Außenhandel: Die „Terms of Trade“

Die „Terms of Trade“ sind eine wichtige Kennzahl der Außenhandelsstatistik. Hier wird die Entwicklung der Exportpreise und der Importpreise in Relation gesetzt (➞ Verhältnis des Preisindex für Einfuhrgüter zum Preisindex für Ausfuhrgüter), entweder für alle oder für einzelne Warengruppen. Die Terms of Trade geben das reale Austauschverhältnis der Güter im Außenhandel wieder. Steigen z. B. die Ausfuhrpreise bei konstanten oder sinkenden Einfuhrpreisen oder sinken die Einfuhrpreise bei konstanten Ausfuhrpreisen, verbessern sich die Terms of Trade, weil für die gleiche Exportmenge mehr Importgüter eingeführt werden können. Durch die Berechnung der Terms of Trade in der Außenhandelsstatistik versucht man Handelsgewinne oder -verluste zu quantifizieren und damit die Performance des Außenhandels sichtbar zu machen. Mit der Ermittlung der Terms of Trade bekommt man einen detaillierten Überblick über das Verhältnis der Preise für die Waren, die ein Land verlassen und jener Produkte, die in das Land eingeführt werden.

In der alten Bundesrepublik Deutschland haben sich die Terms of Trade in den 1960er Jahren verbessert – bis zum Ausbruch der sogenannten ersten „Ölkrise“ in den 1970er Jahren. Diese Verbesserung der Terms of Trade führte zu einem Wohlstandsgewinn aufgrund der zunehmenden „Exportkaufkraft“ (denn bei ansteigenden Terms of Trade kann eine Volkswirtschaft vom Erlös der exportierten Güter mehr Güter importieren als vorher, man kann sich also mehr leisten). Das änderte sich dann 1973, als die Rohstoffpreise, vor allem für Rohöl, sprunghaft anstiegen. Da die Exportpreise nicht im gleichen Ausmaß angestiegen sind, verschlechterten sich die Terms of Trade des deutschen Außenhandels. Auch der zweite Ölpreisschock (1979/1980) hatte sinkende Terms of Trade zur Folge. Erst 1986 kann man in der Abbildung einen deutlichen Sprung nach oben bei den deutschen Terms of Trade erkennen – damals bedingt durch einen Preissturz auf den Ölmärkten und eine gleichzeitige kräftige Abwertung des US-Dollar gegenüber der damaligen D-Mark.

Nach vielen Jahren der relativen Stabilität der Terms of Trade haben sich die im Kontext der Finanz- und Weltwirtschaftskrise 2008/09 wieder verschlechtert, weil damals die Importpreise stärker angestiegen sind als die Preise auf Seiten der exportierten Güter. Und dann sieht man 2021 und 2022 einen starken Einbruch der Terms of Trade.

Die folgende Abbildung zeigt die Terms of Trade-Entwicklung auf der Basis der monatlichen Entwicklung von Januar 2021 bis April 2024:

Offensichtlich haben ab Mitte 2021 die Importpreise stärker angezogen als die Preissteigerungen, die man für die deutschen Exportgüter auf den Absatzmärkten durchsetzen konnten. Wenn man das in Verbindung setzt mit dem Anstieg der Inflation, der Mitte 2021 losgegangen ist und weit über die Zielinflationsrate der EZB von 2 % lag, und dabei berücksichtigt, dass die hohe Inflationsrate vor allem bedingt war durch die enormen, überdurchschnittlichen Preissteigerungen für Energie und Lebensmittel, dann wird verständlich, dass vor dem Hintergrund der Energieimportabhängigkeit der deutschen Volkswirtschaft (nicht nur bei Erdgas, sondern auch bei Erdöl und Kohle) sowie der Importabhängigkeit bei den meisten Metallen (gerade für die industrielle Wertschöpfung bei uns wichtig) die Verschlechterung der deutschen Terms of Trade durch den starken Anstieg vor allem für Energie auf der Importseite bedingt ist. Der dort verursachte Preisanstieg konnte nicht ausgeglichen werden durch entsprechend kompensierende Preiserhöhungen für die typischen deutschen Exportgüter, so dass sich die Performance des deutschen Außenhandels deutlich verschlechtert hat.

Die stark gestiegenen Preise für Rohstoffe und Energie haben Deutschlands Importrechnung in den vergangenen Jahren enorm erhöht. Deutschland musste einen viel höheren Anteil seiner Wertschöpfung für Energieimporte ausgeben als zuvor. Dagegen stiegen die Preise für Waren, die Deutschland in andere Länder exportiert, nicht so stark. Das Austauschverhältnis, die Terms of Trade, verschlechterten sich. Das war im Jahr 2021 bis in den Herbst 2022 so. Dadurch habe Deutschland geschätzt über 100 Milliarden Euro an Wohlstand verloren, so das ifo-Institut. Erst Ende 2023 hat wieder einen Gegenbewegung nach oben eingesetzt. Zum einen durch die wieder rückläufige Energiepreise. Ebenfalls beigetragen hat auch der stärkere Euro. Energie wird auf den Weltmärkten überwiegend in US-Dollar abgerechnet.

Man muss also bei der Bewertung von Veränderungen berücksichtigen, dass sich die Terms of Trade, also die Relation von Exportpreisniveau zu Importpreisniveau, auch durch Währungskursschwankungen verändern können. Wenn beispielsweise der Euro gegenüber dem US-Dollar abwertet und man weiß, dass zahlreiche Rohstoffe und Energieprodukte in Dollar fakturiert werden, dann verschlechtern sich die Terms of Trade durch einen abwertungsbedingten Preisanstieg bei diesen Importgütern. Und umgekehrt.