beleuchtet, ob und in welchem Ausmaß die Digitalisierung von Verwaltungsprozessen dazu beitragen kann, die wirtschaftlichen Kosten durch Bürokratie zu verringern.«

Katrin Demmelhuber und Daria Schaller (2024): Industriestandort unter Druck: Baden-Württembergs Wirtschaft im Spannungsfeld konjunktureller Herausforderungen, in: ifo Schnelldienst, Nr. 11/2024
»Die deutsche Wirtschaft steht aktuell stark unter Druck. Beim Blick auf die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im ersten Halbjahr 2024 hält Baden-Württemberg im Bundesländervergleich die rote Laterne. Die Unternehmensinsolvenzen nehmen hier zu. Wie steht es um die Konjunktur in Baden-Württemberg? Wie wird sie sich in Zukunft entwickeln? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, untersuchen wir die Wirtschaftsstruktur im Südwesten, die Entwicklung des Geschäftsklimas in Baden-Württemberg im Vergleich zu Deutschland und analysieren die Eignung des ifo Geschäftsklimas als Frühindikator. Zudem geben wir einen Ausblick auf die weitere Entwicklung anhand der Erwartungen baden-württembergischer Unternehmen.«

Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (2024): Versäumnisse angehen, entschlossen modernisieren. Jahresgutachten 2024/25, Wiesbaden, November 2024

Ursula Walther (2024): Europäischer Verbriefungsmarkt. Bereit für einen Neuanfang?, Frankfurt am Main: Deutsche Bank Research, November 2024

Stefan Bach (2024): Solidaritätszuschlag abschaffen, Spitzensteuersätze erhöhen. DIW aktuell, Nr. 98, Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), November 2024
»Am 12. November 2024 verhandelt das Bundesverfassungsgericht eine Verfassungsbeschwerde gegen den Solidaritätszuschlag. Eine Entscheidung wird in den nächsten Monaten erwartet. Finanzpolitisch ist der Zuschlag dreieinhalb Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung kaum noch zu begründen. Zwar bestehen weiterhin vereinigungsbedingte Belastungen des Bundes. Diese können aber mit dem bestehenden Steuer- und Finanzausgleichssystem bewältigt werden. Wenn der Solidaritätszuschlag in den kommenden Jahren reduziert oder abgeschafft wird, sollten Steuersenkungen für Hochverdienende vermieden werden. Steuerentlastungen sollten auf Erwerbstätige mit niedrigen und mittleren Einkommen sowie auf Unternehmen konzentriert werden. Daher sollte der Solidaritätszuschlag bei Hochverdienenden in den Einkommensteuertarif integriert werden.«

Christoph Schult (2024): Analyse der Effekte des Atomausstiegs auf die deutschen Großhandelsstrompreise 2023, in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 3/2024
»Seit dem Atomausstieg am 15. April 2023 sind die Großhandelsstrompreise in Deutschland deutlich gesunken. Innerhalb des deutschen Merit-Order-Systems galten Atomkraftwerke als die kostengünstigste Form der Stromerzeugung. Hätten die Atomkraftwerke weiterbetrieben werden können, wären die Großhandelsstrompreise für den Zeitraum vom 16. April 2023 bis zum 31. Dezember 2023 voraussichtlich um 1% bis 8% niedriger gewesen. Insbesondere im Oktober hätte der Weiterbetrieb der Atomkraftwerke die Großhandelsstrompreise gesenkt, vor allem in Zeiten hoher Stromnachfrage und geringer Verfügbarkeit erneuerbarer Energien.«

Michael Grömling (2024): Intensitäten von Konjunkturkrisen im Vergleich, in: IW-Trends, Nr. 4/2024, S. 3-28
»Die deutsche Wirtschaft stagniert im Jahr 2024 und verharrt mit ihrer Wirtschaftsleistung auf dem Stand des Jahres 2019. Der Außenhandel leidet unter geopolitischen Konflikten und der dadurch gedämpften Weltwirtschaft. Im Inland herrscht eine Investitionskrise und Kostenschocks haben die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie geschwächt. In diesem Beitrag wird die aktuelle Wirtschaftslage in Deutschland in den Kontext vorhergehender Krisen seit 1991 eingeordnet. Auf Basis eines einfachen Konzepts wird die ökonomische Intensität dieser Krisen vermessen. Aus einer Gegenüberstellung von tatsächlichem Konjunkturverlauf und dem Wachstumspfad können für die Gesamtwirtschaft und die Industrie die konjunkturellen „Unterwasser“-Zeiten bestimmt werden. Dieses Verfahren bietet sich auch für ein regelmäßiges Konjunktur- und Krisenmonitoring an. Hinsichtlich der Tiefe hat die aktuelle gesamtwirtschaftliche Problemlage aus Pandemie und geopolitischen Verwerfungen bereits das Niveau aller drei vorhergehenden Krisen zum Teil erheblich übertroffen. Was die Dauer und das finale Belastungsniveau angeht, ist jedoch abzuwarten, wie lange die aktuelle Krise anhalten wird.«

Jürgen Matthes et al. (2024): US Inflation Reduction Act. Überschaubare Auswirkungen  auf Deutschland. IW-Kurzbericht, Nr. 83/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), November 2024
»Eine erste Bilanz der Wirkungen des oft gescholtenen US Inflation Reduction Act (IRA) zeigt: Auch wenn es noch zu früh ist für klare Urteile, sprechen viele Argumente und die bislang verfügbaren Zahlen dafür, dass der IRA deutsche Exporte eher fördert, statt ihnen zu schaden. Auch die große Sorge vor Standortverlagerungen wegen des IRA lässt sich bislang nicht belegen.«

Yu Wang et al. (2024): A New Phase of Globalization: Debunking Myths in the Era of Industrial Policy, Munic: Roland Berger, October 2024
»The narrative of „deglobalization“ oversimplifies the complexities of the current global economic landscape. While traditional indicators such as trade openness and FDI may suggest a slowdown, a deeper analysis reveals that globalization is evolving rather than retreating. The surge in greenfield investments and trade growth with connector countries, particularly in sectors shaped by geopolitical tensions, techno-nationalism, and the green transition, point to the emergence of more intricate and regionally diverse global value chains.«

Prognos (2024): Beschäftigungsperspektiven in der Automobilindustrie. Im Auftrag des Verbands der Automobilindustrie e. V. (VDA), Berlin: Prognos AG, Oktober 2024

Hardy Ostry und Jan Bösche (2024): Money Makes the Vote Go Round? Die Rolle der Spenden-Dollar im US-Wahlkampf, Washington D.C.: Konrad-Adenauer-Stiftung, Oktober 2024
»Der Wahlkampf in den USA geht in die Zielgerade: Welche Kandidatur die Nase vorn hat, wird nicht nur an Umfragen gemessen, sondern auch an Spendeneinnahmen. Die Parteien in den USA sind darauf angewiesen, dass Bürger und Unternehmen ihre Arbeit mit Spenden unterstützen. Dabei geht es um Milliarden-Dollar-Summen, um Einfluss – aber nicht immer um Erfolg. Der letzte Wahlkampf 2020 hatte diesbezüglich bereits einen neuen Rekord aufgestellt: 14,4 Milliarden US-Dollar wurden für Präsidentschafts- und Kongresswahlen ausgegeben und damit doppelt so viel wie 2016.«

Uwe Cantner et al. (2024): Wohlstand nachhaltig sichern. Erfolgreicher Strukturwandel durch klimaneutrale Industrialisierung, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, Oktober 2024
»Wie gelingt der allgemein gewünschte Strukturwandel hin zu klimaneutralen Industrien? Der Weg dorthin kann sich von Bundesland zu Bundesland erheblich unterscheiden: Länder mit bestehenden Industrien müssen größere Mengen sauberer Energie bereitstellen, während besonders Bundesländer im Norden bereits mehr als ausreichend sauberen Strom produzieren, jedoch nicht genügend industrielle Abnehmer dafür haben. In unserer Studie blicken die Autoren beispielhaft vor allem auf Schleswig-Holstein.«

Edmund Terence Gomez und Denis Suarsana (2024): Der wirtschaftliche Wettlauf in Südostasien – und warum Europa zurückfällt, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, Oktober 2024
»Im aufstrebenden Südostasien kämpfen globale Wirtschaftsmächte um Einfluss. Während China, die USA und Japan sich in der Region strategisch neu aufgestellt haben, droht Europa den Anschluss zu verlieren. Die drei Staaten vereint, dass sie unterschiedliche Kooperationsmodelle zwischen Regierung und Wirtschaft als umfassende Strategie einsetzen, um den Markteintritt ihrer Unternehmen in Südostasien zu unterstützen. Europa sollte aus den Strategieanpassungen seiner Konkurrenten lernen und dabei politische Maßnahmen und die Interessen europäischer Unternehmen in der Region stärker zusammenführen.«

Matthias C. Kettemann und Martin Müller (2024): Das neue Digitalrecht der EU im Praxistest. Welche Herausforderungen warten bei der Umsetzung?, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, Oktober 2024
»2024 erfuhr das europäische Digitalrecht ein substanzielles Update: Neue Regeln für Dienste und Märkte, künstliche Intelligenz (KI) und Daten verändern die Beziehungen zwischen Onlinediensten, Staaten und Nutzenden grundlegend. Unternehmen müssen nun zahlreiche Rechts- und Compliance-Pflichten erfüllen. In der Gesamtschau bringt das den Staaten mehr Einfluss und den Nutzenden ein bedeutendes Plus beim Rechtsschutz – zunächst allerdings nur auf dem Papier. Erst in der Praxis wird sich zeigen, ob das EU-Digitalpaket wirklich ein neues „Grundgesetz“ für das Internet ist. Damit die Gesetze ihre Wirkung entfalten können, muss die behördliche „Durchsetzungsmacht“ gestärkt werden, auch durch die Nutzung neuer innovativer Instrumente. Um verantwortliches Handeln sicherzustellen, müssen Plattformen zudem transparent mit Daten umgehen. Insbesondere der Datenzugang für Forschende ist hier zentral.«

Melinda Fremerey et al. (2024): Zwischen Schuldentragfähigkeit und Investitionsbedarf. Vergleich und Anpassungsbedarf europäischer und deutscher Fiskalregeln. IW-Policy Paper, Nr. 11/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Oktober 2024
»Über die letzten 30 Jahre hat sich in der Europäischen Union (EU) ein komplexes Geflecht an nationalen und supranationalen Fiskalregeln mit dem Ziel nachhaltiger öffentlicher Finanzen herausgebildet. Derweil haben die staatlichen Maßnahmen zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie und des russischen Angriffskriegs in der Ukraine die Staatsschulden in einigen Mitgliedstaaten erheblich ansteigen lassen. Mit dem Inkrafttreten der reformierten europäischen Fiskalregeln in diesem Frühjahr ergibt sich ein erhöhter Handlungsdruck für die nationalen Haushaltsverhandlungen; zumal nun auch stärker mittelfristige Risiken, wie demografisch bedingte Kosten, in der Schuldentragfähigkeitsanalyse der Europäischen Kommission berücksichtigt werden. Dies ist prinzipiell zu begrüßen. Diskussionswürdig sind dabei zwei Aspekte: Erstens kann der Grenzwert für den Schuldenstand von 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) mit Blick auf die anstehende Transformation zu Fehlsteuerungen führen; eine Investitionsklausel gibt es nicht. Zweitens sind die Annahmen in Teilen sehr strikt. So ist zwar die Annahme einer konstanten Fiskalpolitik mit Blick auf die Handhabbarkeit der Simulationsrechnungen nachvollziehbar. Zudem kann dadurch die politische Notwendigkeit für Fiskalreformen offengelegt werden. Jedoch kann dies im Ergebnis auch dazu führen, dass der Pfad der Nettoprimärausgaben eher flach, also mit hohen Risikoabschlägen, angesetzt wird. Gleichzeitig erfordert die Transformation erhebliche Investitionen. In Deutschland verschärft sich diese Lage durch den Investitionsstau, der die Attraktivität des Standorts schmälert. Die strenge Regelung der Schuldenbremse setzt dem Bund und den Ländern derzeit enge Grenzen, um diesen Bedarf zu erfüllen.«

Thomas Obst et al. (2024): Was droht den transatlantischen Handelsbeziehungen unter Trump 2.0? Von Zollerhöhungen und Vergeltungsmaßnahmen. IW-Report, Nr. 42/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Oktober 2024 

Werner Plumpe und Dominik H. Enste (2024): Was uns Krisen lehren – und was nicht. Eine historische Perspektive auf wirtschaftliche Umbrüche, München: Roman Herzog Institut, Oktober 2024

Vera Demary et al. (2024): Herausforderungen der Transformation für die Unternehmen in Deutschland, in: IW-Trends, Nr. 3/2024
»Die deutsche Volkswirtschaft steht vor großen Herausforderungen, die durch den Krieg in der Ukraine, die Konflikte im Nahen Osten, die Energiepreiskrise und geopolitische Unsicherheiten verstärkt werden. Besonders prägend sind die vier großen Trends Digitalisierung, Dekarbonisierung, Demografie und Deglobalisierung (4D), die eine Transformation der Unternehmen erfordern.«

Andreas Fischer (2024): Renewables Pull. Zieht die Grundstoffindustrie Sonne und Wind hinterher?. IW-Kurzbericht, Nr. 82/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Oktober 2024
»In der Debatte um die fehlende Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands als Industriestandort spielen hohe Energiekosten eine wichtige Rolle. Perspektivisch erscheinen daher Standorte mit einer hohen Verfügbarkeit an grüner und günstiger Energie besonders attraktiv für die energieintensive Grundstoffproduktion. Der Begriff „Renewables Pull“ beschreibt den Sogeffekt von Standorten, an denen aufgrund günstiger Umweltbedingungen – oder auch Rahmenbedingungen – erneuerbare Energien in großem Umfang und zu günstigen Preisen zur Verfügung stehen. Es ist zu erwarten, dass die Bedeutung dieses Effekts für die Industrie zukünftig zunimmt. Erstens spielen die Energiekosten bereits eine wichtige Rolle bei Investitionsentscheidungen und zweitens ist insbesondere von einer steigenden Nachfrage nach klimafreundlichen Produkten auszugehen.«

Holger Schäfer et al. (2024): Produktivität und Viertagewoche bei vollem Lohnausgleich. Erkenntnisse aus drei Pilotstudien weltweit sowie Produktivitätstrends in Deutschland. Gutachten im Auftrag von Gesamtmetall – Die Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Oktober 2024

Sebastian Dullien et al. (2024): US-Wahlen: Trumps Zollpläne würden auch deutsche Wirtschaft empfindlich treffen. IMK-Kommentar Nr. 12, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Oktober 2024
»Sollte Donald Trump ein zweites Mal zum US-Präsidenten gewählt werden und zusätzliche Zölle in dem Umfang verhängen, wie im Wahlkampf angekündigt, drohen massive Auswirkungen nicht nur für die US- und die Weltwirtschaft. Auch die deutsche Wirtschaft würde empfindlich getroffen werden. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt könnte in den ersten Jahren nach Einführung des Zolls dadurch gut ein Prozent niedriger ausfallen als ohne eine solche Zolleskalation. Das ergeben aktuelle Simulationen des IMK. Studien anderer Institutionen kommen zu ähnlichen Ergebnissen.«

Gökhan Ider et al. (2024): Geldpolitik in Zeiten der Energiepreiskrise: EZB hätte Inflation frühzeitiger eindämmen können, in: DIW Wochenbericht, Nr. 42/2024
»In der Zeit nach der Corona-Pandemie sah sich die Europäische Zentralbank (EZB) einem beispiellosen Anstieg der Energiepreise gegenüber. Dieser führte zu einer Konsumentenpreisinflation im Euroraum von zeitweise über zehn Prozent, weit über dem EZB-Inflationsziel von zwei Prozent. Gleichzeitig war die Wirtschaft im Euroraum von einer Rezession bedroht, was einen Zielkonflikt zwischen Konjunkturstabilisierung und Inflationsbekämpfung erzeugte. Berechnungen zeigen, dass die geldpolitische Strategie der EZB, die Zinsen niedrig zu lassen, zwar die konjunkturelle Lage verbesserte, aber den Energiepreisanstieg verschlimmerte. Die empirische Analyse belegt, dass eine Zinserhöhung zu Beginn der Energiekrise die Inflation besser stabilisiert hätte. Eine straffere Geldpolitik hätte die Energienachfrage gedämpft und den Euro aufgewertet, wodurch die Energiepreise schneller gesunken wären. Der Euroraum hätte zwar eine kurzlebige Rezession durchlaufen, aber die gesamtwirtschaftliche Lage hätte sich bereits im vierten Quartal 2023 stabilisiert. Gäbe es im Euroraum eine Kapitalmarkt- und Fiskalunion, hätte die EZB ihrem Mandat der Preisstabilität möglicherweise besser folgen können.«

Stefan Bach et al. (2024): CO2-Bepreisung: Klimaprämie zügig einführen, bei höheren Einkommen abschmelzen, in: DIW Wochenbericht, Nr. 42/2024
»Mit der Überführung des nationalen Emissionshandels in den europäischen Emissionshandel (EU-ETS2) ab 2027 dürften die Endverbrauchspreise für fossile Kraft- und Heizstoffe deutlich steigen. Dies trifft einkommensschwache Haushalte stärker, da sie einen größeren Anteil ihres Einkommens für Energie ausgeben als einkommensstarke Haushalte. Bereits bestehende Entlastungen bei Grundsicherung und Wohngeld oder Förderprogramme erreichen diese Gruppen nur teilweise. Eine automatische und unbürokratisch ausgezahlte Klimaprämie an alle Einwohnenden mildert übermäßige Belastungswirkungen der CO2-Bepreisung weitgehend ab. Verbleibende Belastungen bei „vulnerablen“ Haushalten mit hohem Energieverbrauch und niedrigen Einkommen erfordern aber zusätzliche Hilfen und Förderprogramme. Diese könnten finanziert werden, wenn Besser- und Hochverdienende keine Klimaprämie erhalten würden. Diese sind weniger stark von der CO2-Bepreisung betroffen und haben zumeist mehr Möglichkeiten, ihren fossilen Energieverbrauch zu reduzieren. Daher sollte die Klimaprämie an alle Haushalte ausgezahlt werden, aber bei Besser- und Hochverdienenden unbürokratisch im Rahmen von Lohn- und Einkommensteuer abgeschmolzen werden.«

Tom Krebs (2024): Industriepolitische Zeitenwende. Das Fundament eines neuen Wirtschaftsbooms, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, Oktober 2024 

Charlotte Bartels et al. (2024): Historische Erbschaftsregeln für Land prägen noch heute die Wirtschaft, in: DIW Wochenbericht, Nr. 39/2024
»Noch heute wirken in Deutschland die verschiedenen erbrechtlichen Bräuche und Regelungen nach, die im 19. Jahrhundert die Weitergabe von landwirtschaftlichem Grundbesitz an die folgende Generation bestimmten. Eine ökonometrische Analyse zeigt, dass die gleichmäßigere Verteilung von landwirtschaftlichem Grundbesitz in Deutschland langfristig zu höherem regionalem Wachstum geführt hat. Ein gleichmäßigerer Zugang zu Land und dem daraus resultierenden Einkommen gab in den Gebieten mit gleicher Erbschaftsteilung unter den Geschwistern (Realteilung) mehr Menschen die Möglichkeit, unternehmerisch tätig zu werden, im Vergleich zu Gebieten, wo nur das erstgeborene Kind erbte (Anerbenrecht). Diese unternehmerische Tätigkeit bildete während der Transformation zur Industriegesellschaft den Nährboden für den heutigen innovativen Mittelstand. Bis heute gibt es in den Realteilungsgebieten mehr Unternehmen und ökonomischen Wohlstand. Diese Unternehmen sind im Durchschnitt kleiner, aber produktiver als Unternehmen in Gebieten mit historischem Anerbenrecht. Langfristig erwies sich die Realteilung als eine wichtige Institution für inklusives Wirtschaftswachstum.«

Jasmina Kirchhoff et al. (2024): Fachkräftemangel: Hemmschuh für den Pharmastandort Deutschland. Status quo und Potenziale der Fachkräftesicherung in der Pharmaindustrie, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Oktober 2024
»Der Fachkräftemangel setzt Unternehmen branchenübergreifend zunehmend unter Druck. Die Stellenbesetzungsschwierigkeiten belasten dabei jede Branche individuell. Das vorliegende Gutachten analysiert auf Basis einer Sonderauswertung der IW-Fachkräftedatenbank erstmals die branchenspezifische Engpasssituation der pharmazeutischen Industrie in Deutschland.«

Hubertus Bardt (2024): Weltraumwirtschaft wächst. IW-Kurzbericht, Nr. 75/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Oktober 2024
»Nach mehr als einem halben Jahrhundert nimmt der Mensch den Mond wieder ins Visier. Während die bemannte Raumfahrt im öffentlichen Interesse steht, haben Satelliten wirtschaftlich immer größere Bedeutung gewonnen. Sie werden militärisch, wissenschaftlich oder kommerziell eingesetzt und erfüllen Beobachtungs- und Kommunikationsaufgaben. Der Umsatz der nicht-staatlichen Weltraumwirtschaft liegt global bei 285 Milliarden Euro. Die private unbemannte Weltraumwirtschaft ist zwischen 2013 und 2023 um 54 Milliarden Euro oder 23 Prozent angestiegen. Besonders stark war das Wachstum der Fernerkundungsdienste. Satellitentechnologie ist bedeutend für zahlreiche Anwendungen wie Landwirtschaft, Logistik und GPS. Für die Zukunft wird ein weiteres deutliches Wachstum erwartet. Die Raumfahrt hat sich von einem Nischenthema zu einem wirtschaftlich bedeutenden Sektor entwickelt.«

Klaus-Heiner Röhl (2024): Mid Caps und große  Familienunternehmen. Stärken, Schwächen und Herausforderungen des großen Unternehmensmittelstands in Deutschland. IW-Analyse, Nr. 157, Berlin: Institut der deutschen Wortschaft (IW), Oktober 2024
»Der große Mittelstand besitzt in der deutschen Wirtschaftsstruktur eine herausragende Rolle. Hierbei handelt es sich um Unternehmen ab 250 Beschäftigten, die damit gegenüber kleinen und mittleren Unternehmen eine größere Belegschaft aufweisen, aber anders als Großunternehmen und Konzerne weniger als 3.000 Beschäftigte haben. Insgesamt gibt es rund 16.400 dieser auch als Mid Caps bezeichneten Unternehmen, die fast 10,4 Millionen Menschen beschäftigen. Seit 2003 ist ihre Anzahl kräftig gewachsen. Viele der großen Mittelständler sind Familienunternehmen, die eine hohe Bedeutung für ihre jeweilige Heimatregion aufweisen. Zum großen Mittelstand zählen auch die Hidden Champions, die global tätig sind und in ihrer jeweiligen Branche zu den Weltmarktführern zählen, obwohl sie keine Konzerne sind. Trotz dieser starken Stellung des deutschen großen Mittelstands sehen sich die Unternehmen mit zunehmenden Problemen konfrontiert. Das Wachstum ist seit der Coronapandemie zum Erliegen gekommen, die deutsche Position auf dem Weltmarkt erodiert langsam. Der Energiepreissprung nach dem russischen Angriff auf die Ukraine traf viele Mid Caps in der Industrie.«

Hubertus Bardt (2024): Verteidigungswirtschaft. Industriepolitik statt „Kriegswirtschaft”. IW-Policy Paper, Nr. 10/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Oktober 2024

Melanie Arntz et al. (2024): Digitale Transformation auf Sparflamme: Weniger 4.0-Investitionen in der Pandemie, Mannheim: ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, Oktober 2024
»Während der Covid-19-Pandemie kam es entgegen der öffentlich herrschenden Meinung zu keiner Beschleunigung der digitalen Transformation in Deutschland. Das zeigen Ergebnisse der neuen Betriebsbefragung „Arbeitswelt 4.0“ vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dem Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), dem Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (LISER) sowie dem Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA). Zwar führten Betriebe verstärkt Technologien ein, die es den Beschäftigten ermöglichten, ihre Arbeit im Homeoffice zu erledigen, allerdings gingen diese Investitionen in Kommunikations- und Kollaborationstechnologien zu Lasten von Investitionen in andere fortschrittliche digitale Technologien (4.0-Technologien). Somit reagierten Betriebe auf die Pandemie mit einer Umschichtung von Investitionen, nicht aber mit einer Steigerung. Insbesondere größere Investitionsvorhaben wurden verschoben oder ganz aufgegeben. Insgesamt verlangsamte die Pandemie die Einführung dieser Technologien. Für die Betriebe zahlte sich dies kurzfristig aus: Investitionen in Technologien zur Unterstützung von Homeoffice halfen, negative Beschäftigungseffekte der Pandemie abzumildern. Längerfristig kann sich der Aufschub von 4.0-Investitionen jedoch negativ auf die Produktivität auswirken und trägt damit möglicherweise zum aktuell schwachen Produktivitätswachstum in Deutschland bei.«

Bernhard Boockmann et al. (2024): Arbeitskräftepotenziale in Deutschland besser ausschöpfen. 60 Handlungsempfehlungen für Verwaltung, Politik und Praxis, München: Stiftung Familienunternehmen, September 2024
»Deutschland verfügt über enorme, bislang ungenutzte Arbeitskräftepotenziale. Große Reserven bestehen noch bei der Erwerbsbeteiligung der über 50- bis 70-Jährigen, den Menschen ohne Berufsabschluss und den in Deutschland lebenden Zugewanderten. Auch bei den teilzeitbeschäftigten Frauen ohne betreuungspflichtige Kinder gibt es besonders viel Potenzial.«

Ronald Bachmann et al. (2024): Disentangling the Greening of the Labour Market: The Role of Changing Occupations and Worker Flows. IAB Discussion Paper, No. 12/2024, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), September 2024
»In diesem Papier untersuchen wir die Entwicklung der ökologischen Transformation auf dem deutschen Arbeitsmarkt zwischen 2012 und 2022. Wir zeigen zunächst, dass dieses sowohl durch eine Zunahme umwelt- bzw. klimaschutzbezogener beruflicher Tätigkeiten als auch durch einen Rückgang von umwelt-/klimaschädlichen Tätigkeiten erfolgt. Darüber hinaus ist diese Veränderung innerhalb von Berufen im Laufe der Zeit („Within-Effekt“) mindestens ebenso wichtig für die Gesamttransformation der Beschäftigung wie die Verschiebung von Beschäftigungsanteilen zwischen Berufen („Between-Effekt“). Zweitens zeigen wir, welche Berufe und welche Aufgabentypen („brown“ oder „green“) am meisten zum Whithin-Effekt beitragen und welche Beschäftigtenflüsse hauptsächlich für den Between-Effekt verantwortlich sind. Drittens untersuchen wir die Folgen der ökologischen Transformation der Beschäftigung auf individueller Ebene. Wir stellen fest, dass die Beschäftigungsaussichten von Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit und gering qualifizierten Beschäftigten am stärksten durch die ökologische Transformation gefährdet sind, was wiederum bestehende Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt verstärken kann.«

Jürgen Matthes (2024): Chinas Wechselkurs. Höchste Zeit für eine Aufwertung gegenüber dem Euro. IW-Kurzbericht, Nr. 73/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), September 2024
»Das Defizit im deutschen Warenhandel mit China ist seit Anfang 2020 stark gestiegen. Dabei spielen auch Preis- und Wechselkurseffekte eine Rolle. Obwohl die Erzeugerpreise in dieser Phase in Deutschland sehr viel stärker als in China gestiegen sind, hat der chinesische Yuan gegenüber dem Euro bis Mitte 2024 sogar leicht abgewertet, statt kräftig aufzuwerten. So kam es zu einer noch sehr viel stärkeren realen Abwertung des Yuan um über 25 Prozent. Die deutsche Politik sollte China daher mit Nachdruck dazu drängen, den Yuan gegenüber dem Euro deutlich aufzuwerten.«

Gero Kunath (2024): Chinas Inlandsnachfrage leidet an Long COVID. IW-Kurzbericht, Nr. 72/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), September 2024
»Der erhoffte wirtschaftliche Aufschwung nach der Corona-Pandemie blieb in China bisher hinter den Erwartungen zurück. Ein Grund dafür ist die schwache Inlandsnachfrage. Vor allem die strikte Null-COVID-Politik hat die chinesische Bevölkerung tief verunsichert und die Konsumlaune einbrechen lassen. Eine baldige Erholung ist nicht in Sicht.«

Das „Herbstgutachten 2024“ wurde veröffentlicht:
Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose (2024): Deutsche Wirtschaft im Umbruch – Konjunktur und Wachstum schwach. Gemeinschaftsdiagnose #2-2024, Berlin, September 2024
➔  zum Vergleich das „Frühjahrsgutachten 2024“: Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose (2024): Deutsche Wirtschaft kränkelt – Reform der Schuldenbremse kein Allheilmittel. Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr 2024, Kiel, März 2024

Pekka Sagner und Michael Voigtländer (2024): Auswirkungen einer Greunderwerbsteuersenkung auf die Neubaunachfrage. Gutachten im Auftrag von Bauwirtschaft Baden-Württemberg, Landesverband Bayerischer Bauinnungen, Baugewerbe-Verband Niedersachsen, Bauverbände NRW und Zentralverband Deutsches Baugewerbe, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), September 2024
»Die Grunderwerbsteuer steht bereits seit langem in der Kritik, da sie insbesondere im Wohnungsbau kumulative Effekte auslöst und die Wohneigentumsbildung beeinträchtigt. In diesem Gutachten wird die Grunderwerbsteuer fiskalisch und ökonomisch eingeordnet und es werden die Potenziale einer Absenkung der Grunderwerbsteuer mit Hilfe eines Difference-in-Differences-Ansatzes geschätzt.«

Thomas Puls (2024): Die Automobilindustrie im Jahr 2024. Globale Trends stellen das erfolgreiche Geschäftsmodell der deutschen Autoindustrie vor Herausforderungen. IW-Report, Nr. 38/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), September 2024
»Seit dem Jahrtausendwechsel hat sich das Epizentrum der globalen Autoindustrie nach Asien verschoben. Praktisch das gesamte Wachstum fand in Asien und insbesondere in China statt. Im Jahr 2023 wurden fast 60 Prozent aller Kraftfahrzeuge weltweit in Asien gebaut und fast 50 Prozent dort verkauft. Die Autoindustrie am Standort Deutschland konnte aber anders als die Konkurrenz in Westeuropa hiervon profitieren. Zwischen den Jahren 2000 und 2017 wuchs die Produktion in Deutschland deutlich. Grundlage hierfür war das besondere Geschäftsmodell der deutschen Autoindustrie. Dieses basierte auf zwei Säulen: zum einen auf der aktiven Globalisierung von Produktion und Absatz und zum anderen auf der Dominanz im Premiumsegment. Diese Strategie ermöglichte es hochpreisige Fahrzeuge am Standort Deutschland für den Weltmarkt zu fertigen und zu exportieren. Tatsächlich wurden gut 75 Prozent der im Jahr 2023 in Deutschland gebauten Autos exportiert, davon etwa 40 Prozent interkontinental. Doch dieses erfolgreiche Geschäftsmodell ist ins Wanken geraten, was zu erheblichen Produktionsverlusten ab dem Jahr 2018 führte. Im Jahr 2023 lag die Gesamtproduktion von Pkw am Standort Deutschland in etwa auf dem Niveau von 1985, der Export auf dem Niveau von 1998. Die größte Gefahr stellt dabei nicht der Technologiewandel hin zum elektrifizierten Antriebsstrang dar. Schwerer wiegt die Bedrohung beider Säulen des Geschäftsmodells der deutschen Autoindustrie. Deutschland war im Jahr 2023 nach China der größte Produzent von Elektrofahrzeugen mit knappem Vorsprung vor den USA. Ohne die Fertigung von Elektroautos läge die Produktion am Standort Deutschland in etwa auf dem Niveau von 1966. Die im Vergleich zu allen anderen Standorten mit Ausnahme von China bereits recht weitgehende Umstellung der Produktion darf aber nicht den Blick darauf verstellen, dass der Technologiewandel die Tür für neue Herausforderer aufgestoßen hat. Diese haben damit begonnen, die deutsche Autoindustrie in ihren zentralen Märkten zu attackieren – und das durchaus mit Erfolg. So werden die deutschen Hersteller, insbesondere in China, von neuen Wettbewerbern mit Elektroautos unter Druck gesetzt, die auch auf das Premiumsegment abzielen. Damit verlieren die deutschen Hersteller derzeit spürbar Absatzvolumina im wichtigsten Absatzmarkt. Dies geht auch zu Lasten des exportstarken Standorts Deutschland. Hinzu kommt ein Trend zur Deglobalisierung. Protektionistische Maßnahmen gegen den Import von Fahrzeugen haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen: für den vom Export abhängigen Standort Deutschland eine schlechte Nachricht. In Summe bedeuten die auf globaler Ebene angestoßenen Entwicklungen, dass die Autoindustrie am Standort Deutschland mittelfristig eher schrumpfen als wachsen wird.«

Sarah Pierenkemper et al. (2024): Unverzichtbar für die deutsche Wirtschaft: Zwei Millionen ausländische Fachkräfte in Engpassberufen. IW-Kurzbericht, Nr. 71/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), September 2024
»In vielen Berufen mit Besetzungsschwierigkeiten sind internationale Fachkräfte ein wichtiger Teil der Belegschaft. Zuletzt waren gut 2 Millionen ausländische Fachkräfte in solchen Engpassberufen beschäftigt. Angesichts des demografischen Wandels wird ihre Bedeutung am Arbeitsmarkt und damit für die Wirtschaft weiter zunehmen.«

Kurt Vandale (2024): Inevitable, vulnerable, unprofitable: an inquiry into food delivery platforms in Europe, Brussels: European Trade Union Institute (ETUI), 2024
»App-based food delivery platforms risk hubris in their high-flying promises on business performance. As loss-making platforms, they can still count on (venture) capital investors keeping them alive, but the question is to what extent the latter will remain patient over the losses. Based on a scrutiny of business reports in conjunction with secondary research, this ETUI Working Paper maps and comparatively analyses three international operating platforms – Delivery Hero, as one of the largest platforms; Just Eat Takeaway; and the much smaller Deliveroo. In respect of each one of these, food delivery service has an almost inevitable embeddedness in urban economies today. Platforms’ business model is partly based on network effects, meaning that the value of the food delivery service increases when more restaurants are offering food, more couriers are engaged in the delivery job and more customers are using the service. Those network effects are vulnerable as they can be challenged by courier associations and trade unions. Furthermore, platforms are under-delivering by traditional business benchmarks and they are unprofitable up to now, although performance indicators show progress over time. Funding from shareholder equity or debt financing is nevertheless still vital in today’s changed investment climate.«

Stormy-Annika Mildner et al. (2024): Präsidentschaftswahl in den USA – Konsequenzen für Deutschland und Europa, in: ifo Schnelldienst, Nr. 9/2024
»Am 5. November 2024 entscheidet sich, welchen Präsidenten bzw. welche Präsidentin die US-Amerikaner*innen wählen: Donald Trump oder Kamala Harris. Das Wahlergebnis könnte den Kurs der USA in mehreren Bereichen ändern, die weitreichende Folgen für die Weltwirtschaft haben, darunter Außenpolitik, Sicherheit und Klimapolitik. Für Deutschland und die EU steht viel auf dem Spiel. Die Wirtschaftsverflechtungen zwischen den USA und der EU sind sehr tiefgreifend, nicht nur aufgrund der engen Handelsbeziehungen, sondern auch aufgrund der Bedeutung der USA als geopolitischer Akteur und ihrer maßgeblichen Rolle in Fragen der Außenpolitik, Klimapolitik oder Verteidigung. Welche Bilanz kann nach vier Jahren Biden gezogen werden? Welche Konsequenzen hätte das Wahlergebnis für Deutschland und die EU? Womit müssen Deutschland und Europa rechnen, wenn Trump gewinnt?«

Oliver Falck et al. (2024): Künstliche Intelligenz – wie Unternehmen sie nutzen und was sie noch daran hindert, in: ifo Schnelldienst, Nr. 9/2024
»Der Künstlichen Intelligenz (KI) wird ein großes Potenzial als Schlüsseltechnologie zugeschrieben. Dieses Potenzial wird in Deutschland und der EU allerdings noch nicht ausgeschöpft, wie die Auswertung der Eurostat-Daten zur KI-Nutzung in Unternehmen von 2023 zeigt. Die Anwendung von KI konzentriert sich noch auf wenige Branchen sowie auf große Unternehmen. Was die KI-Technologien angeht, so werden vor allem Text Mining und KI-basierte Prozessautomatisierung eingesetzt, und dies hauptsächlich in den Bereichen Marketing, Produktion und IT-Sicherheit. Die KI wird dabei meistens eingekauft; in nur wenigen Branchen entwickeln Unternehmen sie selbst. Unternehmen, die darüber nachdenken, KI zu nutzen, aber noch zögern, sehen hauptsächlich mangelnde Expertise sowie hohe Kosten als Hindernis. Daneben sind insbesondere für deutsche Unternehmen die Sorge bezüglich des Datenschutzes oder der Datenverfügbarkeit sowie die Unsicherheit hinsichtlich möglicher rechtlicher Konsequenzen bedeutende Hindernisse.«

Simon Krause et al. (2024): Homeoffice und die Zukunft der Büros: Flexibilisierung, Reduzierung und Umnutzungspotenzial, in: ifo Schnelldienst, Nr. 9/2024
»Die Etablierung von Homeoffice und hybriden Arbeitsmodellen veranlasst Unternehmen, ihre Bürokonzepte anzupassen, und hat damit erhebliche Auswirkungen auf den Büromarkt. Unsere Studie zeigt, dass Unternehmen ihre Flächen verkleinern, auf Desksharing setzen und Besprechungs- sowie Sozialräume ausbauen. Große Dienstleistungsunternehmen, die den Großteil der Bürofläche nutzen, sind dabei besonders aktiv, indem sie in moderne Standorte investieren, ihre Büroausstattung modernisieren und die IT-Infrastruktur verbessern. Fast jedes zweite dieser Unternehmen flexibilisiert die Büronutzung und verbessert die Ausstattung, ein Fünftel wechselt sogar mindestens einen Bürostandort. Angesichts des sinkenden Büroflächenbedarfs untersuchen wir Nachnutzungs- und Konversionspotenziale von Büroflächen, insbesondere die Umnutzung leerstehender Bürogebäude zu dringend benötigtem Wohnraum. Das technische und baurechtliche Potenzial für diese Umnutzungen liegt bei etwa 30%. Bezogen auf den aktuellen Leerstand zuzüglich des erwarteten Nachfragerückgangs wegen Homeoffice besteht in den Top-7-Städten (Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart, Düsseldorf) ein mittelfristiges Umnutzungspotenzial von 5,8 Mio. m2 Bürofläche. Daraus könnten bis zu 60 000 Wohnungen für rund 102 000 Menschen entstehen. Jedoch ist nur ein geringer Teil der möglichen Umnutzungen zu Wohnraum wirtschaftlich, weshalb für die Mehrheit der obsoleten Bürogebäude kreative Nachnutzungskonzepte gefragt sind.«

Galina Kolev-Schaefer und Samina Sultan (2024): USA: Wie wichtig ist die Wirtschaftspartnerschaft für uns? Eine mehrdimensionale Analyse der deutsch-amerikanischen Wirtschaftsbeziehungen. IW-Report, Nr. 36/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), September 2024

Felix Heilmann et al. (2024): Was kostet eine sichere, lebenswerte und nachhaltige Zukunft? Öffentliche Finanzbedarfe für die Modernisierung Deutschlands, Berlin: Dezernat Zukunft, September 2014
»Diese Studie bildet die zusätzlichen öffentlichen Finanzbedarfe zur Erreichung breit akzeptierter Ziele in zentralen Zukunftsfeldern ab. Insgesamt schätzen wir über die föderalen Ebenen hinweg einen zusätzlichen Bedarf von 782 Milliarden Euro von 2025 bis 2030. Dieser Bedarf entspricht pro Jahr durchschnittlich circa 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Unsere Ergebnisse stehen im Einklang mit und ergänzend zu anderen in diesem Jahr veröffentlichten Bedarfsschätzungen. Die Notwendigkeit signifikanter zusätzlicher öffentlicher Finanzmittel für die Zukunftsfähigkeit und Modernisierung des Landes kann somit zunehmend als Konsens angesehen werden.«

Jun Du et al. (2024): Unbound: UK Trade post-Brexit, Birmingham: Aston University, Centre for Business Prosperity, September 2024
»This study analyses the significant and lasting impact of the Trade and Cooperation Agreement (TCA) on UK-EU trade relations three years after Brexit. The findings reveal sharp declines in UK exports (27%) and imports (32%) with the EU between 2021 and 2023. The contraction in trade is attributed to reductions in both the variety of goods exported (33%) and the intensive margin of imports (28%). The study highlights that the TCA has caused severe disruptions in the UK-EU supply chain, particularly in consumer and intermediate goods. Sectoral differences suggest that smaller EU economies have been more affected by reduced UK export varieties, while larger ones like Germany and France have seen smaller declines. Non-tariff measures (NTMs), especially in agrifood, textile and material-based manufacturing products, have significantly impacted exports.«

Christoph Paetz und Sebastian Watzka (2024): The New Fiscal Rules: Another round of austerity for Europe? IMK Policy Brief, No. 176, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), September 2024
»This policy brief presents the new EU fiscal rules with a focus on its core element, the so-called debt-sustainability-analysis (DSA). Our results suggest first that the new rules will lead to substantial fiscal consolidation in the next years albeit less severe than the austerity measures during the euro crisis, second that the new rules are far less beneficial for public investment than previously thought, and third that relatively minor changes to the DSA assumptions on ageing costs and interest rates can have important consequences for fiscal adjustment needs. However, even if some of the assumptions underlying the DSA methodology were to be changed, the additional fiscal space would still fall drastically short of the massive public investment needs of the EU’s green transition. We conclude by making the case for an EU-wide debt-financed investment fund.«
➔  dazu: Gut gedacht, schlecht gemacht: Neue EU-Fiskalregeln könnten Investitionsschwäche verschärfen (13.09.2024)

Pekka Sagner und Michael Voigtländer (2024): Auswirkungen von Mietpreisregulierungen auf den Wohnungsmarkt. Studie im Auftrag der Friedrich Naumann Stiftung, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), September 2024

Thilo Schaefer et al. (2024): Transformationpfade für das Industrieland Deutschland. Eckpunkte für eine neue industriepolitische Agenda. Gutachten in Kooperation des Instituts der deutschen Wirtschaft mit der Boston Consulting Group und dem Bundesverband der deutschen Industrie, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), 2024
»Der Industriestandort Deutschland fällt strukturell zurück – bei zwei Dritteln der wichtigsten Standortindikatoren liegt er hinter relevanten Wettbewerbern. Ein Fünftel der deutschen Industriewertschöpfung ist mittelfristig gefährdet – vor allem durch hohe Energiekosten und schrumpfende Märkte für bisherige deutsche Kerntechnologien. Gleichzeitig eröffnet vor allem die globale Klimatransformation Deutschland neue Wachstumschancen – auf neuen Märkten von mehr als 15 Billionen Euro Umsatz in 2030. Um auch in Zukunft noch erfolgreich zu sein, muss Deutschland sich als Industrienation neu erfinden. Deutschland braucht eine industriepolitische Agenda – und die größte Transformationsanstrengung seit der Nachkriegszeit. Die Finanzierung dieser Transformation erfordert allein bis 2030 mehr als eine Billion Euro zusätzlicher Investitionen – und muss als Mehrgenerationenaufgabe geschultert werden.«

Mario Draghi (2024): The future of European competitiveness. A competitiveness strategy for Europe, Brussels: European Commission, September 2024

Mario Draghi (2024): The future of European competitiveness. In-depth analysis and recommendations, Brussels: European Commission, September 2024

Henry Goecke et al. (2024): What If? Eine Betrachtung von Wachstumspotenzialen für Deutschland. Studie im Auftrag von META, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), September 2024
»Der Fokus liegt auf drei Schlüsselbereichen, die zentral für die Steigerung von Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität sind: Innovation, digitale und datengetriebene Geschäftsmodelle und Bildung. Insbesondere ohne Innovation lassen sich die drängendsten sozialen, wirtschaftlichen und technologischen Herausforderungen unserer Zeit nicht bewältigen. Es werden konkrete Faktoren identifiziert, für die das Wachstumspotenzial berechnet wird. Die Erschließung dieser Potenzialräume würde zu mehr als 410 Milliarden Euro zusätzlichem Bruttoinlandsprodukt (BIP) führen. Die in dieser Studie aufgezeigten ökonomischen Potenzialräume entstehen dadurch, dass der Zusammenhang zwischen Indikatoren der Wettbewerbsfähigkeit und dem Pro-Kopf-BIP geschätzt wird. Die Potenzialraum-Analyse stützen sich auf die Ausprägung konkreter Indikatoren in Vergleichsländern und die möglichen Auswirkungen, wenn Deutschland zu den Spitzenreitern aufschließen würde. Betrachtet man spezifische Faktoren für die Bereiche Innovation, Digitalisierung und Bildung, die für die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes besonders wichtig sind, gehören Länder wie Südkorea, die USA oder Israel, aber auch Australien, Estland oder Island zu den Spitzenreitern. Sie haben besonders gute Wege gefunden, innovativer und digitaler zu werden, und dabei das Wissen und die Impulse der einheimischen sowie der zugewanderten Bevölkerung hervorragend genutzt. Jedes dieser Länder ist führend in einem bestimmten Faktor von Innovation, Digitalisierung und Bildung. Wenn Deutschland sich von den Stärken dieser Spitzenreiter inspirieren ließe und in den identifizierten Bereichen adäquate Maßnahmen umsetzte, könnte eine neue Aufbruchstimmung erzeugt werden.«

Dennis Bakalis und Sarah Lichtenthäler (2024): Batteriespeicherausbau. Mit Preissignalen und Flexibilitätszielen zur Energiewende. IW-Kurzbericht, Nr. 67/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), September 2024
»Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien steigt die Nachfrage nach Flexibilität im Stromsystem und die Relevanz von Batteriespeichern. Damit die Speicher netzdienlich betrieben werden, sind weitere Preissignale zur lokalen Netzauslastung erforderlich. Ein rein marktgetriebener Ausbau kann die regionalen Flexibilitätsbedarfe kaum erfüllen: Verbindliche Speicherziele können erste Schritte zur optimierten Netzplanung und Deckung der Flexibilitätsbedarfe darstellen.«

Geraldine Dany-Knedlik  et al. (2024): DIW-Konjunkturprognose: Industrie stottert weltweit – Deutsche Wirtschaft stagniert, in: DIW Wochenbericht, Nr. 36/2024
»Die deutsche Wirtschaft tritt weiter auf der Stelle. Nachdem es zu Jahresbeginn noch so aussah, als spränge der Konjunkturmotor endlich an, gab es im zweiten Quartal einen kleinen Rückschlag. Obwohl die Einkommen steigen und die Inflation mittlerweile nahe der Zielmarke von zwei Prozent liegt, halten die Menschen in Deutschland ihr Geld zusammen. Da die schwächelnde Industrie die Investitionen und Exporte straucheln ließ, ist der Aufschwung erst einmal verschoben – in diesem Jahr dürfte die Wirtschaftsleistung insgesamt stagnieren. Ab dem Jahresende wird es dann aber wohl aufwärts gehen, für die Jahre 2025 und 2026 ist ein Wachstum von 0,9 beziehungsweise 1,4 Prozent zu erwarten. Hauptstütze dürfte der private Konsum sein, der zwar langsamer als erwartet steigen wird, aber dennoch Impulse gibt. Solche entfalten im Zuge weltweit weiter sinkender Zinsen auch der Außenhandel und die Investitionen. Die Weltwirtschaft ist weiter auf Erholungskurs, hat sich im zweiten Quartal aber ebenfalls etwas schwächer als im ersten Quartal entwickelt. Insbesondere das Wachstum in China ist etwas ins Stocken geraten. Auch in den USA gibt es Anzeichen für eine bevorstehende konjunkturelle Abkühlung. Nach 3,8 Prozent in diesem Jahr dürfte die Weltwirtschaft 2025 nur noch um 3,5 Prozent wachsen und sich erst 2026 wieder etwas dynamischer entwickeln.«

Simon Gerards Iglesias et al. (2024): Zwischen „strategischer Autonomie“ und „Zeitenwende“: Die Bedeutung des Handels zwischen der EU und Mercosur. Über den wirtschaftlichen und strategischen Wert von Handelsbeziehungen. IW-Policy Paper, Nr. 8/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), September 2024

Markus Demary und Vera Demary (2024): Krypto-Regulierung in der EU. Aktuelle Entwicklungen und Anpassungsbedarf. IW-Policy Paper, Nr. 7/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), September 2024
»Die Fußballspieler des FC Bayern München werben für die Kryptobörse Bitpanda, Crypto.com warb mit dem Rapper Eminem während der NBA-Playoffs der Los Angeles Lakers, deren Spielstätte im Jahr 2021 in „Crypto.com Arena“ umbenannt wurde. Die Krypto-Community professionalisiert sich zunehmend. Meist stehen junge Menschen im Fokus: Denn bei den unter 35-Jährigen finden sich in Deutschland 1,8 Millionen Kryptobesitzer im Vergleich zu 300.000 Anleihe- und 2,8 Millionen Aktienbesitzern in dieser Altersklasse. Aufgrund der Beliebtheit von Kryptowerten bei jungen Menschen wird in diesem Policy Paper die Frage untersucht, inwieweit die EU Krypto-Anleger geschützt sind und wo noch Herausforderungen bestehen.«

Stefan Bach et al. (2024): 30 Jahre DIW-Vorschlag zur ökologischen Steuerreform: Verpasste Chance für den Klimaschutz. DIW aktuell Nr. 96, Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), August 2024
»Vor 30 Jahren hat das DIW Berlin eine einflussreiche Studie mit dem Vorschlag zu einer ökologischen Steuerreform vorgelegt. Untersucht wurde eine langfristig steigende Energiesteuer, die ein Aufkommen von bis zu fünf Prozent der Wirtschaftsleistung erzielt hätte. Mit den Einnahmen sollten die Sozialbeiträge der Arbeitgeber*innen gesenkt und ein „Öko-Bonus“ an die privaten Haushalte gezahlt werden. Energieverbrauch und CO2-Emissionen wären langfristig spürbar zurückgegangen, das Wirtschaftswachstum kaum beeinträchtigt worden und die Beschäftigung gestiegen. Realisieren ließen sich diese Vorschläge damals nicht. Ab 1998 erhöhte die neue rot-grüne Bundesregierung die Energiesteuer nur bei Kraftstoffen nennenswert. Sozialpolitisch war das erfolgreich, die Einnahmen stabilisieren bis heute Rentenbeiträge und Renten – für das Klima hat es aber nicht viel gebracht. Die Klimapolitik setzte stattdessen auf Förderprogramme, vor allem für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Seit einigen Jahren wird die CO2-Bepreisung über Emissionshandelssysteme gestärkt. Wäre Deutschland in den 1990er Jahren den damaligen Reformvorschlägen für eine langfristig angelegte Energiesteuer und ökologische Steuerreform gefolgt, stünde Deutschland beim Klimaschutz heute deutlich besser da.«

Larissa Klemme und Martin Noack (2024): Kompetenzen für morgen. Diese Future Skills suchen Unternehmen schon heute, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, August 2024
»Einsatzbereitschaft, Teamfähigkeit und Selbstständigkeit sind die am häufigsten geforderten Future Skills – Kompetenzen, die Menschen in einer zunehmend unsicheren und komplexen Arbeitswelt brauchen. In der Debatte zu Zukunftskompetenzen werden allerdings zwei traditionelle Tugenden häufig übersehen, die Arbeitgeber:innen insbesondere von Hilfs- und Fachkräften erwarten: Verlässlichkeit und Sorgfalt. Das zeigt die aktuelle Jobmonitor-Analyse von rund 47 Millionen Online-Stellenanzeigen.«

Jonas Hannane et al. (2024): Generative Künstliche Intelligenz reduziert Nachfrage nach Freelance-Arbeit auf Online-Plattformen, in: DIW Wochenbericht, Nr. 25/2024
»Die einfache Bedienung und die vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten generativer Künstlicher Intelligenz (KI) bergen das Potenzial, verschiedene Aufgaben zu automatisieren und somit die Arbeitswelt grundlegend zu verändern. Vor allem freiberufliche Tätigkeiten im Digitalbereich, die durch kurzfristige und flexible Arbeitsaufträge gekennzeichnet sind, sehen sich bereits einer wachsenden Konkurrenz durch generative KI-Technologien (wie beispielsweise ChatGPT) ausgesetzt. Eine Analyse der Nachfrage nach Freelance- Arbeit auf Online-Plattformen deutet auf einen signifikanten Rückgang in der Anzahl von Aufträgen für Tätigkeiten hin, die leicht automatisiert werden können. Dies betrifft unter anderem die Bereiche Schreibarbeit, Software-, App- und Web-Entwicklung sowie Grafikdesign. Verbleibende Aufträge sind zudem komplexer und haben auch ein höheres Budget. Gezielte Weiterbildungs- und Umschulungsprogramme zum Umgang und Arbeiten mit generativer KI sind notwendig, um Beschäftigte auf den Einsatz generativer KI vorzubereiten und negative Auswirkungen auf die Nachfrage nach Freelance- Arbeit abzufedern.«

Wido Geis-Thöne und Benita Zink (2024): Ausländische Beschäftigte tragen zur Wertschöpfung in Ostdeutschland 24,6 Milliarden Euro bei. IW-Kurzbericht, Nr. 61/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), August 2024
»Rund 5,8 Prozent der gesamten Bruttowertschöpfung der ostdeutschen Flächenländer geht direkt auf sozialversicherungspflichtig Beschäftige mit ausländischer Staatsangehörigkeit zurück. Berücksichtigt man auch die Verflechtungen innerhalb der Wirtschaft, sind es sogar 6,9 Prozent.«

Jakob Kullik et al. (2024): Von Titan bis Taurus. Ukrainische Rohstoffe und europäische Lieferketten-Resilienz in Zeiten des Krieges, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, August 2024
»Die Ukraine verfügt über hohe Rohstoffvorkommen, deren Förderung die wirtschaftliche Lage und die Finanzierung des Wiederaufbaus des Landes erheblich verbessern könnte. Einige dieser Rohstoffe sind essenziell für die Herstellung von Waffensystemen. Eine verstärkte Zusammenarbeit mit der EU könnte die Ukraine in den europäischen Binnenmarkt integrieren und ihre Eigenproduktion von Militärtechnologien fördern. Entscheidend ist jedoch, politische Herausforderungen zu minimieren, um notwendige Investitionen zu ermöglichen und die Rohstoffvorkommen nicht an Russland zu verlieren.«

Felix Schmidt et al. (2024): Ausbau der Solarenergie: viel Licht, aber auch Schatten, in: DIW Wochenbericht, Nr. 33/2024
»Die Beschleunigung der Energiewende ist erklärtes Ziel der Ampel-Koalition. Eine Schlüsseltechnologie ist die Photovoltaik (PV), die derzeit weltweit einen regelrechten Boom erlebt. Der Ampel-Monitor Energiewende des DIW Berlin zeigt: Auch in Deutschland hat der PV-Zubau stark Fahrt aufgenommen und übertrifft momentan sogar den anvisierten Wachstumspfad. Haupttreiber hierfür ist ein kräftiger Zubau von kleineren PV-Anlagen auf Gebäuden, die aufgrund von Eigenverbrauchsvorteilen attraktiv sind. Neben viel Licht gibt es aber auch Schatten: Bei den Freiflächenanlagen gibt es noch Potenzial, den Zubau über den derzeit geplanten Wachstumspfad hinaus voranzutreiben. Gleichzeitig mit dem Ausbau der PV sind die mit dem Solarstrom am Großhandels- markt erzielbaren Preise tendenziell gesunken. Ausgeprägte Niedrigpreisphasen in den Stunden der höchsten Solarstromeinspeisung deuten darauf hin, dass die vorhandenen Speicher nicht ausreichen oder nicht so betrieben werden, dass die Preisdifferenzen stärker geglättet würden. Die Politik sollte künftig darauf zielen, die vorhandenen Potenziale für eine marktorientierte Speicherung und Lastverschiebung im Eigenverbrauchsbereich zu heben. Außerdem sollte sie eine Antwort auf die stark zugenommene PV-Importabhängigkeit von China finden.«

Jan Behringer et al. (2024): CO2-Bepreisung: Akzeptanz und Kostenwahrnehmung nach der Preiserhöhung 2024. IMK Policy Brief Nr. 175, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), August 2024
»Zum Jahreswechsel 2023/2024 hat die Bundesregierung den nationalen CO2-Preis von 30 Euro auf 45 Euro pro Tonne angehoben. Aktuelle Prognosen gehen davon aus, dass der CO2-Preis 2027 bei 200 Euro liegen wird. Anhand einer Online-Umfrage wird in diesem Policy Brief gezeigt, dass die Akzeptanz der CO2-Bepreisung in der Bevölkerung in Deutschland selbst bei dem aktuellen Preis gering ist. Insbesondere in den neuen Bundesländern und bei Menschen mit geringeren Einkommen und größeren finanziellen Sorgen fällt die Zustimmung schwächer aus. Zudem fühlt sich die große Mehrheit der Bevölkerung nicht ausreichend über den CO2-Preis informiert. Dies bestätigt sich auch darin, dass viele Menschen die finanziellen Auswirkungen der CO2-Bepreisung für ihren Haushalt nicht abschätzen können. So werden die Kosten durch den aktuellen CO2-Preis für den eigenen Haushalt im Durchschnitt überschätzt, wohingegen die zukünftigen Kosten bei steigenden CO2-Preisen unterschätzt werden. Die Ergebnisse unterstreichen das Potenzial, die Akzeptanz der CO2-Bepreisung durch eine Korrektur dieser Fehlwahrnehmung zu erhöhen. Um den Rückhalt für diese Maßnahme in der Bevölkerung auch bei steigenden Preisen zu sichern, sollte zudem zeitnah ein Kompensationsmechanismus umgesetzt werden, der insbesondere untere und mittlere Einkommensgruppen entlastet.«
➔  dazu: Nur gut ein Viertel findet aktuelle CO2-Bepreisung akzeptabel – bessere Information und Kompensation nötig (20.08.2024)

Niklas Vetterer und Anette Haas (2024): Ökologische Transformation: Nicht alle Regionen können Beschäftigungsverluste in energieintensiven Branchen anderweitig ausgleichen, in: IAB-Forum, 14.08.2024
»Die Regionen in Deutschland sind aufgrund ihrer Branchenstruktur höchst unterschiedlich von der ökologischen Transformation betroffen, auch weil energieintensive Branchen je nach Region ein sehr unterschiedliches Gewicht haben. Ein Indikator dafür ist der jährliche CO2-Ausstoß pro Kopf, der sich in einer Bandbreite von 2,5 Tonnen in Neustadt an der Weinstraße bis zu 66,5 Tonnen in Duisburg bewegt. Auch die Potenziale, Beschäftigungsverluste durch Wachstum in anderen Branchen auszugleichen, variieren von Region zu Region erheblich.«

Jan Felix Engler et al. (2024): Klima-Jobs erfordern zusätzliche Kompetenzen. Nachgefragte Kompetenzen in der Wind- und Solarbranche – eine Analyse von Online-Stellenanzeigen, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, August 2024
Damit die Energiewende gelingt, braucht Deutschland laut der Allianz für Transformation der Bundesregierung mindestens 300.000 zusätzliche Beschäftigte. Doch selbst wenn ausreichend Fachkräfte in klassischen Handwerksberufen ausgebildet würden, bliebe eine Kompetenzlücke. Denn Klima-Jobs in den Bereichen Wind und Solar erfordern andere Kompetenzen. Das zeigt eine aktuelle Jobmonitor-Analyse. 

Melinda Fremerey et al. (2024): Olympia: Mehr Geld, weniger Ertrag. IW-Kurzbericht, Nr. 56/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), August 2024
»Bei den Olympischen Spielen in Paris war jede für Deutschland gewonnene Medaille ein großer Erfolg. In der Gesamtbetrachtung hat das deutsche olympische Team mit Platz zehn die Vorgaben des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) gerade so erfüllen können. Doch dies hat auch seinen Preis: die Bundeszuschüsse für die olympischen Sportfachverbände pro Medaille sind in den vergangenen drei Olympiaden gestiegen – in Paris kamen im Durchschnitt auf eine Medaille knapp 3,7 Mio. Euro Bundeszuschüsse.«

Berthold Busch et al. (2024): Die EU und das Geld: Wer zahlt, wer bekommt? Nettozahler und Nettoempfänger in der EU. IW-Report, Nr. 34/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), August 2024
»Für den EU-Haushalt werden in diesem Report durch eine Gegenüberstellung der Zahlungen der Mitgliedstaaten und den Rückflüssen aus dem EU-Haushalt die Nettopositionen bestimmt. Die deutsche Nettoposition ist im Jahr 2023 leicht gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen, von 19,7 Milliarden Euro auf 17,4 Milliarden Euro.«

Michael Kogler et al. (2024): Kapitalmärkte stärken: Deutschland braucht mehr institutionelle Anleger, in: Wirtschaftsdienst, Heft 8/2024
»u wenige institutionelle Anleger sind bereit, in junge und innovative Unternehmen zu investieren. Das hemmt die langfristigen Wachstumsaussichten der deutschen Wirtschaft. Stattdessen halten institutionelle Anleger in Deutschland konservativere Portfolios als ihre europäischen Pendants, da sie besonders stark in Anleihen investieren. Eine ergänzende, kapitalgedeckte Altersvorsorge aufzubauen und Hindernisse für Investitionen in risikoreichere, aber wachstumsfördernde Aktivitäten abzubauen, kann dabei helfen, langfristig mehr Wachstumskapital zu mobilisieren.«

Helena Bach und Andrea Hammermann (2024): Was macht Arbeitgeber attraktiv?. IW-Kurzbericht, Nr. 55/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), August 2024

Sarah Pierenkemper und Fabian Semsarha (2024): Fachkräftesicherung durch ausländische Auszubildende. IW-Kurzbericht, Nr. 54/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), August 2024
»Ausländische Auszubildende spielen eine zunehmend wichtige Rolle bei der Fachkräftesicherung in Deutschland. Trotz eines Rückgangs von Ausbildungsanfängern hat sich die Zahl ausländischer Azubis seit 2009 fast verdoppelt. Dadurch konnte knapp ein Viertel des Rückgangs der deutschen Ausbildungsanfänger durch nicht deutsche Azubis kompensiert werden.«

Daivis Petraitis (2024): Russia’s War Economy. An Assessment of Russia’s Military Industrial Complex – A Long-Term Plan, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, August 2024

Holger Schmieding (2024): Geopolitics: Playing the Long Game, Hamburg: Berenberg, July 2024

Thomas Obst et al. (2024): Inflation in der Eurozone. Der Weg bleibt holprig. IW-Kurzbericht, Nr. 47/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Juli 2024

Ralph Henger et al. (2024): Regionale Preisniveaus. Wo es sich am günstigsten und wo am teuersten lebt. IW-Kurzbericht, Nr. 46/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Juli 2024
»In Deutschland bestehen große regionale Preisunterschiede. Ein für den privaten Verbrauch repräsentativer Warenkorb kostet in München fast ein Viertel mehr als im Bundesdurchschnitt. Bis zu 10 Prozent unter dem Durchschnitt liegen dagegen die Lebenshaltungskosten in manchen ländlichen Kreisen.«

Thorsten Beck et al. (2024): Die Zukunft des europäischen Finanzsystems – zwischen Risiken und mangelnder Wettbewerbsfähigkeit?, in: ifo Schnelldienst, Nr.7/2024
»In ihrem aktuellen Finanzstabilitätsbericht erklärt die EZB, dass sich die Stabilität im Finanzsystem verbessert habe. Auch die Stellungnahme des Europäischen Ausschusses für Systemrisiken (ESRB) hat die Widerstandsfähigkeit des Bankensystems anerkannt. Die Turbulenzen um die Silicon Valley Bank und die Credit Suisse hatten im vergangenen Sommer noch Bedenken geschürt. Aktuell bleiben erhöhte Risiken – u. a. durch die geopolitische Unsicherheit oder die Entwicklungen auf den Immobilienmärkten. Auf institutioneller Ebene fehlen zudem wichtige Schritte zu einer Bankenunion und einer Stärkung eines europäischen Kapitalmarkts. Wie steht es um die Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Bankensektors? Reichen die bisherigen Instrumente zum Abfedern möglicher Risiken aus? Haben die Entwicklungen auf dem Markt der US-Gewerbeimmobilien und die Insolvenz der Signa-Gruppe Auswirkungen auf deutsche und europäische Banken? Wirken sich Klimarisiken auf die Stabilität aus? Und wie stark trägt die Governance der Banken zu ihrer Solidität bei?«

Jonas Hennrich und Daria Schaller (2024): Unternehmensperspektiven zur 4-Tage-Woche, in: ifo Schnelldienst, Nr. 7/2024
»Das ifo Institut befragt im Auftrag von Randstad Deutschland quartalsweise deutsche HR-Abteilungen zu personalpolitisch relevanten Themen. In jedem Quartal werden in wechselnden Sonderfragen aktuelle arbeitsmarktrelevante Fragestellungen untersucht. Das aktuelle Thema befasste sich mit der möglichen Einführung sowie den Auswirkungen einer 4-Tage-Woche und damit verbundenen Vorteilen sowie Bedenken aus Sicht der Unternehmen. Auch mögliche gegenseitige Wechselwirkungen mit dem Arbeits- und Fachkräftemangel wurden abgefragt. Eng verknüpft sind diese Themen auch deshalb, weil eine 4-Tage- Woche dafür sorgen kann, dass Unternehmen wettbewerbsfähiger werden und ihre Attraktivität für Fachkräfte erhöhen.«

Filip Medunić (2024): Deutschland muss Exportkontrollen strategischer gestalten. Zwischen Systemwettbewerb und Wettbewerbsfähigkeit, Berlin: Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), 
»Exportkontrollen bleiben ein integraler Bestandteil der außenpolitischen Strategie der USA im Systemwettbewerb mit China. Deutschland als enger transatlantischer Partner wird zunehmend Druck verspüren, der Linie der USA mit immer strikteren Kontrollen bei Halbleitern, KI und Supercomputern zu folgen. Auch wenn sich die Bundesregierung ihren Partnern in Washington nicht in jeder Hinsicht anschließen muss, sollte sie aus eigenem strategischem Interesse bei besonders sensiblen Spitzentechnologien die Kontrollen mitgestalten und ihre europäischen Verbündeten mitnehmen.«

Matthias Mertens et al. (2024): Rent-Sharing und Energiekosten: In welchem Umfang geben Industrie- unternehmen Gewinne und Verluste an ihre Beschäftigten weiter?, in: Wirtschaft im Wandel, Heft 2/2024
»Diese Studie untersucht, wie die betrieblichen Erträge zwischen deutschen Industrieunternehmen und ihren Beschäftigten aufgeteilt werden. Dafür werden Energiepreisänderungen auf Unternehmensebene und die daraus resultierenden Veränderungen im Unternehmensertrag betrachtet. Wir finden heraus, dass höhere Energiepreise die Löhne drücken und dass ein Rückgang bei den Erträgen um 10% zu einem Rückgang der Löhne um 2% führt. Dieser Zusammenhang ist asymmetrisch, was bedeutet, dass die Löhne nicht von Senkungen der Energiepreise profitieren, aber durch Energiepreiserhöhungen sinken. Kleine Unternehmen geben Schwankungen im Ertrag stärker an die Beschäftigten weiter als Großunternehmen.«

Hubertus Bardt (2024): Trump oder Harris oder …? Worauf sich Europa einstellen muss. IW-Policy Paper, Nr. 5/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Juli 2024
»Aus den Erfahrungen der beiden Amtszeiten Trump und Biden/Harris lassen sich Rückschlüsse auf die zukünftige Wirtschaftspolitik ziehen. Während Trump auf Steuersenkungen und Deregulierung setzte, haben Biden/Harris mit dem Inflation Reduction Act ein breites Unterstützungsprogramm aufgesetzt. Es ist zu vermuten, dass beide Politikansätze in einer zweiten Amtszeit weiter beziehungsweise wieder zum Tragen kommen würden und Kamala Harris die Politik der bisherigen Administration im Grundsatz fortsetzen würde. Der Inflation Reduction Act würde zwar nicht durch ein neues Programm in ähnlicher Dimension abgelöst, aber auch unter keinem der Präsidenten vollständig abgeschafft werden. Dazu sind die aus dem Programm finanzierten Investitionen auch unter Republikanern zu populär. Erhebliche Unterschiede gäbe es in der Steuerpolitik. Unter einer demokratischen Präsidentschaft würden Teile der Trumpschen Steuersenkungen nicht verlängert, insbesondere für Höchstverdienende. Unter Trump würde eine Fortsetzung der Politik der Steuersenkungen und eine weitere Deregulierung – auch und insbesondere mit Blick auf Klima- und Umweltanforderungen – erfolgen. Eine klimapolitische Selbstbindung wäre unter Trump ebenso unwahrscheinlich wie eine ambitionierte nationalen Klimapolitik. Im Gegenteil hat er den Ausbau fossiler Energieträger mit dem Ziel einer möglichst billigen Energieversorgung angekündigt. Der Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung der jeweiligen Amtszeiten kann kein eindeutiges Ergebnis abgeleitet werden. Trumps wirtschaftliche Bilanz war zuletzt geprägt durch die Corona-Krise, unter Biden/Harris hat ein eindrucksvoller Erholungsprozess eingesetzt.«

Thomas Schwab (2024): Quo vadis, Cohesion Policy? European Regional Development at a Crossroads, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, June 2024
»Cohesion Policy seems to be on the backfoot: Given a raft of new policy priorities and tightening fiscal room to maneuver, a fundamental discussion on the relevance and future direction of Cohesion Policy is underway. In this Policy Paper, I give an overview of the debate on the future of Cohesion Policy with its various trade-offs.«

Claus Michelsen und Simon Junker (2024): Patentanmeldungen weltweit: Chinas rasanter Aufstieg zum Hightech-Standort, Berlin: Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA), Juni 2024
»Innovationen sind entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft. Die Patentierungsintensität wiederum ist ein Indikator für die Innovationskraft. Seit 1980 hat die Patentaktivität erheblich zugenommen. Allerdings kommt seit 2022 fast jede zweite Patentanmeldung aus einem Land – China. Dort sinken jedoch die Aufwendungen je Patent, während andernorts forschungsintensive Patente an Bedeutung gewinnen. Entsprechend unterschiedlich sind die technologischen Spezialisierungen global: Europa dominiert in Automotive und Medizintechnik, die USA in Computertechnologie und Biotechnologie, China in digitalen Lösungen, Japan sowie Südkorea bei Halbleitern. Um im globalen Technologiewettbewerb zu bestehen, muss Europa deshalb strategisch investieren, insbesondere in die Hightech-Schlüsselindustrien.«

Magnus Merkle and Geoffroy Dolphin (2024): Distributional Impacts of Heterogenous Carbon Prices in the EU. IMF Working Papers WP/24/149, Washington: International Monetary Fund (IMF), July 2024
»We analyse the consequences of carbon price heterogeneity on households in The EU from 2010 to 2020. Accounting for both heterogeneity in carbon pricing across emission sources and the indirect effects from inter-industry linkages, we obtain two key findings. First, due to widespread carbon pricing exemptions, household burdens are lower than previously estimated. Second, lower-income groups are affected disproportionately, because they spend a smaller share of their expenditure on products that benefit from exemptions than their higher-income counterparts. Therefore, imposing uniform carbon prices both within and across countries would reduce carbon pricing regressivity on household expenditure in the EU. A global price would be most effective in this regard, as it would raise carbon prices embodied in EU imports. Further, because EU economies are open and apply higher average carbon prices than their trade partners, the domestic revenues exceed the costs embodied in EU household consumptions bundles. This increases the scope for reducing the burden of carbon pricing on lower-income households through revenue redistribution. Our results imply that the ongoing extension of carbon pricing to more sectors through the EU ETS II and the introduction of the EU’s CBAM should make carbon pricing less regressive, all else equal.«

Fabian Lindner und Anita Tiefensee (2024): Nachhaltigkeit der Wirtschaftspolitik in Zeiten der Polykrise. Lehren aus dem Neuen Magischen Viereck. IMK Study Nr. 94, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Juli 2024
»Die aktuelle Auswertung des Neuen Magischen Vierecks der Wirtschaftspolitik für die Jahre 2019 bis 2023 zeigt, dass Deutschland in Sachen Nachhaltigkeit viele Ziele nicht erreicht hat. Beim materiellen Wohlstand und der ökonomischen Stabilität ist das BIP und der Konsum pro Kopf gesunken, während die Inflationsrate und die Leistungsbilanzüberschüsse zu hoch waren. Ein großer Erfolg war allerdings die trotz Krisen ansteigende Beschäftigungsquote. Die Nachhaltigkeit der Staatstätigkeit und der Staatsfinanzen zeigt eine Verschlechterung aller Indikatoren: Defizite und Schuldenstandquote sind gestiegen, und die öffentlichen Nettoinvestitionen blieben unzureichend. Auch bei der sozialen Nachhaltigkeit wurde zum aktuellen Zeitpunkt keines der Ziele erreicht. Die Armutsrisikoquote ist im Vergleich zum Vorjahr minimal gesunken, die Einkommensungleichheit nahm leicht zu, und der Gender Pay Gap blieb bestehen. Der Anteil der Jugendlichen ohne Abschluss stieg an. Positiv bei der ökologischen Nachhaltigkeit war die zielkonforme Reduzierung der Treibhausgasemissionen. Allerdings blieben die Reduzierung des Primärenergieverbrauchs und der Ausbau der erneuerbaren Energien hinter den Zielen zurück. Die Biodiversitätsziele wurden nicht annähernd erreicht. Diese Ergebnisse zeigen die Herausforderungen, denen die deutsche Wirtschaftspolitik in der Polykrise gegenübersteht.«

Lennart Bolwin et al. (2024): Future Skills 2030. Welche Kompetenzen für den Standort Baden-Württemberg heute und in Zukunft erfolgskritisch sind, Stuttgart: AgenturQ – Agentur zur Förderung der beruflichen Weiterbildung in der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg, Juli 2024

Klaus-Heiner Röhl und Christian Rusche (2024): Wo steht die EU im globalen Chip-Wettrennen?. IW-Kurzbericht, Nr. 45/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Juli 2024
»Mikrochips sind das Hardware-Rückgrat der Digitalisierung. In einer protektionistischer werdenden Welt ist eine eigene Produktion zudem ein Sicherheitsfaktor … Die Europäische Union (EU), vor allem aber die USA und China liefern sich einen Wettlauf um die Herrschaft in diesem Zukunftsbereich. Dazu werden immer größere Fördersummen aufgelegt; der Subventionswettlauf ist also in vollem Gange. Doch reicht die Förderkulisse in der EU aus und ist mehr Geld überhaupt sinnvoll?«

Malte Küper (2024): LNG. Die Bedeutung der US-Importe für die deutsche Gasversorgung. IW-Kurzbericht, Nr. 43/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Juli 2024
»Seit dem Ukraine-Krieg hat Flüssiggas aus den USA erheblich an Bedeutung gewonnen und ist nun ein zentraler Bestandteil der deutschen Gasversorgung. Der mittlerweile aufgehobene US-Genehmigungsstopp war kurzfristig unkritisch, verdeutlicht jedoch mögliche langfristige Versorgungsrisiken.«

Alicja Bachulska et al. (2024): The Idea of China: Chinese Thinkers on Power, Progress, and People, Berlin: European Council on Foreign Relations (ECFR), July 2024
(Buch-Download im epub-Format)
»China is known for the export of its products. But in the coming years, it could become even better known for the export of Chinese ideas. Under Xi Jinping, academics are tasked with developing distinctively ‘Chinese’ approaches to the questions of the age. Many thinkers in China argue the US-led global order is crumbling, with the world experiencing a period of prolonged instability as a result. They propose ways for Beijing to survive the turmoil and pursue its interests. On questions ranging from AI to the green transition to the international financial system, Chinese thinkers are writing a new playbook. Major debates are taking place about demography, feminism, and how to spread the word about China’s successes on the global stage … On the basis of more than 100 on- and off-the-record interviews with Chinese thinkers, this new book shines a light on important debates taking place within the country in an accessible way for Western readers.«

Sebastian Dullien et al. (2024): Brutto- und Nettoeinkommen von Arbeitnehmendenhaushalten 2021-2024: Kaufkraftlücke vor allem bei Familien. Analyse staatlicher Entlastungsmaßnahmen, kalter Progression und Kaufkraftentwicklung während der Hochinflationsphase. IMK Policy Brief Nr. 173, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Juli 2024
»Der Policy Brief untersucht die Entwicklung der Belastung von Steuern und Abgaben sowie die realen Nettoarbeitseinkommen für eine Reihe typisierter Haushalte in Deutschland für den Hochinflationszeitraum 2021 bis 2024. Es kann gezeigt werden, dass die meisten Haushalte in diesem Zeitraum bei Steuern und Abgaben in der Summe entweder entlastet oder zumindest nicht weiter belastet worden sind. Eine Notwendigkeit zur weiteren Anpassung des Steuertarifs zum Ausgleich der so genannten „kalten Progression“ ergibt sich deshalb bis 2024 nicht. Eine wichtige Ausnahme sind Haushalte mit Kindern und mittleren Einkommen. Aufgrund eines deutlichen Zurückbleibens des Kindergeldes hinter der Inflation und dem Anstieg der Sozialversicherungsbeiträge sind diese Haushalte teilweise spürbar zusätzlich belastet worden. Beim Vergleich der Kaufkraft 2024 mit jener aus dem Jahr 2021 zeigt sich dieses Problem verschärft: Zwar haben auch hier vor allem Single-Haushalte inzwischen die Kaufkraftverluste weitgehend wettgemacht, weil aber insbesondere bei Familien die Lohnerhöhungen nicht die haushaltsspezifischen Inflationsraten ausgeglichen haben, sind trotz der Entlastungen bei den Steuern bei diesen Haushalten noch Kaufkraftverluste übriggeblieben.«

Tom Bauermann et al. (2024): Inflation reduction act: Gut fürs Klima, schlecht für Europa? Erste empirische Befunde für die USA. IMK Report Nr. 191, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Juli 2024
»Der IRA wird merklich zur Dekarbonisierung der US-Wirtschaft beitragen, insbesondere im Energiesektor. Beim Ausbau von Photovoltaik, Batteriespeichern und der Wasserstoffproduktion zeigt er bereits Wirkung. Schleppend verläuft hingegen der Ausbau der Windenergie. Üppige Subventionen für die klimaneutrale Stromerzeugung tragen dazu bei, dass die realen Strompreise in den USA in den kommenden Jahren tendenziell sinken. Dies würde der US-Wirtschaft die Dekarbonisierung durch Elektrifizierung erleichtern und die USA zu einem attraktiven Standort für energieintensive Produktionsverfahren (z.B. Wasserstoff und Chemie) machen. Auch die Wasserstoffproduktion wird stark gefördert, was langfristig Produktion und Export von klimafreundlichen Produkten und Wasserstoff stärken dürfte. Der IRA hat der Batteriefertigung in den USA einen enormen Schub verliehen. 2030 könnten die Produktionskapazitäten ausreichen, um sowohl den eigenen Bedarf an Elektroauto-Batterien zu decken als auch sie zu exportieren. Zudem senken die Subventionen die Kosten einer in den USA gefertigten Batterie um bis zu 30 %, wodurch diese annährend so günstig wäre, wie eine derzeit in China gefertigte. Diese Konkurrenz dürfte den Aufbau einer europäischen Batterieproduktion sehr erschweren. Aufgrund des beträchtlichen Volumens und der Kopplung der Förderung an soziale Standards ist der IRA ein umfassendes und wirkungsvolles Maßnahmenpaket, auf das die europäische Politik eine Antwort finden muss.«

Karsten Werner et al. (2024): Branchenanalyse Medizintechnik. Ein Industriezweig im Zuge neuer internationaler Krisen und fortschreitender Digitalisierung. Forschungsförderung Working Paper Nr. 341, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, Juli 2024
»Im Fokus dieser Branchenanalyse stehen die Einflüsse gegenwärtiger globaler Krisen und Transformationstrends auf die Medizintechnikbranche in Deutschland. Anfällige Lieferketten, Unsicherheiten durch Regularien, Globalisierungstendenzen und die Digitalisierung von Produkten und Prozessen stellen die durch ihren großen Mittelstand geprägte Branche unter Druck. Im Hinblick auf diese und weitere Aspekte werden in der Branchenanalyse der Wandel von Arbeitswelten, Qualifizierungsanforderungen und Mitbestimmungsmöglichkeiten für die Beschäftigten und ihre Interessenvertretungen diskutiert.«

Britta Kuhn (2024): Kritische Rohstoffe: Wie die EU ihre China- Abhängigkeit senken will, in: Wirtschaftsdienst, Heft 7/2024
»Bis zum Jahr 2030 will die EU mindestens 10 % der strategischen Rohstoffe, die sie verbraucht, im eigenen Land gewinnen bzw. verarbeiten (40 %) und recyceln (25 %). Nicht mehr als 65 % dieser wichtigen, aber seltenen Ressourcen sollen aus einem einzigen Drittland stammen. Die Benchmarks des Critical Raw Materials Act (CRMA) sollen in erster Linie durch finanziell geförderte strategische Projekte erreicht werden. Die Autarkieziele für Rohstoffe erscheinen jedoch aus technischen und ökologischen Gründen unrealistisch. Stattdessen sollte die EU verstärkt Partnerschaften mit gleichgesinnten Ländern eingehen.«

Felix Leiss und Klaus Wohlrabe (2024): Zur aktuellen Krisenstimmung im Wohnungsbau, in: Wirtschaftsdienst, Heft 7/2024

Leo Mühlenweg et al. (2024): Die Schuldenbremse – ein Garant für nachhaltige Haushaltspolitik? Eine Replik auf Feld et al. (2024), in: Wirtschaftsdienst, Heft 7/2024
»In der Debatte um die Schuldenbremse bildet sich zunehmend ein Konsens für eine Reform heraus. Zuletzt versuchten Feld et al. (2024) den häufig vorgetragenen Kritikpunkt zu entkräfteten, die Schuldenbremse behindere staatliche Investitionen. Die verwendete synthetische Kontrollmethode vergleicht die tatsächliche Investitionstätigkeit Deutschlands mit einem synthetischen „Deutschland ohne Schuldenbremse“. Dieser Beitrag begegnet einigen methodischen Problemen der Studie mit einer Erweitertung der synthetischen Kontrollmethode, stellt die Ergebnisse von Feld et al. (2024) allerdings grundsätzlich infrage.«
➔  Lars P. Feld et al. (2024): Schuldenbremse und öffentliche Investitionen: Erwiderung auf Mühlenweg et al. (2024), in: Wirtschaftsdienst, Heft 7/2024
»Die politische Diskussion um die deutsche Schuldenbremse klingt nicht ab. Nicht zuletzt dürften die Verhandlungen über den Bundeshaushalt des Jahres 2025 ihren Teil dazu beigetragen haben. Im Grunde kritisieren zu einem erheblichen Teil dieselben Personen die Schuldenbremse mit denselben Argumenten wie im Vorfeld ihrer Einführung 2009, genauer der Revision der Art. 115 GG a. F. i. V. m. Art 109 GG a. F. Ein Dauerbrenner ist die Frage, ob sich die Schuldenbremse auf die öffentlichen Investitionen auswirkt. In diese Kategorie ist die Kritik von Mühlenweg et al. (2024) an der Studie von Feld et al. (2024) einzuordnen. Dieser Kritik möchten wir im Folgenden begegnen.«

Johannes Pfeiffer und Karen Pittel (2024): Abscheidung und Speicherung von CO2 und „schwer oder nicht vermeidbare Emissionen“, in: Wirtschaftsdienst, Heft 7/2024
»Es besteht mittlerweile ein Konsens, dass die CO₂-Abscheidung und Speicherung (CSS) eine Rolle bei der Erreichung von Klimaneutralität spielen sollte. Vor dem Hintergrund der nationalen und internationalen Entwicklung stellt sich die Frage, welche Emissionen überhaupt über CCS gemindert werden sollen (oder dürfen). Zudem ist zu klären, was dabei unter „schwer und nicht vermeidbaren Emissionen“ im Kontext von CCS zu verstehen ist und ob eine solche Fokussierung sinnhaft ist.«

Global Energy Monitor (2024): China continues to lead the world in wind and solar, with twice as much capacity under construction as the rest of the world combined, July 2024

Friedrich Heinemann und Paul Steger (2024): Mehr finanzielle Spielräume, mehr öffentliche Investitionen?, Mannheim: ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, Juni 2024
»Forderungen nach Lockerungen der Schuldenbremse haben seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum zweiten Nachtragshaushalt 2021 Auftrieb erhalten. Oft wird argumentiert, dass die Schuldenbremse wichtige Zukunftsinvestitionen behindere und eine ambitionierte Investitionspolitik mehr haushaltspolitischer Flexibilität bedürfe. Eine entscheidende Frage ist in diesem Zusammenhang, ob zusätzliche finanzielle Spielräume auch tatsächlich den öffentlichen Investitionen zu Gute kommen und nicht vorrangig für konsumtive Zwecke genutzt werden. Diese von der Strube Stiftung geförderte Studie untersucht dazu die Verwendung der steuerinduzierten Haushaltszuwächse zwischen 2010 und 2019 und somit den Zeitraum zwischen Finanzkrise und Pandemie. In diesen Zeitraum fällt die volle Bindungswirkung der Schuldenbremse für den Bundeshaushalt ab dem Haushaltsjahr 2016. Für die Analyse wird die Systematik des Gruppierungsplans genutzt, um die Ausgaben in konsumtive Ausgaben, investive Ausgaben und Zuführungen an Fonds und Rücklagen zu klassifizieren. Es zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen der „Konsolidierungsphase“ 2010-2015 und der „Expansionsphase“ 2015 bis 2019. In der ersten Phase wurden die Steuerzuwächse und frei werdende Haushaltsmittel primär für die Rückführung der Nettoneuverschuldung genutzt. In der zweiten Phase konnten die stark wachsenden Einnahmen für eine Steigerung des Budgets verwendet werden. Die Ausgaben für konsumtive Zwecke wuchsen gegenüber den investiven Ausgaben dabei ungefähr drei Mal so stark.«
➔  dazu: ZEW: Schuldenbremse lockern? Nicht ohne klare Priorisierung. ZEW-Studie belegt eine überwiegend konsumtive Nutzung zusätzlicher Haushaltsmittel (01.07.2024)

Markus Demary und Niklas Florian Taft (2024): Aktuelle Geldpolitik auf beiden Seiten des Atlantiks. IW-Kurzbericht, Nr. 42/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Juli 2024
»Seit der COVID-19-Pandemie und dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine haben der Euroraum und die USA erhebliche Preissteigerungen erlebt. Sowohl die Europäische Zentralbank (EZB) als auch die US-amerikanische Federal Reserve (FED) reagierten mit restriktiver Geldpolitik. Während die EZB mit ihrer kürzlich erfolgten Leitzinssenkung die Zinswende eingeleitet hat, zögert die FED noch damit, den ersten Zinsschritt nach unten zu machen.«

Alexander Herzog-Stein und Ulrike Stein (2024): Arbeits- und Lohnstückkostenentwicklung 2023. Herausforderungen einer Mehrfachkrise in ganz Europa spürbar. IMK Report Nr. 190, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Juli 2024

Sonja Dobkowitz (2024): Nachhaltiger Konsum: Unterschiedliche Kaufkraft von Haushalten muss berücksichtigt werden, in: DIW Wochenbericht, Nr. 27/2024
»Einkommensschwache Haushalte können sich nachhaltige Produkte – wie Bio-Lebensmittel oder Fairtrade-Kleidung – oft nicht leisten. Das Gefühl von Einkommensungleichheit wird durch das Bedürfnis nach nachhaltigen, aber teureren Produkten verstärkt. Was kann der Staat in einer solchen Situation tun, wenn er also einerseits umweltfreundliches Verhalten fördern und andererseits damit verbundene größere Unterschiede zwischen armen und reichen Haushalten abmildern will? Die auf Daten aus den USA basierenden Modellergebnisse dieses Wochenberichts verdeutlichen das Dilemma: Der Staat kann nicht Steuern und Abgaben zum Schutz der Umwelt, wie eine Tierwohlabgabe, erhöhen und zugleich mittels Einkommensteuererhöhungen mehr umverteilen. Denn beides führt in der Theorie dazu, dass insgesamt weniger produziert wird und die gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt sinkt. Die richtige Balance beider Instrumente hängt sowohl von der Einkommensungleichheit in einem Land als auch vom Preisunterschied zwischen nachhaltigen und nichtnachhaltigen Produkten ab. In jedem Fall muss die finanzielle Situation einkommensschwacher Haushalte bedacht werden, wenn der Trend, nachhaltig zu konsumieren, steigen soll.«

Sandra Bohmann und Merve Küçük (2024): Einkommensstarke Haushalte verursachen mehr Treibhausgasemissionen – vor allem wegen ihres Mobilitätsverhaltens, in: DIW Wochenbericht, Nr. 27/2024
»Um die deutschen Klimaziele zu erreichen, müssen die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 um 65 Prozent im Vergleich zu 1990 reduziert werden. Fast ein Drittel dieser Emissionen wird in Deutschland durch den Konsum privater Haushalte verursacht. Auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) werden die CO2-Emissionsäquivalente von Haushalten in Deutschland aus drei wichtigen Bereichen errechnet: Wohnen, Mobilität und Ernährung. Allein der Konsum in diesen drei Bereichen hat Emissionen zur Folge, die das für Privatpersonen angestrebte Emissionsbudget im Durchschnitt um mehr als das Doppelte übersteigen. Die Emissionen aus den Bereichen Mobilität und Wohnen machen den größten Teil der Emissionen aus. Die Emissionen steigen mit dem Einkommen, insbesondere im Bereich Mobilität. Hier schlagen vor allem Flugreisen zu Buche. Im Bereich Ernährung trägt vor allem der Fleischkonsum zu den Emissionen bei, im Bereich Wohnen unter anderem die Größe des Haushalts und die Gebäudeart. Indem die größten Treiber der Emissionen in den drei Bereichen identifiziert werden, lassen sich zielgerichtete politische Hebel benennen, wie eine Vereinfachung des Wohnungstauschs und die energieeffiziente Sanierung von Wohngebäuden sowie ein Verbot von Kurzstreckenflügen und eine Tierwohlabgabe.«

Jan Behringer und Sebastian Dullien (2024): Inflationsausgleichsprämie erhöht Einkommen von 26 Millionen Beschäftigten um 52 Milliarden Euro. Bestimmungsfaktoren und Auswirkungen der Sonderzahlungen. IMK Policy Brief Nr. 171, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Juli 2024
»Die Möglichkeit der Auszahlung einer steuer- und abgabenfreien Inflationsausgleichsprämie war eine wichtige, in der konzertierten Aktion 2022 vereinbarte Maßnahme zur Stabilisierung der Kaufkraft im Energiepreisschock nach der russischen Ukraine-Invasion. Anhand einer Online-Befragung wird in diesem Policy Brief abgeschätzt, welcher Anteil der abhängig Beschäftigten in Deutschland in den Jahren 2022 bis 2024 eine Inflationsausgleichsprämie erhalten hat. Dabei zeigt sich, dass die überwiegende Mehrheit der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von einer solchen Prämie profitiert hat. Außerdem hatte die Prämie für viele Personen eine so relevante Größenordnung, dass sie dadurch eine spürbare finanzielle Entlastung wahrnahmen und deutlich seltener von Plänen zur Konsumeinschränkung berichteten als Personen ohne Inflationsausgleichsprämie. In der Summe wurden fast 26 Millionen Beschäftigten mehr als 52 Mrd. Euro ausgezahlt. Die Mindereinnahmen bei Steuern und Sozialabgaben werden dabei auf rund 40 Mrd. Euro geschätzt. Die Lohnstückkosten sind bis zu gut 1,5 Prozent niedriger ausgefallen, als es ohne diese Prämie der Fall gewesen wäre, wenn die gleiche Kaufkraft bei den Haushalten erreicht worden wäre.«

Melanie Arntz et al. (2024): Are We Yet Sick of New Technologies? The Unequal Health Effects of Digitalization. ZEW Discussion Paper No. 24-027, Mannheim: ZEW – Leibniz Centre for European Economic Research, May 2024

Alessa Kozuch et al. (2024): Nachhaltigkeit in der öffentlichen Beschaffung. Befunde zum „Intention-Action-Gap“ und wie er sich verkleinern lässt, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, Juli 2024
»Der deutsche Staat beschafft jedes Jahr im großen Umfang Waren und Dienstleistungen. Das selbst gesteckte Ziel: Nachhaltigkeitskriterien sollen eine entscheidende Rolle für die Vergabe sein, damit auch die öffentliche Beschaffung die Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit anschiebt. Aktuell werden auf kommunaler Ebene jedoch nur 13,7 Prozent der Aufträge unter Einschluss von Nachhaltigkeitskriterien vergeben – Tendenz sinkend!«

Isabella M. Weber et al. (2024): Carbon Prices and Inflation in a World of Shocks. Systemically significant prices and industrial policy targeting in Germany, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, Juli 2024
»Klimawandel und geopolitische Spannungen machen Angebotsschocks wahrscheinlicher, die Inflation auslösen können. Darüber hinaus kann das Emissionshandelssystem der EU zu volatilen Kohlenstoffpreisen führen, was wiederum Inflation auslösen kann. Anhand von Simulationen mit einem Input-Output-Preismodell für Deutschland zeigt diese Studie, dass dieselben systemrelevanten Sektoren – diejenigen, die für den Lebensunterhalt der Menschen, die Produktion und den Handel wesentlich sind – besonders anfällig für Schockflation und Kohlenstoffflation sind. Insgesamt 77 bis 78 Prozent der potenziellen Carbonflation lassen sich auf nur sechs systemrelevante Sektoren zurückführen. Die Herausforderung für politische Entscheidungsträger besteht darin, eine Politik zu entwickeln, die Transformation und Stabilisierung miteinander verbindet. Die Verbesserung der Widerstandsfähigkeit, die Verringerung der Preisvolatilität und die Entwicklung grüner Industriepolitiken für diese Schlüsselsektoren können die makroökonomischen Risiken sowohl einer Kohlenstoffflation als auch einer Schockflation verringern.«

vbw (2024): CO2-Grenzausgleich – Folgen für Unternehmen. Leitfaden, München: Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), Juni 2024

Eurofound (2024): Job quality side of climate change, Luxembourg 2024

Matteo Richiardi et al. (2024): The impact of a decade of digital transformation on employment, wages, and inequality in the EU: A “conveyor belt” hypothesis. CeMPA Working Paper 5/24, Colchester: Centre for Microsimulation and Policy Analysis (CeMPA), May 2024
»We study the effects of digital transformation in the EU on individual employment outcomes, wage growth, and income inequality, during the decade 2010-2019. Our results allow us to formulate a “conveyor-belt” hypothesis, whereas digital skills are important for finding a job, but less so for retaining it. The ability of out-of-work individuals with higher digital skills to jump back on the labour market is reduced for those with higher education, suggesting a faster depreciation of their digital skills. A similar effect, although of limited size, is found for earning growth: out-of-work individuals with higher digital skills are not only more likely to find a job, but experience higher earning growth, compared to their peers with lower digital skills. Our results point to a vulnerability of workers “left behind” from the digital transformation and the labour market. The overall effects on inequality are, however, limited.«

Lukas Menkhoff (2024): Zunehmende Bereitschaft für Devisenmarktinterventionen zeigt Wandel der internationalen Finanzarchitektur, in: DIW Wochenbericht, Nr. 26/2024
»Die Phase zunehmender Globalisierung scheint mit der welt­weiten Finanzkrise im Jahr 2008 zu Ende gegangen sein, was sich nicht nur im sinkenden Welthandel relativ zur Wertschöpfung ausdrückt. Auch in der internationalen Finanzarchitektur ist dieser Trend zu beobachten. Hier zeigt er sich in der zunehmenden Bereitschaft, mit Devisenmarktinterventionen auf Wechselkurse einzuwirken. Immer mehr Länder entscheiden sich für rigidere Wechselkursregime und höhere Währungsreserven (relativ zur Wertschöpfung) bei unveränderter Fähigkeit zu Interventionen. Daran lässt sich ablesen, dass das Vertrauen in die Preisbildung auf den freien Märkten abnimmt und die Bereitschaft zur politi­schen Kontrolle steigt. Dies ist ein weiterer Schritt weg von einer westlich dominierten, multilateral geordneten Weltwirtschaft, hin zu einer Welt, in der Länder stärker ad hoc agieren.«

Adriana Neligan et al. (2024): Nachhaltigkeitsbericht: ja, aber wie?. IW-Kurzbericht, Nr. 38/2024), Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Juni 2024
»Die Europäische Union verpflichtet mit verschiedenen neuen Vorschriften immer mehr Unternehmen dazu, ihre Aktivitäten in Sachen Nachhaltigkeit offenzulegen. Manche Unternehmen erstellen auch bereits auf freiwilliger Basis Nachhaltigkeitsberichte.« 

Daria Schaller und Moritz Schasching (2024): Energieintensive Industrie unter Druck, in: ifo Schnelldienst, Nr. 6/2024
»Im Jahr 2023 erwirtschaftete die energieintensive Industrie in Deutschland 22 % des Gesamtumsatzes des Verarbeitenden Gewerbes und hat daher eine wichtige Bedeutung für die deutsche Wirtschaft. Die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine und der weltweiten geopolitischen Spannungen haben die Energiepreise sprunghaft in die Höhe getrieben und die Branche in eine Krise gestürzt. Die Unternehmen sahen sich mit steigenden Kosten, Materialmangel, einer sinkenden Nachfrage sowie daraus resultierenden Produktionsrückgängen konfrontiert. Neben konjunkturellen Faktoren, auch ausgelöst durch die allgemein schwache weltwirtschaftliche Lage, deuten weitere Indikatoren wie Beschäftigungsrückgang sowie eine schwach eingeschätzte Wettbewerbsfähigkeit auf zusätzliche strukturelle Probleme hin. Ob es zu einer Verlagerung der energieintensiven Industrie ins Ausland kommt, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abgesehen werden.«

Thomas Fackler et al. (2024): Je grüner, desto höher: Die Arbeitsnachfrage von Unternehmen im Strukturwandel zur Elektromobilität, in: ifo Schnelldienst, Nr. 6/2024
»Mögliche negative Beschäftigungseffekte der grünen Transformation in der Automobilindustrie werden oft als Argument angeführt, um den Wandel zur Elektromobilität hinauszuzögern. Anhand von über 1,5 Mio. Online-Stellenanzeigen von Indeed untersuchen wir die Arbeitsnachfrage von 2 166 Unternehmen im Zeitraum Januar 2018 bis April 2024 und unterscheiden dabei zwischen grünen und weniger grünen Firmen anhand ihrer Patentaktivität im Bereich der Antriebstechnik. Die Automobilindustrie steht durch einen tiefgreifenden Strukturwandel vor enormen Herausforderungen. Die Transformation wurde durch eine unerwartete Eskalation im Handelskonflikt zwischen den USA und China, das mehrfache Scheitern der Brexit-Verhandlungen sowie steigenden Wettbewerbsdruck durch die Vorstellung von Teslas Model Y im Frühjahr 2019 erheblich beschleunigt. Unsere Analyse belegt, dass die Arbeitsnachfrage grüner Firmen seitdem signifikant und durchgehend höher ist als die von weniger grünen Firmen, und zwar um durchschnittlich 34 bis 50 Prozentpunkte. Grüne Unternehmen fragen strukturell mehr neue Fachkräfte in den Bereichen IT und Produktion und weniger in den Berufsfeldern Technik, Mechanik sowie Maschinenbau nach. Insgesamt finden wir keine Anzeichen für einen generellen Zielkonflikt zwischen Klimazielen und Beschäftigung, jedoch sind Berufszweige vom Strukturwandel unterschiedlich betroffen.«

Clemens Fuest et al. (2024): Wege aus der Stagnation – (wie) kann die Wirtschaftspolitik bessere Rahmenbedingungen schaffen?, in: ifo Schnelldienst, Nr.6/2024
Der Wirtschaftsstandort Deutschland ist vom Star zum Sorgenkind geworden: Kaum bis wenig Wachstum, schlechte Platzierungen in Standortrankings, fehlende Investitionen, im internationalen Vergleich hohe Unternehmensteuersätze. Mit dem nach langer Diskussion verabschiedeten Wachstumschancengesetz werden Anreize für zusätzliche Investitionen geschaffen. Ein (kleiner) Schritt in die richtige Richtung. Aber reichen 3,2 Mrd. Euro, um den Wirtschaftsstandort langfristig auf ein solides Fundament zu stellen? Welche wirtschaftspolitischen Reformen sind anzugehen?

Nicolas Bunde und Anna Wolf (2024): Blockchain – Hype oder Querschnittstechnologie?, in: ifo Schnelldienst, Nr. 6/2024
Blockchain- bzw. Distributed-Ledger-Technology (DLT) ist eine relativ junge Technologie, die in den vergangenen Jahren eine rasante Entwicklung durchlaufen hat. Ursprünglich als Grundlage für Kryptowährungen wie Bitcoin konzipiert, hat die Blockchain-Technologie vor allem im Finanzsektor eine schnelle Adaption erfahren. Gleichzeitig haben die hohe Volatilität, regulatorische Unsicherheiten und illegale Aktivitäten rund um Kryptowährungen zu großer Verunsicherung bezüglich der Technologie an sich geführt. Dabei ermöglicht die Blockchain-Technologie Kosten-, Zeit- und Prozessvorteile und könnte als Treiber für eine Vielzahl von volkswirtschaftlich relevanten Ökosystemen dienen. Anwendungen in Bereichen außerhalb des Finanzsektors sind in der öffentlichen Wahrnehmung allerdings weniger präsent. Dieser Artikel befasst sich mit der Nutzung der Blockchain-Technologie in Deutschland. Mittels einer empirischen Auswertung von Stellenanzeigen werden Wirtschaftssektoren und Anwendungsfelder ermittelt, in denen die Blockchain-Technologie zum Einsatz kommt. Ziel ist es, einen Einblick in die unterschiedlichen Anwendungen der Blockchain-Technologie in der Realwirtschaft zu ermöglichen.

Ernst Erwin Glöckner (2024): Kommt der Steiger zurück?, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 3/2024
»Das Erzgebirge birgt bis heute einen reichen Rohstoffschatz, darunter auch Lithium. Im Februar 2024 wurde bekannt, dass die Lagerstätte in Zinnwald auf 429.000 Tonnen geschätzt wird und damit zu den größten Vorkommen in Europa zählt. Dennoch bedienen bislang nur eine geringe Anzahl an Unternehmen die gesamte Weltnachfrage nach dem wichtigsten Rohstoff für wiederaufladbare Batterien. Europa ist beinahe zu 100% auf Import angewiesen. Kann die Nachfrage nach Hochtechnologiemetallen neuen Schwung in den europäischen Bergbau bringen? Eine Einordnung.«

Mandy Stobbe und Susanne Winge (2024): Marktorientierte Sozialunternehmen in Sachsen: Strukturen, Herausforderungen und Potenziale der sozialen Ökonomie, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 3/2024
»Die Ergebnisse des Sächsischen Mittelstandsberichts 2018-2022 gewähren erste Einblicke in die Struktur, die vielfältigen Herausforderungen und Potenziale marktorientierter Sozialunternehmen in Sachsen. Trotz ihres wachsenden Einflusses stehen diese Unternehmen vor erheblichen Sichtbarkeits- und Anerkennungshürden, insbesondere in ländlichen Regionen. Der hier dargestellte Ausschnitt aus der Untersuchung beleuchtet die geografische Verteilung, unterschiedliche Rechtsformen, verschiedene Unternehmensphasen und die facettenreiche Palette sozialer Anliegen. Darüber hinaus werden Herausforderungen und Potenziale der sozialen Ökonomie in Sachsen aufgezeigt.«

Niels Gillmann und Matteo Neufing (2024): Job-Turnover-Analyse: Arbeitsmarktdynamik im ländlichen und städtischen Raum, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 3/2024
»Wirtschaftswachstum schafft Arbeitsplätze. Allerdings sollte unterschieden werden zwischen Arbeitsplätzen, die durch Neugründungen oder durch Wachstum von bestehenden Unternehmen geschaffen werden. Wir betrachten deswegen das Arbeitsplatzwachstum etwas genauer. Im Zeitraum von 2000 bis 2016 stieg die Anzahl der Beschäftigten in Deutschland insgesamt durchschnittlich um ca. 1% pro Jahr an. Allerdings war die Summe der begonnenen und beendeten Beschäftigungsverhältnisse mit ca. 17% deutlich höher. Anders als in früheren Beobachtungszeiträumen lassen sich in unserer Untersuchung, die auf den Daten des Betriebs-Historik-Panels des IAB basiert, kaum Unterschiede zwischen der Arbeitsmarktdynamik in ländlichen und städtischen Gebieten feststellen. Der Hauptanteil der neugeschaffenen und verlorenen Stellen entsteht aus Größenveränderungen bestehender Betriebe. Das Gründungsgeschehen hingegen spielt für den Arbeitsmarkt eine vergleichsweise kleinere Rolle. Im Vergleich zu den 2000er Jahren sinkt die Fluktuation im deutschen Arbeitsmarkt.«

Heiner Dribbusch et al. (2024): WSI-Arbeitskampfbilanz 2023. 2023 – ein langes und turbulentes Arbeitskampfjahr. WSI-Report Nr. 95, Düsseldorf: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI), Juni 2024
»2023 war ein außergewöhnlich „langes“ Arbeitskampfjahr, das neben einem signifikanten Anstieg der Zahl der Arbeitskämpfe sowie spektakulären Streikaktionen auch dadurch gekennzeichnet war, dass sich einige viel beachtete Auseinandersetzungen bis weit ins Jahr 2024 hineinzogen. Im Jahr 2023 registrierte das WSI 312 Arbeitskämpfe, die insgesamt von mehr als 10.000 Arbeitsniederlegungen in Betrieben und Einrichtungen begleitet wurden. Damit hat die Anzahl der Arbeitskonflikte 2023 gegenüber dem Vorjahr 2022 deutlich zugenommen. Auch 2023 fand die große Mehrheit der Arbeitskämpfe im Rahmen von Haustarifauseinandersetzungen statt. Unter dem Eindruck historisch hoher Inflationsraten standen deutliche Entgeltsteigerungen im Mittelpunkt der tarifpolitischen Auseinandersetzungen. In mehreren großen Branchen wurden die Tarifverhandlungen von zahlreichen, außergewöhnlich breiten Arbeitsniederlegungen begleitet. Zwar lag die Gesamtzahl der Streikteilnehmer*innen mit 847.000 etwas unter der Beteiligung des Vorjahres (930.000 Beteiligte), da jedoch mehrfach über 24 Stunden und länger die Arbeit niedergelegt wurde, fielen rechnerisch mehr als 1,5 Mio. Arbeitstage aus, womit sich das Arbeitskampfvolumen gegenüber 2022 (674.000 Ausfalltage) mehr als verdoppelte. Das Jahr 2024 begann mit teilweise spektakulären Arbeitsniederlegungen im Verkehrsbereich bei der Bahn, dem öffentlichen Nahverkehr und den Flughäfen. Im Herbst steht mit der Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie eine weitere Auseinandersetzung mit hohem Warnstreikpotenzial an.«

Christian Wagner (2024): Südasien 2.0. Die Neuordnung einer Krisenregion, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Juni 2024
»Die Konfliktkonstellationen in Südasien befinden sich im Umbruch. Dazu beigetragen haben eine Reihe internationaler und nationaler Entwicklungen seit Mitte der 2010er Jahre. Sicherheitspolitisch wird die Region künftig weniger durch den indisch-pakistanischen Konflikt als durch die Rivalität zwischen Indien und China geprägt. Die ungeklärte Grenzfrage zwischen beiden Ländern und deren geopolitische Rivalitäten in Südasien und im Indo-Pazifik sind Ausgangspunkt für weitere Konflikte. Chinas umfangreiche Investitionen im Rahmen der Seidenstraßen-Initiative haben die ohnehin nur geringen Ansätze regionaler Zusammenarbeit, für die etwa die South Asian Association for Regional Cooperation (SAARC) steht, weiter geschwächt. Die zunehmende Verschuldung der Staaten dürfte Beijings politischen Einfluss in Südasien mittelfristig weiter erhöhen. Neu-Delhi konzentriert sein regionales Engagement auf den Golf von Bengalen und den Indischen Ozean. Politisch ist seit den 2010er Jahren ein verstärktes Aufkommen populistischer und autokratischer Regime zu beobachten, zuvorderst in Indien, Bangladesch und Sri Lanka. Sofern sich diese Tendenzen verstetigen, wird Berlin in den bilateralen Beziehungen nach Südasien eine Balance finden müssen – auf der einen Seite stehen die normativen Ansprüche der eigenen Außenpolitik, auf der anderen die gemeinsamen Interessen mit dem jeweiligen Partnerland. Ein indisch-chinesischer Konflikt wird Deutschland eine klarere Positionierung abverlangen, als dies bei früheren indisch-pakistanischen Krisen der Fall war. Angesichts der Schwäche regionaler Organisationen sollte sich das deutsche Engagement stärker auf minilaterale Formate richten.«

Julia Bläsius und Max Ostermayer (2024): Vertrauen, Verteilung, Finanzierung. Drei Leitplanken für eine soziale Klimapolitik, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, Juni 2024
»Ambitionierter Klimaschutz ist in den Augen der Bevölkerung notwendig. Damit sich abstrakte Zustimmung aber in konkrete Mehrheiten übersetzt, muss die Verteilungsfrage beim Klimaschutz im Mittelpunkt stehen. Das bedeutet, die Kosten des klimaneutralen Umbaus gerecht zu verteilen und soziale Härten zu vermeiden. Es bedeutet außerdem, die konkreten Instrumente aus den drei Säulen Fördern, Verteuern und Verbieten sorgfältig auszuwählen und aufeinander abzustimmen. Dafür muss angesichts der hohen Investitionsbedarfe auch die Finanzpolitik neu gedacht werden.«

Christian Hohendanner et al. (2024): Betriebe in der ökologischen Transformation. IAB-Forschungsbericht, Nr. 13/2024, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), 2024
»Die Anstrengungen zur Begrenzung des Klimawandels haben weitreichende Auswirkungen auf Betriebe und deren Beschäftigte. Besonders herausfordernd ist es für Unternehmen geworden, Personal zu finden, das die erforderlichen umwelt- bzw. klimafreundlichen Kompetenzen („Green Skills“) mitbringt. Zugleich werden bisherige umwelt- bzw. klimaschädliche Kompetenzen („Brown Skills“) zunehmend ersetzt oder stehen unter erhöhtem Transformationsdruck. Um feststellen zu können, wie sich die Bedeutung von Green Skills, Brown Skills und den neutralen White Skills für die Betriebe in den letzten Jahren entwickelt hat, aggregieren wir den auf Berufsebene generierten Greenness-of-Jobs-Index (GOJI) auf Betriebsebene. Die quantitative Bedeutung von Betrieben mit Green Skills nimmt zu. Zugleich nehmen Personalengpässe in vielen Branchen zu. Ein „Climate Quitting“ weg von Betrieben mit Brown Skills hin zu Betrieben mit Green Skills lässt sich hierbei allerdings nicht ausmachen. Die – wenn auch statistisch nicht signifikanten – etwas geringeren Rekrutierungsprobleme von Betrieben mit Green Skills, sowie die in diesen Betrieben stärker verbreitete Tarifbindung und betriebliche Mitbestimmung sowie die höheren Frauenanteile lassen sich jedoch – wenn auch mit einer gewissen Vorsicht – als Hinweise auf leichte Attraktivitätsvorteile von Betrieben mit Green Skills interpretieren.«

Geraldine Dany-Knedlik e al. (2024): DIW-Konjunkturprognose: Weltkonjunktur erholt sich zügiger – Deutsche Wirtschaft kommt in Fahrt, in: DIW Wochenbericht, Nr. 24/2024

Gabriel Felbermayr  und Inga Heiland (2024): Wie hoch ist der ökonomische Nutzen der EU für Österreich? Kurzanalyse zu einem möglichen „Öxit“, Wien: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO), Juni 2024
»Wie würde sich der Wohlstand in Österreich verändern, wenn es die Europäische Union plötzlich nicht mehr gäbe? Die Simulationsergebnisse zeigen: Nach vollständiger Anpassung an die neuen Rahmenbedingungen wäre der Realwert des Bruttoinlandsprodukts (in Preisen von 2022) zwischen 24 und 47 Mrd. € niedriger. Bei einem überraschendem Öxit käme es kurzfristig wohl zu einem doppelt so hohen Schaden. Pro Kopf gerechnet lägen die wirtschaftlichen Einbußen zwischen 2.735 € und 5.190 € (90% Konfidenzintervall, Mittelwert 3.860 €), damit liegt Österreich im EU-Ranking auf Platz 6 von 27, wobei die ersten drei Plätze auf sehr kleine EU-Mitgliedsstaaten entfallen. Von diesen Bruttoeffekten wäre der österreichische Nettobeitrag abzuziehen, der im Jahr 2022 zwischen 113 € und 184 € pro Kopf lag. Die Analyse kann mit Hilfe der tatsächlichen Effekte des Ausscheidens des Vereinigten Königreichs aus der EU validiert werden. Sie identifiziert allerdings nur Untergrenzen für die wahren Kosten, weil die Vorteile der EU-Integration auf die Innovationstätigkeit, die Außen- und Sicherheitspolitik oder die individuelle Freiheit der Bürger:innen nicht quantifiziert werden können. Obwohl die EU-Mitgliedschaft ein ausgezeichnetes Geschäft für Österreich darstellt, verbleiben im Binnenmarkt große interne Barrieren. Deren Beseitigung, etwa durch Schaffung eines Binnenmarktes für Energie, einer Kapitalmarktunion oder einer europäischen Infrastrukturinitiative, könnte die ökonomischen Vorteile der EU für Österreich noch einmal deutlich erhöhen und dringend benötigtes Wirtschaftswachstum ankurbeln.«

Konstantinos Tsetsos (2024): Worst Cases. Metis Studie, Nr. 41, München: Metis Institut für Strategie und Vorausschau, Universität der Bundeswehr, Mai 2024
»Worst-Case-Szenarien spielen eine entscheidende Rolle in der strategischen Vorausschau. Die Studie nutzt theoretisch abgeleitete geopolitische Szenarien, um Entscheidungsträger gedanklich auf zukünftig mögliche negative Entwicklungen vorzubereiten. Es werden im Folgenden also plausible und zugleich besonders ungünstige sicherheitspolitische Entwicklungen skizziert sowie deren Implikationen für die Sicherheit Europas und Deutschlands diskutiert.«

Herinrich-Böll-Stiftung (2024): Wirtschaftsatlas 2024. Daten und Fakten zur Transformation, Berlin, April 2024

Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2024): Bildung in Deutschland 2024. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu beruflicher Bildung, Bielefeld, Juni 2024
»Der zehnte Nationale Bildungsbericht beschreibt die Gesamtentwicklung des deutschen Bildungswesens und widmet sich in diesem Jahr schwerpunktmäßig der beruflichen Bildung.«

Jens van’t Klooster and Isabella M. Weber (2024): Closing the EU’s inflation governance gap. The limits of monetary policy and the case for a new policy framework for shockflation, Brussels: European Union, June 2024
»This report investigates how the EU should deal with shockflation – inflation unleashed by shocks to systemically significant prices such as energy and food. We argue that the ECB’s monetary policy is not an adequate instrument to deal with this kind of inflation. Therefore, the EU currently lacks adequate governance structures. The EU should develop a new inflation governance framework that targets shocks to systemically significant prices directly, before they are propagated through the economy.«

Grega Ferenc et al. (2024): EU-Osterweiterung – Bilanz und Perspektiven, in: Wirtschaftsdienst, Heft 6/2024
Am 1. Mai 2024 jährte sich die EU-Osterweiterung zum 20. Mal. Damals traten zehn neue Mitgliedstaaten der Europäischen Union bei, wovon sieben dem ehemaligen Ostblock angehörten. Die Erweiterung ist eine Erfolgsgeschichte, da die neuen Mitglieder seitdem hohe Wachstumsraten erzielten, was den Konvergenzprozess zwischen alten und neuen Mitgliedstaaten vorangetrieben hat. Angesichts zunehmender geopolitischer Krisen auch an den direkten EU-Außengrenzen kann nur eine prosperierende EU weiterhin ein Stabilitätsanker bleiben. Es stellen sich folgende Fragen: Welche Auswirkungen hatte die Erweiterung auf die alten und neuen EU-Mitgliedstaaten? Und welche Lehren lassen sich für künftige Erweiterungen ziehen, etwa mit Blick auf (verzögerte) Beitritte zum Binnenmarkt und zur Eurozone?

Veronika Grimm et al. (2024): Stromgestehungskosten von Erneuerbaren sind kein guter Indikator für zukünftige Stromkosten, in: Wirtschaftsdienst, Heft 6/2024
»Immer wieder werden die sinkenden Strom­gestehungs­kosten erneuerbarer Energien herangezogen, um zu argumentieren, dass die Stromkosten in Deutschland sinken werden. Die Stromgestehungskosten stellen jedoch keine belastbare Grundlage für die Einschätzung der zukünftigen Stromkosten dar. Vergleicht man die Produktion der Wind- oder Solaranlagen mit der Stromnachfrage, so ergeben sich in vielen Stunden des Jahres Versorgungslücken, die durch komplementäre Technologien wie Batteriespeicher oder Gaskraftwerke, und künftig auch durch wasserstoffbetriebene Kraftwerke, gedeckt werden müssen. Die Investitionskosten dieser Anlagen und ihres Betriebs müssen in die Berechnung der Kosten zur Befriedigung der Nachfrage eingehen. Diese „Levelized Cost of Load Coverage“ deuten nicht darauf hin, dass die Stromkosten im kommenden Jahrzehnt deutlich sinken werden.«

Jürgen Matthes (2024): Kriterien für wirtschaftspolitische Maßnahmen zum Abbau kritischer Importabhängigkeiten, in: Wirtschaftsdienst, Heft 6/2024
»Die Zeitenwende nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und die dadurch verschärfte Debatte über wirtschaftliche Sicherheit, strategische Autonomie und kritische Importabhängigkeiten haben zu Recht dazu geführt, dass Staatseingriffe stärker diskutiert werden. Kritische Importabhängigkeiten sind Abhängigkeiten, bei denen ein Ausbleiben der kritischen Importe etwa aufgrund eines geopolitischen Konflikts wahrscheinlich ist und dies erhebliche volkswirtschaftliche Schäden verursachen würde. Dabei stellt sich die Frage, an welchen Stellen es zu Marktversagen kommt und der Staat intervenieren sollte.«

Jan Priewe (2024): Arbeits- und Lebensbedingungen in Deutschland und den USA im Vergleich, in: Wirtschaftsdienst, Heft 6/2024
»Ein Vergleich der Arbeits- und Lebensbedingungen in den USA und in Deutschland im Jahr 2022 zeigt, dass Deutschland bei einer Vielzahl von Indikatoren besser abschneidet als die USA. Gemessen werden die Arbeits- und Lebensbedingungen anhand von zwölf Dimensionen unter Rückgriff auf über 80 Subindikatoren. Zum Vergleich: Der traditionelle Indikator BIP, der oft für internationale Vergleiche herangezogen wird, lag in den USA 2022 über dem deutschen Wert. Im Folgenden werden nun die Ergebnisse der alternativen Messung analysiert.«

John Komlos (2024): Die US-Variante des Kapitalismus erzeugt gesundheitsgefährenden chronischen Stress, in: Wirtschaftsdienst, Heft 6/2024
»Die dem ungebremsten Wachstum verschriebene Wirtschaftspolitik in den USA führt zu erheblichem emotionalen Stress. Den Wirtschaftsmotor auf Hochtouren laufen zu lassen, bedeutet, dass die Maximierung der Produktion im Vordergrund steht, ohne Berücksichtigung der negativen Externalitäten, einschließlich der etwaigen Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit der Bevölkerung, die dieses Wirtschaften nach sich zieht. Hauptmerkmale dieser Politik sind ihre Kurzsichtigkeit, ihr Fokus auf das gegenwärtige Einkommen und ihr Außerachtlassen der langfristig negativen Auswirkungen auf die Lebensqualität. Der Fokus liegt auf wirtschaftlicher Effizienz und Wirtschaftswachstum, was über die vergangenen vier Jahrzehnte zu erhöhtem Stress geführt hat und den Weg für eine rechtspopulistische Bewegung bereitet hat.«

Friedrich L. Sell und Jürgen Stiefl (2024): Hohe und weiter steigende Ungleichheit in den USA – politisch nicht gewollt und doch geduldet?, in: Wirtschaftsdienst, Heft 6/2024
»Die Betrachtung der Gini-Koeffizienten sowohl vor als auch nach Umverteilung zeigt, dass die Verteilung der persönlichen Einkommen in den USA zwischen 1947 und 2020 ungleicher geworden ist. Dieser Beitrag untersucht die möglichen Konzepte, die den Zielvorgaben für die Einkommensverteilung zugrunde liegen, und argumentiert auf der Grundlage der empirischen Ergebnisse, dass weder klare Wahl- oder Parteizyklen in den Daten der Einkommensverteilung in den USA zu erkennen sind, noch dass die Verteilung ein stationäres Gleichgewicht besitzt. Vielmehr ist ein ungebrochener zyklischer Aufwärtstrend der Ungleichheit zu beobachten, der erheblich zur Spaltung der US-Gesellschaft beiträgt.«

BDI (2024): Standort D mit Investitionen stärken. Programm für Infrastruktur, Transformation und Resilienz erforderlich, Berlin: Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), Juni 2024

»Die öffentlichen Investitionen und die Anreize für private Investitionen müssen im nächsten Jahrzehnt erheblich erhöht werden. Ein Programm für Infrastruktur, Transformation und Resilienz sollte ein Volumen von rund 400 Milliarden Euro über das nächste Jahrzehnt aufweisen. Die Investitionen in die Infrastruktur, Gebäude und Wohnen sollten über das nächste Jahrzehnt in der Größenordnung von rund 315 Milliarden Euro erhöht werden. Nahezu die Hälfte des Bedarfs in Höhe von 185 Milliarden Euro entfällt auf Verkehrsinfrastruktur.«

Jürgen Matthes und Edgar Schmitz (2024): Konkurrenzdruck aus China für deutsche Firmen. Ergebnisse einer Unternehmensumfrage. IW-Report, Nr. 30/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Juni 2024
»Rund die Hälfte der deutschen Industriefirmen reagiert auf die zunehmende China-Konkurrenz mit Entlassungen, zeigt eine repräsentative Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Das Gros der befragten Firmen verweist auf unfaire Subventionen – und befürwortet Handelsschutzmaßnahmen.«

Martin Beznoska et al. (2024): Schuldenbremse 2.0. Konzepte für tragfähige Fiskalregeln. IW-Policy Paper, Nr. 4/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Juni 2024
»In der aktuellen Debatte um die deutsche Schuldenbremse mehren sich die Stimmen, die eine Reform der Fiskalregeln empfehlen. Neben dem Wissenschaftlichen Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz spricht sich auch der Sachverständigenrat für Lockerungen aus.«

Cédric Koch et al. (2024): Ein EU-Zukunftsfonds. Warum und wie? Hintergrundpapier des »Netzwerks Progressive EU-Fiskalpolitik«, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, Juni 2024
»Klimakrise, geoökonomische Herausforderungen und der Aufstieg rechtsradikaler Kräfte erfordern neue EU-Finanzierungsinstrumente für die sozial-ökologische Transformation ab 2027: Dann halbieren sich die EU-Fördertöpfe, CO -Preise steigen und neue Fiskalregeln greifen. Konservativ geschätzt sind zusätzliche öffentliche Investitionen von mindestens 1 Pr zent des EU-BIPs pro Jahr nötig. Ein neuer EU-Fonds für Zukunftsinvestitionen könnte diese Lücken durch gesteigerte private und öffentliche Investitionen schließen und die Transformation politisch und sozialverträglich gestalten. Die Beteiligung von Parlamenten und Sozialpartnern sowie ein zweckgebundener und sozial konditionierter Mittelabfluss sind zentral.«

Susan Stewart (2024): Die Ukraine im russischen Angriffskrieg. Binnenentwicklungen im Zusammenhang mit dem EU-Beitrittsverfahren, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Juni 2024

Raphael Bossong und Nicolai von Ondarza (Hrsg.) (2024): Stand der Integration. Zehn zentrale politische Projekte der EU und wie sie die Union verändern, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), April 2024
»In den letzten 15 Jahren hat die EU in vielfachen Krisen ihre Widerstandsfähigkeit bewiesen und wichtige politische Einigungen erzielt, die teilweise über den Rahmen des Lissabon-Vertrags hinausweisen. Dabei spiel­ten – im Sinne eines »flexiblen Krisenfunktionalismus« – exekutive Institutionen, insbesondere der Europäische Rat und die EU-Kommission, eine führende Rolle. Währenddessen wurden programmatische Großprojekte der EU, vor allem in der Klima- und Cyberpolitik, gemäß dem ordentlichen Gesetz­gebungsverfahren vorangetrieben. Dies zeigt, dass das traditionelle, eher technokratische Integrationsmodell weiterhin Bestand hat. In zehn Einzelbeiträgen zu zentralen politischen Projekten der EU sowie zwei Querschnittsanalysen wird der gegenwärtige Stand der Integration ausgelotet und aufgezeigt, wie den kommenden Herausforderungen begegnet werden könnte oder müsste. Die Entscheidungsfindung in der EU bleibt stark konsensorientiert. Den­noch ist die EU-Politik mit einem wachsenden Maß an Polarisation konfrontiert, insbesondere da, wo Ressourcen mobilisiert und umverteilt werden sollen oder weitreichende exekutive Entscheidungen anstehen. Das derzeitige Rüstzeug der EU reicht für die anstehenden Handlungs­erfordernisse nicht aus. Zu den vorrangig zu lösenden Aufgaben zählen: Förderung der Rechtsstaatlichkeit, ambitionierte Reformen der Erweiterungspolitik, Stärkung von Kompetenzen und Entscheidungsverfahren sowie Ausgleich des anhaltenden Demokratiedefizits der EU. Jenseits von einzelnen pragmatischen Integrationsschritten im Zuge dauerhaften Krisenmanagements gilt es deshalb, die Legitimität der EU umfassender auszubauen.«

Magdalena Jetschgo-Morcillo und Natalie Klauser (2024): Je mehr, desto mächtiger? Warum das Humankapital zählt, um sich im globalen Machtgefüge zu behaupten, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, Juni 2024
»Die Bevölkerungsgröße spielte seit jeher eine bedeutende Rolle beim Aufstieg von Staaten zu Großmächten. Nun schrumpfen und altern die Bevölkerungen in immer mehr Ländern weltweit. Ist in diesem Fall ein Machtverlust auf der globalen Bühne vorgezeichnet, und geht ein Bevölkerungswachstum mit einer Bedeutungszunahme eines Landes einher? Die Betrachtung von wirtschaftlichen, sicherheitspolitischen und gesellschaftlichen Faktoren in Groß- und Mittelmächten gibt Aufschluss über die Zusammenhänge zwischen demografischem Wandel, nationalen Strategien und der globalen Machtstruktur.«

Renke Schmacker (2024): Zuckersteuer: Reaktion der Konsument*innen hängt stark von deren Selbstkontrolle ab, in: DIW Wochenbericht, Nr. 23/2024
»Steuern auf ungesunde Lebensmittel, zum Beispiel zuckergesüßte Getränke, sollen Verbraucher*innen einen Anreiz geben, sich gesünder zu ernähren. Im Fokus dieser Politik stehen besonders Menschen mit niedriger Selbstkontrolle, die ihren Zuckerkonsum weniger unter Kontrolle haben. Dieser Wochenbericht untersucht anhand der dänischen Steuer auf zuckerhaltige Getränke, ob Konsument*innen mit niedriger und hoher Selbstkontrolle unterschiedlich auf Preisveränderungen reagieren. Als die Steuer 2012 stark erhöht und dies über die Produktpreise an die Konsument*innen weitergegeben wurde, haben Menschen mit hoher Selbstkontrolle ihren Konsum merklich reduziert, solche mit niedriger Selbstkontrolle hingegen nur unwesentlich. Als die Steuer 2014 abgeschafft wurde, haben jedoch beide Gruppen ihren Konsum deutlich erhöht. Die Ergebnisse zeigen, dass die Zielgruppe einer solchen Maßnahme nicht zwingend auf höhere Preise reagiert. Um Menschen mit niedriger Selbstkontrolle zu helfen, braucht es Instrumente, die Herstellern Anreize geben, ihre Produkte gesünder zu machen. Dafür empfiehlt sich eine gestaffelte Zuckersteuer, wie das Beispiel der Zuckersteuer im Vereinigten Königreich zeigt. Gleichzeitig sollte die Vermittlung von Wissen über gesundheitsrelevantes Verhalten verbessert werden, um die Ursache für zu starken Zuckerkonsum anzugehen.«

Aus Politik und Zeitgeschichte, Nr. 22-23/2024: Fachkräftemangel
»Wer auf einen Termin mit dem Handwerker wartet oder verzweifelt nach einem Kitaplatz sucht, spürt schon heute, dass es in Deutschland an ausgebildeten Fachkräften mangelt. Diese Situation wird sich noch weiter verschärfen, wenn in den kommenden Jahren die geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand gehen. Der Fachkräftemangel ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Das zeigt sich auch daran, dass in den öffentlichen Debatten so unterschiedliche politische Schlagworte wie Zuwanderung, Geschlechterrollen, Demografie, Löhne, Sozialleistungen, Steuern oder Arbeitsmoral vor diesem Hintergrund neu bewertet werden.«

Ekkehard Ernst et al. (2024): From Unemployment Struggles to Labour Market Shortages?, in: Intereconomics, No. 3/2024
After decades marked by struggles to combat high unemployment, today’s main challenge is labour market shortages. Since the aftermath of the COVID-19 pandemic and despite the economic slowdown driven by Russia’s invasion of Ukraine, EU labour markets have demonstrated remarkable resilience. Employment reached a record high in 2022 and the trend is expected to continue. Most companies, in the EU and beyond, are now struggling to fill vacancies. Labour and skill shortages in several sectors are the new problems to overcome. What are the reasons behind these shortages? Are these only temporary issues? Has unemployment ceased to be a burning issue? What policy options could address these challenges? Based on their presentations at the 2024 edition of the Centre for European Policy Studies, flagship conference, Ideas Lab, the contributors to this Forum attempt to answer these question, discussing recent shifts in the labour market and policy solutions to address the different sources of shortages.

Andreas Lichtenberger et al. (2024): Full Employment: A Survey of Theory, Empirics and Policies. Working Paper 249, Vienna: The Vienna Institute for International Economic Studies, June 2024
»The concept of full employment is associated with diverse economic, political and social aspects. We provide a survey of theory, empirics and policy issues related to full employment. We make a novel contribution by tying together multi-dimensional aspects of full employment regarding definitions, theoretical perspectives, empirical measurements, policy debates and real-world policy programs. We distinguish: concepts of full employment that provide systematic links to price stability; minimum unemployment and maximum employment approaches; and the unfilled vacancies perspective. Furthermore, we provide and discuss different empirical measures of full employment for selected economies, and we propose a new full employment typology. Based on our survey findings, we argue that conceptualising and measuring full employment is not merely a technical task, but inevitably involves normative judgments. Finally, we discuss avenues for future research.«

Judith Niehues und Maximilian Stockhausen (2024): Einkommensverteilung in Europa: Wo stehen wir?. IW-Kurzbericht, Nr. 32/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Juni 2024

Jürgen Matthes (2024): Strategische Autonomie und wirtschaftliche Sicherheit effizient erreichen. Kriterien für wirtschaftspolitische Maßnahmen zum Abbau kritischer Importabhängigkeiten. IW-Policy Paper, Nr. 3/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Juni 2024

Michael Grömling et al. (2024): Volkswirtschaftliche Bedeutung der Bauwirtschaft. Gutachten im Auftrag des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Juni 2024

Claus Michelsen und Simon Junker (2024): Industriebeschäftigung: Der Strukturwandel ist eine Chance, Berlin: Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa)
»Die Industrie steht unter Druck. Seit mehr als fünf Jahren wird in diesem wichtigen Kern der deutschen Volkswirtschaft Beschäftigung abgebaut. Dies betrifft vor allem die Automobil- und die energieintensiven Branchen. Die Gründe hierfür sind tiefgreifende technologische Veränderungen und große Herausforderungen in der Energieversorgung. Gleichzeitig wird in anderen Industriesektoren Beschäftigung aufgebaut – vor allem dort, wo die Produktivität größer und die Löhne überdurchschnittlich ausfallen.«

Claus Michelsen und Simon Junker (2024): Investitionsströme: Die globale Tektonik hat sich verschoben, Berlin: Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa)
»Global verschieben sich die Kräfteverhältnisse zwischen den großen Wirtschaftsräumen. Seit rund 15 Jahren hat Europa, insbesondere Deutschland, gegenüber den USA und China an Boden verloren. Investitionen in Maschinen und Anlagen sowie in Forschung und Entwicklung verlagern sich seitdem verstärkt in andere Regionen. Dabei sind sie ein wichtiger Gradmesser für die Standortqualität. Die Neugewichtung gilt besonders für Branchen wie den IT-Sektor, die Megatrends wie „Künstliche Intelligenz“ vorantreiben, aber auch für die Industrie. In Deutschland konnten sich nur wenige Branchen gegen diese Verlagerung stemmen – darunter der Fahrzeugbau und die chemisch-pharmazeutische Industrie.«

Yuriy Gorodnichenko et al. (2024): Russian economy on war footing: A new reality financed by commodity exports. CEPR Policy Insight No. 131, Paris/London: Center for Economic Policy Research (CEPR), May 2024
»Nach mehr als 800 Tagen russischer Aggression ist klar, dass der Zermürbungskrieg ein Schlüsselelement des Konflikts ist. Um die Aussichten beurteilen zu können, muss man daher die wirtschaftliche Kapazität beider Seiten zur Fortsetzung der Kriegsanstrengungen verstehen. In diesem Policy Insight wird die Lage der russischen Wirtschaft untersucht und ein Ausblick gegeben.«
➔  dazu: The Russian economy on a war footing: A new reality financed by commodity exports (24.05.2024)
»»Der Einmarsch Russlands in die Ukraine löste beispiellose Sanktionen aus, die zunächst zu einem Rückgang des BIP führten. In dieser Kolumne wird beschrieben, wie sich die russische Wirtschaft aufgrund erhöhter öffentlicher Ausgaben in kriegsbezogenen Industrien und im Bauwesen erholte. Es wird erwartet, dass die Militärausgaben im Jahr 2024 weiter steigen werden, angeheizt durch hohe Öleinnahmen, die einen engen Arbeitsmarkt schaffen. Die Sanktionen haben den Zugang Russlands zu Hightech-Gütern eingeschränkt, aber die kriegsbedingte Produktion bleibt robust. Daher ist die Militärhilfe für die Ukraine von entscheidender Bedeutung. Trotz dieser Erholung hat sich das langfristige Wachstumspotenzial Russlands verringert.««

Gabriel Felbermayr and Eckhard Janeba (2024): Improving Supply Security: Guidelines and Policy Proposals, in: Intereconomics, No. 3/2024
Supply security is threatened by technical, business, natural and policy shocks, as well as geopolitical tensions. Is there a rationale for policy intervention? If yes, what are efficient and effective measures that achieve de-risking? This article first explains why private incentives do not generally lead to an optimal diversification of supply sources, and then discusses measures that strengthen protection against and resilience in the face of shocks. Governments should refrain from policies that further disincentivise diversification such as the ex post skimming of excess profits when adverse shocks force the halt of production and should work on framework conditions that facilitate diversification. Importantly, most measures are best taken at the EU level.

Alexander Lipke et al. (2024): Trust and trade-offs: How to manage Europe’s green technology dependence on China, London: European Council on Foreign Relations (ECFR), May 2024
»“De-risking” is the guiding motif of the EU’s new approach to China, particularly in green technologies where Chinese companies are striving for full dominance. For Europe, these same industries are supposed to generate future prosperity, enable the green transition, and enhance security through greater energy independence. As economic growth, climate goals, and national security cannot all be maximally achieved together in these sectors, European policymakers need to weigh these up and decide which to prioritise, when, and how. A key question for Europeans to ask immediately is whether they trust Chinese companies to form the backbone of Europe’s green transition. The answer will determine the options available to them.«

Susi Dennison et al. (2024): Winds of change: The EU’s green agenda after the European Parliament election, London: European Council on Foreign Relations (ECFR), May 2024
»The next European Commission and Parliament are likely to place security and competitiveness at the centre of their quest for a more geopolitical Europe. With concerns about the costs of the green transition, growing trade tensions between the US and China, and uncertainty surrounding the outcome of the US presidential election and Russia’s war on Ukraine, the EU will probably find it much harder to make further progress on climate action over the next five years. These geopolitical developments – and the way the EU responds to them – will have far-reaching consequences for the EU’s trade and technology decisions, fossil fuel phase-out, and climate diplomacy. The case for climate action remains clear, including its role in European security and competitiveness. In this challenging context, climate progressives will have to deploy compelling narratives, strategic resourcing, and diplomatic engagement to advance the best possible climate agenda during the EU’s next institutional cycle.«

Yiannis Mouzakis (2024): A brief history of Greek debt, Athens: Friedrich-Ebert-Stiftung, May 2024

Jan Cernicky (2024): Sind ausgerechnet Zölle die Rettung des Freihandels? Über punktuelle Zölle kann man reden – über Schutzzölle nicht, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, Mai 2024
»Der freie Welthandel gerät durch Subventionen in Schieflage. Die richtige Antwort darauf sind keine neuen Subventionen, sondern in seltenen Ausnahmefällen punktuelle Zölle: Hinter der Sorge vor den Auswirkungen wirtschaftlicher Abhängigkeiten geraten die Vorteile des offenen Welthandels zunehmend in den Hintergrund. Es mag Situationen geben, in denen handelspolitische Abhängigkeiten – etwa bei Seltenen Erden – durch staatliche Eingriffe abgemildert werden können. Subventionen zum Aufbau eigener Produktionskapazitäten sind deutlich ineffizienter, teurer und untergraben das Marktprinzip«

Yann Delaprez und Morgane Guignard (2024): Fusionskontrolle muss Verhandlungsmacht in Wertschöpfungsketten beachten, in: DIW Wochenbericht, Nr. 22/2024
»Im Rahmen der Wettbewerbspolitik spielt neben dem Kartell­ verbot und der Missbrauchsaufsicht die Fusionskontrolle eine zentrale Rolle. Fusionen zwischen großen Herstellern beeinflussen typischerweise den Wettbewerb und müssen daher von den Wettbewerbsbehörden genehmigt werden. Dabei sind Entflechtungen, bei denen die fusionierenden Unternehmen Unternehmensbeteiligungen oder Marken abgeben müssen, eine häufige Auflage. In diesem Bericht wird untersucht, wie wirksam Entflechtungen für die Verbraucher­ preise sind, wenn Verhandlungen zwischen Herstellern und Einzelhändlern eine wichtige Rolle spielen. Betrachtet wird ein Joint Venture zwischen DEMB und Mondelez (zwei großen Kaffeeherstellern), das von der Europäischen Kommission im Mai 2015 unter der Auflage einer teilweisen Entflechtung genehmigt wurde. Dabei mussten die Unternehmen eine ihrer Marken an einen konkurrierenden Hersteller verkaufen. Simulationen zeigen, dass die Entflechtung tatsächlich dazu beitrug, die negativen Auswirkungen des Joint Ventures für die Verbraucher zu verringern. Aus Sicht der Verbrau­cher sollten Entflechtungen zugunsten von Herstellern mit geringer Verhandlungsmacht erfolgen.«

Klaus Borger et al. (2024): Wettbewerbsfähigkeit – vom kranken Mann Europas zum Superstar und zurück: Wo steht die deutsche Wirtschaft?, Frankfurt am Main: KfW Research, Mai 2024

Conor McCaffrey and Niclas Frederic Poitiers (2024): Instruments of economic security. Working Paper 12/2024, Brussels: Bruegel, May 2024

Alicia García-Herrero and Robin Schindowski (2024): Unpacking China’s industrial policy and its implications for Europe. Working Paper 11/2024, Brussels: Bruegel, May 2024
»This paper assess how beneficial industrial policy has been for China and how exportable to the European Union its model might be.«

Hanns Günther Hilpert (2024): Chinas währungspolitische Offensive. Die Herausforderung der Internationalisierung und Digitalisierung des Renminbi, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), März 2024

Gustav A. Horn (2024): Wirtschaftspolitik in der Zeitenwende. Forschungsförderung Working Paper Nr. 332, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, April 2024
»Pandemie, Krieg, Energiekostenschock: Die Wirtschaftswelt ist aus den Fugen geraten. Lang eingeübte Verhaltensweisen und ökonomische Gewissheiten gelten nicht mehr; Unsicherheit und Verunsicherung sind ständige Begleiter der wirtschaftlichen Akteure. Der Ökonom Gustav Horn analysiert, was die Zeitwende in der Wirtschaftspolitik bedeutet, welche Zielkonflikte zu überwinden sind und wie Leitplanken für eine Wirtschaftspolitik aussehen könnten, die die Unsicherheit mindert und gleichzeitig hilft, die Klimaziele zu erreichen.«

Franziska Korn et al. (2024): Rohstoffpartnerschaften: Spannungsfeld zwischen Menschenrechten, Transformation und wirtschaftlicher Souveränität, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, Mai 2024
»Rohstoffpartnerschaften spielen in der deutschen und europäischen Rohstoffpolitik eine wichtige Rolle. Sie sollen zur Versorgungssicherheit beitragen, Lieferketten diversifizieren und damit Abhängigkeiten reduzieren. Partnerschaften sollen auch zur wirtschaftlichen, sozialen und umweltrechtlichen Entwicklung in rohstoffreichen Drittstaaten beitragen. Dazu müssen etwa die Unterstützung beim Industrieaufbau, die Verlagerung von Wertschöpfung und die Diversifizierung des Arbeitsmarktes genauso berücksichtigt werden wie die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltschutz. Die Analyse beleuchtet, wie Rohstoffpartnerschaften samt ihrer Finanzierung ausgestaltet sein müssen und wie Zielkonflikten begegnet werden muss.«

Andreas Fischer (2024): Europäischer Stromhandel: Gut für Klima und Portemonnaie. IW-Kurzbericht, Nr. 30/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Mai 2024
»Der Energiesektor hat im vergangenen Jahr erneut seine Klimaziele erreicht. Beim CO2-Abdruck der Stromversorgung liegt Deutschland innerhalb Europas allerdings noch zurück. Zuträglich ist dem Klimaschutz, dass Deutschland im letzten Jahr zum Netto-Stromimporteur geworden ist.«

Knut Bergmann und Matthias Diermeier (2024): AfD: Unternehmen sehen hohes Risiko – Alternative fällt durch. IW-Kurzbericht, Nr. 29/2022, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Mai 2024
»Die Mehrheit der Unternehmen hat sich gegen die AfD positioniert – 54,2 Prozent innerhalb des Betriebs, 47,3 Prozent in der Öffentlichkeit. Der Anteil der Unternehmen, die im Erstarken der Partei eine Chance erkennt, liegt deutlich unter der Zustimmung, die die AfD in Umfragen erfährt – selbst in kleineren Firmen oder solchen aus dem Produzierenden Gewerbe liegt diese Gruppe bei unter 10 Prozent. Am höchsten werden die von der Partei ausgehenden Risiken für die EU und den Euro eingeschätzt.«

Johannes Ewald et al. (2024): Ländliche Regionen als Rückgrat für den Umbau der deutschen Wirtschaft? Ergebnisse des IW-Regionalrankings 2024. IW-Report, Nr. 28/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Mai 2024
»Ländliche Regionen sind sowohl Betroffene als auch Gestalter der Energiewende. Zum einen, weil in vielen ländlichen Regionen die Wirtschaftsstrukturen industriell geprägt sind, zum anderen, weil in ländlichen Regionen mehr als drei Viertel der Nettonennleistung zur Erzeugung von Solar- und Windenergie in Deutschland installiert sind. Ländliche Räume spielen damit nicht nur eine zentrale Rolle beim Erfolg der Energiewende, sondern können auch selbst direkt profitieren, indem sie erste Anlaufstelle für den weiteren Zubau sind und damit große Attraktivität für Industrieansiedlungen entfalten, die immer häufiger auf Grünstrom setzen.«

Elisabeth Falck et al. (2024): Auswirkungen des digitalen Wandels auf die Arbeitsproduktivität. Research Brief 65, Frankfurt am Main: Deutsche Bundesbank, Mai 2024
»Der digitale Wandel schafft Möglichkeiten, Arbeitsabläufe und Produktionsprozesse effizienter zu gestalten. Um die Auswirkungen der digitalen Transformation auf die Arbeitsproduktivität zu quantifizieren, wird häufig auf Investitionen in digitale Technologien geschaut. Dieser Blickwinkel vernachlässigt, dass digitale Vorprodukte, wie Mikrochips oder integrierte Software, ebenso einen wichtigen Transmissionskanal für die Effizienzgewinne durch Digitalisierung darstellen. In einer neuen Studie haben Forscherinnen und Forscher der Bundesbank untersucht, wie sich Effizienzgewinne in den Digitalbranchen auf die Arbeitsproduktivität in Deutschland, Frankreich und den USA ausgewirkt haben.«

Hubertus Bardt  et al. (2024):  Brexit – Kein Vorbild für Deutschland, in: IW-Trends, Nr. 2/2024, S. 101-117
»Die Entscheidung des Vereinigten Königreichs, die Europäische Union (EU) zu verlassen, hat bisher keine Nachahmer gefunden. Mit dem Verlust der Integrationsvorteile gehen für das Vereinigte Königreich erhebliche Handelshemmnisse und wirtschaftliche Nachteile einher. Diese negativen Erfahrungen sollten all jenen, die in anderen Mitgliedstaaten einen Austritt aus der EU befürworten, eine Warnung sein. Die Erfahrungen des Vereinigten Königreichs dienen als Basis für eine Schätzung der wirtschaftlichen Kosten eines von der AfD geforderten Austritts Deutschlands aus der EU. Diese Kosten werden auf Basis einer kontrafaktischen Analyse mit der sogenannten Synthetischen Kontrollmethode (SKM) geschätzt. Demnach würde ein sogenannter Dexit bereits nach fünf Jahren zu einem um schätzungsweise um 5,6 Prozent niedrigeren realen Bruttoinlandsprodukt führen und rund 2,5 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland riskieren. Innerhalb der ersten fünf Jahre wären die kumulierten Verluste an Wirtschaftsleistung in Deutschland ähnlich hoch wie während der kombinierten Corona- und Energiekostenkrise im Zeitraum 2020 bis 2023. Ein Austritt Deutschlands aus der EU und aus der Europäischen Währungsunion würde bewusst eine schwere ökonomische Krise und einen nachhaltigen Wohlstandsverlust der Bevölkerung in Deutschland auslösen.«
Europawahl: Dexit würde 690 Milliarden Euro kosten (19.05.2024): »Die Alternative für Deutschland (AfD) fordert den Austritt Deutschlands aus der EU. Dieser sogenannte Dexit würde einer neuen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zufolge nicht nur Milliarden Euro Wertschöpfung kosten, sondern auch Millionen Arbeitsplatze in der Bundesrepublik vernichten.«

Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (2024): Frühjahrsgutachten 2024, Wiesbaden, Mai 2024
»Im vorliegenden Frühjahrsgutachten präsentiert der Sachverständigenrat die aktuelle Konjunkturprognose für die Jahre 2024 sowie 2025. In einem zweiten Kapitel diskutiert der Sachverständigenrat die Herausforderungen für den Güterverkehr zwischen Infrastrukturanforderungen und Dekarbonisierung.«
➔  Erstmals veröffentlicht der Sachverständigenrat Wirtschaft ein Frühjahrsgutachten.

Clemens Fuest (2024): Die EU vor den Wahlen: Die ökonomischen Herausforderungen sind groß, in: ifo Schnelldienst, Nr. 5/2024
»Während sich die Agenda der letzten Legislaturperiode auf die Umweltpolitik und die Transformation in Richtung Klimaneutralität konzentrierte, wird es in der kommenden Legislaturperiode darum gehen, breiter anzusetzen und die skizzierten Herausforderungen zu bewältigen, also auf das veränderte geopolitische und außenwirtschaftliche Umfeld zu reagieren und die Stärkung von Wirtschaftskraft und Wettbewerbsfähigkeit mit Umwelt- und Klimaschutzzielen in Einklang zu bringen.«

Mathias Mier (2024): Energie- und Klimapolitik: Effekte eines europäischen Ansatzes auf Preise, Versorgungssicherheit und CO2-Emissionen in Deutschland, in: ifo Schnelldienst, Nr. 5/2025
»Was bringt die Europäische Union (EU) dem Wirtschaftsstandort Deutschland? Dieser Beitrag berechnet anhand unterschiedlicher politischer Szenarien den Vorteil in Form von geringeren Strom- und CO2-Preisen einer europäischen Kooperation beim Klimaschutz sowie beim Ausbau des internationalen Übertragungsnetzes. Sollte jedes Land in Europa Klimaschutz allein betreiben und Netze nach 2035 nicht mehr ausbauen, so beläuft sich der deutsche (europäische) Nachteil auf 66 (248) Mrd. Euro im Zeitraum 2024 bis 2050. Der Gesamtvorteil von mehr Klimaschutz und mehr Netzausbau liegt bei 16 (71) Mrd. Euro.«

Andreas Baur (2024): Geoökonomie und Außenwirtschaft – quo vadis EU?, in: ifo Schnelldienst, Nr. 5/2024
»Die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich in den vergangenen zehn Jahren grundlegend verändert. Wachsender Protektionismus und geoökonomische Spannungen stellen besonders für die EU eine große Herausforderung dar, deren Fundamente auf Offenheit, Multilateralismus und Kooperation beruhen. In Form von vier Thesen werden in diesem Beitrag grundlegende Überlegungen zur zukünftigen Ausrichtung der EU-Außenwirtschaftspolitik vorgestellt. Neben der sicherheitspolitischen Bedeutung wirtschaftlicher Verflechtungen wird die Rolle von Unternehmen für die Gestaltung von resilienten Handelsbeziehungen, der Nutzen industriepolitischer Maßnahmen sowie die Wichtigkeit der europäischen Geschlossenheit im geoökonomischen Wettbewerb diskutiert.«

Florian Dorn et al. (2024): EU-Binnenmarkt stärken: Die ungenutzten Potenziale eines vertieften Dienstleistungshandels, in: ifo Schnelldienst, Nr. 5/2024
»Der Dienstleistungssektor war in den vergangenen zwei Jahrzehnten wesentlicher Wachstumstreiber des Wohlstands in der Europäischen Union (EU). Statt die Wertschöpfungspotenziale des Dienstleistungshandels jedoch stärker zu nutzen, leisten sich die Mitgliedstaaten der EU weiterhin erhebliche nationale Barrieren. Der Flickenteppich von 27 Systemen in der EU mit unterschiedlichen Regulierungen und Marktzugangsbarrieren erschwert maßgeblich den grenzüberschreitenden Dienstleistungshandel. Unsere quantitative Analyse zeigt, dass ein Abbau der Barrieren und eine bessere Harmonisierung und Integration des EU-Binnenmarkts für den Dienstleistungshandel Europas Wirtschaft und Wettbewerbsfähigkeit in allen Bereichen stärken und spürbare Wohlstandsgewinne erzeugen würde.«

Sebastian Dullien et al. (2024): Herausforderungen für die Schuldenbremse. Investitionsbedarfe in der Infrastruktur und für die Transformation. IMK Policy Brief Nr. 168, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Mai 2024
»Im Jahr 2019 hatten Bardt et al. (2019) erstmalig eine umfassende Schätzung der in der damaligen Haushaltsplanung nicht abgedeckten öffentlichen Investitionsbedarfe in Deutschland vorgelegt und hatten diese Bedarfe dabei auf rund 460 Mrd. Euro über zehn Jahre beziffert. Die vorliegende Arbeit aktualisiert diese ursprüngliche Schätzung. Dabei werden unter anderem in der Zwischenzeit gestiegene Preise, veränderte demografische Aussichten, verschärfte Anforderungen an Dekarbonisierung und den Umbau der Energieversorgung sowie bereits umgesetzte Investitionen berücksichtigt. Als konservative Schätzung für die derzeit noch bestehenden zusätzlichen öffentlichen Investitionsbedarfe über die kommenden zehn Jahre ergibt sich damit eine Summe von knapp 600 Mrd. Euro. Aufgrund ebenfalls gestiegener und in dieser Summe nicht enthaltener Finanzbedarfe für Verteidigung ist diese Summe nicht realistisch im Rahmen der bestehenden Haushalte finanzierbar. Zugleich wird aber auch bei einer etwas höheren Neuverschuldung die deutsche Schuldenquote absehbar weiter fallen. Damit bleibt die Empfehlung aus Bardt et al. (2019) intakt, diese Bedarfe durch zusätzliche Kreditaufnahme abzudecken.«

➔  Hubertus Bart et al. (2019): Für eine solide Finanzpolitik – Investitionen ermöglichen!. IMK-Report Nr. 152, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), November 2019
»Die öffentliche Hand in Deutschland hat in den vergangenen beiden Jahrzehnten die eigenen Investitionen massiv vernachlässigt. Das Ergebnis ist ein öffentlicher Kapitalstock, der den Anforderungen einer modernen Volkswirtschaft nicht gerecht wird und unzureichend ist, um den Herausforderungen der durch den anstehenden demografischen Wandel und der – international zugesagten – Dekarbonisierung zu begegnen. Rechnet man die Erfordernisse in den Bereichen Bildung, Verkehr, Kommunikationsnetze und Dekarbonisierung zusammen, so kommt man auf zusätzlich notwendige rund 450 Mrd. Euro € an öffentlichen Investitionen oder öffentlicher Investitionsförderung über die kommenden 10 Jahre, also rund 45 Mrd. Euro € pro Jahr.
Diese Summe ist volkswirtschaftlich gut zu schultern. Es ist aber unrealistisch, diese Investitionen allein durch Umschichtung in den bestehenden Haushalten zu finanzieren. Deshalb sollten die Schuldenregeln im Grundgesetz um eine goldene Regel erweitert werden, die eine Kreditaufnahme im Umfang der Nettoinvestitionen erlaubt. Bis zur Umsetzung einer solchen Regel sollten Spielräume, etwa durch Extrahaushalte, genutzt werden. Wichtig ist darüber hinaus eine nachhaltige Entschuldung der Kommunen, die eine zentrale Rolle für öffentliche Investitionen, insbesondere bei der Verkehrsinfrastruktur spielen.«

Thieß Petersen et al. (2024): Deutsche Schuldenbremse auf dem Prüfstand, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, Mai 2024
»Das Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem November 2023 hat die Frage der Finanzierung wichtiger gesamtgesellschaftlicher Herausforderungen wie die der ökologischen Transformation erneut in den Mittelpunkt der politischen Auseinandersetzung gebracht. Wieder einmal stellt sich damit auch die Frage nach der Angemessenheit und Zukunftsfähigkeit der deutschen Schuldenbremse, die die Neuverschuldung des Bundes- und der Länderhaushalte grundgesetzlich regelt. Unser neues Focus Paper führt einige grundlegende Überlegungen zu den Chancen und Risiken höherer staatlicher Verschuldung zusammen, bettet sie in den aktuellen Kontext ein und gibt Handlungsempfehlungen für die Politik.«

Marcus Wortmann und Thieß Petersen (2024): Mehr Spielraum für investive Staatsausgaben schaffen, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, Mai 2024
»Das Verfassungsgerichtsurteil zur Finanzierung des Klima- und Transformationsfonds aus dem November 2023 hat die Diskussion um die Angemessenheit der deutschen Schuldenbremse wieder ganz nach oben auf die politische Agenda gebracht. Im Mittelpunkt der Debatte steht die Frage, ob dem deutschen Staat genügend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, um den großen Herausforderungen unserer Zeit begegnen zu können. Tatsächlich dürften die Bedarfe für investive Staatsausgaben die laufenden Haushalte bei Einhaltung der aktuellen Schuldenbremse überfordern. Eine Reform sollte deshalb mehr Raum für Schuldenfinanzierung schaffen, ohne dadurch die langfristige Tragfähigkeit öffentlicher Finanzen zu gefährden.«

Klaus-Jürgen Gern (2024): Trump-Präsidentschaft – ein Stabilitätsrisiko?, in: Wirtschaftsdienst, Heft 5/2024

Ferdinand Pavel et al. (2024): Wirkung staatlicher Maßnahmen zur Sicherung der Rohstoffversorgung, in: Wirtschaftsdienst, Heft 5/2024
»Die Sicherung von strategischen mineralischen Rohstoffen ist für die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit, insbesondere in Deutschland, von besonderer Bedeutung. Der Beitrag hebt die Abhängigkeit von Importen hervor, die zu einer Abhängigkeit von rohstoffreichen Ländern führt. Es werden die Risiken dieser Abhängigkeit, einschließlich Versorgungsunterbrechungen durch exogene Schocks, erörtert. Zudem werden nationale wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Erhöhung der Versorgungssicherheit untersucht. Eine quantitative Analyse zeigt, dass eine aktive Rohstoffpolitik das Versorgungsrisiko für nationale Unternehmen erheblich verringern kann.«

Martin Gornig et al. (2024): Wie kann die grüne Transformation gelingen?, in: Wirtschaftsdienst, Heft 5/2024
»Deutschland soll bis zum Jahr 2045 klimaneutral werden. Um dieses ambitionierte Ziel erreichen zu können, ist eine allumfassende Transformation der Wirtschaft notwendig. Neben der Energiewende hin zu einer bestenfalls vollständigen Versorgung mit erneuerbaren Energien ist die Förderung von grünen Innovationen von zentraler Bedeutung für die Transformation. Zudem wird die Bepreisung von CO₂ als zentrales Instrument der Klimapolitik hervorgehoben. Aber auch Strategien zum Kohlenstoffmanagement spielen eine wichtige Rolle. Schließlich sollte das Klimageld für soziale Gerechtigkeit sorgen und öffentliche Unterstützung schaffen. Es stellt sich die Frage, ob mithilfe der geplanten und ergriffenen Maßnahmen die grüne Transformation tatsächlich gelingen kann.«

Thieß Petersen (2024): Außenhandel, Klimawandel und Klimaschutz. Wie internationale Arbeitsteilung und Handelspolitik die weltweiten Treibhausgasemissionen reduzieren können, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, April 2024
»Im Rahmen der internationalen Arbeitsteilung spezialisieren sich Länder auf die Herstellung bestimmter Produkte, die sie anschließend austauschen. Das hat sowohl emissionserhöhende als auch emissionssenkende Wirkungen, wobei gegenwärtig die emissionserhöhenden Effekte überwiegen.«

Sarah Pierenkemper et al. (2024): Workation: Wunsch oder Wirklichkeit?. IW-Kurzbericht, Nr. 28/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Mai 2024
»Die Möglichkeit aus dem Ausland zu arbeiten ist Wunsch vieler Beschäftigten. Rund 15 Prozent der deutschen Unternehmen bieten ihren Mitarbeitenden derzeit die Möglichkeit einer Workation an.«

Alexander Burstedde und Galina Kolev-Schaefer (2024): Die Kosten des Fachkräftemangels. IW-Kurzbericht, Nr. 27/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Mai 2024
»Am deutschen Arbeitsmarkt fehlen derzeit etwa 573.000 qualifizierte Arbeitskräfte. Wenn Unternehmen diesen Fachkräftebedarf decken könnten, würde das deutsche Produktionspotenzial in 2024 um 1,1 Prozent oder 49 Milliarden Euro höher liegen. Bis zum Jahr 2027 könnten es 74 Milliarden Euro sein.«

Jan Büchel und Roschan Monsef (2024): Künstliche Intelligenz – Bessere Entlohnung durch Produktivitätsbooster?, in: IW-Trends, Nr. 2/2024
»Künstliche Intelligenz (KI) wird bereits vielfältig von Unternehmen und in der Gesellschaft eingesetzt. Auswirkungen auf die Arbeitswelt werden dabei kontrovers diskutiert: Auf der einen Seite stehen mögliche Produktivitätszuwächse durch KI-Anwendungen, auf der anderen Seite die Sorgen der Beschäftigten, dass KI ihre Arbeitsplätze ersetzen könnte. Deshalb kann gerade die Perspektive der Beschäftigten mehr Klarheit dazu bringen, welche Effekte KI konkret auf ihre Arbeitssituation haben kann. Auswertungen des Sozio-oekonomischen Panels zeigen, dass 37 Prozent der Beschäftigten in Deutschland im Jahr 2020 mit KI-Anwendungen arbeiten. KI-Beschäftigte sind häufig männlich, im Alter von 18 bis 44 Jahren und haben oftmals einen Meister-, Fachhochschul- oder Universitätsabschluss. Sie äußern seltener Sorgen, mit dem technischen Fortschritt nicht mithalten zu können, und mehr Sorgen, dass ihre beruflichen Qualifikationen abgewertet werden könnten. Eine multivariate Analyse zeigt, dass die Bruttostundenlöhne von KI-Beschäftigten durchschnittlich um 4 Prozent höher sind als bei Beschäftigten ohne KI-Nutzung. Dies gilt unabhängig davon, ob Beschäftigte intensiv oder weniger intensiv mit KI-Anwendungen arbeiten. Im Gegensatz zu früheren technologischen Neuerungen, von denen besonders Hochqualifizierte profitieren konnten, zeigt sich der positive Zusammenhang zwischen Lohnhöhe und KI-Nutzung für alle Bildungsgruppen.«

André W.M. Gerrits und Reinhard Krumm (2024): Moskaus Wende nach Osten. Welche Konsequenzen ergeben sich für Russland und den Westen?, Riga: Friedrich-Ebert-Stiftung, Mai 2024

Tim Rührig (ed.) (2024): Reverse Dependency: Making ­Europe’s ­Digital ­Technological Strengths Indispensable to ­China. A Report of Digital Power China. A European Research Consortium, Berlin: Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), May 2024

Simon Gerards Iglesias (2024: Handel mit Globalem Süden. Deutschland stagniert, China und Russland expandieren. IW-Kurzbericht, Nr. 25/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Mai 2024
»China dominiert den Handel mit den wichtigsten Ländern des Globalen Südens. Zwischen 2019 und 2023 stieg der Handel Chinas mit dem Globalen Süden stark um 47 Prozent auf über 1,9 Billionen US-Dollar an, sodass die EU und die USA als wichtigste Handelspartner abgelöst wurden. Deutschlands Warentausch stagnierte in den vergangenen Jahren mit den strategisch bedeutsamen Ländern, zudem wird Deutschland von Russland als Handelspartner eingeholt. Überkapazitäten und Sanktionen verändern die globalen Warenströme, auch zum Nachteil Deutschlands.«

Eric Heymann (2024): Evolution in der Industrie: Klasse statt Masse, Frankfurt am Main: Deutsche Bank Research, Mai 2024
»Deutschlands exportorientiertes Geschäftsmodell, das auf einer vertikal integrierten industriellen Wertschöpfungskette basiert, ist unter Druck geraten. Dies gilt für den Anfang der Wertschöpfungskette, wo energieintensive Branchen angesiedelt sind, aber auch deren Ende, wo die Auswirkungen der Transformation in der Automobilindustrie hin zur Elektromobilität spürbar werden. Unter diesen Umständen ist es nicht überraschend, dass eine Diskussion über eine „Deindustrialisierung“ in Deutschland begonnen hat. Die schwache Entwicklung der inländischen Produktion im Verarbeitenden Gewerbe trägt zu diesen Bedenken bei. Gleichwohl hat sich die industrielle Bruttowertschöpfung in den letzten Jahren besser entwickelt als die Industrieproduktion.«

Jean Pisani-Ferry et al. (eds.) (2024): Europe’s Economic Security, London/Paris: Centre for Economic Policy Research (CEPR), May 2024
»OVID-19 and the subsequent supply chain congestion, the wake-up call over the dependency of Europe on Russia for energy, and geopolitical shifts and the increasingly adversarial tone of the US-China relationship have underscored the need for a comprehensive reassessment of the EU’s economic security strategy. The second Paris Report examines where Europe is vulnerable and where and how it should de-risk. While the new global geoeconomic map may necessitate an EU pivot towards economic security, this must not become an excuse for protectionism, and it must preserve international cooperation. This requires innovative policy instruments, joint preparedness, contingency planning, and stronger governance mechanisms at both the EU and the international level.«

Peter Rudolf (2024): Wirkungen und Wirksamkeit internationaler Sanktionen. Zum Stand der Forschung, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), April 2024
Wirtschaftlich können Sanktionen im sanktionierten Land beträchtliche negative Wirkungen von langer Dauer entfalten. Doch ökonomische Kosten setzen sich keineswegs zwangsläufig in politische Wirksamkeit um. Sanktionen sind, was die Durchsetzung der angestrebten Politik- und Verhaltensänderung angeht, häufiger erfolglos als erfolgreich. Sanktionen gegen die für eine anstößige Politik verantwortliche staatliche Führung und die sie stützenden Kerngruppen sind politisch nicht wirksamer als konventionelle umfassende Handelssanktionen. Im Fall autoritärer Systeme mit einem funktionierenden Repressions- und Propagandaapparat muss damit gerechnet werden, dass Wirtschaftssanktionen regimekonsolidierend wirken. Insbesondere multilaterale, für den betroffenen Staat kostspielige Sanktionen können jedoch zu Regimewandel beitragen, wenn über die internationale Missbilligung der Herrschenden die Verhandlungsmacht einer gewaltlos agierenden Protestbewegung im Lande gestärkt wird. Wirtschaftssanktionen haben vielfach beträchtliche negative, ja kontraproduktive Auswirkungen in den sanktionierten Staaten: auf die Menschenrechtslage, auf Armut und Ungleichheit, die öffentliche Gesundheit, die Lebenserwartung und die Kindersterblichkeit, den Grad an Repression und an staatlicher Kontrolle über die Wirtschaft.«

Oliver Falck et al. (2024): Evaluierung der Corona-Wirtschaftshilfen in Bayern (Teil I). Inanspruchnahme und Umsetzung, München: ifo Institut, April 2024
»Die Corona-Überbrückungshilfen haben in Bayern vor allem viele kleine Betriebe mit weniger als 50 Beschäftigten und in den besonders durch die Pandemie betroffenen Branchen erreicht. Zu diesem Ergebnis kommt das ifo Institut in einer ersten Auswertung der Hilfen im Auftrag der IHK für München und Oberbayern. Sieben Förderprogramme mit Auszahlungen in Höhe von 11,2 Milliarden Euro in über 300.000 Anträgen wurden ausgewertet. Das meiste Geld bekamen Unternehmen aus dem Gastro- und Hotelgewerbe, das zu den am meisten von den Schließungen betroffenen Branchen gehörte. Sie erhielten 40 Prozent der Summe oder 4,7 Milliarden Euro. Es folgt der Einzelhandel mit 1,6 Milliarden Euro und die Kunst- und Kulturbranche mit einer Gesamtsumme von 1,3 Milliarden Euro.«

Jens Südekum und Philipp Rademacher (2024): Regionale Disparitäten in der Transformation. Empirische Evidenz für Deutschland und Implikationen für die Regionalpolitik, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, März 2024

Jens Südekum et al. (2024): Regionale Disparitäten in der Transformation, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, 2024
»Bis zum Jahr 2045 soll die gesamte deutsche Volkswirtschaft klimaneutral sein. Dies setzt eine massive Transformation in allen Bereichen der Gesellschaft voraus, insbesondere im Bereich der Produktion. Alle Wirtschaftszweige werden klimaneutrale Produktionsprozesse und Wertschöpfungsketten etablieren müssen, um zum gesamtwirtschaftlichen „Netto-Null-Ziel“ zu gelangen. Und zwar flächendeckend. Deutschlands Regionen werden ganz unterschiedlich von diesem Wandel betroffen sein. Dies gilt sowohl im Hinblick auf die Folgen der Klimakrise wie auch für die Möglichkeiten, mit den Herausforderungen umzugehen.«

Klaus Weyerstraß und Liliana Mateeva (2024): Ökonomische Effekte von Digitalisierung, Wien: Institut für Höhere Studien – Institute for Advanced Studies (IHS), Januar 2024

Fraunhofer IEG (2024): Erneuerbar, effizient, regional. Potenziale von Großwärmepumpen in Brandenburg und Sachsen, Berlin: Rosa-Luxemburg-Stiftung, April 2024
»Die Wärmewende in den Städten ist ein dickes Brett. Kommen hier doch kleine dezentrale Wärmepumpen häufig an ihre Grenzen. Im coolen Skandinavien gibt es dafür Lösung, nach denen man in Deutschland suchen muss: Großwärmepumpen, umweltfreundlich und effizient, angeschlossen an Wärmenetze. Im dänischen Esbjerg baut beispielsweise das bayerische Unternehmen MAN gerade eine Großwärmepumpe mit einer thermischen Leistung von 60 Megawatt, die 100.000 Einwohner (ca. 25.000 Haushalte) klimafreundlich versorgen wird.«

Stefan C. Aykut et al. (2024): Klimawende Ausblick 2024. Gesellschaftliche Treiber der Transformation in Deutschland. Band 1: Klimapolitik, Klimabewegung und Klimaklagen, Hamburg 2024
»Der klimaneutrale Umbau Deutschlands erfordert nicht nur technische Innovationen und eine Dekarbonisierung der Wirtschaft, sondern auch einen tiefgreifenden Wandel der Gesellschaft. Aktuelle politische und rechtliche Maßnahmen reichen dazu jedoch nicht aus. Trotz einiger Fortschritte sind bisher erreichte Emissionsreduktionen vielfach nicht dauerhaft abgesichert. Konflikte in der Umsetzung von Maßnahmen nehmen zu. Unsere Forschung zeigt aber auch eine weiterhin breite und aktive Unterstützung der Gesellschaft für die Klimawende in Form von Mobilisierungen, Aktivismus und zivilgesellschaftlichen Solidaritätsnetzwerken.«

Joachim Ragnitz (2024): 20 Jahre EU-Osterweiterung: Beschäftigte aus den EU-Beitrittsländern in Deutschland, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 2/2024
»Aktuell sind rund 820 000 Arbeitnehmer aus den EU-Beitrittsländern der ersten Runde (2004) in Deutschland tätig; das sind 2,4% aller Beschäftigten hierzulande. Anders als ursprünglich befürchtet wurde, hat dies jedoch nicht zu einer Verdrängung von deutschen Arbeitnehmern am Arbeitsmarkt geführt. Vielmehr sind Personen aus den mittel- und osteuropäischen Beitrittsländern vor allem in Bereichen tätig, die aufgrund niedriger Löhne oder ungünstiger Arbeitsbedingungen für heimische Arbeitskräfte wenig attraktiv sind. Der Beitrag zur Deckung von Arbeitskräfteengpässen in anspruchsvollen Tätigkeiten ist hingegen recht gering.«

Grega Ferenc und Matteo Neufing (2024): 20 Jahre EU-Osterweiterung: Der Weg zum neuen vereinten Europa, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 2/2024
»Die EU-Osterweiterung vor 20 Jahren markierte einen historischen Wendepunkt in Europa nach dem Fall der Berliner Mauer. Der Beitritt der zehn neuen Mitgliedsländer zur EU führte dort zu beeindruckendem wirtschaftlichen Wachstum, insbesondere in Polen, Tschechien und Slowenien. Die anfänglichen Bedenken bezüglich negativer Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und das Lohnniveau in den alten Mitgliedsländern erwiesen sich als unbegründet. Die politischen Herausforderungen zeigen sich in der dualen Wahrnehmung der EU als Förderer der Demokratie und als Einschränkung nationaler Souveränität. Diese Dualität trug zur Stärkung nationalistischer und populistischer Parteien in einigen Ländern bei. Insgesamt erwies sich die Erweiterung als erfolgreich, jedoch bleiben politische Spannungen ein zu beachtender Aspekt.«

Albert Landsberger (2024): 20 Jahre EU-Osterweiterung: Vertrauen in die EU und Glaube an Demokratie sind nicht zurückgegangen, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 2/2024
»Vor 20 Jahren traten im Rahmen der fünften Erweiterungsrunde zehn Länder der EU bei. Von diesen zehn liegen acht in Osteuropa, weswegen oft von der EU-Osterweiterung gesprochen wird. Mit Polen und Ungarn waren darunter auch Länder, die zuletzt ein angespanntes Verhältnis zur EU hatten. Die gegen die beiden Länder eingeleiteten Rechtsstaatsverfahren sind Ausdruck dieser Spannungen. Das Vertrauen der Bürger*- innen der Beitrittsländer in die EU ist jedoch noch immer hoch. Auch das Ansehen der Demokratie ist nach wie vor hoch und der Wunsch nach „starken“ Anführern gering.«

Robert Grabosch (2024): Die EU-Lieferketten-Richtlinie. Weltweiter Schutz für Mensch und Umwelt, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, April 2024

Daniel Stohr et al. (2024): Transformation der Mobilitätsbranche. Wie decken wir den Fachkräftebedarf von morgen mit den Fachkräften von heute?, Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung, April 2024

Daniel Stohr et al. (2024): Transformation der Bau- und Immobilienbranche. Wie decken wir den Fachkräftebedarf von morgen mit den Fachkräften von heute?, Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung, April 2024

Johannes Glückler et al. (2024): Die regionalökonomische Bedeutung der staatlichen Hochschulen des Freistaats Thüringen. Studie im Auftrag der Thüringer Landespräsidentenkonferenz. Heidelberg: Universität Heidelberg, 2024

Jonathan Federle et al. (2024): Ökonomische Folgen: Was Kriege die Welt kosten, in: Wirtschaftsdienst, Heft 4/2024

Berthold U. Wigger (2024): Die Abschaffung der steuerlichen Begünstigung von Agrardiesel ist überfällig, in: Wirtschaftsdienst, Heft 4/2024
»Der Bundesrat hat im März 2024 dem Gesetzentwurf zum schrittweisen Abbau der Agrardieselsubventionen zugestimmt. Angesichts der asymmetrischen Bedeutung der Landwirtschaft für Wirtschaft und Klima aufgrund einer relativ geringen Bruttowertschöpfung bei gleichzeitig hohen Treibhausgasemissionen erscheint dieser Schritt längst überfällig. Zudem lassen sich weitere Argumente anführen, die Subventionen in der Landwirtschaft kritikwürdig machen.«

Sebastian Schultes et al. (2024): Der demografische Wandel im Wandel, in: Wirtschaftsdienst, Heft 4/2024
»Die Annahmen der Bevölkerungsvorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes haben sich in den vergangenen 20 Jahren in mehrfacher Hinsicht verändert und bewirkten zuletzt einen weniger stark ansteigenden Altenquotienten. Bis etwa 2010 wurden für die Zukunft immer größere Steigerungen der Lebenserwartung unterstellt, sodass die erwartete demografische Alterung anstieg. Seitdem haben kontinuierlich gesteigerte Migrationsannahmen wieder einen Rückgang der projizierten demografischen Alterung bewirkt. Unsere Ergebnisse zeigen auf Grundlage der Generationenbilanzierung, dass mit dieser demografischen Entlastung keine gleichwertige fiskalische Entlastung einhergeht. Der demografische Wandel hat sich von einem doppelten zu einem dreifachen Prozess gewandelt, dessen fiskalischen Auswirkungen nicht mehr allein auf die demografische Alterung zurückzuführen ist.«

Axel Plünnecke (2024): Indien: Die Bedeutung der Zuwanderung für die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland, in: Wirtschaftsdienst, Heft 4/2024
»Die Zuwanderung von MINT-Fachkräften hat entscheidende Auswirkungen auf die Innovationsfähigkeit Deutschlands. Auswertungen des Instituts der deutschen Wirtschaft mit einem Fokus auf Indien zeigen, dass in den vergangenen Jahren hohe Beschäftigungszuwächse zu verzeichnen waren. Zudem nimmt die erfinderische Tätigkeit einen zunehmenden Stellenwert ein. Schließlich erhalten indische MINT-Fachkräfte vergleichsweise hohe Medianlöhne. Das überarbeitete Fachkräfteeinwanderungsgesetz bietet die Möglichkeit, diesen Immigrationsprozess weiter zu verstärken und zu beschleunigen.«

Christian Hohendanner et al. (2024): Turbulente Zeiten für Betriebe: Ukrainekrieg und 12-Euro-Mindestlohn, in: Wirtschaftdienst, Heft 4/2024
»Das Jahr 2022 war durch außergewöhnliche gesellschaftliche und wirtschaftliche Belastungen geprägt. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine führte zu starken energiepolitischen und wirtschaftlichen Verwerfungen, hoher Inflation und der Herausforderung, Geflüchtete aus der Ukraine aufzunehmen. Zugleich wurde im Jahr 2022 der gesetzliche Mindestlohn zweimal deutlich angehoben. Er stieg im Juli von 9,82 Euro auf 10,45 Euro und im Oktober auf 12 Euro pro Stunde. Im Hinblick auf die deutliche Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns in diesem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld stellen sich daher die Fragen, wie viele und welche Betriebe im Jahr 2022 von den Anhebungen des Mindestlohns erfasst wurden, wie stark diese Betriebe zugleich von den Auswirkungen des Ukrainekriegs betroffen waren und vor welchen Herausforderungen sie aktuell stehen.«

Timm Bönke et al. (2024): Deutsche Wirtschaft kränkelt – Reform der Schuldenbremse kein Allheilmittel, in: Wirtschaftdienst, Heft 4/2024
»Eine zähe Konjunkturschwäche, schwindende Wachstumskräfte und ein stark erhöhter Krankenstand führen zur Unterauslastung der Produktionskapazitäten. Außen- wie binnenwirtschaftlich gibt es mehr Gegen- als Rückenwind. Hoffnung geben die Wirksamkeit der höheren Lohnabschlüsse 2024 und 2025, die für einen Anstieg des privaten Konsums sorgen können und gesamtdeutsche Rekordwerte für die Einnahmenquote der öffentlichen Hand. Eine Reform der Schuldenbremse durch stufenweises regelgebundenes Aktivieren nach einer Notlage und ein Hebesatz auf die Einkommensteuer könnten die Konjunkturabhängigkeit der Bundes- und Länderfinanzen verringern. Die Inflation dürfte 2024 auf 2,6 % zurückgehen.«

Irene Bertschek et al. (2024): Die Innovationsfähigkeit Deutschlands, in: Wirtschaftsdienst, Heft 4/2024
»Aktuelle Einschätzungen über die deutsche Wirtschaft und ihres Innovationspotenzials erinnern unisono an den Beginn der 2000er Jahre als Deutschland als kranker Mann Europas galt. Angesichts überlappender Krisen in Verbindung mit dem demografischen Wandel und der grünen Transformation steht Deutschland vor enormen Herausforderungen, für deren Bewältigung verschiedenste Innovationen benötigt werden. Dabei stellt sich die Frage, welche Handlungsfelder wie priorisiert und welche Akteure zur Bewältigung der Herausforderungen in welcher Weise beitragen sollen. Unternehmen sind in erster Linie gefragt, wenn es um das Hervorbringen und die Implementierung von Innovationen geht. Es hat sich aber gezeigt, dass staatliche (Infrastruktur)Investitionen oftmals private Investitionen in diesen Bereichen nachziehen. Insbesondere die Verschlankung der bürokratischen Rahmenbedingungen für gezielte Zuwanderung hat hohe Priorität, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.«

Prognos (2024): Wertschöpfungsketten, Geopolitik, Transformation – Herausforderungen für das deutsche Geschäftsmodell, München: Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), April 2024

Janine Greyer-Stock und Julia Lück-Benz (2024): Moderne Wirtschaftsberichterstattung? Wie Podcasts auf Spotify und in der ARD Audiothek über Wirtschaft sprechen. OBS-Arbeitsheft 113, Frankfurt am Main: Otto-Brenner-Stiftung (OBS), 2024

Denis Suarsana (2024): De-Risking, but where to? The Emerging ASEAN countries as an alternative to China, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, 2024
»Die deutsche Wirtschaft soll sich stärker diversifizieren. Wie und wo ein solches De-Risking durchgeführt werden soll, ist jedoch offen. Auf der Suche nach geeigneten Partnern richtet sich der Blick von Politik und Wirtschaft häufig auf die aufstrebenden Volkswirtschaften Südostasiens. Das dynamische Wachstum der sogenannten Emerging ASEAN (Indonesien, Malaysia, Thailand, Philippinen und Vietnam) bietet eine vermeintlich vielversprechende Alternative zum großen Nachbarn China. Doch ein Blick auf die Wirtschaftsdaten zeigt, dass das Diversifizierungspotenzial begrenzt ist.«

Pablo Jost et al. (2024): Aufgeheizte Debatte? Eine Analyse der Berichterstattung über das Heizungsgesetz – und was wir politisch daraus lernen können, Berlin: Das Progressive Zentrum, April 2024

OECD (2024): Infrastructure for a Climate‐Resilient Future, Paris: Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD), April 2024
»This report provides an overview of the impacts of climate change on infrastructure , and key policy areas to be considered to render infrastructure more resilient. It discusses advances and persisting gaps in planning and developing infrastructure across its lifecycle to build in climate resilience and how this can be fostered by place-based approach. The report explores how climate risk awareness and understanding can be strengthened and become a norm for all financing and investment decisions, through standards and financial instruments that integrate climate adaptation and resilience. It includes a spotlight on nature-based solutions and offers insights on how nature can be harnessed as a cost-effective measure to build climate resilience. The report also recognises the specific needs of developing countries as requiring global attention for economic development and through strengthened international partnerships and support. Key policy insights are provided and advocate for national and subnational policy-makers to adopt a multi-level governance approach to resilience, working with infrastructure owners and operators to support decision-making.«

DIW Econ (2024): Die Wirtschaftskraft hinter dem Wohnungsbau. Übers Bauen und Wohnen die Weichen für die Zukunft stellen. Eine Studie zum 15. Wohnungsbautag 2024. Im Auftrag des Verbändebündnisses Wohnungsbau, Berlin: DIW Econ, April 2024

Karsten Neuhoff et al. (2024): Ein Erneuerbare-Energien-Pool lässt Verbraucher*innen an den Vorteilen der Energiewende teilhaben, in: DIW Wochenbericht, Nr. 15/2024
»Hohe und unsichere Stromkosten werden von der deutschen Wirtschaft als große Herausforderungen angesehen. Über einen Erneuerbare-Energien-Pool (EE-Pool) könnten derartige Preisrisiken mittelfristig abgesichert werden. Im Poolkonzept werden die günstigen Konditionen wettbewerblicher Ausschreibungen für neue Windkraft- und Solarprojekte an die Stromverbraucher*innen weitergegeben. Die Strompreise der Kund*innen werden so für den Anteil ihres Verbrauchs abgesichert, der dem Erzeugungsprofil des Pools entspricht. Dadurch werden die Anreize gestärkt in Flexibilität zu investieren, beispielweise in Wärmespeicher oder Batterien, um so den Strombedarf an die Wind- und Solarerzeugung anzupassen. Zudem bietet der Pool eine Referenz, um an Terminmärkten neue Produkte zur Absicherung von Flexibilität zu handeln. Neben den Vorteilen für Stromverbraucher*innen adressiert der Pool auch Finanzierungsrisiken für Projektentwickler erneuerbarer Energien und senkt damit deren Finanzierungskosten. So kann der Ausbau der Windkraft- und Solarenergie gefördert werden. Der EE-Pool trägt dazu bei, dass erneuerbare Energie noch besser zur Energieversorgung genutzt werden und das Stromsystem auf eine Welt mit einem hohen Anteil erneuerbarer Energien vorbereitet wird.«

Jürgen Matthes (2024): China’s Trade Surplus – Implications for the World and for Europe, in: Intereconomics, No. 2/2024
»China’s merchandise trade surplus has reached an all-time high and is likely to rise further. A key driver appears to be a policy push to further bolster Chinese domestic manufacturing production, implying the danger of significant overcapacities. China’s imbalance between domestic production and consumption implies that China draws on the domestic demand of other countries to sustain its economic growth. It does so at the potential expense of production and employment of those trading partners with high trade deficits with China. As this constellation could be the source of growing trade conflicts, this article analyses China’s growing trade surplus in several dimensions with a focus on China’s trade relation to the EU.«

Lena Suling und Julia Wildner (2024): Führung in der Transformation. Megatrends und Management als Motor des Wandels. IW-Report, Nr. 19/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), April 2024
»Die Führungsdynamik in Unternehmen ist einem steten Wandel unterworfen, um den Herausforderungen ihrer jeweiligen Zeit zu begegnen. Heute ergeben sich die größten Einflüsse aus Entwicklungen wie dem demografischen Wandel, der Globalisierung, der Individualisierung sowie dem Strukturwandel und der Technisierung in der Wirtschaft. In diesem Kontext hat sich die Arbeitswelt grundlegend verändert, insbesondere durch aufkommende Themen wie Resilienz und Nachhaltigkeit, die an Bedeutung gewonnen haben. Unternehmen müssen Resilienz aufbauen, um in Zeiten disruptiver Umbrüche bestehen zu können. Sie ist zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil geworden und macht es für nachhaltiges unternehmerisches Handeln unerlässlich, Veränderungsbereitschaft zu zeigen.«

Lars P. Feld et al. (2024): Die Schuldenbremse. Ein Garant für nachhaltige Haushaltspolitik. Studie im Auftrag der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, Potsdam-Babelsberg, April 2024
»Über die Schuldenbremse im deutschen Grundgesetz wird immer wieder emotional diskutiert. Die erste empirische Untersuchung ihrer Wirkung soll zur Versachlichung der Diskussion beitragen. Zu den Ergebnissen zählt die Erkenntnis, dass sich keine negative Wirkung der Schuldenbremse auf die Höhe der öffentlichen Investitionen nachweisen lässt. Zudem hat die Schuldenbremse ursächlich zur Haushaltskonsolidierung beigetragen: Ohne ihre Einführung läge der Schuldenstand des Bundes rund 20 Prozentpunkte höher. Zudem hätten die Zinskosten im Zeitraum 2011-2021 durchschnittlich um 0,46% über den tatsächlichen Zinskosten des Bundes gelegen.«

Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages (2024): Die Schuldenbremse in der Schweiz, Berlin, 20.02.2024

Frank Bickenbach et al. (2024): Foulspiel? Zu Höhe und Umfang der Industriesubventionen in China. Kiel Policy Brief Nr. 173, Kiel: Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW), April 2024
»China setzt in großem Umfang Subventionen ein, um auch bei den grünen Technologiebranchen Elektrofahrzeuge, Windturbinen und Schienenfahrzeuge eine Führungsrolle auf den Weltmärkten einzunehmen. Die Industriesubventionen in China sind nach DiPippo et al. (2022) und aktuellen OECD Studien um das Drei- bis Vierfache bzw. bis hin zum Neunfachen höher als in den großen EU- und OECD-Ländern. Nach einer konservativen Schätzung beliefen sich die Industriesubventionen in China im Jahr 2019 auf rund 221 Mrd. Euro oder 1,73 Prozent des chinesischen BIP. Am aktuellen Rand des Jahres 2022 waren zudem die direkten staatlichen Subventionen für einige der dominierenden chinesischen Hersteller grüner Technologieprodukte deutlich gestiegen — allein der Elektroautohersteller BYD erhielt 2,1 Mrd. Euro. Die Autoren weisen darauf hin, dass die chinesischen Unternehmen von weiteren Unterstützungsmaßnahmen profitieren. Dazu zählen: Subventionierte Vorleistungen, der bevorzugte Zugang zu kritischen Rohstoffen, einem teils erzwungenen Technologietransfer und die Vorzugsbehandlung einheimischer Unternehmen in öffentlichen Vergabe- und Verwaltungsverfahren. Die Autoren empfehlen der EU, das laufende Antisubventionsverfahren gegen Elektroauto-Importe aus China zu nutzen, um mit der chinesischen Regierung in Verhandlungen einzutreten und sie zur Abschaffung von Subventionen zu bewegen, die für die EU besonders schädlich sind.«

Meike Schulze (2024): Rohstoffversorgung in Zeiten geoökonomischer Fragmentierung. Die EU muss die außenpolitische Dimension ihrer Rohstoffpolitik stärken. SWP-Aktuell Nr. 22/2024, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), April 2024
»Die politische Einigung auf das Europäische Gesetz zu kritischen Rohstoffen (Critical Raw Materials Act, CRMA) markiert einen bedeutenden Schritt in Richtung einer gemeinsamen Rohstoffpolitik der Europäischen Union (EU). In Anbetracht wachsender geopolitischer Spannungen strebt die EU nach mehr »strategischer Autonomie« entlang von Rohstofflieferketten. Um dieses Ziel zu erreichen, ist eine engere Zusammenarbeit mit mineralreichen Drittstaaten unerlässlich. Das geopolitische Umfeld erfordert es, dass die EU in der Rohstoffaußenpolitik koordiniert auftritt. Nur so wird sie diplomatisch wie programmatisch ansprechende Rohstoffpartnerschaften umsetzen können.«

Robert Gold und Jakob Lehr (2024): Paying Off Populism: EU-Regionalpolitik verringert Unterstützung populistischer Parteien. Kiel Policy Brief Nr. 172, Kiel: Kiel Institut für Weltwirtschaft, April 2024
»Wie kann der Aufstieg des Populismus gestoppt werden? Angesichts der bevorstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament und der Präsidentschaftswahlen in den USA beschäftigt diese Frage politische Entscheidungsträger in vielen westlichen Demokratien. Unsere Studie zeigt, dass regionalpolitische Maßnahmen die Unterstützung populistischer Parteien wirksam verringern können. Konkret finden wir, dass die EU-Regionalpolitik, die in die Entwicklung von rückständigen Regionen investiert, dazu führt, dass der Stimmenanteil rechtspopulistischer Parteien um 15–20% sinkt. Darüber hinaus erhöhen regionalpolitische Investitionen das Vertrauen in demokratische Institutionen und verringern die Unzufriedenheit mit der EU.«
➔  dazu: Regionalpolitik wirkt gegen Populismus (09.04.2024)

Jürgen Matthes (2024): Importseitiges De-Risking von China  im Jahr 2023. Eine Anatomie hoher deutscher Importabhängigkeiten von China. IW-Report, Nr. 18/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), April 2024
»Die deutschen Importabhängigkeiten von China sind in der Gesamtschau im Jahr 2023 trotz gewisser Veränderungen auf ähnlichem Niveau geblieben wie im Vorjahr. Damit lässt sich nur in Ansätzen ein importseitiges De-Risking erkennen.«

Klaus-Heiner Röhl (2024): Verteidigungsausgaben. Gerade so genug für die NATO?. IW-Kurzbericht, Nr. 19/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), April 2024
»Zwei Jahre nach Ausrufen der „Zeitenwende“ durch Bundeskanzler Olaf Scholz meldet die Bundesregierung für 2024 das Einhalten des Zwei-Prozent-Ziels an die NATO. Das heißt, erstmals seit gut 30 Jahren gibt Deutschland im laufenden Jahr demnach jeden fünfzigsten Euro seiner Wirtschaftsleistung für Verteidigungszwecke aus. Oder doch nicht?«

Christian Faißt et al. (2024): Ökologische Transformation in Baden-Württemberg. IAB-Regional. Berichte und Analysen aus dem Regionalen Forschungsnetz. IAB Baden-Württemberg Nr.1/2024, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), 2024
»Die ökologische Transformation zu einer nachhaltigeren Wirtschaftsweise betrifft die gesamte Wirtschaft, einige Bereiche und Berufe gleichwohl besonders stark. Dabei handelt es sich um den Umweltschutz, Energie und Verkehr. Die Beschäftigung in diesen drei Bereichen, die zusammen die Transformationsberufe mit 255.000 Arbeitsplätzen bilden, ist in Baden-Württemberg zwischen 2013 und 2022 in Summe etwas weniger kräftig gewachsen (+16,5 %) als im Rest der Wirtschaft. Nur der Teilbereich der Umweltberufe hat sich besser entwickelt als die Beschäftigung insgesamt. Das verhaltene Wachstum steht vermutlich auch im Zusammenhang mit der ausgeprägten Arbeitsmarktanspannung in den Transformationsberufen. Am höchsten fällt sie in den Energieberufen aus. Hinter der zwischen 2015 und 2022 zunehmenden Arbeitsmarktanspannung steckt hauptsächlich die wachsende Arbeitsnachfrage der Betriebe und nicht – oder in nur sehr geringem Umfang – die Knappheit an Arbeitssuchenden. In einigen der Transformationsberufe besteht ein größeres Potenzial, die Arbeitsmarktanspannung durch den Einsatz digitaler Technologien zu reduzieren. Zudem ist die Mobilität von Personen aus anderen Berufen in die Transformationsberufe ausbaufähig, denn bislang fällt diese zu schwach aus, um die hohe Nachfrage nach Beschäftigten in den Transformationsberufen ausreichend zu bedienen. Demgegenüber kommt der betrieblichen Ausbildung eine wichtige Bedeutung für die Fachkräftesicherung und damit auch für die Reduzierung der Arbeitsmarktanspannung zu. So ist die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Auszubildenden in den Transformationsberufen zwischen 2013 und 2022 entgegen dem in der Gesamtwirtshaft vorherrschenden Trend sinkender Auszubildendenzahlen um 14 Prozent gewachsen. Die Bundesagentur für Arbeit ist in den Besetzungsprozess der Ausbildungsstellen in den für die ökologische Transformation bedeutsamen Berufen stärker eingebunden als in anderen Berufen. Um ein höheres Beschäftigungswachstum in den Transformationsberufen zu generieren, ist es neben dem positiven Beitrag, den die Auszubildendenzahlen bereits leisten, ferner nötig, die Verbleibszahlen in diesen Berufen zu steigern und sie für Berufswechselnde und Neu-Eintretende attraktiver zu gestalten.«

Michael Pahle (2024): Die CO2-Bepreisung im Umbruch. Was ist vom ETS2 zu erwarten, was kann ein Klimageld leisten?, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, April 2024
»Das System der CO2-Bepreisung in Deutschland befindet sich im Umbruch. Für den nationalen Brennstoffemissionshandel (BEH) müssen wichtige Entscheidungen über den Übergang zum europäischen System (ETS2) bis Ende Juni 2024 getroffen werden, und auch die Entscheidung über die Einführung eines Klimagelds gewinnt an Dringlichkeit. Zu beiden Themen sind rege Debatten mit einer stetig steigenden Zahl an Vorschlägen entbrannt, die wichtige übergreifende Fragen aufwerfen. Dieses Papier gibt im Licht wissenschaftlicher Studien erste Antworten darauf. Insbesondere werden die Faktoren der Preisunsicherheit im ETS2 erklärt und eingeordnet sowie die vielfach geschürte Erwartung relativiert, dass das Klimageld ein Königsweg zur Schaffung von Akzeptanz sei. Verschiedene Argumente sprächen hingegen dafür, es zur temporären Abfederung sozialer Härten bei starken ETS2-Preisaufschwüngen und als Wegbereiter für soziale Innovationen einzusetzen.«

Jonas Ferdinand et al. (2024): Ist es Spiel oder Arbeit? In der Videospielindustrie werden Kinder zu Mitentwickler:innen – ohne klare Regelungen. WZBrief Arbeit 25, Berlin: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), März 2024
»Die Verknüpfung von Spiel und Arbeit, Playbour genannt, ist für das Geschäftsmodell von großen Computerspiel-Plattformen zentral. Für die oft minderjährigen Nutzer:innen kann diese Verknüpfung von Spiel und Arbeit Probleme und Risiken aufwerfen. Es bedarf neuer Regulierungen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen, die diese neuartigen Formen der Arbeit aufgreifen.«

Marcus Optendrenk* (2024): Wer Schulden hat, ist nicht frei. Ein Plädoyer für die Schuldenbremse, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, März 2024
*Marcus Optendrenk ist Minister der Finanzen des Landes Nordrhein-Westfalen und Vorsitzender des Finanzausschusses im Bundesrat.

Dominik H. Enste und Jennifer Potthoff (2024): Wirtschaftskriminalität. Entwicklungen, Täterprofile und Präventivmaßnahmen. IW-Report, Nr. 17/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), April 2024
»Weltweit ist fast jedes zweite Unternehmen von Wirtschaftskriminalität betroffen. Neben einem Vertrauensverlust und Reputationsschäden führt Wirtschaftskriminalität zu finanziellen Einbußen und erheblichem Mehraufwand für Ermittlungen, Folge- und Präventionsmaßnahmen. Zur Reduktion von wirtschaftskriminellen Handlungen bedarf es verschiedener Ansätze: Es sollten vor allem präventive Vorkehrungen getroffen werden, beispielsweise durch die Etablierung eines Wertemanagementsystems. Das Thema Wirtschaftsethik sollte Gegenstand von Führungskräfteausbildungen sein, um die Basis für integres Wirtschaften zu legen. Außerdem sollten interne Anlaufstellen im Betrieb eingerichtet werden da diese es den Mitarbeitenden ermöglichen auf wirtschaftskriminelles Verhalten zu reagieren, beispielsweise indem sie illegale Aktivitäten durch Whistleblowing-Programme melden können. Ergänzend dazu können Unternehmen auf Nudges wie Reminder zurückgreifen, um es den Mitarbeitenden so leicht wie möglich zu machen, sich integer zu verhalten. Neben verhaltensbezogenen Ansätzen muss auch die Sicherheit durch technische Maßnahmen gewährleistet werden, um sich vor externen Gefahren abzusichern. Da Unternehmen einem ständigen Wandel mit neuen Sicherheitslücken ausgesetzt sind, gilt es die technologischen wie auch verhaltensbezogenen Maßnahmen regelmäßig auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen und die Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität als kontinuierlichen Prozess zu verstehen.«

Sachverständigenrat für Umweltfragen (2024): Suffizienz als „Strategie des Genug“: Eine Einladung zur Diskussion, Berlin, März 2024
»Der menschliche Naturverbrauch muss schnell und drastisch verringert werden. Gleichzeitig haben viele Menschen keinen ausreichenden Zugang zu Energie und Ressourcen. Anhand von 16 Thesen lädt der SRU dazu ein, über eine bisher vernachlässigte Dimension von Zukunftspolitik zu diskutieren: Suffizienz. Suffizienz zielt darauf ab, den Verbrauch an Gütern und Dienstleistungen mit besonders schädlichen Umweltauswirkungen zu reduzieren. Sie ist ein in den Umweltwissenschaften etabliertes Konzept, das ergänzend neben Effizienz (mehr Output je Input) und Konsistenz (gleicher Output mit weniger umweltschädlichem Input) tritt. Suffizienz wird oft nur als individuelle Lebensstilfrage diskutiert. Dabei ist sie vielmehr eine strukturelle Aufgabe, die entsprechende politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen erfordert. Diese sollten eine umweltschonende gesellschaftliche Praxis fördern – anstatt sie, wie häufig, zu erschweren. Die Entwicklung nachhaltiger Wirtschafts- und Lebensweisen ist eine gemeinsame gesellschaftliche und politische Verantwortung. Mit diesem Papier legt der SRU 16 Thesen vor, die Politik, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft zur Diskussion einladen sollen. Es wird etwa dargestellt, warum wir Suffizienz zur Einhaltung der planetaren Belastungsgrenzen brauchen und warum Suffizienz auch eine Frage der Gerechtigkeit ist. Die Thesen betreffen unterschiedliche Lebensbereiche und fachliche Perspektiven (u.a. Ökonomik, Kreislaufwirtschaft, Recht und Kultur). Sie thematisieren auch, dass eine Diskussion über eine „Strategie des Genug“ absehbar schwierig und strittig verlaufen wird.«