Update: Eine Sperrung der Straße von Hormus kann „wirtschaftliche Katastrophe“ auslösen

Sie erinnern sich an die Einführungsveranstaltung. Da hatte ich mich mit dem Fallbeispiel Rohölpreisentwicklung beschäftigt und über ein „damals“ konstruiertes Szenario – es gibt einen Zwischenfall zwischen dem Iran und den USA im persischen Golf und man muss überlegen, ob das lokal und temporär begrenzt bleibt oder ob es eine Eskalation mit enormen Auswirkungen auf den Transport von Rohöl und Flüssiggas aufgrund einer angenommenen Sperrung der Straße von Hormus geben könnte.

Zwischenzeitlich ist die Entwicklung in der Region leider nicht zum Guten weiter vorangeschritten und ich hatte Ihnen am 15. April diesen Beitrag hier geschrieben: Wenn die Realität das ausgedachte Beispiel überholt. Zugleich einige höchst aktuelle Anmerkungen diesseits und jenseits der Meerenge von Hormus. Und nun muss erneut ein Update zu diesem Thema vorgenommen werden.

»Der Konflikt zwischen Israel und dem Iran droht zu eskalieren. Die Ölpreise legen nach dem Angriff Israels deutlich zu. Die große Frage der nächsten Tage wird sein: Was passiert in der Straße von Hormus?« So beginnt der Beitrag Irans Druckmittel: Sperrung der Straße von Hormus kann „wirtschaftliche Katastrophe“ auslösen von Amy Walker. Da taucht die Straße von Hormus schon im Titel auf. Schauen wir einmal genauer hin:

»Die weltweiten Energiemärkte blicken in diesen Tagen mit großer Sorge gen Nahen Osten. Nachdem Israel seinen Vergeltungsschlag gegen den Iran ausgeführt hat, bleibt offen, was der Iran als Nächstes tun wird. Extrem wichtig für die Weltwirtschaft ist dabei die Straße von Hormus, durch die 21 Prozent des weltweiten Rohöls passieren muss. Sollte der Iran entscheiden, den Schiffsverkehr hier zu stören oder gar gänzlich zu stoppen, könnte das eine weltweite Krise auslösen.«

Über dieses Szenario wird weltweit spekuliert.

»In einem Artikel der US-amerikanischen Denkfabrik The Atlantic Council schreibt der Energieökonom David L. Goldwyn, dass er „mindestens“ einen deutlichen Sprung bei den Transportkosten für Öl und Gas erwartet, da die Reedereien das neue Risiko auf den Schiffsrouten kompensieren müssen.«

Dann ein Blick auf die schlimmste Variante:

»Das Worst-Case-Szenario nach Israels Angriff auf Isfahan wäre jedoch, wenn der Iran die Straße von Hormus schließt. Durch diese Meerenge müssen alle Handelsschiffe fahren, die in den Persischen Golf ein- oder ausfahren wollen. Das betrifft 21 Prozent des weltweiten Öl- und Gashandels. Am heftigsten wäre Asien betroffen, da diese Länder 80 Prozent ihres Öls aus genau dieser Region beziehen.«

Was macht die derzeitige Unsicherheit aus? Man muss einige unsichere Variablen bedenken:

»Ob eine Schließung der Straße von Hormus nach dem Angriff Israels auf den Iran wahrscheinlich ist, ist schwer abzuschätzen. Denn auch der Iran selbst muss sein eigenes Öl durch diese Straße schleusen, und ist von den Einnahmen aus dem Ölhandel abhängig. Sollten die USA und ihre Verbündeten jedoch beschließen, das iranische Öl stärker zu sanktionieren als bisher, dann hätte Teheran nichts mehr zu verlieren. Werden neue Öl-Sanktionen nicht erlassen, dann wird der Iran seine wichtigste Einnahmequelle nicht selbst beschneiden. Gleichzeitig wollen die westlichen Verbündeten eigentlich natürlich genau diese Einnahmequelle, die Teheran zur Finanzierung von Terrorgruppen wie der Hamas und die Hisbollah nutzt, beschränken. Ein Balanceakt, also.«

»Trotzdem kann der Iran dieses Druckmittel nutzen, um den Ölpreis in die Höhe schießen zu lassen. Es reicht dazu schon, vereinzelt Schiffe auf dem Weg durch die Straße von Hormus zu stoppen … Am Samstag (13. April) etwa hatten die iranischen Revolutionsgarden iranischen Staatsmedien zufolge dort ein Containerschiff „mit Verbindungen“ nach Israel beschlagnahmt.« Darauf hatte ich Sie schon in meinem letzten Beitrag zu dem Thema am 15. April hingewiesen

Und was könnte das für den Ölpreis bedeuten?

»Im Falle einer weiteren Eskalation könnte der Ölpreis dreistellig werden, der Ökonom Folkver Hellmeyer spricht … gar von 150 Dollar pro Fass. Zum Vergleich: aktuell schwankt der Ölpreis zwischen 80 und 90 Dollar pro Fass. Direkt nach dem Angriff Israels auf den Iran schossen die Ölpreise sogar kurzzeitig über die 90-Dollar-Marke.«

Der Artikel wird mit einer optimistisch daherkommenden Stimme beendet:

»Analystin Ellen Wald, Autorin eines Buches über die Geschichte des saudiarabischen Ölriesen Aramco, erklärte, die Sorge vor eskalierenden Konflikten in Nahost könne die Ölpreise kurzfristig nach oben treiben. „Aber solange nicht etwas passiert, was den Ölfluss aus dem Persischen Golf für länger stoppt – und das ist sehr unwahrscheinlich -, wird es keine wirtschaftliche Katastrophe geben“, zeigte auch sie sich optimistisch.«

Die Hoffnung stirbt zuletzt.