Da rollt der ganz große Dollar. Bei Facebook und Co. sprudeln die Gewinne. Aber auch da oben gibt es Konkurrenz. Um diese KI

Ich hatte Ihnen das für die Digitalökonomie so wichtige Metcalfe’sche Gesetz erläutert, mit dessen Hilfe man die Monoplisierungstendenzen in der Digital- und Plattformökonomie besser verstehen und einordnen kann.

Dabei tauchte auch Facebook als ein Beispiel auf. Dieses Unternehmen – genauer gesagt der Meta-Konzern, zu dem Facebook gehört – taucht in der aktuellen Berichterstattung der Wirtschaftspresse auf, neben anderen Ihnen bekannten Firmen.

Bereits Anfang Februar 2024 wurde berichtet: »Milliardengewinne in der Techbranche: Vor allem Meta und Amazon glänzen mit ihren Jahreszahlen.« Und dann muss man sich erst einmal die Augen reiben, wenn man in dem Artikel Amazon und Meta mit Milliardengewinnen solche Zahlen serviert bekommt: »Bei den großen Techkonzernen haben sich die Gewinne teilweise mehr als verdreißigfacht. Meta und Amazon haben im Schlussquartal vergangenen Jahres jeweils mehr als zehn Milliarden Dollar Gewinn eingefahren.« Im Schlussquartal 2023 steht da – also in drei Monaten, nicht in einem Jahr.

»Meta klingelten die Kassen dank sprudelnder Werbeeinnahmen auf den Plattformen Instagram, Facebook und Co.: Der Konzern machte im vierten Quartal 2023 einen Gewinn von rund 14 Milliarden Dollar – eine Verdreifachung im Vergleich zum letzten Quartal 2022.«

Und nun wird unter der Überschrift Facebook-Mutter Meta hat große Pläne berichtet: »Die Facebook-Mutter Meta verdient mit Werbung viel Geld. In Zukunft soll nun besonders auf Künstliche Intelligenz (KI) gesetzt werden, um Instagram, WhatsApp und VR-Brillen attraktiver zu machen.«

»Auf mindestens eine App des Meta-Konzerns, zu dem unter anderem auch Instagram und WhatsApp gehören, griffen im März im Schnitt 3,24 Milliarden Nutzer täglich weltweit zu.«

»Im vergangenen Quartal lief das Werbegeschäft von Meta weiter auf Hochtouren. Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um 27 Prozent auf 36,45 Milliarden Dollar. Der Gewinn wurde mit knapp 12,4 Milliarden Dollar mehr als verdoppelt.« Eine Rendite von über 34 Prozent – nicht schlecht, um das mal untertrieben auszudrücken.

➞ Es gibt aber auch bei Meta Baustellen, auf denen tiefrote Zahlen geschrieben werden: »Nach wie vor hohe Verluste bringt allerdings das Geschäft mit der digitalen Welt Metaverse und Brillen zur Darstellung virtueller Realität (VR). Die angesprochene Sparte Reality Labs verbuchte operativ rote Zahlen von 3,85 Milliarden Dollar. Im Vorjahresquartal hatte sie einen operativen Verlust von knapp vier Milliarden Dollar eingefahren.«

Aber stehen bleiben (und sich an den sprudelnden Gewinnen berauschen) angesichts dieser beeindruckenden Zahlen wäre generell, in diesen Zeiten aber besonders kein guter Ratschlag. Es bleibt die »Frage, wo für die Facebook-Mutter die zukünftigen Geschäfte lauern und wie noch mehr Nutzer angezogen werden können.«

Dazu kann man dem Artikel entnehmen:

➔ »Große Hoffnungen setzt Meta-Chef Mark Zuckerberg deshalb in die gemeinsam mit Brillenhersteller Ray-Ban entwickelte vernetzte Brille mit Kamera, Mikrofon und Lautsprechern. Die KI kann in der Brille zum Beispiel Fragen dazu beantworten, was ein Nutzer gerade vor sich hat. „Brillen sind das perfekte Gerät für einen KI-Assistenten, weil sie sehen können, was man sieht, und hören können, was man hört“, sagte Zuckerberg.
Die Ray-Ban-Brille wurde in der Sparte Reality Labs entwickelt, die auch an der Metaverse-Plattform und Headsets zur Darstellung virtueller Realität (VR) arbeitet. In der Meta-Bilanz sind die Reality Labs allerdings bisher ein chronischer Verlustbringer.«

➔ »Das Thema KI wird für Meta auch in anderen Zusammenhängen immer wichtiger: Seit vergangener Woche tauchen in den Meta-Apps in den USA und mehreren anderen Ländern Buttons auf, die einen KI-Assistenten aktivieren. Zuckerberg verweist darauf, dass der Ansatz des Facebook-Konzerns, zunächst bei Nutzern beliebte Dienste aufzubauen und erst dann ans Geldverdienen zu denken, immer wieder funktioniert habe. Geschäftsmöglichkeiten sieht er unter anderem in der Kommunikation zwischen Unternehmen und ihren Kunden auf Metas Plattformen wie Facebook, Instagram und WhatsApp.
So stellt sich Zuckerberg „KI-Agenten“ vor, die anders als heutige Chatbots nicht nur einzelne Fragen beantworten, sondern für die Nutzer auch komplexere Aufgaben übernehmen könnten, die im Hintergrund eigenes Handeln und Recherche erforderten.«

»Zuckerberg hält große Stücke auf den hauseigenen KI-Assistenten Meta AI, der in einigen englischsprachigen Ländern schon in die Meta-Apps WhatsApp, Instagram und Facebook integriert ist. Dort lassen sich persönliche Chats mit Meta AI erstellen. Auch in Gruppenchats kann man den Assistenten über den Befehl „@MetaAI“ dazuholen und um Hilfe bitten. Der Chatbot kann Fragen beantworten, im Netz recherchieren, Aufgaben erledigen oder Bilder generieren. Seit vergangener Woche hat Meta AI ein neues großes Sprachmodell unter der Haube: Meta bezeichnet das überwiegend mit englischsprachigen Daten trainierte Llama 3 als „das beste Open-Source-Sprachmodell“. Das heißt: Der Programmcode ist frei zugänglich und kann von jedem verändert werden. Die Konkurrenten OpenAI und Google entwickeln ihre Sprachmodelle hinter verschlossenen Türen … Dutzende von Millionen Menschen hätten den Dienst bereits ausprobiert. Das Feedback sei sehr positiv.« Allerdings: »Die New York Times hat Meta AI getestet und kommt zu einem etwas differenzierten Urteil. Der Chatbot funktioniere nicht gut als Suchmaschine und habe Probleme mit Zahlen und Fakten. Besser funktioniere der Chatbot, wenn er mit vorhandenem Text arbeitet, z.B. beim Kürzen von Absätzen oder Entfernen von Fachbegriffen. Meta AI sei auch gut darin, schnell Bilder zu generieren.« (Quelle: Zuckerberg will Meta zum KI-Player Nr. 1 machen).

»Der hauseigene Assistent Meta AI solle zum „weltweit führenden KI-Dienst sowohl bei der Qualität, als auch bei der Nutzung werden“, verkündete der Facebook-Gründer.« Aber das macht erhebliche Investitionen erforderlich, so dass es nicht überraschend daherkommt, dass Zuckerberg die Anleger darauf einstimmt, »dass die KI-Offensive mit Investitionen in Software und Technik teuer werde – es aber Jahre dauern könnte, bis der Konzern damit Geld verdient.«

Zahlen dazu? Hier sind die Größenordnungen, wie sie von Meta kommuniziert werden:

»Meta kalkuliert den Angaben zufolge für 2024 mit Investitionen in Höhe von 35 bis 45 nach zuvor 30 bis 37 Milliarden Dollar, um den Rückstand zur KI-Konkurrenz aufzuholen.«

Das sei mehr als von Analysten erwartet wurde – und bei manchen Grund zur Sorge: »Zweieinhalb Jahre nachdem Zuckerberg den Konzern von Facebook in Meta umbenennen ließ, um den Fokus auf die zukünftigen virtuellen „Metaverse“-Welten zu betonen, scheint die Aussicht auf einen weiteren Umbruch Investoren den Angstschweiß auf die Stirn zu treiben. Nach den neuen Aussagen und dem teuren Ausblick kam die Meta-Aktie deutlich unter Druck.«

Und wo ist der Wettbewerb?

»Zuckerbergs große KI-Pläne bringen den Konzern zudem stärker in Wettbewerb mit dem ChatGPT-Entwickler OpenAI sowie anderen Tech-Schwergewichten wie Microsoft, der Google-Mutter Alphabet und Amazon, die alle eine führende Rolle bei Künstlicher Intelligenz spielen wollen. Dazu versucht der iPhone-Hersteller Apple mit seiner Brille Apple Vision Pro den Markt zu erobern und will dieses Jahr ebenfalls noch in Sachen KI auftrumpfen.«

Exkurs: Von der Facebook-Geburt auf einem Campus hin zu einem global aufgestellten Konzern

Vor Facebook kam Facemash: Der 19-jährige Mark Zuckerberg, der im zweiten Jahr an der Elite-Uni Harvard studierte, programmierte eine Seite, auf der die Bilder zweier weiblicher Studentinnen nebeneinander zu sehen waren. Besucher konnten abstimmen, welche der Damen attraktiver war. Die Bilder stammten aus den „Facebook“ genannten Studentenverzeichnissen von Harvard, und schon nach wenigen Tagen wurde Facemash von der Universitätsverwaltung aus dem Netz genommen. In der ersten von vielen Kontroversen um Copyright und Datenschutz drohte Zuckerberg der Rauswurf aus Harvard, doch schließlich durfte er bleiben. Die Bilder stammten aus den „Facebook“ genannten Studentenverzeichnissen von Harvard, und schon nach wenigen Tagen wurde Facemash von der Universitätsverwaltung aus dem Netz genommen. In der ersten von vielen Kontroversen um Copyright und Datenschutz drohte Zuckerberg der Rauswurf aus Harvard, doch schließlich durfte er bleiben. 

➔  Bereits 2003 fiel Mark Zuckerberg als junger Harvard-Student für Psychologie und Informatik auf, indem er eine eigene Seite programmierte und online stellte: facemash.com. Auf dieser Seite wurden zwei zufällig ausgewählte Bilder von Studentinnen aus den Akten der Schule gezeigt und der Benutzer durfte entscheiden, wer von beiden attraktiver ist. Die Seite blieb allerdings nicht lange bestehen, denn die Bilder hatte Zuckerberg ohne Zustimmung der einzelnen Personen ins Internet gestellt. Kurz darauf baten ihn die Winklevoss-Zwillinge Cameron und Tyler auf Rat eines Bekannten darum, ihnen bei der Realisierung ihrer Seite zu helfen. Zusammen mit Divya Narendra wollten beide eine Online-Seite für Harvard eröffnen, auf welcher man sich austauschen und eventuell Lebens- oder Lernpartner finden konnte. Zu Beginn schien Zuckerberg noch angetan von der Idee, formte dabei aber seinen eigenen Wunschgedanken, die gesamte Welt zu vernetzen. Angeblich hatte er den wohl schon zuvor gehabt. Daher schob er das Projekt der Winklevoss-Zwillinge zur Seite, um seine eigene Website zu fördern: thefacebook.com. Mit der Hilfe von Dustin Moskovitz, Chris Hughes und Eduardo Saverin gelang es Zuckerberg, seine Seite unter dem Motto „Facebook – Eine offene und vernetzte Welt“ am 4. Februar 2004 für alle Harvard-Studenten online zu stellen. Das Facebook (sinngemäß Jahrbuch) fand zügig regen Anklang unter den Studenten. Deswegen reagierte Zuckerberg schnell und stellte seine Seite bereits ein Jahr später für alle Ivy-League-Universitäten zur Verfügung. Trotz diverser Rechtsstreite seitens der Winklevoss-Zwillinge, die ihn beschuldigten, ihre Idee gestohlen zu haben, formte Zuckerberg sein Projekt weiter. Noch im Jahr 2004 traf er auf Sean Parker – einen der Mitbegründer des Musik-Streaming-Dienstes Napster. Durch das Gespräch mit Parker, der ihn ermutigte und ihm Unterstützung bot, fasst er seinen Entschluss, das „the“ aus dem Namen zu streichen, um seine Seite klarer erscheinen zu lassen. Die Community wuchs kontinuierlich weiter. Bereits Ende 2005 konnte Facebook stolze sechs Millionen Nutzer vorweisen. Im folgenden Jahr startete Zuckerberg die Seite auch für die mobile Nutzung. 

2004 erfolgte die offizielle Firmengründung als Facebook Inc. und Mark Zuckerberg zog mit seinem Unternehmen ins kalifornische Silicon Valley. Ein Jahr später wurde das „The“ aus dem Namen gelöscht. Facebook.com ging an den Start und gewann bereits im ersten Jahr sechs Millionen Mitglieder.

Den größten Schritt machte Facebook im September 2006: Das Social Network stand nicht mehr nur Studenten und Schülern offen, sondern allen Menschen ab 13 Jahren. Außerdem entstanden zahlreiche geschäftliche Seiten, denn Unternehmen erkannten die Chancen dieser neuen Kommunikationsform schnell. Geld verdiente Facebook zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Die Wende kam 2008 mit Sheryl Sandberg als neuem Chief Operating Officer. Sie erkannte, dass Gewinne nur über Werbeeinnahmen generiert werden konnten. Ein Jahr später schrieb das Unternehmen erstmals schwarze Zahlen. Im selben Jahr wurde eine der bekanntesten Funktionen von Facebook eingeführt: der „Like“-Button („Gefällt mir“ in der deutschen Version).

2010 gab Facebook bekannt, die Zahl von 500 Millionen Nutzern erreicht zu haben, 2012 hatte sich die Zahl auf 1 Milliarde verdoppelt. In den USA war es die am zweithäufigsten besuchte Website nach der Suchmaschine Google.

Als Glücksgriff für Facebook erwies sich 2012 der Kauf von Instagram. Das Social Network, in dem vor allem Bilder geteilt werden, erlebte in den folgenden Jahren einen riesigen Boom als Werbeplattform. (Quelle: Facebook: Geschichte des größten sozialen Netzwerks). 

Weitere Zukäufe waren der Messengerdienst WhatsApp und die Firma Oculus, die Virtual-Reality-Brillen herstellt. Am 19. Februar 2014 gab das Unternehmen die Übernahme des Messenger-Dienstes WhatsApp für rund 19 Milliarden US-Dollar bekannt. Einen Monat darauf folgte der Kauf von Oculus VR für rund 400 Millionen US-Dollar plus Facebook-Aktien im Wert von 1,6 Milliarden Dollar.

2012 kam es zu einem erneuten Umschwung in dem aufstrebenden Unternehmen: Facebook Inc. ging an die Börse. Allerdings sank der Aktienkurs schon eine Woche nach dem Börsengang von 38 auf rund 33 Dollar, was einen Marktkapitalisierungs-Verlust von ungefähr 14 Milliarden Dollar bedeutete.

Und für die Interessierten hier die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) der Meta Platforms, Inc.: