In der ZDF-Doku zum Thema „Abzocke in Deutschland – Kartelle auf Kosten der Kunden“, die bereits einige Jahre alt ist, tauchte in dem Beitrag ein dort als einsamer Kämpfer gegen die sich untereinander preisabsprechenden Hersteller von Matrazen dargestellter Händler auf, der am Ende begonnen hat, seine eigenen Matrazen herzustellen – mit einem guten Gespür für Marketing nannte er die damals „Anti-Kartell-Matraze“.
Nun sind schon einige Jahre ins Land gezogen und der eine oder andere hat sich vielleicht die Frage gestellt, was aus dieser „Anti-Kartell-Matraze“ eigentlich geworden ist.
Also vorab: Unter dem Markenname Bodyguard® gibt es die Anti-Kartell-Matraze® immer noch zu kaufen. Und nicht nur das – dieses Produkt scheint nach den Schätzungen der Marktanteile der Matrazenhersteller ganz vorne zu liegen. Gestartet als Aktion zur Markenpreis-Positionierung (gegen die anderen, die sich angeblich zu einem Kartell verbündet hätten, um den Verbrauchern zu hohe Preise aufzudrücken) hat sich die Anti-Kartell-Matraze in ein reguläres Produkt verwandelt, welches ganz normal über den Online-Shop vertrieben wird.
Quelle: Screenshot https://www.bett1.de/produkte/bodyguard-anti-kartell-matratze (Abruf am 06.11.2025)
Und wie sieht es aus auf dem deutschen Matrazen-Markt?
Das wurde ja schon in dem ZDF-Beitrag erwähnt: Nicht nur verbringen wir viel Lebenszeit auf den Matrazen, sondern das wird auch ein ordentlicher Umsatz generiert: Das Marktvolumen liegt nach Schätzungen von Branchenexperten bei rund 1,2 bis 1,5 Milliarden Euro jährlich (einschließlich Onlinehandel).
Der deutsche Matratzenmarkt ist ein Beispiel für einen ehemals stark fragmentierten, später konsolidierten Markt, der sich in den letzten Jahren durch Online-Direktvertrieb und Discounterstrategien erheblich verändert hat.
➔ Wandel vom Fachhandel zum Onlinevertrieb: Vor 2015 wurde der Großteil der Matrazen über stationäre Händler (Matratzen Concord, Dänisches Bettenlager usw.) verkauft. Mittlerweile dominieren Online-Direktvertrieb und Plattformen (Amazon, Otto, eigene Shops) den Markt. Gerade bett1.de, dessen Inhaber in der ZDF-Doku über die Kartelle auftauchte, hat diesen Wandel stark beschleunigt, da hier klassische Preisaufschläge durch Zwischenhändler eliminiert wurden.
Wir haben es mit einem wettbewerbsintensiven Markt zu tun. Es gibt mehr als 100 im Verkauf angebotene Marken und über 30 Hersteller, wenn man Eigenmarken und Onlineanbieter mitzählt.
| Unternehmensgruppe/Marke | Marken/Vetrieb | Anmerkungen |
| bett1.de (Bettzeit GmbH) | BODYGUARD® „Anti-Kartell-Matratze“ | Reiner Onlineanbieter, Direktvertrieb ohne Zwischenhändler, Preisführer seit 2015 |
| Recticel / Schlaraffia | Schlaraffia, Swissflex, Superba | Einer der größten europäischen Schaumstoff- und Matratzenhersteller, belgischer Konzern |
| Breckle Gruppe | Breckle, Malie, Hukla (teilweise), Diamona (zuvor) | Traditionsreiche deutsche Herstellergruppe, beliefert auch viele Handelsmarken |
| f.a.n. Frankenstolz Schlafkomfort | f.a.n., Medisan, Irisette (teilweise) | Produziert sowohl eigene als auch Handelsmarken (z. B. für Aldi, Lidl, Otto) |
| Tempur-Sealy International | Tempur®, Sealy®, Stearns & Foster® | Premiumsegment, globaler Marktführer im Memory-Foam-Bereich |
| Ravensberger Matratzen | Ravensberger, Orthopädische Matratze, Latex-Modelle | Direktvertrieb aus Deutschland, online stark vertreten |
| Emma Sleep GmbH | Emma One, Emma Original, Emma Hybrid | International erfolgreicher D2C-Anbieter („Direct-to-Consumer“), Sitz in Frankfurt |
| IKEA | Morgedal, Hövåg, Valevåg, usw. | Große Volumenmarke, deckt das Niedrig- und Mittelpreissegment ab |
Aber auch hier muss man bei einem genaueren Hinschauen feststellen: Der Markt wird von einigen größeren Gruppen dominiert, die viele Marken unter sich vereinen. In den letzten Jahren (etwa seit 2015) hat sich der Markt stark konsolidiert – kleinere Hersteller wurden übernommen oder verdrängt.
| Anbieter | Geschätzter Marktanteil |
| bett1.de (Bodyguard) | 20-25% |
| Emma Sleep | 15 % |
| Schlaraffia/Recticel | 10-15% |
| Frankenstolz/Irisette/Malie/Breckle zusammen | 20-25% |
| IKEA, Discounter und Handelsmarken | 20 % |
| Restliche kleine Hersteller | 5-10% |