Grow, baby, grow! Die Hoffnung mit dem Wirtschaftswachstum. Und immer wieder: Die eine große Zahl und was darin (nicht) enthalten ist

Es ist Ihnen sicherlich deutlich geworden, dass das, was als Wirtschaftswachstum bezeichnet (und das wir an der Veränderung der am BIP gemessenen volkswirtschaftlichen Wertschöpfung bestimmen), von einer fundamentalen Bedeutung ist. Nicht nur in der VWL im engeren Sinne, sondern auch in fast jeder Politikerrede wird man nicht verschont von der Forderung nach oder der Inaussichtstellung von „mehr Wachstum“. In Deutschland könnte man hinzufügen: Es wäre ja schon ein Erfolg, wenn man nach drei Jahren der Stagnation und Rezession überhaupt irgendein positives Wirtschaftswachstum hätte. Allerdings, das haben Sie auch schon gelernt, korrigieren zahlreiche Akteuere ihre Prognosen für das laufende Jahr ein sowieso schon überschaubar niedriges Wirtschaftswachstum weiter nach unten, auf die Nulllinie oder manche Spielverderber sogar unter die Nulllinie.

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Gerade noch haben wir darüber gesprochen, da bekommen wir ein Beispiel geliefert, warum auch der Staat ein besonderes Interesse an den Konjunkturprognosen der Volkswirte haben muss

In der Vorlesung hatte ich Ihnen bei der Besprechung des Themenfeldes Konjunktur und Konjunkturindikatoren erläutert, dass die Erstellung und Bereitstellung von Konjunkturprognosen eine bedeutsame Zuliefererfunktion der Volkswirte für Betriebswirte in den Unternehmen ist – und für den Staat. Für Bund, Bundesländer, Kommunen und die Sozialversicherungen,1 die alle zusammen den Sektor „Staat“ bilden, ist es überaus wichtig, eine Einschätzung der vor uns liegenden konjunkturellen Entwicklung zu bekommen, denn daraus kann abgeleitet werden, wie sich die Einnahmen des Staates entwickeln werden (und auch ein Teil der Ausgabenseite – man denke hier an steigende Ausgaben der Arbeitslosenversicherung, wenn es aufgrund einer schlechten konjunkturellen Entwicklung zu einem Anstieg der Zahl der Arbeitslosen kommt, die dann die Versicherungsleistung Arbeitslosengeld in Anspruch nehmen – und das dann auch noch in Verbindung mit rückläufigen Einnahmen der von der Bundesagentur für Arbeit administrierten Arbeitslosenversicherung, denn die Beiträge an diese speisen sich aus den Löhnen der Beschäftigten bis zur Beitragsbemessungsgrenze und die schrumpfen natürlich, wenn mehr Menschen ihre Beschäftigung verlieren).2

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Die Welt der Skalenerträge – und das Fließband. Und darüber hinaus: Wirtschaftsgeschichte kann so hilfreich und spannend sein

Sie erinnern sich – mehrmals war in der Vorlesung bereits die Rede von den Skalenerträgen oder „Größenvorteilen“ oder „economies of scale“. Diese Begrifflichkeit, die Ihnen in der ökonomischen Diskussion immer wieder begegnen wird (und mit deren Hilfe Sie auch sehr gut Geschäftsmodelle von Unternehmen bis hin zu ganzen Branchen einordnen können) ist volkswirtschaftlich von besonderer Bedeutung, denn damit wird auch das „Gesetz der Massenproduktion“ angesprochen. Im VWL-Skript finden Sie dazu eine Übersichtsdarstellung der „Größenvorteile“ im Vergleich zu den „Verbundvorteilen“ (Sell 2024: 66). Dort wird davon gesprochen, dass hinter der angesprochenen Gesetzmäßigkeit der Tatbestand steht, dass die langfristigen Stückkosten bei steigender Ausbringungsmenge sinken. Generell formuliert stellen die Skaleneffekte ab auf Kostenersparnisse, die bei wachsender Ausbringungsmenge beispielsweise durch produktivitätssteigernde Spezialisierung, durch Lerneffekte (Erfahrungskurve) und/oder durch Kapazitätsgrößenvorteile realisiert werden können.

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Die ganz eigene Welt der Preisbildung bei Arzneimitteln (bei uns) – und die andere Welt des Donald Trump in den USA

In meinem VWL-Skript finden Sie den „Exkurs: Ein Blick auf die ganz eigene Welt der Preisbildung bei Arzneimitteln“ (S. 77 ff.). Viele Güter durchlaufen eine Art „Lebenszyklus“. Das Marktphasenmodell verknüpft diesen Produktlebenszyklus mit den einzelnen Marktformen. Die wettbewerbspolitische Bedeutung der Marktphasentheorie liegt vor allem darin, die vorübergehende Monopolstellung des Innovators, des „Pionierunternehmers“, als „Belohnung“ für Risiko und Einführung technischen Fortschritts zu honorieren, gleichzeitig aber auch durch Offenheit der Märkte zu gewährleisten, dass nach einer bestimmten Zeit Konkurrenz auftritt und eine übermäßige Ausnutzung der Monopolstellung verhindert. In der Pharmaindustrie (einer der vier industriellen Schwergewichte in Deutschland) gibt es staatlich vorgegebene Schutzzeiten für ein neues Medikament/einen neuen Wirkstoff, die es dem Innovator ermöglichen, „Monopolrenten“ zu erwirtschaften, da er befristet der einzige Anbieter auf dem Markt ist und vor Konkurrenz geschützt wird. Nach Auslaufen der Schutzfrist können andere Unternehmen das Medikament/den Wirkstoff kopieren. Deren Produkte kommen dann als „Generika“ auf dem Markt.

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Die (Nicht-)Absicherung des Risikos Berufsunfähigkeit. Ein Beispiel für Marktversagen und asymmetrische Information?

Ich hatte Ihnen in der Vorlesung als Fallbeispiel aus dem Themenfeld Marktversagen und dem Problem asymmetrischer Information – das nicht nur, aber gerade in der Versicherungsökonomie eine bedeutsame Rolle spielt – die privatisierte Absicherung des Risikos Berufsunfähigkeit mit auf den Weg gegeben.

Dazu gehörte auch ein Arbeitsauftrag: Sie sollten zum einen ermitteln, wie teuer Sie monatlich eine Absicherung des Risikos der Berufsunfähigkeit kommt, also wie hoch wäre Ihr Beitrag, den Sie an die Versicherung zu zahlen haben, jeweils für einen Berufsanfänger in der BWL und im Vergleich dazu für einen mit der Berufsausbildung Fleischer/Fleischerin – wobei Sie bei der Ermittlung der zu zahlenden Beiträge von Ihrem aktuellen Alter ausgehen sollten, also bei den meisten zumindest kalendarisch noch ein sehr junges Alter. Hintergrund war die im Fallbeispiel als „Berufsgruppen-Bingo“ angesprochene ganz unterschiedliche Bepreisung unterschiedlicher Berufe nach ihrem (statistischen) Risiko, dass es zu einem Versicherungsfall kommt. Die Ergebnisse derjenigen, die sich beteiligt haben, belegt diese These.

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Überall diese Kartelle. Sogar bei Schultaschen. Und bei „Brückendehnfugen“ haben sich zwei Anbieter die Torte geteilt. Und Pablo Escobar ist zwar tot, nicht aber die Drogen-Kartelle

Es ist wirklich kaum zu glauben, wie viele Kartelle in der Vergangenheit aufgedeckt worden sind (und wie viele noch im Schattenreich vor sich hin wirken). Schauen wir mal in die Berichterstattung – und beginnen mit einem „Pharma-Kartell“:

»Die Europäische Kommission hat gegen fünf Pharmaunternehmen Geldbußen in Millionenhöhe verhängt. Gegenstand ist die Beteiligung an einem Kartell für einen wichtigen pharmazeutischen Wirkstoff«, so dieser Beitrag: Pharma-Kartell: EU verhängt Geldbußen gegen Boehringer und Co.. Um was genau geht es hier? »Es ist das erste Mal, dass die Kommission im Arzneimittelsektor Geldbußen wegen eines Kartells verhängt. Konkret geht es um den Wirkstoff N-Butylscopolaminiumbromid (Butylscopolamin), einen Ausgangsstoff zur Herstellung des Arzneimittels Buscopan und entsprechender Generika, die gegen Bauchkrämpfe eingesetzt werden.«

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Amazon und seine marktbeherrschende Stellung. Das muss nicht so bleiben. Hat ein potenzieller „Amazon-Killer“ bereits seinen Fuß auf dem Spielfeld?

Sie sind bei der Auseinandersetzung mit den Tiefen und Untiefen der Digitalwirtschaft mit Amazon konfrontiert worden. Dabei haben sich auch gelernt, dass das Bundeskartellamt von einer „überragenden marktübergreifenden Bedeutung“ des Unternehmens spricht (vgl. dazu: Für Amazon gelten verschärfte Regeln – Bundeskartellamt stellt überragende marktübergreifende Bedeutung fest (§ 19a GWB) vom 06.07.2022). Diese Einordnung von Amazon beruht auf der Beobachtung und Analyse des Unternehmens im Rahmen der Anwendung des § 19a GWB (Missbräuchliches Verhalten von Unternehmen mit überragender marktübergreifender Bedeutung für den Wettbewerb), eine Regelung, die seit 2021 gezielt große Digitalkonzerne betrifft.

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Von „natürlichen“ Monopolen und immer wieder Deregulierung und Regulierung als Schlüsselbegriffe der Wirtschaftspolitik

Bei der Besprechung der Marktform des Monopols sind wir auf den Begriff der „natürlichen Monopole“ gestoßen. Eine der typischen Ökonomen-Definitionen für das, was man sich unter diesen „natürlichen Monopolen“ vorstellen muss, geht so: Als natürliches Monopol wird in der Mikroökonomie eine Situation bezeichnet, in der sich aufgrund hoher Fixkosten und niedriger Grenzkosten besonders ausgeprägte steigende Skalenerträge ergeben. 

Alles klar? Nochmal genau lesen – wo haben wir hohe Fixkosten und relativ niedrige Grenzkosten? Hier die Beispiele, die ich Ihnen in der Vorlesung genannt und die wir dann auch teilweise vertiefend diskutiert haben: Eisenbahnen, Telefon-, Post-, Energie- und Wasserversorgungsnetze. Leitungsgebundene Infrastruktur also. Es macht nun wahrlich kein Sinn, nur für die Herstellung von Wettbewerb und damit von Wahlmöglichkeiten mehrere Wasser- oder Stromleitungen nebeneinander in die Häuser zu legen, von denen dann aber nur ein Netz genutzt wird.

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Der Phantasie von Umgehungsstrategien sind keine Grenzen gesetzt. Der Kokain-Markt in Europa als Beispiel

Ich hatte in der letzten Veranstaltung als ein aktuelles Fallbeispiel zum Thema „Umgehungsstrategien“ über diese Meldung berichtet: BKA-Chef Münch sieht Kokain-Schwemme: »Kokain soll sich nach Angaben von BKA-Chef Münch sehr stark verbreiten. Da der Markt in Nordamerika gesättigt sei, konzentriere man sich nun stärker auf Europa.«

Mit illegalen Drogen werden in der EU schätzungsweise 31 Milliarden Euro Umsatz erzielt. Es handle sich damit um eine wichtige Einnahmequelle für die organisierte Kriminalität, heißt es in einem Bericht, der von der Europäischen Drogenagentur und der Polizeibehörde Europol veröffentlicht wurde und über den im Frühjahr 2024 berichtet wurde, beispielsweise in diesem Artikel: Drogenumschlagplatz Europa: Illegale Drogen in der EU erzielen jährlich 31 Milliarden Euro Umsatz: »Der europäische Rauschgifthandel erweist sich als krisenfest und innovativ. Marktanteile werden immer brutaler umkämpft. Das führt zu mehr Morden, Entführungen, Folter und Korruption.«

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Aus der großen weiten Welt der Preisbildung: Da gibt es den „Schweinezyklus“. Und einen wirklich „schweinischen Markt“

Bei der Behandlung der Preisbildung haben Sie zwei wichtige und immer wieder auftauchende Begriffe kennengelernt: Den „Schweinezyklus“ und das Auktionatormodell.

Grundsätzlich ist der „Schweinezyklus“ ein Merkmal von Märkten, auf denen zwischen der Entscheidung für eine Angebotsänderung und dem Wirksamwerden dieser Angebotsänderung eine gewisse Zeit vergeht und die Marktteilnehmer künftige Situationen nur schwer vorhersehen können, weshalb sie zu Fehleinschätzungen verleitet werden.

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