Ich habe in der letzten Vorlesung versucht, Ihnen einen Einstieg zu ermöglichen in die beiden großen konzeptionellen Schneisen, die man in das große, weite Feld der Wirtschaftspolitik schlagen kann. Ausgehend von der Ihnen vorliegenden Abbildung mit den Einflussfaktoren auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und das gesamtwirtschaftliche Angebot habe ich versucht zu erläutern, dass man üblicherweise in der Wirtschaftswissenschaft zwischen nachfrage- und angebotsorientierter Wirtschaftspolitik unterscheidet. Abhängig davon, auf welcher Seite der Gesamtwirtschaft man versucht, mit wirtschaftspolitischen Maßnahmen bestimmte Effekte zu erreichen.
VWL
Aufwertung der Währung und weniger Güternachfrage im Inland? Fragen und Antworten zur Geldpolitik
In der Vorlesung am 12. Dezember 2024 ist hinsichtlich meines Lehrvideos zur Geldpolitik eine Nachfrage gestellt worden, bei der es um die schematische Darstellung der Auswirkungen von Wechselkursveränderungen auf die Entwicklung der Verbraucherpreise ging. Dabei konnte konkret beim Wirkungskanal eine Aufwertung betreffend nicht nachvollzogen werden, warum denn bei einer Aufwertung beispielsweise des Euro gegenüber dem US-Dollar die „Güternachfrage im Inland“ zurück geht. Müsste die nicht eigentlich steigen?
Hier zur Erinnerung die Abbildung aus der Foliensammlung, dort Folie 11:
Quelle der Abbildung: Deutsche Bundesbank (2024): Geld und Geldpolitik, Frankfurt am Main, S. 154
Der deutsche Außenhandel: Komparative Vorteile und Nachteile des (ehemaligen) Exportweltmeisters
»Deutschland war viermal Weltmeister im Fußball, dreimal im Handball und ist jetzt sogar Weltmeister im Basketball. Aber am allerliebsten ist Deutschland Exportweltmeister. Das sind wir sechsmal hintereinander gewesen, von 2003 bis 2008.«
(Quelle: Exportweltmeister wird Deutschland wohl nie wieder)
Wie hat es Deutschland schaffen können, in den Jahren 2003 bis 2008 ganz oben auf dem Export-Treppchen zu landen? Dazu Moritz Kraemer, der Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) mit einem Rückblick: »Rund um das Jahr 2000 gab es zwei wichtige Entwicklungen: Die Eurozone wurde geschaffen und China öffnete sich den Märkten. Der Euro erlaubte es – weil er für unsere Unternehmen unterbewertet war – der deutschen Wirtschaft, kompetitiv in neue Märkte vorzudringen. Das hätte mit der D-Mark nie geklappt. Da sich gleichzeitig China öffnete, entstand dort eine riesige Nachfrage. Von dieser Nachfrage haben deutsche Unternehmen besonders stark profitiert, denn sie konnten die Güter liefern, die besonders gefordert waren: Maschinen und Autos.«
Konjunkturelle Frühindikatoren: Ein Beispiel ihrer Verwendung in der Wirtschaftspresse und ein Blick auf das HDE-Konsumbarometer und das GfK Konsumklima
Wir haben uns intensiver mit einigen wichtigen konjunkturellen Frühindikatoren beschäftigt, denn mit ihrer Hilfe soll die bedeutsame Zuliefererfunktion der Volkswirte für Unternehmen und Organisationen sowie für die Politik – also die Vorhersage der kommenden konjunkturellen Entwicklung – fundiert werden. Sie helfen im Idealfall, den Blick in die Glaskugel der möglichen und wahrscheinlichen Entwicklung der Wirtschaft etwas klarer zu machen.
Und ich hatte darauf hingewiesen, dass die konjunkturellen Frühindikatoren, die ich Ihnen beispielhaft präsentiert habe, immer wieder in der Berichterstattung der Wirtschaftspresse auftauchen. Das soll hier an einem Beispiel illustriert werden.
Am 21. Mai 2024 wurde im Handelsblatt der folgende Artikel von Axel Schrinner veröffentlicht (Hervorhebungen nicht im Originaltext, diese sollen Sie an Begriffe erinnern, die wir – fast alle – behandelt haben):
Von der Verlagerung der Produktion in Billiglohnländer zur Rückverlagerung in die Nähe der Absatzmärkte. Und China? Die haben ihre Arbeiter einfach nach Europa geschickt
Sie haben in der Vorlesung schon einiges gelernt über die Globalisierung, die seit Jahren in aller Munde ist. Nach den Ihnen vorliegenden Materialien wissen Sie, dass es auch schon früher, viel früher eine große Globalisierungswelle gegeben hat, in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg.
Aber die Hyperglobalisierung der letzten Jahre (die für uns heute vor allem mit China verbunden wird) ist auch nicht plötzlich vom Himmel gefallen, sondern hat eine längere Entwicklungsgeschichte. Und am Anfang stand die Textilindustrie. Die steht zum einen paradigmatisch für die Verlagerung eines ganzen Wirtschaftszweigs in Billiglohnländer und für zahlreiche negative Folgen der Globalisierung, auf der anderen Seite erkennt man seit einigen Jahren eine gewisse Rückverlagerung der Produktion aus den asiatischen Ländern wieder in die Nähe der europäischen Absatzmärkte.
Globalisierung und Außenhandel: Was Sie mitgenommen haben sollten
Ich habe Ihnen zwei Foliensammlungen zur Verfügung gestellt, einmal zu dem so wichtigen und immer wieder auftauchenden Begriff der Globalisierung und dann eine weitere, die sich mit den Umrissen des deutschen Außenhandels beschäftigt.
Was sollten Sie aus dem Studium dieser Materialien mitgenommen haben? Ich gebe hier einige Hinweise und kleide die in Fragen, mit denen Sie überprüfen können, ob Sie das auch verstanden haben und einordnen können.
Was haben die Bibel und auch der Koran mit der Volkswirtschaftslehre zu tun?
Ich hatte in der Vorlesung kurz darauf hingewiesen, dass man die Bibel bzw. Teile davon durchaus als ein volkswirtschaftliches Lehrbuch lesen und interpretieren kann. Natürlich in der diesem Sammelband entsprechenden ganz eigenen Sprache, aber es kommt ja auf die Inhalte an.
Beispielsweise findet man im Alten Testament durchaus eine Vorstellung von dem, was wir als Konjunkturzyklus besprochen haben, also vereinfacht gesagt das Auf und Ab der wirtschaftlichen Entwicklung. In der Bibel wird von den „sieben fetten und den sieben mageren Jahren“ gesprochen. Das müssen wir uns einmal genauer anschauen. Zugleich ist das wirklich ein ökonomisches Lehrstück, was ich Ihnen hier berichten kann.
Der Big-Mac-Index: Was ein (angeblich) homogener Fleischklumpen mit der Kaufkraft und den Wechselkursen von Währungen zu tun haben soll
Sie erinnern sich: Bei der Behandlung des so bedeutsamen Themas Bruttoinlandsprodukt (BIP) wurde hinsichtlich der in der VWL überaus wichtigen internationalen Vergleiche darauf hingewiesen, dass man aufpassen muss, wenn die BIP-Werte unterschiedlicher Werte in einer Währung ausgewiesen werden, üblicherweise ist das der US-Dollar. Auf der einen Seite ist das notwendig, um die in ganz unterschiedlichen Währungen ausgewiesenen BIP-Werte vergleichen zu können, auf der anderen Seite muss man berücksichtigen, dass dabei normalerweise die jeweiligen Währungen zum aktuellen oder in dem betrachteten Jahr durchschnittlich gegebenen Wechselkurs zum US-Dollar umgerechnet werden. Das aber kann problematische Folgen haben.
Die eine große bedeutsame Zahl – das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Und was da nicht enthalten ist
Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) mit der zentralen Kennzahl Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist von fundamentaler Bedeutung für das Wirtschaftsleben – an der Veränderung des BIP wird nicht nur allgemein das Wirtschaftswachstum festgemacht, sondern auch die konjunkturelle Entwicklung. Und gerade in der Politik ist die Fokussierung auf das BIP und seine Veränderung von großer Bedeutung.
Zu der besonderen Bedeutung des BIP in Politik und Wirtschaft vgl. auch diesen Artikel: Regieren nach Zahlen. Dort wird über die Arbeit des Politikwissenschaftlers Philipp Lepenies berichtet, der die Rolle, die statistische Indikatoren in der modernen Politik spielen, untersucht hat. „Indikatoren wird heutzutage eine einmalige und wichtige instrumentelle Rolle zugeschrieben“, so Lepenies, der das Forschungszentrum für Umweltpolitik der Freien Universität Berlin leitet. „Der renommierte amerikanische Ökonom Joseph Stiglitz hat das folgendermaßen ausgedrückt: Was wir messen, bestimmt unser Verhalten. Und wenn wir falsch messen, handeln wir falsch.“ Seit einigen Jahren schon gibt es in mehreren OECD-Staaten Bemühungen, Regierungen durch die Etablierung sogenannter alternativer Wohlfahrtsindikatoren dazu zu bewegen, sich weniger um Wirtschaftswachstum und stärker um die Erhöhung der Lebensqualität und der Zufriedenheit der Bürger zu kümmern.
Da ist es, das Jahresgutachten 2024/25 der „fünf Wirtschaftsweisen“. Und auch die haben nach einem Blick in die Glaskugel Sorgenfalten im Gesicht
Ich hatte Ihnen das gestern in der Vorlesung bei der Einführung in die große, weite Welt der Makroökonomik bereits angekündigt, nun ist es geschehen: Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung – umgangssprachlich als die „fünf Wirtschaftsweisen“ bezeichnet – haben heute ihr Jahresgutachten 2024/25 veröffentlicht, wie immer im November eines Jahres. Sofort wurde das in den Online-Medien aufgegriffen, beispielsweise unter dieser Überschrift: Wirtschaftsweisen erwarten nur geringes Wachstum. Immerhin wird da Wachstum erwartet, wird der eine oder andere von Ihnen denken, haben wir doch besprochen, dass im vergangenen Jahr 2023 die deutsche Wirtschaft gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) geschrumpft ist, um 0,3 Prozent. Und wurde nicht erst im „Herbstgutachten 2024“ der Wirtschaftsforschungsinstitute, das Ende September 2024 vorgelegt wurde, nicht auch für das noch laufende Jahr kein Wachstum, sondern ein erneuter Rückgang um 0,1 Prozent vorausgesagt? Schauen wir mal genauer in die Meldung: