…. und weitere Materialien aus der Welt der Wirtschaft
Christian Danne et al. (2025): Trendwende in der Bauwirtschaft in Sicht – politischer Handlungsdruck nimmt dennoch zu, in: DIW Wochenbericht, Nr. 1+2/2025
»Das reale Bauvolumen wird 2025 das fünfte Jahr in Folge schrumpfen: Es dürfte um knapp ein Prozent sinken. Im vergangenen Jahr lag das Minus wohl bei fast vier Prozent. Allerdings dürfte die Bauwirtschaft im kommenden Jahr die Trendwende schaffen. Das reale Bauvolumen wird 2026 voraussichtlich um zwei Prozent wachsen. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Rückgänge der letzten Jahre eine noch größere Lücke zwischen Baubedarf und Bauleistung gerissen haben. Die Infrastruktur ist vielerorts marode, die Dämmung älterer Gebäude oft unzureichend und Wohnraum in den Städten so knapp wie lange nicht. Der politische Druck, insbesondere den Wohnungsmangel zu lindern, steigt. Erhöhte degressive Abschreibung von Investitionen in den Wohnungsneubau oder Maßnahmen zur Begrenzung der Baukostensteigerungen und zur Beschleunigung der Verfahren sind wichtig, um die strukturellen Investitionsbedingungen im Wohnungsbau zu verbessern. Sie helfen aber wenig, in absehbarer Zeit den Wohnungsmangel in den Städten zu beheben. Notwendig ist hier ein Sofortprogramm zum Wiederhochfahren des sozialen Wohnungsbaus.«
Konstantin A. Kholodilin und Malte Rieth (2024): Preise am Wohnungsmarkt stabilisieren sich – Nachfrage hoch, Angebot weiter zu knapp, in: DIW Wochenbericht, Nr. 51+52/2024
»Der Immobilienmarkt in Deutschland hat sich wieder stabilisiert. Es entweicht noch Luft aus der nun seit einem Jahrzehnt währenden spekulativen Preisblase. Die Immobilienpreise sind im Laufe des Jahres 2024 in allen Segmenten und den meisten Regionen weiter gefallen: In über 150 Städten waren Baugrundstücke, Eigenheime und Eigentumswohnungen im laufenden Jahr im Durchschnitt um nominal fünf Prozent günstiger als vor einem Jahr. Besonders waren dies Baugrundstücke und Eigenheime in großen Städten, wo die Preise um bis zu sieben Prozent zurückgegangen sind. Die Mieten stiegen hingegen weiter, um nominal vier Prozent. Eine zögerliche Wende am Wohnungsmarkt deutet sich aber bereits an. Die durch Bevölkerungswachstum und die sich wieder verbessernden Finanzierungsbedingungen getriebene Nachfrage steht einer nach wie vor geringen Bautätigkeit gegenüber. Die Kaufpreise beginnen zu steigen. Die Politik ist daher dringend gefordert, mit öffentlicher Bautätigkeit und einer Vereinfachung der Verfahren und Vorschriften dem entgegenzusteuern.«
Michael Hüther (2025): Eine Agenda für die neue Legislaturperiode. Wettbewerbsfähigkeit und Transformation. IW-Policy Paper, Nr. 1/2025, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Januar 2025
»Die deutsche Volkswirtschaft hat seit längerem mit strukturellen Veränderungen und Anpassungen zu kämpfen. Zusätzlich kann die deutsche Wirtschaft nicht mehr in dem Maße wie früher von der Weltkonjunktur profitieren. Dies ist auf einen Verlust an preislicher Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft sowie auf zunehmende geopolitische Risiken zurückzuführen. Die wirtschaftlich angespannte Lage wird durch unzureichende private und öffentliche Investitionen weiter verschärft. Insbesondere die staatlichen Investitionen bleiben deutlich hinter internationalen Vergleichswerten zurück, was dazu führt, dass die Infrastruktur veraltet und notwendige Modernisierungseffekte ausbleiben. Dies gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft und führt zu stagnierender Produktivität sowie äußerst schwachen Wachstumsprognosen. Die klimapolitischen Verpflichtungen, den umfassenden Strukturwandel bis 2045 umzusetzen, definieren neue Anforderungen an die Wirtschaftspolitik.
Die wirtschaftspolitische Antwort auf diese Herausforderungen muss eine konsequente Angebotspolitik sein, die Investitionen und Innovationen in den Mittelpunkt stellt. Neben gezielten Investitionsförderungen sind eine umfassende Deregulierung sowie die Senkung steuerlicher Belastungen für Unternehmen unerlässlich. Auch eine Reform der Strompreise und Sozialbeiträge ist unabdingbar. Dabei müssen die wirtschaftspolitischen Maßnahmen die Rahmenbedingungen berücksichtigen, darunter die demografische Alterung, die Transformation zur Klimaneutralität und die geopolitischen Unsicherheiten verbunden mit einer neudefinierten Verteidigungspolitik. Eine kooperative und kohärente Strategie zwischen Lohn-, Finanz- und Geldpolitik ist entscheidend, um stabile Erwartungen zu schaffen und nachhaltiges Wachstum zu sichern. Bisher fehlt es an einer überzeugenden, gesamtwirtschaftlichen Erzählung für eine gelingende Transformation. Die neue Bundesregierung muss dies ernst nehmen und die Handlungsräume durch nachhaltige Finanzierung und Marktöffnung erweitern.«
Sebastian Dullien et al. (2025): Modell Deutschland neu justieren – Nachfrage und Innovationen stärken – Wirtschaftspolitische Herausforderungen 2025. IMK Report Nr. 194, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Januar 2025
»Deutschlands Wirtschaft stagniert seit zwei Jahren und das Bruttoinlandsprodukt ist kaum höher als vor fünf Jahren. Die Rahmenbedingungen für Deutschlands exportorientiertes Wirtschaftsmodell haben sich drastisch geändert. Ohne zügige wirtschaftspolitische Maßnahmen droht der industrielle Kern der deutschen Wirtschaft wegzubrechen. Die aktuelle Diskussion erinnert an die Reformdebatte der frühen 2000er Jahre. Damals wie heute waren die Unternehmen deutlich besser aufgestellt als vielfach wahrgenommen. Allerdings muss das Modell Deutschland an die neuen Gegebenheiten, insbesondere infolge der geostrategischen Ausrichtung von China und den USA, angepasst werden. Dabei ist eine hinreichende Binnennachfrage erforderlich, damit Exportorientiertheit mit steigenden Einkommen und einer tendenziell ausgeglichenen Leistungsbilanz vereinbar ist. Am dringlichsten ist die Überwindung der aktuellen Nachfrageschwäche durch eine Fiskalpolitik, die notwendige Infrastrukturinvestitionen auf den Weg bringt und ein günstiges Umfeld für private Investitionen und Innovationen schafft, sowie eine Beendigung der geldpolitischen Restriktion. Eine gezielte und auf EU-Ebene abgestimmte Industriepolitik sowie Maßnahmen zur Verringerung des Strompreises sind ebenso erforderlich wie eine neue Balance zwischen Regulierung und Innovationsfähigkeit.«
Lukas Bertram et al. (2024): Industriepolitik neu denken. Warum gute Arbeitsplätze im Zentrum stehen sollten, Berlin: Heinrich-Böll-Stiftung, Dezember 2024
Dawud Ansari et al. (2024): Die Geopolitik der Energiewende im Großraum Asien. Grundlagen, interne Dynamiken und Trendkartierung aus Sicht der Region. SWP-Aktuell, Nr. 70, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Dezember 2024
»Der Großraum Asien entwickelt sich zu einem Zentrum der globalen Energiewende. Kennzeichnend ist dabei eine wachsende Unabhängigkeit von externen Akteuren wie der EU und den USA, während Dynamiken und Vernetzung zunehmend innerhalb der Region stattfinden. Was sich hier abzeichnet, sind beispielsweise Tendenzen zur Monopolisierung kritischer Rohstoffe, neue Allianzen auf Basis wachsender Interdependenzen entlang Wertschöpfungsketten sowie ein Trend zu innovativen Technologien wie kleinen modularen Atomreaktoren. Gleichzeitig könnte die Energiewende in der Region durch geopolitische Spannungen und potentielle Krisen erheblich beeinflusst werden. Um in Asien relevant und handlungsfähig zu bleiben, sollten Deutschland und die EU ihr dortiges Engagement konstruktiver ausrichten.«
Philip Schnaps et al. (2024): Geoeconomics of Green Hydrogen. Assessing the EU‘s current position in resilience and export potential, Köln: Energiewirtschaftliches Institut an der Universität zu Köln (EWI), Dezember 2024
Martin T. Bram et al. (2024): Welthandel unter Druck: Was tun gegen Protektionismus und Handelskriege?, in: Wirtschaftsdienst, Heft 12/2024
»Die Ära des Freihandels scheint zu Ende zu gehen. Spätestes mit der erneuten Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten sind zunehmender Protektionismus und neue bzw. verschärfte Handelskonflikte zu erwarten. Drohungen über drastisch steigende Zölle und geopolitische Konflikte rücken auch die Frage der (Versorgungs-) Sicherheit in den Fokus. Es werden deshalb politische Anstrengungen unternommen, damit Unternehmen Lieferketten diversifizieren und die Produktion kritischer Güter ins Inland verlagern. Die Vision eines wohlstandssteigernden Freihandels und demokratiefördernden „Wandels durch Handel“ wird stellenweise durch ein falsches Paradigma des Freihandels als Nullsummenspiel überlagert. Die Beiträge diskutieren, welche Auswirkungen von diesen Entwicklungen für die exportorientierte deutsche Wirtschaft zu erwarten sind und welche Maßnahmen Deutschland und die EU ergreifen sollten.«
Tobias Wolbring und Matthias Wrede (2024): Wohnungsgenossenschaften: bezahlbare Mieten in angespannten Märkten, in: Wirtschaftsdienst, Heft 12/2024
»Was ist zu tun, um dem starken Anstieg der Mieten auf den angespannten Wohnungsmärkten in Deutschland entgegenzuwirken? Ein Weg ist, Wohnungsgenossenschaften besser zu fördern. Denn die Analyse von Umfragen unter Wohnungsgenossenschaften und den Zensus 2011 und 2022 zeigen: Zwar sind auch Wohnungsgenossenschaften von allgemeinen Markttrends wie steigenden Kosten deutlich betroffen, aber sie nutzen ihre Macht in angespannten Märkten nicht in gleicher Weise aus wie andere Wohnungsanbieter.«
Susanne Erbe (2024): Inflation in Deutschland – eine empirische Bilanz, in: Wirtschaftsdienst, Heft 12/2024
André Wolf (2024): Resilienzauktionen für Nullemissionstechnologien, in: Wirtschaftsdienst, Heft 12/2024
»Der rasche Übergang Europas zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft hat eine begrenzte Anzahl von Technologien für erneuerbare Energien, wie Wärmepumpen und Solarzellen, in den Mittelpunkt der industriellen Strategie der EU gestellt. Bei einigen dieser Netto-Null-Technologiegüter ist die EU in erheblichem Maße von Einfuhren aus einigen wenigen Drittländern abhängig, insbesondere China. Dadurch sind die europäischen Lieferketten Risiken ausgesetzt, die nur schwer zu beherrschen sind. Als Reaktion darauf hat die EU die Weichen für ein neues marktbasiertes Instrument gestellt: die Einführung von Resilienzkriterien im öffentlichen Beschaffungswesen und bei Auktionen zur Förderung erneuerbarer Energien. In diesem Artikel werden die Gründe für solche Kriterien erörtert und die Stärken und Schwächen verschiedener Gestaltungsoptionen untersucht. Am Beispiel der Förderauktionen für Freiflächen-PV in Deutschland werden die Auswirkungen eines Resilienzbonus auf die Förderkosten und die Nachfrage nach heimischen PV-Modulen simuliert.«
Florian Blank und Wolfram Brehmer (2024): Das Lieferkettengesetz in der Praxis: Einschätzungen durch Betriebsräte, in: Wirtschaftsdienst, Heft 12/2024
»Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) verpflichtet große Unternehmen, menschenrechtliche Risiken in ihren Lieferketten zu analysieren und präventive Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen. Der Beitrag zeigt anhand einer 2023 durchgeführten Befragung von Betriebsräten, welche Unternehmen durch das Gesetz betroffen sind und welche Maßnahmen sie umgesetzt haben. Als Vergleichsgruppe dienen Unternehmen, die nicht unter das Gesetz fallen, um zu zeigen, wie sehr das Gesetz Änderungen in den Lieferketten bewirkte. Zudem wird beleuchtet, wie intensiv sich Management, Betriebsrat und Beschäftigte mit dem Thema befassten und welchen Kenntnisstand Betriebsräte haben.«
Jurek Tiedemann (2024): Fahrer:innen gesucht – Die Fachkräftesituation in Verkehrs- und Logistikberufen, Köln: Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA), Dezember 2024
»Der Fachkräftemangel in Verkehrs- und Logistikberufen hat weitreichende Auswirkungen auf Lieferketten und die wirtschaftliche Stabilität in Deutschland. Verzögerungen bei Lieferketten führen zu Produktionsausfällen in der Industrie, während der Personalmangel im öffentlichen Verkehr die Mobilitätswende erschwert. Perspektivisch wird sich der Mangel durch den demografischen Wandel verschärfen: Rund 29 Prozent der Beschäftigten in den relevanten Berufen sind 55 Jahre oder älter und werden den Arbeitsmarkt in den nächsten zehn Jahren verlassen. Um die Fachkräftelücke zu schließen, müssen Politik und Unternehmen gemeinsam handeln. Eine attraktivere Darstellung der Berufe, die Förderung von Quereinstiegen und Weiterbildungen sowie die Rekrutierung internationaler Fachkräfte sind essenziell.«
Paula Risius et al. (2024): Fachkräftesituation bei kommunalen Arbeitgebern. Gutachten im Auftrag der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Dezember 2024
Holger Bär und Luisa Steinmeyer (2024): Gerechte Preise für eine nachhaltige Zukunft. Vier Thesen zur Reform der Mehrwertsteuer, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, Dezember 2024
Jens Boysen-Hogrefe et al. (2024): Deutsche Wirtschaft im Winter 2024. Kieler Konjunkturberichte Nr. 120, Kiel: Institut für Weltwirtschaft (IfW), Dezember 2024
»Die deutsche Wirtschaft kann sich nicht aus der Stagnation lösen. Signale für eine spürbare wirtschaftliche Belebung sind kaum auszumachen. Vielmehr mehren sich die Zeichen, dass die wirtschaftliche Schwäche vor allem struktureller Natur und weniger konjunkturell bedingt ist.«
Sebastian Dullien et al. (2024): Stark belastete deutsche Wirtschaft verharrt in Stagnation. Die konjunkturelle Lage in Deutschland zur Jahreswende 2024/2025. IMK Report, Nr. 193, Düsseldorf: Institut für Makroöonomie und Konjunkturforschung (IMK), Dezember 2024
Michael Laha (2024): Forschungsnation China. Partner, Wettbewerber und systemischer Rivale, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, Dezember 2024
»Die Volksrepublik China hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten zu einer führenden Technologienation entwickelt und ist auf dem Weg zu einer globalen „Wissenschafts-Supermacht“. Obwohl die systemische Rivalität mit der Volksrepublik China immer stärker in den Mittelpunkt der öffentlichen Debatte rückt, wie etwa das dual-use Potenzial von Forschungskooperationen, darf auch die Rolle Chinas als wichtiger Partner, insbesondere im Hinblick auf die Vielzahl an Talenten und modernen Forschungseinrichtungen nicht verkannt werden.«
Lukas Bertram et al. (2024): Industriepolitik neu denken. Warum gute Arbeitsplätze im Zentrum stehen sollten, Berlin: Heinrich-Böll-Stiftung, Dezember 2024
Rebecca Freeman et al. (2024): Deep integration and trade: UK firms in the wake of Brexit. CEP Discussion Paper No. 2066, London: Centre for Economic Performance (CEP), London School of Economic and Political Science, December 2024
»How does dismantling deep integration affect international trade? This paper provides new evidence on the consequences of disintegration by estimating the impact of Brexit on goods trade by UK firms. The UK’s exit from the EU’s single market and customs union in January 2021 led to an immediate, sharp drop in both exports and imports with the EU for the average firm. In addition, many exporters and importers stopped trading with the EU entirely. However, heterogeneous firm-level responses to the implementation of trade barriers mitigated Brexit’s impact on aggregate trade. The decline in exports was concentrated among smaller firms, but insignificant for the largest firms. Our estimates imply that, in the short run, leaving the EU reduced worldwide UK exports by 6.4% and worldwide imports by 3.1%. The fall in imports was driven by lower imports from the EU, which importers offset by sourcing more from the rest of the world.«
Kristina Rehbein (2024): Umgang mit Ghanas Schuldenkrise. Funktioniert der neue „Schuldenmanagementkonsens“ tatsächlich?, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, Dezember 2024
Geraldine Dany-Knedlik et al. (2024): DIW-Konjunkturprognose: Deutsche Wirtschaft dümpelt vor sich hin – Handelskonflikte bedrohen Weltwirtschaft, in: DIW Wochenbericht, Nr. 50/2024
Nils Goldschmidt et al. (2024): Wirtschaft – plural. Perspektiven Pluraler Ökonomik in der politischen Bildung. 10 Module für die schulische und außerschulische politische Bildung, Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung, 2024
»Die zehn Module des Bandes eröffnen die Möglichkeit, sich mit grundlegenden Begriffen und Konzepten des Wirtschaftslebens sowie Problemfeldern in der Wirtschaftspolitik auseinanderzusetzen. Dabei wird besonderer Wert auf die Vielfalt der Denkweisen und Perspektiven innerhalb der Wirtschaftswissenschaften gelegt. Im Vordergrund steht die exemplarische Auseinandersetzung mit der oft unterschätzten innerdisziplinären Pluralität.«
➔ ergänzend: Arbeitsmaterialien
Lucas Guttenberg und Nils Redeker (2024): Luft nach oben: Wieso die EU-Fiskalregeln Spielraum für eine Reform der Schuldenbremse lassen, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, Dezember 2024
»Die gerade reformierten europäischen Schuldenregeln enthalten an vielen Stellen mehr Spielraum als die deutsche Schuldenbremse. Damit stehen sie einer Reform der Schuldenbremse nicht im Weg. Das gilt insbesondere, wenn eine Schuldenbremsenreform durch wachstums- und potenzialsteigernde Reformen und Investitionen flankiert wird.«
Tom Bauermann et al. (2024): Ausbau der Stromnetze: Investitionsbedarfe. IMK Study Nr. 97, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Dezember 2024
»Die Dekarbonisierung der deutschen Wirtschaft erfordert bis 2045 einen massiven Aus- und Umbau der Stromnetzinfrastruktur, um unter anderem die Elektrifizierung von Verkehr, Industrie und Gebäuden zu bewältigen. Dies betrifft sowohl die überregionalen Übertragungs-, als auch die regionalen Verteilnetze. In der vorliegenden Study werden die Investitionsbedarfe für den notwendigen Netzausbau aufgezeigt. Dabei gehen wir sekundäranalytisch vor, indem wir die Bedarfe für den Ausbau und das Upgrade der Übertragungs- und Verteilnetze aus bereits existierenden Schätzungen übernehmen und synthetisieren. Die Quellen sind insbesondere der aktuelle Netzentwicklungsplan sowie die Angaben der Übertragungsnetzbetreiber und der Verteilnetzbetreiber. Unsere Schätzungen ergeben bis 2045 einen Bedarf von 328 Milliarden Euro für die Übertragungsnetze und 323 Milliarden Euro auf der Verteilnetzebene, sodass sich ein Gesamtbedarf von 651 Milliarden Euro bis 2045 ergibt. Die Bedarfsschätzungen bedeuten, dass in den kommenden Jahren das jährliche Investitionsvolumen im Bereich der Übertragungs- und Verteilnetze von rund 15 Milliarden Euro im Jahr 2023 auf jährlich rund 34 Milliarden Euro anwachsen muss – ein Zuwachs um 127 Prozent. Dies ist ein erheblicher Anstieg der Investitionstätigkeit im Stromnetzbereich, der jedoch notwendig ist, wenn die Energiewende erfolgreich umgesetzt werden soll. Diese Schätzungen unterliegen gewissen Unsicherheiten, wie zum Beispiel mögliche Veränderungen der Rohstoffpreise oder anderer Faktoren, die den Ausbau hemmen können. Auf Seite der Verteilnetzbetreiber sind die Unsicherheiten bezüglich der Schätzungen etwas höher.«
Sebastian Grundberger et al. (2024): Politischer Durchbruch beim EU-Mercosur – Handelsabkommen, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, Dezember 2024
»Nach einem Vierteljahrhundert Verhandlungen gelang es auf dem Mercosur-Gipfel in Montevideo am 6. Dezember überraschend, eine politische Einigung über das EU-Mercosur-Abkommen zu erzielen. In einer Zeit wachsender Abschottungspolitik und steigender Multipolarität ist dieser Durchbruch von zentraler Bedeutung. Durch die Gründung einer der größten Handelsblöcke der Welt schafft die EU, nach 25-Jahren Verhandlungen, Tatsachen und beweist ihre Handlungsfähigkeit. Angesichts der chinesischen Investitionsoffensive in der Region ist dies ein wichtiges geopolitisches Signal. Die EU-Staaten sind jetzt gefordert, das Abkommen schnell zu ratifizieren und mit Leben zu füllen.«
Marian Jacobs und Magdalena Polloczek (2024): Wege zur Transformation. Zukunftskompetenzen für die Mobilitäts-, Bau- und Wohnungswirtschaft, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, Dezember 2024
Nils Hesse (2024): Vorschläge für eine neue bürgerliche Klimaerzählung. Bürgerliche Gruppen für eine technologieoffene, marktwirtschaftliche und international ausgerichtete Klimapolitik gewinnen, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, Dezember 2024
»Die deutsche Klimadebatte ist stark polarisiert und überzeugt die bürgerliche Mitte kaum. Zu offensichtlich klaffen Anspruch und Wirklichkeit auseinander. Diese bürgerliche Mitte nimmt einerseits das Klimaproblem ernst und fühlt sich andererseits durch staatliche Eingriffe bevormundet. Es braucht eine neue Erzählung, die die Mitte erreicht und für eine wirksame und effiziente Klimapolitik gewinnt. Diese bürgerliche Klimaerzählung fußt auf marktwirtschaftlichen, technologieoffenen und international ausgerichteten Ansätzen und setzt auf den Emissionshandels als Leitinstrument der Klimapolitik.«
Ignacio García Bercero et al. (2024): How the European Union should respond to Trump’s tariffs. Policy Brief No. 33/2024, Brussels: Bruegel, December 2024
»President-elect Trump has threatened to increase United States tariffs to 60 percent on imports from China and 10 percent to 20 percent on imports from other trading partners, including the European Union. In doing so the US would be ignoring its World Trade Organisation commitments and would also rollback the substantial liberalisation that has taken place during the past 80 years, with a potentially major negative impact on the world economy. In response to this threat, the EU should pursue a three-pronged strategy.«
Sarah Gust (2024): Klimakrise im Klassenzimmer: Naturkatastrophen und ihre Folgen für die Bildung, in: ifo Schnelldienst, Nr. 12/2024
»Extremwetterlagen und Naturkatastrophen verursachen immense Kosten. Ein oft übersehener Aspekt sind die Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche. Naturkatastrophen können die schulischen Leistungen für mehrere Jahre verschlechtern. Diese Entwicklungen haben nicht nur individuelle Folgen, sondern auch volkswirtschaftliche Konsequenzen, da schlechtere Lernergebnisse zu einem Verlust an Humankapital und somit zu geringerem wirtschaftlichem Wachstumspotenzial führen.«
Mahdi Ghodsi et al. (2024): The impact of migration to the EU on labour shortages in the Western Balkans: Policy implications, Vienna: The Vienna Institute for International Economic Studies, December 2024
Hubertus Bardt et al. (2024): Es wird nicht besser. IW-Konjunkturprognose Winter 2024. IW-Report, Nr. 45/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Dezember 2024
»Hohe Kosten, politische Unordnung und viele Unsicherheiten: Die deutsche Wirtschaft kommt 2025 nicht aus der Krise, zeigt die neue Konjunkturprognose des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Auch die Arbeitslosigkeit dürfte weiter steigen.«
Benjamin Held und Dorothee Rodenhäuser (2024): NWI 2024 – Anstieg bei unterschiedlicher Entwicklung von Umweltschäden, Konsum und Ungleichheit. IMK Study Nr. 96, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Dezember 2024
»Der Nationale Wohlfahrtsindex (NWI) bietet Einblicke dazu, wie sich die Wohlfahrt in den letzten Jahrzehnten in Deutschland entwickelt hat und wie nachhaltige Wege zu deren Steigerung aussehen könnten. Der NWI zielt dabei auf einen Perspektivwechsel gegenüber dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) ab, indem er den Blick um wohlfahrtsrelevante ökonomische, ökologische und soziale Aspekte erweitert. Der vorliegende Bericht zeigt für das Jahr 2023 eine Steigerung des NWI um 3,1 Punkte. Zentraler Grund für diese Erhöhung sind rückläufige Umweltkosten (K12-21), die wiederum in der Hauptsache auf zurückgehende Energieverbräuche zurückzuführen sind. Inwieweit diese Wohlfahrtssteigerungen als nachhaltig eingestuft werden können, wird im Bericht diskutiert. Leichte Zugewinne gab es beim privaten Konsum, während die Abzüge durch Ungleichheit auf hohem Niveau verharren. Der Bericht zeigt weiter auf, dass sich die Entwicklungen von NWI und BIP in den letzten 30 Jahren deutlich unterscheiden: Während das BIP um etwa 50% relativ kontinuierlich angewachsen ist, hat sich die Wohlfahrt gemäß NWI deutlich weniger erhöht und war größeren Schwankungen unterworfen. Nachhaltig gesteigert werden könnte die Wohlfahrt – wie durch Szenariorechnungen veranschaulicht wird – zukünftig durch eine Reduktion der Umweltkosten und der Einkommensungleichheit.«
➔ dazu: Nationaler Wohlfahrtsindex für 2023 im Plus – allerdings auch wegen sinkenden Energieverbrauchs infolge wirtschaftlicher Schwäche (04.12.2024)
Karsten Neuhoff et al. (2024): Versorgungssicherheitsreserve kann Strommarkt absichern und Flexibilität erschließen, in: DIW Wochenbericht, Nr. 49/2024
»Mit dem steigenden Anteil der Stromerzeugung aus Wind- und Solarenergie wächst die Bedeutung von Flexibilität auf der Nachfrageseite. Speichertechnologien für Wärme und Zwischenprodukte erlauben es, verstärkt Strom aus Stunden hoher Wind- und Solarproduktion zu nutzen. Zusätzlich dürften auch weiterhin steuerbare Kraftwerkskapazitäten notwendig sein, um sich gegen extreme Wetterlagen, Risiken in globalen Energiemärkten und Unsicherheiten im Transformationsprozess abzusichern. In diesem Kontext sollen Kapazitätsmechanismen die Versorgungssicherheit im Stromsystem gewährleisten. Im Bericht werden verschiedene Typen von Kapazitätsmechanismen vorgestellt. Für zwei dieser Mechanismen, ein zentraler Kapazitätsmarkt und eine Versorgungssicherheitsreserve, werden die Stromsektoreffekte in einer Modellierung untersucht. Die Analyse zeigt: Ein zentraler Kapazitätsmarkt deckelt die Strompreise stark, wodurch Anreize für Investitionen in nachfrageseitige Flexibilitätstechnologien deutlich einschränkt werden. Bei vergleichbaren Gesamtkosten für Stromkunden kann eine Versorgungssicherheitsreserve deutlich größere Flexibilitätspotenziale erschließen, was mit wachsenden Anteilen von Wind- und Solarenergie immer wichtiger wird.«
Jonathan Federle et al. (2024): Inflation Surprises and Election Outcomes. Kiel Working Paper No. 2278, Kiel: Kiel Institute for the World Economy, December 2024
»We study the political consequences of inflation surprises, focusing on votes for extremist and populist parties in 365 elections in 18 advanced economies since 1948. Inflation surprises are regularly followed by a substantial increase in vote shares of extremist, anti-system, and populist parties. An inflation surprise of 10 percentage points leads to a 15% increase in their vote share, comparable to the increase typically seen after financial crises. We show that the change in voting behavior is particularly pronounced when real wages decline, and less evident when real wages are not affected. Our paper points to considerable political after-effects of unexpected inflation.«
Jasmina Kirchhoff (2024): Die pharmazeutische Industrie in Deutschland. Gutachten im Auftrag des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa), Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Dezember 2024
»Die pharmazeutischen Unternehmen sind am Standort Deutschland auf jeder Stufe der Wertschöpfungskette tätig – sie forschen, entwickeln und produzieren hierzulande und vertreiben von hier aus ihre Produkte im Inland und Ausland. Dabei gehört die Pharmaindustrie nicht nur zu den forschungsintensivsten, sondern auch zu den wertschöpfungsstärksten Branchen Deutschlands. Über 210.000 Euro Bruttowertschöpfung erzeugte jeder Beschäftigte der Pharmaindustrie im Jahr 2022, nur in der Mineralölverarbeitung lag dieser Wert höher. Pharmaunternehmen weiten ihre Investitionen am Standort seit Jahren sukzessive aus –2023 investierte die Branche mit über 3,3 Milliarden Euro fast ein Drittel mehr in Sachanlagen als im Vorjahr. Um all dies leisten zu können, sind pharmazeutische Unternehmen auf Beschäftigte mit einer überdurchschnittlich hohen Qualifikation angewiesen. Dies liegt zum einen an der Spezialisierung der Branche auf hochinnovative, technologisch komplexe Produkte. Zum anderen haben die Unternehmen hohe regulatorische Anforderungen zu erfüllen – etwa bei der Durchführung klinischer Studien oder bei der Qualitätssicherung im Produktionsprozess. Die regulatorischen Vorgaben erfordern ein branchenspezifisches Know-how der Beschäftigten entlang der gesamten Wertschöpfungskette.«
Klaus-Heiner Röhl (2024): Bürokratieentlastungsgesetze: Warum wirken sie nicht wie gewünscht?. IW-Kurzbericht, Nr. 88/2024, Berlin: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Dezember 2024
»Bürokratie wird von den Unternehmen als wachsende Belastung wahrgenommen, während die staatliche Bürokratiemessung diesen Aufwärtstrend nicht zeigt. Die Konstruktion der vier Bürokratieentlastungsgesetze der zurückliegenden 10 Jahre gibt, neben dem Aufwuchs nicht gemessener Bürokratiebestandteile, Hinweise zur Aufklärung dieses Widerspruchs.«
Chiara Nußbaum und Jennifer Potthoff (2024): Influencer – Macht, Marketing und Manipulation. Eine verhaltensethische Analyse der Akteure im Social Media. IW-Report, Nr. 43/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), November 2024
»Die Creator Economy ist eine rasant wachsende Branche, die laut Prognosen in den nächsten Jahren weiter an Einfluss gewinnen und Umsatzsteigerungen erzielen wird. Mit Werbedeals und Kooperationen generieren vor allem Influencer nicht nur hohe Umsätze, sondern haben Macht über Meinungen und Einfluss auf das Konsumverhalten ihrer Follower.«
Lia Musitz (2024): China – ein schwieriger Partner für die deutsche Wirtschaft. Chancen und Herausforderungen der Restrukturierung globaler Wertschöpfungsketten. Working Paper Forschungsförderung Nr. 357, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, November 2024
»De-Risking oder Decoupling? Oder weder noch? Der Umgang mit der Abhängigkeit der deutschen Industrie von China ist Gegenstand vieler Debatten und Strategiepapiere. Die Literaturstudie trägt zentrale Erkenntnisse über den Aufstieg des Landes zur geopolitischen Wirtschaftsmacht, seine Industrie- und Wirtschaftsstrategie und über die wechselseitigen Abhängigkeiten und Verflechtungen der deutschen und der chinesischen Volkswirtschaft zusammen. Eine überraschende Erkenntnis: In zentralen Bereichen ist China abhängiger von Deutschland als umgekehrt. Gleichzeitig stellt das Spannungsfeld zwischen einem autoritären, undemokratischen politischen System und sozio-ökonomischen Zielen, die denen im Westen vergleichbar sind, die internationale Gewerkschaftsbewegung im Umgang mit China vor eine Herausforderung.«
Martin Krzywdzinski (2024): Zwischen Transformation und Krise. Automobilzulieferindustrie in Deutschland im Umbruch. Discussion Paper SP III 2024–301, Berlin: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, November 2024
Gero Kunath et al. (2024): Die Fachkräftesituation in energieintensiven Branchen. IW-Kurzbericht, Nr. 85/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), November 2024
»Deutschlands energieintensive Industrien leiden zunehmend unter Produktionsrückgängen. Ursachen sind gestiegene Energiepreise, internationaler Konkurrenzdruck und Fachkräftemangel. Bisher blieb die Beschäftigung recht stabil, aber es stellt sich die Frage, wie lange ein Personalabbau noch zu verhindern ist.«
Teilgabe-Team (2024): Kooperatives Wirtschaften in der Zivilgesellschaft. Gemeinwohlorientiert, tragfähig und transformativ, Frankfurt/New York: Campus Verlag, 2024
»Sozialunternehmen, Genossenschaften, Bürgergesellschaften und Vereine leisten einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung einer gemeinwohlorientierten Versorgung in allen Lebensbereichen. Der Band untersucht anhand von Fallstudien zu Bürgerenergiegenossenschaften, solidarischer Landwirtschaft, Seniorengenossenschaften sowie Plattform-Kooperativismus, wie derartige Organisationen wirtschaften. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der vergleichenden empirischen Analyse der Verbundstrukturen in den unterschiedlichen Versorgungsbereichen. Im Zuge dessen wird deutlich, wie kooperatives Wirtschaften in der Zivilgesellschaft funktioniert und inwiefern hierdurch Gemeinwohl gefördert wird.«
➔ vgl. dazu auch die Webseite www.teilgabe.net
Veronika Grimm et al. (2024): Wachstum und Klimaschutz vereinen, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, November 2024
»Der Verzicht auf Wirtschaftswachstum führt nicht zu mehr Klimaschutz – ganz im Gegenteil: Eine Deindustrialisierung Deutschlands bzw. der Europäischen Union (EU) würde die Möglichkeiten, zum Klimaschutz beizutragen, erheblich beeinträchtigen. Klimaschutz und Wirtschaftswachstum sollten für den Erfolg der Transformation Hand in Hand gehen. Eine wirksame Klimapolitik gelingt mithilfe geeigneter Rahmenbedingungen, insbesondere einer konsequenten CO₂-Bepreisung, unterstützenden staatlichen Maßnahmen und vor allem durch internationale Zusammenarbeit.«
Janis Kluge (2024): Russlands Wirtschaft am Wendepunkt. Mit dem Ende des russischen Kriegsbooms steigen die wirtschaftlichen Risiken für den Kreml. SWP-Aktuell, Nr. 59. Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), November 2024
»Die Militärausgaben Russlands werden 2025 erneut beträchtlich wachsen. Sowohl die Rüstungsproduktion als auch die Rekrutierung neuer Soldaten erfordern immer größere Anstrengungen. In Teilen der russischen Wirtschaft hat die hohe staatliche Nachfrage in den vergangenen zwei Jahren einen Kriegsboom ausgelöst. Die Einkommen sind stark gestiegen, und es herrscht Aufbruchstimmung. Aufgrund des Arbeitskräftemangels und der westlichen Sanktionen ist das Wirtschaftswachstum im Laufe dieses Jahres jedoch zum Erliegen gekommen, während sich eine hartnäckige Inflation eingestellt hat. Die Zentralbank kämpft mit hohen Zinsen gegen die Preisspirale an, was die Wirtschaft bremst, die Inflation aber noch nicht dämpfen konnte. Mit Blick auf das Jahr 2025 trüben sich die Konjunkturaussichten weiter ein, wodurch Russland krisenanfälliger wird. Neue Sanktionen oder auch ein niedrigerer Ölpreis könnten eine Rezession in Gang setzen.«
Gabriel Felbermayr et al. (2024): US Trade Policy After 2024: What Is at Stake for Europe? Kiel Policy Brief No. 178, Kiel: Kiel Institute for the World Economy, October 2024
Wolf-Peter Schill et al. (2024): Klimaschutz im Straßengüterverkehr: Die Zukunft ist batterieelektrisch, in: DIW Wochenbericht, Nr, 47/2024
»Für den Klimaschutz im Straßengüterverkehr ist eine Antriebswende erforderlich. Hierfür werden neben batterieelektrischen Fahrzeugen auch wasserstoffbasierte Antriebe diskutiert. Zwischenergebnisse eines laufenden Forschungsprojekts zeigen, dass sowohl der Bestand batterieelektrischer Lkw als auch die Zahl verfügbarer Fahrzeugmodelle in Deutschland zuletzt deutlich gewachsen sind, wenn auch von einem sehr niedrigen Niveau aus. Dies ist bei Wasserstoff-Lkws nicht der Fall. Bei der Ladeinfrastruktur sind derzeit zudem erhebliche privatwirtschaftliche Investitionen im Gange. Batterieelektrische Fahrzeuge haben gegenüber Wasserstoff-Lkw weiterhin große Vorteile bei der Energieeffizienz, den absehbaren Energiekosten sowie dem realistisch erwartbaren Beitrag zum Klimaschutz. Der politische Fokus sollte daher klar auf dem Hochlauf batterieelektrischer Lkw in Kombination mit dem Ausbau der Ladeinfrastruktur liegen. Insbesondere sollte die Erweiterung des Schnellladenetzes energisch vorangebracht werden. Um möglichen Herausforderungen insbesondere bei den Netzanschlüssen zu begegnen, könnten ergänzend auch Batteriewechsel- oder Oberleitungssysteme weiter erprobt werden, die technologisch große Schnittmengen mit Batterie-Lkw haben. Darüber hinaus sollten die Energieeffizienz-Vorteile batterieelektrischer Lkw in der Systematik der Treibhausgasminderungsquote berücksichtigt werden.«
American Immigration Council (2024): Mass Deportation: Devastating Costs to America, Its Budget and Economy, Washington, DC, October 2024
Stefan Sauer und Klaus Wohlrabe (2024): Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie im freien Fall? Einschätzungen der Unternehmen im europäischen Vergleich. ifo Schnelldienst digital, Nr. 9/2024
»Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer anhaltenden Schwächephase – verursacht durch kurzfristige konjunkturelle Schwankungen und längerfristige strukturelle Faktoren. Im Verarbeitenden Gewerbe beeinträchtigen hohe Energie- und Produktionskosten die Wettbewerbsfähigkeit. Die Mehrzahl der Industrieunternehmen berichtet in den ifo Konjunkturumfragen von einer verschlechterten Wettbewerbsposition in Deutschland, der Europäischen Union (EU) und weltweit. Dabei fallen in allen Industriebranchen die Bewertungen vor allem für die Auslandsmärkte sehr negativ aus. Ein Vergleich zu den Umfrageergebnissen in anderen europäischen Ländern verdeutlicht das Ausmaß der deutschen Misere. Deutschland bildet zusammen mit Finnland, Belgien und Österreich das Schlusslicht bei der Entwicklung in der jüngsten Vergangenheit. «
Gunther Tichy (2024): Eine saldenmechanische Perspektive auf die Schuldenbremse, in: Wirtschaftsdienst, Heft 11/2024
»Die Schuldenbremse wurde eingeführt um wahltaktische Ausgabenexzesse zu begrenzen und die (Schulden-)Tragfähigkeit zu sichern. Zwar konnte die Schuldenquote gesenkt werden, doch um den Preis eines Investitionsstaus und anhaltender Leistungsbilanzüberschüsse. Ursache sind die im Inland nicht verwertbaren Sparüberschüsse der Haushalte. Übersteigen diese den Kapitalbedarf der Unternehmen, muss zwangsläufig entweder die Verschuldung des Staates oder die des Auslands ansteigen. Folglich führte die Senkung der Schuldenquote in den letzten Jahren zu einer höheren Verschuldung des Auslands. Angesichts der niedrigen Verzinsung dienen höhere Investitionen künftigen Generationen mehr als der niedrigere Schuldenstand.«
Christian Raffer und Maike Rackwitz (2024): Langzeit-Trends bei kommunalen Unternehmen: mehr und komplexere Auslagerungen, in: Wirtschaftsdienst, Heft 11/2024
»Es gibt einen Trend zur Schaffung zusätzlicher öffentlicher Unternehmen auf kommunaler Ebene. Eine Analyse von 34 Städten in Nordrhein-Westfalen geht der Frage nach, was diese Entwicklung erklärt. Welchen Einfluss hat die unterschiedliche Transparenz von Kommunen? Wie wirken sich Charaktereigenschaften von Oberbürgermeister:innen aus? Und welchen Einfluss haben Entschuldungsprogramme?«
Thieß Petersen (2024): Wirtschaftliche Konsequenzen der US-Wahl für Deutschland und Europa, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, 14.11.2024
»Die Wahl des 47. US-Präsidenten im November 2024 wird die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen spätestens ab dem nächsten Jahr spürbar verändern. Die angekündigte Wirtschaftspolitik im Rahmen seiner „America first“-Strategie stellt gerade für exportorientierte Volkswirtschaften wie Deutschland eine erhebliche Herausforderung dar. Zwei Maßnahmen sind dabei besonders relevant: höhere Zölle auf ausländische Produkte und Steuersenkungen für Unternehmen. Beides dürfte das Wirtschaftswachstum der USA zunächst stärken, mittel- und langfristig können jedoch wachstumsdämpfende Effekte überwiegen. Für Deutschland und Europa ist bereits kurzfristig mit negativen wirtschaftlichen Konsequenzen zu rechnen.«
Sara Holzmann et al. (2024): Megatrend-Report #06: Staatsfinanzen im Fokus. Wie Megatrends, Kriege und Krisen den Fiskus herausfordern, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, November 2024
»Das jüngste Scheitern der Ampelkoalition an einer Einigung zu finanzpolitischen Fragen verdeutlicht, dass Deutschland vor einer großen Herausforderung steht: Wie lassen sich dringende Investitionen in die Dekarbonisierung der Volkswirtschaft, die Modernisierung des Standorts und die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands realisieren, ohne die Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen zu gefährden? Diese Frage dürfte die politische Debatte und die Öffentlichkeit auch in der nächsten Legislaturperiode beschäftigen. Um fundierte finanzpolitische Entscheidungen treffen zu können, sind ein umfassendes Lagebild der fiskalischen Entwicklungen und Herausforderungen, eine Analyse der Rolle des Staates bei der Bewältigung der Zukunftsaufgaben, die Abschätzung öffentlicher Ausgabenbedarfe sowie ein Überblick über bestehende Finanzierungsoptionen notwendig.«
Philip Herzer und Gero Kunath (2024): Fachkräftelücken belasten wichtige Wirtschaftszweige, Köln: Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA), November 2024
»Der deutschen Wirtschaft fehlten trotz schwacher Wirtschaftslage im Jahresdurchschnitt 2023/2024 insgesamt mehr als 530.000 qualifizierte Arbeitskräfte. Erstmals werden Fachkräftelücken nicht nur für Berufe, sondern auch für Wirtschaftszweige berechnet. Besonders von Engpässen betroffen sind Unternehmen und Betriebe im Sozial- und Gesundheitswesen, in der Bauwirtschaft, in der öffentlichen Verwaltung sowie im Einzelhandel. Engpässe im Sozial- und Gesundheitswesen können dabei indirekte Rückwirkungen auf den Fachkräftemangel in anderen Berufen haben. Ein knappes Angebot an Dienstleistungen der Daseinsfürsorge muss oft privat aufgefangen werden und zwingt beispielsweise Eltern und Pflegende, ihre Wochenarbeitszeiten zu reduzieren. Auch die Metallindustrie ist von Engpässen betroffen. Trotz Produktionsrückgängen und Beschäftigungsabbau – auch in Folge gestiegener Energiepreise – werden weiterhin dringend Fachkräfte gesucht. Der Fachkräftemangel im Verarbeitenden Gewerbe trägt wiederum dazu bei, dass Schlüsselindustrien der deutschen Wirtschaft nicht ihr volles Produktionspotenzial ausschöpfen können, was die schwache Konjunktur verstärkt.«
Oliver Falck et al. (2024): Kosten der Bürokratie – Reformen dringend geboten, in: ifo Schnelldienst, Nr. 11/2024
»Die bürokratische Last der Unternehmen in Deutschland ist erdrückend. Die Innovation von Geschäftsmodellen, Ideen für besseren Kundenservice, das Erobern neuer Märkte – all diese genuin unternehmerischen Tätigkeiten werden zunehmend verdrängt durch Berichtspflichten und Regulierung. Bürokratie verursacht für Firmen immense Kosten, blockiert Ressourcen und lähmt die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Das im September 2024 vom Bundestag verabschiedete Bürokratieentlastungsgesetz IV trägt den Forderungen der Wirtschaft nach einem Abbau bürokratischer Hürden Rechnung, kann aber nur ein erster Schritt sein. Warum ufert Bürokratie aus? Welche Kosten sind mit überbordender Bürokratie verbunden? Wie kann eine schlanke und ergebnisorientierte Bürokratie geschaffen werden?«
Oliver Falck et al. (2024): Entgangene Wirtschaftsleistung durch hohen Bürokratieaufwand. ifo-Studie im Auftrag der IHK für München und Oberbayern, München, Oktober 2024
»Gesetze und Regelungen gewährleisten in einem Rechtsstaat einen einheitlichen und transparenten Rechtsrahmen. Doch ein Übermaß an Einzelverordnungen wird häufig als Bürokratie und damit als Belastung wahrgenommen. Insbesondere in den letzten Jahren wuchs bei Vertretern der Wirtschaft die Sorge um den Wirtschaftsstandort Deutschland, da der steigende bürokratische Aufwand mit erheblichen zusätzlichen Kosten für Unternehmen einhergeht. Die vorliegende Studie untersucht die gesamtwirtschaftlichen Kosten, die durch hohen Bürokratieaufwand entstehen. Zudem wird beleuchtet, ob und in welchem Ausmaß die Digitalisierung von Verwaltungsprozessen dazu beitragen kann, die wirtschaftlichen Kosten durch Bürokratie zu verringern.«
Katrin Demmelhuber und Daria Schaller (2024): Industriestandort unter Druck: Baden-Württembergs Wirtschaft im Spannungsfeld konjunktureller Herausforderungen, in: ifo Schnelldienst, Nr. 11/2024
»Die deutsche Wirtschaft steht aktuell stark unter Druck. Beim Blick auf die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im ersten Halbjahr 2024 hält Baden-Württemberg im Bundesländervergleich die rote Laterne. Die Unternehmensinsolvenzen nehmen hier zu. Wie steht es um die Konjunktur in Baden-Württemberg? Wie wird sie sich in Zukunft entwickeln? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, untersuchen wir die Wirtschaftsstruktur im Südwesten, die Entwicklung des Geschäftsklimas in Baden-Württemberg im Vergleich zu Deutschland und analysieren die Eignung des ifo Geschäftsklimas als Frühindikator. Zudem geben wir einen Ausblick auf die weitere Entwicklung anhand der Erwartungen baden-württembergischer Unternehmen.«
Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (2024): Versäumnisse angehen, entschlossen modernisieren. Jahresgutachten 2024/25, Wiesbaden, November 2024
Ursula Walther (2024): Europäischer Verbriefungsmarkt. Bereit für einen Neuanfang?, Frankfurt am Main: Deutsche Bank Research, November 2024
Stefan Bach (2024): Solidaritätszuschlag abschaffen, Spitzensteuersätze erhöhen. DIW aktuell, Nr. 98, Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), November 2024
»Am 12. November 2024 verhandelt das Bundesverfassungsgericht eine Verfassungsbeschwerde gegen den Solidaritätszuschlag. Eine Entscheidung wird in den nächsten Monaten erwartet. Finanzpolitisch ist der Zuschlag dreieinhalb Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung kaum noch zu begründen. Zwar bestehen weiterhin vereinigungsbedingte Belastungen des Bundes. Diese können aber mit dem bestehenden Steuer- und Finanzausgleichssystem bewältigt werden. Wenn der Solidaritätszuschlag in den kommenden Jahren reduziert oder abgeschafft wird, sollten Steuersenkungen für Hochverdienende vermieden werden. Steuerentlastungen sollten auf Erwerbstätige mit niedrigen und mittleren Einkommen sowie auf Unternehmen konzentriert werden. Daher sollte der Solidaritätszuschlag bei Hochverdienenden in den Einkommensteuertarif integriert werden.«
Christoph Schult (2024): Analyse der Effekte des Atomausstiegs auf die deutschen Großhandelsstrompreise 2023, in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 3/2024
»Seit dem Atomausstieg am 15. April 2023 sind die Großhandelsstrompreise in Deutschland deutlich gesunken. Innerhalb des deutschen Merit-Order-Systems galten Atomkraftwerke als die kostengünstigste Form der Stromerzeugung. Hätten die Atomkraftwerke weiterbetrieben werden können, wären die Großhandelsstrompreise für den Zeitraum vom 16. April 2023 bis zum 31. Dezember 2023 voraussichtlich um 1% bis 8% niedriger gewesen. Insbesondere im Oktober hätte der Weiterbetrieb der Atomkraftwerke die Großhandelsstrompreise gesenkt, vor allem in Zeiten hoher Stromnachfrage und geringer Verfügbarkeit erneuerbarer Energien.«
Michael Grömling (2024): Intensitäten von Konjunkturkrisen im Vergleich, in: IW-Trends, Nr. 4/2024, S. 3-28
»Die deutsche Wirtschaft stagniert im Jahr 2024 und verharrt mit ihrer Wirtschaftsleistung auf dem Stand des Jahres 2019. Der Außenhandel leidet unter geopolitischen Konflikten und der dadurch gedämpften Weltwirtschaft. Im Inland herrscht eine Investitionskrise und Kostenschocks haben die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie geschwächt. In diesem Beitrag wird die aktuelle Wirtschaftslage in Deutschland in den Kontext vorhergehender Krisen seit 1991 eingeordnet. Auf Basis eines einfachen Konzepts wird die ökonomische Intensität dieser Krisen vermessen. Aus einer Gegenüberstellung von tatsächlichem Konjunkturverlauf und dem Wachstumspfad können für die Gesamtwirtschaft und die Industrie die konjunkturellen „Unterwasser“-Zeiten bestimmt werden. Dieses Verfahren bietet sich auch für ein regelmäßiges Konjunktur- und Krisenmonitoring an. Hinsichtlich der Tiefe hat die aktuelle gesamtwirtschaftliche Problemlage aus Pandemie und geopolitischen Verwerfungen bereits das Niveau aller drei vorhergehenden Krisen zum Teil erheblich übertroffen. Was die Dauer und das finale Belastungsniveau angeht, ist jedoch abzuwarten, wie lange die aktuelle Krise anhalten wird.«
Jürgen Matthes et al. (2024): US Inflation Reduction Act. Überschaubare Auswirkungen auf Deutschland. IW-Kurzbericht, Nr. 83/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), November 2024
»Eine erste Bilanz der Wirkungen des oft gescholtenen US Inflation Reduction Act (IRA) zeigt: Auch wenn es noch zu früh ist für klare Urteile, sprechen viele Argumente und die bislang verfügbaren Zahlen dafür, dass der IRA deutsche Exporte eher fördert, statt ihnen zu schaden. Auch die große Sorge vor Standortverlagerungen wegen des IRA lässt sich bislang nicht belegen.«
Yu Wang et al. (2024): A New Phase of Globalization: Debunking Myths in the Era of Industrial Policy, Munic: Roland Berger, October 2024
»The narrative of „deglobalization“ oversimplifies the complexities of the current global economic landscape. While traditional indicators such as trade openness and FDI may suggest a slowdown, a deeper analysis reveals that globalization is evolving rather than retreating. The surge in greenfield investments and trade growth with connector countries, particularly in sectors shaped by geopolitical tensions, techno-nationalism, and the green transition, point to the emergence of more intricate and regionally diverse global value chains.«
Prognos (2024): Beschäftigungsperspektiven in der Automobilindustrie. Im Auftrag des Verbands der Automobilindustrie e. V. (VDA), Berlin: Prognos AG, Oktober 2024
Hardy Ostry und Jan Bösche (2024): Money Makes the Vote Go Round? Die Rolle der Spenden-Dollar im US-Wahlkampf, Washington D.C.: Konrad-Adenauer-Stiftung, Oktober 2024
»Der Wahlkampf in den USA geht in die Zielgerade: Welche Kandidatur die Nase vorn hat, wird nicht nur an Umfragen gemessen, sondern auch an Spendeneinnahmen. Die Parteien in den USA sind darauf angewiesen, dass Bürger und Unternehmen ihre Arbeit mit Spenden unterstützen. Dabei geht es um Milliarden-Dollar-Summen, um Einfluss – aber nicht immer um Erfolg. Der letzte Wahlkampf 2020 hatte diesbezüglich bereits einen neuen Rekord aufgestellt: 14,4 Milliarden US-Dollar wurden für Präsidentschafts- und Kongresswahlen ausgegeben und damit doppelt so viel wie 2016.«
Uwe Cantner et al. (2024): Wohlstand nachhaltig sichern. Erfolgreicher Strukturwandel durch klimaneutrale Industrialisierung, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, Oktober 2024
»Wie gelingt der allgemein gewünschte Strukturwandel hin zu klimaneutralen Industrien? Der Weg dorthin kann sich von Bundesland zu Bundesland erheblich unterscheiden: Länder mit bestehenden Industrien müssen größere Mengen sauberer Energie bereitstellen, während besonders Bundesländer im Norden bereits mehr als ausreichend sauberen Strom produzieren, jedoch nicht genügend industrielle Abnehmer dafür haben. In unserer Studie blicken die Autoren beispielhaft vor allem auf Schleswig-Holstein.«
Edmund Terence Gomez und Denis Suarsana (2024): Der wirtschaftliche Wettlauf in Südostasien – und warum Europa zurückfällt, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, Oktober 2024
»Im aufstrebenden Südostasien kämpfen globale Wirtschaftsmächte um Einfluss. Während China, die USA und Japan sich in der Region strategisch neu aufgestellt haben, droht Europa den Anschluss zu verlieren. Die drei Staaten vereint, dass sie unterschiedliche Kooperationsmodelle zwischen Regierung und Wirtschaft als umfassende Strategie einsetzen, um den Markteintritt ihrer Unternehmen in Südostasien zu unterstützen. Europa sollte aus den Strategieanpassungen seiner Konkurrenten lernen und dabei politische Maßnahmen und die Interessen europäischer Unternehmen in der Region stärker zusammenführen.«
Matthias C. Kettemann und Martin Müller (2024): Das neue Digitalrecht der EU im Praxistest. Welche Herausforderungen warten bei der Umsetzung?, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, Oktober 2024
»2024 erfuhr das europäische Digitalrecht ein substanzielles Update: Neue Regeln für Dienste und Märkte, künstliche Intelligenz (KI) und Daten verändern die Beziehungen zwischen Onlinediensten, Staaten und Nutzenden grundlegend. Unternehmen müssen nun zahlreiche Rechts- und Compliance-Pflichten erfüllen. In der Gesamtschau bringt das den Staaten mehr Einfluss und den Nutzenden ein bedeutendes Plus beim Rechtsschutz – zunächst allerdings nur auf dem Papier. Erst in der Praxis wird sich zeigen, ob das EU-Digitalpaket wirklich ein neues „Grundgesetz“ für das Internet ist. Damit die Gesetze ihre Wirkung entfalten können, muss die behördliche „Durchsetzungsmacht“ gestärkt werden, auch durch die Nutzung neuer innovativer Instrumente. Um verantwortliches Handeln sicherzustellen, müssen Plattformen zudem transparent mit Daten umgehen. Insbesondere der Datenzugang für Forschende ist hier zentral.«
Melinda Fremerey et al. (2024): Zwischen Schuldentragfähigkeit und Investitionsbedarf. Vergleich und Anpassungsbedarf europäischer und deutscher Fiskalregeln. IW-Policy Paper, Nr. 11/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Oktober 2024
»Über die letzten 30 Jahre hat sich in der Europäischen Union (EU) ein komplexes Geflecht an nationalen und supranationalen Fiskalregeln mit dem Ziel nachhaltiger öffentlicher Finanzen herausgebildet. Derweil haben die staatlichen Maßnahmen zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie und des russischen Angriffskriegs in der Ukraine die Staatsschulden in einigen Mitgliedstaaten erheblich ansteigen lassen. Mit dem Inkrafttreten der reformierten europäischen Fiskalregeln in diesem Frühjahr ergibt sich ein erhöhter Handlungsdruck für die nationalen Haushaltsverhandlungen; zumal nun auch stärker mittelfristige Risiken, wie demografisch bedingte Kosten, in der Schuldentragfähigkeitsanalyse der Europäischen Kommission berücksichtigt werden. Dies ist prinzipiell zu begrüßen. Diskussionswürdig sind dabei zwei Aspekte: Erstens kann der Grenzwert für den Schuldenstand von 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) mit Blick auf die anstehende Transformation zu Fehlsteuerungen führen; eine Investitionsklausel gibt es nicht. Zweitens sind die Annahmen in Teilen sehr strikt. So ist zwar die Annahme einer konstanten Fiskalpolitik mit Blick auf die Handhabbarkeit der Simulationsrechnungen nachvollziehbar. Zudem kann dadurch die politische Notwendigkeit für Fiskalreformen offengelegt werden. Jedoch kann dies im Ergebnis auch dazu führen, dass der Pfad der Nettoprimärausgaben eher flach, also mit hohen Risikoabschlägen, angesetzt wird. Gleichzeitig erfordert die Transformation erhebliche Investitionen. In Deutschland verschärft sich diese Lage durch den Investitionsstau, der die Attraktivität des Standorts schmälert. Die strenge Regelung der Schuldenbremse setzt dem Bund und den Ländern derzeit enge Grenzen, um diesen Bedarf zu erfüllen.«
Thomas Obst et al. (2024): Was droht den transatlantischen Handelsbeziehungen unter Trump 2.0? Von Zollerhöhungen und Vergeltungsmaßnahmen. IW-Report, Nr. 42/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Oktober 2024
Werner Plumpe und Dominik H. Enste (2024): Was uns Krisen lehren – und was nicht. Eine historische Perspektive auf wirtschaftliche Umbrüche, München: Roman Herzog Institut, Oktober 2024
Vera Demary et al. (2024): Herausforderungen der Transformation für die Unternehmen in Deutschland, in: IW-Trends, Nr. 3/2024
»Die deutsche Volkswirtschaft steht vor großen Herausforderungen, die durch den Krieg in der Ukraine, die Konflikte im Nahen Osten, die Energiepreiskrise und geopolitische Unsicherheiten verstärkt werden. Besonders prägend sind die vier großen Trends Digitalisierung, Dekarbonisierung, Demografie und Deglobalisierung (4D), die eine Transformation der Unternehmen erfordern.«
Andreas Fischer (2024): Renewables Pull. Zieht die Grundstoffindustrie Sonne und Wind hinterher?. IW-Kurzbericht, Nr. 82/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Oktober 2024
»In der Debatte um die fehlende Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands als Industriestandort spielen hohe Energiekosten eine wichtige Rolle. Perspektivisch erscheinen daher Standorte mit einer hohen Verfügbarkeit an grüner und günstiger Energie besonders attraktiv für die energieintensive Grundstoffproduktion. Der Begriff „Renewables Pull“ beschreibt den Sogeffekt von Standorten, an denen aufgrund günstiger Umweltbedingungen – oder auch Rahmenbedingungen – erneuerbare Energien in großem Umfang und zu günstigen Preisen zur Verfügung stehen. Es ist zu erwarten, dass die Bedeutung dieses Effekts für die Industrie zukünftig zunimmt. Erstens spielen die Energiekosten bereits eine wichtige Rolle bei Investitionsentscheidungen und zweitens ist insbesondere von einer steigenden Nachfrage nach klimafreundlichen Produkten auszugehen.«
Holger Schäfer et al. (2024): Produktivität und Viertagewoche bei vollem Lohnausgleich. Erkenntnisse aus drei Pilotstudien weltweit sowie Produktivitätstrends in Deutschland. Gutachten im Auftrag von Gesamtmetall – Die Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Oktober 2024
Sebastian Dullien et al. (2024): US-Wahlen: Trumps Zollpläne würden auch deutsche Wirtschaft empfindlich treffen. IMK-Kommentar Nr. 12, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Oktober 2024
»Sollte Donald Trump ein zweites Mal zum US-Präsidenten gewählt werden und zusätzliche Zölle in dem Umfang verhängen, wie im Wahlkampf angekündigt, drohen massive Auswirkungen nicht nur für die US- und die Weltwirtschaft. Auch die deutsche Wirtschaft würde empfindlich getroffen werden. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt könnte in den ersten Jahren nach Einführung des Zolls dadurch gut ein Prozent niedriger ausfallen als ohne eine solche Zolleskalation. Das ergeben aktuelle Simulationen des IMK. Studien anderer Institutionen kommen zu ähnlichen Ergebnissen.«
Gökhan Ider et al. (2024): Geldpolitik in Zeiten der Energiepreiskrise: EZB hätte Inflation frühzeitiger eindämmen können, in: DIW Wochenbericht, Nr. 42/2024
»In der Zeit nach der Corona-Pandemie sah sich die Europäische Zentralbank (EZB) einem beispiellosen Anstieg der Energiepreise gegenüber. Dieser führte zu einer Konsumentenpreisinflation im Euroraum von zeitweise über zehn Prozent, weit über dem EZB-Inflationsziel von zwei Prozent. Gleichzeitig war die Wirtschaft im Euroraum von einer Rezession bedroht, was einen Zielkonflikt zwischen Konjunkturstabilisierung und Inflationsbekämpfung erzeugte. Berechnungen zeigen, dass die geldpolitische Strategie der EZB, die Zinsen niedrig zu lassen, zwar die konjunkturelle Lage verbesserte, aber den Energiepreisanstieg verschlimmerte. Die empirische Analyse belegt, dass eine Zinserhöhung zu Beginn der Energiekrise die Inflation besser stabilisiert hätte. Eine straffere Geldpolitik hätte die Energienachfrage gedämpft und den Euro aufgewertet, wodurch die Energiepreise schneller gesunken wären. Der Euroraum hätte zwar eine kurzlebige Rezession durchlaufen, aber die gesamtwirtschaftliche Lage hätte sich bereits im vierten Quartal 2023 stabilisiert. Gäbe es im Euroraum eine Kapitalmarkt- und Fiskalunion, hätte die EZB ihrem Mandat der Preisstabilität möglicherweise besser folgen können.«
Stefan Bach et al. (2024): CO2-Bepreisung: Klimaprämie zügig einführen, bei höheren Einkommen abschmelzen, in: DIW Wochenbericht, Nr. 42/2024
»Mit der Überführung des nationalen Emissionshandels in den europäischen Emissionshandel (EU-ETS2) ab 2027 dürften die Endverbrauchspreise für fossile Kraft- und Heizstoffe deutlich steigen. Dies trifft einkommensschwache Haushalte stärker, da sie einen größeren Anteil ihres Einkommens für Energie ausgeben als einkommensstarke Haushalte. Bereits bestehende Entlastungen bei Grundsicherung und Wohngeld oder Förderprogramme erreichen diese Gruppen nur teilweise. Eine automatische und unbürokratisch ausgezahlte Klimaprämie an alle Einwohnenden mildert übermäßige Belastungswirkungen der CO2-Bepreisung weitgehend ab. Verbleibende Belastungen bei „vulnerablen“ Haushalten mit hohem Energieverbrauch und niedrigen Einkommen erfordern aber zusätzliche Hilfen und Förderprogramme. Diese könnten finanziert werden, wenn Besser- und Hochverdienende keine Klimaprämie erhalten würden. Diese sind weniger stark von der CO2-Bepreisung betroffen und haben zumeist mehr Möglichkeiten, ihren fossilen Energieverbrauch zu reduzieren. Daher sollte die Klimaprämie an alle Haushalte ausgezahlt werden, aber bei Besser- und Hochverdienenden unbürokratisch im Rahmen von Lohn- und Einkommensteuer abgeschmolzen werden.«
Tom Krebs (2024): Industriepolitische Zeitenwende. Das Fundament eines neuen Wirtschaftsbooms, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, Oktober 2024
Charlotte Bartels et al. (2024): Historische Erbschaftsregeln für Land prägen noch heute die Wirtschaft, in: DIW Wochenbericht, Nr. 39/2024
»Noch heute wirken in Deutschland die verschiedenen erbrechtlichen Bräuche und Regelungen nach, die im 19. Jahrhundert die Weitergabe von landwirtschaftlichem Grundbesitz an die folgende Generation bestimmten. Eine ökonometrische Analyse zeigt, dass die gleichmäßigere Verteilung von landwirtschaftlichem Grundbesitz in Deutschland langfristig zu höherem regionalem Wachstum geführt hat. Ein gleichmäßigerer Zugang zu Land und dem daraus resultierenden Einkommen gab in den Gebieten mit gleicher Erbschaftsteilung unter den Geschwistern (Realteilung) mehr Menschen die Möglichkeit, unternehmerisch tätig zu werden, im Vergleich zu Gebieten, wo nur das erstgeborene Kind erbte (Anerbenrecht). Diese unternehmerische Tätigkeit bildete während der Transformation zur Industriegesellschaft den Nährboden für den heutigen innovativen Mittelstand. Bis heute gibt es in den Realteilungsgebieten mehr Unternehmen und ökonomischen Wohlstand. Diese Unternehmen sind im Durchschnitt kleiner, aber produktiver als Unternehmen in Gebieten mit historischem Anerbenrecht. Langfristig erwies sich die Realteilung als eine wichtige Institution für inklusives Wirtschaftswachstum.«
Jasmina Kirchhoff et al. (2024): Fachkräftemangel: Hemmschuh für den Pharmastandort Deutschland. Status quo und Potenziale der Fachkräftesicherung in der Pharmaindustrie, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Oktober 2024
»Der Fachkräftemangel setzt Unternehmen branchenübergreifend zunehmend unter Druck. Die Stellenbesetzungsschwierigkeiten belasten dabei jede Branche individuell. Das vorliegende Gutachten analysiert auf Basis einer Sonderauswertung der IW-Fachkräftedatenbank erstmals die branchenspezifische Engpasssituation der pharmazeutischen Industrie in Deutschland.«
Hubertus Bardt (2024): Weltraumwirtschaft wächst. IW-Kurzbericht, Nr. 75/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Oktober 2024
»Nach mehr als einem halben Jahrhundert nimmt der Mensch den Mond wieder ins Visier. Während die bemannte Raumfahrt im öffentlichen Interesse steht, haben Satelliten wirtschaftlich immer größere Bedeutung gewonnen. Sie werden militärisch, wissenschaftlich oder kommerziell eingesetzt und erfüllen Beobachtungs- und Kommunikationsaufgaben. Der Umsatz der nicht-staatlichen Weltraumwirtschaft liegt global bei 285 Milliarden Euro. Die private unbemannte Weltraumwirtschaft ist zwischen 2013 und 2023 um 54 Milliarden Euro oder 23 Prozent angestiegen. Besonders stark war das Wachstum der Fernerkundungsdienste. Satellitentechnologie ist bedeutend für zahlreiche Anwendungen wie Landwirtschaft, Logistik und GPS. Für die Zukunft wird ein weiteres deutliches Wachstum erwartet. Die Raumfahrt hat sich von einem Nischenthema zu einem wirtschaftlich bedeutenden Sektor entwickelt.«
Klaus-Heiner Röhl (2024): Mid Caps und große Familienunternehmen. Stärken, Schwächen und Herausforderungen des großen Unternehmensmittelstands in Deutschland. IW-Analyse, Nr. 157, Berlin: Institut der deutschen Wortschaft (IW), Oktober 2024
»Der große Mittelstand besitzt in der deutschen Wirtschaftsstruktur eine herausragende Rolle. Hierbei handelt es sich um Unternehmen ab 250 Beschäftigten, die damit gegenüber kleinen und mittleren Unternehmen eine größere Belegschaft aufweisen, aber anders als Großunternehmen und Konzerne weniger als 3.000 Beschäftigte haben. Insgesamt gibt es rund 16.400 dieser auch als Mid Caps bezeichneten Unternehmen, die fast 10,4 Millionen Menschen beschäftigen. Seit 2003 ist ihre Anzahl kräftig gewachsen. Viele der großen Mittelständler sind Familienunternehmen, die eine hohe Bedeutung für ihre jeweilige Heimatregion aufweisen. Zum großen Mittelstand zählen auch die Hidden Champions, die global tätig sind und in ihrer jeweiligen Branche zu den Weltmarktführern zählen, obwohl sie keine Konzerne sind. Trotz dieser starken Stellung des deutschen großen Mittelstands sehen sich die Unternehmen mit zunehmenden Problemen konfrontiert. Das Wachstum ist seit der Coronapandemie zum Erliegen gekommen, die deutsche Position auf dem Weltmarkt erodiert langsam. Der Energiepreissprung nach dem russischen Angriff auf die Ukraine traf viele Mid Caps in der Industrie.«
Hubertus Bardt (2024): Verteidigungswirtschaft. Industriepolitik statt „Kriegswirtschaft”. IW-Policy Paper, Nr. 10/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Oktober 2024
Melanie Arntz et al. (2024): Digitale Transformation auf Sparflamme: Weniger 4.0-Investitionen in der Pandemie, Mannheim: ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, Oktober 2024
»Während der Covid-19-Pandemie kam es entgegen der öffentlich herrschenden Meinung zu keiner Beschleunigung der digitalen Transformation in Deutschland. Das zeigen Ergebnisse der neuen Betriebsbefragung „Arbeitswelt 4.0“ vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dem Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), dem Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (LISER) sowie dem Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA). Zwar führten Betriebe verstärkt Technologien ein, die es den Beschäftigten ermöglichten, ihre Arbeit im Homeoffice zu erledigen, allerdings gingen diese Investitionen in Kommunikations- und Kollaborationstechnologien zu Lasten von Investitionen in andere fortschrittliche digitale Technologien (4.0-Technologien). Somit reagierten Betriebe auf die Pandemie mit einer Umschichtung von Investitionen, nicht aber mit einer Steigerung. Insbesondere größere Investitionsvorhaben wurden verschoben oder ganz aufgegeben. Insgesamt verlangsamte die Pandemie die Einführung dieser Technologien. Für die Betriebe zahlte sich dies kurzfristig aus: Investitionen in Technologien zur Unterstützung von Homeoffice halfen, negative Beschäftigungseffekte der Pandemie abzumildern. Längerfristig kann sich der Aufschub von 4.0-Investitionen jedoch negativ auf die Produktivität auswirken und trägt damit möglicherweise zum aktuell schwachen Produktivitätswachstum in Deutschland bei.«
Bernhard Boockmann et al. (2024): Arbeitskräftepotenziale in Deutschland besser ausschöpfen. 60 Handlungsempfehlungen für Verwaltung, Politik und Praxis, München: Stiftung Familienunternehmen, September 2024
»Deutschland verfügt über enorme, bislang ungenutzte Arbeitskräftepotenziale. Große Reserven bestehen noch bei der Erwerbsbeteiligung der über 50- bis 70-Jährigen, den Menschen ohne Berufsabschluss und den in Deutschland lebenden Zugewanderten. Auch bei den teilzeitbeschäftigten Frauen ohne betreuungspflichtige Kinder gibt es besonders viel Potenzial.«
Ronald Bachmann et al. (2024): Disentangling the Greening of the Labour Market: The Role of Changing Occupations and Worker Flows. IAB Discussion Paper, No. 12/2024, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), September 2024
»In diesem Papier untersuchen wir die Entwicklung der ökologischen Transformation auf dem deutschen Arbeitsmarkt zwischen 2012 und 2022. Wir zeigen zunächst, dass dieses sowohl durch eine Zunahme umwelt- bzw. klimaschutzbezogener beruflicher Tätigkeiten als auch durch einen Rückgang von umwelt-/klimaschädlichen Tätigkeiten erfolgt. Darüber hinaus ist diese Veränderung innerhalb von Berufen im Laufe der Zeit („Within-Effekt“) mindestens ebenso wichtig für die Gesamttransformation der Beschäftigung wie die Verschiebung von Beschäftigungsanteilen zwischen Berufen („Between-Effekt“). Zweitens zeigen wir, welche Berufe und welche Aufgabentypen („brown“ oder „green“) am meisten zum Whithin-Effekt beitragen und welche Beschäftigtenflüsse hauptsächlich für den Between-Effekt verantwortlich sind. Drittens untersuchen wir die Folgen der ökologischen Transformation der Beschäftigung auf individueller Ebene. Wir stellen fest, dass die Beschäftigungsaussichten von Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit und gering qualifizierten Beschäftigten am stärksten durch die ökologische Transformation gefährdet sind, was wiederum bestehende Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt verstärken kann.«
Jürgen Matthes (2024): Chinas Wechselkurs. Höchste Zeit für eine Aufwertung gegenüber dem Euro. IW-Kurzbericht, Nr. 73/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), September 2024
»Das Defizit im deutschen Warenhandel mit China ist seit Anfang 2020 stark gestiegen. Dabei spielen auch Preis- und Wechselkurseffekte eine Rolle. Obwohl die Erzeugerpreise in dieser Phase in Deutschland sehr viel stärker als in China gestiegen sind, hat der chinesische Yuan gegenüber dem Euro bis Mitte 2024 sogar leicht abgewertet, statt kräftig aufzuwerten. So kam es zu einer noch sehr viel stärkeren realen Abwertung des Yuan um über 25 Prozent. Die deutsche Politik sollte China daher mit Nachdruck dazu drängen, den Yuan gegenüber dem Euro deutlich aufzuwerten.«
Gero Kunath (2024): Chinas Inlandsnachfrage leidet an Long COVID. IW-Kurzbericht, Nr. 72/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), September 2024
»Der erhoffte wirtschaftliche Aufschwung nach der Corona-Pandemie blieb in China bisher hinter den Erwartungen zurück. Ein Grund dafür ist die schwache Inlandsnachfrage. Vor allem die strikte Null-COVID-Politik hat die chinesische Bevölkerung tief verunsichert und die Konsumlaune einbrechen lassen. Eine baldige Erholung ist nicht in Sicht.«
Das „Herbstgutachten 2024“ wurde veröffentlicht:
Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose (2024): Deutsche Wirtschaft im Umbruch – Konjunktur und Wachstum schwach. Gemeinschaftsdiagnose #2-2024, Berlin, September 2024
➔ zum Vergleich das „Frühjahrsgutachten 2024“: Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose (2024): Deutsche Wirtschaft kränkelt – Reform der Schuldenbremse kein Allheilmittel. Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr 2024, Kiel, März 2024
Pekka Sagner und Michael Voigtländer (2024): Auswirkungen einer Greunderwerbsteuersenkung auf die Neubaunachfrage. Gutachten im Auftrag von Bauwirtschaft Baden-Württemberg, Landesverband Bayerischer Bauinnungen, Baugewerbe-Verband Niedersachsen, Bauverbände NRW und Zentralverband Deutsches Baugewerbe, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), September 2024
»Die Grunderwerbsteuer steht bereits seit langem in der Kritik, da sie insbesondere im Wohnungsbau kumulative Effekte auslöst und die Wohneigentumsbildung beeinträchtigt. In diesem Gutachten wird die Grunderwerbsteuer fiskalisch und ökonomisch eingeordnet und es werden die Potenziale einer Absenkung der Grunderwerbsteuer mit Hilfe eines Difference-in-Differences-Ansatzes geschätzt.«
Thomas Puls (2024): Die Automobilindustrie im Jahr 2024. Globale Trends stellen das erfolgreiche Geschäftsmodell der deutschen Autoindustrie vor Herausforderungen. IW-Report, Nr. 38/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), September 2024
»Seit dem Jahrtausendwechsel hat sich das Epizentrum der globalen Autoindustrie nach Asien verschoben. Praktisch das gesamte Wachstum fand in Asien und insbesondere in China statt. Im Jahr 2023 wurden fast 60 Prozent aller Kraftfahrzeuge weltweit in Asien gebaut und fast 50 Prozent dort verkauft. Die Autoindustrie am Standort Deutschland konnte aber anders als die Konkurrenz in Westeuropa hiervon profitieren. Zwischen den Jahren 2000 und 2017 wuchs die Produktion in Deutschland deutlich. Grundlage hierfür war das besondere Geschäftsmodell der deutschen Autoindustrie. Dieses basierte auf zwei Säulen: zum einen auf der aktiven Globalisierung von Produktion und Absatz und zum anderen auf der Dominanz im Premiumsegment. Diese Strategie ermöglichte es hochpreisige Fahrzeuge am Standort Deutschland für den Weltmarkt zu fertigen und zu exportieren. Tatsächlich wurden gut 75 Prozent der im Jahr 2023 in Deutschland gebauten Autos exportiert, davon etwa 40 Prozent interkontinental. Doch dieses erfolgreiche Geschäftsmodell ist ins Wanken geraten, was zu erheblichen Produktionsverlusten ab dem Jahr 2018 führte. Im Jahr 2023 lag die Gesamtproduktion von Pkw am Standort Deutschland in etwa auf dem Niveau von 1985, der Export auf dem Niveau von 1998. Die größte Gefahr stellt dabei nicht der Technologiewandel hin zum elektrifizierten Antriebsstrang dar. Schwerer wiegt die Bedrohung beider Säulen des Geschäftsmodells der deutschen Autoindustrie. Deutschland war im Jahr 2023 nach China der größte Produzent von Elektrofahrzeugen mit knappem Vorsprung vor den USA. Ohne die Fertigung von Elektroautos läge die Produktion am Standort Deutschland in etwa auf dem Niveau von 1966. Die im Vergleich zu allen anderen Standorten mit Ausnahme von China bereits recht weitgehende Umstellung der Produktion darf aber nicht den Blick darauf verstellen, dass der Technologiewandel die Tür für neue Herausforderer aufgestoßen hat. Diese haben damit begonnen, die deutsche Autoindustrie in ihren zentralen Märkten zu attackieren – und das durchaus mit Erfolg. So werden die deutschen Hersteller, insbesondere in China, von neuen Wettbewerbern mit Elektroautos unter Druck gesetzt, die auch auf das Premiumsegment abzielen. Damit verlieren die deutschen Hersteller derzeit spürbar Absatzvolumina im wichtigsten Absatzmarkt. Dies geht auch zu Lasten des exportstarken Standorts Deutschland. Hinzu kommt ein Trend zur Deglobalisierung. Protektionistische Maßnahmen gegen den Import von Fahrzeugen haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen: für den vom Export abhängigen Standort Deutschland eine schlechte Nachricht. In Summe bedeuten die auf globaler Ebene angestoßenen Entwicklungen, dass die Autoindustrie am Standort Deutschland mittelfristig eher schrumpfen als wachsen wird.«
Sarah Pierenkemper et al. (2024): Unverzichtbar für die deutsche Wirtschaft: Zwei Millionen ausländische Fachkräfte in Engpassberufen. IW-Kurzbericht, Nr. 71/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), September 2024
»In vielen Berufen mit Besetzungsschwierigkeiten sind internationale Fachkräfte ein wichtiger Teil der Belegschaft. Zuletzt waren gut 2 Millionen ausländische Fachkräfte in solchen Engpassberufen beschäftigt. Angesichts des demografischen Wandels wird ihre Bedeutung am Arbeitsmarkt und damit für die Wirtschaft weiter zunehmen.«
Kurt Vandale (2024): Inevitable, vulnerable, unprofitable: an inquiry into food delivery platforms in Europe, Brussels: European Trade Union Institute (ETUI), 2024
»App-based food delivery platforms risk hubris in their high-flying promises on business performance. As loss-making platforms, they can still count on (venture) capital investors keeping them alive, but the question is to what extent the latter will remain patient over the losses. Based on a scrutiny of business reports in conjunction with secondary research, this ETUI Working Paper maps and comparatively analyses three international operating platforms – Delivery Hero, as one of the largest platforms; Just Eat Takeaway; and the much smaller Deliveroo. In respect of each one of these, food delivery service has an almost inevitable embeddedness in urban economies today. Platforms’ business model is partly based on network effects, meaning that the value of the food delivery service increases when more restaurants are offering food, more couriers are engaged in the delivery job and more customers are using the service. Those network effects are vulnerable as they can be challenged by courier associations and trade unions. Furthermore, platforms are under-delivering by traditional business benchmarks and they are unprofitable up to now, although performance indicators show progress over time. Funding from shareholder equity or debt financing is nevertheless still vital in today’s changed investment climate.«
Stormy-Annika Mildner et al. (2024): Präsidentschaftswahl in den USA – Konsequenzen für Deutschland und Europa, in: ifo Schnelldienst, Nr. 9/2024
»Am 5. November 2024 entscheidet sich, welchen Präsidenten bzw. welche Präsidentin die US-Amerikaner*innen wählen: Donald Trump oder Kamala Harris. Das Wahlergebnis könnte den Kurs der USA in mehreren Bereichen ändern, die weitreichende Folgen für die Weltwirtschaft haben, darunter Außenpolitik, Sicherheit und Klimapolitik. Für Deutschland und die EU steht viel auf dem Spiel. Die Wirtschaftsverflechtungen zwischen den USA und der EU sind sehr tiefgreifend, nicht nur aufgrund der engen Handelsbeziehungen, sondern auch aufgrund der Bedeutung der USA als geopolitischer Akteur und ihrer maßgeblichen Rolle in Fragen der Außenpolitik, Klimapolitik oder Verteidigung. Welche Bilanz kann nach vier Jahren Biden gezogen werden? Welche Konsequenzen hätte das Wahlergebnis für Deutschland und die EU? Womit müssen Deutschland und Europa rechnen, wenn Trump gewinnt?«
Oliver Falck et al. (2024): Künstliche Intelligenz – wie Unternehmen sie nutzen und was sie noch daran hindert, in: ifo Schnelldienst, Nr. 9/2024
»Der Künstlichen Intelligenz (KI) wird ein großes Potenzial als Schlüsseltechnologie zugeschrieben. Dieses Potenzial wird in Deutschland und der EU allerdings noch nicht ausgeschöpft, wie die Auswertung der Eurostat-Daten zur KI-Nutzung in Unternehmen von 2023 zeigt. Die Anwendung von KI konzentriert sich noch auf wenige Branchen sowie auf große Unternehmen. Was die KI-Technologien angeht, so werden vor allem Text Mining und KI-basierte Prozessautomatisierung eingesetzt, und dies hauptsächlich in den Bereichen Marketing, Produktion und IT-Sicherheit. Die KI wird dabei meistens eingekauft; in nur wenigen Branchen entwickeln Unternehmen sie selbst. Unternehmen, die darüber nachdenken, KI zu nutzen, aber noch zögern, sehen hauptsächlich mangelnde Expertise sowie hohe Kosten als Hindernis. Daneben sind insbesondere für deutsche Unternehmen die Sorge bezüglich des Datenschutzes oder der Datenverfügbarkeit sowie die Unsicherheit hinsichtlich möglicher rechtlicher Konsequenzen bedeutende Hindernisse.«
Simon Krause et al. (2024): Homeoffice und die Zukunft der Büros: Flexibilisierung, Reduzierung und Umnutzungspotenzial, in: ifo Schnelldienst, Nr. 9/2024
»Die Etablierung von Homeoffice und hybriden Arbeitsmodellen veranlasst Unternehmen, ihre Bürokonzepte anzupassen, und hat damit erhebliche Auswirkungen auf den Büromarkt. Unsere Studie zeigt, dass Unternehmen ihre Flächen verkleinern, auf Desksharing setzen und Besprechungs- sowie Sozialräume ausbauen. Große Dienstleistungsunternehmen, die den Großteil der Bürofläche nutzen, sind dabei besonders aktiv, indem sie in moderne Standorte investieren, ihre Büroausstattung modernisieren und die IT-Infrastruktur verbessern. Fast jedes zweite dieser Unternehmen flexibilisiert die Büronutzung und verbessert die Ausstattung, ein Fünftel wechselt sogar mindestens einen Bürostandort. Angesichts des sinkenden Büroflächenbedarfs untersuchen wir Nachnutzungs- und Konversionspotenziale von Büroflächen, insbesondere die Umnutzung leerstehender Bürogebäude zu dringend benötigtem Wohnraum. Das technische und baurechtliche Potenzial für diese Umnutzungen liegt bei etwa 30%. Bezogen auf den aktuellen Leerstand zuzüglich des erwarteten Nachfragerückgangs wegen Homeoffice besteht in den Top-7-Städten (Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart, Düsseldorf) ein mittelfristiges Umnutzungspotenzial von 5,8 Mio. m2 Bürofläche. Daraus könnten bis zu 60 000 Wohnungen für rund 102 000 Menschen entstehen. Jedoch ist nur ein geringer Teil der möglichen Umnutzungen zu Wohnraum wirtschaftlich, weshalb für die Mehrheit der obsoleten Bürogebäude kreative Nachnutzungskonzepte gefragt sind.«
Galina Kolev-Schaefer und Samina Sultan (2024): USA: Wie wichtig ist die Wirtschaftspartnerschaft für uns? Eine mehrdimensionale Analyse der deutsch-amerikanischen Wirtschaftsbeziehungen. IW-Report, Nr. 36/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), September 2024
Felix Heilmann et al. (2024): Was kostet eine sichere, lebenswerte und nachhaltige Zukunft? Öffentliche Finanzbedarfe für die Modernisierung Deutschlands, Berlin: Dezernat Zukunft, September 2014
»Diese Studie bildet die zusätzlichen öffentlichen Finanzbedarfe zur Erreichung breit akzeptierter Ziele in zentralen Zukunftsfeldern ab. Insgesamt schätzen wir über die föderalen Ebenen hinweg einen zusätzlichen Bedarf von 782 Milliarden Euro von 2025 bis 2030. Dieser Bedarf entspricht pro Jahr durchschnittlich circa 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Unsere Ergebnisse stehen im Einklang mit und ergänzend zu anderen in diesem Jahr veröffentlichten Bedarfsschätzungen. Die Notwendigkeit signifikanter zusätzlicher öffentlicher Finanzmittel für die Zukunftsfähigkeit und Modernisierung des Landes kann somit zunehmend als Konsens angesehen werden.«
Jun Du et al. (2024): Unbound: UK Trade post-Brexit, Birmingham: Aston University, Centre for Business Prosperity, September 2024
»This study analyses the significant and lasting impact of the Trade and Cooperation Agreement (TCA) on UK-EU trade relations three years after Brexit. The findings reveal sharp declines in UK exports (27%) and imports (32%) with the EU between 2021 and 2023. The contraction in trade is attributed to reductions in both the variety of goods exported (33%) and the intensive margin of imports (28%). The study highlights that the TCA has caused severe disruptions in the UK-EU supply chain, particularly in consumer and intermediate goods. Sectoral differences suggest that smaller EU economies have been more affected by reduced UK export varieties, while larger ones like Germany and France have seen smaller declines. Non-tariff measures (NTMs), especially in agrifood, textile and material-based manufacturing products, have significantly impacted exports.«
Christoph Paetz und Sebastian Watzka (2024): The New Fiscal Rules: Another round of austerity for Europe? IMK Policy Brief, No. 176, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), September 2024
»This policy brief presents the new EU fiscal rules with a focus on its core element, the so-called debt-sustainability-analysis (DSA). Our results suggest first that the new rules will lead to substantial fiscal consolidation in the next years albeit less severe than the austerity measures during the euro crisis, second that the new rules are far less beneficial for public investment than previously thought, and third that relatively minor changes to the DSA assumptions on ageing costs and interest rates can have important consequences for fiscal adjustment needs. However, even if some of the assumptions underlying the DSA methodology were to be changed, the additional fiscal space would still fall drastically short of the massive public investment needs of the EU’s green transition. We conclude by making the case for an EU-wide debt-financed investment fund.«
➔ dazu: Gut gedacht, schlecht gemacht: Neue EU-Fiskalregeln könnten Investitionsschwäche verschärfen (13.09.2024)
Pekka Sagner und Michael Voigtländer (2024): Auswirkungen von Mietpreisregulierungen auf den Wohnungsmarkt. Studie im Auftrag der Friedrich Naumann Stiftung, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), September 2024
Thilo Schaefer et al. (2024): Transformationpfade für das Industrieland Deutschland. Eckpunkte für eine neue industriepolitische Agenda. Gutachten in Kooperation des Instituts der deutschen Wirtschaft mit der Boston Consulting Group und dem Bundesverband der deutschen Industrie, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), 2024
»Der Industriestandort Deutschland fällt strukturell zurück – bei zwei Dritteln der wichtigsten Standortindikatoren liegt er hinter relevanten Wettbewerbern. Ein Fünftel der deutschen Industriewertschöpfung ist mittelfristig gefährdet – vor allem durch hohe Energiekosten und schrumpfende Märkte für bisherige deutsche Kerntechnologien. Gleichzeitig eröffnet vor allem die globale Klimatransformation Deutschland neue Wachstumschancen – auf neuen Märkten von mehr als 15 Billionen Euro Umsatz in 2030. Um auch in Zukunft noch erfolgreich zu sein, muss Deutschland sich als Industrienation neu erfinden. Deutschland braucht eine industriepolitische Agenda – und die größte Transformationsanstrengung seit der Nachkriegszeit. Die Finanzierung dieser Transformation erfordert allein bis 2030 mehr als eine Billion Euro zusätzlicher Investitionen – und muss als Mehrgenerationenaufgabe geschultert werden.«
Mario Draghi (2024): The future of European competitiveness. A competitiveness strategy for Europe, Brussels: European Commission, September 2024
Mario Draghi (2024): The future of European competitiveness. In-depth analysis and recommendations, Brussels: European Commission, September 2024
Henry Goecke et al. (2024): What If? Eine Betrachtung von Wachstumspotenzialen für Deutschland. Studie im Auftrag von META, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), September 2024
»Der Fokus liegt auf drei Schlüsselbereichen, die zentral für die Steigerung von Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität sind: Innovation, digitale und datengetriebene Geschäftsmodelle und Bildung. Insbesondere ohne Innovation lassen sich die drängendsten sozialen, wirtschaftlichen und technologischen Herausforderungen unserer Zeit nicht bewältigen. Es werden konkrete Faktoren identifiziert, für die das Wachstumspotenzial berechnet wird. Die Erschließung dieser Potenzialräume würde zu mehr als 410 Milliarden Euro zusätzlichem Bruttoinlandsprodukt (BIP) führen. Die in dieser Studie aufgezeigten ökonomischen Potenzialräume entstehen dadurch, dass der Zusammenhang zwischen Indikatoren der Wettbewerbsfähigkeit und dem Pro-Kopf-BIP geschätzt wird. Die Potenzialraum-Analyse stützen sich auf die Ausprägung konkreter Indikatoren in Vergleichsländern und die möglichen Auswirkungen, wenn Deutschland zu den Spitzenreitern aufschließen würde. Betrachtet man spezifische Faktoren für die Bereiche Innovation, Digitalisierung und Bildung, die für die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes besonders wichtig sind, gehören Länder wie Südkorea, die USA oder Israel, aber auch Australien, Estland oder Island zu den Spitzenreitern. Sie haben besonders gute Wege gefunden, innovativer und digitaler zu werden, und dabei das Wissen und die Impulse der einheimischen sowie der zugewanderten Bevölkerung hervorragend genutzt. Jedes dieser Länder ist führend in einem bestimmten Faktor von Innovation, Digitalisierung und Bildung. Wenn Deutschland sich von den Stärken dieser Spitzenreiter inspirieren ließe und in den identifizierten Bereichen adäquate Maßnahmen umsetzte, könnte eine neue Aufbruchstimmung erzeugt werden.«
Dennis Bakalis und Sarah Lichtenthäler (2024): Batteriespeicherausbau. Mit Preissignalen und Flexibilitätszielen zur Energiewende. IW-Kurzbericht, Nr. 67/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), September 2024
»Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien steigt die Nachfrage nach Flexibilität im Stromsystem und die Relevanz von Batteriespeichern. Damit die Speicher netzdienlich betrieben werden, sind weitere Preissignale zur lokalen Netzauslastung erforderlich. Ein rein marktgetriebener Ausbau kann die regionalen Flexibilitätsbedarfe kaum erfüllen: Verbindliche Speicherziele können erste Schritte zur optimierten Netzplanung und Deckung der Flexibilitätsbedarfe darstellen.«
Geraldine Dany-Knedlik et al. (2024): DIW-Konjunkturprognose: Industrie stottert weltweit – Deutsche Wirtschaft stagniert, in: DIW Wochenbericht, Nr. 36/2024
»Die deutsche Wirtschaft tritt weiter auf der Stelle. Nachdem es zu Jahresbeginn noch so aussah, als spränge der Konjunkturmotor endlich an, gab es im zweiten Quartal einen kleinen Rückschlag. Obwohl die Einkommen steigen und die Inflation mittlerweile nahe der Zielmarke von zwei Prozent liegt, halten die Menschen in Deutschland ihr Geld zusammen. Da die schwächelnde Industrie die Investitionen und Exporte straucheln ließ, ist der Aufschwung erst einmal verschoben – in diesem Jahr dürfte die Wirtschaftsleistung insgesamt stagnieren. Ab dem Jahresende wird es dann aber wohl aufwärts gehen, für die Jahre 2025 und 2026 ist ein Wachstum von 0,9 beziehungsweise 1,4 Prozent zu erwarten. Hauptstütze dürfte der private Konsum sein, der zwar langsamer als erwartet steigen wird, aber dennoch Impulse gibt. Solche entfalten im Zuge weltweit weiter sinkender Zinsen auch der Außenhandel und die Investitionen. Die Weltwirtschaft ist weiter auf Erholungskurs, hat sich im zweiten Quartal aber ebenfalls etwas schwächer als im ersten Quartal entwickelt. Insbesondere das Wachstum in China ist etwas ins Stocken geraten. Auch in den USA gibt es Anzeichen für eine bevorstehende konjunkturelle Abkühlung. Nach 3,8 Prozent in diesem Jahr dürfte die Weltwirtschaft 2025 nur noch um 3,5 Prozent wachsen und sich erst 2026 wieder etwas dynamischer entwickeln.«
Simon Gerards Iglesias et al. (2024): Zwischen „strategischer Autonomie“ und „Zeitenwende“: Die Bedeutung des Handels zwischen der EU und Mercosur. Über den wirtschaftlichen und strategischen Wert von Handelsbeziehungen. IW-Policy Paper, Nr. 8/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), September 2024
Markus Demary und Vera Demary (2024): Krypto-Regulierung in der EU. Aktuelle Entwicklungen und Anpassungsbedarf. IW-Policy Paper, Nr. 7/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), September 2024
»Die Fußballspieler des FC Bayern München werben für die Kryptobörse Bitpanda, Crypto.com warb mit dem Rapper Eminem während der NBA-Playoffs der Los Angeles Lakers, deren Spielstätte im Jahr 2021 in „Crypto.com Arena“ umbenannt wurde. Die Krypto-Community professionalisiert sich zunehmend. Meist stehen junge Menschen im Fokus: Denn bei den unter 35-Jährigen finden sich in Deutschland 1,8 Millionen Kryptobesitzer im Vergleich zu 300.000 Anleihe- und 2,8 Millionen Aktienbesitzern in dieser Altersklasse. Aufgrund der Beliebtheit von Kryptowerten bei jungen Menschen wird in diesem Policy Paper die Frage untersucht, inwieweit die EU Krypto-Anleger geschützt sind und wo noch Herausforderungen bestehen.«
Stefan Bach et al. (2024): 30 Jahre DIW-Vorschlag zur ökologischen Steuerreform: Verpasste Chance für den Klimaschutz. DIW aktuell Nr. 96, Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), August 2024
»Vor 30 Jahren hat das DIW Berlin eine einflussreiche Studie mit dem Vorschlag zu einer ökologischen Steuerreform vorgelegt. Untersucht wurde eine langfristig steigende Energiesteuer, die ein Aufkommen von bis zu fünf Prozent der Wirtschaftsleistung erzielt hätte. Mit den Einnahmen sollten die Sozialbeiträge der Arbeitgeber*innen gesenkt und ein „Öko-Bonus“ an die privaten Haushalte gezahlt werden. Energieverbrauch und CO2-Emissionen wären langfristig spürbar zurückgegangen, das Wirtschaftswachstum kaum beeinträchtigt worden und die Beschäftigung gestiegen. Realisieren ließen sich diese Vorschläge damals nicht. Ab 1998 erhöhte die neue rot-grüne Bundesregierung die Energiesteuer nur bei Kraftstoffen nennenswert. Sozialpolitisch war das erfolgreich, die Einnahmen stabilisieren bis heute Rentenbeiträge und Renten – für das Klima hat es aber nicht viel gebracht. Die Klimapolitik setzte stattdessen auf Förderprogramme, vor allem für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Seit einigen Jahren wird die CO2-Bepreisung über Emissionshandelssysteme gestärkt. Wäre Deutschland in den 1990er Jahren den damaligen Reformvorschlägen für eine langfristig angelegte Energiesteuer und ökologische Steuerreform gefolgt, stünde Deutschland beim Klimaschutz heute deutlich besser da.«
Larissa Klemme und Martin Noack (2024): Kompetenzen für morgen. Diese Future Skills suchen Unternehmen schon heute, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, August 2024
»Einsatzbereitschaft, Teamfähigkeit und Selbstständigkeit sind die am häufigsten geforderten Future Skills – Kompetenzen, die Menschen in einer zunehmend unsicheren und komplexen Arbeitswelt brauchen. In der Debatte zu Zukunftskompetenzen werden allerdings zwei traditionelle Tugenden häufig übersehen, die Arbeitgeber:innen insbesondere von Hilfs- und Fachkräften erwarten: Verlässlichkeit und Sorgfalt. Das zeigt die aktuelle Jobmonitor-Analyse von rund 47 Millionen Online-Stellenanzeigen.«
Jonas Hannane et al. (2024): Generative Künstliche Intelligenz reduziert Nachfrage nach Freelance-Arbeit auf Online-Plattformen, in: DIW Wochenbericht, Nr. 25/2024
»Die einfache Bedienung und die vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten generativer Künstlicher Intelligenz (KI) bergen das Potenzial, verschiedene Aufgaben zu automatisieren und somit die Arbeitswelt grundlegend zu verändern. Vor allem freiberufliche Tätigkeiten im Digitalbereich, die durch kurzfristige und flexible Arbeitsaufträge gekennzeichnet sind, sehen sich bereits einer wachsenden Konkurrenz durch generative KI-Technologien (wie beispielsweise ChatGPT) ausgesetzt. Eine Analyse der Nachfrage nach Freelance- Arbeit auf Online-Plattformen deutet auf einen signifikanten Rückgang in der Anzahl von Aufträgen für Tätigkeiten hin, die leicht automatisiert werden können. Dies betrifft unter anderem die Bereiche Schreibarbeit, Software-, App- und Web-Entwicklung sowie Grafikdesign. Verbleibende Aufträge sind zudem komplexer und haben auch ein höheres Budget. Gezielte Weiterbildungs- und Umschulungsprogramme zum Umgang und Arbeiten mit generativer KI sind notwendig, um Beschäftigte auf den Einsatz generativer KI vorzubereiten und negative Auswirkungen auf die Nachfrage nach Freelance- Arbeit abzufedern.«
Wido Geis-Thöne und Benita Zink (2024): Ausländische Beschäftigte tragen zur Wertschöpfung in Ostdeutschland 24,6 Milliarden Euro bei. IW-Kurzbericht, Nr. 61/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), August 2024
»Rund 5,8 Prozent der gesamten Bruttowertschöpfung der ostdeutschen Flächenländer geht direkt auf sozialversicherungspflichtig Beschäftige mit ausländischer Staatsangehörigkeit zurück. Berücksichtigt man auch die Verflechtungen innerhalb der Wirtschaft, sind es sogar 6,9 Prozent.«
Jakob Kullik et al. (2024): Von Titan bis Taurus. Ukrainische Rohstoffe und europäische Lieferketten-Resilienz in Zeiten des Krieges, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, August 2024
»Die Ukraine verfügt über hohe Rohstoffvorkommen, deren Förderung die wirtschaftliche Lage und die Finanzierung des Wiederaufbaus des Landes erheblich verbessern könnte. Einige dieser Rohstoffe sind essenziell für die Herstellung von Waffensystemen. Eine verstärkte Zusammenarbeit mit der EU könnte die Ukraine in den europäischen Binnenmarkt integrieren und ihre Eigenproduktion von Militärtechnologien fördern. Entscheidend ist jedoch, politische Herausforderungen zu minimieren, um notwendige Investitionen zu ermöglichen und die Rohstoffvorkommen nicht an Russland zu verlieren.«
Felix Schmidt et al. (2024): Ausbau der Solarenergie: viel Licht, aber auch Schatten, in: DIW Wochenbericht, Nr. 33/2024
»Die Beschleunigung der Energiewende ist erklärtes Ziel der Ampel-Koalition. Eine Schlüsseltechnologie ist die Photovoltaik (PV), die derzeit weltweit einen regelrechten Boom erlebt. Der Ampel-Monitor Energiewende des DIW Berlin zeigt: Auch in Deutschland hat der PV-Zubau stark Fahrt aufgenommen und übertrifft momentan sogar den anvisierten Wachstumspfad. Haupttreiber hierfür ist ein kräftiger Zubau von kleineren PV-Anlagen auf Gebäuden, die aufgrund von Eigenverbrauchsvorteilen attraktiv sind. Neben viel Licht gibt es aber auch Schatten: Bei den Freiflächenanlagen gibt es noch Potenzial, den Zubau über den derzeit geplanten Wachstumspfad hinaus voranzutreiben. Gleichzeitig mit dem Ausbau der PV sind die mit dem Solarstrom am Großhandels- markt erzielbaren Preise tendenziell gesunken. Ausgeprägte Niedrigpreisphasen in den Stunden der höchsten Solarstromeinspeisung deuten darauf hin, dass die vorhandenen Speicher nicht ausreichen oder nicht so betrieben werden, dass die Preisdifferenzen stärker geglättet würden. Die Politik sollte künftig darauf zielen, die vorhandenen Potenziale für eine marktorientierte Speicherung und Lastverschiebung im Eigenverbrauchsbereich zu heben. Außerdem sollte sie eine Antwort auf die stark zugenommene PV-Importabhängigkeit von China finden.«
Jan Behringer et al. (2024): CO2-Bepreisung: Akzeptanz und Kostenwahrnehmung nach der Preiserhöhung 2024. IMK Policy Brief Nr. 175, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), August 2024
»Zum Jahreswechsel 2023/2024 hat die Bundesregierung den nationalen CO2-Preis von 30 Euro auf 45 Euro pro Tonne angehoben. Aktuelle Prognosen gehen davon aus, dass der CO2-Preis 2027 bei 200 Euro liegen wird. Anhand einer Online-Umfrage wird in diesem Policy Brief gezeigt, dass die Akzeptanz der CO2-Bepreisung in der Bevölkerung in Deutschland selbst bei dem aktuellen Preis gering ist. Insbesondere in den neuen Bundesländern und bei Menschen mit geringeren Einkommen und größeren finanziellen Sorgen fällt die Zustimmung schwächer aus. Zudem fühlt sich die große Mehrheit der Bevölkerung nicht ausreichend über den CO2-Preis informiert. Dies bestätigt sich auch darin, dass viele Menschen die finanziellen Auswirkungen der CO2-Bepreisung für ihren Haushalt nicht abschätzen können. So werden die Kosten durch den aktuellen CO2-Preis für den eigenen Haushalt im Durchschnitt überschätzt, wohingegen die zukünftigen Kosten bei steigenden CO2-Preisen unterschätzt werden. Die Ergebnisse unterstreichen das Potenzial, die Akzeptanz der CO2-Bepreisung durch eine Korrektur dieser Fehlwahrnehmung zu erhöhen. Um den Rückhalt für diese Maßnahme in der Bevölkerung auch bei steigenden Preisen zu sichern, sollte zudem zeitnah ein Kompensationsmechanismus umgesetzt werden, der insbesondere untere und mittlere Einkommensgruppen entlastet.«
➔ dazu: Nur gut ein Viertel findet aktuelle CO2-Bepreisung akzeptabel – bessere Information und Kompensation nötig (20.08.2024)
Niklas Vetterer und Anette Haas (2024): Ökologische Transformation: Nicht alle Regionen können Beschäftigungsverluste in energieintensiven Branchen anderweitig ausgleichen, in: IAB-Forum, 14.08.2024
»Die Regionen in Deutschland sind aufgrund ihrer Branchenstruktur höchst unterschiedlich von der ökologischen Transformation betroffen, auch weil energieintensive Branchen je nach Region ein sehr unterschiedliches Gewicht haben. Ein Indikator dafür ist der jährliche CO2-Ausstoß pro Kopf, der sich in einer Bandbreite von 2,5 Tonnen in Neustadt an der Weinstraße bis zu 66,5 Tonnen in Duisburg bewegt. Auch die Potenziale, Beschäftigungsverluste durch Wachstum in anderen Branchen auszugleichen, variieren von Region zu Region erheblich.«
Jan Felix Engler et al. (2024): Klima-Jobs erfordern zusätzliche Kompetenzen. Nachgefragte Kompetenzen in der Wind- und Solarbranche – eine Analyse von Online-Stellenanzeigen, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, August 2024
Damit die Energiewende gelingt, braucht Deutschland laut der Allianz für Transformation der Bundesregierung mindestens 300.000 zusätzliche Beschäftigte. Doch selbst wenn ausreichend Fachkräfte in klassischen Handwerksberufen ausgebildet würden, bliebe eine Kompetenzlücke. Denn Klima-Jobs in den Bereichen Wind und Solar erfordern andere Kompetenzen. Das zeigt eine aktuelle Jobmonitor-Analyse.
Melinda Fremerey et al. (2024): Olympia: Mehr Geld, weniger Ertrag. IW-Kurzbericht, Nr. 56/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), August 2024
»Bei den Olympischen Spielen in Paris war jede für Deutschland gewonnene Medaille ein großer Erfolg. In der Gesamtbetrachtung hat das deutsche olympische Team mit Platz zehn die Vorgaben des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) gerade so erfüllen können. Doch dies hat auch seinen Preis: die Bundeszuschüsse für die olympischen Sportfachverbände pro Medaille sind in den vergangenen drei Olympiaden gestiegen – in Paris kamen im Durchschnitt auf eine Medaille knapp 3,7 Mio. Euro Bundeszuschüsse.«
Berthold Busch et al. (2024): Die EU und das Geld: Wer zahlt, wer bekommt? Nettozahler und Nettoempfänger in der EU. IW-Report, Nr. 34/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), August 2024
»Für den EU-Haushalt werden in diesem Report durch eine Gegenüberstellung der Zahlungen der Mitgliedstaaten und den Rückflüssen aus dem EU-Haushalt die Nettopositionen bestimmt. Die deutsche Nettoposition ist im Jahr 2023 leicht gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen, von 19,7 Milliarden Euro auf 17,4 Milliarden Euro.«
Michael Kogler et al. (2024): Kapitalmärkte stärken: Deutschland braucht mehr institutionelle Anleger, in: Wirtschaftsdienst, Heft 8/2024
»u wenige institutionelle Anleger sind bereit, in junge und innovative Unternehmen zu investieren. Das hemmt die langfristigen Wachstumsaussichten der deutschen Wirtschaft. Stattdessen halten institutionelle Anleger in Deutschland konservativere Portfolios als ihre europäischen Pendants, da sie besonders stark in Anleihen investieren. Eine ergänzende, kapitalgedeckte Altersvorsorge aufzubauen und Hindernisse für Investitionen in risikoreichere, aber wachstumsfördernde Aktivitäten abzubauen, kann dabei helfen, langfristig mehr Wachstumskapital zu mobilisieren.«
Helena Bach und Andrea Hammermann (2024): Was macht Arbeitgeber attraktiv?. IW-Kurzbericht, Nr. 55/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), August 2024
Sarah Pierenkemper und Fabian Semsarha (2024): Fachkräftesicherung durch ausländische Auszubildende. IW-Kurzbericht, Nr. 54/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), August 2024
»Ausländische Auszubildende spielen eine zunehmend wichtige Rolle bei der Fachkräftesicherung in Deutschland. Trotz eines Rückgangs von Ausbildungsanfängern hat sich die Zahl ausländischer Azubis seit 2009 fast verdoppelt. Dadurch konnte knapp ein Viertel des Rückgangs der deutschen Ausbildungsanfänger durch nicht deutsche Azubis kompensiert werden.«
Daivis Petraitis (2024): Russia’s War Economy. An Assessment of Russia’s Military Industrial Complex – A Long-Term Plan, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, August 2024
Holger Schmieding (2024): Geopolitics: Playing the Long Game, Hamburg: Berenberg, July 2024
Thomas Obst et al. (2024): Inflation in der Eurozone. Der Weg bleibt holprig. IW-Kurzbericht, Nr. 47/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Juli 2024
Ralph Henger et al. (2024): Regionale Preisniveaus. Wo es sich am günstigsten und wo am teuersten lebt. IW-Kurzbericht, Nr. 46/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Juli 2024
»In Deutschland bestehen große regionale Preisunterschiede. Ein für den privaten Verbrauch repräsentativer Warenkorb kostet in München fast ein Viertel mehr als im Bundesdurchschnitt. Bis zu 10 Prozent unter dem Durchschnitt liegen dagegen die Lebenshaltungskosten in manchen ländlichen Kreisen.«
Thorsten Beck et al. (2024): Die Zukunft des europäischen Finanzsystems – zwischen Risiken und mangelnder Wettbewerbsfähigkeit?, in: ifo Schnelldienst, Nr.7/2024
»In ihrem aktuellen Finanzstabilitätsbericht erklärt die EZB, dass sich die Stabilität im Finanzsystem verbessert habe. Auch die Stellungnahme des Europäischen Ausschusses für Systemrisiken (ESRB) hat die Widerstandsfähigkeit des Bankensystems anerkannt. Die Turbulenzen um die Silicon Valley Bank und die Credit Suisse hatten im vergangenen Sommer noch Bedenken geschürt. Aktuell bleiben erhöhte Risiken – u. a. durch die geopolitische Unsicherheit oder die Entwicklungen auf den Immobilienmärkten. Auf institutioneller Ebene fehlen zudem wichtige Schritte zu einer Bankenunion und einer Stärkung eines europäischen Kapitalmarkts. Wie steht es um die Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Bankensektors? Reichen die bisherigen Instrumente zum Abfedern möglicher Risiken aus? Haben die Entwicklungen auf dem Markt der US-Gewerbeimmobilien und die Insolvenz der Signa-Gruppe Auswirkungen auf deutsche und europäische Banken? Wirken sich Klimarisiken auf die Stabilität aus? Und wie stark trägt die Governance der Banken zu ihrer Solidität bei?«
Jonas Hennrich und Daria Schaller (2024): Unternehmensperspektiven zur 4-Tage-Woche, in: ifo Schnelldienst, Nr. 7/2024
»Das ifo Institut befragt im Auftrag von Randstad Deutschland quartalsweise deutsche HR-Abteilungen zu personalpolitisch relevanten Themen. In jedem Quartal werden in wechselnden Sonderfragen aktuelle arbeitsmarktrelevante Fragestellungen untersucht. Das aktuelle Thema befasste sich mit der möglichen Einführung sowie den Auswirkungen einer 4-Tage-Woche und damit verbundenen Vorteilen sowie Bedenken aus Sicht der Unternehmen. Auch mögliche gegenseitige Wechselwirkungen mit dem Arbeits- und Fachkräftemangel wurden abgefragt. Eng verknüpft sind diese Themen auch deshalb, weil eine 4-Tage- Woche dafür sorgen kann, dass Unternehmen wettbewerbsfähiger werden und ihre Attraktivität für Fachkräfte erhöhen.«
Filip Medunić (2024): Deutschland muss Exportkontrollen strategischer gestalten. Zwischen Systemwettbewerb und Wettbewerbsfähigkeit, Berlin: Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP),
»Exportkontrollen bleiben ein integraler Bestandteil der außenpolitischen Strategie der USA im Systemwettbewerb mit China. Deutschland als enger transatlantischer Partner wird zunehmend Druck verspüren, der Linie der USA mit immer strikteren Kontrollen bei Halbleitern, KI und Supercomputern zu folgen. Auch wenn sich die Bundesregierung ihren Partnern in Washington nicht in jeder Hinsicht anschließen muss, sollte sie aus eigenem strategischem Interesse bei besonders sensiblen Spitzentechnologien die Kontrollen mitgestalten und ihre europäischen Verbündeten mitnehmen.«
Matthias Mertens et al. (2024): Rent-Sharing und Energiekosten: In welchem Umfang geben Industrie- unternehmen Gewinne und Verluste an ihre Beschäftigten weiter?, in: Wirtschaft im Wandel, Heft 2/2024
»Diese Studie untersucht, wie die betrieblichen Erträge zwischen deutschen Industrieunternehmen und ihren Beschäftigten aufgeteilt werden. Dafür werden Energiepreisänderungen auf Unternehmensebene und die daraus resultierenden Veränderungen im Unternehmensertrag betrachtet. Wir finden heraus, dass höhere Energiepreise die Löhne drücken und dass ein Rückgang bei den Erträgen um 10% zu einem Rückgang der Löhne um 2% führt. Dieser Zusammenhang ist asymmetrisch, was bedeutet, dass die Löhne nicht von Senkungen der Energiepreise profitieren, aber durch Energiepreiserhöhungen sinken. Kleine Unternehmen geben Schwankungen im Ertrag stärker an die Beschäftigten weiter als Großunternehmen.«
Hubertus Bardt (2024): Trump oder Harris oder …? Worauf sich Europa einstellen muss. IW-Policy Paper, Nr. 5/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Juli 2024
»Aus den Erfahrungen der beiden Amtszeiten Trump und Biden/Harris lassen sich Rückschlüsse auf die zukünftige Wirtschaftspolitik ziehen. Während Trump auf Steuersenkungen und Deregulierung setzte, haben Biden/Harris mit dem Inflation Reduction Act ein breites Unterstützungsprogramm aufgesetzt. Es ist zu vermuten, dass beide Politikansätze in einer zweiten Amtszeit weiter beziehungsweise wieder zum Tragen kommen würden und Kamala Harris die Politik der bisherigen Administration im Grundsatz fortsetzen würde. Der Inflation Reduction Act würde zwar nicht durch ein neues Programm in ähnlicher Dimension abgelöst, aber auch unter keinem der Präsidenten vollständig abgeschafft werden. Dazu sind die aus dem Programm finanzierten Investitionen auch unter Republikanern zu populär. Erhebliche Unterschiede gäbe es in der Steuerpolitik. Unter einer demokratischen Präsidentschaft würden Teile der Trumpschen Steuersenkungen nicht verlängert, insbesondere für Höchstverdienende. Unter Trump würde eine Fortsetzung der Politik der Steuersenkungen und eine weitere Deregulierung – auch und insbesondere mit Blick auf Klima- und Umweltanforderungen – erfolgen. Eine klimapolitische Selbstbindung wäre unter Trump ebenso unwahrscheinlich wie eine ambitionierte nationalen Klimapolitik. Im Gegenteil hat er den Ausbau fossiler Energieträger mit dem Ziel einer möglichst billigen Energieversorgung angekündigt. Der Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung der jeweiligen Amtszeiten kann kein eindeutiges Ergebnis abgeleitet werden. Trumps wirtschaftliche Bilanz war zuletzt geprägt durch die Corona-Krise, unter Biden/Harris hat ein eindrucksvoller Erholungsprozess eingesetzt.«
Thomas Schwab (2024): Quo vadis, Cohesion Policy? European Regional Development at a Crossroads, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, June 2024
»Cohesion Policy seems to be on the backfoot: Given a raft of new policy priorities and tightening fiscal room to maneuver, a fundamental discussion on the relevance and future direction of Cohesion Policy is underway. In this Policy Paper, I give an overview of the debate on the future of Cohesion Policy with its various trade-offs.«
Claus Michelsen und Simon Junker (2024): Patentanmeldungen weltweit: Chinas rasanter Aufstieg zum Hightech-Standort, Berlin: Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA), Juni 2024
»Innovationen sind entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft. Die Patentierungsintensität wiederum ist ein Indikator für die Innovationskraft. Seit 1980 hat die Patentaktivität erheblich zugenommen. Allerdings kommt seit 2022 fast jede zweite Patentanmeldung aus einem Land – China. Dort sinken jedoch die Aufwendungen je Patent, während andernorts forschungsintensive Patente an Bedeutung gewinnen. Entsprechend unterschiedlich sind die technologischen Spezialisierungen global: Europa dominiert in Automotive und Medizintechnik, die USA in Computertechnologie und Biotechnologie, China in digitalen Lösungen, Japan sowie Südkorea bei Halbleitern. Um im globalen Technologiewettbewerb zu bestehen, muss Europa deshalb strategisch investieren, insbesondere in die Hightech-Schlüsselindustrien.«
Magnus Merkle and Geoffroy Dolphin (2024): Distributional Impacts of Heterogenous Carbon Prices in the EU. IMF Working Papers WP/24/149, Washington: International Monetary Fund (IMF), July 2024
»We analyse the consequences of carbon price heterogeneity on households in The EU from 2010 to 2020. Accounting for both heterogeneity in carbon pricing across emission sources and the indirect effects from inter-industry linkages, we obtain two key findings. First, due to widespread carbon pricing exemptions, household burdens are lower than previously estimated. Second, lower-income groups are affected disproportionately, because they spend a smaller share of their expenditure on products that benefit from exemptions than their higher-income counterparts. Therefore, imposing uniform carbon prices both within and across countries would reduce carbon pricing regressivity on household expenditure in the EU. A global price would be most effective in this regard, as it would raise carbon prices embodied in EU imports. Further, because EU economies are open and apply higher average carbon prices than their trade partners, the domestic revenues exceed the costs embodied in EU household consumptions bundles. This increases the scope for reducing the burden of carbon pricing on lower-income households through revenue redistribution. Our results imply that the ongoing extension of carbon pricing to more sectors through the EU ETS II and the introduction of the EU’s CBAM should make carbon pricing less regressive, all else equal.«
Fabian Lindner und Anita Tiefensee (2024): Nachhaltigkeit der Wirtschaftspolitik in Zeiten der Polykrise. Lehren aus dem Neuen Magischen Viereck. IMK Study Nr. 94, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Juli 2024
»Die aktuelle Auswertung des Neuen Magischen Vierecks der Wirtschaftspolitik für die Jahre 2019 bis 2023 zeigt, dass Deutschland in Sachen Nachhaltigkeit viele Ziele nicht erreicht hat. Beim materiellen Wohlstand und der ökonomischen Stabilität ist das BIP und der Konsum pro Kopf gesunken, während die Inflationsrate und die Leistungsbilanzüberschüsse zu hoch waren. Ein großer Erfolg war allerdings die trotz Krisen ansteigende Beschäftigungsquote. Die Nachhaltigkeit der Staatstätigkeit und der Staatsfinanzen zeigt eine Verschlechterung aller Indikatoren: Defizite und Schuldenstandquote sind gestiegen, und die öffentlichen Nettoinvestitionen blieben unzureichend. Auch bei der sozialen Nachhaltigkeit wurde zum aktuellen Zeitpunkt keines der Ziele erreicht. Die Armutsrisikoquote ist im Vergleich zum Vorjahr minimal gesunken, die Einkommensungleichheit nahm leicht zu, und der Gender Pay Gap blieb bestehen. Der Anteil der Jugendlichen ohne Abschluss stieg an. Positiv bei der ökologischen Nachhaltigkeit war die zielkonforme Reduzierung der Treibhausgasemissionen. Allerdings blieben die Reduzierung des Primärenergieverbrauchs und der Ausbau der erneuerbaren Energien hinter den Zielen zurück. Die Biodiversitätsziele wurden nicht annähernd erreicht. Diese Ergebnisse zeigen die Herausforderungen, denen die deutsche Wirtschaftspolitik in der Polykrise gegenübersteht.«
Lennart Bolwin et al. (2024): Future Skills 2030. Welche Kompetenzen für den Standort Baden-Württemberg heute und in Zukunft erfolgskritisch sind, Stuttgart: AgenturQ – Agentur zur Förderung der beruflichen Weiterbildung in der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg, Juli 2024
Klaus-Heiner Röhl und Christian Rusche (2024): Wo steht die EU im globalen Chip-Wettrennen?. IW-Kurzbericht, Nr. 45/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Juli 2024
»Mikrochips sind das Hardware-Rückgrat der Digitalisierung. In einer protektionistischer werdenden Welt ist eine eigene Produktion zudem ein Sicherheitsfaktor … Die Europäische Union (EU), vor allem aber die USA und China liefern sich einen Wettlauf um die Herrschaft in diesem Zukunftsbereich. Dazu werden immer größere Fördersummen aufgelegt; der Subventionswettlauf ist also in vollem Gange. Doch reicht die Förderkulisse in der EU aus und ist mehr Geld überhaupt sinnvoll?«
Malte Küper (2024): LNG. Die Bedeutung der US-Importe für die deutsche Gasversorgung. IW-Kurzbericht, Nr. 43/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Juli 2024
»Seit dem Ukraine-Krieg hat Flüssiggas aus den USA erheblich an Bedeutung gewonnen und ist nun ein zentraler Bestandteil der deutschen Gasversorgung. Der mittlerweile aufgehobene US-Genehmigungsstopp war kurzfristig unkritisch, verdeutlicht jedoch mögliche langfristige Versorgungsrisiken.«
Alicja Bachulska et al. (2024): The Idea of China: Chinese Thinkers on Power, Progress, and People, Berlin: European Council on Foreign Relations (ECFR), July 2024
(Buch-Download im epub-Format)
»China is known for the export of its products. But in the coming years, it could become even better known for the export of Chinese ideas. Under Xi Jinping, academics are tasked with developing distinctively ‘Chinese’ approaches to the questions of the age. Many thinkers in China argue the US-led global order is crumbling, with the world experiencing a period of prolonged instability as a result. They propose ways for Beijing to survive the turmoil and pursue its interests. On questions ranging from AI to the green transition to the international financial system, Chinese thinkers are writing a new playbook. Major debates are taking place about demography, feminism, and how to spread the word about China’s successes on the global stage … On the basis of more than 100 on- and off-the-record interviews with Chinese thinkers, this new book shines a light on important debates taking place within the country in an accessible way for Western readers.«
Sebastian Dullien et al. (2024): Brutto- und Nettoeinkommen von Arbeitnehmendenhaushalten 2021-2024: Kaufkraftlücke vor allem bei Familien. Analyse staatlicher Entlastungsmaßnahmen, kalter Progression und Kaufkraftentwicklung während der Hochinflationsphase. IMK Policy Brief Nr. 173, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Juli 2024
»Der Policy Brief untersucht die Entwicklung der Belastung von Steuern und Abgaben sowie die realen Nettoarbeitseinkommen für eine Reihe typisierter Haushalte in Deutschland für den Hochinflationszeitraum 2021 bis 2024. Es kann gezeigt werden, dass die meisten Haushalte in diesem Zeitraum bei Steuern und Abgaben in der Summe entweder entlastet oder zumindest nicht weiter belastet worden sind. Eine Notwendigkeit zur weiteren Anpassung des Steuertarifs zum Ausgleich der so genannten „kalten Progression“ ergibt sich deshalb bis 2024 nicht. Eine wichtige Ausnahme sind Haushalte mit Kindern und mittleren Einkommen. Aufgrund eines deutlichen Zurückbleibens des Kindergeldes hinter der Inflation und dem Anstieg der Sozialversicherungsbeiträge sind diese Haushalte teilweise spürbar zusätzlich belastet worden. Beim Vergleich der Kaufkraft 2024 mit jener aus dem Jahr 2021 zeigt sich dieses Problem verschärft: Zwar haben auch hier vor allem Single-Haushalte inzwischen die Kaufkraftverluste weitgehend wettgemacht, weil aber insbesondere bei Familien die Lohnerhöhungen nicht die haushaltsspezifischen Inflationsraten ausgeglichen haben, sind trotz der Entlastungen bei den Steuern bei diesen Haushalten noch Kaufkraftverluste übriggeblieben.«
Tom Bauermann et al. (2024): Inflation reduction act: Gut fürs Klima, schlecht für Europa? Erste empirische Befunde für die USA. IMK Report Nr. 191, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Juli 2024
»Der IRA wird merklich zur Dekarbonisierung der US-Wirtschaft beitragen, insbesondere im Energiesektor. Beim Ausbau von Photovoltaik, Batteriespeichern und der Wasserstoffproduktion zeigt er bereits Wirkung. Schleppend verläuft hingegen der Ausbau der Windenergie. Üppige Subventionen für die klimaneutrale Stromerzeugung tragen dazu bei, dass die realen Strompreise in den USA in den kommenden Jahren tendenziell sinken. Dies würde der US-Wirtschaft die Dekarbonisierung durch Elektrifizierung erleichtern und die USA zu einem attraktiven Standort für energieintensive Produktionsverfahren (z.B. Wasserstoff und Chemie) machen. Auch die Wasserstoffproduktion wird stark gefördert, was langfristig Produktion und Export von klimafreundlichen Produkten und Wasserstoff stärken dürfte. Der IRA hat der Batteriefertigung in den USA einen enormen Schub verliehen. 2030 könnten die Produktionskapazitäten ausreichen, um sowohl den eigenen Bedarf an Elektroauto-Batterien zu decken als auch sie zu exportieren. Zudem senken die Subventionen die Kosten einer in den USA gefertigten Batterie um bis zu 30 %, wodurch diese annährend so günstig wäre, wie eine derzeit in China gefertigte. Diese Konkurrenz dürfte den Aufbau einer europäischen Batterieproduktion sehr erschweren. Aufgrund des beträchtlichen Volumens und der Kopplung der Förderung an soziale Standards ist der IRA ein umfassendes und wirkungsvolles Maßnahmenpaket, auf das die europäische Politik eine Antwort finden muss.«
Karsten Werner et al. (2024): Branchenanalyse Medizintechnik. Ein Industriezweig im Zuge neuer internationaler Krisen und fortschreitender Digitalisierung. Forschungsförderung Working Paper Nr. 341, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, Juli 2024
»Im Fokus dieser Branchenanalyse stehen die Einflüsse gegenwärtiger globaler Krisen und Transformationstrends auf die Medizintechnikbranche in Deutschland. Anfällige Lieferketten, Unsicherheiten durch Regularien, Globalisierungstendenzen und die Digitalisierung von Produkten und Prozessen stellen die durch ihren großen Mittelstand geprägte Branche unter Druck. Im Hinblick auf diese und weitere Aspekte werden in der Branchenanalyse der Wandel von Arbeitswelten, Qualifizierungsanforderungen und Mitbestimmungsmöglichkeiten für die Beschäftigten und ihre Interessenvertretungen diskutiert.«
Britta Kuhn (2024): Kritische Rohstoffe: Wie die EU ihre China- Abhängigkeit senken will, in: Wirtschaftsdienst, Heft 7/2024
»Bis zum Jahr 2030 will die EU mindestens 10 % der strategischen Rohstoffe, die sie verbraucht, im eigenen Land gewinnen bzw. verarbeiten (40 %) und recyceln (25 %). Nicht mehr als 65 % dieser wichtigen, aber seltenen Ressourcen sollen aus einem einzigen Drittland stammen. Die Benchmarks des Critical Raw Materials Act (CRMA) sollen in erster Linie durch finanziell geförderte strategische Projekte erreicht werden. Die Autarkieziele für Rohstoffe erscheinen jedoch aus technischen und ökologischen Gründen unrealistisch. Stattdessen sollte die EU verstärkt Partnerschaften mit gleichgesinnten Ländern eingehen.«
Felix Leiss und Klaus Wohlrabe (2024): Zur aktuellen Krisenstimmung im Wohnungsbau, in: Wirtschaftsdienst, Heft 7/2024
Leo Mühlenweg et al. (2024): Die Schuldenbremse – ein Garant für nachhaltige Haushaltspolitik? Eine Replik auf Feld et al. (2024), in: Wirtschaftsdienst, Heft 7/2024
»In der Debatte um die Schuldenbremse bildet sich zunehmend ein Konsens für eine Reform heraus. Zuletzt versuchten Feld et al. (2024) den häufig vorgetragenen Kritikpunkt zu entkräfteten, die Schuldenbremse behindere staatliche Investitionen. Die verwendete synthetische Kontrollmethode vergleicht die tatsächliche Investitionstätigkeit Deutschlands mit einem synthetischen „Deutschland ohne Schuldenbremse“. Dieser Beitrag begegnet einigen methodischen Problemen der Studie mit einer Erweitertung der synthetischen Kontrollmethode, stellt die Ergebnisse von Feld et al. (2024) allerdings grundsätzlich infrage.«
➔ Lars P. Feld et al. (2024): Schuldenbremse und öffentliche Investitionen: Erwiderung auf Mühlenweg et al. (2024), in: Wirtschaftsdienst, Heft 7/2024
»Die politische Diskussion um die deutsche Schuldenbremse klingt nicht ab. Nicht zuletzt dürften die Verhandlungen über den Bundeshaushalt des Jahres 2025 ihren Teil dazu beigetragen haben. Im Grunde kritisieren zu einem erheblichen Teil dieselben Personen die Schuldenbremse mit denselben Argumenten wie im Vorfeld ihrer Einführung 2009, genauer der Revision der Art. 115 GG a. F. i. V. m. Art 109 GG a. F. Ein Dauerbrenner ist die Frage, ob sich die Schuldenbremse auf die öffentlichen Investitionen auswirkt. In diese Kategorie ist die Kritik von Mühlenweg et al. (2024) an der Studie von Feld et al. (2024) einzuordnen. Dieser Kritik möchten wir im Folgenden begegnen.«
Johannes Pfeiffer und Karen Pittel (2024): Abscheidung und Speicherung von CO2 und „schwer oder nicht vermeidbare Emissionen“, in: Wirtschaftsdienst, Heft 7/2024
»Es besteht mittlerweile ein Konsens, dass die CO₂-Abscheidung und Speicherung (CSS) eine Rolle bei der Erreichung von Klimaneutralität spielen sollte. Vor dem Hintergrund der nationalen und internationalen Entwicklung stellt sich die Frage, welche Emissionen überhaupt über CCS gemindert werden sollen (oder dürfen). Zudem ist zu klären, was dabei unter „schwer und nicht vermeidbaren Emissionen“ im Kontext von CCS zu verstehen ist und ob eine solche Fokussierung sinnhaft ist.«
Global Energy Monitor (2024): China continues to lead the world in wind and solar, with twice as much capacity under construction as the rest of the world combined, July 2024
Friedrich Heinemann und Paul Steger (2024): Mehr finanzielle Spielräume, mehr öffentliche Investitionen?, Mannheim: ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, Juni 2024
»Forderungen nach Lockerungen der Schuldenbremse haben seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum zweiten Nachtragshaushalt 2021 Auftrieb erhalten. Oft wird argumentiert, dass die Schuldenbremse wichtige Zukunftsinvestitionen behindere und eine ambitionierte Investitionspolitik mehr haushaltspolitischer Flexibilität bedürfe. Eine entscheidende Frage ist in diesem Zusammenhang, ob zusätzliche finanzielle Spielräume auch tatsächlich den öffentlichen Investitionen zu Gute kommen und nicht vorrangig für konsumtive Zwecke genutzt werden. Diese von der Strube Stiftung geförderte Studie untersucht dazu die Verwendung der steuerinduzierten Haushaltszuwächse zwischen 2010 und 2019 und somit den Zeitraum zwischen Finanzkrise und Pandemie. In diesen Zeitraum fällt die volle Bindungswirkung der Schuldenbremse für den Bundeshaushalt ab dem Haushaltsjahr 2016. Für die Analyse wird die Systematik des Gruppierungsplans genutzt, um die Ausgaben in konsumtive Ausgaben, investive Ausgaben und Zuführungen an Fonds und Rücklagen zu klassifizieren. Es zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen der „Konsolidierungsphase“ 2010-2015 und der „Expansionsphase“ 2015 bis 2019. In der ersten Phase wurden die Steuerzuwächse und frei werdende Haushaltsmittel primär für die Rückführung der Nettoneuverschuldung genutzt. In der zweiten Phase konnten die stark wachsenden Einnahmen für eine Steigerung des Budgets verwendet werden. Die Ausgaben für konsumtive Zwecke wuchsen gegenüber den investiven Ausgaben dabei ungefähr drei Mal so stark.«
➔ dazu: ZEW: Schuldenbremse lockern? Nicht ohne klare Priorisierung. ZEW-Studie belegt eine überwiegend konsumtive Nutzung zusätzlicher Haushaltsmittel (01.07.2024)
Markus Demary und Niklas Florian Taft (2024): Aktuelle Geldpolitik auf beiden Seiten des Atlantiks. IW-Kurzbericht, Nr. 42/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Juli 2024
»Seit der COVID-19-Pandemie und dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine haben der Euroraum und die USA erhebliche Preissteigerungen erlebt. Sowohl die Europäische Zentralbank (EZB) als auch die US-amerikanische Federal Reserve (FED) reagierten mit restriktiver Geldpolitik. Während die EZB mit ihrer kürzlich erfolgten Leitzinssenkung die Zinswende eingeleitet hat, zögert die FED noch damit, den ersten Zinsschritt nach unten zu machen.«
Alexander Herzog-Stein und Ulrike Stein (2024): Arbeits- und Lohnstückkostenentwicklung 2023. Herausforderungen einer Mehrfachkrise in ganz Europa spürbar. IMK Report Nr. 190, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Juli 2024
Sonja Dobkowitz (2024): Nachhaltiger Konsum: Unterschiedliche Kaufkraft von Haushalten muss berücksichtigt werden, in: DIW Wochenbericht, Nr. 27/2024
»Einkommensschwache Haushalte können sich nachhaltige Produkte – wie Bio-Lebensmittel oder Fairtrade-Kleidung – oft nicht leisten. Das Gefühl von Einkommensungleichheit wird durch das Bedürfnis nach nachhaltigen, aber teureren Produkten verstärkt. Was kann der Staat in einer solchen Situation tun, wenn er also einerseits umweltfreundliches Verhalten fördern und andererseits damit verbundene größere Unterschiede zwischen armen und reichen Haushalten abmildern will? Die auf Daten aus den USA basierenden Modellergebnisse dieses Wochenberichts verdeutlichen das Dilemma: Der Staat kann nicht Steuern und Abgaben zum Schutz der Umwelt, wie eine Tierwohlabgabe, erhöhen und zugleich mittels Einkommensteuererhöhungen mehr umverteilen. Denn beides führt in der Theorie dazu, dass insgesamt weniger produziert wird und die gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt sinkt. Die richtige Balance beider Instrumente hängt sowohl von der Einkommensungleichheit in einem Land als auch vom Preisunterschied zwischen nachhaltigen und nichtnachhaltigen Produkten ab. In jedem Fall muss die finanzielle Situation einkommensschwacher Haushalte bedacht werden, wenn der Trend, nachhaltig zu konsumieren, steigen soll.«
Sandra Bohmann und Merve Küçük (2024): Einkommensstarke Haushalte verursachen mehr Treibhausgasemissionen – vor allem wegen ihres Mobilitätsverhaltens, in: DIW Wochenbericht, Nr. 27/2024
»Um die deutschen Klimaziele zu erreichen, müssen die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 um 65 Prozent im Vergleich zu 1990 reduziert werden. Fast ein Drittel dieser Emissionen wird in Deutschland durch den Konsum privater Haushalte verursacht. Auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) werden die CO2-Emissionsäquivalente von Haushalten in Deutschland aus drei wichtigen Bereichen errechnet: Wohnen, Mobilität und Ernährung. Allein der Konsum in diesen drei Bereichen hat Emissionen zur Folge, die das für Privatpersonen angestrebte Emissionsbudget im Durchschnitt um mehr als das Doppelte übersteigen. Die Emissionen aus den Bereichen Mobilität und Wohnen machen den größten Teil der Emissionen aus. Die Emissionen steigen mit dem Einkommen, insbesondere im Bereich Mobilität. Hier schlagen vor allem Flugreisen zu Buche. Im Bereich Ernährung trägt vor allem der Fleischkonsum zu den Emissionen bei, im Bereich Wohnen unter anderem die Größe des Haushalts und die Gebäudeart. Indem die größten Treiber der Emissionen in den drei Bereichen identifiziert werden, lassen sich zielgerichtete politische Hebel benennen, wie eine Vereinfachung des Wohnungstauschs und die energieeffiziente Sanierung von Wohngebäuden sowie ein Verbot von Kurzstreckenflügen und eine Tierwohlabgabe.«
Jan Behringer und Sebastian Dullien (2024): Inflationsausgleichsprämie erhöht Einkommen von 26 Millionen Beschäftigten um 52 Milliarden Euro. Bestimmungsfaktoren und Auswirkungen der Sonderzahlungen. IMK Policy Brief Nr. 171, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Juli 2024
»Die Möglichkeit der Auszahlung einer steuer- und abgabenfreien Inflationsausgleichsprämie war eine wichtige, in der konzertierten Aktion 2022 vereinbarte Maßnahme zur Stabilisierung der Kaufkraft im Energiepreisschock nach der russischen Ukraine-Invasion. Anhand einer Online-Befragung wird in diesem Policy Brief abgeschätzt, welcher Anteil der abhängig Beschäftigten in Deutschland in den Jahren 2022 bis 2024 eine Inflationsausgleichsprämie erhalten hat. Dabei zeigt sich, dass die überwiegende Mehrheit der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von einer solchen Prämie profitiert hat. Außerdem hatte die Prämie für viele Personen eine so relevante Größenordnung, dass sie dadurch eine spürbare finanzielle Entlastung wahrnahmen und deutlich seltener von Plänen zur Konsumeinschränkung berichteten als Personen ohne Inflationsausgleichsprämie. In der Summe wurden fast 26 Millionen Beschäftigten mehr als 52 Mrd. Euro ausgezahlt. Die Mindereinnahmen bei Steuern und Sozialabgaben werden dabei auf rund 40 Mrd. Euro geschätzt. Die Lohnstückkosten sind bis zu gut 1,5 Prozent niedriger ausgefallen, als es ohne diese Prämie der Fall gewesen wäre, wenn die gleiche Kaufkraft bei den Haushalten erreicht worden wäre.«
Melanie Arntz et al. (2024): Are We Yet Sick of New Technologies? The Unequal Health Effects of Digitalization. ZEW Discussion Paper No. 24-027, Mannheim: ZEW – Leibniz Centre for European Economic Research, May 2024
Alessa Kozuch et al. (2024): Nachhaltigkeit in der öffentlichen Beschaffung. Befunde zum „Intention-Action-Gap“ und wie er sich verkleinern lässt, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, Juli 2024
»Der deutsche Staat beschafft jedes Jahr im großen Umfang Waren und Dienstleistungen. Das selbst gesteckte Ziel: Nachhaltigkeitskriterien sollen eine entscheidende Rolle für die Vergabe sein, damit auch die öffentliche Beschaffung die Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit anschiebt. Aktuell werden auf kommunaler Ebene jedoch nur 13,7 Prozent der Aufträge unter Einschluss von Nachhaltigkeitskriterien vergeben – Tendenz sinkend!«
Isabella M. Weber et al. (2024): Carbon Prices and Inflation in a World of Shocks. Systemically significant prices and industrial policy targeting in Germany, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, Juli 2024
»Klimawandel und geopolitische Spannungen machen Angebotsschocks wahrscheinlicher, die Inflation auslösen können. Darüber hinaus kann das Emissionshandelssystem der EU zu volatilen Kohlenstoffpreisen führen, was wiederum Inflation auslösen kann. Anhand von Simulationen mit einem Input-Output-Preismodell für Deutschland zeigt diese Studie, dass dieselben systemrelevanten Sektoren – diejenigen, die für den Lebensunterhalt der Menschen, die Produktion und den Handel wesentlich sind – besonders anfällig für Schockflation und Kohlenstoffflation sind. Insgesamt 77 bis 78 Prozent der potenziellen Carbonflation lassen sich auf nur sechs systemrelevante Sektoren zurückführen. Die Herausforderung für politische Entscheidungsträger besteht darin, eine Politik zu entwickeln, die Transformation und Stabilisierung miteinander verbindet. Die Verbesserung der Widerstandsfähigkeit, die Verringerung der Preisvolatilität und die Entwicklung grüner Industriepolitiken für diese Schlüsselsektoren können die makroökonomischen Risiken sowohl einer Kohlenstoffflation als auch einer Schockflation verringern.«
vbw (2024): CO2-Grenzausgleich – Folgen für Unternehmen. Leitfaden, München: Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), Juni 2024
Eurofound (2024): Job quality side of climate change, Luxembourg 2024
Matteo Richiardi et al. (2024): The impact of a decade of digital transformation on employment, wages, and inequality in the EU: A “conveyor belt” hypothesis. CeMPA Working Paper 5/24, Colchester: Centre for Microsimulation and Policy Analysis (CeMPA), May 2024
»We study the effects of digital transformation in the EU on individual employment outcomes, wage growth, and income inequality, during the decade 2010-2019. Our results allow us to formulate a “conveyor-belt” hypothesis, whereas digital skills are important for finding a job, but less so for retaining it. The ability of out-of-work individuals with higher digital skills to jump back on the labour market is reduced for those with higher education, suggesting a faster depreciation of their digital skills. A similar effect, although of limited size, is found for earning growth: out-of-work individuals with higher digital skills are not only more likely to find a job, but experience higher earning growth, compared to their peers with lower digital skills. Our results point to a vulnerability of workers “left behind” from the digital transformation and the labour market. The overall effects on inequality are, however, limited.«
Lukas Menkhoff (2024): Zunehmende Bereitschaft für Devisenmarktinterventionen zeigt Wandel der internationalen Finanzarchitektur, in: DIW Wochenbericht, Nr. 26/2024
»Die Phase zunehmender Globalisierung scheint mit der weltweiten Finanzkrise im Jahr 2008 zu Ende gegangen sein, was sich nicht nur im sinkenden Welthandel relativ zur Wertschöpfung ausdrückt. Auch in der internationalen Finanzarchitektur ist dieser Trend zu beobachten. Hier zeigt er sich in der zunehmenden Bereitschaft, mit Devisenmarktinterventionen auf Wechselkurse einzuwirken. Immer mehr Länder entscheiden sich für rigidere Wechselkursregime und höhere Währungsreserven (relativ zur Wertschöpfung) bei unveränderter Fähigkeit zu Interventionen. Daran lässt sich ablesen, dass das Vertrauen in die Preisbildung auf den freien Märkten abnimmt und die Bereitschaft zur politischen Kontrolle steigt. Dies ist ein weiterer Schritt weg von einer westlich dominierten, multilateral geordneten Weltwirtschaft, hin zu einer Welt, in der Länder stärker ad hoc agieren.«
Adriana Neligan et al. (2024): Nachhaltigkeitsbericht: ja, aber wie?. IW-Kurzbericht, Nr. 38/2024), Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Juni 2024
»Die Europäische Union verpflichtet mit verschiedenen neuen Vorschriften immer mehr Unternehmen dazu, ihre Aktivitäten in Sachen Nachhaltigkeit offenzulegen. Manche Unternehmen erstellen auch bereits auf freiwilliger Basis Nachhaltigkeitsberichte.«
Daria Schaller und Moritz Schasching (2024): Energieintensive Industrie unter Druck, in: ifo Schnelldienst, Nr. 6/2024
»Im Jahr 2023 erwirtschaftete die energieintensive Industrie in Deutschland 22 % des Gesamtumsatzes des Verarbeitenden Gewerbes und hat daher eine wichtige Bedeutung für die deutsche Wirtschaft. Die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine und der weltweiten geopolitischen Spannungen haben die Energiepreise sprunghaft in die Höhe getrieben und die Branche in eine Krise gestürzt. Die Unternehmen sahen sich mit steigenden Kosten, Materialmangel, einer sinkenden Nachfrage sowie daraus resultierenden Produktionsrückgängen konfrontiert. Neben konjunkturellen Faktoren, auch ausgelöst durch die allgemein schwache weltwirtschaftliche Lage, deuten weitere Indikatoren wie Beschäftigungsrückgang sowie eine schwach eingeschätzte Wettbewerbsfähigkeit auf zusätzliche strukturelle Probleme hin. Ob es zu einer Verlagerung der energieintensiven Industrie ins Ausland kommt, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abgesehen werden.«
Thomas Fackler et al. (2024): Je grüner, desto höher: Die Arbeitsnachfrage von Unternehmen im Strukturwandel zur Elektromobilität, in: ifo Schnelldienst, Nr. 6/2024
»Mögliche negative Beschäftigungseffekte der grünen Transformation in der Automobilindustrie werden oft als Argument angeführt, um den Wandel zur Elektromobilität hinauszuzögern. Anhand von über 1,5 Mio. Online-Stellenanzeigen von Indeed untersuchen wir die Arbeitsnachfrage von 2 166 Unternehmen im Zeitraum Januar 2018 bis April 2024 und unterscheiden dabei zwischen grünen und weniger grünen Firmen anhand ihrer Patentaktivität im Bereich der Antriebstechnik. Die Automobilindustrie steht durch einen tiefgreifenden Strukturwandel vor enormen Herausforderungen. Die Transformation wurde durch eine unerwartete Eskalation im Handelskonflikt zwischen den USA und China, das mehrfache Scheitern der Brexit-Verhandlungen sowie steigenden Wettbewerbsdruck durch die Vorstellung von Teslas Model Y im Frühjahr 2019 erheblich beschleunigt. Unsere Analyse belegt, dass die Arbeitsnachfrage grüner Firmen seitdem signifikant und durchgehend höher ist als die von weniger grünen Firmen, und zwar um durchschnittlich 34 bis 50 Prozentpunkte. Grüne Unternehmen fragen strukturell mehr neue Fachkräfte in den Bereichen IT und Produktion und weniger in den Berufsfeldern Technik, Mechanik sowie Maschinenbau nach. Insgesamt finden wir keine Anzeichen für einen generellen Zielkonflikt zwischen Klimazielen und Beschäftigung, jedoch sind Berufszweige vom Strukturwandel unterschiedlich betroffen.«
Clemens Fuest et al. (2024): Wege aus der Stagnation – (wie) kann die Wirtschaftspolitik bessere Rahmenbedingungen schaffen?, in: ifo Schnelldienst, Nr.6/2024
Der Wirtschaftsstandort Deutschland ist vom Star zum Sorgenkind geworden: Kaum bis wenig Wachstum, schlechte Platzierungen in Standortrankings, fehlende Investitionen, im internationalen Vergleich hohe Unternehmensteuersätze. Mit dem nach langer Diskussion verabschiedeten Wachstumschancengesetz werden Anreize für zusätzliche Investitionen geschaffen. Ein (kleiner) Schritt in die richtige Richtung. Aber reichen 3,2 Mrd. Euro, um den Wirtschaftsstandort langfristig auf ein solides Fundament zu stellen? Welche wirtschaftspolitischen Reformen sind anzugehen?
Nicolas Bunde und Anna Wolf (2024): Blockchain – Hype oder Querschnittstechnologie?, in: ifo Schnelldienst, Nr. 6/2024
Blockchain- bzw. Distributed-Ledger-Technology (DLT) ist eine relativ junge Technologie, die in den vergangenen Jahren eine rasante Entwicklung durchlaufen hat. Ursprünglich als Grundlage für Kryptowährungen wie Bitcoin konzipiert, hat die Blockchain-Technologie vor allem im Finanzsektor eine schnelle Adaption erfahren. Gleichzeitig haben die hohe Volatilität, regulatorische Unsicherheiten und illegale Aktivitäten rund um Kryptowährungen zu großer Verunsicherung bezüglich der Technologie an sich geführt. Dabei ermöglicht die Blockchain-Technologie Kosten-, Zeit- und Prozessvorteile und könnte als Treiber für eine Vielzahl von volkswirtschaftlich relevanten Ökosystemen dienen. Anwendungen in Bereichen außerhalb des Finanzsektors sind in der öffentlichen Wahrnehmung allerdings weniger präsent. Dieser Artikel befasst sich mit der Nutzung der Blockchain-Technologie in Deutschland. Mittels einer empirischen Auswertung von Stellenanzeigen werden Wirtschaftssektoren und Anwendungsfelder ermittelt, in denen die Blockchain-Technologie zum Einsatz kommt. Ziel ist es, einen Einblick in die unterschiedlichen Anwendungen der Blockchain-Technologie in der Realwirtschaft zu ermöglichen.
Ernst Erwin Glöckner (2024): Kommt der Steiger zurück?, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 3/2024
»Das Erzgebirge birgt bis heute einen reichen Rohstoffschatz, darunter auch Lithium. Im Februar 2024 wurde bekannt, dass die Lagerstätte in Zinnwald auf 429.000 Tonnen geschätzt wird und damit zu den größten Vorkommen in Europa zählt. Dennoch bedienen bislang nur eine geringe Anzahl an Unternehmen die gesamte Weltnachfrage nach dem wichtigsten Rohstoff für wiederaufladbare Batterien. Europa ist beinahe zu 100% auf Import angewiesen. Kann die Nachfrage nach Hochtechnologiemetallen neuen Schwung in den europäischen Bergbau bringen? Eine Einordnung.«
Mandy Stobbe und Susanne Winge (2024): Marktorientierte Sozialunternehmen in Sachsen: Strukturen, Herausforderungen und Potenziale der sozialen Ökonomie, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 3/2024
»Die Ergebnisse des Sächsischen Mittelstandsberichts 2018-2022 gewähren erste Einblicke in die Struktur, die vielfältigen Herausforderungen und Potenziale marktorientierter Sozialunternehmen in Sachsen. Trotz ihres wachsenden Einflusses stehen diese Unternehmen vor erheblichen Sichtbarkeits- und Anerkennungshürden, insbesondere in ländlichen Regionen. Der hier dargestellte Ausschnitt aus der Untersuchung beleuchtet die geografische Verteilung, unterschiedliche Rechtsformen, verschiedene Unternehmensphasen und die facettenreiche Palette sozialer Anliegen. Darüber hinaus werden Herausforderungen und Potenziale der sozialen Ökonomie in Sachsen aufgezeigt.«
Niels Gillmann und Matteo Neufing (2024): Job-Turnover-Analyse: Arbeitsmarktdynamik im ländlichen und städtischen Raum, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 3/2024
»Wirtschaftswachstum schafft Arbeitsplätze. Allerdings sollte unterschieden werden zwischen Arbeitsplätzen, die durch Neugründungen oder durch Wachstum von bestehenden Unternehmen geschaffen werden. Wir betrachten deswegen das Arbeitsplatzwachstum etwas genauer. Im Zeitraum von 2000 bis 2016 stieg die Anzahl der Beschäftigten in Deutschland insgesamt durchschnittlich um ca. 1% pro Jahr an. Allerdings war die Summe der begonnenen und beendeten Beschäftigungsverhältnisse mit ca. 17% deutlich höher. Anders als in früheren Beobachtungszeiträumen lassen sich in unserer Untersuchung, die auf den Daten des Betriebs-Historik-Panels des IAB basiert, kaum Unterschiede zwischen der Arbeitsmarktdynamik in ländlichen und städtischen Gebieten feststellen. Der Hauptanteil der neugeschaffenen und verlorenen Stellen entsteht aus Größenveränderungen bestehender Betriebe. Das Gründungsgeschehen hingegen spielt für den Arbeitsmarkt eine vergleichsweise kleinere Rolle. Im Vergleich zu den 2000er Jahren sinkt die Fluktuation im deutschen Arbeitsmarkt.«
Heiner Dribbusch et al. (2024): WSI-Arbeitskampfbilanz 2023. 2023 – ein langes und turbulentes Arbeitskampfjahr. WSI-Report Nr. 95, Düsseldorf: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI), Juni 2024
»2023 war ein außergewöhnlich „langes“ Arbeitskampfjahr, das neben einem signifikanten Anstieg der Zahl der Arbeitskämpfe sowie spektakulären Streikaktionen auch dadurch gekennzeichnet war, dass sich einige viel beachtete Auseinandersetzungen bis weit ins Jahr 2024 hineinzogen. Im Jahr 2023 registrierte das WSI 312 Arbeitskämpfe, die insgesamt von mehr als 10.000 Arbeitsniederlegungen in Betrieben und Einrichtungen begleitet wurden. Damit hat die Anzahl der Arbeitskonflikte 2023 gegenüber dem Vorjahr 2022 deutlich zugenommen. Auch 2023 fand die große Mehrheit der Arbeitskämpfe im Rahmen von Haustarifauseinandersetzungen statt. Unter dem Eindruck historisch hoher Inflationsraten standen deutliche Entgeltsteigerungen im Mittelpunkt der tarifpolitischen Auseinandersetzungen. In mehreren großen Branchen wurden die Tarifverhandlungen von zahlreichen, außergewöhnlich breiten Arbeitsniederlegungen begleitet. Zwar lag die Gesamtzahl der Streikteilnehmer*innen mit 847.000 etwas unter der Beteiligung des Vorjahres (930.000 Beteiligte), da jedoch mehrfach über 24 Stunden und länger die Arbeit niedergelegt wurde, fielen rechnerisch mehr als 1,5 Mio. Arbeitstage aus, womit sich das Arbeitskampfvolumen gegenüber 2022 (674.000 Ausfalltage) mehr als verdoppelte. Das Jahr 2024 begann mit teilweise spektakulären Arbeitsniederlegungen im Verkehrsbereich bei der Bahn, dem öffentlichen Nahverkehr und den Flughäfen. Im Herbst steht mit der Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie eine weitere Auseinandersetzung mit hohem Warnstreikpotenzial an.«
Christian Wagner (2024): Südasien 2.0. Die Neuordnung einer Krisenregion, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Juni 2024
»Die Konfliktkonstellationen in Südasien befinden sich im Umbruch. Dazu beigetragen haben eine Reihe internationaler und nationaler Entwicklungen seit Mitte der 2010er Jahre. Sicherheitspolitisch wird die Region künftig weniger durch den indisch-pakistanischen Konflikt als durch die Rivalität zwischen Indien und China geprägt. Die ungeklärte Grenzfrage zwischen beiden Ländern und deren geopolitische Rivalitäten in Südasien und im Indo-Pazifik sind Ausgangspunkt für weitere Konflikte. Chinas umfangreiche Investitionen im Rahmen der Seidenstraßen-Initiative haben die ohnehin nur geringen Ansätze regionaler Zusammenarbeit, für die etwa die South Asian Association for Regional Cooperation (SAARC) steht, weiter geschwächt. Die zunehmende Verschuldung der Staaten dürfte Beijings politischen Einfluss in Südasien mittelfristig weiter erhöhen. Neu-Delhi konzentriert sein regionales Engagement auf den Golf von Bengalen und den Indischen Ozean. Politisch ist seit den 2010er Jahren ein verstärktes Aufkommen populistischer und autokratischer Regime zu beobachten, zuvorderst in Indien, Bangladesch und Sri Lanka. Sofern sich diese Tendenzen verstetigen, wird Berlin in den bilateralen Beziehungen nach Südasien eine Balance finden müssen – auf der einen Seite stehen die normativen Ansprüche der eigenen Außenpolitik, auf der anderen die gemeinsamen Interessen mit dem jeweiligen Partnerland. Ein indisch-chinesischer Konflikt wird Deutschland eine klarere Positionierung abverlangen, als dies bei früheren indisch-pakistanischen Krisen der Fall war. Angesichts der Schwäche regionaler Organisationen sollte sich das deutsche Engagement stärker auf minilaterale Formate richten.«
Julia Bläsius und Max Ostermayer (2024): Vertrauen, Verteilung, Finanzierung. Drei Leitplanken für eine soziale Klimapolitik, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, Juni 2024
»Ambitionierter Klimaschutz ist in den Augen der Bevölkerung notwendig. Damit sich abstrakte Zustimmung aber in konkrete Mehrheiten übersetzt, muss die Verteilungsfrage beim Klimaschutz im Mittelpunkt stehen. Das bedeutet, die Kosten des klimaneutralen Umbaus gerecht zu verteilen und soziale Härten zu vermeiden. Es bedeutet außerdem, die konkreten Instrumente aus den drei Säulen Fördern, Verteuern und Verbieten sorgfältig auszuwählen und aufeinander abzustimmen. Dafür muss angesichts der hohen Investitionsbedarfe auch die Finanzpolitik neu gedacht werden.«
Christian Hohendanner et al. (2024): Betriebe in der ökologischen Transformation. IAB-Forschungsbericht, Nr. 13/2024, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), 2024
»Die Anstrengungen zur Begrenzung des Klimawandels haben weitreichende Auswirkungen auf Betriebe und deren Beschäftigte. Besonders herausfordernd ist es für Unternehmen geworden, Personal zu finden, das die erforderlichen umwelt- bzw. klimafreundlichen Kompetenzen („Green Skills“) mitbringt. Zugleich werden bisherige umwelt- bzw. klimaschädliche Kompetenzen („Brown Skills“) zunehmend ersetzt oder stehen unter erhöhtem Transformationsdruck. Um feststellen zu können, wie sich die Bedeutung von Green Skills, Brown Skills und den neutralen White Skills für die Betriebe in den letzten Jahren entwickelt hat, aggregieren wir den auf Berufsebene generierten Greenness-of-Jobs-Index (GOJI) auf Betriebsebene. Die quantitative Bedeutung von Betrieben mit Green Skills nimmt zu. Zugleich nehmen Personalengpässe in vielen Branchen zu. Ein „Climate Quitting“ weg von Betrieben mit Brown Skills hin zu Betrieben mit Green Skills lässt sich hierbei allerdings nicht ausmachen. Die – wenn auch statistisch nicht signifikanten – etwas geringeren Rekrutierungsprobleme von Betrieben mit Green Skills, sowie die in diesen Betrieben stärker verbreitete Tarifbindung und betriebliche Mitbestimmung sowie die höheren Frauenanteile lassen sich jedoch – wenn auch mit einer gewissen Vorsicht – als Hinweise auf leichte Attraktivitätsvorteile von Betrieben mit Green Skills interpretieren.«
Geraldine Dany-Knedlik e al. (2024): DIW-Konjunkturprognose: Weltkonjunktur erholt sich zügiger – Deutsche Wirtschaft kommt in Fahrt, in: DIW Wochenbericht, Nr. 24/2024
Gabriel Felbermayr und Inga Heiland (2024): Wie hoch ist der ökonomische Nutzen der EU für Österreich? Kurzanalyse zu einem möglichen „Öxit“, Wien: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO), Juni 2024
»Wie würde sich der Wohlstand in Österreich verändern, wenn es die Europäische Union plötzlich nicht mehr gäbe? Die Simulationsergebnisse zeigen: Nach vollständiger Anpassung an die neuen Rahmenbedingungen wäre der Realwert des Bruttoinlandsprodukts (in Preisen von 2022) zwischen 24 und 47 Mrd. € niedriger. Bei einem überraschendem Öxit käme es kurzfristig wohl zu einem doppelt so hohen Schaden. Pro Kopf gerechnet lägen die wirtschaftlichen Einbußen zwischen 2.735 € und 5.190 € (90% Konfidenzintervall, Mittelwert 3.860 €), damit liegt Österreich im EU-Ranking auf Platz 6 von 27, wobei die ersten drei Plätze auf sehr kleine EU-Mitgliedsstaaten entfallen. Von diesen Bruttoeffekten wäre der österreichische Nettobeitrag abzuziehen, der im Jahr 2022 zwischen 113 € und 184 € pro Kopf lag. Die Analyse kann mit Hilfe der tatsächlichen Effekte des Ausscheidens des Vereinigten Königreichs aus der EU validiert werden. Sie identifiziert allerdings nur Untergrenzen für die wahren Kosten, weil die Vorteile der EU-Integration auf die Innovationstätigkeit, die Außen- und Sicherheitspolitik oder die individuelle Freiheit der Bürger:innen nicht quantifiziert werden können. Obwohl die EU-Mitgliedschaft ein ausgezeichnetes Geschäft für Österreich darstellt, verbleiben im Binnenmarkt große interne Barrieren. Deren Beseitigung, etwa durch Schaffung eines Binnenmarktes für Energie, einer Kapitalmarktunion oder einer europäischen Infrastrukturinitiative, könnte die ökonomischen Vorteile der EU für Österreich noch einmal deutlich erhöhen und dringend benötigtes Wirtschaftswachstum ankurbeln.«
Konstantinos Tsetsos (2024): Worst Cases. Metis Studie, Nr. 41, München: Metis Institut für Strategie und Vorausschau, Universität der Bundeswehr, Mai 2024
»Worst-Case-Szenarien spielen eine entscheidende Rolle in der strategischen Vorausschau. Die Studie nutzt theoretisch abgeleitete geopolitische Szenarien, um Entscheidungsträger gedanklich auf zukünftig mögliche negative Entwicklungen vorzubereiten. Es werden im Folgenden also plausible und zugleich besonders ungünstige sicherheitspolitische Entwicklungen skizziert sowie deren Implikationen für die Sicherheit Europas und Deutschlands diskutiert.«
Herinrich-Böll-Stiftung (2024): Wirtschaftsatlas 2024. Daten und Fakten zur Transformation, Berlin, April 2024
Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2024): Bildung in Deutschland 2024. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu beruflicher Bildung, Bielefeld, Juni 2024
»Der zehnte Nationale Bildungsbericht beschreibt die Gesamtentwicklung des deutschen Bildungswesens und widmet sich in diesem Jahr schwerpunktmäßig der beruflichen Bildung.«
Jens van’t Klooster and Isabella M. Weber (2024): Closing the EU’s inflation governance gap. The limits of monetary policy and the case for a new policy framework for shockflation, Brussels: European Union, June 2024
»This report investigates how the EU should deal with shockflation – inflation unleashed by shocks to systemically significant prices such as energy and food. We argue that the ECB’s monetary policy is not an adequate instrument to deal with this kind of inflation. Therefore, the EU currently lacks adequate governance structures. The EU should develop a new inflation governance framework that targets shocks to systemically significant prices directly, before they are propagated through the economy.«
Grega Ferenc et al. (2024): EU-Osterweiterung – Bilanz und Perspektiven, in: Wirtschaftsdienst, Heft 6/2024
Am 1. Mai 2024 jährte sich die EU-Osterweiterung zum 20. Mal. Damals traten zehn neue Mitgliedstaaten der Europäischen Union bei, wovon sieben dem ehemaligen Ostblock angehörten. Die Erweiterung ist eine Erfolgsgeschichte, da die neuen Mitglieder seitdem hohe Wachstumsraten erzielten, was den Konvergenzprozess zwischen alten und neuen Mitgliedstaaten vorangetrieben hat. Angesichts zunehmender geopolitischer Krisen auch an den direkten EU-Außengrenzen kann nur eine prosperierende EU weiterhin ein Stabilitätsanker bleiben. Es stellen sich folgende Fragen: Welche Auswirkungen hatte die Erweiterung auf die alten und neuen EU-Mitgliedstaaten? Und welche Lehren lassen sich für künftige Erweiterungen ziehen, etwa mit Blick auf (verzögerte) Beitritte zum Binnenmarkt und zur Eurozone?
Veronika Grimm et al. (2024): Stromgestehungskosten von Erneuerbaren sind kein guter Indikator für zukünftige Stromkosten, in: Wirtschaftsdienst, Heft 6/2024
»Immer wieder werden die sinkenden Stromgestehungskosten erneuerbarer Energien herangezogen, um zu argumentieren, dass die Stromkosten in Deutschland sinken werden. Die Stromgestehungskosten stellen jedoch keine belastbare Grundlage für die Einschätzung der zukünftigen Stromkosten dar. Vergleicht man die Produktion der Wind- oder Solaranlagen mit der Stromnachfrage, so ergeben sich in vielen Stunden des Jahres Versorgungslücken, die durch komplementäre Technologien wie Batteriespeicher oder Gaskraftwerke, und künftig auch durch wasserstoffbetriebene Kraftwerke, gedeckt werden müssen. Die Investitionskosten dieser Anlagen und ihres Betriebs müssen in die Berechnung der Kosten zur Befriedigung der Nachfrage eingehen. Diese „Levelized Cost of Load Coverage“ deuten nicht darauf hin, dass die Stromkosten im kommenden Jahrzehnt deutlich sinken werden.«
Jürgen Matthes (2024): Kriterien für wirtschaftspolitische Maßnahmen zum Abbau kritischer Importabhängigkeiten, in: Wirtschaftsdienst, Heft 6/2024
»Die Zeitenwende nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und die dadurch verschärfte Debatte über wirtschaftliche Sicherheit, strategische Autonomie und kritische Importabhängigkeiten haben zu Recht dazu geführt, dass Staatseingriffe stärker diskutiert werden. Kritische Importabhängigkeiten sind Abhängigkeiten, bei denen ein Ausbleiben der kritischen Importe etwa aufgrund eines geopolitischen Konflikts wahrscheinlich ist und dies erhebliche volkswirtschaftliche Schäden verursachen würde. Dabei stellt sich die Frage, an welchen Stellen es zu Marktversagen kommt und der Staat intervenieren sollte.«
Jan Priewe (2024): Arbeits- und Lebensbedingungen in Deutschland und den USA im Vergleich, in: Wirtschaftsdienst, Heft 6/2024
»Ein Vergleich der Arbeits- und Lebensbedingungen in den USA und in Deutschland im Jahr 2022 zeigt, dass Deutschland bei einer Vielzahl von Indikatoren besser abschneidet als die USA. Gemessen werden die Arbeits- und Lebensbedingungen anhand von zwölf Dimensionen unter Rückgriff auf über 80 Subindikatoren. Zum Vergleich: Der traditionelle Indikator BIP, der oft für internationale Vergleiche herangezogen wird, lag in den USA 2022 über dem deutschen Wert. Im Folgenden werden nun die Ergebnisse der alternativen Messung analysiert.«
John Komlos (2024): Die US-Variante des Kapitalismus erzeugt gesundheitsgefährenden chronischen Stress, in: Wirtschaftsdienst, Heft 6/2024
»Die dem ungebremsten Wachstum verschriebene Wirtschaftspolitik in den USA führt zu erheblichem emotionalen Stress. Den Wirtschaftsmotor auf Hochtouren laufen zu lassen, bedeutet, dass die Maximierung der Produktion im Vordergrund steht, ohne Berücksichtigung der negativen Externalitäten, einschließlich der etwaigen Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit der Bevölkerung, die dieses Wirtschaften nach sich zieht. Hauptmerkmale dieser Politik sind ihre Kurzsichtigkeit, ihr Fokus auf das gegenwärtige Einkommen und ihr Außerachtlassen der langfristig negativen Auswirkungen auf die Lebensqualität. Der Fokus liegt auf wirtschaftlicher Effizienz und Wirtschaftswachstum, was über die vergangenen vier Jahrzehnte zu erhöhtem Stress geführt hat und den Weg für eine rechtspopulistische Bewegung bereitet hat.«
Friedrich L. Sell und Jürgen Stiefl (2024): Hohe und weiter steigende Ungleichheit in den USA – politisch nicht gewollt und doch geduldet?, in: Wirtschaftsdienst, Heft 6/2024
»Die Betrachtung der Gini-Koeffizienten sowohl vor als auch nach Umverteilung zeigt, dass die Verteilung der persönlichen Einkommen in den USA zwischen 1947 und 2020 ungleicher geworden ist. Dieser Beitrag untersucht die möglichen Konzepte, die den Zielvorgaben für die Einkommensverteilung zugrunde liegen, und argumentiert auf der Grundlage der empirischen Ergebnisse, dass weder klare Wahl- oder Parteizyklen in den Daten der Einkommensverteilung in den USA zu erkennen sind, noch dass die Verteilung ein stationäres Gleichgewicht besitzt. Vielmehr ist ein ungebrochener zyklischer Aufwärtstrend der Ungleichheit zu beobachten, der erheblich zur Spaltung der US-Gesellschaft beiträgt.«
BDI (2024): Standort D mit Investitionen stärken. Programm für Infrastruktur, Transformation und Resilienz erforderlich, Berlin: Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), Juni 2024
»Die öffentlichen Investitionen und die Anreize für private Investitionen müssen im nächsten Jahrzehnt erheblich erhöht werden. Ein Programm für Infrastruktur, Transformation und Resilienz sollte ein Volumen von rund 400 Milliarden Euro über das nächste Jahrzehnt aufweisen. Die Investitionen in die Infrastruktur, Gebäude und Wohnen sollten über das nächste Jahrzehnt in der Größenordnung von rund 315 Milliarden Euro erhöht werden. Nahezu die Hälfte des Bedarfs in Höhe von 185 Milliarden Euro entfällt auf Verkehrsinfrastruktur.«
Jürgen Matthes und Edgar Schmitz (2024): Konkurrenzdruck aus China für deutsche Firmen. Ergebnisse einer Unternehmensumfrage. IW-Report, Nr. 30/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Juni 2024
»Rund die Hälfte der deutschen Industriefirmen reagiert auf die zunehmende China-Konkurrenz mit Entlassungen, zeigt eine repräsentative Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Das Gros der befragten Firmen verweist auf unfaire Subventionen – und befürwortet Handelsschutzmaßnahmen.«
Martin Beznoska et al. (2024): Schuldenbremse 2.0. Konzepte für tragfähige Fiskalregeln. IW-Policy Paper, Nr. 4/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Juni 2024
»In der aktuellen Debatte um die deutsche Schuldenbremse mehren sich die Stimmen, die eine Reform der Fiskalregeln empfehlen. Neben dem Wissenschaftlichen Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz spricht sich auch der Sachverständigenrat für Lockerungen aus.«
Cédric Koch et al. (2024): Ein EU-Zukunftsfonds. Warum und wie? Hintergrundpapier des »Netzwerks Progressive EU-Fiskalpolitik«, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, Juni 2024
»Klimakrise, geoökonomische Herausforderungen und der Aufstieg rechtsradikaler Kräfte erfordern neue EU-Finanzierungsinstrumente für die sozial-ökologische Transformation ab 2027: Dann halbieren sich die EU-Fördertöpfe, CO -Preise steigen und neue Fiskalregeln greifen. Konservativ geschätzt sind zusätzliche öffentliche Investitionen von mindestens 1 Pr zent des EU-BIPs pro Jahr nötig. Ein neuer EU-Fonds für Zukunftsinvestitionen könnte diese Lücken durch gesteigerte private und öffentliche Investitionen schließen und die Transformation politisch und sozialverträglich gestalten. Die Beteiligung von Parlamenten und Sozialpartnern sowie ein zweckgebundener und sozial konditionierter Mittelabfluss sind zentral.«
Susan Stewart (2024): Die Ukraine im russischen Angriffskrieg. Binnenentwicklungen im Zusammenhang mit dem EU-Beitrittsverfahren, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Juni 2024
Raphael Bossong und Nicolai von Ondarza (Hrsg.) (2024): Stand der Integration. Zehn zentrale politische Projekte der EU und wie sie die Union verändern, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), April 2024
»In den letzten 15 Jahren hat die EU in vielfachen Krisen ihre Widerstandsfähigkeit bewiesen und wichtige politische Einigungen erzielt, die teilweise über den Rahmen des Lissabon-Vertrags hinausweisen. Dabei spielten – im Sinne eines »flexiblen Krisenfunktionalismus« – exekutive Institutionen, insbesondere der Europäische Rat und die EU-Kommission, eine führende Rolle. Währenddessen wurden programmatische Großprojekte der EU, vor allem in der Klima- und Cyberpolitik, gemäß dem ordentlichen Gesetzgebungsverfahren vorangetrieben. Dies zeigt, dass das traditionelle, eher technokratische Integrationsmodell weiterhin Bestand hat. In zehn Einzelbeiträgen zu zentralen politischen Projekten der EU sowie zwei Querschnittsanalysen wird der gegenwärtige Stand der Integration ausgelotet und aufgezeigt, wie den kommenden Herausforderungen begegnet werden könnte oder müsste. Die Entscheidungsfindung in der EU bleibt stark konsensorientiert. Dennoch ist die EU-Politik mit einem wachsenden Maß an Polarisation konfrontiert, insbesondere da, wo Ressourcen mobilisiert und umverteilt werden sollen oder weitreichende exekutive Entscheidungen anstehen. Das derzeitige Rüstzeug der EU reicht für die anstehenden Handlungserfordernisse nicht aus. Zu den vorrangig zu lösenden Aufgaben zählen: Förderung der Rechtsstaatlichkeit, ambitionierte Reformen der Erweiterungspolitik, Stärkung von Kompetenzen und Entscheidungsverfahren sowie Ausgleich des anhaltenden Demokratiedefizits der EU. Jenseits von einzelnen pragmatischen Integrationsschritten im Zuge dauerhaften Krisenmanagements gilt es deshalb, die Legitimität der EU umfassender auszubauen.«
Magdalena Jetschgo-Morcillo und Natalie Klauser (2024): Je mehr, desto mächtiger? Warum das Humankapital zählt, um sich im globalen Machtgefüge zu behaupten, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, Juni 2024
»Die Bevölkerungsgröße spielte seit jeher eine bedeutende Rolle beim Aufstieg von Staaten zu Großmächten. Nun schrumpfen und altern die Bevölkerungen in immer mehr Ländern weltweit. Ist in diesem Fall ein Machtverlust auf der globalen Bühne vorgezeichnet, und geht ein Bevölkerungswachstum mit einer Bedeutungszunahme eines Landes einher? Die Betrachtung von wirtschaftlichen, sicherheitspolitischen und gesellschaftlichen Faktoren in Groß- und Mittelmächten gibt Aufschluss über die Zusammenhänge zwischen demografischem Wandel, nationalen Strategien und der globalen Machtstruktur.«
Renke Schmacker (2024): Zuckersteuer: Reaktion der Konsument*innen hängt stark von deren Selbstkontrolle ab, in: DIW Wochenbericht, Nr. 23/2024
»Steuern auf ungesunde Lebensmittel, zum Beispiel zuckergesüßte Getränke, sollen Verbraucher*innen einen Anreiz geben, sich gesünder zu ernähren. Im Fokus dieser Politik stehen besonders Menschen mit niedriger Selbstkontrolle, die ihren Zuckerkonsum weniger unter Kontrolle haben. Dieser Wochenbericht untersucht anhand der dänischen Steuer auf zuckerhaltige Getränke, ob Konsument*innen mit niedriger und hoher Selbstkontrolle unterschiedlich auf Preisveränderungen reagieren. Als die Steuer 2012 stark erhöht und dies über die Produktpreise an die Konsument*innen weitergegeben wurde, haben Menschen mit hoher Selbstkontrolle ihren Konsum merklich reduziert, solche mit niedriger Selbstkontrolle hingegen nur unwesentlich. Als die Steuer 2014 abgeschafft wurde, haben jedoch beide Gruppen ihren Konsum deutlich erhöht. Die Ergebnisse zeigen, dass die Zielgruppe einer solchen Maßnahme nicht zwingend auf höhere Preise reagiert. Um Menschen mit niedriger Selbstkontrolle zu helfen, braucht es Instrumente, die Herstellern Anreize geben, ihre Produkte gesünder zu machen. Dafür empfiehlt sich eine gestaffelte Zuckersteuer, wie das Beispiel der Zuckersteuer im Vereinigten Königreich zeigt. Gleichzeitig sollte die Vermittlung von Wissen über gesundheitsrelevantes Verhalten verbessert werden, um die Ursache für zu starken Zuckerkonsum anzugehen.«
Aus Politik und Zeitgeschichte, Nr. 22-23/2024: Fachkräftemangel
»Wer auf einen Termin mit dem Handwerker wartet oder verzweifelt nach einem Kitaplatz sucht, spürt schon heute, dass es in Deutschland an ausgebildeten Fachkräften mangelt. Diese Situation wird sich noch weiter verschärfen, wenn in den kommenden Jahren die geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand gehen. Der Fachkräftemangel ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Das zeigt sich auch daran, dass in den öffentlichen Debatten so unterschiedliche politische Schlagworte wie Zuwanderung, Geschlechterrollen, Demografie, Löhne, Sozialleistungen, Steuern oder Arbeitsmoral vor diesem Hintergrund neu bewertet werden.«
Ekkehard Ernst et al. (2024): From Unemployment Struggles to Labour Market Shortages?, in: Intereconomics, No. 3/2024
After decades marked by struggles to combat high unemployment, today’s main challenge is labour market shortages. Since the aftermath of the COVID-19 pandemic and despite the economic slowdown driven by Russia’s invasion of Ukraine, EU labour markets have demonstrated remarkable resilience. Employment reached a record high in 2022 and the trend is expected to continue. Most companies, in the EU and beyond, are now struggling to fill vacancies. Labour and skill shortages in several sectors are the new problems to overcome. What are the reasons behind these shortages? Are these only temporary issues? Has unemployment ceased to be a burning issue? What policy options could address these challenges? Based on their presentations at the 2024 edition of the Centre for European Policy Studies, flagship conference, Ideas Lab, the contributors to this Forum attempt to answer these question, discussing recent shifts in the labour market and policy solutions to address the different sources of shortages.
Andreas Lichtenberger et al. (2024): Full Employment: A Survey of Theory, Empirics and Policies. Working Paper 249, Vienna: The Vienna Institute for International Economic Studies, June 2024
»The concept of full employment is associated with diverse economic, political and social aspects. We provide a survey of theory, empirics and policy issues related to full employment. We make a novel contribution by tying together multi-dimensional aspects of full employment regarding definitions, theoretical perspectives, empirical measurements, policy debates and real-world policy programs. We distinguish: concepts of full employment that provide systematic links to price stability; minimum unemployment and maximum employment approaches; and the unfilled vacancies perspective. Furthermore, we provide and discuss different empirical measures of full employment for selected economies, and we propose a new full employment typology. Based on our survey findings, we argue that conceptualising and measuring full employment is not merely a technical task, but inevitably involves normative judgments. Finally, we discuss avenues for future research.«
Judith Niehues und Maximilian Stockhausen (2024): Einkommensverteilung in Europa: Wo stehen wir?. IW-Kurzbericht, Nr. 32/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Juni 2024
Jürgen Matthes (2024): Strategische Autonomie und wirtschaftliche Sicherheit effizient erreichen. Kriterien für wirtschaftspolitische Maßnahmen zum Abbau kritischer Importabhängigkeiten. IW-Policy Paper, Nr. 3/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Juni 2024
Michael Grömling et al. (2024): Volkswirtschaftliche Bedeutung der Bauwirtschaft. Gutachten im Auftrag des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Juni 2024
Claus Michelsen und Simon Junker (2024): Industriebeschäftigung: Der Strukturwandel ist eine Chance, Berlin: Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa)
»Die Industrie steht unter Druck. Seit mehr als fünf Jahren wird in diesem wichtigen Kern der deutschen Volkswirtschaft Beschäftigung abgebaut. Dies betrifft vor allem die Automobil- und die energieintensiven Branchen. Die Gründe hierfür sind tiefgreifende technologische Veränderungen und große Herausforderungen in der Energieversorgung. Gleichzeitig wird in anderen Industriesektoren Beschäftigung aufgebaut – vor allem dort, wo die Produktivität größer und die Löhne überdurchschnittlich ausfallen.«
Claus Michelsen und Simon Junker (2024): Investitionsströme: Die globale Tektonik hat sich verschoben, Berlin: Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa)
»Global verschieben sich die Kräfteverhältnisse zwischen den großen Wirtschaftsräumen. Seit rund 15 Jahren hat Europa, insbesondere Deutschland, gegenüber den USA und China an Boden verloren. Investitionen in Maschinen und Anlagen sowie in Forschung und Entwicklung verlagern sich seitdem verstärkt in andere Regionen. Dabei sind sie ein wichtiger Gradmesser für die Standortqualität. Die Neugewichtung gilt besonders für Branchen wie den IT-Sektor, die Megatrends wie „Künstliche Intelligenz“ vorantreiben, aber auch für die Industrie. In Deutschland konnten sich nur wenige Branchen gegen diese Verlagerung stemmen – darunter der Fahrzeugbau und die chemisch-pharmazeutische Industrie.«
Yuriy Gorodnichenko et al. (2024): Russian economy on war footing: A new reality financed by commodity exports. CEPR Policy Insight No. 131, Paris/London: Center for Economic Policy Research (CEPR), May 2024
»Nach mehr als 800 Tagen russischer Aggression ist klar, dass der Zermürbungskrieg ein Schlüsselelement des Konflikts ist. Um die Aussichten beurteilen zu können, muss man daher die wirtschaftliche Kapazität beider Seiten zur Fortsetzung der Kriegsanstrengungen verstehen. In diesem Policy Insight wird die Lage der russischen Wirtschaft untersucht und ein Ausblick gegeben.«
➔ dazu: The Russian economy on a war footing: A new reality financed by commodity exports (24.05.2024)
»»Der Einmarsch Russlands in die Ukraine löste beispiellose Sanktionen aus, die zunächst zu einem Rückgang des BIP führten. In dieser Kolumne wird beschrieben, wie sich die russische Wirtschaft aufgrund erhöhter öffentlicher Ausgaben in kriegsbezogenen Industrien und im Bauwesen erholte. Es wird erwartet, dass die Militärausgaben im Jahr 2024 weiter steigen werden, angeheizt durch hohe Öleinnahmen, die einen engen Arbeitsmarkt schaffen. Die Sanktionen haben den Zugang Russlands zu Hightech-Gütern eingeschränkt, aber die kriegsbedingte Produktion bleibt robust. Daher ist die Militärhilfe für die Ukraine von entscheidender Bedeutung. Trotz dieser Erholung hat sich das langfristige Wachstumspotenzial Russlands verringert.««
Gabriel Felbermayr and Eckhard Janeba (2024): Improving Supply Security: Guidelines and Policy Proposals, in: Intereconomics, No. 3/2024
Supply security is threatened by technical, business, natural and policy shocks, as well as geopolitical tensions. Is there a rationale for policy intervention? If yes, what are efficient and effective measures that achieve de-risking? This article first explains why private incentives do not generally lead to an optimal diversification of supply sources, and then discusses measures that strengthen protection against and resilience in the face of shocks. Governments should refrain from policies that further disincentivise diversification such as the ex post skimming of excess profits when adverse shocks force the halt of production and should work on framework conditions that facilitate diversification. Importantly, most measures are best taken at the EU level.
Alexander Lipke et al. (2024): Trust and trade-offs: How to manage Europe’s green technology dependence on China, London: European Council on Foreign Relations (ECFR), May 2024
»“De-risking” is the guiding motif of the EU’s new approach to China, particularly in green technologies where Chinese companies are striving for full dominance. For Europe, these same industries are supposed to generate future prosperity, enable the green transition, and enhance security through greater energy independence. As economic growth, climate goals, and national security cannot all be maximally achieved together in these sectors, European policymakers need to weigh these up and decide which to prioritise, when, and how. A key question for Europeans to ask immediately is whether they trust Chinese companies to form the backbone of Europe’s green transition. The answer will determine the options available to them.«
Susi Dennison et al. (2024): Winds of change: The EU’s green agenda after the European Parliament election, London: European Council on Foreign Relations (ECFR), May 2024
»The next European Commission and Parliament are likely to place security and competitiveness at the centre of their quest for a more geopolitical Europe. With concerns about the costs of the green transition, growing trade tensions between the US and China, and uncertainty surrounding the outcome of the US presidential election and Russia’s war on Ukraine, the EU will probably find it much harder to make further progress on climate action over the next five years. These geopolitical developments – and the way the EU responds to them – will have far-reaching consequences for the EU’s trade and technology decisions, fossil fuel phase-out, and climate diplomacy. The case for climate action remains clear, including its role in European security and competitiveness. In this challenging context, climate progressives will have to deploy compelling narratives, strategic resourcing, and diplomatic engagement to advance the best possible climate agenda during the EU’s next institutional cycle.«
Yiannis Mouzakis (2024): A brief history of Greek debt, Athens: Friedrich-Ebert-Stiftung, May 2024
Jan Cernicky (2024): Sind ausgerechnet Zölle die Rettung des Freihandels? Über punktuelle Zölle kann man reden – über Schutzzölle nicht, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, Mai 2024
»Der freie Welthandel gerät durch Subventionen in Schieflage. Die richtige Antwort darauf sind keine neuen Subventionen, sondern in seltenen Ausnahmefällen punktuelle Zölle: Hinter der Sorge vor den Auswirkungen wirtschaftlicher Abhängigkeiten geraten die Vorteile des offenen Welthandels zunehmend in den Hintergrund. Es mag Situationen geben, in denen handelspolitische Abhängigkeiten – etwa bei Seltenen Erden – durch staatliche Eingriffe abgemildert werden können. Subventionen zum Aufbau eigener Produktionskapazitäten sind deutlich ineffizienter, teurer und untergraben das Marktprinzip«
Yann Delaprez und Morgane Guignard (2024): Fusionskontrolle muss Verhandlungsmacht in Wertschöpfungsketten beachten, in: DIW Wochenbericht, Nr. 22/2024
»Im Rahmen der Wettbewerbspolitik spielt neben dem Kartell verbot und der Missbrauchsaufsicht die Fusionskontrolle eine zentrale Rolle. Fusionen zwischen großen Herstellern beeinflussen typischerweise den Wettbewerb und müssen daher von den Wettbewerbsbehörden genehmigt werden. Dabei sind Entflechtungen, bei denen die fusionierenden Unternehmen Unternehmensbeteiligungen oder Marken abgeben müssen, eine häufige Auflage. In diesem Bericht wird untersucht, wie wirksam Entflechtungen für die Verbraucher preise sind, wenn Verhandlungen zwischen Herstellern und Einzelhändlern eine wichtige Rolle spielen. Betrachtet wird ein Joint Venture zwischen DEMB und Mondelez (zwei großen Kaffeeherstellern), das von der Europäischen Kommission im Mai 2015 unter der Auflage einer teilweisen Entflechtung genehmigt wurde. Dabei mussten die Unternehmen eine ihrer Marken an einen konkurrierenden Hersteller verkaufen. Simulationen zeigen, dass die Entflechtung tatsächlich dazu beitrug, die negativen Auswirkungen des Joint Ventures für die Verbraucher zu verringern. Aus Sicht der Verbraucher sollten Entflechtungen zugunsten von Herstellern mit geringer Verhandlungsmacht erfolgen.«
Klaus Borger et al. (2024): Wettbewerbsfähigkeit – vom kranken Mann Europas zum Superstar und zurück: Wo steht die deutsche Wirtschaft?, Frankfurt am Main: KfW Research, Mai 2024
Conor McCaffrey and Niclas Frederic Poitiers (2024): Instruments of economic security. Working Paper 12/2024, Brussels: Bruegel, May 2024
Alicia García-Herrero and Robin Schindowski (2024): Unpacking China’s industrial policy and its implications for Europe. Working Paper 11/2024, Brussels: Bruegel, May 2024
»This paper assess how beneficial industrial policy has been for China and how exportable to the European Union its model might be.«
Hanns Günther Hilpert (2024): Chinas währungspolitische Offensive. Die Herausforderung der Internationalisierung und Digitalisierung des Renminbi, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), März 2024
Gustav A. Horn (2024): Wirtschaftspolitik in der Zeitenwende. Forschungsförderung Working Paper Nr. 332, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, April 2024
»Pandemie, Krieg, Energiekostenschock: Die Wirtschaftswelt ist aus den Fugen geraten. Lang eingeübte Verhaltensweisen und ökonomische Gewissheiten gelten nicht mehr; Unsicherheit und Verunsicherung sind ständige Begleiter der wirtschaftlichen Akteure. Der Ökonom Gustav Horn analysiert, was die Zeitwende in der Wirtschaftspolitik bedeutet, welche Zielkonflikte zu überwinden sind und wie Leitplanken für eine Wirtschaftspolitik aussehen könnten, die die Unsicherheit mindert und gleichzeitig hilft, die Klimaziele zu erreichen.«
Franziska Korn et al. (2024): Rohstoffpartnerschaften: Spannungsfeld zwischen Menschenrechten, Transformation und wirtschaftlicher Souveränität, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, Mai 2024
»Rohstoffpartnerschaften spielen in der deutschen und europäischen Rohstoffpolitik eine wichtige Rolle. Sie sollen zur Versorgungssicherheit beitragen, Lieferketten diversifizieren und damit Abhängigkeiten reduzieren. Partnerschaften sollen auch zur wirtschaftlichen, sozialen und umweltrechtlichen Entwicklung in rohstoffreichen Drittstaaten beitragen. Dazu müssen etwa die Unterstützung beim Industrieaufbau, die Verlagerung von Wertschöpfung und die Diversifizierung des Arbeitsmarktes genauso berücksichtigt werden wie die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltschutz. Die Analyse beleuchtet, wie Rohstoffpartnerschaften samt ihrer Finanzierung ausgestaltet sein müssen und wie Zielkonflikten begegnet werden muss.«
Andreas Fischer (2024): Europäischer Stromhandel: Gut für Klima und Portemonnaie. IW-Kurzbericht, Nr. 30/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Mai 2024
»Der Energiesektor hat im vergangenen Jahr erneut seine Klimaziele erreicht. Beim CO2-Abdruck der Stromversorgung liegt Deutschland innerhalb Europas allerdings noch zurück. Zuträglich ist dem Klimaschutz, dass Deutschland im letzten Jahr zum Netto-Stromimporteur geworden ist.«
Knut Bergmann und Matthias Diermeier (2024): AfD: Unternehmen sehen hohes Risiko – Alternative fällt durch. IW-Kurzbericht, Nr. 29/2022, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Mai 2024
»Die Mehrheit der Unternehmen hat sich gegen die AfD positioniert – 54,2 Prozent innerhalb des Betriebs, 47,3 Prozent in der Öffentlichkeit. Der Anteil der Unternehmen, die im Erstarken der Partei eine Chance erkennt, liegt deutlich unter der Zustimmung, die die AfD in Umfragen erfährt – selbst in kleineren Firmen oder solchen aus dem Produzierenden Gewerbe liegt diese Gruppe bei unter 10 Prozent. Am höchsten werden die von der Partei ausgehenden Risiken für die EU und den Euro eingeschätzt.«
Johannes Ewald et al. (2024): Ländliche Regionen als Rückgrat für den Umbau der deutschen Wirtschaft? Ergebnisse des IW-Regionalrankings 2024. IW-Report, Nr. 28/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Mai 2024
»Ländliche Regionen sind sowohl Betroffene als auch Gestalter der Energiewende. Zum einen, weil in vielen ländlichen Regionen die Wirtschaftsstrukturen industriell geprägt sind, zum anderen, weil in ländlichen Regionen mehr als drei Viertel der Nettonennleistung zur Erzeugung von Solar- und Windenergie in Deutschland installiert sind. Ländliche Räume spielen damit nicht nur eine zentrale Rolle beim Erfolg der Energiewende, sondern können auch selbst direkt profitieren, indem sie erste Anlaufstelle für den weiteren Zubau sind und damit große Attraktivität für Industrieansiedlungen entfalten, die immer häufiger auf Grünstrom setzen.«
Elisabeth Falck et al. (2024): Auswirkungen des digitalen Wandels auf die Arbeitsproduktivität. Research Brief 65, Frankfurt am Main: Deutsche Bundesbank, Mai 2024
»Der digitale Wandel schafft Möglichkeiten, Arbeitsabläufe und Produktionsprozesse effizienter zu gestalten. Um die Auswirkungen der digitalen Transformation auf die Arbeitsproduktivität zu quantifizieren, wird häufig auf Investitionen in digitale Technologien geschaut. Dieser Blickwinkel vernachlässigt, dass digitale Vorprodukte, wie Mikrochips oder integrierte Software, ebenso einen wichtigen Transmissionskanal für die Effizienzgewinne durch Digitalisierung darstellen. In einer neuen Studie haben Forscherinnen und Forscher der Bundesbank untersucht, wie sich Effizienzgewinne in den Digitalbranchen auf die Arbeitsproduktivität in Deutschland, Frankreich und den USA ausgewirkt haben.«
Hubertus Bardt et al. (2024): Brexit – Kein Vorbild für Deutschland, in: IW-Trends, Nr. 2/2024, S. 101-117
»Die Entscheidung des Vereinigten Königreichs, die Europäische Union (EU) zu verlassen, hat bisher keine Nachahmer gefunden. Mit dem Verlust der Integrationsvorteile gehen für das Vereinigte Königreich erhebliche Handelshemmnisse und wirtschaftliche Nachteile einher. Diese negativen Erfahrungen sollten all jenen, die in anderen Mitgliedstaaten einen Austritt aus der EU befürworten, eine Warnung sein. Die Erfahrungen des Vereinigten Königreichs dienen als Basis für eine Schätzung der wirtschaftlichen Kosten eines von der AfD geforderten Austritts Deutschlands aus der EU. Diese Kosten werden auf Basis einer kontrafaktischen Analyse mit der sogenannten Synthetischen Kontrollmethode (SKM) geschätzt. Demnach würde ein sogenannter Dexit bereits nach fünf Jahren zu einem um schätzungsweise um 5,6 Prozent niedrigeren realen Bruttoinlandsprodukt führen und rund 2,5 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland riskieren. Innerhalb der ersten fünf Jahre wären die kumulierten Verluste an Wirtschaftsleistung in Deutschland ähnlich hoch wie während der kombinierten Corona- und Energiekostenkrise im Zeitraum 2020 bis 2023. Ein Austritt Deutschlands aus der EU und aus der Europäischen Währungsunion würde bewusst eine schwere ökonomische Krise und einen nachhaltigen Wohlstandsverlust der Bevölkerung in Deutschland auslösen.«
➔ Europawahl: Dexit würde 690 Milliarden Euro kosten (19.05.2024): »Die Alternative für Deutschland (AfD) fordert den Austritt Deutschlands aus der EU. Dieser sogenannte Dexit würde einer neuen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zufolge nicht nur Milliarden Euro Wertschöpfung kosten, sondern auch Millionen Arbeitsplatze in der Bundesrepublik vernichten.«
Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (2024): Frühjahrsgutachten 2024, Wiesbaden, Mai 2024
»Im vorliegenden Frühjahrsgutachten präsentiert der Sachverständigenrat die aktuelle Konjunkturprognose für die Jahre 2024 sowie 2025. In einem zweiten Kapitel diskutiert der Sachverständigenrat die Herausforderungen für den Güterverkehr zwischen Infrastrukturanforderungen und Dekarbonisierung.«
➔ Erstmals veröffentlicht der Sachverständigenrat Wirtschaft ein Frühjahrsgutachten.
Clemens Fuest (2024): Die EU vor den Wahlen: Die ökonomischen Herausforderungen sind groß, in: ifo Schnelldienst, Nr. 5/2024
»Während sich die Agenda der letzten Legislaturperiode auf die Umweltpolitik und die Transformation in Richtung Klimaneutralität konzentrierte, wird es in der kommenden Legislaturperiode darum gehen, breiter anzusetzen und die skizzierten Herausforderungen zu bewältigen, also auf das veränderte geopolitische und außenwirtschaftliche Umfeld zu reagieren und die Stärkung von Wirtschaftskraft und Wettbewerbsfähigkeit mit Umwelt- und Klimaschutzzielen in Einklang zu bringen.«
Mathias Mier (2024): Energie- und Klimapolitik: Effekte eines europäischen Ansatzes auf Preise, Versorgungssicherheit und CO2-Emissionen in Deutschland, in: ifo Schnelldienst, Nr. 5/2025
»Was bringt die Europäische Union (EU) dem Wirtschaftsstandort Deutschland? Dieser Beitrag berechnet anhand unterschiedlicher politischer Szenarien den Vorteil in Form von geringeren Strom- und CO2-Preisen einer europäischen Kooperation beim Klimaschutz sowie beim Ausbau des internationalen Übertragungsnetzes. Sollte jedes Land in Europa Klimaschutz allein betreiben und Netze nach 2035 nicht mehr ausbauen, so beläuft sich der deutsche (europäische) Nachteil auf 66 (248) Mrd. Euro im Zeitraum 2024 bis 2050. Der Gesamtvorteil von mehr Klimaschutz und mehr Netzausbau liegt bei 16 (71) Mrd. Euro.«
Andreas Baur (2024): Geoökonomie und Außenwirtschaft – quo vadis EU?, in: ifo Schnelldienst, Nr. 5/2024
»Die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich in den vergangenen zehn Jahren grundlegend verändert. Wachsender Protektionismus und geoökonomische Spannungen stellen besonders für die EU eine große Herausforderung dar, deren Fundamente auf Offenheit, Multilateralismus und Kooperation beruhen. In Form von vier Thesen werden in diesem Beitrag grundlegende Überlegungen zur zukünftigen Ausrichtung der EU-Außenwirtschaftspolitik vorgestellt. Neben der sicherheitspolitischen Bedeutung wirtschaftlicher Verflechtungen wird die Rolle von Unternehmen für die Gestaltung von resilienten Handelsbeziehungen, der Nutzen industriepolitischer Maßnahmen sowie die Wichtigkeit der europäischen Geschlossenheit im geoökonomischen Wettbewerb diskutiert.«
Florian Dorn et al. (2024): EU-Binnenmarkt stärken: Die ungenutzten Potenziale eines vertieften Dienstleistungshandels, in: ifo Schnelldienst, Nr. 5/2024
»Der Dienstleistungssektor war in den vergangenen zwei Jahrzehnten wesentlicher Wachstumstreiber des Wohlstands in der Europäischen Union (EU). Statt die Wertschöpfungspotenziale des Dienstleistungshandels jedoch stärker zu nutzen, leisten sich die Mitgliedstaaten der EU weiterhin erhebliche nationale Barrieren. Der Flickenteppich von 27 Systemen in der EU mit unterschiedlichen Regulierungen und Marktzugangsbarrieren erschwert maßgeblich den grenzüberschreitenden Dienstleistungshandel. Unsere quantitative Analyse zeigt, dass ein Abbau der Barrieren und eine bessere Harmonisierung und Integration des EU-Binnenmarkts für den Dienstleistungshandel Europas Wirtschaft und Wettbewerbsfähigkeit in allen Bereichen stärken und spürbare Wohlstandsgewinne erzeugen würde.«
Sebastian Dullien et al. (2024): Herausforderungen für die Schuldenbremse. Investitionsbedarfe in der Infrastruktur und für die Transformation. IMK Policy Brief Nr. 168, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Mai 2024
»Im Jahr 2019 hatten Bardt et al. (2019) erstmalig eine umfassende Schätzung der in der damaligen Haushaltsplanung nicht abgedeckten öffentlichen Investitionsbedarfe in Deutschland vorgelegt und hatten diese Bedarfe dabei auf rund 460 Mrd. Euro über zehn Jahre beziffert. Die vorliegende Arbeit aktualisiert diese ursprüngliche Schätzung. Dabei werden unter anderem in der Zwischenzeit gestiegene Preise, veränderte demografische Aussichten, verschärfte Anforderungen an Dekarbonisierung und den Umbau der Energieversorgung sowie bereits umgesetzte Investitionen berücksichtigt. Als konservative Schätzung für die derzeit noch bestehenden zusätzlichen öffentlichen Investitionsbedarfe über die kommenden zehn Jahre ergibt sich damit eine Summe von knapp 600 Mrd. Euro. Aufgrund ebenfalls gestiegener und in dieser Summe nicht enthaltener Finanzbedarfe für Verteidigung ist diese Summe nicht realistisch im Rahmen der bestehenden Haushalte finanzierbar. Zugleich wird aber auch bei einer etwas höheren Neuverschuldung die deutsche Schuldenquote absehbar weiter fallen. Damit bleibt die Empfehlung aus Bardt et al. (2019) intakt, diese Bedarfe durch zusätzliche Kreditaufnahme abzudecken.«
➔ Hubertus Bart et al. (2019): Für eine solide Finanzpolitik – Investitionen ermöglichen!. IMK-Report Nr. 152, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), November 2019
»Die öffentliche Hand in Deutschland hat in den vergangenen beiden Jahrzehnten die eigenen Investitionen massiv vernachlässigt. Das Ergebnis ist ein öffentlicher Kapitalstock, der den Anforderungen einer modernen Volkswirtschaft nicht gerecht wird und unzureichend ist, um den Herausforderungen der durch den anstehenden demografischen Wandel und der – international zugesagten – Dekarbonisierung zu begegnen. Rechnet man die Erfordernisse in den Bereichen Bildung, Verkehr, Kommunikationsnetze und Dekarbonisierung zusammen, so kommt man auf zusätzlich notwendige rund 450 Mrd. Euro € an öffentlichen Investitionen oder öffentlicher Investitionsförderung über die kommenden 10 Jahre, also rund 45 Mrd. Euro € pro Jahr.
Diese Summe ist volkswirtschaftlich gut zu schultern. Es ist aber unrealistisch, diese Investitionen allein durch Umschichtung in den bestehenden Haushalten zu finanzieren. Deshalb sollten die Schuldenregeln im Grundgesetz um eine goldene Regel erweitert werden, die eine Kreditaufnahme im Umfang der Nettoinvestitionen erlaubt. Bis zur Umsetzung einer solchen Regel sollten Spielräume, etwa durch Extrahaushalte, genutzt werden. Wichtig ist darüber hinaus eine nachhaltige Entschuldung der Kommunen, die eine zentrale Rolle für öffentliche Investitionen, insbesondere bei der Verkehrsinfrastruktur spielen.«
Thieß Petersen et al. (2024): Deutsche Schuldenbremse auf dem Prüfstand, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, Mai 2024
»Das Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem November 2023 hat die Frage der Finanzierung wichtiger gesamtgesellschaftlicher Herausforderungen wie die der ökologischen Transformation erneut in den Mittelpunkt der politischen Auseinandersetzung gebracht. Wieder einmal stellt sich damit auch die Frage nach der Angemessenheit und Zukunftsfähigkeit der deutschen Schuldenbremse, die die Neuverschuldung des Bundes- und der Länderhaushalte grundgesetzlich regelt. Unser neues Focus Paper führt einige grundlegende Überlegungen zu den Chancen und Risiken höherer staatlicher Verschuldung zusammen, bettet sie in den aktuellen Kontext ein und gibt Handlungsempfehlungen für die Politik.«
Marcus Wortmann und Thieß Petersen (2024): Mehr Spielraum für investive Staatsausgaben schaffen, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, Mai 2024
»Das Verfassungsgerichtsurteil zur Finanzierung des Klima- und Transformationsfonds aus dem November 2023 hat die Diskussion um die Angemessenheit der deutschen Schuldenbremse wieder ganz nach oben auf die politische Agenda gebracht. Im Mittelpunkt der Debatte steht die Frage, ob dem deutschen Staat genügend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, um den großen Herausforderungen unserer Zeit begegnen zu können. Tatsächlich dürften die Bedarfe für investive Staatsausgaben die laufenden Haushalte bei Einhaltung der aktuellen Schuldenbremse überfordern. Eine Reform sollte deshalb mehr Raum für Schuldenfinanzierung schaffen, ohne dadurch die langfristige Tragfähigkeit öffentlicher Finanzen zu gefährden.«
Klaus-Jürgen Gern (2024): Trump-Präsidentschaft – ein Stabilitätsrisiko?, in: Wirtschaftsdienst, Heft 5/2024
Ferdinand Pavel et al. (2024): Wirkung staatlicher Maßnahmen zur Sicherung der Rohstoffversorgung, in: Wirtschaftsdienst, Heft 5/2024
»Die Sicherung von strategischen mineralischen Rohstoffen ist für die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit, insbesondere in Deutschland, von besonderer Bedeutung. Der Beitrag hebt die Abhängigkeit von Importen hervor, die zu einer Abhängigkeit von rohstoffreichen Ländern führt. Es werden die Risiken dieser Abhängigkeit, einschließlich Versorgungsunterbrechungen durch exogene Schocks, erörtert. Zudem werden nationale wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Erhöhung der Versorgungssicherheit untersucht. Eine quantitative Analyse zeigt, dass eine aktive Rohstoffpolitik das Versorgungsrisiko für nationale Unternehmen erheblich verringern kann.«
Martin Gornig et al. (2024): Wie kann die grüne Transformation gelingen?, in: Wirtschaftsdienst, Heft 5/2024
»Deutschland soll bis zum Jahr 2045 klimaneutral werden. Um dieses ambitionierte Ziel erreichen zu können, ist eine allumfassende Transformation der Wirtschaft notwendig. Neben der Energiewende hin zu einer bestenfalls vollständigen Versorgung mit erneuerbaren Energien ist die Förderung von grünen Innovationen von zentraler Bedeutung für die Transformation. Zudem wird die Bepreisung von CO₂ als zentrales Instrument der Klimapolitik hervorgehoben. Aber auch Strategien zum Kohlenstoffmanagement spielen eine wichtige Rolle. Schließlich sollte das Klimageld für soziale Gerechtigkeit sorgen und öffentliche Unterstützung schaffen. Es stellt sich die Frage, ob mithilfe der geplanten und ergriffenen Maßnahmen die grüne Transformation tatsächlich gelingen kann.«
Thieß Petersen (2024): Außenhandel, Klimawandel und Klimaschutz. Wie internationale Arbeitsteilung und Handelspolitik die weltweiten Treibhausgasemissionen reduzieren können, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, April 2024
»Im Rahmen der internationalen Arbeitsteilung spezialisieren sich Länder auf die Herstellung bestimmter Produkte, die sie anschließend austauschen. Das hat sowohl emissionserhöhende als auch emissionssenkende Wirkungen, wobei gegenwärtig die emissionserhöhenden Effekte überwiegen.«
Sarah Pierenkemper et al. (2024): Workation: Wunsch oder Wirklichkeit?. IW-Kurzbericht, Nr. 28/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Mai 2024
»Die Möglichkeit aus dem Ausland zu arbeiten ist Wunsch vieler Beschäftigten. Rund 15 Prozent der deutschen Unternehmen bieten ihren Mitarbeitenden derzeit die Möglichkeit einer Workation an.«
Alexander Burstedde und Galina Kolev-Schaefer (2024): Die Kosten des Fachkräftemangels. IW-Kurzbericht, Nr. 27/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Mai 2024
»Am deutschen Arbeitsmarkt fehlen derzeit etwa 573.000 qualifizierte Arbeitskräfte. Wenn Unternehmen diesen Fachkräftebedarf decken könnten, würde das deutsche Produktionspotenzial in 2024 um 1,1 Prozent oder 49 Milliarden Euro höher liegen. Bis zum Jahr 2027 könnten es 74 Milliarden Euro sein.«
Jan Büchel und Roschan Monsef (2024): Künstliche Intelligenz – Bessere Entlohnung durch Produktivitätsbooster?, in: IW-Trends, Nr. 2/2024
»Künstliche Intelligenz (KI) wird bereits vielfältig von Unternehmen und in der Gesellschaft eingesetzt. Auswirkungen auf die Arbeitswelt werden dabei kontrovers diskutiert: Auf der einen Seite stehen mögliche Produktivitätszuwächse durch KI-Anwendungen, auf der anderen Seite die Sorgen der Beschäftigten, dass KI ihre Arbeitsplätze ersetzen könnte. Deshalb kann gerade die Perspektive der Beschäftigten mehr Klarheit dazu bringen, welche Effekte KI konkret auf ihre Arbeitssituation haben kann. Auswertungen des Sozio-oekonomischen Panels zeigen, dass 37 Prozent der Beschäftigten in Deutschland im Jahr 2020 mit KI-Anwendungen arbeiten. KI-Beschäftigte sind häufig männlich, im Alter von 18 bis 44 Jahren und haben oftmals einen Meister-, Fachhochschul- oder Universitätsabschluss. Sie äußern seltener Sorgen, mit dem technischen Fortschritt nicht mithalten zu können, und mehr Sorgen, dass ihre beruflichen Qualifikationen abgewertet werden könnten. Eine multivariate Analyse zeigt, dass die Bruttostundenlöhne von KI-Beschäftigten durchschnittlich um 4 Prozent höher sind als bei Beschäftigten ohne KI-Nutzung. Dies gilt unabhängig davon, ob Beschäftigte intensiv oder weniger intensiv mit KI-Anwendungen arbeiten. Im Gegensatz zu früheren technologischen Neuerungen, von denen besonders Hochqualifizierte profitieren konnten, zeigt sich der positive Zusammenhang zwischen Lohnhöhe und KI-Nutzung für alle Bildungsgruppen.«
André W.M. Gerrits und Reinhard Krumm (2024): Moskaus Wende nach Osten. Welche Konsequenzen ergeben sich für Russland und den Westen?, Riga: Friedrich-Ebert-Stiftung, Mai 2024
Tim Rührig (ed.) (2024): Reverse Dependency: Making Europe’s Digital Technological Strengths Indispensable to China. A Report of Digital Power China. A European Research Consortium, Berlin: Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), May 2024
Simon Gerards Iglesias (2024: Handel mit Globalem Süden. Deutschland stagniert, China und Russland expandieren. IW-Kurzbericht, Nr. 25/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Mai 2024
»China dominiert den Handel mit den wichtigsten Ländern des Globalen Südens. Zwischen 2019 und 2023 stieg der Handel Chinas mit dem Globalen Süden stark um 47 Prozent auf über 1,9 Billionen US-Dollar an, sodass die EU und die USA als wichtigste Handelspartner abgelöst wurden. Deutschlands Warentausch stagnierte in den vergangenen Jahren mit den strategisch bedeutsamen Ländern, zudem wird Deutschland von Russland als Handelspartner eingeholt. Überkapazitäten und Sanktionen verändern die globalen Warenströme, auch zum Nachteil Deutschlands.«
Eric Heymann (2024): Evolution in der Industrie: Klasse statt Masse, Frankfurt am Main: Deutsche Bank Research, Mai 2024
»Deutschlands exportorientiertes Geschäftsmodell, das auf einer vertikal integrierten industriellen Wertschöpfungskette basiert, ist unter Druck geraten. Dies gilt für den Anfang der Wertschöpfungskette, wo energieintensive Branchen angesiedelt sind, aber auch deren Ende, wo die Auswirkungen der Transformation in der Automobilindustrie hin zur Elektromobilität spürbar werden. Unter diesen Umständen ist es nicht überraschend, dass eine Diskussion über eine „Deindustrialisierung“ in Deutschland begonnen hat. Die schwache Entwicklung der inländischen Produktion im Verarbeitenden Gewerbe trägt zu diesen Bedenken bei. Gleichwohl hat sich die industrielle Bruttowertschöpfung in den letzten Jahren besser entwickelt als die Industrieproduktion.«
Jean Pisani-Ferry et al. (eds.) (2024): Europe’s Economic Security, London/Paris: Centre for Economic Policy Research (CEPR), May 2024
»OVID-19 and the subsequent supply chain congestion, the wake-up call over the dependency of Europe on Russia for energy, and geopolitical shifts and the increasingly adversarial tone of the US-China relationship have underscored the need for a comprehensive reassessment of the EU’s economic security strategy. The second Paris Report examines where Europe is vulnerable and where and how it should de-risk. While the new global geoeconomic map may necessitate an EU pivot towards economic security, this must not become an excuse for protectionism, and it must preserve international cooperation. This requires innovative policy instruments, joint preparedness, contingency planning, and stronger governance mechanisms at both the EU and the international level.«
Peter Rudolf (2024): Wirkungen und Wirksamkeit internationaler Sanktionen. Zum Stand der Forschung, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), April 2024
Wirtschaftlich können Sanktionen im sanktionierten Land beträchtliche negative Wirkungen von langer Dauer entfalten. Doch ökonomische Kosten setzen sich keineswegs zwangsläufig in politische Wirksamkeit um. Sanktionen sind, was die Durchsetzung der angestrebten Politik- und Verhaltensänderung angeht, häufiger erfolglos als erfolgreich. Sanktionen gegen die für eine anstößige Politik verantwortliche staatliche Führung und die sie stützenden Kerngruppen sind politisch nicht wirksamer als konventionelle umfassende Handelssanktionen. Im Fall autoritärer Systeme mit einem funktionierenden Repressions- und Propagandaapparat muss damit gerechnet werden, dass Wirtschaftssanktionen regimekonsolidierend wirken. Insbesondere multilaterale, für den betroffenen Staat kostspielige Sanktionen können jedoch zu Regimewandel beitragen, wenn über die internationale Missbilligung der Herrschenden die Verhandlungsmacht einer gewaltlos agierenden Protestbewegung im Lande gestärkt wird. Wirtschaftssanktionen haben vielfach beträchtliche negative, ja kontraproduktive Auswirkungen in den sanktionierten Staaten: auf die Menschenrechtslage, auf Armut und Ungleichheit, die öffentliche Gesundheit, die Lebenserwartung und die Kindersterblichkeit, den Grad an Repression und an staatlicher Kontrolle über die Wirtschaft.«
Oliver Falck et al. (2024): Evaluierung der Corona-Wirtschaftshilfen in Bayern (Teil I). Inanspruchnahme und Umsetzung, München: ifo Institut, April 2024
»Die Corona-Überbrückungshilfen haben in Bayern vor allem viele kleine Betriebe mit weniger als 50 Beschäftigten und in den besonders durch die Pandemie betroffenen Branchen erreicht. Zu diesem Ergebnis kommt das ifo Institut in einer ersten Auswertung der Hilfen im Auftrag der IHK für München und Oberbayern. Sieben Förderprogramme mit Auszahlungen in Höhe von 11,2 Milliarden Euro in über 300.000 Anträgen wurden ausgewertet. Das meiste Geld bekamen Unternehmen aus dem Gastro- und Hotelgewerbe, das zu den am meisten von den Schließungen betroffenen Branchen gehörte. Sie erhielten 40 Prozent der Summe oder 4,7 Milliarden Euro. Es folgt der Einzelhandel mit 1,6 Milliarden Euro und die Kunst- und Kulturbranche mit einer Gesamtsumme von 1,3 Milliarden Euro.«
Jens Südekum und Philipp Rademacher (2024): Regionale Disparitäten in der Transformation. Empirische Evidenz für Deutschland und Implikationen für die Regionalpolitik, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, März 2024
Jens Südekum et al. (2024): Regionale Disparitäten in der Transformation, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, 2024
»Bis zum Jahr 2045 soll die gesamte deutsche Volkswirtschaft klimaneutral sein. Dies setzt eine massive Transformation in allen Bereichen der Gesellschaft voraus, insbesondere im Bereich der Produktion. Alle Wirtschaftszweige werden klimaneutrale Produktionsprozesse und Wertschöpfungsketten etablieren müssen, um zum gesamtwirtschaftlichen „Netto-Null-Ziel“ zu gelangen. Und zwar flächendeckend. Deutschlands Regionen werden ganz unterschiedlich von diesem Wandel betroffen sein. Dies gilt sowohl im Hinblick auf die Folgen der Klimakrise wie auch für die Möglichkeiten, mit den Herausforderungen umzugehen.«
Klaus Weyerstraß und Liliana Mateeva (2024): Ökonomische Effekte von Digitalisierung, Wien: Institut für Höhere Studien – Institute for Advanced Studies (IHS), Januar 2024
Fraunhofer IEG (2024): Erneuerbar, effizient, regional. Potenziale von Großwärmepumpen in Brandenburg und Sachsen, Berlin: Rosa-Luxemburg-Stiftung, April 2024
»Die Wärmewende in den Städten ist ein dickes Brett. Kommen hier doch kleine dezentrale Wärmepumpen häufig an ihre Grenzen. Im coolen Skandinavien gibt es dafür Lösung, nach denen man in Deutschland suchen muss: Großwärmepumpen, umweltfreundlich und effizient, angeschlossen an Wärmenetze. Im dänischen Esbjerg baut beispielsweise das bayerische Unternehmen MAN gerade eine Großwärmepumpe mit einer thermischen Leistung von 60 Megawatt, die 100.000 Einwohner (ca. 25.000 Haushalte) klimafreundlich versorgen wird.«
Stefan C. Aykut et al. (2024): Klimawende Ausblick 2024. Gesellschaftliche Treiber der Transformation in Deutschland. Band 1: Klimapolitik, Klimabewegung und Klimaklagen, Hamburg 2024
»Der klimaneutrale Umbau Deutschlands erfordert nicht nur technische Innovationen und eine Dekarbonisierung der Wirtschaft, sondern auch einen tiefgreifenden Wandel der Gesellschaft. Aktuelle politische und rechtliche Maßnahmen reichen dazu jedoch nicht aus. Trotz einiger Fortschritte sind bisher erreichte Emissionsreduktionen vielfach nicht dauerhaft abgesichert. Konflikte in der Umsetzung von Maßnahmen nehmen zu. Unsere Forschung zeigt aber auch eine weiterhin breite und aktive Unterstützung der Gesellschaft für die Klimawende in Form von Mobilisierungen, Aktivismus und zivilgesellschaftlichen Solidaritätsnetzwerken.«
Joachim Ragnitz (2024): 20 Jahre EU-Osterweiterung: Beschäftigte aus den EU-Beitrittsländern in Deutschland, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 2/2024
»Aktuell sind rund 820 000 Arbeitnehmer aus den EU-Beitrittsländern der ersten Runde (2004) in Deutschland tätig; das sind 2,4% aller Beschäftigten hierzulande. Anders als ursprünglich befürchtet wurde, hat dies jedoch nicht zu einer Verdrängung von deutschen Arbeitnehmern am Arbeitsmarkt geführt. Vielmehr sind Personen aus den mittel- und osteuropäischen Beitrittsländern vor allem in Bereichen tätig, die aufgrund niedriger Löhne oder ungünstiger Arbeitsbedingungen für heimische Arbeitskräfte wenig attraktiv sind. Der Beitrag zur Deckung von Arbeitskräfteengpässen in anspruchsvollen Tätigkeiten ist hingegen recht gering.«
Grega Ferenc und Matteo Neufing (2024): 20 Jahre EU-Osterweiterung: Der Weg zum neuen vereinten Europa, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 2/2024
»Die EU-Osterweiterung vor 20 Jahren markierte einen historischen Wendepunkt in Europa nach dem Fall der Berliner Mauer. Der Beitritt der zehn neuen Mitgliedsländer zur EU führte dort zu beeindruckendem wirtschaftlichen Wachstum, insbesondere in Polen, Tschechien und Slowenien. Die anfänglichen Bedenken bezüglich negativer Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und das Lohnniveau in den alten Mitgliedsländern erwiesen sich als unbegründet. Die politischen Herausforderungen zeigen sich in der dualen Wahrnehmung der EU als Förderer der Demokratie und als Einschränkung nationaler Souveränität. Diese Dualität trug zur Stärkung nationalistischer und populistischer Parteien in einigen Ländern bei. Insgesamt erwies sich die Erweiterung als erfolgreich, jedoch bleiben politische Spannungen ein zu beachtender Aspekt.«
Albert Landsberger (2024): 20 Jahre EU-Osterweiterung: Vertrauen in die EU und Glaube an Demokratie sind nicht zurückgegangen, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 2/2024
»Vor 20 Jahren traten im Rahmen der fünften Erweiterungsrunde zehn Länder der EU bei. Von diesen zehn liegen acht in Osteuropa, weswegen oft von der EU-Osterweiterung gesprochen wird. Mit Polen und Ungarn waren darunter auch Länder, die zuletzt ein angespanntes Verhältnis zur EU hatten. Die gegen die beiden Länder eingeleiteten Rechtsstaatsverfahren sind Ausdruck dieser Spannungen. Das Vertrauen der Bürger*- innen der Beitrittsländer in die EU ist jedoch noch immer hoch. Auch das Ansehen der Demokratie ist nach wie vor hoch und der Wunsch nach „starken“ Anführern gering.«
Robert Grabosch (2024): Die EU-Lieferketten-Richtlinie. Weltweiter Schutz für Mensch und Umwelt, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, April 2024
Daniel Stohr et al. (2024): Transformation der Mobilitätsbranche. Wie decken wir den Fachkräftebedarf von morgen mit den Fachkräften von heute?, Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung, April 2024
Daniel Stohr et al. (2024): Transformation der Bau- und Immobilienbranche. Wie decken wir den Fachkräftebedarf von morgen mit den Fachkräften von heute?, Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung, April 2024
Johannes Glückler et al. (2024): Die regionalökonomische Bedeutung der staatlichen Hochschulen des Freistaats Thüringen. Studie im Auftrag der Thüringer Landespräsidentenkonferenz. Heidelberg: Universität Heidelberg, 2024
Jonathan Federle et al. (2024): Ökonomische Folgen: Was Kriege die Welt kosten, in: Wirtschaftsdienst, Heft 4/2024
Berthold U. Wigger (2024): Die Abschaffung der steuerlichen Begünstigung von Agrardiesel ist überfällig, in: Wirtschaftsdienst, Heft 4/2024
»Der Bundesrat hat im März 2024 dem Gesetzentwurf zum schrittweisen Abbau der Agrardieselsubventionen zugestimmt. Angesichts der asymmetrischen Bedeutung der Landwirtschaft für Wirtschaft und Klima aufgrund einer relativ geringen Bruttowertschöpfung bei gleichzeitig hohen Treibhausgasemissionen erscheint dieser Schritt längst überfällig. Zudem lassen sich weitere Argumente anführen, die Subventionen in der Landwirtschaft kritikwürdig machen.«
Sebastian Schultes et al. (2024): Der demografische Wandel im Wandel, in: Wirtschaftsdienst, Heft 4/2024
»Die Annahmen der Bevölkerungsvorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes haben sich in den vergangenen 20 Jahren in mehrfacher Hinsicht verändert und bewirkten zuletzt einen weniger stark ansteigenden Altenquotienten. Bis etwa 2010 wurden für die Zukunft immer größere Steigerungen der Lebenserwartung unterstellt, sodass die erwartete demografische Alterung anstieg. Seitdem haben kontinuierlich gesteigerte Migrationsannahmen wieder einen Rückgang der projizierten demografischen Alterung bewirkt. Unsere Ergebnisse zeigen auf Grundlage der Generationenbilanzierung, dass mit dieser demografischen Entlastung keine gleichwertige fiskalische Entlastung einhergeht. Der demografische Wandel hat sich von einem doppelten zu einem dreifachen Prozess gewandelt, dessen fiskalischen Auswirkungen nicht mehr allein auf die demografische Alterung zurückzuführen ist.«
Axel Plünnecke (2024): Indien: Die Bedeutung der Zuwanderung für die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland, in: Wirtschaftsdienst, Heft 4/2024
»Die Zuwanderung von MINT-Fachkräften hat entscheidende Auswirkungen auf die Innovationsfähigkeit Deutschlands. Auswertungen des Instituts der deutschen Wirtschaft mit einem Fokus auf Indien zeigen, dass in den vergangenen Jahren hohe Beschäftigungszuwächse zu verzeichnen waren. Zudem nimmt die erfinderische Tätigkeit einen zunehmenden Stellenwert ein. Schließlich erhalten indische MINT-Fachkräfte vergleichsweise hohe Medianlöhne. Das überarbeitete Fachkräfteeinwanderungsgesetz bietet die Möglichkeit, diesen Immigrationsprozess weiter zu verstärken und zu beschleunigen.«
Christian Hohendanner et al. (2024): Turbulente Zeiten für Betriebe: Ukrainekrieg und 12-Euro-Mindestlohn, in: Wirtschaftdienst, Heft 4/2024
»Das Jahr 2022 war durch außergewöhnliche gesellschaftliche und wirtschaftliche Belastungen geprägt. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine führte zu starken energiepolitischen und wirtschaftlichen Verwerfungen, hoher Inflation und der Herausforderung, Geflüchtete aus der Ukraine aufzunehmen. Zugleich wurde im Jahr 2022 der gesetzliche Mindestlohn zweimal deutlich angehoben. Er stieg im Juli von 9,82 Euro auf 10,45 Euro und im Oktober auf 12 Euro pro Stunde. Im Hinblick auf die deutliche Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns in diesem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld stellen sich daher die Fragen, wie viele und welche Betriebe im Jahr 2022 von den Anhebungen des Mindestlohns erfasst wurden, wie stark diese Betriebe zugleich von den Auswirkungen des Ukrainekriegs betroffen waren und vor welchen Herausforderungen sie aktuell stehen.«
Timm Bönke et al. (2024): Deutsche Wirtschaft kränkelt – Reform der Schuldenbremse kein Allheilmittel, in: Wirtschaftdienst, Heft 4/2024
»Eine zähe Konjunkturschwäche, schwindende Wachstumskräfte und ein stark erhöhter Krankenstand führen zur Unterauslastung der Produktionskapazitäten. Außen- wie binnenwirtschaftlich gibt es mehr Gegen- als Rückenwind. Hoffnung geben die Wirksamkeit der höheren Lohnabschlüsse 2024 und 2025, die für einen Anstieg des privaten Konsums sorgen können und gesamtdeutsche Rekordwerte für die Einnahmenquote der öffentlichen Hand. Eine Reform der Schuldenbremse durch stufenweises regelgebundenes Aktivieren nach einer Notlage und ein Hebesatz auf die Einkommensteuer könnten die Konjunkturabhängigkeit der Bundes- und Länderfinanzen verringern. Die Inflation dürfte 2024 auf 2,6 % zurückgehen.«
Irene Bertschek et al. (2024): Die Innovationsfähigkeit Deutschlands, in: Wirtschaftsdienst, Heft 4/2024
»Aktuelle Einschätzungen über die deutsche Wirtschaft und ihres Innovationspotenzials erinnern unisono an den Beginn der 2000er Jahre als Deutschland als kranker Mann Europas galt. Angesichts überlappender Krisen in Verbindung mit dem demografischen Wandel und der grünen Transformation steht Deutschland vor enormen Herausforderungen, für deren Bewältigung verschiedenste Innovationen benötigt werden. Dabei stellt sich die Frage, welche Handlungsfelder wie priorisiert und welche Akteure zur Bewältigung der Herausforderungen in welcher Weise beitragen sollen. Unternehmen sind in erster Linie gefragt, wenn es um das Hervorbringen und die Implementierung von Innovationen geht. Es hat sich aber gezeigt, dass staatliche (Infrastruktur)Investitionen oftmals private Investitionen in diesen Bereichen nachziehen. Insbesondere die Verschlankung der bürokratischen Rahmenbedingungen für gezielte Zuwanderung hat hohe Priorität, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.«
Prognos (2024): Wertschöpfungsketten, Geopolitik, Transformation – Herausforderungen für das deutsche Geschäftsmodell, München: Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), April 2024
Janine Greyer-Stock und Julia Lück-Benz (2024): Moderne Wirtschaftsberichterstattung? Wie Podcasts auf Spotify und in der ARD Audiothek über Wirtschaft sprechen. OBS-Arbeitsheft 113, Frankfurt am Main: Otto-Brenner-Stiftung (OBS), 2024
Denis Suarsana (2024): De-Risking, but where to? The Emerging ASEAN countries as an alternative to China, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, 2024
»Die deutsche Wirtschaft soll sich stärker diversifizieren. Wie und wo ein solches De-Risking durchgeführt werden soll, ist jedoch offen. Auf der Suche nach geeigneten Partnern richtet sich der Blick von Politik und Wirtschaft häufig auf die aufstrebenden Volkswirtschaften Südostasiens. Das dynamische Wachstum der sogenannten Emerging ASEAN (Indonesien, Malaysia, Thailand, Philippinen und Vietnam) bietet eine vermeintlich vielversprechende Alternative zum großen Nachbarn China. Doch ein Blick auf die Wirtschaftsdaten zeigt, dass das Diversifizierungspotenzial begrenzt ist.«
Pablo Jost et al. (2024): Aufgeheizte Debatte? Eine Analyse der Berichterstattung über das Heizungsgesetz – und was wir politisch daraus lernen können, Berlin: Das Progressive Zentrum, April 2024
OECD (2024): Infrastructure for a Climate‐Resilient Future, Paris: Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD), April 2024
»This report provides an overview of the impacts of climate change on infrastructure , and key policy areas to be considered to render infrastructure more resilient. It discusses advances and persisting gaps in planning and developing infrastructure across its lifecycle to build in climate resilience and how this can be fostered by place-based approach. The report explores how climate risk awareness and understanding can be strengthened and become a norm for all financing and investment decisions, through standards and financial instruments that integrate climate adaptation and resilience. It includes a spotlight on nature-based solutions and offers insights on how nature can be harnessed as a cost-effective measure to build climate resilience. The report also recognises the specific needs of developing countries as requiring global attention for economic development and through strengthened international partnerships and support. Key policy insights are provided and advocate for national and subnational policy-makers to adopt a multi-level governance approach to resilience, working with infrastructure owners and operators to support decision-making.«
DIW Econ (2024): Die Wirtschaftskraft hinter dem Wohnungsbau. Übers Bauen und Wohnen die Weichen für die Zukunft stellen. Eine Studie zum 15. Wohnungsbautag 2024. Im Auftrag des Verbändebündnisses Wohnungsbau, Berlin: DIW Econ, April 2024
Karsten Neuhoff et al. (2024): Ein Erneuerbare-Energien-Pool lässt Verbraucher*innen an den Vorteilen der Energiewende teilhaben, in: DIW Wochenbericht, Nr. 15/2024
»Hohe und unsichere Stromkosten werden von der deutschen Wirtschaft als große Herausforderungen angesehen. Über einen Erneuerbare-Energien-Pool (EE-Pool) könnten derartige Preisrisiken mittelfristig abgesichert werden. Im Poolkonzept werden die günstigen Konditionen wettbewerblicher Ausschreibungen für neue Windkraft- und Solarprojekte an die Stromverbraucher*innen weitergegeben. Die Strompreise der Kund*innen werden so für den Anteil ihres Verbrauchs abgesichert, der dem Erzeugungsprofil des Pools entspricht. Dadurch werden die Anreize gestärkt in Flexibilität zu investieren, beispielweise in Wärmespeicher oder Batterien, um so den Strombedarf an die Wind- und Solarerzeugung anzupassen. Zudem bietet der Pool eine Referenz, um an Terminmärkten neue Produkte zur Absicherung von Flexibilität zu handeln. Neben den Vorteilen für Stromverbraucher*innen adressiert der Pool auch Finanzierungsrisiken für Projektentwickler erneuerbarer Energien und senkt damit deren Finanzierungskosten. So kann der Ausbau der Windkraft- und Solarenergie gefördert werden. Der EE-Pool trägt dazu bei, dass erneuerbare Energie noch besser zur Energieversorgung genutzt werden und das Stromsystem auf eine Welt mit einem hohen Anteil erneuerbarer Energien vorbereitet wird.«
Jürgen Matthes (2024): China’s Trade Surplus – Implications for the World and for Europe, in: Intereconomics, No. 2/2024
»China’s merchandise trade surplus has reached an all-time high and is likely to rise further. A key driver appears to be a policy push to further bolster Chinese domestic manufacturing production, implying the danger of significant overcapacities. China’s imbalance between domestic production and consumption implies that China draws on the domestic demand of other countries to sustain its economic growth. It does so at the potential expense of production and employment of those trading partners with high trade deficits with China. As this constellation could be the source of growing trade conflicts, this article analyses China’s growing trade surplus in several dimensions with a focus on China’s trade relation to the EU.«
Lena Suling und Julia Wildner (2024): Führung in der Transformation. Megatrends und Management als Motor des Wandels. IW-Report, Nr. 19/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), April 2024
»Die Führungsdynamik in Unternehmen ist einem steten Wandel unterworfen, um den Herausforderungen ihrer jeweiligen Zeit zu begegnen. Heute ergeben sich die größten Einflüsse aus Entwicklungen wie dem demografischen Wandel, der Globalisierung, der Individualisierung sowie dem Strukturwandel und der Technisierung in der Wirtschaft. In diesem Kontext hat sich die Arbeitswelt grundlegend verändert, insbesondere durch aufkommende Themen wie Resilienz und Nachhaltigkeit, die an Bedeutung gewonnen haben. Unternehmen müssen Resilienz aufbauen, um in Zeiten disruptiver Umbrüche bestehen zu können. Sie ist zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil geworden und macht es für nachhaltiges unternehmerisches Handeln unerlässlich, Veränderungsbereitschaft zu zeigen.«
Lars P. Feld et al. (2024): Die Schuldenbremse. Ein Garant für nachhaltige Haushaltspolitik. Studie im Auftrag der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, Potsdam-Babelsberg, April 2024
»Über die Schuldenbremse im deutschen Grundgesetz wird immer wieder emotional diskutiert. Die erste empirische Untersuchung ihrer Wirkung soll zur Versachlichung der Diskussion beitragen. Zu den Ergebnissen zählt die Erkenntnis, dass sich keine negative Wirkung der Schuldenbremse auf die Höhe der öffentlichen Investitionen nachweisen lässt. Zudem hat die Schuldenbremse ursächlich zur Haushaltskonsolidierung beigetragen: Ohne ihre Einführung läge der Schuldenstand des Bundes rund 20 Prozentpunkte höher. Zudem hätten die Zinskosten im Zeitraum 2011-2021 durchschnittlich um 0,46% über den tatsächlichen Zinskosten des Bundes gelegen.«
Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages (2024): Die Schuldenbremse in der Schweiz, Berlin, 20.02.2024
Frank Bickenbach et al. (2024): Foulspiel? Zu Höhe und Umfang der Industriesubventionen in China. Kiel Policy Brief Nr. 173, Kiel: Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW), April 2024
»China setzt in großem Umfang Subventionen ein, um auch bei den grünen Technologiebranchen Elektrofahrzeuge, Windturbinen und Schienenfahrzeuge eine Führungsrolle auf den Weltmärkten einzunehmen. Die Industriesubventionen in China sind nach DiPippo et al. (2022) und aktuellen OECD Studien um das Drei- bis Vierfache bzw. bis hin zum Neunfachen höher als in den großen EU- und OECD-Ländern. Nach einer konservativen Schätzung beliefen sich die Industriesubventionen in China im Jahr 2019 auf rund 221 Mrd. Euro oder 1,73 Prozent des chinesischen BIP. Am aktuellen Rand des Jahres 2022 waren zudem die direkten staatlichen Subventionen für einige der dominierenden chinesischen Hersteller grüner Technologieprodukte deutlich gestiegen — allein der Elektroautohersteller BYD erhielt 2,1 Mrd. Euro. Die Autoren weisen darauf hin, dass die chinesischen Unternehmen von weiteren Unterstützungsmaßnahmen profitieren. Dazu zählen: Subventionierte Vorleistungen, der bevorzugte Zugang zu kritischen Rohstoffen, einem teils erzwungenen Technologietransfer und die Vorzugsbehandlung einheimischer Unternehmen in öffentlichen Vergabe- und Verwaltungsverfahren. Die Autoren empfehlen der EU, das laufende Antisubventionsverfahren gegen Elektroauto-Importe aus China zu nutzen, um mit der chinesischen Regierung in Verhandlungen einzutreten und sie zur Abschaffung von Subventionen zu bewegen, die für die EU besonders schädlich sind.«
Meike Schulze (2024): Rohstoffversorgung in Zeiten geoökonomischer Fragmentierung. Die EU muss die außenpolitische Dimension ihrer Rohstoffpolitik stärken. SWP-Aktuell Nr. 22/2024, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), April 2024
»Die politische Einigung auf das Europäische Gesetz zu kritischen Rohstoffen (Critical Raw Materials Act, CRMA) markiert einen bedeutenden Schritt in Richtung einer gemeinsamen Rohstoffpolitik der Europäischen Union (EU). In Anbetracht wachsender geopolitischer Spannungen strebt die EU nach mehr »strategischer Autonomie« entlang von Rohstofflieferketten. Um dieses Ziel zu erreichen, ist eine engere Zusammenarbeit mit mineralreichen Drittstaaten unerlässlich. Das geopolitische Umfeld erfordert es, dass die EU in der Rohstoffaußenpolitik koordiniert auftritt. Nur so wird sie diplomatisch wie programmatisch ansprechende Rohstoffpartnerschaften umsetzen können.«
Robert Gold und Jakob Lehr (2024): Paying Off Populism: EU-Regionalpolitik verringert Unterstützung populistischer Parteien. Kiel Policy Brief Nr. 172, Kiel: Kiel Institut für Weltwirtschaft, April 2024
»Wie kann der Aufstieg des Populismus gestoppt werden? Angesichts der bevorstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament und der Präsidentschaftswahlen in den USA beschäftigt diese Frage politische Entscheidungsträger in vielen westlichen Demokratien. Unsere Studie zeigt, dass regionalpolitische Maßnahmen die Unterstützung populistischer Parteien wirksam verringern können. Konkret finden wir, dass die EU-Regionalpolitik, die in die Entwicklung von rückständigen Regionen investiert, dazu führt, dass der Stimmenanteil rechtspopulistischer Parteien um 15–20% sinkt. Darüber hinaus erhöhen regionalpolitische Investitionen das Vertrauen in demokratische Institutionen und verringern die Unzufriedenheit mit der EU.«
➔ dazu: Regionalpolitik wirkt gegen Populismus (09.04.2024)
Jürgen Matthes (2024): Importseitiges De-Risking von China im Jahr 2023. Eine Anatomie hoher deutscher Importabhängigkeiten von China. IW-Report, Nr. 18/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), April 2024
»Die deutschen Importabhängigkeiten von China sind in der Gesamtschau im Jahr 2023 trotz gewisser Veränderungen auf ähnlichem Niveau geblieben wie im Vorjahr. Damit lässt sich nur in Ansätzen ein importseitiges De-Risking erkennen.«
Klaus-Heiner Röhl (2024): Verteidigungsausgaben. Gerade so genug für die NATO?. IW-Kurzbericht, Nr. 19/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), April 2024
»Zwei Jahre nach Ausrufen der „Zeitenwende“ durch Bundeskanzler Olaf Scholz meldet die Bundesregierung für 2024 das Einhalten des Zwei-Prozent-Ziels an die NATO. Das heißt, erstmals seit gut 30 Jahren gibt Deutschland im laufenden Jahr demnach jeden fünfzigsten Euro seiner Wirtschaftsleistung für Verteidigungszwecke aus. Oder doch nicht?«
Christian Faißt et al. (2024): Ökologische Transformation in Baden-Württemberg. IAB-Regional. Berichte und Analysen aus dem Regionalen Forschungsnetz. IAB Baden-Württemberg Nr.1/2024, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), 2024
»Die ökologische Transformation zu einer nachhaltigeren Wirtschaftsweise betrifft die gesamte Wirtschaft, einige Bereiche und Berufe gleichwohl besonders stark. Dabei handelt es sich um den Umweltschutz, Energie und Verkehr. Die Beschäftigung in diesen drei Bereichen, die zusammen die Transformationsberufe mit 255.000 Arbeitsplätzen bilden, ist in Baden-Württemberg zwischen 2013 und 2022 in Summe etwas weniger kräftig gewachsen (+16,5 %) als im Rest der Wirtschaft. Nur der Teilbereich der Umweltberufe hat sich besser entwickelt als die Beschäftigung insgesamt. Das verhaltene Wachstum steht vermutlich auch im Zusammenhang mit der ausgeprägten Arbeitsmarktanspannung in den Transformationsberufen. Am höchsten fällt sie in den Energieberufen aus. Hinter der zwischen 2015 und 2022 zunehmenden Arbeitsmarktanspannung steckt hauptsächlich die wachsende Arbeitsnachfrage der Betriebe und nicht – oder in nur sehr geringem Umfang – die Knappheit an Arbeitssuchenden. In einigen der Transformationsberufe besteht ein größeres Potenzial, die Arbeitsmarktanspannung durch den Einsatz digitaler Technologien zu reduzieren. Zudem ist die Mobilität von Personen aus anderen Berufen in die Transformationsberufe ausbaufähig, denn bislang fällt diese zu schwach aus, um die hohe Nachfrage nach Beschäftigten in den Transformationsberufen ausreichend zu bedienen. Demgegenüber kommt der betrieblichen Ausbildung eine wichtige Bedeutung für die Fachkräftesicherung und damit auch für die Reduzierung der Arbeitsmarktanspannung zu. So ist die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Auszubildenden in den Transformationsberufen zwischen 2013 und 2022 entgegen dem in der Gesamtwirtshaft vorherrschenden Trend sinkender Auszubildendenzahlen um 14 Prozent gewachsen. Die Bundesagentur für Arbeit ist in den Besetzungsprozess der Ausbildungsstellen in den für die ökologische Transformation bedeutsamen Berufen stärker eingebunden als in anderen Berufen. Um ein höheres Beschäftigungswachstum in den Transformationsberufen zu generieren, ist es neben dem positiven Beitrag, den die Auszubildendenzahlen bereits leisten, ferner nötig, die Verbleibszahlen in diesen Berufen zu steigern und sie für Berufswechselnde und Neu-Eintretende attraktiver zu gestalten.«
Michael Pahle (2024): Die CO2-Bepreisung im Umbruch. Was ist vom ETS2 zu erwarten, was kann ein Klimageld leisten?, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, April 2024
»Das System der CO2-Bepreisung in Deutschland befindet sich im Umbruch. Für den nationalen Brennstoffemissionshandel (BEH) müssen wichtige Entscheidungen über den Übergang zum europäischen System (ETS2) bis Ende Juni 2024 getroffen werden, und auch die Entscheidung über die Einführung eines Klimagelds gewinnt an Dringlichkeit. Zu beiden Themen sind rege Debatten mit einer stetig steigenden Zahl an Vorschlägen entbrannt, die wichtige übergreifende Fragen aufwerfen. Dieses Papier gibt im Licht wissenschaftlicher Studien erste Antworten darauf. Insbesondere werden die Faktoren der Preisunsicherheit im ETS2 erklärt und eingeordnet sowie die vielfach geschürte Erwartung relativiert, dass das Klimageld ein Königsweg zur Schaffung von Akzeptanz sei. Verschiedene Argumente sprächen hingegen dafür, es zur temporären Abfederung sozialer Härten bei starken ETS2-Preisaufschwüngen und als Wegbereiter für soziale Innovationen einzusetzen.«
Jonas Ferdinand et al. (2024): Ist es Spiel oder Arbeit? In der Videospielindustrie werden Kinder zu Mitentwickler:innen – ohne klare Regelungen. WZBrief Arbeit 25, Berlin: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), März 2024
»Die Verknüpfung von Spiel und Arbeit, Playbour genannt, ist für das Geschäftsmodell von großen Computerspiel-Plattformen zentral. Für die oft minderjährigen Nutzer:innen kann diese Verknüpfung von Spiel und Arbeit Probleme und Risiken aufwerfen. Es bedarf neuer Regulierungen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen, die diese neuartigen Formen der Arbeit aufgreifen.«
Marcus Optendrenk* (2024): Wer Schulden hat, ist nicht frei. Ein Plädoyer für die Schuldenbremse, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, März 2024
*Marcus Optendrenk ist Minister der Finanzen des Landes Nordrhein-Westfalen und Vorsitzender des Finanzausschusses im Bundesrat.
Dominik H. Enste und Jennifer Potthoff (2024): Wirtschaftskriminalität. Entwicklungen, Täterprofile und Präventivmaßnahmen. IW-Report, Nr. 17/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), April 2024
»Weltweit ist fast jedes zweite Unternehmen von Wirtschaftskriminalität betroffen. Neben einem Vertrauensverlust und Reputationsschäden führt Wirtschaftskriminalität zu finanziellen Einbußen und erheblichem Mehraufwand für Ermittlungen, Folge- und Präventionsmaßnahmen. Zur Reduktion von wirtschaftskriminellen Handlungen bedarf es verschiedener Ansätze: Es sollten vor allem präventive Vorkehrungen getroffen werden, beispielsweise durch die Etablierung eines Wertemanagementsystems. Das Thema Wirtschaftsethik sollte Gegenstand von Führungskräfteausbildungen sein, um die Basis für integres Wirtschaften zu legen. Außerdem sollten interne Anlaufstellen im Betrieb eingerichtet werden da diese es den Mitarbeitenden ermöglichen auf wirtschaftskriminelles Verhalten zu reagieren, beispielsweise indem sie illegale Aktivitäten durch Whistleblowing-Programme melden können. Ergänzend dazu können Unternehmen auf Nudges wie Reminder zurückgreifen, um es den Mitarbeitenden so leicht wie möglich zu machen, sich integer zu verhalten. Neben verhaltensbezogenen Ansätzen muss auch die Sicherheit durch technische Maßnahmen gewährleistet werden, um sich vor externen Gefahren abzusichern. Da Unternehmen einem ständigen Wandel mit neuen Sicherheitslücken ausgesetzt sind, gilt es die technologischen wie auch verhaltensbezogenen Maßnahmen regelmäßig auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen und die Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität als kontinuierlichen Prozess zu verstehen.«
Sachverständigenrat für Umweltfragen (2024): Suffizienz als „Strategie des Genug“: Eine Einladung zur Diskussion, Berlin, März 2024
»Der menschliche Naturverbrauch muss schnell und drastisch verringert werden. Gleichzeitig haben viele Menschen keinen ausreichenden Zugang zu Energie und Ressourcen. Anhand von 16 Thesen lädt der SRU dazu ein, über eine bisher vernachlässigte Dimension von Zukunftspolitik zu diskutieren: Suffizienz. Suffizienz zielt darauf ab, den Verbrauch an Gütern und Dienstleistungen mit besonders schädlichen Umweltauswirkungen zu reduzieren. Sie ist ein in den Umweltwissenschaften etabliertes Konzept, das ergänzend neben Effizienz (mehr Output je Input) und Konsistenz (gleicher Output mit weniger umweltschädlichem Input) tritt. Suffizienz wird oft nur als individuelle Lebensstilfrage diskutiert. Dabei ist sie vielmehr eine strukturelle Aufgabe, die entsprechende politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen erfordert. Diese sollten eine umweltschonende gesellschaftliche Praxis fördern – anstatt sie, wie häufig, zu erschweren. Die Entwicklung nachhaltiger Wirtschafts- und Lebensweisen ist eine gemeinsame gesellschaftliche und politische Verantwortung. Mit diesem Papier legt der SRU 16 Thesen vor, die Politik, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft zur Diskussion einladen sollen. Es wird etwa dargestellt, warum wir Suffizienz zur Einhaltung der planetaren Belastungsgrenzen brauchen und warum Suffizienz auch eine Frage der Gerechtigkeit ist. Die Thesen betreffen unterschiedliche Lebensbereiche und fachliche Perspektiven (u.a. Ökonomik, Kreislaufwirtschaft, Recht und Kultur). Sie thematisieren auch, dass eine Diskussion über eine „Strategie des Genug“ absehbar schwierig und strittig verlaufen wird.«
Silke Ötsch (2024): Die Realpolitik der Klimafinanzierung. Eine kritische Bestandsaufnahme und Alternativen aus der Sicht von Gewerkschaften und Zivilgesellschaft. SOFI Working Paper 2024-31, Göttingen: Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI), 2024
Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose (2024): Deutsche Wirtschaft kränkelt – Reform der Schuldenbremse kein Allheilmittel. Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr 2024, Kiel, März 2024
Sebastian Dullien et al. (2024): Wirtschaftspolitik verhindert schnelle Konjunkturerholung. Prognose der wirtschaftlichen Entwicklung 2024/2025. MK Report Nr. 188, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), März 2024
Wido Geis-Thöne (2024): Einrichtungen zum Technologie- und Wissenstransfer an Hochschulen. IW-Kurzbericht, Nr. 17/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), März 2024
Maike Haag et al. (2024): Der Innovationsbeitrag von Migration nach Branchen. IW-Kurzbericht, Nr. 16/2024, Köln: Institut für Wirtschaft (IW), März 2024
»Migration leistet einen unverzichtbaren Beitrag zur Innovationskraft Deutschlands: Ein Rekordwert von 13 Prozent und damit mehr als jede achte aller hierzulande entwickelten Patentanmeldungen geht inzwischen auf Erfindende mit ausländischen Wurzeln zurück. Besonders stark profitieren die Software- und Elektrobranchen, aber auch die Hochschulen ernten die Erfolge ihrer Internationalisierungsstrategie.«
Christian Rusche (2024): Deindustrialisierung. Aktuelle Entwicklungen von Direktinvestitionen. IW-Kurzbericht, Nr. 15/2024, Köln: Institut für Wirtschaft (IW), März 2024
»Obwohl sich die Situation bei den Energiekosten nach den Turbulenzen der letzten Jahre wieder etwas entspannt hat, sehen wir weiterhin hohe (Netto-)Abflüsse von Direktinvestitionen aus Deutschland. Das deutet darauf hin, dass die Perspektiven am Standort Deutschland dennoch nicht hinreichend attraktiv sind.«
Markus Demary (2024): Finanzierung von Windenergie durch Investmentfonds. IW-Kurzbericht, Nr. 14/2024, Köln: Institut für Wirtschaft (IW), März 2024
»Am Beispiel der Finanzierung von Windenergie zeigt sich, wie Kapitalmarktinvestoren und Kleinanleger an der Finanzierung der Klimaneutralität beteiligt werden können. Die Europäische Union hat mit den European Long-Term Investment Funds (ELTIF) ein entsprechendes Vehikel geschaffen. Doch sollten Kleinanleger nicht in alle Phasen dieser Projekte investieren.«
Martin Krzywdzinski et al. (2024): Branchenanalyse Automobil- und Automobilzulieferindustrie in Mittelost- und Südosteuropa. Vor der Transition zur Elektromobilität. Working Paper Forschungsförderung Nr. 326, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, März 2024
»Die Transition zur Elektromobilität verläuft in Mittelost- und Südosteuropa langsamer als in Deutschland; zugleich wachsen Länder wie Polen und Ungarn zu wichtigen Komponentenstandorten für Elektromobilität heran. Daher werden durch die Transition mittelfristig keine negativen Beschäftigungseffekte erwartet, allerdings bleiben die Handlungsbedingungen für Gewerkschaften schwierig. Bei der Organisierung der Automobilzuliefererindustrie gibt es nur geringe Erfolge und die Koordination von Gewerkschaften innerhalb der Automobilzulieferbranche bleibt eher schwach.«
Deutsche Bundesbank (2024): Die deutsche Zahlungsbilanz für das Jahr 2023, Monatsbericht März 2024
Tom Krebs ans Isabella Weber (2024): Can Price Controls be Optimal? The Economics of the Energy Shock in Germany. Forum New Economy Working Papers No. 3/2024, Berlin: Forum for a New Economy, March 2024
Berthold Busch et al. (2024): Institutionelle Folgen einer EU-Erweiterung. Auswirkungen und Reformvorschläge für Kommission, Rat und Parlament. IW-Report, Nr. 15/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), März 2024
Timon Hellwagner and EnzoWeber (2024): Labor Market Adjustments to Population Decline: A Historical Macroeconomic Perspective, 1875-2019. IAB-Discussion Paper No. 5/2024, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), 2024
»In den kommenden Jahren und Jahrzehnten werden Industrienationen mit Bevölkerungsrückgängen, insbesondere im erwerbsfähigen Alter, konfrontiert sein. Dennoch gibt es bisher wenig empirische Evidenz zu entsprechenden Arbeitsmarktimplikationen. Wir adressieren diese Forschungslücke aus einer historischen, makroökonomischen Perspektive und stellen einen neuen Datensatz für sechzehn Industrienationen zusammen, der demografische und ökonomische Variablen von 1875 bis 2019 auf jährlicher Basis enthält. Auf Grundlage der Ergebnisse eines dynamischen, nichtlinearen ökonometrischen Modells und unter Zuhilfenahme verzögerter Geburten als externe Instrumente identifizieren wir strukturelle Bevölkerungsschocks und analysieren die ökonomischen Effekte von Bevölkerungsänderungen in Abhängigkeit des vorherrschenden demografischen Regimes. Unsere Ergebnisse deuten regimespezifische Unterschiede hin: Erstens, Bevölkerungsrückgang wirkt sich im Vergleich zu Bevölkerungswachstum rascher auf den Arbeitsmarkt aus, was sich insbesondere in Rückgängen von Investitionen und Beschäftigung widerspiegelt. Zweitens, in Zeiten von Bevölkerungsrückgang beobachten wir aber in der Folge und als Reaktion auf das sinkende Arbeitsangebot eine steigende Erwerbsbeteiligung sowie sich abschwächende Rückgänge von Investitionen. Drittens, trotz des sinkenden Arbeitsangebots finden wir weder einen Rückgang der Arbeitslosigkeit noch einen Anstieg von Löhnen. Während sich Bevölkerungsrückgang tendenziell negativ auf die Produktivität auswirkt, wie auch in der Literatur argumentiert wird, deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass daraus resultierende negative Effekte auf das Wirtschaftswachstum durch eine erhöhte Erwerbsbeteiligung und Kapitalintensität abgefangen werden.«
Tobias Adrian et al. (2024): The US Banking Sector since the March 2023 Turmoil: Navigating the Aftermath, Washington, DC: International Monetary Fund (IMF), March 2024
»Im März 2023 lösten die Turbulenzen im US-Bankensektor eine Schockwelle im globalen Finanzsystem aus. Die Silicon Valley Bank (SVB), die sechzehntgrößte Bank des Landes, brach innerhalb weniger Tage zusammen, gefolgt von der Signature Bank (SBNY) und der First Republic Bank (FRB), was nach der Washington Mutual Bank im Jahr 2008 den größten Bankenzusammenbruch bedeutete. Ausgelöst durch beträchtliche Einlagenabflüsse schürte dieses Ereignis die Besorgnis über die Solidität des übrigen US-Bankensektors, insbesondere anderer Banken ähnlicher oder geringerer Größe mit großen Mengen an nicht versicherten Einlagen, nicht realisierten Verlusten und Engagements in Gewerbeimmobilien. Die Turbulenzen im März haben uns eindringlich vor Augen geführt, welche Herausforderungen sich aus der Wechselwirkung zwischen strengeren geld- und finanzpolitischen Bedingungen und dem Aufbau von Schwachstellen ergeben – Herausforderungen, die durch ineffektive Praktiken im Zins-, Liquiditäts- und Kreditrisikomanagement einiger Banken noch verstärkt wurden. In dieser Mitteilung werden die wichtigsten Merkmale der betroffenen Banken analysiert, um zu beurteilen, inwieweit die Schwachstellen in einer schwachen Gruppe von Banken fortbestehen. Darüber hinaus wird eine vorausschauende Bewertung der mittelfristigen Risiken für die Finanzstabilität vorgenommen, die von dieser schwachen Gruppe ausgehen.«
Magnus Brechtken und Ingo Loose (Hrsg.) (2024): Von der Reichsbank zur Bundesbank. Personen, Generationen und Konzepte zwischen Tradition, Kontinuität und Neubeginn, Frankfurt am Main: Deutsche Bundesbank, 2024
»Die Deutsche Bundesbank hat 2017 eine umfangreiche Studie zur deutschen Zentralbankgeschichte in den Jahren von 1924 bis 1970 in Auftrag gegeben. Unter der Leitung der beiden renommierten Historiker Prof. Dr. Magnus Brechtken und Prof. Dr. Albrecht Ritschl untersuchte ein wissenschaftliches Team die Geschichte der Reichsbank als Zentralbank während der NS-Zeit. Einen weiteren Forschungsschwerpunkt bildete das personelle Fortwirken der Reichsbank nach den Gründungen der Zentralbanken Bank deutscher Länder und Deutsche Bundesbank in der Nachkriegszeit.«
Veronika Grimm et al. (2024): Wege aus der Wachstumsschwäche, in: Wirtschaftsdienst, Heft 3/2024
Deutschland erlebt derzeit einen erheblichen Rückgang seines Produktionspotenzials. Wesentliche Ursache ist die demografische Alterung und insbesondere der Eintritt der geburtenstarken Jahrgänge (Baby-Boomer) in den Ruhestand. Das verfügbare Arbeitsvolumen wird darüber hinaus durch niedrige Erwerbsquoten bei älteren Erwerbspersonen sowie ein Absinken der durchschnittlichen Arbeitsstunden verstärkt. Um die Wachstumsschwäche zu überwinden, muss die Fähigkeit der Volkswirtschaft gestärkt werden, das Produktionspotenzial durch technologischen Fortschritt und die effiziente Nutzung von Ressourcen zu steigern. Der vorliegende Beitrag analysiert die Entwicklung des Wachstumspotenzials, quantifiziert die möglichen Beiträge zur Überwindung der Wachstumsschwäche und skizziert abschließend wirtschaftspolitische Handlungsoptionen.
Willi Koll (2024): Gesamtwirtschaftliche Preiseffekte der Rückgabe von CO2-Abgaben, in: Wirtschaftsdienst, Heft 3/32024
CO2-Abgaben wie Steuern und Zertifikate als Instrumente der Klimapolitik üben einen starken Effekt auf die gesamtwirtschaftliche Preisentwicklung aus. Eine insbesondere preisstabilitätsgerechte Rückgabe der CO2-Einnahmen soll dazu beitragen, überschießende Reaktionen von Lohnentwicklung, Preissetzung und Geldpolitik wie im Gefolge der Energiekrise zu vermeiden. Im Rahmen einer gesamtwirtschaftlichen Koordinierung sollte eine beschäftigungsorientierte Politikausrichtung bei Preisstabilität gewährleistet werden.
Alfons Balmann et al. (2024): Agrarökonomie und Agrarpolitik: Herausforderungen und Lösungsansätze, in: Wirtschaftsdienst, Heft 3/2024
Die im Zuge der Haushaltskrise vorgesehenen Kürzungen in der Landwirtschaft haben deutschlandweit heftige Proteste ausgelöst. Obwohl die vorgeschlagenen Kürzungen an sich kein signifikantes Volumen aufweisen, wird vermutet, dass sie endgültig das „Fass zum Überlaufen“ brachten. Dieses Zeitgespräch beleuchtet die bisherige Entwicklung, die aktuelle Situation sowie die Zukunft der Landwirtschaft in Deutschland und ordnet die agrarpolitischen Maßnahmen in Deutschland und der EU kritisch ein. Die deutsche Landwirtschaft ist nicht nur Teil einer größeren Transformation der gesamten Wirtschaft, sondern steht auch selbst vor einer großen Transformation. Die Beiträge zeigen Möglichkeiten zu deren Bewältigung auf.
Marius Bellingen et al. (2024): Wie steht es um die Ökosysteme in Deutschland? Einführung einer regelmäßigen Zustandsbilanzierung, in: Wirtschaft und Statistik, Heft 1/2024
»Die Ökosystemrechnungen des Statistischen Bundesamtes sollen eine bundesweit einheitliche Datengrundlage zu Fläche, Zustand und Leistungen der Ökosysteme schaffen. Sie fungieren als Grundlage für Monitoring und umweltpolitische Analysen und bieten hierfür eine wichtige Datenbasis an der Schnittstelle zwischen Gesellschaft, Wirtschaft und Natur. Die Zustandsbilanz der Ökosysteme ist nach der Flächenbilanz der zweite Baustein dieses Berichtssystems. Sie informiert anhand ausgewählter Variablen und Indikatoren umfassend über die Qualität der Ökosysteme; ihre Ergebnisse werden sowohl in Tabellenkonten als auch teilweise im Kartenformat dargestellt.«
Markus C. Kerber und Naghmeh Reza (2024): Die Reform der Rüstungsbeschaffung, in: Wirtschaftsdienst, Heft 3/2024
Die Dauer militärischer Beschaffungen zeigt die wirtschaftliche Notwendigkeit, Bedarfsträger und Bedarfsdeckung institutionell zusammenzuführen, um die Ausrüstung der Bundeswehr schneller und wirtschaftlicher zu beschaffen. Es erscheint sinnvoll, die Rüstungsplanung und -beschaffung unter politischer Führung des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg) zu vereinheitlichen, während die nachgelagerten Beschaffungs- und Betriebsprozesse marktwirtschaftlich organisiert werden sollten. Damit wird sichergestellt, dass die wirtschaftlichen Anforderungen an das öffentliche Gut „äußere Sicherheit“ nachhaltig erfüllt werden können.
Julian Knips und Christian Wernick (2024): Wholesale-only als Geschäfts- und Wettbewerbsmodell im Glasfaserausbau, in: Wirtschaftsdienst, Heft 3/2024
Die Errichtung von Glasfaserinfrastrukturen erfordert von den ausbauenden Unternehmen hohe Investitionen. In jüngster Zeit ist vermehrt zu beobachten, dass in diesem Geschäftsfeld Akteure auftreten, die sich auf den Aufbau und Betrieb der neuen Netze konzentrieren, ohne selbst Dienste an Endkunden zu vermarkten. Wir stellen unterschiedliche Ausprägungsformen von Wholesale-only vor, diskutieren ihre ökonomischen Implikationen, gehen auf die Anreizsystematik hinter dem Geschäftsmodell und seine wettbewerblichen Potenziale ein und nehmen eine Einordnung der auf dem deutschen Markt aktiven Wholesale-only-Anbieter vor.
Ursula Münch et al. (2024): Wohlstand in Gefahr? Ursachen und Folgen von Populismus, in: ifo Schnelldienst, Heft 3/2024
Derzeit gewinnen populistische Parteien in Deutschland und Europa an Unterstützung. Offenbar wächst die Unzufriedenheit mit moderaten politischen Kräften und amtierenden Regierungen. Welche Ursachen lassen sich für das Erstarken des Populismus identifizieren? Welche ökonomischen Folgen drohen? Können wir Ursachen und Folgen populistischer Politik konkret beobachten und messen? Gibt es für die Politik Möglichkeiten, negative Entwicklungen abzuwenden oder abzumildern?
Friederike Fourné und Robert Lehmann (2024): Echtzeitmessung und Prognose der privaten Konsumausgaben in Deutschland, in: ifo Schnelldienst, Nr. 3/2024
»Eine detaillierte Echtzeitanalyse der Konsummuster der privaten Haushalte in Deutschland ist aufgrund der aktuellen Datenlage kaum möglich. Unkonventionelle und alternative Datenquellen haben in den vergangenen Jahren ihren Weg in die Prognoseliteratur gefunden. In diesem Artikel nutzen wir Mastercard SpendingPulse, um einen wöchentlichen Konsumtracker zu etablieren, der zwei Anforderungen erfüllt. Erstens liefert er ex post eine mit der amtlichen Statistik kompatible wöchentliche Zeitreihe der privaten Konsumausgaben, die als Ausgangspunkt für detaillierte Analysen (wirtschafts-)politischer Maßnahmen dienen kann. Zweitens zeigen wir, dass Prognosen für das laufende Quartal (Nowcast) auf Basis von SpendingPulse nicht nur konkurrierende Indikatoren in ihrer Prognosegüte deutlich übertreffen, sondern zusätzlich auch zeitnah aktualisiert werden können.«
Florian Hartmann und Sascha Möhrle (2024): Zu den wichtigsten Preistreibern 2023 und Ausblick für 2024, in: ifo Schnelldienst, Nr. 3/2024
»Die Verbraucherpreise lagen in Deutschland im Jahresdurchschnitt 2023 um 5,9% höher als im Vorjahr. Basierend auf den 110 Einzelkomponenten des Verbraucherpreisindex (VPI) analysieren wir, wie sich die hohe Inflationsdynamik im Jahr 2023 auf verschiedene Waren und Dienstleistungen verteilt hat. Dabei zeigt sich, dass die Teuerung im Jahresdurchschnitt breiter angelegt war als im Vorjahr. So hat sich die Anzahl der Komponenten mit einer Inflationsrate von über 8% im Vergleich zum Jahr 2022 von 27 auf 34 erhöht, obwohl die Gesamtinflationsrate niedriger war. Allerdings verdeckt die Jahresdurchschnittsbetrachtung den deutlichen Rückgang der Teuerungsraten im Jahresverlauf. So nahm der Preisdruck in der zweiten Jahreshälfte 2023 deutlich ab, was sich auch in einer sinkenden Kerninflationsrate widerspiegelte. Dies eröffnet aus Sicht der Europäischen Zentralbank den Spielraum für Leitzinssenkungen ab Frühsommer dieses Jahres. Allerdings könnten neue Schocks – wie etwa eine Unterbrechung der globalen Lieferketten – einem schnelleren Rückgang der Inflation entgegenwirken.«
Simon Krause et al. (2024): Neue Arbeitswelt, neue Arbeitsorte: Auswirkungen von Homeoffice auf den Büroimmobilienmarkt, in: ifo Schnelldienst, Nr. 3/2024
Jens Boysen-Hogrefe et al. (2024): Mittelfristprojektion für Deutschland im Frühjahr 2024. Kieler Konjunkturberichte Nr. 113, Kiel: Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW), März 2024
»Der Expansionsspielraum der deutschen Wirtschaft wird zusehends geringer. Die Wachstumsrate des Produktionspotenzials sinkt zum Ende des Jahres 2028 auf 0,3 Prozent. Haupttreiber dieser Entwicklung ist die alternde Bevölkerung. Das potenzielle Arbeitsvolumen sinkt trotz eines positiven Wanderungssaldos ab dem kommenden Jahr. Zusätzlich schätzen wir das Niveau des Produktionspotenzials geringer als vor der Pandemie und der Energiekrise ein. Im Vergleich zur Projektion im Herbst 2019 liegt es rund 100 Mrd. Euro niedriger. Der nach der Pandemie erhöhte Krankenstand reduziert temporär die Produktionskapazitäten. Die wirtschaftlichen Folgen der Dekarbonisierung dürften das Wachstum zu-künftig zusätzlich belasten. Die Wirtschaftsleistung dürfte im laufenden Jahr noch recht deutlich unter seinem Potenzial liegen. Im weiteren Verlauf wird voraussichtlich eine moderate Erholung einsetzen und sich die gesamtwirtschaftliche Kapazitätsauslastung wieder normalisieren.«
Christoph Schleer et al. (2024): Sozialökologische Transformation gestalten: Wie gesellschaftliche Barrieren überwunden und Resonanzpotenziale genutzt werden können, Heidelberg und Potsdam: SINUS Markt- und Sozialforschung und Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), März 2024
Kerstin Bernoth et al. (2024): 25 Jahre Euro: Viele Krisen gemeistert, viele Herausforderungen stehen an, in: DIW Wochenbericht, Nr. 11/2024
»Im Jahr 2024 feiert der Euro sein 25-jähriges Bestehen. Die Stabilität des Euroraums und damit der europäischen Gemeinschaftswährung wurde seit dem Jahr 1999 mehrfach auf die Probe gestellt, insbesondere während der weltweiten Finanzkrise 2008/09 und der sich anschließenden europäischen Schuldenkrise. Aber der Euroraum hat diese Herausforderungen erfolgreich gemeistert. Ihr Mandat, Preisstabilität zu gewährleisten, konnte die Europäische Zentralbank als Hüte- rin des Euro weitestgehend erfüllen. Die hohe Inflation der letzten zwei Jahre scheint die EZB in den Griff zu bekommen. Nun stellen der Klimawandel, die Digitalisierung, die steigende Ungleichheit und die Staatsverschuldung sowie zunehmende geopolitische Spannungen die EZB vor neue Herausforderungen. Der vorliegende Wochenbericht analysiert diese Herausforderungen und mögliche Handlungsoptionen. Deutlich wird, dass die EZB diesen Themen gemeinsam mit den nationalen Regierungen und der Europäischen Kommission begegnen muss, um den Euro als starke Währung beizubehalten.«
Cornelius Bähr et al. (2024): Kritisch für die Wertschöpfung – Rohstoffabhängigkeit der deutschen Wirtschaft. Studie für die KfW Bankengruppe, Köln/Karlsruhe, März 2024
»Die zukunftsfeste Aufstellung der Versorgung Deutschlands mit mineralischen Rohstoffen ist für die Sicherung des Wirtschaftsstandorts zentral, auch wegen des steigenden Bedarfs für Zukunftstechnologien. Eine von KfW Research in Auftrag gegebene und von IW Consult und Fraunhofer ISI erstellte Studie analysiert die rohstoffhaltige Wertschöpfung für die Rohstoffe Kupfer, Lithium und Seltenen Erden. Hohe Abhängigkeiten bestehen in Branchen, die das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland prägen. Besonders ausgeprägt sind diese im Wirtschaftszweig Kraftwagen und -teile, aber auch bei der Herstellung elektrischer Ausrüstungen sowie elektronische und optische Erzeugnisse. Entlang der Produktions- und Lieferketten der drei Rohstoffe ergeben sich aus unterschiedlich gelagerten Länderrisiken und Marktkonzentrationen differenzierte Angebotsrisiken. Mit Blick auf die heterogenen Risikoprofile bietet sich ein Baukastenansatz an, um die künftige Versorgung mit Rohstoffen resilienter zu gestalten.«
➔ dazu: KfW Research (2024): In Stein gemeißelt? Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von Kupfer, Lithium und Seltenen Erden. Fokus Volkswirtschaft Nr. 454, Frankfurt am Main, März 2024
Melinda Fremerey und Simon Gerards Iglesias (2024): Geringe Anzahl und Diversität bei Rohstoffbeteiligungen im Ausland. IW-Kurzbericht, Nr. 11/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), März 2024
»Geopolitische Risiken und die grüne Transformation verlangen nach Resilienz und gesicherter Verfügbarkeit kritischer Rohstoffe. Die Anzahl deutscher Beteiligungen an ausländischen Bergbauunternehmen ist im vergangenen Jahrzehnt von 90 auf 22 gesunken.«
Niclas Poitiers and Kamil Sekut (2024): Knowledge spillovers and geopolitical challenges in global supply chains. Working Paper 03/2024, Brussels: Bruegel, February 2024
»This paper explores the role of knowledge spillovers through global supply chains against the backdrop of increasing geopolitical tensions and protectionist policies. The research, part of the ReThinkGSC project, underscores the importance of the international research and development ecosystem in fostering innovation. This ecosystem provides benefits to all countries involved and is essential for tackling global challenges. However, we highlight the growing threats to knowledge dissemination posed by policies aimed at preserving national security and leading technological positions. These measures, intended to safeguard strategic interests, risk fragmenting supply chains and stifling global innovation if they are applied on a broad basis. We recommend that restrictions on knowledge flows be limited to narrowly defined strategic areas and that countries adopt strategies to enhance internal knowledge dissemination, diversify supply chains and foster international economic ties. We emphasise the need for careful policy design, avoiding broad protectionist measures, and suggests bolstering R&D through public grants and tax incentives, and by promoting private-public partnerships.«
Marco Rieckmann et al. (Hrsg.) (2024): Nachhaltige Entwicklung von Hochschulen. Erkenntnisse und Perspektiven zur gesamtinstitutionellen Transformation, Opladen, Berlin, Toronto 2024
Thomas Obst et al. (2024): What if Trump is re-elected? Trade policy implications. IW-Report, Nr. 14/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), März 2024
Maximilian Konrath et al. (2024): Carbon Prices and Inflation in the Euro Area. Working Paper No. 2024/031, Washington, D.C.: International Monetary Fund (IMF), February 2024
»What is the effect of carbon pricing on inflation? This paper shows empirically that the consequences of the European Union’s Emission Trading System (ETS) and national carbon taxation on inflation have been limited in the euro area, so far. This result is supported by analysis based on a panel local projections approach, as well as event studies based on individual countries. Our estimates suggest that carbon taxes raised the price of energy but had limited effects on overall consumer prices. Since future climate policy will need to be much more ambitious compared to what has been observed so far, including the need for larger increases in carbon prices, possible non-linearities might make extrapolating from historical results difficult. We thus also use input-output tables to simulate the mechanical effect of a carbon tax consistent with the EU’s ‘Fit-for-55’ commitments on inflation. The required increase of effective carbon prices from around 40 Euro per ton of CO2 in 2021 to around 150 Euro by 2030 could raise annual euro area inflation by between 0.2 and 0.4 percentage points. It is worth noting that the energy price increases caused by the rise in the effective carbon price to 150 Euro is substantially smaller than the energy price spike seen in 2022 following the invasion of Ukraine.«
Gero Kunath (2024): Nachwehen der Ein-Kind-Politik: China im demografischen Wandel. IW-Kurzbericht, Nr. 10/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Februar 2024
»Die chinesische Bevölkerung schrumpfte in den Jahren 2022 und 2023 – nach Jahrzehnten des Bevölkerungswachstums. Trotz des Endes der Ein-Kind-Politik und der Einführung einer Drei-Kind-Politik schafft China es nicht, seine Geburtenrate anzukurbeln und steuert auf große demografische Herausforderungen zu – mit Folgen für Chinas Wirtschafts- und Sozialmodell.«
Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) (2024): Gutachten zu Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit Deutschlands 2024, Berlin, Februar 2024
Markus Demary (2024): Deutsches Bankensystem weiterhin robust. IW-Kurzbericht Nr. 8/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Februar 2024
»Verwerfungen auf dem US-Gewerbeimmobilienmarkt sowie die Insolvenz der Signa-Gruppe wecken Befürchtungen, dass eine Bankenkrise folgt. Das Bankensystem hat jedoch seit der Pleite der US-amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers deutlich an Stabilität gewonnen. Ganz ohne Risiken sind die aktuellen Entwicklungen aber nicht.«
Knut Bergmann et al. (2024): Die deutsche Wirtschaft und die AfD: Erfahrungen, Befunde und erste Forschungsergebnisse. Discussion Paper ZZ 2024-602, Berlin: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), Februar 2024
»Klassischerweise üben Vertreter der Wirtschaft sich jenseits der unmittelbaren Betroffenheit weitgehend parteipolitischer Enthaltsamkeit. Da sich in der Bundesrepublik mit der Alternative für Deutschland (AfD) eine von ihrer wirtschaftspolitischen Programmatik her liberal-rechtspopulistische Partei etabliert hat, ist auch hierzulande die Frage aufgekommen, wie sich die Wirtschaft – Verbände und Unternehmen – ihr gegenüber positionieren. Auf Grundlage einer quantitativen und qualitativen Befragung von Hauptgeschäftsführern von führenden Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbänden lässt die vorliegende Untersuchung eine Ausgrenzungsstrategie der Wirtschaft gegenüber der AfD erkennen: Die verfasste Wirtschaft sieht kaum programmatische Überlappungen und bewertet die Partei vielmehr als vor allem politisches, aber auch ökonomisches Standortrisiko. Die Zweifel an der Verfassungstreue der Partei spiegeln sich unter anderem darin, dass der Partei auch personell durchweg die Regierungsfähigkeit abgesprochen wird. Trotzdem bestehen unter den Hauptgeschäftsführern Zweifel, inwiefern eine Ausgrenzung der Viktimisierungs-Strategie der AfD in die Karten spielen könnte und inwieweit sich diese Verweigerung überhaupt durchhalten lässt, sollten die Rechtspopulisten vermehrt in politische Verantwortung gewählt werden.«
Michael Grömling (2024): Wirtschaftliche Auswirkungen der Krisen in Deutschland. IW-Report, Nr. 11/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Februar 2024
»Die großen Krisen der vergangenen vier Jahre – zunächst die Pandemie und dann die russische Invasion in der Ukraine mit ihren geopolitischen Verwerfungen – haben ihren Preis. Eine aktualisierte Bilanzierung dieser Krisenlasten kommt zu einem Ausfall an gesamtwirtschaftlicher Bruttowertschöpfung in Deutschland in einer Größenordnung von insgesamt 545 Milliarden Euro in diesem Zeitraum. Bei dieser Schätzung der preisbereinigten Wertschöpfungsverluste in Deutschland wird der tatsächlichen Wirtschaftsentwicklung ein kontrafaktischer Konjunkturverlauf gegenübergestellt, bei dem ein ökonomisches Umfeld unterstellt wird, in dem es die Pandemie, den Krieg in der Ukraine, den Konflikt im Nahen Osten und die insgesamt damit verbundenen geoökonomischen Anpassungslasten nicht gibt. Werden die bisherigen Wertschöpfungsausfälle in Deutschland infolge der Pandemie und der Geopolitikkrise mit den Einbußen während der Strukturkrise 2001/2004 und der globalen Finanzmarktkrise von 2008/2009 verglichen, dann zeigt sich, dass das in den jeweils ersten 16 Krisenquartalen aufgelaufene Schadensausmaß in absoluten Größen mit jeder Krise höher ausgefallen war. In der Strukturkrise waren es rund 255 Milliarden Euro und im Verlauf der globalen Finanzmarktkrise 445 Milliarden. In relativer Betrachtung waren die höchsten Ausfälle (mit insgesamt knapp 4 ½ Prozent der tatsächlichen gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung in den vier Jahren) während der Finanzmarktkrise zu verzeichnen. Im Gefolge der Strukturkrise beliefen sie sich auf gut 3 Prozent. Bislang waren in den 16 Quartalen seit Ausbruch der Corona-Pandemie Einbußen in Höhe von knapp 4 Prozent der tatsächlichen Wirtschaftsleistung dieser vier Jahre zu verzeichnen. Mit dem aktuellen Wertschöpfungsverlust auf der Entstehungsseite der Volkswirtschaft gehen Konsumausfälle in Höhe von gut 400 Milliarden Euro bezogen auf die Jahre 2020 bis 2023 einher. Das entspricht zum einen gut 5 ½ Prozent des Konsums in dieser Zeit und zum anderen einer Konsumeinbuße je Einwohner von insgesamt rund 4.800 Euro. Während zunächst die eingeschränkten Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten und die krisenbedingten Verhaltensänderungen den Konsum einschränkten, sorgten die Kaufkraftverluste durch den kriegsbedingten Energieschock für Einbußen in den vergangenen beiden Jahren. Die Ausfälle bei den Investitionen in Ausrüstungen, Bauten und immaterielle Kapitalgüter belaufen sich bezogen auf die vergangenen 16 Quartale auf insgesamt 155 Milliarden Euro. Das entspricht gut 5 ¼ Prozent der gesamten Bruttoanlageinvestitionen dieser vier Jahre. Diese Investitionsverluste haben langfristig bremsende Auswirkungen auf das Produktionspotenzial in Deutschland und die wirtschaftliche Entwicklung.«
Nils Goldschmidt et al. (2024): Marktwirtschaft und Unternehmertum in Schulbüchern. Eine Analyse der ökonomischen Inhalte in deutschen Schulbüchern, Berlin/Potsdam-Babelsberg: Die Familienunternehmer/Die Jungen Unternehmer und Friedrich-Naumann-Stiftung, Februar 2024
Martin Beznoska und Tobias Hentze (2024): Fiskalpolitik vor 50 Jahren und heute – Expansion, Stabilisierung und Konsolidierung, in: IW-Trends, Nr.1/2024, S. 67-74
Hagen Lesch (2024): Koordinierung von Geld- und Lohnpolitik: Was wir aus den Erfahrungen der 1970er Jahre lernen können, in: IW-Trends, Nr. 1/2024, S. 59-66
Holger Schäfer (2024): Arbeitsmarkt: Vieles gleich, aber alles anders, in: IW-Trends, Nr. 1/2024, S. 51-57
Hubertus Bardt und Thilo Schaefer (2024): Aktuelle Energiekostenkrise und historischer Ölpreisschock im Vergleich, in: IW-Trends, Nr. 1/2024, S. 43-50
Jochen Pimpertz (2024): Sozialstaat – demografische Herausforderungen drängender denn je, in: IW-Trends, Nr. 1/2024, S. 37-44
Michael Grömling (2024): Konjunktur- und Struktureffekte von Energiekrisen, in: IW-Trends, Nr. 1/2024, S. 27-36
Christoph Schröder und Stefanie Seele (2024): Lohnquoten und Lohnstückkosten in Hochinflationsphasen, in: IW-Trends, Nr. 1/2024, S. 19-26
Markus Demary und Niklas Taft (2024): Angebotsseitige Inflationsphasen als Herausforderung für die Geldpolitik, in: IW-Trends, Nr. 1/2024, S. 11-18
Jürgen Matthes (2024): Ursachen und Folgen des außenwirtschaftlichen Wandels – Ein Vergleich mit den 1970er Jahren, in: IW-Trends, Nr. 1/2024, S. 3-11
Jürgen Matthes (2024): Deutsche Direktinvestitionen nach China und Hongkong auf neuem Höchststand – von Diversifizierung kaum eine Spur. IW-Kurzbericht, Nr. 7/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Februar 2024
»Die neuen Direktinvestitionen der deutschen Wirtschaft in China (inkl. Hongkong) sind im Jahr 2023 mit 11,9 Milliarden Euro auf einen neuen Höchststand gestiegen.«
Jan Büchel et al. (2024): Digitalisierung der Wirtschaft in Deutschland. Digitalisierungsindex 2023. Langfassung der Ergebnisse des Digitalisierungsindex im Rahmen des Projekts „Entwicklung und Messung der Digitalisierung der Wirtschaft am Standort Deutschland“, Berlin: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), Januar 2024
»Die Digitalisierung der Wirtschaft in Deutschland stagniert im Jahr 2023 weiterhin: Der Digitalisierungsindex beträgt 108,6 Punkte im Jahr 2023 im Vergleich zu 110,5 Punkten im Jahr 2022. Nach dem starken Anstieg im Jahr 2021 kann seither eher von einer Seitwärtsbewegung der Digitalisierung gesprochen werden.«
Tom Krebs (2024): Finanzierung öffentlicher Zukunftsinvestitionen nach dem Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts, Berlin: Heinrich-Böll-Stiftung, Januar 2024
Sonali Chowdhry et al. (2024): Sanktionskoalitionen erhöhen Kosten für Russland, aber Last der Mitgliedsländer sollte verteilt werden, in: DIW Wochenbericht, Nr. 8/2024
»Zunehmend setzen Staaten auf Allianzen oder Koalitionen, um gemeinsam Sanktionen gegen ein Drittland zu verhängen. Die Auswirkungen einer solchen Koordination sind jedoch unklar. Dieser Wochenbericht analysiert die Sanktionswelle gegen Russland im Jahr 2014 anhand von 400.000 Simulationen mit einem quantitativen Handelsmodell. Die Analyse zeigt, dass die multilaterale Zusammenarbeit bei den Sanktionen sowohl die Wohlfahrtsverluste im Inland verringert als auch die Wohlfahrtsverluste für Russland verstärkt hat. Innerhalb der Koalition bestehen jedoch erhebliche Ungleichheiten: In den baltischen Staaten verursachen die Russland-Sanktionen die höchsten wirtschaftlichen Kosten. Diese können aber durch eine Lastenteilung gemildert werden. Es zeigt sich auch, dass eine hypothetische Zusammenarbeit mit aufstrebenden Volkswirtschaften wie China die Wirkung von Sanktionen gegen Russland erheblich steigern kann.«
Christian von Hirschhausen et al. (2024): Gasversorgung in Deutschland stabil: Ausbau von LNG-Infrastruktur nicht notwendig. DIW aktuell Nr. 92, Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Februar 2024
»Zwei Jahre nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine haben sich die Erdgasmärkte in Deutschland stabilisiert. Trotz der gesunkenen Importe aus Russland waren auch im Winter 2023/24 weder die Versorgung gefährdet noch die Speicher unzureichend befüllt. Eine Gasmangellage, mit der der beschleunigte Ausbau von Flüssigerdgas (LNG)-Infrastruktur seit dem Sommer 2022 gerechtfertigt wird, trat zu keinem Zeitpunkt ein. Angesichts zu erwartender rückläufiger Erdgasverbräuche in Deutschland und der Stabilisierung der Versorgung scheint es angebracht, die im LNG-Beschleunigungsgesetz (LNGG) angedachten Vorhabenstandorte auf den Prüfstand zu stellen. Dabei sollte die Bundesregierung von der Entwicklung landseitiger LNG-Terminals absehen und die schwimmenden Regasifizierungsanlagen (Floating Storage and Regasification Units – FSRU) neu bewerten. Aus Klimaschutzperspektive bleiben weiterhin Energieeffizienz und proaktives Gassparen wichtig.«
BMWK (2024): Jahreswirtschaftsbericht 2024. Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig stärken, Berlin: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), Februar 2024
Jonathan Federle et al. (2024): The Price of War. Kiel Working Paper No. 2262, Kiel: Kiel Institute for the World Economy, February 2024
➔ dazu: IfW (2024): Ökonomische Folgen: Was Kriege die Welt kosten (14.02.2024)
»In an integrated global economy, the economic fallout of war is not confined to the country where the conflict is fought but spills over to other countries. We study the economic effects of large interstate wars using a new data set spanning 150 years of data for more than 60 countries. War on a country’s territory typically leads to an output decline of 30 percent and a 15 percentage point increase in inflation. We find large negative effects also for countries that are geographically close to the war site, irrespective of their participation in the war. Output in neighboring countries falls by more than 10 percent over 5 years, and inflation rises by 5 percentage points on average. Negative spillovers decline with geographic distance and increase in the degree of trade integration with the war site. For very distant countries, output spillovers can turn positive so that wars create winners and losers in the international economy. We rationalize these findings in an international business cycle model, calibrated to capture key features of the data. As the war destroys capital in the war site and productivity falls, trade with nearby economies decreases, generating an endogenous supply-side contraction abroad.«
➔ Das Online-Tool Price of War Calculator (PCALC) ist unter https://priceofwar.org frei zugänglich. Es ermöglicht, die wirtschaftlichen Auswirkungen eines Krieges auf den Kriegsschauplatz sowie die wirtschaftlichen Übertragungseffekte auf andere Länder zu überschlagen. Das Tool basiert auf der in „The Price of War“ (Federle et al., 2024) vorgestellten Studie und verdichtet somit die historischen Erfahrungen der letzten 150 Jahre. Neue oder hypothetische Kriegsszenarien können in verschiedener Hinsicht vom historischen Durchschnitt abweichen, daher können die Berechnungen nur als Schätzung betrachtet werden.
Vasily Astrov et al. (2024): Monitoring the Impact of Sanctions on the Russian Economy. Quarterly Report Vol. 2. EconPol Policy Report No. 47, Munich: CESifo, February 2024
»In 2023, Russia experienced a 3.5% economic growth, but forecasts for 2024 indicate a slowdown to 1.5% due to tightened monetary policies and the expected global economic slowdown. Despite large military spending and Western energy sanctions eroding budget revenues, fiscal deficits have been generally kept under control. Intensified scrutiny of third-country firms violating energy sanctions widened discounts on Russian oil prices in late 2023. Generally, Russian import patterns remained relatively stable. In particular, EU exports of economically critical and common high priority goods to Russia in November 2023 represent just 2% of its pre-war levels, underscoring the effectiveness of sanctions in halting direct exports. Besides China and Hong Kong, Türkiye and CIS countries became vital suppliers, meeting Russia’s demand for economically critical goods and high-priority items.«
Vasily Astrov et al. (2024): Monitoring the Impact of Sanctions on the Russian Economy. EconPol Policy Report No. 46, Munich: CESifo, January 2024
»Despite EU restrictions, only around one-third of pre-war exports to Russia are fully sanctioned; most trade remains unaffected or subject to numerous exemptions. While exports have decreased by 32%, imports have increased by 17% due to innovative ways to bypass trade sanctions. China is Russia’s most important alternative country of origin for products under sanction: 61 percent of all products subject to sanctions come from China. The Russian economy shows signs of recovery, driven by robust domestic demand from wartime fiscal stimulus, contributing about 10% to GDP in 2022-23. Real GDP and industrial production have grown by 2.5% and 3%, respectively, indicating recovery from the economic crisis.
Russia’s foreign trade has shifted, causing a 30% depreciation in the Rouble due to declining oil prices and EU embargoes on Russian oil. While exports have decreased by 32%, imports have increased by 17% due to innovative ways to bypass trade sanctions. Despite EU restrictions, only around one-third of pre-war exports to Russia are fully sanctioned; most trade remains unaffected or subject to numerous exemptions. The central bank’s rate hikes stabilized the exchange rate, but inflationary pressures persist. The Russian economy shows signs of recovery, driven by robust domestic demand from wartime fiscal stimulus, contributing about 10% to GDP in 2022-23. Real GDP and industrial production have grown by 2.5% and 3%, respectively, indicating recovery from the economic crisis. Sectors benefiting include manufacturing with significant military output, construction, and hospitality. This year’s economic growth forecast for Russia is revised upward to 2.3%, but labor shortages and technological setbacks due to Western sanctions pose challenges. The expected slowdown to below 2% in the coming years could result from higher interest rates limiting credit growth. Prolonged conflict may lead to continued reliance on military spending, potentially causing post-war economic stagnation.«
Tobias Bunde et al. (eds.) (2024): Lose-Lose? Munich Security Report 2024, Munich: Munich Security Conference, February 2024
»Amid growing geopolitical tensions and rising economic uncertainty, many governments are no longer focusing on the absolute benefits provided by the international order and global cooperation, but are increasingly concerned that they are gaining less than others. Yet prioritizing relative payoffs may well spur lose-lose dynamics – jeopardizing cooperation and undermining an order that, despite its obvious flaws, can still help grow the proverbial pie for the benefit of all. The transatlantic partners and like-minded states now face a difficult balancing act. On the one hand, they have to brace for a much more competitive geopolitical environment, where relative-gains thinking is unavoidable. On the other hand, they have to revive positive-sum cooperation, without which more inclusive global growth and solutions to pressing global problems can hardly be attained.«
Hanno Beck und Aloys Prinz (2024): Die Legalisierung von Cannabis in Deutschland, in: Wirtschaftsdienst, Heft 2/2024
»Die Bundesregierung hat einen Gesetzentwurf zur Legalisierung des „kontrollierten Umgangs mit Cannabis“ vorgelegt. Das Gesetz regelt die Zulassung des privaten Konsums mit privatem Eigenanbau und in Form von Anbauvereinigungen. Ein weiterer Gesetzentwurf soll bis Jahresende folgen und einen Rahmen für die staatlich kontrollierte Produktion, den Vertrieb und die Abgabe von Marihuana in Fachgeschäften setzen. Mit welchen Wirkungen hinsichtlich des Cannabiskonsums ist zu rechnen? Welche empirischen Belege gibt es, die dafür herangezogen werden können? Wovon wird es abhängig sein, ob die mit dem Gesetz angestrebten Ziele erreicht werden können?«
Arne Heise (2024): Green Growth oder Postwachstum – einige Anmerkungen zum Beitrag von Fabian Lindner, in: Wirtschaftsdienst, Heft 2/2024
»In seinem jüngsten Beitrag im Wirtschaftsdienst „Kein Wachstum ist auch keine Lösung – eine Kritik an Degrowth- und Postwachstumsansätzen“ greift Fabian Lindner eine essenziell wichtige Debatte auf: Können die Ziele der Pariser Klimakonferenz – die Beschränkung der Erderwärmung auf nicht mehr als +1,5 °C gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter – mit weiterem Wirtschaftswachstum vereinbart werden oder bedarf es einer Abkehr vom Wirtschaftswachstum, wie es der Postwachstumsansatz nahelegt? Zu diesem Beitrag werden hier einige weiterführende Überlegungen zur Diskussion gestellt.«
➔ Fabian Lindner (2023): Kein Wachstum ist auch keine Lösung. Eine Kritik an Degrowth- und Postwachstumsansätzen, in: Wirtschaftsdienst, Heft 8/2023
Sebastian Dullien und Katja Rietzler (2024): Die Mär vom ungebremst wachsenden deutschen Sozialstaat. IMK Kommentar Nr. 11, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Februar 2024
»Aktuelle öffentliche Debatten vermitteln häufig den Eindruck, in Deutschland seien die Sozialausgaben in den vergangenen Jahren explodiert und der Staat über alle Maße aufgebläht worden. Ein genauer Blick auf die Statistiken – auch im internationalen Vergleich – zeigt: Dieser Eindruck ist von Fakten nicht gedeckt. Der deutsche Staat ist weder übermäßig groß, noch sind seine Ausgaben in den vergangenen zwei Jahrzehnten auffällig gewachsen.«
Clemens Fuest et al. (2024) Haushaltspolitik im Krisenmodus – Reform der Schuldenbremse notwendig?, in: ifo Schnelldienst, Nr. 2/2024
»Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 15. November 2023 hat die Debatte über die deutsche Schuldenbremse intensiviert. Kritiker nehmen das Urteil zum Anlass, ihre Forderung nach einer Reform oder Abschaffung der Schuldenbremse zu erneuern. Aber steht die Schuldenbremse einer ökonomisch sinnvollen Staatsverschuldung im Weg? Welche Reformvorschläge liegen auf dem Tisch? Wie können die anstehenden Transformationsaufgaben verfassungskonform finanziert werden? Kann Deutschland von der Schweiz lernen?«
Robert Lehmann und Timo Wollmershäuser (2024): Struktureller Wandel im Verarbeitenden Gewerbe: Produktion unterzeichnet Bruttowertschöpfung, in: ifo Schnelldienst, Nr. 2/2024
»Seit geraumer Zeit laufen zwei Kennziffern, welche die wirtschaftliche Lage im deutschen Verarbeitenden Gewerbe messen sollen, deutlich auseinander. Während die Industrieproduktion aktuell deutlich unter ihrem Niveau von 2015 liegt und damit zu einer Debatte über die Deindustrialisierung des Standorts Deutschland geführt hat, ist die Bruttowertschöpfung im selben Zeitraum spürbar gestiegen. Ursache der Diskrepanz ist ein struktureller Wandel, der mit veränderten Produktionsstrukturen und sinkenden Vorleistungsquoten einhergeht. Derzeit gibt es keine Anzeichen für eine breit angelegte Deindustrialisierung der deutschen Wirtschaft.«
Wolfgang Nierhaus (2024): Realwert des Bruttoinlandsprodukts und Terms of Trade: Ergebnisse für das Jahr 2023, in: ifo Schnelldienst, Nr. 2/2024
»Im Gefolge der Preisrückgänge für importierte Rohstoffe hat Deutschland im vergangenen Jahr erhebliche Realeinkommensgewinne eingefahren. Vom preisbereinigten Bruttoinlandsprodukt (BIP), das zeitgleich leicht gesunken ist, wird dieser Kaufkraftzuwachs nicht abgebildet. Einen umfassenderen Blick auf das Wirtschaftsgeschehen ermöglicht der Realwert des Bruttoinlandsprodukts. Dieser gesamtwirtschaftliche Indikator erfasst im Gegensatz zum preisbereinigten BIP auch Realeinkommenseffekte, die auf Veränderungen der Preisrelationen im Außenhandel (Terms of Trade) zurückgehen. Der vorliegende Beitrag präsentiert die Methodik und diskutiert die Ergebnisse für das Jahr 2023.«
Tetyana Panchenko (2024): Beitrag der ukrainischen Geflüchteten zur Verringerung des Fachkräftemangels in Deutschland: Ein Fall aus dem Hochschwarzwald, in: ifo Schnelldienst, Nr. 2/2024
»Mit dem Ausbruch des Kriegs und der Massenflucht aus der Ukraine werden die Hoffnungen geäußert, den Arbeitskräftemangel in Deutschland durch Geflüchtete aus der Ukraine zu verringern. Hochqualifizierte Ukrainer möchten jedoch nicht als ungelernte Arbeitskräfte tätig werden, sondern in ihrem Fachgebiet arbeiten. Ihre Chancen sind jedoch gering, da es ihnen an sprachlichen und für Deutschland relevanten Kenntnissen und Erfahrungen mangelt. Das Projekt »Bankwissen Kompakt« ist ein Beispiel für eine zivilgesellschaftliche Initiative zur Vorbereitung ukrainischer Fachkräfte auf den deutschen Arbeitsmarkt, die von einer Firma mit Fachkräftemangel unterstützt wurde. Auf der Grundlage von Tiefeninterviews mit den Projektteilnehmerinnen und -organisatoren beleuchtet der Artikel die Einstellungen, Erwartungen und Bedürfnisse hochqualifizierter ukrainischer Fachkräfte sowie die Schwierigkeiten und Hindernisse auf ihrem Weg zur Integration in den deutschen Arbeitsmarkt. Basierend auf diesen Erkenntnissen wurden Handlungsempfehlungen für die Organisation von Lernprogrammen und Praktika für ukrainische Fachkräfte entwickelt, um deren Integration in den Arbeitsmarkt zu beschleunigen und den Fachkräftemangel in Deutschland zu reduzieren.«
Joachim Ragnitz (2024): Der Produktivitätsrückstand Ostdeutschlands: Eine unendliche Geschichte, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 1/2024
»Ostdeutschland gilt immer noch als eine strukturschwache Region, aber auch in Westdeutschland gibt es große regionale Unterschiede in der Wirtschaftskraft. Der Beitrag geht der Frage nach, weshalb eine stärkere Konvergenz der Wirtschaftskraft bislang nicht erreicht werden konnte und welche Fortschritte für die Zukunft zu erwarten sind. Es zeigt sich, dass Größen-, Branchen- und Funktionalstruktur der ostdeutschen Industrie im Wesentlichen Ergebnis der Transformationshistorie seit 1990 sind. Gleichzeitig wird deutlich, dass der reine Ost-West-Vergleich ohnehin nicht mehr zeitgemäß ist, weil sich in regionalen Unterschieden zum einen strukturell verschiedene Standortbedingungen widerspiegeln, zum anderen aber auch Standortentscheidungen von Unternehmen bzw. politische Maßnahmen der Vergangenheit zu längerfristig wirksamen Pfadabhängigkeiten geführt haben.«
Joachim Ragnitz (2024): Wo bleiben Deutschlands alte Autos?, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 1/2024
»Pro Jahr werden in Deutschland ca. 2,5-2,7 Mill. Pkw endgültig stillgelegt. Davon wird allerdings nur ein kleiner Teil tatsächlich auch verschrottet; ein erheblicher Anteil der in Deutschland abgemeldeten Fahrzeuge wird ins Ausland exportiert. Deutschland (und Europa) nehmen zwar bei nationalen Klimaschutzanstrengungen eine Vorreiterrolle ein, das Ziel globalen Klimaschutzes im Bereich des privaten Pkw-Bestandes wird aber dadurch konterkariert, dass klimaschädliche Altfahrzeuge anderswo weiter genutzt werden.«
Technopolis/IÖW (2024): Metastudie „Nachhaltigkeitseffekte der Digitalisierung“. Eine Auswertung aktueller Studien zur (quantitativen) Bemessung der Umwelteffekte durch die Digitalisierung, Februar 2024
➔ Kurzfassung
»Smarte Geräte und Rechenzentren verbrauchen viel Ressourcen und Energie. Einige digitale Technologien können sich jedoch positiv auf die Umwelt auswirken, etwa wenn mit ihrer Hilfe Strom und Heizung in Gebäuden automatisch gesteuert werden. Kann die Wissenschaft bereits einschätzen, wie sich negative und positive Umwelteffekte der Digitalisierung zueinander verhalten? Rund 200 Studien haben das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und Technopolis Deutschland im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) analysiert. Fazit: In Gebäuden, im Energiesystem und im Verkehr gibt es Anzeichen für positive Wirkungen, doch in den meisten Bereichen braucht es mehr belastbare Zahlen.«
Harald Uhlig (2024): On Digital Currencies. Working Paper No. 2024-17, Chicago: Becker Friedman Institute for Economics at the University of Chicago, February 2024
»I discuss private and central-bank-issued digital currencies, summarizing my prior research. I argue that prices of private digital currencies such as bitcoin follow random walks or, more generally, risk adjusted martingales. For central bank digital currencies, I argue that they enhance the “CBDC trilemma” facing a central bank: out of the three objectives, price stability, efficiency, and monetary trust, it can achieve at most two.«
Josefin Meyer (2024): 200 Jahre Staatsschuldenkrisen: Wiederholte Umschuldungen können mit höheren Gläubigerverlusten einhergehen, in: DIW Wochenbericht, Nr. 6/2024
Veronika Grimm et al. (2024): Die Schuldenbremse nach dem BVerfG-Urteil: Flexibilität erhöhen – Stabilität wahren. Policy Brief 1/2024, Wiesbaden: Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR), Januar 2024
Peter Bofinger (2024): Fighting inflation with conventional and unconventional fiscal policy: The case for a new macroeconomic policy assignment. Study No. 92, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), February 2024
»The study discusses the distribution of roles between monetary and fiscal policy in stabilising the price level. It questions the view that price level stabilisation should be the sole responsibility of central banks. It argues that there is a case for national governments also being responsible for price stability. The main results are the following: In the case of demand shocks, fiscal policy can react in a more timely and targeted manner than monetary policy. In the case of supply shocks, fiscal policy can shift the Phillips curve by varying indirect taxes, with price brakes and income policies. This is an advantage over monetary policy, which can only influence inflation indirectly by shifting the IS curve. In the recent energy crisis, the effects of this „unconventional fiscal policy“ have been assessed quite positively. The case for a price stability mandate for national fiscal policy is particularly strong in the euro area. In the case of national supply and demand shocks in individual countries, the ECB can only provide an insufficient compensation, and its reaction has counterproductive effects in the rest of the monetary union. E.g., with a national price stability mandate, between 2014 and 2016, Germany would have been obliged to stimulate its economies, thereby supporting the ECB’s fight against deflation.«
Jenna Althoff et al. (2024): Anwerben, Qualifizieren, Halten. Handlungsspielräume lokaler Akteur:innen für die Fachkräftesicherung in ländlichen Räumen, Stuttgart: Robert Bosch Stiftung, 2024
Valentina Goetz et al. (2024): Fachkräftesicherung und Mitarbeiterbindung aus Sicht von Betrieben und Beschäftigten. Forschungsbericht Nr. 634, Berlin: Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), Februar 2024
»Die Sicherung der Fachkräftebasis stellt den Wirtschaftsstandort Deutschland vor eine große Herausforderung. Personalengpässe drohen sich aufgrund von Demografie, Digitalisierung, Dekarbonisierung und Deglobalisierung zu verschärfen. Um neue empirische Erkenntnisse über die Reaktionen der Unternehmen auf diese Engpässe zu gewinnen, analysiert dieser Bericht aktuelle Daten einer repräsentativen und deutschlandweiten Betriebs- und Beschäftigtenbefragung, dem Linked Personnel Panel (LLP). Dabei liegt ein besonderer Fokus auf dem Einsatz betrieblicher Personalinstrumente zur Rekrutierung und Mitarbeiterbindung sowie auf der Unternehmenskultur.«
Laura von Daniels (2024): Wirtschaft und nationale Sicherheit. US-Außenwirtschaftspolitik unter Trump und Biden. SWP-Studie 4/2024, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Februar 2024
»Die US-Außenpolitik betrachtet wirtschaftliche Sicherheit über Parteigrenzen hinweg als Teil der »nationalen Sicherheit«, besonders gegenüber China. Im Wettstreit mit China greifen die USA zunehmend auf außenwirtschaftliche Zwangsinstrumente zurück, die zum Teil auch gegen Unternehmen in Drittstaaten angewandt werden. Dabei handelt es sich vor allem um Zölle, Finanzsanktionen sowie Export- und Investitionskontrollen. Bidens Plan, die US-Wirtschaft und damit auch die nationale Sicherheit zu stärken, fußt zum einen auf einer Renaissance der Industriepolitik einschließlich großer Subventionsprogramme. Zum anderen soll mit maßgeschneiderten Technologiekontrollen verhindert werden, dass China an zivil und militärisch nutzbare Spitzentechnologie gelangt. Bidens Industriepolitik fordert auch die Verbündeten heraus, ebenso sein Ansatz, einzelne wichtige Wirtschaftsbereiche zu kontrollieren (small yard, high fence). Dieser betrifft in erster Linie hochleistungsfähige Halbleiter sowie den Einsatz von künstlicher Intelligenz und Supercomputern. Unabhängig vom Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen 2024 und um die Abhängigkeit von einem autoritären China zu reduzieren, sollten die EU-Kommission und die Regierungen der Mitgliedstaaten gemeinsam mit Unternehmen ihre Strategien des De-risking für die Kontrolle kritischer Technologien weiterentwickeln. Das kürzlich erschienene Maßnahmenpaket der Kommission zu wirtschaftlicher Sicherheit ist ein wichtiger Schritt dazu. Nach den Wahlen zum EU-Parlament im Juni 2024 sollte die nächste EU-Kommission einen Rat für wirtschaftliche Sicherheit ins Leben rufen, um sicherheits- und wirtschaftspolitisch relevante Fragen eigenständig zu bewerten und schnellere Entscheidungen der Mitgliedstaaten zu ermöglichen.«
Daniel Voelsen (Hrsg.) (2024): Maritime kritische Infrastrukturen. Strategische Bedeutung und geeignete Schutzmaßnahmen. SWP-Studie 3/2024, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Februar 2024
Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) (2024): Sustainability Transformation Monitor 2024, Gütersloh, Februar 2024
»Ziel des Sustainability Transformation Monitor (STM) ist es, die Nachhaltigkeitstransformation der Wirtschaft evidenzbasiert abzubilden und den Status-Quo und die Treiber und Hemmnisse zu erheben. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem effektiven Zusammenwirken von Real- und Finanzwirtschaft in der Transformation hin zu nachhaltigeren und damit widerstandsfähigeren Wirtschaftsstrukturen.«
Christian Schneemann et al. (2024): Effekte des CO₂-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) auf Wirtschaft und Beschäftigung in Deutschland. Forschungsbericht Nr. 632, Berlin: Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), Februar 2024
Yuye Ding and Mark (Shuai) Ma (2024): Return-to-Office Mandates, January 2024
»Using a sample of Standard and Poor’s 500 firms, we examine determinants and consequences of U.S. firms’ return-to-office (RTO) mandates. Results of our determinant analyses are consistent with managers using RTO mandates to reassert control over employees and blame employees as a scapegoat for bad firm performance. Also, our findings do not support the argument that managers impose mandate because they believe RTO increases firm values. Further, our difference in differences tests report significant declines in employees’ job satisfactions mandates but no significant changes in financial performance or firm values after RTO mandates. In summary, our research contributes to the ongoing debate over RTO versus working from home and has important implications for practitioners.«
Stefan Böhme et al. (2024): Absolvent*innen einer Ausbildung im bayerischen Handwerk und ihr Verbleib im Ausbildungsbetrieb. IAB-Regional. Berichte und Analysen aus dem Regionalen Forschungsnetz. IAB Bayern Nr. 1/2024, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Januar 2024
»Das Handwerk ist ein bedeutender Teil der Gesamtwirtschaft, dem gerade in Zusammenhang mit der ökologischen Transformation eine wichtige Rolle zugeschrieben wird. Gleichzeitig haben Fachkräfteengpässe im Handwerk in den letzten Jahren weiter zugenommen. In diesem Bericht werden Auswertungen zu Absolvent*innen einer Ausbildung im bayerischen Handwerk auf der Grundlage der Daten des Ausbildungspanels Handwerk vorgestellt. Neben einem Überblick über Strukturmerkmale steht dabei der Betriebsverbleib dieser Absolvent*innen im Fokus der Analysen. Die Frage, in welchem Umfang die Ausbildungsabsolvent*innen bei ihrem Ausbildungsbetrieb bleiben, wird hier beispielhaft für den Jahrgang 2015 erörtert. Es zeigt sich, dass viele Absolvent*innen nach der Ausbildung den Betrieb wechseln. Nach einem Jahr waren noch 56 Prozent, nach fünf Jahren noch 28 Prozent der Absolvent*innen bei ihrem Ausbildungsbetrieb beschäftigt. Analysen der Betriebswechsel deuten darauf hin, dass viele Absolvent*innen zwar ihren Ausbildungsbetrieb verlassen, aber weiterhin in Betrieben arbeiten, die derselben Betriebsgrößenklasse oder demselben Wirtschaftszweig des Ausbildungsbetriebs angehören bzw. in der Region des Ausbildungsbetriebs liegen. Die Mehrheit der Betriebswechsler*innen ist auch bei ihrem neuen Betrieb als Fachkraft tätig, allerdings ist der Anteil derjenigen, die in Helferberufen und auf den Anforderungsniveaus über dem Fachkraftniveau arbeiten, höher als bei denjenigen, die bei ihrem Ausbildungsbetrieb geblieben sind. Insgesamt zeigen die Analysen, dass es „normal“ zu sein scheint, dass ein größerer Teil der Absolvent*innen des Handwerks in den ersten Jahren der Berufslaufbahn den Betrieb wechselt und damit den Ausbildungsbetrieben Fachkräftepotenziale verloren gehen.«
Lennart Hagemeyer et al. (2024): Vertrauensfrage Klimaschutz. Mehrheiten für eine ambitionierte Klimapolitik gewinnen, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, Januar 2024
Bundesbank (2024): Risiken für Deutschland aus der wirtschaftlichen Verflechtung mit China, in: Deutsche Bundesbank Monatsbericht Januar 2024, S. 11-30
Bundesbank (2024): Perspektiven für das Bargeld – Ein systematischer Blick auf die Zukunft des Bargeldes, in: Deutsche Bundesbank Monatsbericht Januar 2024, S. 31-50
»Die von der Bundesbank in Auftrag gegebene Studie „Bargeld der Zukunft“ wirft einen systematischen Blick auf die Chancen und Herausforderungen der mittel- bis langfristigen Zukunft. Die Studie entwickelt drei explorative Szenarien für die Zukunft des Bargeldes. Die Szenarien beschreiben alternative Entwicklungen für das Bargeld und dessen Umfeld in Deutschland bis zum Jahr 2037 … Das Szenario „Die hyperdigitale Bezahlwelt – künstlich intelligent, bequem und vulnerabel“ beschreibt eine stark digitalisierte und dadurch verwundbare Welt, in der Bargeld nur eine untergeordnete Rolle spielt. Das Szenario „Die Bezahlwelt in der Bargeld-Renaissance – smart, selbstbestimmt und resilient“ skizziert hingegen eine teilweise Rückbesinnung auf das Bargeld und seine Vorzüge. Die Bargeldnutzung geht in diesem Szenario nur noch langsam zurück. Das Szenario „Die verschwindende hybride Bezahlwelt – pluralistisch, segregiert und indifferent“ beschreibt eine hybride Zahlungslandschaft, die von einer Individualisierung der Lebensverhältnisse, einer zunehmenden Komplexität und einer fortschreitenden Digitalisierung geprägt ist. Bargeld ist in diesem Szenario ein Zahlungsmittel unter vielen, dessen Nutzung ohne gesellschaftlichen und politischen Widerspruch stetig sinkt. Wenngleich die Szenarien unterschiedliche Zahlungslandschaften beschreiben, wird Bargeld in allen Szenarien genutzt, allerdings in unterschiedlichem Ausmaß und aus unterschiedlichen Motiven. Eine Welt ohne Bargeld erscheint auf Grundlage der gesammelten Daten in den nächsten 15 bis 20 Jahren nicht plausibel. In allen drei Szenarien verschlechtert sich aber der Zugang zu Bargeld, und seine Akzeptanz und Nutzung nehmen ab. Die Schnelligkeit und die Stärke dieses Rückgangs variieren dabei. In allen Szenarien ist zwar formal die freie Zahlungsmittelwahl gegeben, praktisch aber in zwei von drei Szenarien nicht mehr gewährleistet, und die Stabilisierungsfunktion von Bargeld in Krisenzeiten ist gefährdet.«
Jan Priewe (2024): Comparing living and working conditions – Germany outperforms the United States. IMK Study Nr. 91, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), January 2024
»This paper compares living and working conditions in the U.S. and Germany for the year 2022 with a focus on economic, social and environmental standards. Twelve dimensions of comparison are used, split into 15 themes, which are examined with 80 indicators. Subjective indicators based on polls or surveys, such as happiness or quality of life in general, are explicitly avoided. A special emphasis is placed on median values instead of mean values if data allow. Emphasis is also placed on income and wealth inequality. The methodology, which focuses on only two countries in a granular approach, provides much more detailed information than methodologies used in other studies. This paper is, to the knowledge of the author, the only comprehensive comparison of living conditions in the U.S. and Germany. The result of the comparison shows that Germany scores 23 and the U.S. only 6. The framing of the comparison is the analysis of two different types of capitalism. It underlines the limited role of GDP per capita for the living conditions of the majority of the population while highlighting the impact of institutions and the type of the welfare state.«
Allianz Research (2024): Europe needs to step up its game. Lessons from the American playbook, Munic: Allianz Group Economic Research, January 2024
»The economic gap between the US and the Eurozone has almost tripled since the foundation of the Euro. In 1999, the year the Euro was introduced, the US economy was 11% larger than the Eurozone in purchasing power parity terms; this gap has since widened to 30%. Even in per capita terms, the US is leaving Europe far behind: As of 2022, the average American enjoyed real income that was 35% higher than that of the average European in purchasing power parity terms, up from 27% just before the 2008 financial crisis. Admittedly, some of the driving forces of US dominance are its structural privileges: lower funding costs for the government (relative to growth), lower energy costs, a significant head start in tech and better demographics. But Europe is mostly tripping over its own shoelaces: over-regulation and red tape are holding back productivity growth, while fragmented capital markets hinder efficient funding. There is one (green) silver lining: The EU is taking the lead in the green transition. To restore its overall competitive edge against the US, the next European parliament urgently needs to tackle the obstacles to higher productivity growth.«
Alicia Garcia Herrero (2024): Potential Geoeconomic and Geopolitical Consequences of an Expanded BRICS, in: EconPol Forum, No. 1/2024
Mark N. Katz (2024): The Geopolitical (In)Significance of BRICS Enlargement, in: EconPol Forum, No. 1/2024
Pádraig Carmody (2024): BRICS’ Enlargement: Power Expansion or Contraction in a Changing World Order?, in: EconPol Forum, No. 1/2024
Günther Maihold (2024): Beyond the Status Quo: BRICS+ and the Challenge to the G7, in: EconPol Forum, No. 1/2024
Isabella Gourevich et al. (2024): India – A Giant in the Making?, in: EconPol Forum, No. 1/2024
Julia Bachtrögler-Unger et al. (2024): New Evidence on the Effects of EU Regional Policy, in: EconPol Forum, No.1/2024
Aus Politik und Zeitgeschichte, Nr. 4-5/2024: Industriepolitik
»Die Volksrepublik China betreibt sie seit Jahren – in westlichen Volkswirtschaften galt sie lange als verpönt: Industriepolitik. Spätestens mit der Corona-Pandemie hat ein Umdenken eingesetzt. Überraschenderweise sind es heute vor allem die USA, die Hunderte Milliarden US-Dollar zur Förderung einzelner Wirtschaftszweige bereitstellen – allen voran für klimafreundliche Energiesektoren und die Halbleiterindustrie. Industriepolitische Interventionen werden kontrovers diskutiert. Kritiker und Kritikerinnen dieser Politik verharmlosen die aktuellen Herausforderungen nicht, bezweifeln aber, dass der Staat das Geld effizienter verteilen kann als der Markt. Und so dreht sich die industriepolitische Debatte auch um die grundsätzliche Frage, wie die Transformation gelingen kann, ohne den Wohlstand zu gefährden.«
Thiess Büttner et al. (2024): Das Haushaltsurteil und die Zukunft der Schuldenbremse, in: Wirtschaftsdienst, Heft 1/2024
»Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 15. November 2023 zum zweiten Nachtragshaushalt 2021 hat die Haushaltsplanung der Bundesregierung durcheinandergewirbelt. Der Nachtragshaushalt wurde als nicht mit der Schuldenbremse vereinbar angesehen. Das Urteil hat nicht nur Auswirkungen auf den Haushalt 2023, sondern auch auf die folgenden Haushalte. Es stellen sich viele Fragen zur künftigen Finanzierung der Staatsausgaben. War das Haushaltsurteil vorhersehbar? Wie kann die Bundesregierung einen verfassungskonformen Haushalt für 2024 und auch für die Folgejahre aufstellen? Ist eine Reform der Schuldenbremse notwendig und möglich? Wie könnte eine solche Reform aussehen?«
Julia Jirmann (2024): Rückläufige Einnahmen aus der Erbschaft- und Schenkungsteuer, in: Wirtschaftsdienst, Heft 1/2024
»Die aktuelle Erbschaft- und Schenkungsteuerstatistik für das Jahr 2022 suggeriert steigende Steuereinnahmen. Insbesondere für Großvermögen ist die Statistik aber irreführend, weil ein großer Teil der festgesetzten Steuern im Nachgang wieder erlassen wird. Der vorliegende Beitrag widmet sich einer kritischen Analyse der Statistik. Die gewonnenen Erkenntnisse sind einerseits für die Bewertung der letzten Erbschaftsteuerreform von Bedeutung, die den Anforderungen des Bundesverfassungsgerichtes möglicherweise nicht gerecht geworden ist. Andererseits zeigen sie, dass die vermögensbezogenen Steuern trotz sehr hoher Vermögensungleichheit in Deutschland aktuell rückläufig sind.«
Renate Neubäumer (2024): Der Klimawandel als globales Problem und seine Folgen für Deutschland, in: Wirtschaftsdienst, Heft 1/2024
»Der Klimawandel ist ein globales Phänomen. Auf Grundlage des neusten Sachstandsberichts des IPCC ist mit einem Anstieg der Erdtemperatur um 2,5 °C bis 3 °C bis zum Jahr 2100 zu rechnen, verursacht durch die bisherige Klimapolitik der großen Emittenten. Nach einer vom Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegebenen Szenarioanalyse sind für Deutschland erhebliche Schäden zu erwarten, die sich jedoch durch verstärkte Anpassungsmaßnahmen deutlich reduzieren lassen. Der Beitrag schlussfolgert, dass Deutschland (und die EU) zum einen auf eine Vorreiterrolle verzichten und stärker auf eine Fortentwicklung des Pariser Abkommens nach dem Reziprozitätsprinzip hinwirken sollte. Zum anderen sollte Deutschland seine Anpassungsmaßnahmen deutlich verstärken.«
DGB Bildungswerk (Hrsg.) (2024): Unternehmensverantwortung weltweit. Potenzial des Lieferkettengesetzes für die Gewerkschaftsarbeit, Düsseldorf, Januar 2024
Jürgen Matthes (2024): Competition from China in the EU market for Germany’s manufacturing sector. SUERF Policy Brief No 775, Vienna: SUERF – The European Money and Finance Forum, January 2024
»China has continuously gained market shares in the EU import market since 2000. At the same time, Germany’s share in EU imports has declined since 2005. This divergence is particularly relevant for sophisticated manufacturing products in which Germany is specialized. The diverging trends can be found for all depicted 2-digit-sectors. Moreover, China’s gains and Germany’s losses in the EU market accelerated between 2020 and 2022 in many respects – which would be in line with China plans to upgrade its production structure, e.g. in the course of the strategy ‘Made in China 2025’. This development raises questions about the competitive distortions emanating from China’s state capitalism and about appropriate trade policy responses.«
Philippe Andrade et al. (2024): Is Post-pandemic Wage Growth Fueling Inflation?, Boston: Federal Reserve Bank of Boston, Research Department, January 2024
»Overall, post-pandemic inflation and wage growth have resulted in large part from abnormal price shocks. The transmission of these abnormal price shocks to inflation and wage growth has been consistent with historical patterns, indicating that wage growth has not been a major driver of an additional increase in inflation.«
Hanns-Günther Hilpert et al. (2024): Außenwirtschaft im Wandel – neue strategische Partnerschaften für Deutschland und die EU, in: ifo Schnelldienst, Nr. 1/2024
»Die Europäische Union ist stark in den Welthandel eingebunden und profitiert von dieser internationalen Vernetzung. Allerdings haben die vergangenen Jahre neue Risiken dieser starken Vernetzung offenbart, z.B. Abhängigkeiten von Regionen in Bezug auf strategisch wichtige Güter. Der russische Angriff auf die Ukraine hat darauf das Brennglas gerichtet. Zudem verliert die WTO-zentrierte multilaterale Handelsordnung an Bedeutung und der Protektionismus nimmt weltweit zu. Vor dem Hintergrund zunehmender geopolitischer Spannungen zwischen westlichen Demokratien und den BRICS-Staaten Russland und China könnte die Weiterentwicklung der Handelsbeziehungen mit Ländern wie Indien eine größere Rolle spielen. Gleichzeitig treten die Länder des globalen Südens mit einem neuen Selbstbewusstsein auf, das sich in der BRICS-Erweiterung zeigt, während die EU im Kontext des Green New Deals ihren Partnerländern vermehrt nachhaltiges Handeln abverlangt. Können Handels- und Klimapolitik zusammen gedacht werden? Welche Perspektiven gibt es im Handel mit Indien und China? Gehört das deutsche Exportmodell auf den Prüfstand?«
Clemens Fuest et al. (2024): Die deutsche Schuldenbremse – Stabilitätsanker oder Investitionsblocker?, in: ifo Schnelldienst, Nr. 1/2024
»Das 45. Ökonomenpanel von ifo und FAZ widmet sich der Schuldenbremse und den haushalterischen Folgen des Urteils des Bundesverfassungsgerichts vom 15. November 2023. Die Ökonominnen und Ökonomen erwarten eine Verbesserung der Staatsschuldenquote durch das Urteil. In den Bereichen der wirtschaftlichen Entwicklung und Transformation sowie dem Klimaschutz und der politischen Stabilität erwarten sie aber – zumindest kurzfristig – eine Verschlechterung. Mit Blick auf die Schuldenbremse ist die Profession in zwei etwa gleich große Lager gespalten – die eine Hälfte will die aktuelle Regelung erhalten, die andere Hälfte befürwortet eine Reform oder sogar die Abschaffung. Für das Jahr 2024 soll die Haushaltslücke primär über Einsparungen geschlossen werden. Am häufigsten werden dabei die Ausgabenkategorien Subventionen, Soziales, Klima und Rente genannt.«
Nicole Garbarino und Marie-Theres von Schickfus (2024): Umgang von Unternehmen mit Überflutungsrisiken, in: ifo Schnelldienst, Nr. 1/2024
»Flutereignisse als Folge von Extremwetter haben negative Folgen für Unternehmen und die regionale Wirtschaft. Die hohen Staatshilfen für unversicherte Schäden durch die Flutkatastrophe im Juli 2021 in Deutschland führten zu einer Diskussion über die richtige Risikoaufteilung zwischen Staat und privaten Akteuren. Um einzuschätzen, wie Unternehmen mit Überflutungsrisiken umgehen und wie sie die Rolle des Staats bzw. potenzielle Politikmaßnahmen bewerten, wurde im Rahmen des KARE-Projekts 2021/2022 eine Umfrage unter etwa 600 Unternehmen (in einer 2021 nicht betroffenen, aber risikoreichen Region) durchgeführt. Der Großteil der befragten Unternehmen ist gegen Elementarschäden versichert. Ob Unternehmen im Fall einer Überflutung mit Staatshilfen rechnen, steht in keinem signifikanten Zusammenhang mit ihrem Versicherungsstatus, sondern scheint eher allgemeine Überzeugungen zur relativen Verantwortung von Staat und Unternehmen widerzuspiegeln. Die Bewertung einer Pflichtversicherung wird sowohl vom Versicherungsstatus als auch den Staatshilfeerwartungen der Unternehmen beeinflusst.«
Sebastian Blesse et al. (2024): Wollen die Deutschen beim Klimaschutz Vorreiter sein und wenn ja, wie? Maßnahmen aus Bevölkerungsperspektive, in: ifo Schnelldienst, Nr. 1/2024
»Forschende sind sich einig: Mit dem Klimaschutz muss es vorangehen und das schneller als bisher. Da globale Abkommen stocken, streben Deutschland und Europa eine Vorreiterrolle an. Wie steht die deutsche Bevölkerung dazu? Eine Vorreiterrolle wird von etwas mehr als der Hälfte begrüßt. Die Investitionen zur Erreichung von Klimaneutralität sollen primär von den Unternehmen getragen werden, aber überraschenderweise in geringerem Ausmaß als von Experten geschätzt. Als effektivste Maßnahmen sehen die meisten Befragten interventionistische Instrumente, während die von Expertinnen und Experten favorisierte CO2-Bepreisung wenig Anklang findet. Die beliebteste Verwendung der potenziellen Einnahmen aus der CO2-Bepreisung ist die Förderung klimafreundlicher Maßnahmen. Unsere Umfrage zeigt, dass die Meinung der Bevölkerung substanziell von den Meinungen und Schätzungen von Experten abweicht. Diese Diskrepanz kann den Stillstand in der Klimapolitik erklären. Auch die heterogene Interessenlage innerhalb der Bevölkerung bezüglich konkreter Lösungsansätze zur Erreichung von Klimaneutralität und die Frage, ob dabei überhaupt eine Vorreiterrolle eingenommen werden sollte, können zur Erklärung des Reformstaus in der Politik beitragen.«
Martin Gornig und Laura Pagenhardt (2024): Bauvolumen dürfte erstmals seit der Finanzkrise nominal sinken – Lage im Wohnungsbau spitzt sich zu, in: DIW Wochenbericht, Nr. 1+2/2024
»Hohe Baupreise und verschlechterte Finanzierungsbedingungen belasten die Bauwirtschaft – insbesondere den Hochbau. Nominal legten die Ausgaben für Bauleistungen im Jahr 2023 zwar noch um sechs Prozent zu, preisbereinigt sanken sie aber um gut ein Prozent. In diesem Jahr dürfte auch wegen sinkender Baupreise das nominale Bauvolumen um rund 3,5 Prozent und damit erstmals seit der Finanzkrise abnehmen. Vor allem der Wohnungsbau ging 2023 stark zurück und wird in diesem Jahr noch stärker einbrechen. Dabei sind Maßnahmen im Bestand weniger betroffen als der Neubau. Erst im Jahr 2025 dürfte sich die Lage stabilisieren. Das Ziel, jährlich 400 000 neue Wohnungen zu bauen, rückt damit noch weiter in die Ferne. Nur der Tiefbau stabilisiert die Bauwirtschaft insgesamt und dürfte dieses und kommendes Jahr noch ausgeweitet werden. Die unterschiedlichen Wachstumsaussichten erfordern Umstrukturierungen im Baugewerbe. Insbesondere sollten freiwerdende Kapazitäten im Wohnungsneubau in der energetischen Sanierung von privaten und öffentlichen Gebäuden genutzt werden. Die Umstrukturierung sollte die Politik aktiv unterstützen. Zudem sollte die Politik Klarheit über die Förderprogramme für die Gebäudesanierung und den Wohnungsneubau schaffen. Denn gleichzeitig gilt es, das Ziel, neue Wohnungen zu bauen, nicht aus den Augen zu verlieren.«
WEF (2024): Global Risks Report 2024, Cologny/Geneva: World Economic Forum (WEF), January 2024
Der jährliche „Global Risks Report“ untersucht die schwerwiegendsten Risiken, denen wir im nächsten Jahrzehnt gegenüberstehen könnten. Dabei werden der rasche technologische Wandel, die wirtschaftliche Unsicherheit, die Erderwärmung und Konflikte berücksichtigt. Die Zusammenarbeit steht unter Druck und geschwächte Volkswirtschaften und Gesellschaften könnten bereits durch den kleinsten Schock an ihre Belastungsgrenze geraten. Das World Economic Forum, das den Report erstellt hat, sieht vier Kräfte, die bewältigt werden müssen: Extremwetter durch den Klimawandel, Veränderungen in der Weltbevölkerung wie die zunehmende Polarisierung, die Entwicklung von Spitzentechnologien wie die Künstliche Intelligenz und die geopolitische Machtverteilung. Der Bericht basiert auf der Befragung von 1.490 Führungskräften.
Mauro Cazzaniga et al. (2024): Gen-AI: Artificial Intelligence and the Future of Work. Staff Discussion Notes No. 2024/001, Washington, DC: International Monetary Fund (IMF), January 2024
»Artificial Intelligence (AI) has the potential to reshape the global economy, especially in the realm of labor markets. Advanced economies will experience the benefits and pitfalls of AI sooner than emerging market and developing economies, largely due to their employment structure focused on cognitive-intensive roles. There are some consistent patterns concerning AI exposure, with women and college-educated individuals more exposed but also better poised to reap AI benefits, and older workers potentially less able to adapt to the new technology. Labor income inequality may increase if the complementarity between AI and high-income workers is strong, while capital returns will increase wealth inequality. However, if productivity gains are sufficiently large, income levels could surge for most workers. In this evolving landscape, advanced economies and more developed emerging markets need to focus on upgrading regulatory frameworks and supporting labor reallocation, while safeguarding those adversely affected. Emerging market and developing economies should prioritize developing digital infrastructure and digital skills.«
➔ dazu: Kristalina Georgieva (2024): AI Will Transform the Global Economy. Let’s Make Sure It Benefits Humanity, in: IMF Blog, January 14, 2024: »AI will affect almost 40 percent of jobs around the world, replacing some and complementing others. We need a careful balance of policies to tap its potential.«
Kommission Zukunft Statistik (2024): Bericht und Empfehlungen der Kommission Zukunft Statistik, Wiesbaden, Januar 2024
Yaşar Aydın und Jens Bastian (2023): Dynamiken der deutsch-türkischen Wirtschaftskooperation. Resilienz und Perspektiven unternehmerischen Handelns. SWP-Aktuell, Nr. 64, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Dezember 2023
»Ungeachtet politischer Differenzen zwischen Berlin und Ankara verzeichnete der deutsch-türkische Handel 2022 neue Rekordwerte. Von einer Krise für deutsche Unternehmen, die sich in der Türkei betätigen, kann kaum die Rede sein. Gleichwohl stellen sich zahlreiche Herausforderungen, die mit der Hyperinflation, der Währungsabwertung und der fortschreitenden Aushebelung der Rechtsstaatlichkeit in der Türkei zusammenhängen. Der Bundesregierung stehen verschiedene Optionen offen, die Handelsbeziehungen mit der Türkei zu vertiefen und bisher unausgeschöpfte Kooperationspotenziale künftig besser zu nutzen. Dies kann zur Vertrauensbildung beitragen und eine konstruktive Ausgangslage bilden für Beziehungen jenseits des Transaktionalismus sowie für die Modernisierung der Zollunion zwischen der Europäischen Union (EU) und der Türkei.«
Barbara Lippert (2023): EU-Erweiterung: Geopolitik trifft auf Integrationspolitik. Die Kommission will der Erweiterungsdoktrin gradualistische Elemente beimischen. SWP-Aktuell, Nr. 63, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Dezember 2023
»Sollte der Europäische Rat im Dezember oder später grünes Licht dafür geben, EU-Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine und Moldau zu eröffnen, dann geht es nicht mehr nur um symbolische Solidarität mit einem von Russland überfallenen bzw. bedrohten Nachbarn. Vielmehr beginnt im Schatten des Krieges ein neues Kapitel der Erweiterungspolitik. Nach der Türkei und den sechs Ländern des Westlichen Balkans bildet Osteuropa mit der Ukraine, Moldau und Georgien den dritten Erweiterungsraum. Spätestens seit Russlands Vollinvasion in der Ukraine versteht Brüssel unter Erweiterung die Expansion in strategisch wichtige Räume. Geopolitische Forderungen nach schnellen Beitritten nagen dabei an der konservativen Erweiterungsdoktrin – nach der es weder Rabatte auf die Kopenhagener Kriterien für eine EU-Mitgliedschaft geben darf noch Abkürzungen auf dem Weg zur Aufnahme. Hinzu kommt, dass die Beitrittsfragen bald in die Fährnisse der Kriegsdiplomatie geraten könnten, wenn es um dauerhafte Sicherheit für die Nachkriegs-Ukraine gehen wird. Die Europäische Kommission greift nun Ideen auf, wie neue Mitglieder schrittweise integriert werden könnten. Damit versucht sie, dem Dilemma zwischen Geo- und Integrationspolitik auszuweichen.«
Tom Krebs (2024): Transformative Investitionen als Treiber eines neuen Wirtschaftsbooms? Forum New Economy Working Papers No. 1/2024, Berlin: Forum for a New Economy, January 2024
»Die vorliegende Studie untersucht die Wachstumseffekte öffentlicher Investitionen in die sozialökologische Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft. Die Analyse zeigt, dass eine drastische Ausweitung der öffentlichen Klima- und Sozialinvestitionen in Deutschland einen Wirtschaftsboom auslösen und gleichzeitig die Transformation zur Klimaneutralität unterstützen kann. In einem Positiv-Szenario ist mit jährlichen Wachstumsraten von bis zu drei Prozent über einen längeren Zeitraum zu rechnen. In diesem Sinne ist ein grünes Wirtschaftswunder möglich. Dieses Positiv-Szenario wird jedoch nur Wirklichkeit werden, wenn die öffentliche Hand die Klima- und Sozialinvestitionen drastisch erhöht – dauerhaft um rund zwei Prozent des BIPs. Ebenso möglich ist ein Negativ-Szenario, in dem die deutsche Wirtschaft über mehrere Jahre kaum wächst. Ein solches Stagnationsszenario wird mit hoher Wahrscheinlichkeit eintreten, wenn die Bundesregierung an ihrer aktuellen Finanzpolitik festhält und so eine wachstumstreibende Investitionsoffensive verhindert.«
Lydia Malin und Simon Schumacher (2024): Pharmaindustrie. Steigender Druck auf dem Arbeitsmarkt. IW-Report, Nr. 2/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Januar 2024
»Der Fachkräftemangel stellt auch pharmazeutische Unternehmen in Deutschland vor große Herausforderungen und wird dies vor dem Hintergrund des demografischen Wandels perspektivisch immer stärker tun. Mit Blick auf die Positionierung Deutschlands im internationalen Wettbewerb innovativer Pharmastandorte kann dies zu einem Hemmschuh werden.«
Galina Kolev-Schaefer et al. (2024): Auswirkungen des Nahostkonflikts auf die deutsche Wirtschaft. IW-Report, Nr. 1/2024, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Januar 2024
»Der Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel hat die Welt erschüttert. Jenseits der damit verbundenen humanitären Krise, die Millionen von Menschenleben betrifft, hinterlässt der Nahostkonflikt auch dauerhafte Spuren auf das Wirtschaftsgeschehen, zuerst in der betroffenen Region, aber auch in Deutschland und der Welt insgesamt. Der vorliegende Report erörtert die verschiedenen Kanäle, über die sich der Konflikt auf die deutsche Wirtschaft auswirken kann.«
Sebastian Dullien et al. (2024): Schuldenbremse reformieren, Transformation beschleunigen. Wirtschaftspolitische Herausforderungen 2024. IMK Report Nr. 187, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Januar 2024
»Deutschland erlebt derzeit einen immensen Verlust an wirtschaftlichem Wohlstand. Geld- und Fiskalpolitik reagierten zunächst angemessen auf die Preisschocks. Durch die seit Anfang 2023 zunehmende geldpolitische Restriktion und die finanzpolitische Reaktion auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts ist die Wirtschaftspolitik aber selbst zu einer Belastung geworden. Im Würgegriff der Schuldenbremse verschärft die Fiskalpolitik trotz der fragilen Wirtschaft ihren Restriktionskurs. Eine Reform der Schuldenbremse ist dringend erforderlich. Die Wirtschaftspolitik muss verhindern, dass sich die Stagnationstendenzen 2024 fortsetzen, und Maßnahmen ergreifen, die eine sozialverträgliche und wohlstandssteigernde Dekarbonisierung ermöglichen. Dabei wäre es riskant und verteilungspolitisch problematisch, nur aufsteigende CO2-Preise und ein Pro-Kopf-Klimageld zu setzen, ohne diese durch hinreichende unterstützende Maßnahmen zu flankieren. Der CO2-Preis sollte Teil eines Instrumentenmixes sein. Der bisher krisenresiliente Arbeitsmarkt steht aktuell unter dem Spannungsverhältnis kurzfristig steigender Arbeitslosigkeit und mittelfristig zunehmender, die Transformation gefährdender Fachkräfteknappheit. Die Aktivierung und Qualifizierung von Arbeitskräften benötigt einen langen Atem, der nun durch die Einschränkung der finanziellen Mittel gefährdet ist. Zügige Zinssenkungen sind angesichts der schwachen Wirtschaft und der Annäherung der Inflation an das EZB-Ziel im Frühjahr dringend erforderlich.«
Thomas Obst und Maximilian Stockhausen (2023): Makroökonomische Analyse von Lohn-Preis-Spiralen. Risiken von Zweitrundeneffekten in der gegenwärtigen Hochinflationsphase. IW-Analyse, Nr. 155/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), 2023
»Gegenstand der vorliegenden Analyse ist die Frage, wie Lohn-Preis-Spiralen die makroökonomische Stabilität und Inflationsentwicklung in Deutschland beeinflussen und in welcher Form sie auftreten können. Im Jahr 2023 wird die Inflation von binnenwirtschaftlichen Preistreibern verursacht. Parallelen zu den 1970er Jahren und 1980er Jahren verdeutlichen den engen Zusammenhang zwischen Lohnkosten und Preissteigerungsraten. Den meisten Kostentreibern, die nicht direkt von den Löhnen abhängen, liegen dabei keine inhärenten Tendenzen zu kumulativen Preisentwicklungen zugrunde. Die Analyse des Zusammenhangs zwischen Inflation und Einkommensverteilung ergibt, dass eine Profit-Preis-Spirale gesamtwirtschaftlich nicht nachweisbar ist. Die funktionale Einkommensverteilung ist auch im Jahr 2022 nahezu unverändert geblieben. Die empirische Analyse der Phillipskurve für Deutschland von 2015 bis 2023 zeigt zudem, dass Inflationserwartungen, die Veränderung der Arbeitslosigkeit und außenwirtschaftliche Einflüsse zentrale Indikatoren zur Erklärung der Inflationsentwicklung sind und die Phillipskurve (wieder) ein geeignetes theoretisches Instrument zur Erklärung der Preisveränderungen ist. Arbeitsmarktentwicklungen sind somit bedeutende Ursachen für die Preisentwicklung. Abschließend ist zu betonen, dass Zentralbanken mit einer restriktiven Geldpolitik auf (drohende) Lohn-Preis-Spiralen reagieren müssen, um eine systemgefährdende Inflation zu verhindern. Daher wird vor einer prozyklischen deutschen Lohnpolitik gewarnt und auf die Notwendigkeit hingewiesen, Zweitrundeneffekte der Inflation zu vermeiden.«
Konstantin A. Kholodilin und Malte Rieth (2023): Immobilienmarkt im Krisenmodus: Die Kaufpreise fallen, aber die Mieten steigen, in: DIW Wochenbericht, Nr. 51+52/2023
»Auf dem deutschen Immobilienmarkt hat sich das Blatt gewendet. Die Finanzierungskonditionen haben sich deutlich verschlechtert. Die spekulative Preisblase des letzten Jahrzehnts ist geplatzt. Die Immobilienpreise fallen: Baugrundstücke, Eigenheime und Eigentumswohnungen waren in über 150 deutschen Städten im Jahr 2023 durchschnittlich um zwei Prozent günstiger als vor einem Jahr. Besonders betroffen waren Baugrundstücke und Eigenheime in großen Städten, wo die Preise um bis zu sieben Prozent zurückgegangen sind. Hingegen stiegen die Mieten weiter, um drei Prozent. Ein hohes Bevölkerungswachstum trifft auf eine geringe Bautätigkeit. Die Politik ist daher dringend gefordert, durch öffentliche Bautätigkeit sowie einer Vereinfachung der Verfahren und Vorschriften der Wohnungsknappheit entgegenzuwirken.«
Jongrim Ha et al. (2023): What Explains Global Inflation. Policy Research Working Paper 10648, Washington: World Bank, December 2023
»This paper examines the drivers of fluctuations in global inflation, defined as a common factor across monthly headline consumer price index (CPI) inflation in G7 countries, over the past half-century. It estimates a Factor-Augmented Vector Autoregression model where a wide range of shocks, including global demand, supply, oil price, and interest rate shocks, are identified through narrative sign restrictions motivated by the predictions of a simple dynamic general equilibrium model. The authors report three main results. First, oil price shocks followed by global demand shocks explained the lion’s share of variation in global inflation. Second, the contribution of global demand and oil price shocks increased over time, from 56 percent during 1970–1985 to 65 percent during 2001–2022, whereas the importance of global supply shocks declined. Since the pandemic, global demand and oil price shocks have accounted for most of the variation in global inflation. Finally, oil price shocks played a much smaller role in global core CPI inflation variation, for which global supply shocks were the main source of variation. These results are robust to various sensitivity exercises, including alternative definitions of global variables, different samples of countries, and additional narrative restrictions.«
Benjamin Held et al. (2023): NWI 2023 – starker Anstieg durch mehr Konsum, Energieeinsparungen und geringere Schäden durch Naturkatastrophen. IMK Study Nr. 89, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Dezember 2023
»Der Nationale Wohlfahrtsindex (NWI) möchte Einblicke bezüglich der Fragen bieten, wie sich die Wohlfahrt in den letzten Jahrzehnten in Deutschland entwickelt hat und wie nachhaltige Wege zu deren Steigerung aussehen könnten. Der NWI zielt dabei auf einen Perspektivwechsel gegenüber dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) ab, indem er den Blick um wohlfahrtsrelevante ökonomische, ökologische und soziale Aspekte erweitert. Der vorliegende Bericht zeigt dabei für das Jahr 2022 eine deutliche Steigerung des NWI um 9,9 Punkte. Maßgeblich verursacht wurde dies durch nach der Corona-Pandemie ansteigende Konsumausgaben (auch wegen der Entlastungspakete), reduzierte Umweltkosten durch die – teils unfreiwilligen – Energieeinsparungen und im Vergleich zu 2021 geringere Schäden durch Naturkatastrophen. Die im Zuge des Angriffs Russlands auf die Ukraine stark erhöhte Inflation und deutlich gestiegene Flugemissionen dämpften den Anstieg merklich ab. Der Bericht zeigt weiter auf, dass sich die Entwicklungen von NWI und BIP in den letzten 30 Jahren deutlich unterscheiden: Während das BIP um fast 50% relativ kontinuierlich angewachsen ist, hat sich die Wohlfahrt gemäß NWI seit dem Jahr 2000 kaum erhöht. Nachhaltig gesteigert werden könnte die Wohlfahrt zukünftig durch eine Reduktion der Umweltkosten und der Einkommensungleichheit. Im Kontext der Corona-Pandemie werden im Bericht auch Möglichkeiten eruiert, Gesundheitsaspekte und Folgen von Pandemien besser im NWI abzubilden.«
Sebastian Dullien et al. (2023): Wirtschaftspolitik und Unsicherheit lähmen deutsche Wirtschaft. Die konjunkturelle Lage in Deutschland zur Jahreswende 2023/2024. IMK Report Nr. 186, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Dezember 2023
IW (2023): Hausgemachte Probleme verschärfen konjunkturelle Schwäche. IW-Konjunkturprognose Winter 2023. IW-Report Nr. 65/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Dezember 2023
Timo Wollmershäuser et al. (2023): ifo Konjunkturprognose Winter 2023: Konjunkturerholung verzögert sich – Haushaltslücke birgt neue Risiken, in: ifo Schnelldienst, Sonderausgabe Dezember 2023
Timm Bönke et al. (2023): DIW-Konjunkturprognose: Aussichten reichen von wolkig bis heiter, in: DIW Wochenbericht, Nr. 50/2023
Joachim Ragnitz (2023): Staatliche Hilfsprogramme während der Corona-Pandemie – Eine Bewertung aus ökonomischer Sicht, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 6/2023
»Der Staat hat mit hohem Mitteleinsatz versucht, die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie für die Unternehmen und ihre Beschäftigten abzufedern. Nun stellt sich die Frage, wie diese in der Rückschau zu beurteilen sind und was sich hieraus für künftige Krisensituationen lernen lässt. Für die Ausgestaltung von Hilfen nach Ausbruch einer Krise lässt sich festhalten: Unterstützungsmaßnahmen müssen rechtzeitig vorgenommen werden, zielgerichtet sein, und letzten Endes zeitlich befristet bleiben. Auf die Corona-Hilfsmaßnahmen traf dies zum größten Teil zu.«
Niels Gillmann und Max Krauter (2023): Welche Potenziale bietet Afrika für die deutsche und sächsische Exportwirtschaft?, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 6/2023
»Vor dem Hintergrund der notwendigen Diversifizierung des deutschen Außenhandels wird in diesem Beitrag der Kontinent Afrika als potenziell wichtiger Handelspartner der Zukunft näher betrachtet. Die Bedeutung Afrikas als Exportregion für deutsche und sächsische Unternehmen fällt bisher gering aus. Dennoch bieten afrikanische Länder enorme Potenziale für den Export. Dies liegt in erster Linie am hohen prognostizierten Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum. Ungeachtet aller vorhandenen Möglichkeiten nutzen deutsche und sächsische Unternehmen diese bisher kaum. Ein Grund dürften weiterhin instabile politisch-institutionelle Rahmenbedingungen in vielen afrikanischen Ländern und eine unzulängliche logistische Infrastruktur sein. Trotzdem lohnt es sich, Afrika gerade aufgrund der guten langfristigen Prognosen im Blick zu behalten.«
Thomas Licht und Klaus Wohlrabe (2023): Die deutsche Wirtschaft nach drei herausfordernden Jahren – droht eine Pleitewelle?, in: ifo Schnelldienst, Nr. 12/2023
Ralph Henger und Michael Voigtländer (2023): Immobilienwirtschaft rutscht in die Rezession. Aktuelle Ergebnisse des ZIA-IW-Immobilienstimmungsindex (ISI). Gutachten im Auftrag des ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Dezember 2023
»In der Winterbefragung der Immobilienunternehmen 2023 im Rahmen des ZIA-IW-Immobilienstimmungsindex (ISI) zeigt sich: Die Branche rutscht in die Rezession. Sowohl die Geschäftslage als auch die Erwartungen für die nächsten zwölf Monate sind nun mit Werten von -5,7 und -12,5 negativ.«
Ralph Henger et al. (2023): Schweden als Vorbild zur Überwindung des Vermieter-Mieter-Dilemmas – (Teil-)warmmieten oder Reform der Modernisierungsumlage?, Potsdam: Kopernikus-Projekt Ariadne, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), Dezember 2023
Gero Kunath et al. (2023): Müde durch Mehrarbeit? Folgen von Personalengpässen für Beschäftigte und Handlungsbedarf für Unternehmen, Köln: Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA), Dezember 2023
David Baqaee et al. (2023): Was wäre wenn? Die Auswirkungen einer harten Abkopplung von China auf die deutsche Wirtschaft, Kiel: Institut für Weltwirtschaft (IfW), Dezember 2023
»Die Studie untersucht die wirtschaftlichen Auswirkungen einer harten Entkopplung zwischen China und Deutschland mit einer Simulation eines Szenarios ähnlich einem Kalten Krieg 2.0 mit Fragmentierung der Weltwirtschaft. Eine abrupte Entkopplung führt zu einem kurzfristigen Verlust von 5 % des BNE für Deutschland, der sich langfristig auf etwa 1,5 % verringert. Kurzfristige wirtschaftliche Auswirkungen sind vergleichbar mit der globalen Finanzkrise und der COVID-19-Pandemie, aber diese Kosten, obwohl schwerwiegend, sind handhabbar. Ein schrittweiser De-Risikierungsansatz führt zu deutlich kleineren Kosten im Vergleich zu einer plötzlichen, harten Entkopplung.«
Sabina Wölkner (2023): Klimafinanzierung – eine Frage der Gerechtigkeit? Wieviel? Wofür? Wer zahlt?, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, Dezember 2023
»Obwohl Klimafinanzierung bei den Verhandlungen der jährlichen Weltklimakonferenzen stets auf der Agenda steht, gibt es immer noch kein abgestimmtes Verständnis davon. Nach wie vor verringern systemische Risiken das finanzielle Engagement im Globalen Süden und mit den immer höheren Summen nimmt auch das Risiko für Korruption zu. Die Wirksamkeit von Klimafinanzierung ist nicht nur von der Höhe der Gelder abhängig, sondern auch von guter Regierungsführung und rechenschaftspflichtigen Institutionen.«
Konrad-Adenauer-Stiftung (Hrsg.) (2023): Sozialethik konkret – Klimaschutz global gerecht gestalten, Berlin 2023
»Der globale Klimawandel stellt eine der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit dar. In ‚Sozialethik konkret – Klimaschutz global gerecht gestalten‘, Kooperationsprojekt der Katholisch-Sozialen Akademie Franz Hitze Haus, der Akademie Die Wolfsburg und der Konrad-Adenauer-Stiftung, betrachten Expertinnen und Experten aus verschiedenen Disziplinen diese Krise durch das Prisma der Sozialethik. Sie diskutieren die Rolle von Staat und Markt, die soziale Dimension der Klimapolitik und Möglichkeiten für Klimaschutz auf kommunaler Ebene. Dieses Werk beleuchtet den Bedarf an sozialverträglichen, interdisziplinären Ansätzen für eine gerechte Gestaltung des Klimaschutzes.«
Roland Broemel et al. (2023): Wo liegen die Vor- und Nachteile einer digitalen Zentralbankwährung?, in: Wirtschaftsdienst, Heft 12/2023
»Im Euroraum wird die Einführung eines digitalen Euro bereits seit Längerem diskutiert. Die Untersuchungsphase der Europäischen Zentralbank lief bereits seit Oktober 2021 und ging im Oktober 2023 in eine Vorbereitungsphase über. Hinsichtlich der Einführung eines digitalen Euro ergeben sich viele Fragen, die Haushalte und Unternehmen, Geschäftsbanken sowie die Zentralbank betreffen. Unter anderem stellen sich folgende Fragen: Wozu braucht man in der heutigen Zeit eine digitale Zentralbankwährung? Welche Anforderungen muss eine zusätzliche Geldform erfüllen, die von einer Zentralbank emittiert wird? Welche Risiken und Chancen ergeben sich mit dem digitalen Euro?«
Lukas Endres (2023): Verteilungswirkung der CO2-Bepreisung in den Sektoren Verkehr und Wärme mit Pro-Kopf Klimageld. Ergebnisse einer Analyse der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe. IMK Policy Brief Nr. 161, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Dezember 2023
»Ab 2027 ist mit der Einführung des EU-ETS 2 für die Sektoren Verkehr und Wärme mit deutlich höheren Preisen für CO2-Zertifikate zu rechnen. Infolge dürften die Energiekosten für viele private Haushalte erheblich steigen. Als Kompensationsmechanismus hat die Bundesregierung die Auszahlung einer Pro-Kopf Pauschale angekündigt. Dieser Policy Brief zeigt anhand der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe, dass sich hierdurch vor allem Haushalte in unteren Einkommensgruppen und jene mit mittleren Verbräuchen umfassend entlasten lassen. Insbesondere für Haushalte mit höheren Verbräuchen in der Mitte der Einkommensverteilung bleibt die Belastung relativ zum Einkommen jedoch hoch. Im Bereich der Wärmeenergie sind vor allem Haushalte mit Wohneigentum stärker betroffen, während Haushalte in Mietwohnungen von der CO2-Kostenaufteilung profitieren. Eine deutlich höhere Belastung in beiden Sektoren verzeichnen außerdem Haushalte in ländlichen Regionen. Insgesamt sind die Verbräuche von Kraftstoffen und Wärmeenergie und somit die Kosten durch die CO2-Bepreisung sehr ungleich verteilt. Ein pauschales Klimageld reicht daher für viele Haushalte nicht aus, um teils hohe finanzielle Belastungen zu kompensieren.«
➔ dazu: Höhere CO2-Preise: 18,6 Millionen Haushalte würden trotz Klimageld draufzahlen, 4,7 Millionen stark belastet (13.12.2023)
Nicola Brandt et al. (2023): Sechs Ansatzpunkte für eine nachhaltige und sozialverträgliche grüne Transformation, in: Wirtschaftsdienst, Heft 12/2023
»Deutschland hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2045 Klimaneutralität zu erreichen. Dafür müsste es seine Emissionen allerdings dreimal schneller reduzieren als in der Zeit von 1990 bis 2019. Das geht nur mit entschlossenen Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz, der Substitution fossiler Energieträger in der Produktion und dem raschen Ausbau erneuerbarer Energien. Dies würde auch den gestiegenen Energiepreisen etwas entgegensetzen und die Abhängigkeit von Energieimporten aus Russland verringern.«
André Wolf (2023): Recycling seltener Metalle: ein Weg zu resilienten grünen Lieferketten, in: Wirtschaftsdienst, Heft 12/2023
»Zukunftstechnologien, wie Elektromotoren und Windkraft-Turbinen, enthalten wertvolle seltene Metalle, deren Recycling einen wichtigen Schritt zu einer grünen Kreislaufwirtschaft darstellen würde. Doch ein Aufbau von Lieferketten für recycelte Metalle ist mit Schwierigkeiten, wie mangelnder technischer Standardisierung, geringer Sammelquoten von Altprodukten und niedriger Effizienz von Recycling-Technologien konfrontiert.«
Dirk H. Kranen et al. (2023): Von der Krisenreserve zur Agrarreserve – falsche Anreize im neuen Rechtsrahmen?, in: Wirtschaftsdienst, Heft 12/2023
»Die neue Agrarkrisenreserve der EU, die 2023 eingeführt wurde, soll den Agrarsektor in Krisen unterstützen. Anders als zuvor wird diese Reserve direkt aus dem EU-Haushalt finanziert, damit die Direktzahlungen an die Landwirte nicht gekürzt werden müssen. Diese Änderung hat jedoch einen Anreiz für die Mitgliedstaaten geschaffen, die Reserve häufiger in Anspruch zu nehmen, sodass ihre Mittel schnell erschöpft sind. Es wird untersucht, wie diese Änderung zu einem Tragik-der-Allmende-Szenario geführt hat, bei dem die Mitgliedstaaten individuelle Vorteile auf Kosten des kollektiven Interesses ausnutzen.«
Kai van de Loo und Julia Hanske (2023): Politökonomische Reaktivierung des Ruhrgebiets durch neue staatliche Institutionen, in: Wirtschaftsdienst, Heft 12/2023
»Das Ruhrgebiet ist eine regionalpolitische Dauerbaustelle. Die Transformation der einstigen Bergbau- und Industrieregion hin zu Hochschulbau und Dienstleistungen konnte nicht verhindern, dass die Arbeitslosenzahlen deutlich über dem Landes- und Bundesdurchschnitt liegen. Um die Regionalentwicklung des Ruhrgebiets zu stärken, werden zehn konkrete Vorschläge zur politökonomischen Reaktivierung des Ruhrgebiets durch neue staatliche Institutionen unterbreitet. Angeregt wird, dass die für den Strukturwandel im Ruhrgebiet politisch Verantwortlichen sich künftig bei Land, Bund und EU zwecks Strukturstärkung prioritär um die Ausstattung ihrer Region mit solchen Institutionen bemühen.«
Claus-Friedrich Laaser et al. (2023): Subventionen in Zeiten knapper Kassen, in: Wirtschaftsdienst, Heft 12/2023
Oliver S. Kaiser et al. (2023): Quantentechnologien und zukünftige Arbeitswelten. Working Paper Forschungsförderung Nr. 314, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, Dezember 2023
Luciana Hutapea et al. (2023): Ganzheitliche Innovation in der Automobilindustrie. Working Paper Forschungsförderung, Nr. 312, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, Dezember 2023
»In einer immer komplexeren Welt mit beschleunigten Innovationszyklen und sich ständig verändernden Anforderungen sind Unternehmen mehr denn je einem starken Wettbewerbsdruck ausgesetzt. Für sie besteht einerseits die Notwendigkeit, ihr bestehendes Kerngeschäft durch kontinuierliche Effizienz- und Produktivitätssteigerungen zu optimieren, andererseits müssen sie gleichzeitig disruptive Innovationen zur Anpassung an neue Markbedingungen einleiten. Das Working Paper diskutiert am Beispiel der Automobilindustrie, wie die Verbindung von Optimierung und Disruption die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit der Unternehmen sichern kann und welche Auswirkungen auf Beschäftigung und zukünftige Arbeitswelten dabei zu erwarten sind.«
Stephan Kaufmann (2023): Geld allein macht nicht glücklich. Mythen und Irrtümer zum Reichtum, Berlin: Rosa Luxemburg Stiftung, Dezember 2023
»Die Welt ist reich. Laut «Global Wealth Report» der Schweizer Bank UBS summiert sich das globale Privatvermögen auf über 454 Billionen US-Dollar, das sind 454.000 Milliarden. Davon gehören 208 Billionen den Millionär*innen und Milliardär*innen dieser Welt. Das bedeutet: Fast die Hälfte des Weltvermögens gehört rund einem Prozent der Weltbevölkerung. Nicht nur global ist der Reichtum extrem ungleich verteilt. Auch in Deutschland, wo den reichsten zehn Prozent der Bevölkerung etwa zwei Drittel des Gesamtvermögens gehören – und der ärmeren Hälfte der deutschen Haushalte ein kleiner Rest.«
Julia Jirmann und Christoph Trautvetter (2023): Milliardenvermögen in Deutschland. Lücken der Reichtumserfassung und -besteuerung – Vorschlag für einen alternativen Reichtumsbericht. Working Paper der Forschungsförderung, Nr. 316, Dezember: Hans-Böckler-Stiftung, Dezember 2023
➔ Deutsche Milliardenvermögen: Superreiche besitzen mindestens 1,4 Billionen Euro, Steuersätze seit Mitte der 1990er drastisch reduziert (11.12.2023)
Cornelius Bähr et al. (2023): Transformationspfade für das Industrieland Deutschland. Industrie unter Spannung: Deutsche Strompreise im internationalen Vergleich. Gutachten in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) und der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG), 2023
»Dieses Papier beschreibt die aktuelle und zukünftige Stromkostensituation der deutschen Industrie sowie die erwarteten Wirkungen des Strompreispaketes. Mögliche Einschränkungen bei der Unterstützung der Transformationsleistungen der Unternehmen würden zu einer neuen, deutlich schwierigeren Bewertung führen.«
Sina Marx et al. (2023): Keine Verträge, keine Rechte: Wie die Modeindustrie ihre Arbeiter*innen um Mindestlöhne betrügt, Bonn/Berlin: FEMNET/European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR), 2023
»Die meisten Arbeiter*innen in pakistanischen Bekleidungsfabriken werden um ihren rechtmäßigen Lohn betrogen: Die große Mehrheit erhält keine schriftlichen Verträge, Lohnabrechnungen oder Löhne, die es ihnen ermöglichen würden, ihre Familien zu ernähren. Außerdem stellen die Fabriken in Pakistan oft nur einen kleinen Teil der Arbeiter*innen direkt ein. Viele Arbeiter*innen werden über Dritte eingestellt, die als Vermittler zwischen den Textilfabriken und den Arbeitern fungieren. Oft erhalten diese Arbeiter*innen nicht einmal nominell den gesetzlichen Mindestlohn und sind nicht im Sozialversicherungssystem registriert. Dieses so genannte «contracting system» der Leiharbeit ist eine Möglichkeit, sich bei Bedarf flexibel der Arbeiter*innen zu entledigen. Das System erschwert die Rückverfolgung von Arbeitsrechtsverletzungen und die Zuordnung von Arbeiter*innen zu den Fabriken. Diese Praktiken sind hinlänglich bekannt, auch den Marken und Einzelhändler, die in Pakistan produzieren lassen. Dennoch haben die Unternehmen diese offensichtlichen Arbeitsrechtsverletzungen jahrzehntelang ignoriert.«
Galina Kolev-Schaefer (2023): Nachhaltigkeit und Resilienz globaler Wertschöpfungsketten. Stellungnahme zu Handlungsfeld 4: Ökonomische Aspekte Enquete-Kommission „Krisenfeste Gesellschaft” des Landtags Baden-Württemberg. IW-Report, Nr. 64/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Dezember 2023
Berthold Busch und Samina Sultan (2023): Fiskalische Aspekte einer EU-Erweiterung. Folgen eines EU-Beitritts der Ukraine für den Haushalt und die Kohäsionspolitik. IW-Report, Nr. 63/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Dezember 2023
Enzo Weber und Gerd Zika (2023): Nachhaltige Beschäftigung – Arbeitsmarkteffekte der grünen Transformation, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, 2023
»Die grüne Transformation hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft verursacht einen tiefgreifenden Strukturwandel am deutschen Arbeitsmarkt. Das Schrumpfen und der Wandel traditionsreicher Branchen wie dem Bergbau oder der Automobilindustrie nähren Befürchtungen in der Bevölkerung, ein grüner Wandel müsse zwangsläufig mit einem Rückgang in Jobangebot und -sicherheit einhergehen. Doch ist dies tatsächlich zwingend so? Unser Focus Paper „Nachhaltige Beschäftigung – Arbeitsmarkteffekte der grünen Transformation“ zeigt, dass das Gegenteil der Fall ist.«
Wissenschaftlicher Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (2023): Finanzierung von Staatsaufgaben: Herausforderungen und Empfehlungen für eine nachhaltige Finanzpolitik, Berlin: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), Dezember 2023
➔ Presseerklärung des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) zur Stellungnahme „Finanzierung von Staatsleistungen“ (05.12.2023)
Bündnis sozialverträgliche Mobilitätswende (2023): Wie der Strukturwandel in der Automobilindustrie sozialverträglich gelingen kann. Übergangspfade zu neuer Arbeit und Investitionen in neue Wertschöpfung, 2023
Andrea Hammermann und Oliver Stettes (2023): Büroarbeit im Wandel. Analyse der Arbeitsbedingungen von Bürobeschäftigten. IW-Report Nr. 62/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Dezember 2023
Jürgen Matthes (2023): De-Risking von China im Licht aktueller Unternehmensumfragen: Nur begrenzte Lichtblicke. IW-Kurzbericht, Nr. 92/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Dezember 2023
»De-Risking zur Minderung von Abhängigkeiten ist Aufgabe der Unternehmen. Umfragen zeigen jedoch, dass eine Mehrheit der deutschen Firmen mit hohen China-Abhängigkeiten keine Maßnahmen dagegen ergreift oder Chinas Relevanz teils sogar noch erhöht. Damit ist aus gesamtwirtschaftlicher Sicht zu fragen, ob eine Art Marktversagen vorliegt, wenn es um den Abbau geo-strategisch kritischer Abhängigkeiten von China geht. Sollten sich die Hinweise darauf verdichten, ist zu erörtern, ob und wie der Staat sinnvoll eingreifen kann.«
Jana Fingerhut et al. (2023): Dringend gesucht: Arbeitskräfte für die Energiewende. Nachfrage nach Berufen in der Wind- und Solarbranche – eine Analyse von Online-Stellenanzeigen (Zusammenfassung), Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, November 2023
Die Berufe der Energiewende boomen. Vor allem die Nachfrage nach Arbeitskräften der
Solarbranche wächst seit 2019 kräftig, aber auch die Windbranche sucht händeringend nach Arbeitskräften. Engpässe drohen, weil der Bedarf an Dachdecker und Techniker deutlich ansteigt. Das zeigt eine Analyse des Jobmonitors, für die rund 14 Millionen Online-Stellenanzeigen der Jahre 2019 bis Juni 2023 ausgewertet wurden. Die von der Politik gesteckten Ziele für die Nutzung erneuerbarer Energien sind ambitioniert. Im Jahr 2030 sollen Photovoltaikanlagen 215 Gigawatt Strom produzieren. Im Sommer 2023 sind allerdings nicht mehr als 74,1 Gigawatt erreicht. Die Beschäftigtenzahlen in Energieberufen steigen zwar bereits deutlich. Um die Wende zu sicherer und sauberer Energie in absehbarer Zeit zu erreichen, braucht es aber noch in diesem Jahrzehnt mindestens 300.000 Fachkräfte. Wo derzeit Personal gesucht wird, zeigt die Analyse des Jobmonitors.
Richard Samans (2024): Human-Centred Economics. The Living Standards of Nations. Published in association with the International Labour Organization, Cham, Switzerland: Palgrave Macmillan, 2024
Niklas Potrafke (2023): The Economic Consequences of Fiscal Rules. CESifo Working Papers 10765, Munic: CESifo, November 2023
»Fiscal rules are controversial. They mitigate politicians’ flexibility in responding to shocks and pursuing expansionary fiscal policy. They help, however, to handle politicians’ commitment problem in fiscal policies. I portray the new and fast growing empirical literature in public economics that examines the economic consequences of fiscal rules. The survey encompasses the literature on fiscal rules at the national, sub-national and local level. The results show that fiscal rules reduce budget deficits, public spending and borrowing costs and increase GDP growth. The results do not suggest that fiscal rules decrease public investment. Future research should examine in more detail the unintended effects of fiscal rules such as how they relate to creative accounting.«
Alessia Amighini and Alicia García-Herrero (2023): Third time lucky? China’s push to internationalise the renminbi. Policy Brief No. 20/2023, Brussels: Bruegel, October 2023
Henrik Förster und Thomas Obst (2023): Wachstumskosten der restriktiven Geldpolitik in Deutschland. IW-Kurzbericht, Nr. 86/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Dezember 2023
»Mit einem rasanten Anstieg des Leitzinses auf 4,5 Prozent ist die Europäische Zentralbank (EZB) entschieden gegen die historisch hohe Inflation im Euroraum vorgegangen. Zeitgleich hat die restriktive Geldpolitik zu einer deutlichen Dämpfung der Wirtschaft geführt. Die BIP-Wachstumskosten in Deutschland lassen sich in den Jahren 2022 und 2023 zusammen auf 25 Milliarden Euro beziffern.«
Rudolf Hickel (2023): Das Elend der Schuldenbremse beenden – Wege aus dem Finanzchaos. Von Anfang an Kritik dieser Zukunftsbremse durch die „Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik“, Bremen, 25.11.2023
Anke Brüggemann (2023): Erdgas als Brücke auf dem Weg zur Klimaneutralität in Deutschland – eine Neubewertung. Fokus Volkswirtschaft Nr. 442, Frankfurt am Main: KfW Research, November 2023
Jan Felix Engler et al. (2023): Nachfrage nach Berufen im Bereich der Wind- und Solarenergie. Eine Analyse von Stellenanzeigen. Gutachten im Auftrag der Bertelsmann Stiftung, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), November 2023
Galina Kolev-Schaefer (2023): Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von Ölpreisschwankungen. IW-Kurzbericht, Nr. 85/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), November 2023
»Durch den Angriff der Hamas auf Israel entbrannte eine Diskussion um einen drohenden Ölpreisschock. Wenngleich mehrere Gründe dagegensprechen, hätte ein starker Ölpreisanstieg erhebliche Konsequenzen für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. Der vorliegende Kurzbericht liefert hierzu eine Übersicht und zeigt die potenziellen Effekte durch Modellsimulationen.«
Oxfam International (2023): Climate Equality: A planet for the 99%, Oxford: Oxfam, November 2023
Oxfam: Richest 1% emit as much planet-heating pollution as two-thirds of humanity, 20.11.2023
➔ Oxfam International (2023): Climate Equality: A planet for the 99%. Methodology Note, London: Oxfam, November 2023
Sara Holzmann (2023): Abbau umwelt- und klimaschädlicher Subventionen: Reformvorschläge für eine konsistentere Transformationspolitik, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, November 2023
Simon Meemken et al. (2023): Reform umweltschädlicher Subventionen. Auswirkungen auf Klima, Gesellschaft und Wirtschaft, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, November 2023
»Werden Klima- und Finanzpolitik nicht zusammengedacht, wird der Weg in eine Nachhaltige Soziale Marktwirtschaft länger und teurer. Am Abbau umweltschädlicher Subventionen kommt die Politik deshalb nicht vorbei. Diese Subventionen – in Summe jährlich 65 Milliarden Euro – setzen widersprüchliche Anreize und behindern die ökologische Transformation. Unsere neue, umfangreiche Analyse zeigt, dass Subventionsreformen – wenn klug gestaltet – eine dreifache Dividende entfalten können: Sie können positiv auf die Erreichung der Klimaziele einzahlen, zu Wertschöpfung und Beschäftigung beitragen und den sozialen Ausgleich in der Transformation stärken.«
Caspar Schliephack (2023): Die Drogenkartelle des Assad-Regimes. Die hybride Bedrohung des Captagon-Business, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, 2023
»Im Schatten des globalen Drogenhandels hat sich das Captagon-Business zu einem Imperium entwickelt, welches eng mit dem syrischen Assad-Regime verknüpft ist. Das blühende Geschäftsfeld finanziert nicht nur die Machthaber in Syrien, sondern trägt gleichermaßen maßgeblich zur Unterstützung und Finanzierung des Terrorismus in der gesamten Region bei. Der vorliegende Text analysiert, wie hybride Akteure und Kartelle die Produktion von Captagon in beispiellosem Ausmaß ausgebaut haben. Dabei werden auch Konsequenzen betrachtet und die Folgen für Europa und die Bundesrepublik Deutschland.«
Christian Kastrop et al. (2023): Die Zeitenwende braucht eine nachhaltige Finanzierung der Staatsausgaben, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, November 2023
Felix Leiss et al. (2023): Zur aktuellen Lage im Wohnungsbau, in: ifo Schnelldienst, Nr. 11/2023
»Die Wohnungsbauwirtschaft steckt in einer tiefen Krise. Nach Jahren des Booms brechen die Baugenehmigungen ein und die Stimmung ist auf dem Tiefpunkt. Einer der Hauptgründe sind die Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank, die die Finanzierungskosten nach oben treiben. Zudem gab es deutliche Baupreissteigerungen, auch infolge von Materialengpässen und gestiegenen Energiepreise. Die Unternehmen sehen sich einer nie dagewesenen Anzahl von Stornierungen gegenüber. Zudem wird immer häufiger von Auftragsmangel gesprochen. Der Artikel gibt einen Überblick über die aktuell sehr schwierige Lage im Wohnungsbau.«
Alexander Schiersch et al. (2023): Stärkere Diversifizierung der Importe von Gütern der Informationstechnologie: Vorteile überwiegen, in: DIW Wochenbericht, Nr. 46/2023
»Die Bedeutung der internationalen Beschaffung von Vorleistungen hat in den zurückliegenden Dekaden zugenommen. Dies gilt auch für Güter aus dem Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), beispielsweise Mikrochips, die ein wichtiger Input in der heimischen Produktion sind und das Fundament einer digitalisierten Wirtschaft bilden. Die meisten Unternehmen setzen bei ihren Importen auf wenige Lieferländer; einige beschränken sich sogar auf ein einziges Bezugsland. Angesichts geopolitischer Risiken und um Abhängigkeiten zu senken, wird über eine stärkere Diversifizierung der Lieferländer diskutiert. Mithilfe von Daten für Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes wird der Zusammenhang zwischen der regionalen Diversifizierung von IKT-Güterimporten und dem Unternehmenserfolg untersucht. Im Ergebnis zeigt sich ein positiver Zusammenhang. Somit muss eine stärkere Diversifizierung nicht zwangsläufig zulasten der Unternehmen gehen. Die Politik sollte das Ziel einer stärkeren Resilienz entschlossen weiterverfolgen, während Unternehmen, die ihre IKT-Güter bisher einseitig beschaffen, diese Strategie überdenken sollten.«
Tom Krebs (2023): Zeitenwende: Wie wir unsere Wirtschaft und das Klima retten. Studie im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung, November 2023
»In den vergangenen drei Jahren hatte der deutsche Staat hohe Sonderausgaben, um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronapandemie und des Angriffskriegs gegen die Ukraine abzufedern. Die Schuldenbremse wurde zeitweise ausgesetzt und Sondervermögen beschlossen. Die Studie gibt einen Ausblick auf die wirtschaftliche Entwicklung und leitet erhöhte Investitionsbedarfe in den Bereichen Klimaschutz und Soziales aus der veränderten Lage ab. Sie macht darüber hinaus Vorschläge, wie die Einnahmenseite des Bundeshaushalts im Rahmen der geltenden Schuldenbremse gestärkt werden kann.«
Enno Kohlisch et al. (2023): Transformation der Automobilindustrie. Deutschlands Investitionsperformance im internationalen Vergleich, in: IW-Trends, Nr. 4/2023, S. 23-44
»Die Automobilindustrie befindet sich in einem umfassenden Technologiewandel, der die etablierten Wertschöpfungsketten infrage stellt. Den laufenden Wandel mit heimischer Forschung mitzugestalten, ist daher für die Automobilstandorte von großer Bedeutung. In dem vorliegenden Beitrag wird die internationale Patentaktivität an den wichtigen Forschungsstandorten der Branche analysiert. Es zeigt sich, dass die Forschung der globalen Kfz-Industrie räumlich konzentriert ist. Fast neun von zehn aller internationalen Patentanmeldungen der Kfz-Industrie stammen aus nur sechs Ländern. Aus Deutschland kam im Jahr 2020 die absolut größte Anzahl an internationalen Kfz-Patenten, in China hat sich deren Zahl zwischen 2015 und 2020 verdreifacht. Nahezu 60 Prozent aller in China entwickelten Kfz-Patentanmeldungen des Jahres 2020 entfielen auf den elektrifizierten Antriebsstrang. Maßgeblich verantwortlich hierfür war mit dem Batteriezellhersteller CATL eine einzelne Firma. An den anderen großen Kfz-Forschungsstandorten liegt der Anteil der Patentanmeldungen zum elektrifizierten Antriebsstrang unter 20 Prozent. Global gesehen übertrafen Anmeldungen zum elektrifizierten Antriebsstrang im Jahr 2020 erstmals jene zum konventionellen Antriebsstrang. Am Standort Deutschland wurde mengenmäßig die größte Anzahl an Patenten zum elektrifizierten Antriebsstrang entwickelt. Jedoch kam die technische Transformation hierzulande im Jahr 2020 ins Stocken, während sie sich andernorts weiter beschleunigte. In den meisten Ländern mit nennenswerten internationalen Kfz-Patentanmeldungen dominieren die Zulieferer das Innovationsgeschehen.«
Martin Beznoska et al. (2023): Wachstumschancengesetz. Eine vertane Chance auf mehr Wachstum. IW-Kurzbericht, Nr. 83/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), November 2023
»Mit dem Wachstumschancengesetz will die Regierung die privaten Investitionen anregen, indem sie eine Investitionsprämie schafft und steuerliche Anreize setzt. Abschreibungsmöglichkeiten und Thesaurierungsbegünstigung sollen verbessert werden. Auch wenn die Schritte in die richtige Richtung gehen, ist der Effekt auf die Investitionstätigkeit und das deutsche Bruttoinlandsprodukt voraussichtlich gering.«
Simon Meemken et al. (2023): Zukunftsplan Industrie. Sofortprogramm für den Abbau klimaschädlicher Subventionen. Eine Studie im Auftrag von Greenpeace, Hamburg/Berlin: Greenpeace und Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS), September 2023
»Aktuell fließen in Deutschland jährlich noch immer mehr als 16 Milliarden Euro in klimaschädliche Subventionen für die Industrie. Besonders stark profitieren energieintensive Branchen wie Stahl, Zement, Chemie, Papier und Raffinerien. Das steht in starkem Kontrast zu den vergleichsweise bescheidenen 2,8 Milliarden Euro, die für den klimagerechten Umbau der Industrie in Deutschland derzeit bereitgestellt werden. Eine kluge, klimagerechte Umgestaltung dieser Förderpolitik könnte die Staatskasse bis zum Jahr 2025 um mindestens 10 Milliarden Euro entlasten. Geld, das wiederum zukunftsorientiert in die sozial-ökologische Transformation investiert werden könnte.«
Cara Schwarz-Schilling et al. (2023): Doppelausbau von Glasfasernetzen – Ökonomische Analyse und rechtliche Einordnung. Studie für das Bundesministerium für Digitales und Verkehr, Bad Honnef: WIK-Consult, Oktober 2023
»Mit dem sich dynamisch entwickelnden Glasfaserausbau in Deutschland häufen sich Berichte von Netzbetreibern, Verbänden und Gebietskörperschaften über parallelen Glasfaserausbau, der gemeinhin von Marktbeteiligten als Überbau bezeichnet wird. Zu diesem Thema wurde die WIK-Consult durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr mit einer ökonomischen und rechtlichen Analyse beauftragt.«
Tim Rühlig (2023): Was uns Chinas Aufstieg zur Innovationsmacht lehrt. DGAP Policy Brief Nr. 31, Berlin: Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), Oktober 2023
»Viele westliche Regierungen befürchten, dass China Zukunftstechnologien dominieren wird. Noch vor wenigen Jahren ging man vom Gegenteil aus: China, so glaubten viele, sei unfähig zu Innovation und könne nur westliche Technologie kopieren. Der Fokus auf den Diebstahl geistigen Eigentums als „Sünde“ Chinas führte dazu, dass Beobachter „fünf Tugenden“ übersahen, die es innovativ machen. Doch der zukünftige Erfolg des Landes hängt von politischen Entscheidungen ab – in China selbst sowie in Deutschland und Europa. China sieht sich mit „fünf Hürden“ konfrontiert.«
Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (2023): Wachstumsschwäche überwinden – in die Zukunft investieren. Jahresgutachten 2023/24, Berlin, November 2023
Markus Demary und Niklas Florian Taft (2023): Finanzmärkte in Zeiten globaler Megatrends. Welche Reformen benötigt die Regulierung, damit die Finanzmärkte die Realwirtschaft im Strukturwandel bestens unterstützen können?, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), November 2023
»Die deutsche Wirtschaft steht vor immensen Herausforderungen: Die Corona-Pandemie hat die Unternehmensverschuldung erhöht, während Rohstoffpreise und Energiekrise existentiellen Kostendruck erzeugt haben. Bonitätsverschlechterungen wirken mit eingetrübten Wirtschaftsaussichten blockierend auf die Neukreditvergabe. Gleichzeitig fordern die Megatrends Digitalisierung, Dekarbonisierung, Demografie und De-Globalisierung Investitionen in neue, noch nicht marktreife Technologien zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit. Gerade in dieser Situation müssen Banken Partner der Realwirtschaft bleiben, da für den überwiegenden Teil der Unternehmen eine Finanzierung über den Kapitalmarkt nicht möglich sein wird.«
Kim Manuel Künstner (2023): Amazon entflechten? Gutachten zur wettbewerblichen Zweckmäßigkeit und rechtlichen Umsetzbarkeit einer Entflechtung des Amazon-Konzerns, Köln: LobbyControl – Initiative für Transparenz und Demokratie, November 2023
➔ dazu: Felix Duffy und Max Bank (2023): Amazon ist zu mächtig und muss zerschlagen werden. Ein neues Gutachten zeigt: Die Politik könnte die Monopolmacht von Amazon brechen, 07.11.2023
Jürgen Matthes et al. (2023): Außenhandel zwischen Deglobalisierung und Diversifizierung. Chancen und Herausforderungen für die NRW-Wirtschaft. Studie im Auftrag von ZENIT GmbH und IHK NRW e.V. im Rahmen des Projekts NRW.Europa, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), November 2023
Melinda Fremerey und Julian Sommer (2023): Standortwettbewerb im Wandel. IW-Kurzbericht, Nr. 81/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), November 2023
»Seit 2014 hat Deutschland an Wettbewerbsfähigkeit verloren und ist im IMD World Competitiveness Ranking von Platz sechs auf Platz 22 gerutscht. Auch China und die USA dienen nur begrenzt als Vorbilder für Wettbewerbsfähigkeit. Betrachtet man eine sichere Stromversorgung als Standortindikator, zeigen die USA im Vergleich zu anderen Industriestaaten erhebliche Schwächen. Beim Dreiklang aus Marktwirtschaft, Demokratie und Zivilgesellschaft als Standortindikator fällt China weit zurück, während Deutschland und andere europäische Staat die Top 10 dominieren.«
Adriana Neligan und Armin Mertens (2023): Inflationsdämpfer Bio-Lebensmittel. IW-Kurzbericht, Nr. 80/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), November 2023
»Die Inflation macht auch bei Lebensmitteln nicht halt. Bio-Lebensmittel sind jedoch preisstabiler als ihre konventionellen Alternativen. Inflationsdämpfend wirken hier regional ausgerichtete Wertschöpfungsketten und ressourcenschonende Kreisläufe im Ökolandbau.«
Christine Anger et al. (2023): MINT-Herbstreport 2023. Mehr MINT-Lehrkräfte gewinnen, Herausforderungen der Zukunft meistern. Gutachten für BDA, MINT Zukunft schaffen und Gesamtmetall, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), November 2023
Rüdiger Bachmann und Christian Bayer (2023): Respekt vor unterschiedlichen Ausgangsbedingungen: Horizontale Fairness in die CO2-Bepreisung bringen. ECONtribute Policy Brief No. 054, Bonn/Köln: ECONtribute: Markets & Public Policy, Oktober 2023
»Mit der geplanten Einführung des ETS2 im Jahr 2027, der dann auch die Sektoren Verkehr und Wärme umfasst, wird es wahrscheinlich für viele private Haushalte zu einer unmittelbar spürbaren und starken Steigerung der Ausgaben für CO2-Emissionen kommen. Geht man davon aus, dass die gesetzten Emissionsreduktionsziele erst bei einem CO2-Preis von etwa 250€/t erreicht werden können, bedeutet dies, dass jeder dritte Haushalt in Deutschland ab 2027 mehr als 5% seines Jahresnettoeinkommens für CO2-Zertifikate im Bereich Wärme und Verkehr aufwenden muss. Die Belastung ist deutlich regressiv. Von den einkommensärmsten 20% wird jeder Zweite mehr als 5% seines Einkommens für CO2 ausgeben, bei den einkommensreichsten 20% ist dies nur jeder Zehnte. Daher ist eine Rückerstattung der Einnahmen aus der CO2-Bepreisung an die Haushalte dringend zu empfehlen. Eine einheitliche Kompensation pro Kopf verlagert die Belastungen allerdings einseitig auf Haushalte in einer CO2-intensiven Wohnsituation in schlecht gedämmten Wohnräumen und auf Pendler. Insbesondere der CO2-Verbrauch im Wärmebereich ist relativ einkommensunabhängig und streut breit. Dies führt dazu, dass knapp jeder fünfte Haushalt selbst bei einer pro-Kopf-Kompensation noch mit Nettokosten von 2% des Haushaltseinkommens durch die CO2-Bepreisung zu rechnen hat – relativ unabhängig vom Einkommen. Eine Rückverteilung der Einnahmen aus der CO2-Bepreisung nach dem Modell der Gaskostenbremse kann solche Belastungsspitzen verhindern, ohne die Anreize zum CO2-neutralen Heizen zu verhindern. Dazu müssen die im Wärmebereich erzielten Einnahmen aus dem Zertifikateverkauf nach einem Schlüssel auf Basis von entsprechenden Energieausweisen zurückgezahlt werden, so dass die Belastungen bei konstantem Verbrauch kompensiert werden. Politisch erscheint eine solche Kompensation nötig für die Durchhaltbarkeit der Maßnahmen. Sie lässt sich als soziale Versicherung rechtfertigen, die von der Stärke der Betroffenheit einer zum relevanten Entscheidungszeitpunkt unerwarteteten politischen Maßnahme ausgeht.«
Christian von Hirschhausen et al. (2023): Energie- und Klimaszenarien gehen paradoxerweise von einem starken Ausbau der Atomenergie aus, in: DIW Wochenbericht, Nr. 44/2023
»Die meisten Klimaszenarien internationaler Organisationen und der Forschung beinhalten einen erheblichen Ausbau der Atomenergie. Beispielsweise steigt die Stromerzeugung aus Atomenergie im Durchschnitt der im Sechsten Sachstand bericht des Weltklimarates (IPCC) erhobenen Szenarien von derzeit knapp 3 000 Terawattstunden auf über 6 000 Terawattstunden im Jahr 2050 und auf über 12 000 Terawattstunden im Jahr 2100. Diese Verdopplung bis 2050 beziehungsweise Vervierfachung bis 2100 der Atomstromproduktion widerspricht den technischen und ökonomischen Realitäten. Neu errichtete Kernkraftwerke waren zu keiner Zeit wettbewerbsfähig und werden es auf absehbare Zeit auch nicht werden. Dieser Widerspruch kann als AtomenergieSzenarien-Paradox bezeichnet werden und lässt sich durch eine Reihe politökonomischer, institutioneller und geopolitischer Faktoren erklären. Insbesondere die enge Verbindung zwischen militärischer und kommerzieller Nutzung von Atomenergie sowie dem Interesse der Atomwirtschaft und den dazu gehörigen Organisationen an der Selbsterhaltung spielen hierbei eine Rolle. Die Szenarien müssen in Bezug auf Annahmen und Modelllogik kritisch hinterfragt werden. Es besteht unter anderem die Gefahr, erhebliche öffentliche und private Gelder in die Entwicklung von Technologien zur kommerziellen Nutzung von Atomenergie zu investieren, obwohl von anderen Technologien, insbesondere erneuerbaren Energien, ein wesentlich besseres KostenLeistungsverhältnis und geringere ökonomische, technische und militärische Risiken zu erwarten sind. Angesichts der Dringlichkeit des Klimaschutzes ist es problematisch, weiterhin personelle und finanzielle Ressourcen in Atomenergie zu lenken.«
Marc Scheufen (2023): Generative KI und Autorenrechte. IW-Kurzbericht, Nr. 79/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Oktober 2023
»Aufsätze, Studien oder allgemeine Werke der Literatur nicht mehr selbst schreiben, das ist im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz (KI) längst keine Utopie mehr. Generative KI, zum Beispiel ChatGPT, stellt dabei den Rechtsrahmen vor ungeahnte Herausforderungen. Diese disruptive Änderung macht auch vor dem Urheberrecht nicht halt, wie der Aufschrei vieler Autoren in den Medien deutlich zeigt.«
Axel Ockenfels (2023): Woran scheitert die Klimapolitik bislang? ECONtribute Policy Brief No. 052, Bonn/Köln: ECONtribute: Markets & Public Policy, September 2023
»Internationale Abkommen fußen in der Regel auf reziproken, d. h. wechselseitigen, Verpflichtungen, doch die internationale Klimadiplomatie setzt vornehmlich auf freiwillige Selbstverpflichtungen. So entsteht keine Kooperation. Die globalen CO2-Emissionen steigen und steigen. Auch der Einbruch der Emissionen in Folge der Pandemie im Jahr 2020 macht praktisch keinen Unterschied: Schon 2021 sind die Emissionen auf neue Rekordwerte hochgeschnellt. Gleichzeitig werden immer ambitioniertere Klimaziele ausgerufen. Doch Ziele werden regelmäßig verfehlt und reduzieren noch keine Treibhausgasemissionen. Auch die wenig koordinierten Bemühungen einiger Länder haben die globale Entwicklung kaum bremsen können. Doch es gibt Wege, die Ursache für das Scheitern der Kooperation zu beheben.«
Stefan Schiman-Vukan (2023): Sind die Löhne die (neuen) Preistreiber? WIFO Research Briefs 13/2023, Wien: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO), November 2023
»Die Tariflohnsteigerungen beschleunigten sich zuletzt auf 8% im Vorjahresvergleich. Sie bewirkten bislang aber keine zusätzlichen Preisanstiege, sondern ergaben sich aus diesen, wie die vorliegende Analyse zeigt. Während eine Kompensation von Reallohnverlusten demnach keine „Lohn-Preis-Spirale“ auslösen wird, wird sie die Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit, die sich aus der Überinflation in Österreich ergibt, verstärken. Zudem geht sie zulasten der Unternehmen, da der Kapitalabfluss an das rohstoffexportierende Ausland den Verteilungsspielraum geschmälert hat.«
Emanuel Bennewitz et al. (2023): Auswirkungen des Angriffskrieges auf die Ukraine auf die Betriebe in Deutschland und weitere Ergebnisse des IAB-Betriebspanels 2022. IAB-Forschungsbericht Nr. 15/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), 2023
»Knapp die Hälfte aller Betriebe in Deutschland war 2022 wirtschaftlich negativ vom Angriffskrieg auf die Ukraine betroffen. Bei etwa jedem siebten Betrieb kam es sogar zu stark negativen wirtschaftlichen Auswirkungen. Die Betriebe waren dabei vor allem durch höhere Kosten für Energie und Treibstoffe sowie höhere Kosten für Vorleistungen oder Rohstoffe belastet. Unter den wirtschaftlich negativ und stark negativ betroffenen Betrieben stechen insbesondere solche in energieintensiven und stärker exportorientierten Branchen hervor. Die wirtschaftlich negativen Auswirkungen des Angriffskrieges auf die Ukraine könnten sich in Zukunft weiter verschärfen. So gingen von den im Jahr 2022 negativ betroffenen Betrieben überdurchschnittlich viele von einem rückläufigen Umsatz für das laufende Geschäftsjahr aus. Auch erwarteten diese Betriebe bis Juni 2023 häufiger einen Personalabbau als wirtschaftlich nicht negativ betroffene Betriebe. Auch jenseits des Angriffskrieges waren die Betriebe mit Herausforderungen konfrontiert, etwa im Bereich Personal. Die Schwierigkeiten bei der Deckung des aktuellen Fachkräftebedarfs und der Fachkräftesicherung von morgen haben weiter zugenommen. Die Nichtbesetzungsquote der angebotenen Fachkräftestellen ist auf ein Rekordniveau gestiegen. Und auch auf dem Ausbildungsmarkt sind die Herausforderungen gewachsen. Jeder zweite ausbildungsaktive Betrieb hatte unbesetzte Ausbildungsplätze. Daher überrascht es wenig, dass drei Fünftel der west- und ostdeutschen Betriebe in den kommenden zwei Jahren Schwierigkeiten bei der Deckung des Fachkräftebedarfs erwarteten. Es gibt aber auch positive Entwicklungen: Der Anteil der Betriebe, die einen Gewinn erwirtschaften konnten, ist im vorangegangenen Geschäftsjahr (2021) nach dem Rückgang im ersten Jahr der Corona-Pandemie 2020 wieder gestiegen. Auch hat sich der Anteil der Betriebe, welche die Weiterbildung ihrer Beschäftigten förderten, wie auch die Weiterbildungsbeteiligung der Beschäftigten wieder etwas normalisiert. Dennoch konnte das Niveau des Jahres 2019, also vor Beginn der Corona-Pandemie, noch nicht wieder erreicht werden.«
➔ dazu: Viele unbesetzte Stellen – und der russische Angriffskrieg: aktuelle Befunde aus dem IAB-Betriebspanel (03.11.2023)
Paweł Tokarski (2023): Der Euro angesichts der Dollar-Dominanz. Zwischen strategischer Autonomie und struktureller Schwäche. SWP-Studie 11/2023, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Oktober 2023
»Die Frage der internationalen Rolle des Euros, der nach dem Dollar die zweitwichtigste Währung im internationalen Finanzsystem ist, sollte bei den Bemühungen um eine Stärkung der strategischen Autonomie der EU einen höheren Stellenwert haben. Das Haupthindernis für eine weitere Internationalisierung des Euros sind das Fehlen eines Souveräns, der hinter ihm steht, sowie die Heterogenität und die strukturellen Probleme der Mitgliedstaaten. Der internationale Status des Euros kann aktiv verbessert werden, indem seine Rolle bei der grünen Transformation und bei der weiteren Vertiefung und Integration des Finanzmarkts in Europa gestärkt wird – und durch eine Förderung des Projekts »Digitaler Euro«. Die gegenwärtigen Tendenzen einer wachsenden geopolitischen Rivalität, der Digitalisierung und des Aufstiegs von Plattformunternehmen in der Weltwirtschaft werden sich auf die Entwicklung des internationalen Finanzsystems hin zu einer stärkeren Regionalisierung auswirken.«
Wissenschaftliche Dienste Deutscher Bundestag (2023): Der Bitcoin in El Salvador – Entwicklungen seit der Einführung als gesetzliches Zahlungsmittel, Berlin, 04.09.2023
Dawud Ansari und Isabelle Werenfels (2023): Akteure im Schatten: Westliche Consultancies in der arabischen Welt. Wie multinationale Beratungsfirmen öffentliche Politik gestalten. SWP-Aktuell Nr. 53/2023, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), August 2023
»Internationale Beratungsfirmen spielen im öffentlichen Sektor der arabischen Welt eine bedeutende Rolle, und sie weiten ihre dortige Tätigkeit massiv aus. So haben Consultancies etwa die saudische »Vision 2030« und ein Jahrzehnt zuvor Marokkos »Grüne Agenda« mitentworfen. Aktuell wächst ihr Einfluss auf staatliche Energie- und Klimastrategien. In der Regel geschieht dies ohne öffentliche Einflussnahme vor Ort. Dies mindert Legitimität und Qualität der erarbeiteten Politiken und unterminiert die lokale Entwicklung. Jenseits der Folgen für die Länder selbst tangieren die internationalen Beratungen auch deutsche und europäische Interessen, selbst wenn die Firmen durch hiesige Akteure oder internationale Organisationen beauftragt werden. Um negative Effekte zu vermeiden, bräuchte es mehr Kenntnisse und Transparenz zu den Aktivitäten der Consultancies. Kritisch zu hinterfragen gilt, ob, wann und in welchem Maße es sinnvoll ist, internationale Beratungsfirmen zu mandatieren.«
Yaşar Aydın (2023): Ankaras Wirtschaftspolitik in der Zwickmühle. Wie die EU ökonomisch und sicherheitspolitisch mit der Türkei kooperieren kann. SWP-Aktuell Nr. 48/2023, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Juli 2023
»In der neuen Regierung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan wurde Mehmet Şimşek zum Finanzminister ernannt, während die Managerin Hafize Gaye Erkan an die Spitze der Zentralbank rückte. Beide gelten als erfahrene Experten und Vertreter einer rationalen Ökonomie. Ihre Berufung hat daher Hoffnungen geweckt, Ankara könnte künftig wieder auf eine orthodoxe Wirtschaftspolitik setzen. Doch Zweifel daran bleiben. Ohnehin wäre ein entsprechender Kurswechsel kein Freiticket aus der Wirtschaftskrise des Landes, solange er nicht durch strukturelle Reformen flankiert würde. Der Türkei drohen eine Inflationsspirale und ein Konjunktureinbruch, wodurch sie nicht nur innenpolitisch destabilisiert würde, sondern auch sicherheitspolitisch geschwächt – vor allem gegenüber Russlands Einflussstreben im regionalen Umfeld. Die Konsequenzen für die EU wären enorm. Notwendig ist daher eine wirtschafts- und sicherheitspolitische Zusammenarbeit, die das Land stabilisiert, ohne das autokratische Regime Erdoğans zu legitimieren.«
Jana Eßer et al. (2023): CO2-Bepreisung in Deutschland: Kenntnisstand privater Haushalte im Jahr 2022. RWI Materialien Heft 157, Essen: Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung (RWI), Oktober 2023
»Im Jahr 2021 wurde in Deutschland die sogenannte CO2-Bepreisung fossiler Kraft- und Brennstoffe eingeführt, um deren Verbrauch zum Zwecke des Klimaschutzes zu reduzieren. Dieser Preisaufschlag auf fossile Energieträger wird in den kommenden Jahren sukzessive erhöht. Der vorliegende Beitrag untersucht die Kenntnis der Bürgerinnen und Bürger zur Wirkungsweise und Höhe der CO2-Bepreisung und der für sie daraus resultierenden individuellen finanziellen Konsequenzen. Eine Erhebung unter mehr als 6.000 Haushalten aus dem Jahr 2022 zeigt, dass sich die überwiegende Mehrheit der Befragten überhaupt nicht oder eher schlecht über die CO2-Bepreisung informiert fühlt. Dies bestätigt sich vor allem durch das mangelnde Wissen über die individuellen finanziellen Konsequenzen: Eine überwältigende Mehrheit von über 80 % der Befragten weiß zwar, dass der CO2-Preis auf fossile Kraft- und Brennstoffe wie Benzin, Diesel, Heizöl und Erdgas aufgeschlagen wird. Allerdings können sie die für sie aus dem CO2-Preis folgende Kostenbelastung nicht korrekt abschätzen. Vielmehr überschätzen sie die finanziellen Konsequenzen oft maßlos. Überdies vermuten viele Befragte irrtümlich, dass der CO2-Preis auch auf weitere Güter wie Kerosin oder Plastiktüten erhoben wird. Diese Ergebnisse stellen die Effektivität der CO2-Bepreisung in Frage. Politik und Wissenschaft sind daher gleichermaßen gefordert, durch bessere Kommunikation und höhere Transparenz die Wirksamkeit dieses Klimaschutzinstrumentes zu fördern.«
Navid Armeli et al. (2023): Wirtschaftlichkeit von Q-Commerce. Lebensmittellieferdienste im Spannungsfeld zwischen Wachstumszwang und schwacher Profitabilität – Geschäftsmodell ohne Gewinnperspektive?. Mitbestimmungsreport Nr. 78, Düsseldorf: Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung (I.MU.), Oktober 2023
»Die Q-Commerce-Branche umfasst Online-Lieferdienste, die Lebensmittel und fertiges Essen in kurzer Zeit direkt an den Verbraucher liefern. Spätestens seit der Corona-Pandemie sind diese Unternehmen in vielen deutschen Großstädten anzutreffen. Der öffentliche Diskurs nimmt häufig die schlechten Arbeitsbedingungen der Rider in den Blick. Was bisher unterbeleuchtet bleibt, ist eine grundlegende Auseinandersetzung mit der langfristigen wirtschaftlichen Tragfähigkeit solcher Geschäftsmodelle. Die vorliegende Studie untersucht vor diesem Hintergrund, ob die Q-Commerce Geschäftsmodelle dauerhaft wirtschaftlich erfolgreich betrieben werden können, oder ob es sich bei dieser Branche um ein kurzfristiges Phänomen in der Unternehmenslandschaft handelt. Auf Basis jahresabschlussanalytischer Kennzahlen werden dazu fünf Q-Commerce-Unternehmen (Delivery Hero, Just eat takeaway, HelloFresh, JD.com und Meituan) mit Blick auf Ertragsstärke, Liquiditäts-, sowie Finanzierungssituation untersucht. Das Sample wird dabei im Verhältnis zu verschiedenen Peer Groups betrachtet. Zu den zentralen Ergebnissen gehört, dass die betriebswirtschaftliche Performance des analysierten Q-Commerce-Samples im Vergleich zu den Peer Groups als unterdurchschnittlich einzustufen ist. Die untersuchten Unternehmen können nur eine schwache Profitabilität aufweisen. Ihre Kapitalisierung sowie Liquiditätsausstattung verdeutlichen, dass sie maßgeblich von der Finanzierung durch Investoren abhängen. In Anbetracht steigender Kapitalkosten und hoher Inflation, scheint jedoch auch ihre Bereitschaft, weiterhin Kapital zuzuführen, abzunehmen.«
Fabian Lindner und Anita Tiefensee (2023): Nachhaltigkeit der Wirtschaftspolitik in Zeiten von Corona und Inflation. Lehren aus dem Neuen Magischen Viereck. IMK Study Nr. 88, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Oktober 2023
»Wie haben sich Coronapandemie und Inflation auf die Nachhaltigkeit in Deutschland ausgewirkt? Die Study zeigt anhand einer Auswertung der vier Ziele des „Neuen Magischen Vierecks der Wirtschaftspolitik“ (NMV), wie die Krisen Wirtschaft, den Staat und sowie das Soziale in Deutschland stark in Mitleidenschaft gezogen haben, während sich die ökologische Nachhaltigkeit in den Jahren der Krise temporär verbessert hat. Das BIP und der Konsum haben stagniert und der Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands ist weiterhin zu hoch. Dank der großzügigen Kurzarbeit konnte die Beschäftigung aber weitgehend konstant gehalten werden. Die Defizite und Schulden des Staates sind gestiegen und die öffentlichen Investitionen weit unter dem Ziel des NMV geblieben. Eine Überschuldung des Staates ist deswegen zwar nicht abzusehen, aber die niedrigen Investitionen belasten den Standort. Die Stützungsmaßnahmen der Bundesregierung und die Erhöhung vieler Sozialleistungen haben die Folgen der Krisen für Armut und Ungleichheit insgesamt begrenzt. Die Inflation hat aber zu realen Einkommensverlusten geführt. Die Treibhausgasemissionen und der Energieverbrauch sind gefallen. Das dürfte allerdings ein temporärer Effekt sein, weil es auf die Wirtschaftsschwäche in der Krise zurückzuführen ist.«
Andrea Hammermann et al. (2023): KI und der Arbeitsmarkt. Eine Analyse der Beschäftigungseffekte. IW-Report, Nr. 55/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Oktober 2023
Tilmann Feltes and Annika Schröder (2023): East African Ports in the Geostrategic Scramble – Eyes on Tanzania’s Port Deal with Dubai, Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, October 2023
»According to a report by consulting firm PwC, ports are responsible for 80 per cent of the world’s trade in goods by volume and 70 per cent by value. They can act as a key driver for economic growth. East Africa’s strategic location along major global trade routes, like the Gulf of Aden, has rendered its ports critical nodes in international commerce.1 East Africa’s ports, including those in Tanzania, Kenya, and Djibouti, are essential for the transit of goods between Asia, Europe, and Africa. These ports connect landlocked countries to international markets and stimulate economic growth through trade and infrastructure development. Additionally, the region’s ports hold strategic importance for global powers, contributing to geostrategic dynamics. Still, the port business is closely linked with local politics who sometimes ollow particular interests, that don’t always have the general publics’ good in mind.«
Henry Goehke et al. (2023): Regionaler Preisindex – ein neuer Ansatz mit Big Data. Gutachten in Zusammenarbeit mit dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Oktober 2023
»Die vorliegende Studie stellt den neu entwickelten regionalen Preisindex des IW und des BBSR (Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung) vor. Ausgewiesen werden für alle 400 Kreise in Deutschland die durchschnittlichen Lebenshaltungskosten des Jahres 2022 im Vergleich zum Bundesdurchschnitt.«
Dominik H. Enste et al. (2023): Lebensarbeitszeit im internationalen Vergleich. Die Bedeutung der Silver Worker für die Fachkräftesicherung, München: Roman Herzog Institut, 2023
Carlo Jaeger et al. (2023): The German Car Industry in Times of Decarbonisation. IMK Working Paper No. 221, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), October 2023
»Long after the debates about tertiarisation and post-industrial society, deindustrialisation is a hot topic again. An important example is the future of the German car industry. Some people believe that the forces of climate policy and digitalisation will lead to a smooth shift from selling internal combustion cars to battery electric ones. We show that things are much more difficult by distinguishing three different futures. First, a pink scenario of global industrial expansion based on electric cars and renewable electricity (1), then, a black scenario of a shrinking market for German cars and a global car fleet far from reaching climate neutrality by 2050 (2), finally a green scenario where carbon neutral self-driving robotaxis and shuttles on demand help realise the goals of the Paris accord and where the German car industry embraces digitalisation to sell mobility as a service, bridging the divide between private and public transport (3). Moreover, the pattern of incremental innovations the German innovation system is locked in is a problem. Germany needs to renew the creative capacity it had when the invention of the automobile planted the seed of the German car industry. This will require patient research able to analyse and foster an unprecedented economic transition. We explain and propose the multisectoral approach to economic dynamics developed at the interface of mathematics and economics by John von Neumann because it offers an adequate starting point for this indispensable effort.«
Michael Voigtländer (2023): War Wohneigentum früher erschwinglicher?. IW-Kurzbericht, Nr. 78/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Oktober 2023
»Aufgrund des starken Zinsanstiegs im Jahr 2022 hat sich die Erschwinglichkeit von Wohneigentum deutlich reduziert. Doch ist Wohneigentum damit auch im längerfristigen Vergleich unerschwinglich? Um diese Frage zu beantworten, wird im Folgenden ein Erschwinglichkeitsindex ermittelt und diskutiert. Ein Ergebnis: Aktuelle Generationen haben es leichter, aber es gibt auch neue Herausforderungen bei der Wohneigentumsbildung.«
BMWK (2023): Industriepolitik in der Zeitenwende. Industriestandort sichern, Wohlstand erneuern, Wirtschaftssicherheit stärken, Berlin: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), Oktober 2023
Tim Bosch et al. (2023): Europe’s Multiple Futures. Four Futurescapes for Europe’s Geopolitical Positioning in 2030, DGAP Report No. 9, Berlin: Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), October 2023
»This report provides distinct storylines envisioning Europe’s potential futures up to 2030. Contrary to traditional binary evaluations, these four scenarios avoid direct labeling as „good“ or „bad.“ They delve into crucial drivers, from labor market integration to global affairs such as Russia-Ukraine conflict and Europe-China relations. Addressing the urgent need for „futures literacy“ among policymakers and experts, this initiative by DGAP experts offers interpretative frameworks for upcoming challenges. Rather than predicting specifics, the scenarios prompt reconsideration of narratives and introduce counter-intuitive thinking modes for addressing global shifts and foreign policy challenges.«
Volker Brühl (2023): Big Tech, the Platform Economy and the European Digital Markets, in: Intereconomics, No. 5/2023
»Digital platforms have become an important part of the digital economy by facilitating transactions between large numbers of users and by fostering innovation on collaborative platforms. It is striking that platform-based services are dominated by a small number of global players. Most of them are headquartered in the USA, including Alphabet, Amazon, Apple, Meta and Microsoft, also known as the “Big Five”. A comparative analysis of the Big Five provides insights into their success factors and platform-related antitrust issues that could be helpful for policymakers to improve the European technology ecosystem. Business decision-makers can also benefit from these lessons learned when shaping digital strategies.«
Deutsche Bundesbank (2023): Ist die preisliche Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und des Euroraums günstig?, in: Monatsbericht, Oktober 2023
Alexander S. Kritikos et al. (2023): Verwaltungsqualität entscheidet mehr als Regulierungsdichte über Wachstumspotenziale von Unternehmen, in: DIW Wochenbericht, Nr. 42/2023
»Schnell wachsende Unternehmen schaffen in großem Umfang neue Arbeitsplätze und sind ein wichtiger regionaler Treiber von Wirtschafts- und Produktivitätswachstum. Dieser Bericht untersucht erstmalig, wie die Regulierungsdichte eines Landes und die Qualität der regionalen Verwaltungen, die diese Regulierungen umsetzen, die Entwicklung schnell wachsender Unternehmen in europäischen Regionen beeinflussen. Basierend auf Daten von Eurostat, OECD, World Economic Forum und der Universität Göteborg zeigt sich, dass die Auswirkungen von Arbeits- und Produktmarktregulierungen auf Unternehmen von der Effizienz der regionalen Verwaltungen abhängen: In Regionen mit guter Verwaltung wirkt sich eine hohe Regulierungsdichte nicht mehr negativ auf schnell wachsende Unternehmen aus, eine ineffiziente Verwaltung hingegen verschärft eher die negativen Auswirkungen einer hohen Regulierungsdichte. Daraus lassen sich zielgerichtete Politikmaßnahmen auf EU-Ebene sowie auf nationaler und regionaler Ebene ableiten: Es bedarf struktureller Veränderungen, die die Qualität regionaler Verwaltungen systematisch verbessern, um gute Wettbewerbsbedingungen für Unternehmen zu schaffen.«
Michael Hüther et al. (2023): Was kann gegen die Investitionsschwäche in Deutschland getan werden?, in: Wirtschaftsdienst, Heft 10/2023
»Neben einem konjunkturellen Einbruch leidet Deutschland vor allem unter strukturellen Problemen, wie Unsicherheiten bei der Energieversorgung, einer zu hohen Steuer- und Abgabenlast, einer ausufernden Bürokratie sowie unter Arbeits- und Fachkräftemangel. Dabei wird als Folge eine Investitionsschwäche der deutschen Unternehmen beklagt. Mit dem Wachstumschancengesetz will die Bundesregierung die Investitionstätigkeit von Unternehmen fördern. Das Gesetz sei ein Schritt in die richtige Richtung, sagen manche Ökonomen. Doch es stellen sich weitere Fragen: Genügen die von der Regierung geplanten Maßnahmen? Welche Möglichkeiten gibt es überhaupt, die Investitionstätigkeit von Unternehmen anzukurbeln?«
Simon Pittaway and James Smith (2023): Built to last. Towards a sustainable macroeconomic policy framework for the UK, London: Resolution Foundation, October 2023
Maike Haag et al. (2023): China auf dem Weg zur führenden Technologienation. Analyse der Patentaktivität Chinas sowie ausgewählter Schlüsseltechnologien und -branchen des 14. Fünfjahresplans. IW-Report Nr. 53/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Oktober 2023
»China ist aus eigener Forschungskraft („Make“) auf dem Weg in die Weltspitze der technologischen Innovatoren und bereits heute einer der wichtigsten Konkurrenten für Deutschland. In einzelnen Technologiebereichen (z.B. Kfz) besteht sogar die akute Gefahr eines Leapfroggings.«
Vera Demary (2023): Auf dem Weg zu einer internationalen Digitalpolitik. Stellungnahme für die öffentliche Anhörung des Ausschusses für Digitales des Deutschen Bundestags. IW-Report Nr. 52/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Oktober 2023
»In einer digital vernetzten Welt mit zunehmenden geopolitischen Spannungen kann eine Digitalpolitik nicht mehr länger nur national fokussiert sein, sondern muss darüber hinaus auch internationale Themen in den Blick nehmen. Die Bundesregierung strebt die Erstellung einer Strategie für internationale Digitalpolitik an. Vor diesem Hintergrund beleuchtet das vorliegende Papier die Ausgangslage und die notwendige Einbettung der Strategie in ein europäisches Konstrukt. Deutschland hängt in der digitalen Transformation im Vergleich mit anderen Nationen hinterher und wird allein mit einer internationalen Strategie zur Digitalisierung nicht den Einfluss haben können, wie sie eine EU-Initiative hat. Dennoch ist die Erstellung einer Strategie für internationale Digitalpolitik sinnvoll, um die deutschen Positionen zu wesentlichen internationalen, digitalen Themen zu bündeln. Der Fokus der Strategie sollte dabei auf der weltweiten Schaffung von Sicherheit der Infrastrukturen, Cybersicherheit und der fairen Bewirtschaftung von Daten liegen. Deutschland sollte nach wie vor die Lösungen, die in internationalen Standardisierungs- und Normungsgremien von der Wirtschaft erarbeitet werden, umsetzen und sich in Multistakeholderdialogen mit deutlicher Stimme einbringen. Wesentlich für den Erfolg einer internationalen Digitalstrategie ist es, dass sie umsetzbar gestaltet und konsequent nachhaltbar umgesetzt wird. Dafür sind keine wesentlichen Finanzmittel, sondern vor allem effiziente Strukturen erforderlich.«
Andrea Fuchs et al. (2023): The Effect of Foreign Aid on Migration: Global Micro Evidence from World Bank Projects. Kiel Working Paper No. 2257, Kiel: Kiel Institute for the World Economy (IfW), October 2023
»Der weit verbreitete Einsatz von Entwicklungshilfe zur Bekämpfung von „Fluchtursachen“ oder, präziser formuliert, irregulärer Migration, entbehrt einer soliden empirischen Grundlage. In einer neuen Studie … liefern wir die erste umfassende Kausalanalyse, die Evidenz auf Mikroebene für alle Entwicklungsländer untersucht, welche zwischen 2008 und 2019 von der Weltbank unterstützt wurden. Unsere Analyse ist die erste, die die Auswirkungen der Entwicklungshilfe auf verschiedene Aspekte der Migration aufschlüsselt: die Aspirationen, Möglichkeiten (sog. Capabilities) zur Migration und tatsächlicher Migration. Im Einklang mit der Idee, dass Entwicklungshilfe die Ursachen der irregulären Migration reduziert, zeigt unsere Studie, dass die Ankündigung und Umsetzung von Entwicklungshilfeprojekten die Migrationsaspirationen von Menschen in Empfängerländern deutlich reduziert. Dieser Effekt ist vorübergehender Natur und tritt nicht in fragilen Ländern auf. Für die langfristige Betrachtung des Effekts von Entwicklungshilfe auf Migration ist der entscheidende Faktor, ob Entwicklungshilfe letztlich die Lebensbedingungen verbessert, was jedoch auch Migrationsmöglichkeiten verbessern kann. Unsere Ergebnisse liefern einen Beleg dafür, dass dies der Fall ist. Wichtig anzumerken ist jedoch, dass zusätzliche Migration in regulären Kanälen stattfindet.«
Hubertus Bardt und Dennis Bakalis (2023): Anhaltende Schwächung energieintensiver Branchen. IW-Kurzbericht Nr. 76/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Oktober 2023
»Die Klimaschutzziele Deutschlands implizieren hohe Transformationsanforderungen für die Industrie. Die energieintensiven Branchen spielen dabei eine Schlüsselrolle, verzeichnen jedoch seit 2001 einen kontinuierlichen Rückgang ihres Kapitalstocks. Insgesamt ist dieser von der Jahrtausendwende bis ins Jahr 2021 um rund ein Fünftel geschrumpft. Während die im inter- nationalen Vergleich hohen Energiepreise Deutschlands die energieintensiven Branchen auch schon vor der Energiekrise 2022 stark belastet haben, lassen die Entwicklungen der letzten beiden Jahre nun auch weitere Abnahmen des Kapitalstocks erwarten.«
Alfons Weichenrieder (2023): Das Gezerre um den Industriestrompreis, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 5/2023
»Anders als in der politischen Diskussion suggeriert, ist es kaum mehr der Gaspreis, der den Strompreis erhöht. Haupttreiber ist inzwischen der CO2-Preis, den Gas- und Kohlekraftwerke für ihre Emissionen zahlen müssen. Aber auch diese Kosten werden über den Strompreis der energieintensiven Industrie in Rechnung gestellt. Was in der politischen Diskussion auch zu kurz kommt: Für diese Kostensteigerungen gibt es in der EU bereits ein rechtlich abgestimmtes Instrument, die Strompreiskompensation. Der Übergang zum Brückenstrompreis ist europarechtlich unwägbar und er würde zu einer drastischen Ausweitung des Empfängerkreises führen. Eine Ausweitung der Subventionen gefährdet darüber hinaus die Investitionen in die nötige Infrastruktur.«
Niels Gillmann (2023): Mastercard SpendingPulse (TM): Einzelhandelsumsätze seit der Corona-Pandemie, in: ifo Dresden berichtet, Nr. 5/2023
»Die Corona-Pandemie hat zu starken Einbrüchen der Einzelhandelsumsätze im Jahr 2020 geführt. Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Jahr 2022 brachen die Einzelhandelsumsätze erneut ein. Im weiteren Jahresverlauf dämpften hohe Inflationsraten die Konsumlaune der privaten Haushalte. Somit dürften sich die Einzelhandelsumsätze auch im Jahr 2023 kaum besser entwickeln als in den Vorjahren. Der Mastercard SpendingPulseTM liefert frühzeitig Informationen über die Entwicklung der Einzelhandelsumsätze, auch auf Länderebene.«
Giovanni Grevi (ed.) 2023: Forging Europe’s leadership. Global trends, Russian aggression and the risk of a regressive world, Brussels: Foundation for European Progressive Studies (FEPS), September 2023
Joel Toelgyes et al. (2023): Heiße Diskussion: der Industriestrompreis, in: Arbeit & Wirtschaft Blog, 13.10.2023
»In Deutschland wird derzeit darüber diskutiert, mittels „Industriestrompreis“ Industrieunternehmen längerfristig einen Teil ihrer Stromkosten abzunehmen. Das könnte einen Subventionswettbewerb in ganz Europa auslösen. Besser wäre, möglichst schnell ein leistbares, nachhaltiges und funktionierendes Energiesystem aufzustellen und mit vorausschauender Industriepolitik die grüne Transformation aktiv zu gestalten.«
Thomas Obst und Samina Sultan (2023): Polen vor der Wahl – Wirtschaftsmodell im Wandel. Analyse des wirtschaftlichen Aufstiegs und der künftigen Herausforderungen. IW-Report, Nr. 51/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Oktober 2023
»Am 15. Oktober 2023 wird in Polen eine neue Regierung gewählt. Das Ergebnis dieser Wahl und die weitere wirtschaftliche Entwicklung des Landes sind auch für Europa und besonders die unmittelbaren Nachbarländer wie Deutschland relevant. Denn Polen ist mittlerweile überregional eng verflochten, etwa über die Handelsbeziehungen. Das polnische Handelsvolumen ist zwischen 1990 und 2023 stark gestiegen. Deutschland ist der wichtigste Handelspartner des Landes mit einem Anteil von 27 Prozent am polnischen Handelsvolumen. Als dynamisch wachsende Volkswirtschaft ist Polen zudem zu einem wichtigen Industriestandort in der Mitte der Europäischen Union avanciert.«
Claus‐Friedrich Laaser et al. (2023): Kieler Subventionsbericht 2023: Subventionen des Bundes in Zeiten von Ukrainekrieg und Energiekrise. Kieler Beiträge zur Wirtschaftspolitik, Nr. 44, Kiel: Institut für Weltwirtschaft (IfW), Oktober 2023
»Die Bundeshaushalte der Jahre 2022 und 2023 sind geprägt von dem Bemühen, Probleme zu bewältigen, die der Ukraine-Krieg und die daraus folgende Energiekrise mit sich gebracht haben. Die Autoren analysieren, welche der damit verbundenen Mehrausgaben eher der klassischen Staatsaufgabe „Bereitstellung öffentlicher Güter“ dienen und welche Mehrausgaben eher Subventionscharakter haben, also zu den Finanzhilfen und Steuervergünstigungen zählen. Sie zeigen, dass im Jahr 2023 die Finanzhilfen des Bundes um 113 Prozent auf 208 Mrd. Euro springen sollen, was den bisherigen Rahmen vollkommen sprengt. Dabei entfällt mit 101,6 Mrd. Euro fast die Hälfte auf die Finanzhilfen des neu installierten Wirtschaftsstabilisierungsfonds. Besonders dynamisch entwickeln sich auch die Finanzhilfen des Klima‐ und Transformationsfonds, die im Jahr 2023 auf 34,1 Mrd. Euro steigen sollen. Hinzu kommen die Steuervergünstigungen, die nach den aktuell nur für 2022 vollständige Daten 75,3 Mrd. Euro betragen. Nach den Schätzungen der Autoren betrug das gesamte Subventionsvolumen einschließlich der autonomen Finanzhilfen der Länder im Jahr 2022 mehr als 252 Mrd. Euro. Aufgrund der Einführung des Wirtschaftsstabilisierungsfonds steigen die gesamten Subventionen im Jahr 2023 auf voraussichtlich 362 Mrd. Euro.«
Friedrich Heinemann et al. (2023): Die ermäßigte Mehrwertsteuer in der Gastronomie. Bewertung und subventionspolitische Schlussfolgerungen. ZEW-Kurzexpertise Nr. 23-04, Mannheim: Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Oktober 2023
Peter Bofinger und Thomas Haas (2023): Der Digitale Euro. Nutzen, Kosten und Risiken. Gutachten im Auftrag der Bundessparte Bank und Versicherung der Wirtschaftskammer Österreich, Würzburg 2023
Jean-Victor Alipour (2023): Kein Homeoffice ist auch keine Lösung, in: ifo Schnelldienst, Nr. 10/2023
»Die Corona-Pandemie hat ein beispielloses Homeoffice-Experiment erzwungen. Für viele ist diese neue Flexibilität bis heute nicht aus dem Arbeitsalltag wegzudenken. Unterdessen häufen sich die Meldungen über Bestrebungen prominenter Unternehmen, ihre Beschäftigten wieder ins Büro zurückzuholen. Begründet wird der Schritt mit der Sorge um die Leistungsfähigkeit im Homeoffice. Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über die Studienlage zu Homeoffice und Produktivität und beantwortet die Frage, ob das Büro bald ein Comeback erlebt. Einige Studien stellen einen Rückgang der Produktivität fest, besonders wenn die Beschäftigten zwangsweise ins Homeoffice versetzt werden – wie unter Corona geschehen. Dagegen zeichnet die Studienlage zu hybriden Regelungen und Optionsmodellen ein durchweg positives Bild.«
Andreas Hummler et al. (2023): Deutschlands zirkuläre Zukunft: Wie Missionen die Transformation zur Circular Economy beschleunigen, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, Oktober 2023
»Um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben und ressourceneffizient sowie klimaneutral zu wirtschaften, braucht es in Deutschland die Transformation zur Kreislaufwirtschaft. Allerdings hat man hierzulande in den vergangenen zwei Jahrzehnten die einstige Vorreiterstellung in diesem Bereich eingebüßt. Auf politischer Seite existieren diverse strategische Ansätze, um hierauf zu reagieren. Jedoch mangelt es an einer ressort- und sektorübergreifenden strategischen Abstimmung und an einer Konkretion der Umsetzungspläne. Das Focus Paper zeigt auf, wie sich diese Schwachstellen durch einen Missionsorientierten Politikansatz adressieren ließen. Insbesondere sollten die politischen Akteure stärker als bislang kooperieren und gemeinsam verbindliche Ziele mit hoher gesellschaftlicher Relevanz definieren. Ebenso müssen bereits während des Missionsformulierungsprozesses die Steuerungs- und Umsetzungsmechanismen mitgedacht werden. Auch werden beispielhafte Vertiefungen für Kreislaufwirtschaftsmissionen aufgezeigt (bspw. in den Bereichen Batterietechnik, Bauwirtschaft und Chemisches Recycling).«
AG Energie und Umwelt im Managerkreis der Friedrich-Ebert-Stiftung (2023): Die Industriepolitik von der Energiepolitik emanzipieren – Plädoyer für einen neuen strategischen Ansatz, Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, September 2023
Kristina Rehbein (2023): Hüterin der Schulden, in: IPG-Journal, 05.10.2023
»IWF und Weltbank schützen die Interessen der Gläubiger und verhindern ein Insolvenzverfahren für Staaten. Dabei wird dies dringend gebraucht.«
AK Wien (2023): AK-Wohlstandsbericht 2023. Analyse des gesellschaftlichen Fortschritts in Österreich 2019–2024. Materialien zu Wirtschaft und Gesellschaft Nr. 245, Wien: Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien (AK Wien), Oktober 2023
Shekhar Aiyar, Andrea F. Presbitero and Michele Ruta (eds.) (2023): Geoeconomic Fragmentation. The Economic Risks from a Fractured World Economy, Paris and London: Centre for Economic Policy Research (CEPR), 2023
»Although estimates vary widely and are highly uncertain, the economic costs of geoeconomic fragmentation are likely to be large. The research community has a crucial role to play in informing the debate and suggesting policies to promote multilateral cooperation and help avert escalating geoeconomic fragmentation. This column introduces a new eBook presenting a collection of state-of-the-art studies on the economic risks of a fractured world economy and outlines avenues for future modelling, empirical and policy research in this area.«
Berthold Busch et al. (2023): Wohin fließt das Geld aus dem EU-Haushalt? Nettozahler und Nettoempfänger in der EU. IW-Report, Nr. 48/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), September 2023
»Mehr als 237 Euro zahlte im Jahr 2022 jeder Deutscher netto an die EU, zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) – kein anderes Land hat so tief in die Tasche gegriffen. Am meisten Geld geht an Deutschlands östlichen Nachbarn Polen.«
Adriana Neligan et al. (2023): Digitaler Produktpass — Enabler der Circular Economy. Relevanz und Umsetzbarkeit durch Unternehmen. IW-Report, Nr. 47/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), September 2023
»In einer Circular Economy ist ein neues Verständnis des Wirtschaftens sowie ein alternativer Umgang mit Rohstoffen erforderlich. Ressourcen sollen so lange wie möglich genutzt werden, um sowohl den Material- und Energieverbrauch als auch die Abfälle und Emissionen eines Wirtschaftssystems auf ein Minimum zu reduzieren. Die Politik diskutiert aktuell einen Digitalen Produktpass (DPP) als zentrales Instrument zum Aufbau einer Circular Economy, die über eine möglichst lange Nutzung von Ressourcen ein wichtiger Enabler der Klimaneutralität ist. Obwohl es bislang noch kein einheitliches, branchen- und unternehmensübergreifendes Produktpass-System gibt, existieren bereits Insellösungen für Informationssammlungen für bestimmte Produktgruppen. Über den DPP sollen wie in einem „Produktgedächtnis“ Informationen über das Produkt wie Hersteller, Material, Eigenschaften, Reparatur- und Entsorgungsmöglichkeiten digital für alle Akteure bereitgestellt werden, um so die Transparenz über den gesamten Produktlebenszyklus zu erhöhen.«
Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose (2023): Kaufkraft kehrt zurück – Politische Unsicherheit hoch. Gemeinschaftsdiagnose Herbst 2023, Halle an der Saale, September 2023
»Deutschland befindet sich seit über einem Jahr im Abschwung. Der sprunghafte Anstieg der Energiepreise im Jahr 2022 hat der Erholung von der Pandemie ein jähes Ende bereitet. Allerdings haben mittlerweile die Löhne aufgrund der Teuerung angezogen, die Energiepreise abgenommen und die Exporteure die höheren Kosten teilweise weitergegeben, so dass Kaufkraft zurückkehrt. Daher dürfte der Abschwung zum Jahresende abklingen und der Auslastungsgrad der Wirtschaft im weiteren Verlauf wieder steigen. Alles in allem wird das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2023 um 0,6 % sinken. Damit revidieren die Institute ihre Prognose vom Frühjahr 2023 kräftig um 0,9 Prozentpunkte nach unten. Der wichtigste Grund dafür ist, dass sich die Industrie und der Konsum langsamer erholen als im Frühjahr prognostiziert worden war. Für das Jahr 2024 liegt die Prognose mit 1,3 % nur 0,2 Prozentpunkte unter der aus dem Frühjahr. Danach wird sich bemerkbar machen, dass das Potenzialwachstum aufgrund der schrumpfenden Erwerbsbevölkerung mittelfristig deutlich zusammenschmilzt. Die Wirtschaftspolitik sollte die Standortqualität verbessern und die politische Unsicherheit auch im Kontext der Energiewende einhegen.«
Sebastian Dullien et al. (2023): Gewinninflation: Realität oder Fata Morgana? Die Rolle der Gewinnentwicklung für die aktuelle deutsche Inflation. IMK-Report Nr. 185, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), September 2023
➔ dazu: „Gewinninflation“ in vier Wirtschaftsbereichen treib t Teuerung in Deutschland erheblich (28.09.2023)
Sebastian Dullien et al. (2023): Stark restriktive Geldpolitik verschärft Wirtschaftsflaute. Prognose der wirtschaftlichen Entwicklung 2023/2024. IMK-Report Nr. 184, Düsseldorf: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), September 2023
»Die Wachstumsaussichten für die Weltwirtschaft sind verhalten. Die Weltkonjunktur expandiert 2023 und 2024 nur moderat. Das Welt-BIP steigt im Jahresdurchschnitt in beiden Jahren jeweils um 2,7 %, nach 3,4 % im vergangenen Jahr. Die deutsche Wirtschaft wird sich 2023 nach der schwachen Entwicklung im ersten Halbjahr auch in der zweiten Jahreshälfte nicht durchgreifend erholen. Im dritten Quartal dürfte es sogar zu einem leichten Rückgang des BIP kommen. Die Jahresverlaufsrate des BIP beträgt im Jahr 2023 -0,1 %; im Jahresdurchschnitt wird es um 0,5 % abnehmen. Im nächsten Jahr kommt es – getragen von einem dynamischen privaten Konsum – zu einer moderaten Erholung. Das BIP wird im Durchschnitt um 0,7 % zunehmen, im Jahresverlauf um 1,2 %. Die Verbraucherpreise in Deutschland werden 2023 im Jahresdurchschnitt um 6,0 % zulegen. Im Jahresverlauf 2024 dürfte sich die Inflationsrate wieder der Zielrate der EZB annähern; im Jahresdurchschnitt steigt sie um 2,4 %. Angesichts der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung im Prognosezeitraum nimmt die Zahl der Erwerbstätigen in diesem Jahr nur noch leicht und 2024 kaum noch zu. Die Arbeitslosenzahl wird im Jahresdurchschnitt 2023 um rund 190.000 Personen zunehmen; im nächsten Jahr um 143.000 Personen. Die Arbeitslosenquote beträgt in diesem Jahr 5,7 % (2024: 5,9 %); das sind rund 2,6 Millionen Personen.«
Anja Bauer et al. (2023): IAB-Prognose 2023/2024: Konjunkturflaute dämpft den Arbeitsmarkt. IAB-Kurzbericht Nr. 18/2023, Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), September 2023
»Die hohe Inflation, steigende Zinsen sowie eine schwache Auslandsnachfrage haben die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland gedämpft. Der Arbeitsmarkt wird dadurch zwar beeinträchtigt, gemessen an der schwachen Konjunktur hält er sich aber vergleichsweise gut. Der Kurzbericht gibt einen Ausblick auf die Entwicklung in den Jahren 2023 und 2024.«
Tom Krebs (2023): Ökonomische Analyse einer Verlängerung und Modifizierung der Strompreisbremse. Forschungsförderung Working Paper Nr. 305, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, September 2023
»Unserer Wirtschaft droht wegen der immer noch hohen Strompreise das Wegbröckeln von Teilen der Industrie. International konkurrenzfähige Preise für regenerativen Strom sind absehbar in Sicht, aber es droht Gefahr, dass auf dem Weg dorthin Wertschöpfung und Arbeitsplätze unwiederbringlich verloren gehen. In die aktuelle Debatte um einen Industriestrompreis bzw. Brückenstrompreis platziert der Ökonom Tom Krebs einen Alternativvorschlag, der darauf zielt, Produktionsverluste zu verhindern, und gleichzeitig hilft, die Klimaziele zu erreichen.«
Friedrich Fritze et al. (2023): Was treibt die Inflation in Österreich – Energieimporte, Profite oder Löhne?, Wien: Österreichische Nationalbank (OeNB), 19.09.2023
Barbara Engels (2023): Traumjob Influencer: Likes, Views und das große Geld?. Wie Jugendliche in Deutschland die Creator Economy wahrnehmen. IW-Report, Nr. 46/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), September 2023
»Die Creator Economy boomt: Immer mehr Unternehmen nutzen Content Creators, um ihre Produkte zu bewerben, und immer mehr Menschen möchten selbst Creators werden, also eigene digitale Inhalte erstellen, sie auf digitalen Plattformen einem wachsenden Publikum bereitstellen und monetarisieren.«
Jürgen Matthes und Thomas Puls (2023): Beginnt das De-Risking? Entwicklung des deutschen Außenhandels mit China im ersten Halbjahr 2023 und Weiterentwicklung des IW-Monitorings zu den Einfuhr-Abhängigkeiten von China. IW-Report, Nr. 43/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), September 2023
»Eine Analyse des Außenhandels mit China und der Einfuhrabhängigkeiten von China im ersten Halbjahr 2023 zeigt: Gegenüber dem ersten Halbjahr 2022 sank die deutschen Ausfuhren nach China um über 8 Prozent und die deutschen Einfuhren aus China um knapp 17 Prozent.«
Hubertus Bardt und Thilo Schaefer (2023): CO2-Preis steigert Kosten für die Industrie. IW-Kurzbericht, Nr. 65/2023, Köln: Institut der deutschen Wirtschaft (IW), September 2023
»Die deutlich gestiegenen Preise im europäischen Emissionshandel für Treibhausgase führen zu spürbaren Zusatzkosten für die Industrie. Beim schrittweisen Wegfall der bisher freien Zuteilung von Emissionsrechten drohen zudem weitere Kostenbelastungen in Milliardenhöhe.«
Michael Seemann (2023): Künstliche Intelligenz, Large Language Models, ChatGPT und die Arbeitswelt der Zukunft. Working Paper Forschungsförderung Nr. 304, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, September 2023
»Die rasante Entwicklung von Systemen Künstlicher Intelligenz wie Chat-GPT, die inhaltlich und sprachlich überzeugende Texte generieren können, hat eine intensive Debatte ausgelöst. Es stellt sich die Frage, welche Auswirkungen solche Systeme auf die Prozesse und Arbeitsweisen zum Beispiel in Wissens- und Kreativberufen haben werden. Diese Literaturstudie wertet den aktuellen Stand der Debatte aus. Sie führt in die technische Grundlage, die so genannten „Large Language Models“, ein und untersucht abschließend, welche Auswirkungen auf die Arbeitswelt zu erwarten sind.«
Lea Bernhardt et al. (2023): Breiter Industriestrompreis ist kein geeignetes Entlastungsinstrument, in: DIW Wochenbericht, Nr. 38/2023
»Die stark gestiegenen Energiepreise haben zu einer breiten Diskussion über mögliche Entlastungen für Unternehmen in Form eines Industriestrompreises geführt. Damit sollen Unternehmen international wettbewerbsfähig bleiben und es soll eine Abwanderung ins Ausland verhindert werden. Tatsächlich liegen die deutschen Strompreise für (Industrie-) Unternehmen aufgrund vielfacher Abgabenbefreiungen im europäischen Mittelfeld, sind aber deutlich höher als im außereuropäischen Ausland. Simulationen mit unterschiedlich starken Preisanstiegen zeigen, dass nur ein sehr kleiner Teil der Unternehmen große Kostenanstiege im Verhältnis zu ihrer Wertschöpfung zu verzeichnen hätte. Zudem besteht eine große Heterogenität zwischen den Branchen. So ist der Bereich der Industriegase oder die Aluminiumproduktion deutlich stärker betroffen als andere Industrien. Breit angelegte Industriestrompreise erscheinen daher wenig zielführend. Selektive Entlastungen für bestimmte Bereiche könnten wettbewerbsrechtlich problematisch sein und müssen möglicherweise weit über den Brückencharakter des Industriepreises hinaus gewährt werden.«
Deutsche Bundesbank (2023): Wirtschaftsstandort Deutschland: ausgewählte Aspekte der aktuellen Abhängigkeiten und mittelfristigen Herausforderungen, in: Monatsbericht September 2023
Deutsche Bundesbank (2023): Heterogene Wirkungen der Geldpolitik im Euroraum?, in: Monatsbericht September 2023
Deutsche Bundesbank (2023): Modelle zur kurzfristigen Konjunkturprognose während der jüngsten Krisen, in: Monatsbericht September 2023
Fabio Ghironi et al. (2023): International Economic Sanctions and Third- Country Effects. Staff Working Paper/Document de travail du personnel—2023-46, Ottawa: Bank of Canada, August 2023
Vanessa A. Boese-Schlosser and Markus Eberhardt (2023): How Does Democracy Cause Growth?. Discussion Paper SP V 2023-501, Berlin: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), July 2023
»Recent empirical work has established that ‘democracy causes growth’. In this paper, we determine the underlying institutions which drive this relationship using data from the Varieties of Democracy project. We sketch how incentives and opportunities as well as the distribution of political power shaped by underlying institutions, in combination with the extent of the market, endogenously form an ‘economic blueprint for growth’, which likely differs across countries. We take our model to the data by adopting novel heterogeneous treatment effects estimators, which allow for non-parallel trends and selection into institutional change, and run horse races between underlying institutions. We find that freedom of expression, clean elections, and legislative executive constraints are the foremost drivers of long-run development. Erosion of these institutions, as witnessed recently in many countries, may jeopardise the perpetual growth effect of becoming a liberal democracy we establish for the post-WWII period.«
Dominik Piétron et al. (2023): Die digitale Circular Economy. Zirkuläre Daten-Governance für eine Ressourcennutzung von der Wiege zur Wiege, Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung, August 2023
»Die Digitalisierung ist ein wichtiger und mächtiger Hebel, um die Transformation zu einer um- fassenden Kreislaufwirtschaft in Gang zu setzen. Um zirkuläre Wertschöpfung zu ermöglichen, bedarf es eines komplexen Managements von Material- und Stoffströmen entlang des gesamten Lebenszyklus eines Produkts. Der Schlüssel dazu sind Daten. Auf Grundlage konkreter Use-Cases aus unterschiedlichen Branchen analysiert die vorliegende Studie Chancen und Hürden einer da- tengestützten Circular Economy. Die Offenlegung und das Teilen von Produktinformationen über Unternehmensgrenzen hinweg wird als zentraler Erfolgsfaktor für neue zirkuläre Ökosysteme und Geschäftsmodelle entlang des gesamten Produktlebenszyklus identifiziert. Das Schlüssel- instrument auf Umsetzungsebene ist das europäische Projekt des digitalen Produktpasses (DPP) mit seinen umfassenden Transparenzpflichten für Unternehmen.«
Alexander Kriwoluzky und Ulrich Volz (2023): Geldpolitik in der Zeitenwende – Wie umgehen mit der Klimakrise?, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, Mai 2023
Simon Krause et al. (2023): Gastronomie im Aufschwung trotz vieler Krisen: Wie sieht das neue Konsumverhalten nach Corona aus?, in: ifo Schnelddienst, Heft 9/2023
»Die Gastronomiebranche wurde während der Corona-Pandemie vor erhebliche Herausforderungen gestellt. Seit dem Auslaufen der Corona-Maßnahmen im Frühjahr 2022 zeigt sich ein vorsichtiger Aufschwung in der Branche. Die Gastronomieumsätze haben sich nach den Lockdowns erholt und liegen aktuell inflationsbereinigt deutlich über dem Vorkrisenniveau. Den Betrieben ist es gelungen, einen Teil ihrer gestiegenen Kosten für Personal, Lebensmittel und Energie weiterzugeben, ohne dass die Gäste ausbleiben. Zudem haben sich die Gastronomieumsätze aus der Innenstadt in wohnortnahe Lagen und die Vororte verlagert („Donut-Effekt“) und nahmen am Wochenende im Vergleich zu Wochentagen zu. Dies deutet auf ein verändertes Konsumverhalten hin, bei dem die Menschen nach der Pandemie vermehrt Restaurants und Cafés besuchen, insbesondere in dezentralen und wohnortnahen Gebieten sowie am Wochenende. Auch sind unterstützende digitale Angebote der Gaststätten wichtiger geworden. Insgesamt zeigt sich der hohe Stellenwert der Gastronomie für das Leben vieler Menschen trotz der vielen Krisen der letzten Jahre.«
Johanna Garnitz und Daria Schaller (2023): ChatGPT, Chatbots und mehr – wie wird Künstliche Intelligenz in den HR-Abteilungen von Unternehmen genutzt?, in: ifo Schnelldienst, Heft 9/2023
»Das ifo Institut befragt im Auftrag von Randstad Deutschland quartalsweise deutsche HR-Abteilungen zu personalpolitisch relevanten Themen. Das aktuelle Schwerpunktthema befasst sich mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz, insbesondere in den HR-Abteilungen. Derzeit nutzen ca. 5% der befragten Unternehmen Künstliche Intelligenz im HR-Bereich, geplant haben dies weitere 25% der Unternehmen. Ein Viertel der Unternehmen ergreift Maßnahmen für den (geplanten) Einsatz von KI, und zwar am häufigsten in Form von Arbeits- und Expertengruppen (53%), gefolgt von Fortbildungen (43%). 86% der Teilnehmenden sind hinsichtlich des Einsatzes von KI skeptisch. Trotzdem sehen sie Potenzial für KI im Personalbereich, besonders im Bereich der Automatisierung von Personalprozessen, in der Rekrutierung und im Bewerbermanagement.«
Fritz Köllner (2023): Das neue Gebäudeenergiegesetz, in: Wirtschaftsdienst, Heft 9/2023
»Die Reform des Gebäudeenergiegesetzes zielt darauf ab, den Anteil erneuerbarer Energien im Gebäudebereich zu erhöhen. Die vorgesehenen Maßnahmen, insbesondere der forcierte Einsatz von Wärmepumpen, sind jedoch ökologisch ineffektiv, da mögliche CO2-Einsparungen im Rahmen des nationalen Emissionshandelssystems keinen Effekt auf die gesamte Emissionsmenge Deutschlands haben. Der Einsatz von Wärmepumpen erfordert bei vielen Bestandsbauten hohe Investitionen, wodurch die durch die Gebäudeheizung erzielbaren CO2-Einsparungen wesentlich teurer sind als in anderen Bereichen. Schließlich steht der dirigistische Ansatz des Gesetzentwurfs im Widerspruch zu dem ordnungspolitischen Konzept der sozialen Marktwirtschaft.«