Wir haben schon intensiv über wichtige konjunkturelle Frühindikatoren gesprochen, mit deren Hilfe dann diese Konjunkturprognosen erstellt werden. Aber die beziehen sich auf die kommenden Monate und Jahre und sie müssen ausgehen von der tatsächlichen Lage (und Entwicklung in der Vergangenheit). Das Statistische Bundesamt veröffentlicht regelmäßig solche Beurteilungen der aktuellen Lage und da taucht es dann wieder auf, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) und einzelne Komponenten des BIP wie der private Konsum oder die Investitionen oder der Beitrag des Außenhandels.
Die neueste Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes datiert auf den 25. November 2025 und ist so überschrieben: Bruttoinlandsprodukt: Ausführliche Ergebnisse zur Wirtschaftsleistung im 3. Quartal 2025. Wirtschaftsleistung unverändert im Vergleich zum Vorquartal. Das schauen wir uns mal etwas genauer an.
Sie haben ja schon lernen müssen, dass wir in den beiden zurückliegenden Jahren, also 2023 und 2024, in einer Rezession waren. Zwei aufeinanderfolgende Rezessionsjahre, in denen also die am BIP gemessene volkswirtschaftliche Wertschöpfung schrumpft, das hat es so noch nicht gegeben. Nun ist das laufende Jahr 2025 bald vorbei und wie sieht es da aus? Geht’s nach oben? Kommen wir raus aus dem Tal der Tränen?

Bereits der erste Blick auf den aktuellen Rand der langen Zeitreihe verdeutlicht Ihnen, dass man die Fragen leider nicht positiv beantworten kann, offensichtlich stagniert die am BIP gemessene wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. Das wird noch deutlicher, wenn man den aktuellen Bereich vergößert:

Und auch die Darstellung der prozentualen Veränderungen des BIP gegenüber dem jeweiligen Vorjahresquartal zeigt dementsprechend ein betrübliches Bild:

Was berichtet die Wirtschaftspresse über die aktuellen Zahlen?
Hierzu beispielhaft aus der Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung vom 25.11.2025, die ihren Bericht so betitelt hat: „Konsum sinkt, Wirtschaft stagniert“: »Auch im dritten Quartal wächst die deutsche Wirtschaft nicht. Das liegt am schwächelnden Konsum, aber auch die Exporte schrumpfen. Ökonomen rechnen zum Jahresende nicht mit einem Aufschwung.«
Die ziehen uns offensichtlich gleich am Anfang jeden Hoffnungszahn.
Lesen wir weiter:
Sinkende Konsumausgaben der Verbraucher und schrumpfende Exporte haben die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal ausgebremst.
„Die anhaltende Schwäche der deutschen Wirtschaft zeigt, dass die Krise noch nicht vorbei ist“, kommentierte der Konjunkturexperte am gewerkschaftsnahen Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Christian Breuer, die Entwicklung. Banken-Ökonomen sehen das ähnlich. „In den vergangenen drei Jahren hat die deutsche Wirtschaft nur einmal zwei Wachstumsquartale in Folge geschafft“, sagte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. Seit Ende 2022 sei Europas größte Volkswirtschaft im Schnitt in jedem Quartal um 0,1 Prozent geschrumpft. Das sehe „wie eine endlose Lähmung aus“.
Lichtblick im abgelaufenen Quartal waren die Investitionen:
Für Ausrüstungen – vor allem Maschinen, Geräte und Fahrzeuge – gaben die Unternehmen 1,1 Prozent mehr aus als im Vorquartal. „Dies spiegelt sich auch in einer positiven Entwicklung der gewerblichen Pkw-Neuzulassungen wider“, hieß es dazu. Die Bauinvestitionen sanken dagegen um 0,5 Prozent.
Aber beim Konsum sieht es dunkel aus:
Der private Konsum schrumpfte zum ersten Mal seit Ende 2023, und zwar um 0,3 Prozent. Die Verbraucher gaben etwa in Restaurants und Hotels weniger aus, wie die Statistiker herausfanden. Die Konsumstimmung hatte sich zuletzt eingetrübt, nicht zuletzt wegen der gestiegenen Arbeitslosigkeit. „Die privaten Haushalte wagen nicht, mehr Geld auszugeben“, sagte der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, Cyrus de la Rubia.
Der Staatskonsum wuchs hingegen um 0,8 Prozent. Experten führen dies hauptsächlich auf höhere Personalausgaben zurück. „Einen Aufschwung kann man dadurch nicht generieren“, sagte de la Rubia.
Auch vom Außenhandel blieben positive Impulse aus:
Exportiert wurden 0,7 Prozent weniger Waren und Dienstleistungen als im zweiten Quartal. Besonders Service-Exporte – etwa Gebühren für die Nutzung von geistigem Eigentum, zum Beispiel Lizenzgebühren für den Vertrieb von Software oder Franchisegebühren – gaben deutlich nach. Trotz hoher US-Zölle nahm die Ausfuhr von Waren nur um 0,1 Prozent ab. Die Einfuhr von Waren und Dienstleistungen stagnierte auf dem Niveau des Vorquartals.
„Der ausfallende Export in die USA und nach China stellt die deutsche Wirtschaft vor erhebliche Herausforderungen“, sagte IMK-Experte Breuer. So produziert die Volksrepublik zunehmend selbst Waren, die früher aus Deutschland bezogen wurden. Zudem läuft das Geschäft mit den USA schlecht, weil Präsident Donald Trump hohe Importzölle für Waren aus der Europäischen Union verhängt hat. Seit August gilt für die überwiegende Mehrheit der EU-Exporte in die USA ein Zollsatz von 15 Prozent – ein Mehrfaches des früheren Wertes.
Und bei den wenigen Ausführungen zum Thema Perspektiven tauchen sie dann wieder auf, die Ihnen bekannten konjunkturellen Frühindikatoren – unter der Überschrift: „Kein Herausexportieren mehr“.
Die Chancen für einen kräftigen Aufschwung im laufenden vierten Quartal stehen nicht besonders gut. Der Ifo-Geschäftsklimaindex als wichtigster Frühindikator für die deutsche Wirtschaft sank im November überraschend auf 88,1 Punkte, nach 88,4 Punkten im Oktober. Das deute auf ein Mini-Wachstum von 0,1 Prozent im vierten Quartal hin, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. „Es fehlt an Dynamik, die Wirtschaft stagniert vor sich hin.“
Zentrales Problem bleibe der Auftragsmangel und der hat Folgen:
„Früher konnte sich Deutschland aus Krisen herausexportieren“, sagte Wohlrabe. „Das fällt nun weg.“ Die Exporterwartungen der Unternehmen drehten im November ins Negative. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit gerate unter die Räder, sagte Wohlrabe.