Wie ist das mit den Inflationsursachen?

Grundsätzlich gibt es zwei unterschiedliche Ursachen für Inflation. Zum einen kann die Ursache im monetären Bereich liegen, vor allem bei der im Umlauf befindlichen Geldmenge (monetäre Inflation), zum anderen kann die Ursache in Ungleichgewichten zwischen Angebot und Nachfrage auf den Gütermärkten liegen. Im letzteren Fall kann zwischen einer Nachfrageinflation und einer Angebotsinflation unterschieden werden.

Nachfrageinflation entsteht dann, wenn z. B. aufgrund stark gestiegener Löhne die Güternachfrage das Güterangebot übersteigt und die Produzenten ihr Angebot nicht mehr ausweiten können, weil sie ohnehin an ihren Kapazitätsgrenzen produzieren. Ursachen für eine Nachfrageinflation können ein starkes Wachstum in mindestens einer der Nachfragekomponenten des BIP sein: privater oder staatlicher Konsum, Investitions- oder Güternachfrage. Nach der Verwendungsseite des BIP können damit der Staat, die Haushalte, die Unternehmen und das Ausland für Inflationstendenzen verantwortlich sein.

Geht die Nachfrageinflation von einer der drei binnenwirtschaftlichen Nachfragekomponenten aus, spricht man von einer hausgemachten oder endogenen Inflation. Von einer importierten Nachfrageinflation spricht man, wenn die Ursprünge im Außenbeitrag liegen.

Ein zu knappes Güterangebot im Verhältnis zur Güternachfrage kann zur Angebotsinflation führen. Sie tritt vor allem als „Kosteninflation“ auf. Gestiegene Kosten werden an die Verbraucher weitergegeben. Es kann auch zu einer „Marktmachtinflation“ kommen: Marktbedingte Gewinnsteigerungen der Unternehmen können zu einer Erhöhung der Angebotspreise führen.

Mit importierte Inflation wird eine Inflationsursache bezeichnet, die relevant sein kann für eine offene Volkswirtschaft, die z. B. dauerhaft hohe Exportüberschüsse aufweist oder wegen Rohstoffabhängigkeit den internationalen Preisschwankungen ausgesetzt ist. Eine importierte Inflation kann z. B. entstehen, wenn auf internationalen Rohstoffmärkten etwa für Mineralöl die Preise steigen und die inländischen Unternehmen ihre gestiegenen Produktionskosten als Preiserhöhungen weitergeben. Die „importierte Inflation“ würde sich in diesem Fall also auf der Angebotsseite neiderschlagen.

Und wie ist das mit dem Preisanstieg seit Mitte 2021?

Hier wurden wir mit einer Mischung aus Angebots- und Nachfrageinflation konfrontiert. Die vor allem pandemiebedingt unterbrochenen Lieferketten haben zu Produktionsengpässen und damit zu einem reduzierten Güterangebot geführt. Kann die Automobilindustrie z. B. aufgrund mangelnder Computerchips ihre Produktion nicht aufrechterhalten, entstehen nicht nur Knappheiten bei der Herstellung von Fahrzeugen, sondern auch in vielen nachgelagerten Industriezweigen. Die stark gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise sind auch durch den Wegfall russischer Gas- und Öllieferungen sowie den kriegsbedingt ausgefallenen Getreidelieferungen der Ukraine entstanden.

Neben der Ausweitung der staatlichen Ausgaben während der Corona-Pandemie haben Nachholeffekte bei den Konsumausgaben nach den Lockerungen der Corona-Maßnahmen und vor allem die Angebotsverknappungen auf den Energie- und Rohstoffmärkten durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine die Inflation nach oben getrieben.

Exkurs in die Wirtschaftspolitik: Von einem „Doppel-Wumms“ und mehr: Politische Maßnahmen in Zeiten einer hohen Inflation 

Die Bundesregierung hat im Jahr 2022 versucht, die Auswirkungen der hohen Inflation auf die privaten Haushalte mit verschiedenen Maßnahmen abzumildern. Bis Oktober 2022 wurden vier Entlastungspakete in Milliardenhöhe geschnürt. Die ersten beiden im Frühjahr 2022 verabschiedeten Entlastungspakete beliefen sich auf rund 30 Milliarden Euro, das dritte Entlastungspaket vom September 2022 hat einen Umfang von 65 Milliarden Euro. Zuletzt wurde ein massives Unterstützungspaket in Höhe von 200 Milliarden Euro („Doppel-Wumms“) als Abwehrschirm gegen die hohe Preissteigerung im Energiebereich beschlossen.

Zu den Maßnahmen gehören u. a.: Tankrabatt für einen begrenzten Zeitraum für Kraftstoffe, günstiger öffentlicher Personennahverkehr (9-Euro-Ticket), Energiepreispauschale für Erwerbstätige, Selbstständige und Gewerbetreibende, Grundfreibetrag bei der Einkommenssteuer und höherer Arbeitnehmer-Pauschbetrag, Einmalzahlung für erwachsene Empfänger von Leistungen der sozialen Sicherungssysteme, Einmalbonus zum Kindergeld, Heizkostenzuschuss für Wohngeldhaushalte, Abschaffung der EEG-Umlage, Energiepreispauschale und Gaspreisdeckel.